Vorrundenrückblick, Teil 6: Michael Frey ist Spieler der Vorrunde

Die Artikelreihe zur statistischen Analyse der FCZ-Vorrunde 17/18 auf Züri Live neigt sich vor Rückrundenstart dem Ende entgegen und es wurden schon einige Einzelaspekte beleuchtet.

Bisher publiziert:

Vorrundenanalyse, Teil 1 – Torbeteiligungen

Vorrundenanalyse, Teil 2 – Schiessen und Treffen / Winter am effizientesten

Vorrundenanalyse, Teil 3 – Rodriguez, Sarr, Nef, Frey erfolgreich bei Standards

Vorrundenanalyse, Teil 4 – die Zürcher Mauer zerbricht vorne und im Mittelfeld

Schlagzeiten: Vorrundenrückblick, Teil 5

Wir schauen nun auf die Gesamtleistung der einzelnen Spieler. In jedem der 23 Wettbewerbsspiele des Herbstes kürte Züri Live einen Most Valuable Player. Mit Abstand am häufigsten verliehen wurde diese Auszeichnung Michael Frey (7x). Der Berner zeigte damit in beinahe einem Drittel der Partien den wertvollsten Beitrag zur Teamleistung. Frey kommt von allen regelmässig eingesetzten Spielern auch auf die beste Durchschnittsnote (7,2). Dies trotz einzelnen nicht guten Phasen speziell Ende September mit zwei ungenügenden (unter 5) Noten hintereinander in Lausanne und Basel.

Dies war gleichzeitig genau die Phase, in welcher es Raphael Dwamena besonders gut lief. Der Ghanaer war Züri Live-MVP in Lausanne, in Basel und anschliessend zu Hause gegen Lugano in drei Partien hintereinander. Die im Zusammenhang mit Dwamena häufig repetierte Storyline, er habe stark begonnen und sei dann wegen des missglückten Transfers nach England für den Rest der Vorrunde nicht mehr in der Lage gewesen, gute Leistungen zu erbringen, ist aus Züri Live-Sicht nicht ganz korrekt. Der 22-jährige hatte seine beste Phase der Vorrunde nach seiner Rückkehr in die Mannschaft. Es schien zwei, drei Wochen lang Ende September / Anfang Oktober, als könne Raphael zu einer wichtigen FCZ-Stütze in dieser Vorrunde werden. Erst danach kam der leistungsmässige Einbruch.

Neben der Anzahl MVP-Auszeichnungen und der Durchschnittsnote ist Michi Frey auch bezüglich Anzahl Top-Aktionen (136) die Nummer 1 der Mannschaft. Sogar in der Rangliste der Top-Defensivaktionen ist die Sturmspitze Viertbester nach Kevin Rüegg, Umaru Bangura und Alain Nef. Ein Drittel seiner Top-Aktionen sind defensiver Natur. Am meisten Top-Offensivaktionen (101) kann aber Roberto Rodriguez aufweisen, der von den regelmässig eingesetzen Spielern beim Notenschnitt (6,9) an dritter Stelle hinter Frey und Rüegg liegt. Danach folgen Michael Frey (90), Raphael Dwamena (66) sowie Kevin Rüegg und Adrian Winter (je 50).

Alain Nef, Rasmus Thelander, Cédric Brunner und Andris Vanins haben vor allem dank zeitweise starken Spieleröffnungen von hinten heraus einen relativ hohen Anteil an Top-Offensivaktionen. Auch die Verteilung der Top-Aktionen bei Sangoné Sarr (ein Drittel Defensiv, zwei Drittel Offensiv) zeigt möglicherweise seine vielleicht etwas überschätzte defensive und gleichzeitig etwas unterschätzte offensive Wirkung. Letzteres einmal abgesehen von seiner Schusstechnik, bei welcher gar nicht die Möglichkeit besteht, sie zu unterschätzen.

Die mit Abstand beste Durchschnittsnote weist Fabian Rohner auf, der sich bei seinem Super League-Début gegen Luzern und in Lausanne jeweils die Note 9 auf einer Skala von 1-10 verdiente und in Lausanne zur Pause beim Stand von 0:4 eingewechselt, als «Hansdampf in allen Gassen» wesentlich dafür mitverantwortlich war, dass die Mannschaft nicht noch weiter auseinanderfiel. An zweiter Position im Notenranking folgt Maren Haile-Selassie, welcher zu Beginn der Saison einige Einsätze in der Liga hatte, beim Cupspiel in Chippis zum MVP gewählt wurde, dann aber im weiteren Verlauf der Saison auch in den Trainings und Testspielen etwas nachliess.

