Servette macht eine schlechte Phase durch. Unter anderem scheint die verletzungsbedingte Auswechslung von Timothé Cognat beim 2:2 im Letzigrund gegen den FCZ die Grenats aus dem Tritt gebracht zu haben. Ohne den damals formstarken französischen Mittelfeldspieler ist Servette nun seit beinahe zwei Monaten ohne Sieg. Alain Geiger griff zuletzt zu aussergewöhnlich vielen Personal-, Positions- und Formationswechseln. Zu den wenigen Konstanten gehören Miroslav Stevanovic, Théo Valls, Steve Rouiller, Jérémy Frick und Gaël Clichy, welcher relativ weit von seiner glänzenden Verfassung von letzter Saison entfernt ist. Bei Standards bleiben die Genfer allerdings auf jeden Fall weiter gefährlich. Heute ersetzt Yoan Severin den gesperrten Vincent Sasso in der Innenverteidigung. Im Vergleich zur 1:2-Niederlage in Lugano vor einer Woche gibt es nur eine Änderung: Captain Anthony Sauthier ist wieder gesund – Steve Rouiller kann somit wieder ins Zentrum der HIntermannschaft rücken.
In der FCZ U21 haben beim gestrigen 0:0 bei Rapperswil-Jona Lindrit Kamberi, Vasilije Janjicic, Stephan Seiler und Kedus Haile-Selassie nicht gespielt. Mitgenommen nach Genf hat Trainer André Breitenreiter die ersten zwei . Nicht mit dabei sind die angeschlagenen Moritz Leitner und Ante Coric, was die Auswahl im Zentrum etwas einfacher macht. Trotzdem beginnt Bledian Krasniqi auf der Bank, da Blaz Kramer zurückkehrt und gleich in der Startformation beginnt. Marchesano rückt somit eine Reihe nach hinten. Wilfried Gnonto beginnt erneut auf der Bank – genauso wie mit Aiyegun Tosin ein zweiter Rückkehrer aus dem “Lazarett“!
Den Saisonauftakt im Tessin konnte der FCZ erfolgreich gestalten – nicht zuletzt dank dem Premièrentreffer des Ex-Luganesi Adrian Guerrero, der auf das zweite Duell im Letzigrund hin von seiner Sperre zurückkehrt. Damals war bei Züri Live die Rede von “Brasil-Lugano“ am Zuckerhut. Knapp drei Monate später ist dies bereits wieder Makulatur. Lugano goes USA und ist jetzt in Besitz des Amerikanders Joe Mansueta, nachdem bereits die Lugano Frauen über Jahre von Spielerinnen aus Übersee dominiert wurden.
Unter dem bisherigen Assistenztrainer und TV-Experten Mattia Croci Torti ist Lugano seit vier Spielen ungeschlagen und hat zuletzt nach der Systemumstellung auf ein 4-4-2 sowohl in Luzern, als auch gegen Lausanne-Sport gewinnen können. Speziell Mickaël Facchinetti auf Links aber zunehmend auch Numa Lavanchy auf Rechts hatten aufgrund von Formtiefs die Last als einzige Aussenläufer im 3-4-1-2 nicht mehr befriedigend alleine stemmen können. Trotzdem scheint Croci Torti heute im Letzigrund zu Luganos angestammter Spielformation zurückzukehren. Der zuletzt jeweils als Linker Mittelfeldspieler eingesetzte Asumah Abubakar würde dann für den ausfallenden Mattia Bottani in der Spitze neben “Shootingstar“ Zan Celar beginnen.
FCZ-Trainer André Breitenreiter hat hingegen zuletzt durch dick und dünn am 3-4-1-2 festgehalten, selbst als zuletzt gegen Sion Guerrero gesperrt fehlte und Boranijasevic auf der Ersatzbank begann. Die Aussenbahn wurde gegen die Walliser durch Fabian Rohner und Wilfried Gnonto beackert. Bei den zuletzt etwas schwankenden wenn auch in der Tendenz immer noch positiven Auftritten standen jeweils vier eigentliche Zentrale Mittelfeldspieler gleichzeitig in der Startaufstellung. Auch weil auf dieser Position eine sehr hohe Kadertiefe herrscht. Wobei Antonio Marchesano jeweils als zweiter Stürmer neben Assan Ceesay auflief. Moritz Leitner fällt aus und Ante Coric beginnt auf der Ersatzbank. Somit rücken Blerim Dzemaili und Bledian Krasniqi in die Startaufstellung.
