Wer ersetzt Adrian Guerrero? / FCZ – YB Vorschau (Züri Live)

Wie von den Züri Live-Lesern und -Hörern gefordert, ersetzte Fidan Aliti den verletzten Adrian Guerrero gegen YB auf der linken Aussenläuferposition. Dieser wurde von den Teamkollegen aber wenig ins Offensivspiel eingebunden. YB gab Aliti viel Platz. Er stand häufig frei. Der FCZ nutzte aber potentielle zwei gegen eins-Situationen über die linke Seite nicht. Das Spiel lief aber vorwiegend wenn nicht durch die Mitte, dann über die rechte Zürcher und linke Berner Seite. YB-Coach Raphael Wicky wich gegen den FCZ von seinem geliebten Mittelfeld-Rhombus ab und liess sein Team in einem 4-2-3-1 antreten. Dies ist auch ein Kompliment an den Gegner. Die Berner Tendenz unter Wicky viel durch die Mitte zu spielen, blieb trotzdem erhalten.

Züri Live-Leserfrage vor der Partie

FCZ hält YB aus der Gefahrenzone fern

YB hatte mehr den Ball und kam zu einer deutlich höheren Anzahl von Abschlüssen. Die FCZ-Hintermannschaft gemeinsam mit dem Mittelfeld schaffte es aber, die Berner weitgehend aus der Gefahrenzone fernzuhalten, so dass die Abschlüsse der Gäste vorwiegend Weitschüsse oder Versuche aus spitzem Winkel blieben. Es war mit einer durchschnittlichen Defensivnote von 6,8 die zweitbeste Defensivleistung der Saison nach dem 1:0 in Unterzahl gegen den FC St. Gallen. Dies vor allem dank dem Mittelfeldzentrum: Cheick Condé hatte zum vierten Mal im sechsten Spiel nach der Winterpause die Maximalnote „10“ in der defensiven Phase, Krasniqi war defensiv ebenfalls hilfreich und die eingewechselten Dzemaili und Hornschuh leisteten im Spiel ohne Ball ebenfalls gute Dienste.

Die durchschnittliche Offensivnote war mit 5,7 hingegen deutlich schlechter, als noch im Stadtderby und auf gleicher Höhe mit dem Kantonsderby. Insgesamt kam der FC Zürich in dieser Partie gerade mal zu acht Abschlüssen, wovon aber zwei verwertet werden konnten – was zum zweiten Mal hintereinander für die FCZ-Abschlusseffizienz spricht. Das Offensivspiel aus dem Mittelfeld heraus war gut, aber die Stürmer konnten sich vorne zu wenig durchsetzen, waren vor allem in Person von Jonathan Okita zu wenig zielstrebig.

Boranijasevic entscheidend in der Vorbereitung beider Tore

YB glich zwei Mal auf ähnliche Art und Weise aus, wie der FCZ die Führung erzielt hatte. Das 1:0 und das 1:1 fielen jeweils gegen einen relativ hoch stehenden Gegner, bei dem die Stürmer für einen Moment in ihrer Defensivarbeit nachliessen. Das 2:1 und 2:2 wurden hingegen gegen einen jeweils eher tief stehenden Gegner und dank der Energie eingewechselter Spieler erzielt. Das Zürcher 2:1 durch Aiyegun Tosin war der dritte Treffer des FCZ aus einem Hohen Pressing in den letzten zwei Partien. Dies war bisher kein Markenzeichen unter Bo Henriksen.

Mit hervorragenden Bällen von der Seite in den Strafraum war Nikola Boranijasevic an beiden Zürcher Treffern entscheidend beteiligt. Der FCZ-Torschütze zum 1:0, Jonathan Okita, ist der einzige Zürcher mit einer ungenügenden Züri Live-Note. Die Entstehung seines Führungstores war bezeichnend für den Auftritt. Erst bremste Okita nach einem herausragenden langen Ball von Condé hinter die YB-Abwehr ab, und verzichtete darauf, durch die Mitte alleine Richtung gegnerisches Tor zu ziehen. Dann unterlief ihm aus dem Stand auch noch ein Fehlpass in die Füsse von Zesiger. Der Ball kam aber trotzdem nochmal zu Okita und da die YB-Sechser Niasse und Imeri weit und breit nicht zu sehen waren, hatte er genug Platz, um in die rechte untere Ecke zu treffen.

FCZ mit dem besseren Mittelfeldzentrum

Wieder kann der FCZ von Beginn weg im 3-4-3 den Gegner unter Druck setzen. YB spielt daher sehr vorsichtig mit vielen hohen Bällen und lässt sich auf kein risikoreiches Aufbauspiel ein. Der FCZ wagt diesbezüglich etwas mehr. Bei YB verhielt sich der 19-jährige Innenverteidiger Aurèle Amenda noch nicht in jeder Situation optimal. Filip Ugrinic hat sich weiterhin noch nicht richtig im Team integriert, konnte aber den ein oder anderen wichtigen Zweikampf (unter anderem vor dem 2.2-Ausgleich) gewinnen. Und der FCZ hatte an diesem Tag mit Condé / Krasniqi das bessere Zentrum, als der Gegner mit Niasse / Imeri. Letzterer interpretierte seine Rolle als Sechser in gewisser Weise in “Beckenbauer-Manier“, aber ohne grosse Wirkung.

Ab der 65. Minute wechselte YB dann zurück auf die übliche Rhombus-Formation im Mittelfeld. Der FCZ wechselte danach auf ein 3-5-2 und am Schluss auf ein 3-4-1-2. Der fehlende dritte Stürmer spielte defensiv gesehen eine grosse Rolle beim 2:2-Ausgleich YB’s in der 84. Minûte (siehe Rubrik „Randnotiz“ weiter unten). YB zementierte mit diesem Treffer seine hervorragende Trefferquote in der Schlussviertelstunde.