Immerhin acht Spieler weisen bisher eine ungenügende Durchschnittsnote auf. Dzengis Cavusevic und Kay Voser reichte es leistungsmässig nicht mehr auf Super League-Niveau ihr Team adäquat zu unterstützen – und gehören mittlerweile nicht mehr dem Kader der Ersten Mannschaft an. Dies kann unter anderem auch eine Chance für junge Spieler aus dem eigenen Nachwuchs werden, zu mehr Spielzeit zu kommen – vor allem auf den Seiten (Rohner, Aliu) als Einwechselspieler oder gar Ersatz für Adrian Winter und/oder Pa Modou.

Dieser Pa Modou Jagne gehörte zusammen mit Victor Palsson und Sangoné Sarr zu einer Gruppe von Spielern mit sowohl von Spiel zu Spiel, wie auch innerhalb derselben Partie stark schwankenden Leistungen – zur Mehrheit ungenügend. Umaru Bangura begann die Saison solide, hatte aber als Verteidiger mit Qualität, dessen grösster Feind der eigene Schlendrian ist, bezeichnenderweise beim 3:0-Sieg im Cup in Bassersdorf seine erste ungenügende Note – in einer Partie, wo man sich wirklich speziell «Mühe geben» muss, um einen ungenügenden Eindruck zu hinterlassen. Im Anschluss daran folgten zwei weitere ungenügende Leistungen Banguras in Lausanne (1:1) und bei der ersten Saisonniederlage in Basel (0:1), wo der Nationalspieler Sierra Leones mit Note «3» enttäuschte.

Es folgten bunt vermischt durchschnittliche, gute und weniger gute Leistungen, bis dann in der letzten Partie in Lausanne der totale Absturz erfolgte. Die Folge: Tiefstnote «1» (genauso wie bei Stürmer Raphael Dwamena), welche auf Züri Live genauso wie die «10» nur höchst selten vergeben wird. Banguras Leistungen können durchaus als Indikator für den Auftritt der Mannschaft als Ganzes genommen werden, ist die Entwicklung doch über weite Strecken deckungsgleich, was sicherlich auch die Wichtigkeit des zentralen Verteidigers für das Team betont.

Obwohl nur in den vier Cuppartien (wovon drei gegen unterklassige Gegner) eingesetzt, konnte Yanick Brecher die negativen Eindrücke aus der Abstiegssaison nur unwesentlich korrigieren. Er kommt damit ebenso auf eine ungenügende Durchschnittsnote wie der mit durchschnittlich 3,5 schlechteste FCZ-ler der Vorrunde, Yassin Maouche, bei welchem jeweils sowohl im Spiel wie auch im Training auf eine gute Aktion jeweils drei schlechte folgen. Nach der Winterpause hat sich der Genfer zudem im Training einen Aussenbandanriss zugezogen.

 

 

Testspielstatistik: Rodriguez setzt sich ab, Langzeitprojekte Aliu, Rohner, Sadrijaj, Kryeziu

Nach der Winterpause hat die Anzahl der Testspiele des FCZ bereits beinahe wieder diejenige der Meisterschaftspartien erreicht. Und erfahrungsgemäss wird wohl im Frühling die ein oder andere weitere Begegnung dazukommen. Trotzdem ist es Zeit, schon mal eine kleine Zwischenbilanz der 16 Testbegegnungen (aufgrund nur je einer Halbzeit gegen Uster und Winterthur am Drei-Städte-Turnier 15 x 90 Minuten) zu ziehen. Roberto Rodriguez hat mit acht Toren und drei Assists in den Tests bisher deutlich am meisten Skorerpunkte erzielt. Zuletzt erzielte der Stadtzürcher beide Tore bei der “Hauptprobe“ der Stammelf in Altach und traf auch im Spiel davor gegen Shkendija nach Foul an Pa Modou vom Penaltypunkt. Weniger Minuten pro Skorerpunkt benötigten Dzengis Cavusevic (knapp), sowie Eric Tia, der bei seinem bisher einzigen Einsatz gegen Winterthur am Drei-Städte-Turnier vier Minuten nach seiner Einwechslung traf. In der Saison 16/17 war noch Moussa Koné der „Testspielkönig“ mit 20 Skorerpunkten in ebenso vielen Partien gewesen. Diesmal konnte der junge Senegalese bis zu seinem Transfer zu Dynamo Dresden in der Winterpause mit vier Toren und drei Assists nur noch etwa halb so häufig in den Freundschaftsspielen reüssieren.