Gegen Servette zieht FCZ-Trainer André Breitenreiter den im YB-Spiel eingeleiteten Wandel weiter. Zu Beginn der Saison stand der FCZ so tief wie kaum ein anderes Super League-Team und hatte Erfolg damit. Trotzdem hat Trainer Breitenreiter seine Mannschaft von Spiel zu Spiel die jeweiligen Gegner schrittweise immer höher attackieren lassen. Im YB-Auswärtsspiel dann der grosse Schritt: ein konstant Hohes Pressing beinahe über die gesamten 90 Minuten. Statt Kompaktheit grosse Distanzen. Statt Defensivbollwerk viel Platz zum Kombinieren für den Gegner – aber auch die Chance auf mehr Ballgewinne in der gegnerischen Platzhälfte. Daran mussten sich YB und jetzt auch Servette erst mal gewöhnen. Für den FCZ ist es ein Risiko, welches sich bisher nicht auszahlte. Es wäre interessant gewesen zu sehen, wie das im Vergleich zur letzten Saison bessere und formstärkere FCZ-Personal Gegner wie YB und Servette mit schnellen Konterangriffen hätte in Verlegenheit bringen können.
Servette offeriert dem FCZ aussergewöhnlich viel Platz
Im Wankdorf nutzte YB aus, dass nach 30 Minuten die Intensität und Konsequenz des Hohen Pressings des FCZ nachliess. Servette profitierte unter anderem davon, dass dem FCZ der wichtigste Pressingspieler Antonio Marchesano fehlte. Es reichte dem Letzigrundclub im Heimspiel letztendlich noch zu einem glücklichen Unentschieden. Nach „Expected Goals“ hätte Servette 2:1 gewinnen müssen – trotz des Fehlens ihres besten Mannes Miroslav Stevanovic und dem frühen Ausfall des formstarken Timothé Cognat. Auch Servette merkte man den Respekt vor dem Speed eines in die Tiefe startenden Assan Ceesay an. Nicht nur, dass sich die Stürmer in der Defensiven Phase bis an die Mittellinie zurückzogen, die Abwehrreihe staffelte zusätzlich auch noch in einem Sicherheitsabstand retour, was dem FCZ in den Zwischenräumen im Mittelfeld zusätzlichen Platz ermöglichte. Die Genfer wirkten aussergewöhnlich passiv und kamen selten in ihren typischen Kombinations-Flow. Es war sicherlich einer der schlechtesten Auftritte der Grenats gegen den FCZ in den letzten Jahren. Aber der FCZ konnte dies nicht nutzen.
Schwachpunkte im Hohen Pressing des FCZ
Wenn man Hohes Pressing betreibt, muss jedes Rädchen ins andere greifen, sonst werden die Fehler und Lücken vom Gegner auf Super League-Niveau sofort konsequent ausgenutzt. Moritz Leitner erwies sich dabei wie schon in Bern als ein Schwachpunkt im FCZ-Gefüge. Taktisch besteht beim deutschen Mittelfeldspieler grosser Aufholbedarf. Mehrmals kam es vor, dass er gedankenverloren dem falschen Gegenspieler nachlief und so die entscheidenden Räume öffnete. Oder er kam wegen geringer Handlungsschnelligkeit schlicht zu spät – was dann seine Verteidigerkollegen in Probleme brachte.
Nikola Boranijasevic mit einigen Unaufmerksamkeiten
Mit der Einwechslung von Bledian Krasniqi wurde die Situation allerdings nicht besser. Während die Teamkollegen flexibel im Raum die Gegner übergaben, blieb Krasniqi konsequent am ebenfalls eingewechselten David Douline kleben, was in der Kombination nicht aufging. Krasniqi gelingt es zudem aktuell überhaupt nicht mehr, wie noch in Luzern über den Kampf ins Spiel zu kommen – und kommt daher überhaupt nicht ins Spiel, verliert zu viele Bälle. Auch Andy Gogia fehlte es in vielen Situationen an der Aufmerksamkeit, Disziplin und Entschlossenheit im Hohen Pressing. Servette konnte sich so zu häufig einfach hintenheraus lösen. Nikola Boranijasevic hatte zwar einzelne gute Aktionen, kam aber insgesamt nie richtig ins Spiel und hatte Probleme auf seiner Rechten Seite. In einer Szene lief er gar in Slapstick-Manier in den ballführenden Mitspieler Ceesay rein, was zum Ballverlust führte. Bei gegnerischen Eckbällen hatt der Serbe seinen Gegenspieler Steve Rouiller zudem die ganze Partie durch nicht im Griff – der hinten während der ganzen Partie als Bollwerk fungierende Mirlind Kryeziu musste in der 88. Minute nach einem Kopfball des von Boranijasevic frei gelassenen Genfer Innenverteidigers für den bereits geschlagenen Yanick Brecher auf der Torlinie den Punkt retten.