Personalien

  • Bledian Krasniqi: Der Zürcher Ballverteiler hatte in der Vergangenheit immer wieder mal Leistungsschwankungen während eines Spiels. Die Leistung gegen YB ist hingegen sehr konstant über die ganze Einsatzzeit.
  • Jonathan Okita: Trotz 1:0-Führungstreffer einziger FCZ-Spieler mit ungenügender Note. Schlampige Aktionen in Ballbesitz speziell in der ersten halben Stunde. Defensiv fehlt unter anderem bei gegnerischen Einwürfen eine klare Idee, was er machen will.
  • Aiyegun Tosin: In der Ersten Halbzeit fast ausschliesslich mit Defensivarbeit beschäfttigt. Seine Ablage auf Boranijasevic beim 1:0-Führungstreffer in der 40. Minute ist seine erste gute Offensivaktion.
  • Yanick Brecher: Dass Brecher fussballerisch der aktuell wohl beste Super League-Torhüter ist, ist bekannt. Der hohe Ball, den er aber in der 30. Minute ins Mittelfeld spielte, verdient spezielle Erwähnung. Dieser war so raffiniert getreten, dass er erst in einer sehr späten Phase seiner Flugbahn einen starken Seitwärtsdrall erhielt – und dies aber ohne Gefahr zu laufen, ins Seitenaus zu fliegen. Dies ermöglichte Okita, den Ball sicher vor dem Gegenspieler in Empfang zu nehmen und zu verarbeiten. Im Normalfall bei gerade gespielten Bällen verliert Okita praktisch jedes Luftduell oder versucht gar nicht erst, ein solches zu bestreiten.
  • Mirlind Kryeziu: Eine unter dem -Strich durchschnittliche Leistung mit Höhen und Tiefen. Trotzdem deutlich besser, als zuletzt Nikola Katic.
  • Cheick Condé: MVP wie beim Auftakt nach der Winterpause in Luzern. Sowohl defensiv wie offensiv mit der Maximalnote “10′, wenn auch beides knapp. Defensiv mit Durchschnittsnote 9,5 nach der Winterpause. Viele Konkurrenten hätten gerne einen solchen Mann auf dieser Position.
  • Blerim Dzemaili: Die chronisch ungenügende Defensivleistung war lange Zeit sein grösstes Problem. Seit der Winterpause hat sich das stark geändert. Endlich erfüllt er die defensiven Aufgaben auf seiner Position auf Super League-Niveau und ist wie gegen YB diesbezüglich sogar einer der Besten seines Teams. Er wirkt fitter als zuvor und die beschränkte Einsatzzeit kommt ihm zusätzlich entgegen.

Randnotiz – Aus fünf mach zwei: wie YB den FCZ beim 2:2-Ausgleich zerpflückt hat

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Derby-Doppeltorschütze Schettine gesperrt: Vorteil für den FCZ? / GC – FCZ Vorschau (Züri Live)

Nach der Partie meinte FCZ-Trainer Bo Henriksen in der Pressekonferenz: „Ich hätte zur Pause zehn Spieler auswechseln können“. Aus teampsychologischer Sicht macht die Aussage Sinn. Tatsächlich waren die Leistungen der Spieler aber sehr unterschiedlich. Krasniqi und Kamberi kehrten in die Startaufstellung zurück und beide spielten eine gute Erste Halbzeit, dasselbe gilt für Tosin. Schlecht spielten zwei Spieler in zentralen Positionen: Nikola Katic (Note „1“) und Antonio Marchesano („2“). Marchesano wurde ausgewechselt, Katic steigerte sich nach der Pause. Die Zweite Halbzeit des Innenverteidigers (Note „8“) war seine erste gute seit der Winterpause.

Züri Live-Leserfrage vor der Partie

Nach der Pause schneller, direkter und grossräumiger

Wie schon in der Anfangsphase gegen St. Gallen vermochte der FCZ mit dem Dreimannsturm Tosin / Simic / Okita viel mehr Druck zu entfachen, ohne dass dies auf Kosten der defensiven Stabilität ging: im Gegenteil. Es wurde schneller, direkter und grossräumiger gespielt – mit langen Bällen und vielen gelungenen Seitenwechseln. In der Züri Live-Statistik zeigt sich dies unter anderem daran, dass es auf 14 Abschlüsse nur 12 Pre-Vorlagen gab. Jonathan Okita und der eingewechselte Blerim Dzemaili schlugen zudem ausgezeichnete Standards. Ganz allgemein war die Offensivleistung gut – mit einer Offensivdurchschnittsnote von 6,7, die auf gleicher Höhe mit dem St. Gallen-Spiel liegt. Der FCZ hatte eindrückliche 34% seines Ballbesitzes im Angriffsdrittel des Platzes. Defensiv bekam man abgesehen von den Anfangsminuten gar nicht so viel zu tun, beging gemessen daran aber überdurchschnittlich viele Fehler – allen voran Nikola Katic mit einer Defensivnote „1“.

Personalien

  • Bledian Krasniqi: Da Cheick Condé immer mehr zur defensiven „Bank“ im Mittelfeld wird, kann sich Bledian Krasniqi nun häufiger seinem eigentlichen Spezialgebiet, dem kreativen Spiel nach vorne, widmen.
  • Jonathan Okita: An den gefährlichsten FCZ-Aktionen immer beteiligt. Zu Beginn noch etwas zögerlich, dann kommt er immer besser ins Spiel.
  • Aiyegun Tosin: Schiesst in der 2. Halbzeit seinen Doppelpack, insgesamt aber in der 1. Halbzeit mit der besseren Leistung.
  • Becir Omeragic: Nach seiner Einwechslung für den verletzten Adrian Guerrero in der 22. Minute halblinks in der Verteidigung, tauscht mit Lindrit Kamberi in der 55. Minute dann aber die Position.
  • Blerim Dzemaili: Wie schon im ersten Heimspiel gegen Luzern wieder MVP, spielt auf 10er-Position und trägt mit seiner Defensivarbeit viel zur Sicherung des Derbysieges bei. Sehr gute Standards. Wie im Kantonsderby Stephan Seiler sowohl offensiv wie defensiv mit Maximalnote „10“.

Randnotiz – Fidan Alitis wichtiger Beitrag zum Siegtreffer

GC-Trainer Giorgio Contini klagte nach dem Spiel in der Pressekonferenz: „Es ist jedes Mal ein Anderer, der den entscheidenden Fehler macht“. Tsiy Ndenge und Bendeguz Bolla gehören zu den konstantesten Akteuren in Continis Kader, aber ersterer verlor den Ball gegen Tosin vor dem Ausgleich und der Zweite liess die Flanke Okitas zu, die zum 2:1-Siegtreffer des FCZ führte. Entscheidend dafür war aber auch Fidan Alitis Lauf in die Tiefe ohne den Bolla und Ndenge Okita wohl hätten doppeln und die Flanke verhindern können.