Am meisten Testspielminuten verzeichnen bisher die drei Verteidiger Umaru Bangura, Alain Nef und Cédric Brunner. Viele Spieler wurden im Verlauf der Saison in den Tests auf mehr als einer Position eingesetzt. So beispielsweise Izer Aliu, der bis im Dezember in allen Mannschaften im Mittelfeldzentrum spielte, neu nun aber auf der Seite (meist links) eingesetzt wird, und in dieser Rolle auf Profiniveau wohl höhere Chancen hat, sich durchzusetzen. In der Saison 2016/17 war Aliu der Zentrale Mittelfeldspieler mit den meisten Einsatzminuten in Testspielen der Ersten Mannschaft gewesen (495 Minuten), in der aktuellen Saison hat der 18-jährige nun schon 523 Minuten Spielzeit erhalten. Seine Heranführung an Wettbewerbsspiele mit der 1. Mannschaft ist ein Langzeitprojekt. Ähnlich bei Fabian Rohner, der letzte Saison in Testpartien 433 Minuten gespielt hat (Nummer 4 auf dem Flügel offensiv nach Schönbächler, Winter und Rodriguez) und diese Saison nun auch schon 452 Minuten, wobei der 19-jährige mehr und mehr auf der hinteren Flügelposition eingesetzt wird. Immer wieder gebremst worden ist Rohner in den letzten Jahren durch gesundheitliche Probleme, ohne welche er wohl ziemlich sicher angesichts seiner Qualitäten gleichzeitig mit Kevin Rüegg den Durchbruch in der Ersten Mannschaft geschafft hätte. Es scheint, dass man diese Geschichte nun langsam in den Griff bekommt. Letztendlich, um noch kurz ein wenig philosophisch zu werden, hat der eigene Körper „immer Recht“. Und es ist wichtig, auf diesen zu hören, um dann auf einer soliden Grundlage den nächsten Schritt zu machen. Der vielseitige Albin Sadrijaj (20) hatte letzte Saison gar 565 Minuten in Tests gespielt, aktuell sind es wegen der Leihe nach Wohlen (inklusive Kreuzbandriss) naturgemäss nur 250 Minuten. Der saisonübergreifend verletzt gewesene Mirlind Kryeziu (21) hatte letzte Saison 180 Minuten, nun 270.

 

 

Schlagzeiten: Vorrundenrückblick, Teil 5

In 10 Tagen beginnt die Rückrunde der Super League-Saison 2017/18. Aber was war nochmal in der Vorrunde los? Hier ein Rückblick im Schnelldurchlauf mit der Züri Live-Schlagzeile jedes Spiels und als Bonus der Züri Live-Vorrundenrückblick gleich im Anschluss an das Heimspiel gegen den FC Luzern am 10. Dezember im Replay.

«Dwamena nicht MVP»

GC – FCZ 0:2, 23. Juli 2017

«Frey versenkt schon beim Einspielen alle Kopfbälle»

FCZ – Thun 2:1, 30. Juli 2017

«Kevin Rüegg der bessere Aussenverteidiger»

Lugano – FCZ 0:0, 5. August 2017

«Am Ende alle Neuzugänge auf dem Platz»

FCZ – Sion 2:0, 10. August 2017

«Haile-Selassie nutzt Chance, Koné meldet sich zurück»

Chippis – FCZ  0:10, 13. August 2017

«Moussa Koné wie „Flasche leer“»

FCZ – Young Boys 0:0, 19. August 2017

«Moussa Koné: From zero to hero»

Luzern – FCZ 1:1, 27. August 2017

«Es lag nicht alleine an der Chancenverwertung»

FCZ – St. Gallen 1:1, 9. September 2017

«Solides Thelander-Début / «Brünnäär» immer wichtiger / Problemfall Maouche»

Bassersdorf – FCZ  0:3, 16. September 2017

«Nef, Sarr und Koné mit am meisten Wirkung nach vorne»

Lausanne-Sport – FCZ 1:1, 20. September 2017

«FCZ präsenter als im März»

Basel – FCZ 1:0, 23. September 2017

«Forwards überzeugen»

FCZ – Lugano 3:0, 1. Oktober 2017

«Frey ist Mister 100%, Voser mit Mühe»

Thun – FCZ 1:3, 15. Oktober 2017

«„Business as usual“ genügt im Derby nicht»

FCZ – GC 0:4, 21. Oktober 2017

«Cédric Brunner auch gegen Unterklassige top»

Stade Lausanne-Ouchy – FCZ 1:4, 24. Oktober 2017

«Rüegg und Dwamena durch Aufmerksamkeit gehemmt?»