Unhaltbare Traumfreistösse von Ante Coric und Kastriot Imeri
Der Zürcher Torhüter spielte bis in die Schlussphase hinein eine gute Partie und verlor dann etwas den Faden. Der Freistoss von Kastriot Imeri zum 2:2 hatte allerdings eine so perfekte Flugbahn, dass er unabhängig von der Positionierung wohl für keinen Torhüter zu halten gewesen wäre. Genauso wie der 2:1-Führungstreffer durch Ante Corics Traumfreistoss. Coric vermochte den guten Eindruck von seinem Teileinsatz in Kriens bei seinem Startelfdébut bestätigen. Der Kroate verbindet Technik mit Zielstrebigkeit, auch wenn bezüglich Laufpensum noch etwas Steigerungsbedarf besteht.
Auch in der fünften Auswärtspartie ist Antonio Marchesano erneut der Züri Live-MVP! Und dies auf einer eher ungewohnten Position links in einem Dreiermittelfeld. Weitere positive Konstanten im ersten Saisonviertel sind bisher Ousmane Doumbia, Assan Ceesay und Marc Hornschuh, der als Defensivfeuerwehrmann (normalerweise mit Impulsen als Einwechselspieler im Mittelfeld, in Bern vorwiegend in der Rolle als „Libero“ von Beginn weg) bisher noch nie enttäuscht hat.
FCZ mit konstant Hohem Pressing im 5-3-2
Der FCZ spielt in Bern gegen den Serienmeister erstmals mit einem von der Formation her defensiven 5-3-2, allerdings kombiniert mit beinahe konstant Hohem Pressing bis weit in die Zweite Halbzeit hinein. Man hatte das Spiel in der ersten halben Stunde klar unter Kontrolle. Ungewöhnlich für den FCZ bei einem Super League-Auftritt im Wankdorf. Eine Schlüsselrolle spielt dabei die eklatante Leistungssteigerung von Stürmer Assan Ceesay im Vergleich zu letzter Saison – auch im Pressing und Defensivverhalten allgemein. Im ersten Spielviertel (22,5 Minuten) hatten gleich fünf FCZ-Spieler eine Züri Live-Note 10 (Marchesano, Ceesay, Hornschuh, Guerrero, Leitner). Man sah auch sonst neue Elemente. Zum Beispiel war im Spielaufbau Überzahl über die Seiten kreieren in den letzten Jahren nie eine Spezialität des FCZ gewesen. Dies haben viel eher YB und andere Super League-Gegner jeweils gegen den FCZ angewandt. Die Berner haben ihre Spielweise unter David Wagner geändert, agieren viel häufiger in Hauruck-Manier und weniger mit spielerischen Mitteln, als zuvor unter Gerardo Seoane – was in der Champions League gegen einen Top-Gegner gut funktioniert hat.
Fehlende taktische Reaktion auf nachlassende Kompaktheit und Laufvermögen
Ein taktischer Fehler war dann aber, dass man versucht hat, das Hohe Pressing über die vollen ersten 45 Minuten durchzuziehen. Nach 30 Minuten gab es in kurzer Folge immer mehr klare Anzeichen, dass dies ein zu optimistisches Unterfangen war. Die Passwege konnten nicht mehr konsequent zugestellt werden – und sofort blühte YB auf, mit weiten Bällen und direkten Weiterleitungen, und genoss den Raum, den ihnen Zürich durch die abnehmende Kompaktheit bot. Vor allem wurde ab der 30. Minute YB’s spielmachender Sechser Christopher Martins nicht mehr wie zuvor von den Zürchern konsequent am Spielaufbau gehindert. Die Folge davon war schlussendlich der Berner Führungstreffer noch vor dem Halbzeitpfiff – wieder durch Christian Fassnacht. In 19 Partien gegen seinen Jugendklub hat Fassnacht 16 gewonnen bei mittlerweile sieben Toren und vier Assists, davon eines zum 2:0 Michel Aebischers in der 64. Minute. Dieser beendete die Partie statistisch gar mit zwei Treffern und einem Assist.