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Telegramm 281. Derby GC – FCZ (transfermarkt)

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Gegner im Umbruch / FCZ – FCSG Vorschau (Züri Live)

Gegen den FC St. Gallen gelingt dem FCZ als Team eine durch und durch starke Leistung. Es ist sicherlich eines der bisher besten Spiele der Saison. Nur dank diesen in den Schlussminuten gewonnenen drei Punkten war die Vorrunde 22/23 nicht die schlechteste FCZ-Vorrunde der Super League-Geschichte. Die Züri Live-Durchschnittsnote der eingesetzten Spieler erreicht den Top-Wert von 7,1. Speziell die Defensivleistung sticht dabei heraus, gemessen an der Unterzahlsituation während einem Grossteil der Partie war aber auch die Offensiv-Performance sehr gut. Bo Henriksen lässt sein Team erstmals in einem Wettbewerbsspiel in einem mutigen 3-4-3 auflaufen. Dies war sein Standardsystem bei Midtjylland gewesen. Mit Mittelstürmer Simic und den zwei sich im Halbfeld bewegenden Tosin und Okita brachte der FCZ St. Gallen sowohl im Spielaufbau als auch in Umschaltsituationen von Anfang an in Schwierigkeiten und dominerte die Partie. Da sich das 3-4-3 bei Angriffen über die Seiten um 45 Grad drehte, konnte auch dort eine hohe Präsenz erzeugt werden.

FCZ weiterhin stark im Konterspiel

Man war so gut drauf, dass man selbst als Bledian Krasniqi nach einem Foul gegen Guillemenot in der15. Minute nach VAR-Intervention von Lionel Tschudi durch Luca Piccolo in der 17. Minute vom Platz gestellt wurde noch mehr als weitere zehn Minuten in Unterzahl die Partie dominierte. Die Grosschance von Jérémy Guillemenot in der 28. Minute alleine vor Yanick Brecher war dann aber das Signal für den FCZ, tiefer zu stehen und den Gegner kommen zu lassen. In der Folge formierte sich das Heimteam in einem 5-2-2. So konnte St. Gallen trotz Unterzahl wirkungsvoll gehindert werden, ihre Umschaltmomente durch die Mitte zu fahren – auch weil Condé, der eingewechselte Hornschuh sowie die auf dem Platz verbliebenen Stürmer Tosin und Okita ihre Dfensivarbeit gut machten. Das unter Franco Foda häufig etwas als Sorgenkind fungierende Mittelfeldzentrum war mit dem Duo Condé / Hornschuh diesmal der stärkste Mannschaftsteil. Bledian Krasniqi zeigte sich in der Startviertelstunde ebenfalls sehr engagiert, wobei er seine Möglichkeiten in der Situation des Fouls gegen Guillemenot für einen Moment ein kleines bisschen überschätzte.

Durch die Unterzahlsituation wurde der Matchplan natürlich etwas auf den Kopf gestellt. Der FCZ setzte vernünftigerweise auf Konter und deshalb nahm Coach Henriksen von den drei Stürmern auch Roko Simic aus der Partie – und brachte den späten Torschützen Marc Hornschuh herein, dem nicht nur aufgrund seines Tores eines seiner besten Spiele im FCZ-Dress gelang. Einmal mehr ersichtlich wurde dabei, dass der FCZ wie in der Meistersaison häufig bewiesen sehr gut im Konterspiel ist. Man ist in dieser Diszplin wohl immer noch die beste Mannschaft der Liga. Gegen St. Gallen kam der FC Zürich in Unterzahl so zu den besseren Torchancen. Dies akzentuierte sich noch mit der Einwechslung des Duos Marchesano / Rohner, das in seinen Offensivaktionen in der Schlussphase stark an das Duo Marchesano / Ceesay von letzter Saison erinnerte.

Defensive Stabilität und gute Standards

Ebenfalls an letzte Saison erinnert die wiedergefundene Qualität bei Standards. Schon in Luzern traf man in der Schlussphase nach einem Freistoss aus dem Mittelfeld und einem Eckball Bledian Krasniqis. Gegen St. Gallen kam man nur zu drei Cornern, aber den dritten durch Antonio Marchesano verwertete Marc Hornschuh zum späten Siegestor. Standards sind dank zielgerichtetem Einsatz von Daten ebenfalls eine Spezialität von Bo Henriksens Ex-Verein Midtjylland. Das Fundament unter Henriksen bleibt, dass man wenig Gegentore erhält, wofür alle Mannschaftsteile gleichberechtigt ihren Teil beitragen. Die Initialzündung für die verbesserte defensive Stabilität waren die beiden 0:0 gegen YB und in Unterzahl in Basel in den ersten beiden Meisterschaftspartien des dänischen Coaches gewesen. In beiden Spielen hatten die beiden Krösusse der Liga sich kaum Torchancen erarbeiten können. Gegen St. Gallen kommen mit Marc Hornschuh, Cheick Condé und Fabian Rohner gleich drei Spieler auf eine Züri Live-Maximalnote von “10“ bezüglich ihrer Defensivleistung.

Personalien

  • Nikola Katic: Der einzige Spieler mit einer schlechten Note. Vor allem defensiv war der Kroate ungenügend. Er liess sich im eigenen Strafraum mehrfach auf einfache Weise düpieren und fällte häufig die falsche Entscheidung. So beispielsweise als er kurz vor Schluss bei der von Ref Piccolo erst als Penalty gepfiffenen Situation in einem zwei gegen eins dem eigenen Mitspieler Condé den Ball wegspitzelte anstatt leicht zurückgestaffelt abzusichern – Ndombasi sagte “Danke“. Auch die drei anderen grössten St. Galler Torchancen durch Guillemenot und Akolo / Kempter wären ohne die schlechte Verteidigungsarbeit von Katic gar nicht erst zustande gekommen.
  • Becir Omeragic hat sich hingegen im Vergleich zum Luzern-Spiel auf ein akzeptables Niveau gesteigert.
  • Roko Simic begann gut, musste aufgrund der Unterzahl raus, da er kein Konterstürmer ist.
  • Marc Hornschuh: Durch den Platzverweis wird es sein Spiel. Arbeitet nicht nur defensiv viel und erobert Bälle, sondern leitet die schnellen Gegenstösse auch noch viel besser ein als früher. Hat Lukas Görtler gut im Griff und ist in diesem Spiel die bessere Nummer 16. Sein Ballgewinn im Laufduell mit Landsmann Dajaku stand am Ursprung des Siegestores, das er dann auch noch selbst erzielte.
  • Fabian Rohner: Holt mit seinem Speed nicht nur den entscheidenden Eckball heraus, sondern geht vor allem auch defensiv weite Wege.
  • Cheick Condé: Ganz starke 1. Halbzeit, viele Ballgewinne, gute Auslösung von Umschaltsituationen, in der 58. Minute im eigenen Strafraum gegen Michael Kempter mit dem Block der Partie.
  • Antonio Marchesano: Extremer geht ein Leistungssprung nicht – offensiv in Luzern mit der Tiefestnote “1“, und gegen den FCSG mit einer “10“. Der Tessiner machte als Joker eine sehr gute Falle und war für den Sieg mitentscheidend.