FCZ – Basel 0:0, 28. Oktober 2017

«Rekorde purzeln im besten Spiel der Saison»

Sion – FCZ 1:1, 4. November 2017

«Umaru Bangura als Feuerwehrmann gefragt»

Young Boys – FCZ 2:1, 19. November 2017

«Pa Modou mit Ups and Downs»

FCZ – Lausanne-Sport 2:0, 26. November 2017

«Mr. Ojeminee & Dr. Sternstunde / die zwei Gesichter des FCZ im Cup-Viertelfinal»

FCZ – Thun 4:3, 29. November 2017

«Trotz „Pa Modou-Sperren“ mit Einwürfen erfolgreich»

St. Gallen – FCZ 1:3, 3. Dezember 2017

«Probleme mit dem Spiel über die Seiten»

FCZ – Luzern 1:2, 10. Dezember 2017

«Routiniers als Totalausfälle und junge Lichtblicke»

Lausanne-Sport – FCZ 5:1, 17. Dezember 2017

 

Bisher publiziert:

Vorrundenanalyse, Teil 1 – Torbeteiligungen

Vorrundenanalyse, Teil 2 – Schiessen und Treffen / Winter am effizientesten

Vorrundenanalyse, Teil 3 – Rodriguez, Sarr, Nef, Frey erfolgreich bei Standards

Vorrundenanalyse, Teil 4 – die Zürcher Mauer zerbricht vorne und im Mittelfeld

 

Routiniers als Totalausfälle und junge Lichtblicke / Lausanne – FCZ Analysen, Spielinfos

Zum Abschluss des Kalenderjahres erhält die Mannschaft erstmals eine ungenügende Züri Live-Durchschnittsnote von 4,9. Raphael Dwamena, Umaru Bangura und über weite Strecken Victor Palsson waren an diesem Sonntagnachmittag in Lausanne Totalausfälle. Bei diesen drei Spielern fehlte der notwendige Fokus und die Ernsthaftigkeit. Essentielle Laufwege wurden unerklärlicherweise im entscheidenden Moment abgebrochen, der Gegner weniger als nur halbherzig attackiert, im Spiel gegen den Ball kaum mitgeholfen, dazu Nonchalance am Ball, in vielen Szenen sich geistig regelrecht ausgeklinkt, ohne echten Grund lange am Boden liegengeblieben, und so weiter, und so fort… – das «Sündenregister» ist lang.

Die kurz vor Weihnachten plötzlich am Horizont aufgezogene Konfusion war sowohl bei Standards des Gegners, als auch bei eigenen Stehenden Bällen am eklatantesten zu sehen. Der FCZ hatte in Lausanne mehr Ballbesitz als der Gegner, wie so häufig ein klares Plus in der Cornerstatistik, dazu überdurchschnittlich viele Abschlüsse, und eine gute Anzahl von Top-Offensivaktionen und Top-Defensivaktionen. Die eklatanten Nicht-Leistungen von einzelnen Spielern konnte vom Rest des Teams aber nicht kompensiert werden. Dazu kamen die abnehmenden Formkurven von Adrian Winter und Michi Frey. Die linke Seite mit Rasmus Thelander und Roberto Rodriguez war nach vorne sehr bemüht, aber in der Rückwärtsbewegung auch ziemlich anfällig.

Mit Rodriguez auf der linken Seite war der FCZ noch offensiver ausgerichtet als normalerweise. Unter diesen Voraussetzungen war nicht ganz verständlich, warum Thelander, so gut gemeint dies auch jeweils war, zusätzlich viel Risiko nach vorne nahm. Trainer Uli Forte äusserte nach dem Spiel gegenüber Züri Live: «Wenn wir nicht 100% bringen, sind wir Durchschnitt» – wobei «Durchschnitt» noch nett ausgedrückt war. Für die Zweite Halbzeit stellte Forte auf ein 4-4-2 um und wechselte Fabian Rohner für Stephen Odey ein. Der 19-jährige schnelle Offensivmann zeigte auch in seinem zweiten Super League-Einsatz eine hervorragende Leistung und stellte seinen Speed sowohl offensiv wie auch defensiv immer wieder in den Dienst einer in dieser Partie phasenweise auseinanderfallenden Mannschaft, und konnte auf diese Art und Weise mit dem Stopfen von Lücken auf dem ganzen Rasenrechteck, und seinen Offensivaktionen Schlimmeres verhindern helfen.

Gar zu seinem Super League-Début kam der 18-jährige Izer Aliu (bisher eine Challenge League-Partie und zwei Spiele im Schweizer Cup). Es ist sicherlich nicht ein Début, an das sich Aliu gerne erinnern wird, was aber nicht an seiner persönlichen Leistung lag. Im Gegenteil schaltete sich der Mittelfeldspieler ein paar Mal gut in die Angriffe ein und gab dem Spiel mehr Struktur. Ganz am Schluss liess er sich von der Lethargie einiger Mitspieler dann aber auch etwas anstecken. Leider durfte Aliu keinen Standard treten, denn in dieser Disziplin ist er zur Zeit wohl der beste Spieler im Klub.

 

Super League-Neulinge Rohner und Aliu mit undankbarer Aufgabe / Lausanne – FCZ 5:1 Analyse & Highlights

Der FCZ verliert zum Abschluss der ersten Saisonhälfte zuerst im Letzigrund gegen das auswärtsschwache Luzern und gleich darauf auch noch auf der Pontaise gegen das heimschwache Lausanne. Man hatte am Lac Léman mehr Ballbesitz, mehr Abschlüsse und auch mehr Eckbälle als der Gegner, verlor aber nach dem Heimderby trotzdem zum zweiten Mal in dieser Saison mit vier Toren Differenz. Die Niederlage kam aber nicht einfach «unglücklich» zustande. Auf der einen Seite merkte man den Lausannern schon nach ihrer 0:2-Niederlage im Letzigrund vor drei Wochen den unbedingten Willen an, es das nächste Mal besser zu machen.

Auf der anderen Seite schwebte der FCZ nach den drei Siegen in Folge gegen Lausanne, Thun und St. Gallen in einem emotionalen Hoch. Was vielleicht etwas überdeckte, dass das Letzigrund-Team in allen drei Partien jeweils nur eine Halbzeit gut gespielt, und trotzdem als Sieger vom Platz gegangen war. Dies verleitete gegen die jungen Luzerner und offensiv aufgestellten Lausanner zu einer leichten Nonchalance im Auftritt, welche jeweils sofort bestraft wurde. Typisch dafür die Szenen in der Anfangsphase auf der Pontaise, als zuerst Odey und dann vor dem 0:1 Winter im Mittelfeld zaubern wollten und den Ball elegant für einen (imaginären) Mitspieler durchliessen – worauf der Gegner in Ballbesitz kam.

Es wurde hier an dieser Stelle schon häufig postuliert: die bisherige Defensivstärke und damit auch Tabellenplatzierung hatte der FCZ zu einem grossen Teil der defensiv starken vordersten Reihe zu verdanken. Michael Freys unermüdliche Arbeit unterstützt von einem ebenfalls lauffreudigen Roberto Rodriguez liess viele gegnerische Angriffe schon früh versanden und sorgte für Ballgewinnne in der gegnerischen Hälfte. Einen einzelnen defensiv etwas schwächeren Stürmer wie beispielsweise Raphael Dwamena konnte man sich neben diesen zwei in der vorderen Reihe leisten. Aber mit Odey, Dwamena und einem an diesem Tag weit von seiner Bestform entfernten Frey war in Lausanne der vorderste Zürcher Schutzwall löchrig wie Emmentaler.

Nicht dienlich war dann natürlich, dass im 3-4-3 auf der Seite zusätzlich Rodriguez in defensiver Hinsicht nur beschränkt auf Super League-Niveau bestehen kann, und Winter ganz entgegen den Erwartungen aufgrund seines Familiennamens wie bereits letzte Saison gegen die Winterpause hin abbaute. Auch hinten stimmte es nicht: der immer wieder etwas zu Leichtsinn neigende Bangura legte einen seiner schlechtesten Auftritte im FCZ-Dress hin, Nef stiess (genauso wie im Mittelfeld Palsson) an seine Grenzen, und Thelander baute ähnlich wie Winter in den letzten Wochen deutlich ab. Es gab in der Hintermannschaft offenbar viel Kommunikationsbedarf, was die Aufmerksamkeit auf das Wesentliche verhinderte. In defensiver Hinsicht erreichten auf der Pontaise von der Startformation nur Vanins und Rüegg einigermassen Normalform. In der Zweiten Halbzeit konnte dann der eingewechselte Rohner sowohl rechts wie auch links und in der Mitte Löcher stopfen und schlimmeres verhindern.