Randnotiz

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Glaube, Liebe, Hoffnung – der FCZ spürt, dass er sich retten kann (Tages-Anzeiger)



Nach sieben Testpartien im Sommer hat der FCZ in der verlängerten Winterpause sechs Freundschaftsspiele absolviert. Wir erinnern uns: im Sommer gab es sechs Siege aus sieben Spielen bei einem Torverhältnis von 33:7. Die einzige Niederlage (2:3) setzte es in der letzten Partie in Friedrichshafen gegen den VfB Stuttgart ab – nach einer 1:0-Führung durch Willy Gnonto. Die Testresultate und auch die Leistungen waren deutlich besser gewesen, als im Sommer vor der Meistersaison. Aber diesmal musste man zum Auftakt gleich nach Bern und verlor nach einer guten Leistung am Ende klar. Antonio Marchesno, der vor Jahresfrist einen Freistoss nach dem anderen aus 20 Metern über die Mauer gezirkelt direkt verwandelte, verschoss vom Elfmeterpunkt. Häufig läuft es in der Meisterschaft genau umgekehrt wie bei den Tests. Auch in Theaterkreisen gilt: schlechte Hauptprobe bedeutet gute Première – und umgekehrt. Die Testpartien können bezüglich Hierarchien, Taktiken und der Entwicklung einzelner Spieler durchaus Aufschlüsse bieten – nicht aber im Hinblick auf eine Prognose des Startes in die neue Wettbewerbsrunde.

Bledi, Marc, Juni,… – die Zweite Reihe macht Druck

Jetzt im Winter gab es drei Siege, zwei Unentschieden und eine Niederlage bei einer Tordifferenz von 13:12. In jeder der 13 Freundschaftsspiele der Saison hat der FC Zürich ins Netz getroffen. Zum Abschluss wurde der FC Wil bereits zum zweiten Mal in dieser Saison mit dem Resultat von 3:2 besiegt – diesmal im Heerenschürli über 140 Minuten. Die unter Franco Foda gepflegte Spielweise wurde kaum verändert. Sie ist weiterhin von Raumdeckung und Ballkontrolle geprägt. Der neue Trainer Henriksen hat ja auch von Anfang an betont, dass er in erster Linie im kommunikativen Bereich eine Änderung bewirken will – und nicht taktisch.

Die beste Testspielform hatten zuletzt Spieler, die zum Auftakt in Luzern tendenziell auf der Bank erwartet werden können und diesen Status noch verbessern wollen. Marc Hornschuh machte einen sehr erholten, spielfreudigen Eindruck, Bledian Krasniqi steuerte in mehreren Partien mit Toren, Assists und Tempodribblings einen wesentlichen Teil der wenigen Glanzpunkte bei. Roko Simic, der durchaus von Beginn weg Startelfchancen hat, hatte Zug aufs gegnerische Tor. Auch Calixte Ligue bestätigte das Vertrauen von Trainer Henriksen und der Klubführung. So weit wie der zwei Jahre ältere Roko Simic ist er aber natürlich noch nicht. Möglichst viele LInksfüsser im Kader zu haben ist aber immer gut – mit Karol Mets ist in der Winterpause zwar einer gegangen, aber mit den aus Genesio Colatrella’s U21 beförderten Ramon Guzzo und Calixte Ligue zwei weitere hinzugekommen.

Verteidiger in der Rückwärtsbewegung schlecht

Gianni De Nitti machte zumindest in den Testpartien den etwas besseren Eindruck, als Zivko Kostadinovic. Kostadinovic ist grundsätzlich aktuell höher einzustufen, aber er konnte in den Vorbereitungsspielen wenig überzeugen und ist genauso wie De Nitti mit den Füssen deutlich schlechter als Brecher, was in der Liga auf das Zürcher Aufbauspiel einen grossen Einfluss haben wird. Ivan Santini, der im Herbst von den Einsatzzeiten her nur die Nummer 22 im Kader war, konnte sich in den Wintertestspielen nicht empfehlen. Bohdan Vyunnik arbeitet viel für die Mannschaft. Der Ukrainer hat in dieser Saison nach Fabian Rohner (13) in Testpartien am zweitmeisten Skorerpunkte erzielt (fünf Tore, vier Assists). Assan Ceesay war beim FCZ ebenfalls erst der „Testspiel-Goalgetter“, bevor er dann später zum echten Topskorer wurde. Dauerläufer Adrian Guerrero wurde diese Saison auch in Vorbereitungsspielen mit 825 Minuten mit Abstand am meisten eingesetzt. Potentielle Back-Ups gibt es mit Fidan Aliti, Ramon Guzzo, Selmin Hodza, Calixte Ligue, Jonathan Okita und Daniel Afriyie einige. Aber keiner von diesen bringt das Laufvermögen des Spaniers mit.

Die Rückwärtsbewegung von Verteidigern wie Nikola Katic, Lindrit Kamberi oder Ilan Sauter war in den Testpartien auch gegen Gegner wie Dornbirn oder Wil sehr schlecht. Da kann man nur hoffen, dass es alleine an der Spritzigkeit lag – und diese zum Auftakt gegen Luzern wieder da sein wird. Auf insgesamt 545 beziehungsweise 453 Minuten in den Testspielen kommen mit Sauter und Seiler zwei Spieler, die in Wettbewerbspartien für den FCZ in dieser Saison noch keine oder fast keine Rolle gespielt haben. Basierend auf den Auftritten vor allem von Sauter wird sich das wohl auch kaum wesentlich ändern.

Drei neue Stürmer auf der Mannschaftsliste

Die häufigste Spielformation in Ballbesitz war in den Testspielen weiterhin das 3-3-2-2 System, welches im Spiel gegen den Ball häufig zu einem 3-4-3 mit beispielsweise Antonio Marchesano auf dem Linken Flügel wird – wie unter Foda. Gegen Universitatea Cluj und Schalke 04 hat man für die letzten zehn Minuten eine Variante durchgespielt mit Wechsel auf 4-2-3-1 (Hornschuh beziehungsweise Katic auf der Zehner-Position) mit Hohem Pressing. Beide Male hat man so tatsächlich noch ein Tor erzielt. Allerdings kann man in Testspielen mit taktischen Wechseln oder Rhythmuswechseln sehr einfach reüssieren, weil die Gegner jeweils taktisch nicht reagieren, wie dies in einem Meisterschaftsspiel der Fall wäre.

Der FCZ hatte in den ersten 16 Runden Super League 2022/23 gemessen an den zugelassenen Torchancen, man höre und staune, die beste Defensive der Liga! Das grosse Problem war im Herbst die Offensive und dabei wiederum die Position der Stürmer. Diese trugen zu wenig dazu bei, gute Torchancen zu kreieren und waren zudem auch noch im Gegensatz zu letzter Saison im Abschluss sehr ineffizient. Nach der Winterpause tauchen auf dieser Position nun drei neue Namen auf der Mannschaftsliste auf: Roko Simic (Leihe von Salzburg), Daniel Afriyie (Hearts of Oak) und Calixte Ligue (aus dem eigenen Nachwuchs).

Neu wieder mit Alternativen auf dem Flügel

Mittelstürmer Roko Simic hat trotz seiner 19 Jahre das Potential, dem FCZ in der Rückrunde helfen zu können. Das Stürmerblut, der Zug zum Tor ist vorhanden. Er ist gross und bringt eine gute technische Ausbildung mit. Vieles wird bei ihm davon abhängen, wie lange es dauert, bis er sein erstes Tor erzielt. Gelingt es ihm in den ersten drei Spielen, wird es eine gute Runde für ihn. Muss er sechs, sieben Spiele darauf warten, könnte die Halbsaison in Zürich eine zu kurze Episode werden, um positive Spuren zu hinterlassen. Roko’s Vater Dario Simic bestritt vorwiegend als Rechtsverteidiger 100 Länderspiele für Kroatien, stand 1998 im WM-Halbfinal und im Gruppenspiel gegen die Schweiz (0:0) an der EM 2004 ebenfalls in der Startformation.

Daniel Afriyie ist ein typischer Flügelstürmer, der aktuell an den African Nations Championships in Algerien sein Heimatland Ghana vertritt. Im ersten Gruppenspiel gegen Madagaskar (1:2-Niederlage) lief er in einem Zweimann-Sturm auf. Bei seinem ersten Einsatz im Nationalteam im Juni wurde er in der Schlussphase auf der Position des Linken Aussenläufers eingewechselt als Nationalcoach Otto Addo die Dreierabwehr testete, welche dieser später an der WM im Auftaktspiel gegen den Gruppenfavoriten Portugal auch umsetzte. Schritt für Schritt hat der FCZ auf der eine gewisse Zeit lang kaum besetzten Position des Offensivflügels wieder aufgestockt, so dass für ein 4-3-3, 3-4-3 oder 4-2-3-1 auch auf den Flügelpositionen genügend Alternativen für die Startformation und Einwechslungen vorhanden sind: Jonathan Okita, Fabian Rohner, Donis Avdijaj, Aiyegun Tosin, Calixte Ligue und Daniel Afriyie.

Afriyie bereits diese Woche in Zürich?

Afriyie kann sich im Alter von 21 Jahren bereits Meister von Burkina Faso (mit Überraschungsteam Rahimo FC) und Ghana (mit Traditionsklub Hearts of Oak) nennen. Er war zudem Captain von Ghanas U20-Natoinalmannschaft mit der er vor zwei Jahren Afrikameister wurde und im Final gegen Uganda die zwei Tore zum 2:0-Sieg erzielte. Im Testspiel gegen die Schweiz kurz vor der WM 2022 kam er zum Einsatz, am anschliessenden Turnier aber nicht. Die African Nations Championship (CHAN) sind exklusiv in Afrika geborenen Spielern vorbehalten, die in afrikanischen Ligen aktiv sind. Die Spiele des Turniers gelten offziell als „Freundschaftsspiele“ und die Qualifikationspartien werden in vielen Statistiken gar nicht erst als Länderspiele mitgezählt. Afriyie hat in der Qualifikation in drei der vier Partien gegen Benin und Nigeria je einen Treffer erzielt.

Daniel Afriyie gegen Madagaskar in Erwartung eines Penaltys, der dann vom VAR unterbunden wird.

Die 1:2-Niederlage zum Auftakt gegen Madagaskar ist nun aber ein herber Dämpfer. Solomampionona Razafindranaivo und Tokinantenaina Randriatsiferana brachten Madagaskar in Führung, bevor Augustine Agyapong mit einem Flankenball der Anschlusstreffer gelang. Viele Spieler rutschten auf dem Rasen im algerischen Constantine immer wieder weg. Das gleiche passierte auch Afriyie bei einem Richtungswechsel im gegnerischen Strafraum. Der Schiedsrichter entschied überraschend auf Strafstoss. Afriyie bereitete sich darauf vor, den Penalty gleich selbst zu schiessen, aber durch VAR-Intervention wurde dieser nach mehreren Minuten dann doch noch annulliert. Da WM-Halbfinalist Marokko kurzfristig nicht mit von der Partie ist, hat sich die Ghana-Gruppe auf drei Teams reduziert. Somit könnte man bereits am Donnerstag nach der Partie gegen den Sudan ausgeschieden sein.

Das „Bibbern“ hat ein Ende – Ligue in der Super League

Generell lässt sich sagen, dass Afriyie ein wirbliger Spieler mit Überraschungsmomenten ist. Sein Vertrag bei Hearts of Oak lief aus. Er soll im Dezember ein Angebot des spanischen Zweitligisten Leganés (Nachbarort von Getafe im Süden von Madrid) abgelehnt und sich für den FCZ entschieden haben. Gegen Madagaskar gelang Afriyie auf der von ihm nicht präferierten Position im Sturmzentrum allerdings nicht viel. Immer wieder auffällig auch in früheren Spielen mit dem Nationalteam oder mit Hearts of Oak ist, dass Afriyie viel über die Mitspieler lamentiert und bei einem Assist oder Torerfolg meist alleine jubelt. In dieser Hinsicht passt er im negativen Sinn ein wenig ins aktuelle FCZ-Team, bei welchem sich mehrere Spieler selbst in Testspielen ständig benachteiligt fühlen, beim Schiedsrichter heftig reklamieren, und Gegenspieler für ein Freundschaftsspiel unangemessen heftig attackieren. Dzemaili, Marchesano, Katic oder Aliti geben diesbezüglich die Richtung vor und jüngere Spieler wie Condé oder Rohner lassen sich davon anstacheln.

Der Zürcher Calixte Ligue (17) aus dem eigenen Nachwuchs ist der Dritte im Bunde der neuen Stürmer im Kader der 1. Mannschaft. Von allen Talenten aus dem FCZ-Nachwuchs musste in den letzten Jahren bei ihm sicherlich am meisten „gebibbert“ werden, dass er nicht (zu früh) wechselt. Beobachtet wurde er im Heerenschürli und anderswo von ausländischen Scouts schon lange. Denn im Gegensatz zur Mehrheit der Zürcher Talente brachte er schon früh auch die physischen Komponenten mit, die ihn international begehrt machten. Nun hat er aber glücklicherweise den nachweislich erfolgsversprechenderen Weg eingeschlagen, in seiner näheren Umgebung die ersten Schritte im Profibereich zu tätigen und sich zu etablieren. Ligue ist grundsätzlich Mittelstürmer, wurde in den letzten Jahren aber auch viel als Flügelstürmer eingesetzt – und am letzten Blue Stars/FIFA Youth Cup mit guten Leistungen sogar als Aussenläufer in einem 3-5-2 System.