Fabian Rohner (19) und Izer Aliu (18) werden in Zukunft nicht mit übermässiger Freude an ihre ersten Einsätze in der Super League zurückdenken. Rohner war in der Rückrunde 16/17 zu fünf Einsätzen in der Challenge League gekommen, und gab beim 0:2 gegen den FC Wil mitten in einem von der Aufstiegsfeier gezeichneten Team in einem sehr undankbaren Moment sein Startelfdébut. Ähnlich auch in den letzten beiden Partien dieser Vorrunde in der Super League, als die Luft bei den Mitspielern bereits draussen war. Trotz diesen erschwerten Bedingungen vermochte der schnelle Offensivspieler bei seinen Teileinsätzen gegen Luzern und in Lausanne vollauf zu überzeugen mit präzisen, scharfen Anspielen an die Strafraumgrenze, mehreren herausgeholten Eckbällen (unter anderem demjenigen zum einzigen Zürcher Tor des Nachmittags auf der Pontaise) und mehreren erfolgreichen Defensivaktionen. Der in Lausanne eingewechselte Izer Aliu vermochte zu Beginn seines 32-minütigen Einsatzes etwas mehr Struktur ins Zürcher Spiel zu bringen, liess sich gegen Ende dann aber auch von der um sich greifenden Lethargie der Nebenleute anstecken. Schade war, dass er nicht den einen oder anderen Standard treten durfte, denn in dieser Disziplin ist Aliu der zur Zeit wohl beste Spieler im Klub.

In den letzten neun Partien gegen Super League-Teams ging der FCZ nur in St. Gallen mit einem Vorsprung in die Pause. In Lausanne war die Partie zur Halbzeit sogar schon entschieden. Uli Forte wechselte auf ein 4-4-2, um schlimmeres zu verhindern. Aufgrund der schwindenden Kräfte Winters und der defensiven Naivität von Rodriguez brauchte es auf beiden Seiten personelle Verstärkung. Mit den Duos Winter (Aussenverteidiger) / Rohner sowie Thelander / Rodriguez konnte man auch dank nicht mehr alles nach vorne werfenden Lausannern die Zweite Halbzeit resultatmässig ausgeglichen gestalten.

In der Offensiven Phase fehlte dem FCZ am und im gegnerischen Strafraum die Zielstrebigkeit, der Wille, unbedingt ein Tor erzielen zu wollen. Dwamena und Frey liessen in den Anfangsminuten gute Abschlusschancen wie Sand durch die Finger rinnen, als ob der Erfolg nur eine Frage der Zeit wäre. Raphael Dwamena weigert sich zudem weiterhin standhaft, seinen rechten Fuss zu benutzen, auch in Situationen, wo dies die deutlich bessere Variante wäre. So gibt er immer wieder gute Positionen zum Torabschluss oder zur Torvorlage unnötig preis. Dies ist nicht nur nicht Premier League-, sondern auch nicht Super League-würdig. Stephen Odey hat zuletzt einige gute Ansätze gezeigt, agiert aber ebenso häufig noch zu naiv für europäischen Profifussball. Moussa Konés Auftritte gleichen einer immerwährenden Achterbahn. Dazu kommt, dass die grossgewachsenen Innenverteidiger Thelander und Nef bei den teilweise durchaus gut getretenen Standards und Flanken im gegnerischen Strafraum zuletzt fast immer das richtige Timing vermissen liessen.

Lausanne-Sport – FCZ 5:1 (4:0)

Tore: 5. Kololli (Margiotta) 1:0, 33. Zarate (Geissmann) 2:0, 37. Campo (Margiotta) 3:0, 41. Margiotta (Kololli) 4:0 ; 53. Kololli (Maccoppi) 5:0, 57. Winter (Rodriguez) 5:1.

Lausanne-Sport: Castella; Marin, Rochat, Monteiro; Geissmann, Campo (90.+1 Asslani), Maccoppi, Pasche; Zarate (67. Gétaz), Kololli; Margiotta (78. Torres).

FC Zürich (1. Hz): Vanins; Nef, Bangura, Thelander; Winter, Rüegg, Palsson, Rodriguez; Dwamena, Frey, Odey.

FC Zürich (2. Hz): Vanins; Winter, Nef, Bangura, Thelander; Rohner, Rüegg (58. Aliu), Palsson, Rodriguez; Dwamena, Frey (67. Koné).