Santini und Avdijaj am effizientesten

Was ist mit den bisherigen Stürmern? Aiyegun Tosin war in seiner Karriere bisher noch nie der grosse Torjäger. Man kann seine bloss vier Ligatreffer (davon drei im letzten Spiel gegen Servette) beklagen, aber sein Torkonto Ende der letzten beiden vollen Saisons beim FCZ lag bei bloss sechs Treffern. Auf seine Entwicklung und eine Leistungsexplosion à la Assan Ceesay wurde beim FCZ zu Beginn der Saison stark gesetzt. Tosin spielt aber vorderhand gleich weiter wie in den Jahren zuvor. Er möchte immer wieder das Spiel in die Hand nehmen und sich spielerisch beteiligen. Entscheidungssituationen mit mehreren Optionen sind aber nicht seine Stärke. Tosin ist viel besser in Drucksituationen, wenn nur noch eine sinnvolle Lösung übrigbleibt. Jonathan Okita ist noch zu stark auf seine „Signature Moves“ fokussiert und müsste häufiger auch mal altermative, einfachere Lösungen wählen.

Antonio Marchesano spielt bisher insgesamt eine durchaus gute Saison, hat aber seine Abschlussqualitäten vorläufig eingebüsst. Mit Willy Gnonto zusammen hatte er von allen Torschützen der bisherigen Vorrunde die tiefste Torquote pro 90 Spielminuten. Anders sieht dies bei Donis Avdijaj und Ivan Santini aus. Diese beiden Stürmer brachten bisher in dieser Saison die so dringend benötigte Effizienz mit. 27,3% aller Abschlüsse von Donis Avdijaj fanden unter Coach Franco Foda den Weg ins gegnerische Gehäuse und Santini hat in jener Zeit 0,6 Treffer pro 90 Einsatzminuten erzielt. Das sind die jeweils klar höchsten Werte im Team. Santini gelang ein sehr gutes Spiel gegen Lausanne-Sport. Zum Zeitpunkt seiner Auswechslung führte der FCZ 2:1 und hatte die Partie im Griff. Die Art und Weise wie Schiedsrichter Bieri gegenüber Lausanne-Verteidiger Anel Husic in dessen unfair geführten Zweikämpfen mit Santini mehr als ein Auge zudrückte, machte danach aber Schule. Statt Husic schien Santini bei den Referees auf einer „Schwarzen Liste“ gelandet zu sein, was den weiteren Verlauf seiner Vorrunde zusätzlich zur ansonsten bereits geringen Einsatzzeit erschwerte.

Blick ins FCZ-Leistungszentrum. Grosses Interview mit dem Leiter Academy, Heinz Russheim – TEIL 1 von 4

Wer ist das Herz eines Vereins? Einige würden sagen: die 1. Mannschaft. Für andere ist es die Vereinsführung. Die Dritten meinen: natürlich die Fans! Es gibt aber auch noch eine vierte Sichtweise: die Nachwuchsabteilung! In ihr entwickeln sich die zukünftigen Identifikationsfiguren und Botschafter des Klubs. Sie tragen schon seit früher Jugend das Vereinswappen auf der Brust und in jeder Altersstufe heisse Derbys aus. Sie sprechen die Sprache der Fans und können auswärtige Zuzüge in den Klub einführen. Die Juniorenabteilung bildet ausserdem die handfeste Verbindung zur aktiven Fussballfamilie der Region. Jeder Amateurverein ist stolz, wenn er einen eigenen Jungen in den Profiklub bringen kann.

Blerim Dzemaili (Oerlikon, Unterstrass, YF Juventus), Fabian Rohner (SV Höngg) und Gianni De Nitti (Red Star) stammen von Stadtvereinen. Lindrit Kamberi (Volketswil), Selmin Hodza (Uster), Ilan Sauter (Maur) und Yanick Brecher (Männedorf) aus der Agglomeration. Mirlind Kryeziu und Bledian Krasniqi können sich hingegen an ihr Leben vor dem FCZ fast nicht erinnern. Sie traten praktisch gleichzeitig in die Schule und den Stadtclub ein. Miguel Reichmuth kam mit 12 Jahren vom schwyzerischen Ibach. 

Leiter Academy Heinz Russheim vor dem Home of FCZ

Leiter Academy beim FC Zürich ist Heinz Russheim. Seit mehr als 11 Jahren im Verein, seit April 2013 als Technischer Leiter. Anders als die Mehrheit seiner Pendants bei Schweizer Klubs bringt Russheim einen fundierten pädagogischen Background mit: Sportlehrerstudium an der ETH, Tätigkeit als Lehrer und Ausbildner in der Allgemeinbildung an Berufsschulen, beim Bundesamt für Sport oder an der ETH. Bis 2009 hat er noch selbst Schule gegeben. Der FCZ gehört seit vielen Jahren im Nachwuchsbereich zu den besten Ausbildungsklubs der Schweiz und führt das Label des Schweizerischen Fussballverbandes als eines der Nationalen Leistungszentren. Russheim hat Heinz Moser als neuen Leiter Entwicklung zur Seite gestellt erhalten, der vom SFV kommend das Konzept gleich selbst in einem Klub in die Tat umsetzen kann. Moser ist zuständig für «den Roten Faden» durch den ganzen Klub inklusive Frauen und Profis und die langfristige Entwicklung. Russheim ist der Leiter des Nachwuchsbereiches der Jungs (Academy und Footeco), in welchem auch ein paar der talentiertesten Mädchen aktiv sind.

Züri Live: Heinz Russheim, wir befinden uns im dieses Jahr neu eröffneten «Home of FCZ». Der FC Zürich hat als erster von mehreren Vereinen das Zertifikat «Leistungszentrum» vom Schweizerischen Fussballverband erhalten. Muss man nun Jahr für Jahr «zittern», ob man das Label wieder erhält, oder ist dies mit dem aktuellen Angebot gesichert?

Heinz Russheim: Das ist zur Zeit ziemlich fix. Als wir uns 2015 beworben haben, konnten wir darlegen, dass wir alle Kriterien erfüllen. Wir erfüllten sie bereits, bevor es das Label überhaupt gab. Und es gibt nicht Jahr für Jahr wieder neue Kriterien. U16-, U18- und U21-Trainer müssen festangestellte Profis sein. Auch den Talent Manager, Leiter Goalies oder Leiter Athletik hatten wir schon vorher zu 100% angestellt. In einem Leistungszentrum darf man diese Rollen nicht auf verschiedene Personen splitten.  

ZL: Zuletzt wurde heiss über den Super League-Modus diskutiert. Für den Ausbildungsbereich scheint aber vor allem die Aufstockung der Super League auf 12 Mannschaften nicht ungefährlich zu sein. Das Geld für die Jugendakademien kommt ja letztlich aus dem Profifussball. Wenn Klubs wie Aarau, Thun, Xamax, Wil, Schaffhausen oder Vaduz durch das Fehlen der besten zwei Gegner weniger Einnahmen generieren, kriegen sie dann nicht Probleme mit der Finanzierung ihres Spitzenjuniorenbereiches?

HR: Da müsste man die Einnahmenstruktur analysieren. Wenn durch die zwei Top-Klubs, die in die Super League verschwinden, in der Challenge League die Zuschauerzahlen sinken, dann hätte das schon einen negativen Einfluss auf die Finanzierbarkeit der Nachwuchsabteilungen. Wenn aber die Zuschauereinnahmen keinen wesentlichen Teil des Budgets abdecken, sehe ich nicht einen riesigen Einschnitt – ausser die Sponsoren würden aufgrund des Zuschauerrückgangs und damit verminderter Attraktivität die zugesprochenen Gelder ebenfalls kürzen.  

ZL: Was hat sich für Dich persönlich mit dem Einzug ins Home of FCZ verändert?

HR: Die Wege sind natürlich wesentlich kürzer geworden. Bisher habe ich jeweils gependelt. Am Mittwoch bin ich beispielsweise um 8 Uhr im Heerenschürli ins Training, dann in die Geschäftsstelle im Stadtzentrum und dann um 13 Uhr wieder raus nach Schwamendingen fürs Nachmittagstraining. Auch die Kommunikation intern ist direkter. Wenn es etwas mit der Buchhaltung zu diskutieren gibt, kann man drei, vier Zimmer weiter schnell fragen gehen und muss kein Mail schreiben. 

ZL: Nicolas Chappuis hat den Sprung in den Staff der 1. Mannschaft geschafft – ein Verlust für die Academy?

HR: Ja klar. Einerseits ist jeder, der raufgeht, grundsätzlich ein Verlust. Andererseits ist es ein gutes Zeichen für die Academy. Ich mag mich noch erinnern, als Chappuis vor etwa acht Jahren von Etoile Carouge in die U14 gekommen ist. Er war Assistent von Magnin. 2018 als Magnin in die 1. Mannschaft befördert wurde, hatten Chappuis und ich zwei Wochen lang die U21 zusammen. Erst ich mit ihm als Assistent, dann er mit mir als Assistent. Dann war er Assistent bei Massimo Rizzo’s U18 und letzte Saison U17-Cheftrainer, dazu verantwortlich für das technische Equipment und die Spielanalysen. Wenn die 1. Mannschaft jemanden aus dem Academy-Staff «absaugt», ist das für mich nicht primär ein Verlust. Ich habe gegenüber Ancillo und Heliane Canepa immer betont, dass für jede Position in der 1. Mannschaft ein valabler Kandidat im Nachwuchs vorhanden sein sollte – egal ob Konditionstrainer, Cheftrainer oder Goalietrainer.

Nicolas Chappuis, Spielanalyst der 1. Mannschaft

ZL: Was sind die Kriterien, auf die beim FCZ bei der Trainerauswahl für die Academy am meisten geachtet wird?

HR: Die Diplome sind vorgegeben, da gibt es Mindestanforderungen: ab U16 aufwärts das A-Diplom. In den Stufen darunter gibt es ebenfalls die entsprechenden Auflagen (B-Diplom). Durch das Bestehen der Prüfung beweist ein Trainer, dass er die notwendige Fachkompetenz hat. Natürlich gibt es Unterschiede zwischen «sehr gut» oder nur «knapp» bestehen. Aber die Prüfung ist nur eine Momentaufnahme. Ein Tag. Eine 5,5 ist zwar für den Moment besser als eine 4,5, aber der Kandidat hat vielleicht ein ganz anderes Prüfungsthema erwischt, als sein Studienkollege. Es heisst noch gar nicht, dass er dann auch der bessere Trainer sein wird. Für mich wird die Sozialkompetenz immer wichtiger. Der Umgang mit den Spielern ist zentral.

ZL: Und dies täglich…

HR: Ja. Ich hatte grad gestern ein Gespräch mit einem Gymischüler bei uns. Die haben über 30 Stunden Schule, dazu Hausaufgaben, Prüfungsvorbereitung. Und trainieren bei uns vier Mal abends. Wenn dann einer mal etwas müde ist, muss der Trainer die Empathie mitbringen, dafür Verständnis zu haben. Das hat man als Trainer und Mensch – oder man hat es nicht. Beim A-Diplom lernt man das auf jeden Fall nicht. Fordernd kann man trotzdem sein. Aber Verständnis für die Chancen, Gefahren, Freuden und Ängste der Jugendlichen muss vorhanden sein, und der Trainer muss damit umgehen können.

ZL: Bei einem Profiklub wie dem FCZ gibt es Legenden, Spieler mit Verdiensten, die man aufgrund der Klubpolitik gerne nach der Spielerkarriere in der Organisation halten möchte. Man kommt dann auf der Suche nach einer passenden Position schnell mal auf die Idee «Nachwuchstrainer» – obwohl der Ex-Profi möglicherweise nicht die beste Besetzung dafür ist. Hat sich in diesem Punkt mittlerweile etwas getan? Hat ein von der Sozialkompetenz und Pädagogik her starker Nachwuchstrainer eines kleinen Vereins aus der Region gute Chancen, sich in der Auswahl der Bewerber gegen einen Ex-Profi durchzusetzen?

HR: Wenn man keinen Hintergrund als Spielerprofi hat, ist es sehr schwer, bei den Grossvereinen reinzukommen. Wir hatten Fischer, Magnin oder Petrosyan. Colatrella hat ebenfalls in der obersten Liga gespielt, Romano war auch Profi.