 

Umaru Bangura als Feuerwehrmann gefragt / YB – FCZ Spielinfos & Stats

Gegen den zu Hause offensivstarken Leader aus Bern kommt der FCZ so stark unter Druck, wie noch nie in dieser Saison. 99% Form und 99% Aufmerksamkeit genügt im Wankdorf nicht. Der Zentrale Verteidiger Umaru Bangura ist deutlich häufiger als Feuerwehrmann gefordert, als normal. Dies vor allem auch weil der sich zuletzt in guter Verfassung präsentierende Cédric Brunner gegen den zur Zeit giftigsten Offensivmann der Liga, Roger Assalé, genauso wie Pa Modou Jagne an seine Grenzen stösst. Dank der Umstellung auf ein defensiver ausgerichtetes 3-5-2 hat der FCZ in Bern bis zum Schluss reelle Chancen auf zumindest einen Punkt.

Kevin Rüegg ist nach dem 1:1 gegen St. Gallen in der 7. Runde zum zweiten Mal MVP. Auf seiner halbrechten Achterposition erstickt er viele Berner Angriffe über diese Seite bereits im Keim und sorgt zusammen mit Adrian Winter und Raphael Dwamena selbst für den ein oder anderen gefährlichen Angriff. Der Ghanaische Stürmer zeigt eine ansprechende Leistung. Er hat sich bezüglich Torerfolgen bei bisher 3 Toren und 2 Assists in der Meisterschaft sicherlich mehr erhofft. Die aktuell fehlende Effizienz des Ghanaers ist einer der Hauptgründe für die geringe Anzahl Tore beim FCZ. Abschlusschancen hat der 22-jährige genug. Und es scheint nicht viel zu fehlen, damit es «Klick» macht. Dwamena muss lernen, dem Gegner mehr weh zu tun, als «nur» jeweils eine Gelbe Karte für taktische Fouls zu provozieren.

Im auf zwei Mann reduzierten Sturm mit deutlich weniger Pressing wurde Michi Frey bei seinem Stammklub etwas seiner Stärken beraubt, aber insgesamt war auch sein Auftritt ordentlich, wenn auch in gewissen Szenen etwas übermotiviert. In der 81. Minute kam Stephen Odey zu seinem Meisterschaftsdébut, zeigte bei seinem Kurzeinsatz aber wie schon im Cup bei Stade Lausanne-Ouchy erst mal grosse Probleme mit dem Rhythmus, der Zweikampfhärte und seinen taktischen Aufgaben. Anders Moussa Koné, der innert kürzester Zeit fast ein Maximum herausholen konnte. Seine besten Leistungen im FCZ-Dress hat Koné fast ausschliesslich als Joker gebracht, und in Bern demonstrierte er einmal mehr, warum er für diese wichtige Rolle so prädestiniert ist.  

Guter Test im Simmental getrübt durch zwei Verletzungen

Drei verletzte Spieler innerhalb von zwei Tagen beim FCZ! Nachdem sich Michael Kempter im Training eine Kreuzbandverletzung zugezogen hatte, erwischt es strafraumszene-zuercher-strafraum-erlenbach-test-thun-fcz-1707im Testspiel gegen Thun Antonio Marchesano und Marco Schönbächler. Bereits in der 9. Minute wurde der Tessiner Mittelfeldspieler mit einer Muskelverletzung vom Platz getragen. Nach der Partie meinte er gegenüber Züri Live, „es sieht nicht gut aus“. Noch schlimmer steht es aber wohl um Marco Schönbächler. Dieser hatte sich bei Marchesanos Ausfall eingelaufen, kam zwei Minuten später ins Spiel und übernahm die Position im zentralen offensiven Mittelfeld. In der 30.Minute knickte der Urdorfer in der Nähe der Spielerbank weg, man hörte den Knall. Mit viel Eis auf dem Rechten Knie wurde er ebenfalls von den Zürcher Betreuern weggetragen und durch Kevin Rüegg ersetzt.

Man muss dabei betonen, dass die Partie im Allgemeinen zwar intensiv, aber keineswegs unfair oder überhart geführt wurde. In den ersten zehn Minuten kam der FCZ kaum aus der eigenen Hälfte raus – auch in der Folge blieb Thun spielbestimmend, aber die Zürcher konnten sich immer besser aus der Umklammerung lösen und erspielten sich eine Reihe von Konterchancen – meist über die rechte Seite mit Michael Frey und dem schnellen Fabian Rohner. Der Ball landete dann in der Regel über mehrere facchninetti-einwurf-erlenbach-thun-fcz-test-1707Stationen links im Strafraum, wo Roberto Rodriguez jeweils am Tor vorbei schoss. Die beste Einschussmöglichkeit vergab Dzengis Cavusevic in der 29. Minute mit einem Kopfball aus kurzer Distanz nach einer wunderbaren Schönbi-Flanke von der linken Eckfahne – nur eine Minute später ging es beim FCZ-Flügel nicht mehr weiter. Der doppelte Verletzungsausfall ging nicht spurlos an der Forte-Truppe vorbei. Die Schlussphase der Ersten Halbzeit gehörte Thun. Nachdem Vanins einen Spielmann-Abschluss aus kurzer Distanz nach Nef-Fehler noch pariert hatte, war er praktisch chancenlos gegen den wuchtigen Kopfball Norman Peyrettis in der 40.Minute nach idealer Freistossflanke Facchinettis mit links von der rechten Seite. Der Thuner Linksverteidiger ist zur Zeit der wohl beste Standardschütze und Flankengeber der Liga.