ZL: Zumindest von der U15 an abwärts scheint es aber weniger Ex-Profis auf der Trainerposition zu geben…

HR: Ja, U15 kommt mir jetzt auch grad keiner in den Sinn. Der Einstieg ist aber meist in der U14 – und dann geht es direkt in das Leistungszentrum (U16). Man muss wissen: vor etwa 20 Jahren war die Philosophie des SFV, möglichst vielen ehemaligen Super League- und sowieso National-Spielern den Einstieg als Trainer zu ermöglichen. Denn diese haben die Erfahrung beispielsweise auch vor 50’000 Zuschauern zu spielen. Sie wissen, was auf dem Platz abläuft. Sie haben einen grossen Rucksack. Sie haben das Fachliche als Profispieler selbst erlebt und umgesetzt: «Was mache ich im Pressing? Wohin stehe ich? Wie verteidige ich?». Grundsätzlich alles. Das war die Stossrichtung.

Meines Erachtens hat man etwas zu wenig darauf geachtet, dass die Sozialkompetenz die dominante Qualität ist, die ein Nachwuchstrainer haben muss – ganz klar wichtiger als vieles andere. Diese Meinung wird nicht von allen geteilt. Natürlich muss ein Nachwuchstrainer im Spitzenjuniorenfussball eine Ahnung davon haben, was auf dem Fussballplatz abläuft. Aber das Pendel schlägt für mich zu stark in Richtung ehemalige Top-Spieler aus. Der Umgang mit einer U16 oder U18 ist nicht das Gleiche, wie mit der 1. Mannschaft. Sie trainieren zwar gleich viel, aber der Juniorenspieler macht nebendran noch eine Lehre, geht in die Schule, ist in der Entwicklung, in der Pubertät – das braucht vom Trainer spezielle Kompetenzen.

Thomas Tuchel oder Julian Nagelsmann waren als Spieler nicht auf dem Niveau ihrer jetzigen Mannschaften. Sie arbeiten erfolgreich, weil sie einen sehr guten Umgang mit ihren Spielern pflegen. Franz Beckenbauer vertraute als DFB-Teamchef fast ausschliesslich auf seine Sozialkompetenz. Das Training leitete ein Anderer.

ZL: Gut mit Jugendlichen umgehen zu können, ist eine spezielle Qualität… In gewisser Hinsicht schwieriger als mit Männern.

HR: Was heisst schwieriger? Das würde der Aufgabe der Eins-Trainer auch nicht gerecht. Dort kann man beispielsweise auch einmal eine «Diva» in der Mannschaft haben. Wie geht man damit um?

ZL: Im Nachwuchs hat man natürlich als Trainer etwas mehr Autorität und Möglichkeiten, Druck auszuüben. In der 1. Mannschaft ist der Trainer wohl das schwächere Glied im Mannschaftsgefüge. 

HR: Das ist zwangsläufig so. Wenn’s nicht läuft, dann muss bei den Profis immer wieder der Trainer gehen. Auch wenn es häufig nicht die richtige Entscheidung ist.

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Der FCZ hat in den bisherigen zwei von acht Derbys der Saison jeweils 1:1 gespielt und hat in diesen beiden Partien somit zwei Drittel seines bisher mageren Punktekontos gefüllt. Winterthur konnte den FCZ mit einem Auswärtssieg in Sion am letzten Wochenende auf den letzten Platz verdrängen. Die Eulachstädter haben diese Saison schon mehrmals die taktische Formation gewechselt und treten nun wieder ähnlich formiert wie in der Aufstiegssaison an. Wie beim FCZ heisst es “back to the roots“.

Aufgrund der Ausfälle von Samir Ramizi (gesperrt) und des formstarken Samuel Ballet (verletzt) können im Letzigrund die beiden FCZ-Junioren Matteo Di Giusto und Nishan Burkart für Winti in der Startformation auflaufen. Burkart leitete im Wallis mit seiner ersten Aktion das Game Winning Goal von Samuel Ballet ein. Auf seinen Antritt sollte die FCZ-Hintermannschaft gefasst sein.

Der FCZ könnte wieder ähnlich auflaufen wie im Stadtderby vor einer Woche, was bedeuten würde, das Bledian Krasniqi Fabian Rohner ersetzt.

Die Aufstellungen sind publik! Der FCW tritt genau so an, wie in der Vorschau vermutet.

Beim FCZ gibt es hingegen mehrere Änderungen: Brecher und Aliti fallen zusätzlich verletzt / rekonvaleszent aus. Kryeziu und Dzemaili sitzen auf der Ersatzbank. Nikola Katic hat gegen PSV in der Schlussphase überzeugt und spielt zum ersten Mal von Beginn an. Sein Name ist im FCZ-Dress eine Verpflichtung!

Aussergewöhnlich: alle 16 eingesetzten FCZ-Spieler sind an mindestens einem der drei erzielten Tore beteiligt – die Startformation an den frühen Treffern Avdijajs zum 2:0, und die Einwechselspieler komplett am 3:0 Ivan Santinis in der 84. Minute. Lindrit Kamberi und Fidan Aliti waren an allen drei Toren beteiligt. Der Gegner scheint Mühe mit den Temperaturen zu haben und bringt weniger Gegenwehr auf den Platz als viele unterklassige Gegner im Schweizer Cup. Der FCZ schafft somit gegen den nordirischen Rekordmeister mit einem Gesamtresultat von 5:0 den Einzug in die Europa League-Playoffs gegen Heart of Midlothian.

Rohners Vorstösse über Rechts hätten mehr Tore verdient

Die Anzahl benötigter Defensivaktionen ist für den FCZ so tief wie noch nie in dieser Saison. Einerseits aufgrund des Auftritts des Gegners – aber auch die eigene Gesamtleistung ist besser, als im Hinspiel. Yanick Brecher war mit seiner tollen Parade in der 67. Minute gegen McClean defensiv an erster Stelle beim FCZ, hatte aber offensiv mehr Probleme als üblich. Antonio Marchesano war (wie im Hinspiel) in der 1. Halbzeit der beste Zürcher und in dieser Phase an allen Abschlüssen beteiligt, inklusive den beiden Treffern. Obwohl in der 74. Minute ausgewechselt, liefert der Tessiner über die ganze Partie hinweg die Hälfte aller Zuspiele auf die 14 FCZ-Abschlüsse.

Die Einwechselspieler brachten diesmal grösstenteils einen positiven Beitrag, allen voran Fabian Rohner, dessen Läufe und Hereingaben von Rechts noch mehr als das Tor Santinis zum 3:0 hätten bringen können und sollen. Rohner ist in dieser Saison erstmals MVP, zum zweiten Mal nach dem Luzern-Heimspiel offensiv an erster Stelle und zum zweiten Mal nach dem Qarabag-Heimspiel in der 2. Halbzeit der Beste. Einzig bezüglich Blerim Dzemailis Comeback war es gut, dass der Gegner Linfield hiess, denn er brachte in erster Linie seine Mitspieler in Schwierigkeiten.

Link zum FCZ – Linfield Telegramm