Mit Beginn der Zweiten Halbzeit konnte sich das Letzigrund-Team dann aber wieder deutlich steigern und war bis zum Ende der Partie spielbestimmend. Dies mit einem jungen Team: Brecher war nun im Tor (und machte sein Sache gut), Rüegg und Aliu agierten im Mittelfeld, Koné im Sturm, und zwischen der 61. und 70.Minute wurden auch noch Haile Selassie, Sadrijaj und Pagliuca eingewechselt. Da Uli Forte deutlich mehr Wechsel vornahm, als sein Gegenüber Marc Schneider (neun vs. vier), waren seine Jungs im Zweiten Durchgang im Durchschnitt frischer. Thun hatte erst gerade am Vortag gegen Köniz (2:2) getestet – von den möglichen Stammspielern kamen dort Faivre, Glarner, Lauper, Tosetti und Sorgic von Beginn weg zum Einsatz. Gegen den FCZ begann dann eine komplett andere Elf.

Der verdiente Ausgleich fiel in der 83. Minute. Der flinke Haile Selassie hatte auf der linken Seite am Strafraum einen Freistoss erzwungen – Winter brachte nach-tor-bangura-test-fcz-thun-erlenbach-simmental-1707diesen mit rechts in den Strafraum – der Abpraller in der Thuner Abwehr setzte auf dem Boden auf und konnte von Umaru Bangura platziert per Kopf in die linke Ecke verwandelt werden. Während der ganzen Partie spielte der FCZ in einem offensiv ausgerichteten 3-5-2. Speziell Izer Aliu (spielte durch), der letzte Saison eher stagniert hatte, setzte klare Zeichen, dass er wieder da und ein ernsthafter Kandidat ist – auch Rohner und Haile Selassie zeigten auf den Flügeln eine gute Partie, Rüegg agierte gewohnt souverän, auch wenn er weiterhin ab und zu auf diesem Niveau noch leichte Aufmerksamkeitsdefizite zeigt, „Testspielkönig“ Koné (9 Tore, 11 Assists letzte Saison) kämpfte hingegen etwas unglücklich. Frey konnte sich vorne in der Abschlusszone selten durchsetzen, setzte aber zwei-/dreimal seine Mitspieler gut in Szene. Von den Routiniers muss man speziell Gilles Yapi hervorheben, der über die vollen 90 Minuten auf dem Platz stand und als Schaltzentrale durch und durch eine starke Partie ablieferte. Obwohl der FCZ insgesamt eine gute Leistung zeigte, wurde ihm gleichzeitig vom FC Thun aufgezeigt, wie hoch die Latte in der Super League liegt.

Thun – FC Zürich 1:1 (0:1) 

Tore: 40. Peyretti (Facchinetti) 1:0; 83. Bangura (Winter) 1:1.

Thun: Ruberto; Kablan (46. Glarner), Bürgy, Alessandrini (81. Sutter), Facchinetti; Da Silva (62. Dzonlagic), Hediger, Geissmann, Spielmann; Rapp, Peyretti (46. Hunziker)

FCZ: Vanins (46. Brecher); Nef (46. Brunner), Bangura, Kukeli (70. Sadrijaj); Rohner (46. Winter), Yapi, Rodriguez (61. Haile Selassie); Aliu, Marchesano (11. Schönbächler, 34. Rüegg); Cavusevic (46. Koné), Frey (70. Pagliuca).

Nicht eingesetzt: Antoniazzi, Baumann.

Nationalteam: Dwamena.

Ebenfalls noch abwesend: Pa Modou Jagne.

Verletzt oder angeschlagen: Voser, Sarr, Alesevic, Kryeziu, Kempter.

Bemerkungen: Spezieller Dank an den gastfreundlichen und gut organisierten FC EDO Simme und Gratulation zum 40 Jahr-Jubiläum!

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