FCZ-Chancenplus auch nach der Pause
Nach dem „Pausentee“ funktionierte das Hohe Pressing des FCZ dann wieder etwas besser – bis zur Auswechlung der defensiv wichtigen Doumbia und Aliti in der 62. Minute. Bis zu diesem Zeitpunkt hatte der FCZ auch nach der Pause mehr gute Torchancen als der Gegner gehabt – aber Gogia zögerte bei einer Fünf gegen drei-Situation im gegnerischen Strafraum zu lange, Marchesano schoss einen Freistoss an den Aussenpfosten und Ceesays Abschluss wurde von Camara noch ins Aussennetz abgelenkt. Breitenreiter brachte Krasniqi und Gnonto und stellte ganz auf ein 4-2-3-1 um.
YB lange Zeit mit Mühe aufgrund der ungewohnten taktischen Marschroute des FCZ
Situativ beim Spielaufbau aus Abstössen bei Yanick Brecher hatte der FCZ schon seit Spielbeginn die 4-2-3-1 Formation angewandt (mit Guerrero am linken und Gogia am rechten Flügel) und schien damit YB zu Beginn auch etwas überrascht zu haben. Denn es hatte sich in den letzten Wochen in der Super League gezeigt, dass der übliche Spielaufbau mit drei Mann hinten im Zentrum gegen die Berner wenig bringt – durch ihr geschicktes Anlaufen, gute Raumaufteilung und vor allem sehr hohe defensive Aufmerksamkeit von allen gelbschwarzen Stürmern und Mittelfeldspielern, können sie einen der drei aufbauenden Verteidiger in der Regel aus dem Spiel nehmen. Ganz allgemein war die Häufigkeit und Konsequenz des Hohen Pressings des FCZ für YB eine ungewohnte Erfahrung. So bestand das YB-Spiel über weite Strecken aus Konterangriffen im eigenen Stadion – insgesamt 13. Seit dem 2:1-Heimsieg gegen den FC St. Gallen im November 2015 hatten die Gelb-Schwarzen in Wettbewerbspartien nicht mehr so viele Konterangriffe spielen können / müssen.
Duo Leitner / Krasniqi hat Sechserposition nicht im Griff
Das Duo Leitner / Krasniqi hatte die Sechserposition nicht im Griff und gestand YB vor der FCZ-Abwehr viel zu grosse Räume zu. Die Berner nutzten dies sofort mit hohen Bällen aus der Abwehr zwischen die Zürcher Linien aus – exemplarisch beim 2:0 durch Aebischer in der 64. Minute, als Fassnacht mit einem Hohen Ball von Von Ballmoos angespielt wurde. Die Zürcher Innenverteidiger fühlten sich nun genötigt, sich vermehrt aus ihrer Position zu lösen und auf der verwaisten Sechserposition Feuerwehr zu spielen – was natürlich nicht immer gelang und hinten noch grössere Löcher aufriss, zumal Hornschuh und Omeragic nach der Systemumstellung nur noch zu zweit waren. Zudem konnten Boranijasevic und Guerrero durch ihre zurückgezogene Positionierung im 4-2-3-1 auch nicht mehr mithelfen, die Räume auf den Halbpositionen, die von YB so gerne angespielt werden, zuzustellen. In der 69. Minute hatte Assan Ceesay am nahen Pfosten direkt vor Von Ballmoos wohl die grösste Zürcher Chance – sechs Zürcher waren zu diesem Zeitpunkt im gegnerischen Strafraum – im direkten Gegenzug erzielte Aebischer das 3:0. Die Partie im Wankdorf war der erste Match der Saison, wo der ansonsten im Abschluss sehr effiziente FCZ diese Qualität nicht aufbringen konnte.
Moritz Leitner: verbessert, bietet YB aber zu viele Räume an
Moritz Leitner zeigte sich in der Ersten Halbzeit in Bern vor allem in Ballbesitz wacher und fokussierter im Vergleich zu seinen ersten drei Wettbewerbseinsätzen im FCZ-Trikot (alle mit Züri Live-Note 3). Ohne Ball stand er hingegen weiterhin noch zu häufig etwas alibimässig im luftleeren Raum, wo er keine echte defensive Funktion erfüllte und wichtige Räume für den Gegner öffnete. Nach der Pause nahm seine Leistungskurve zudem auch im Spiel mit Ball stark ab und nach der Einwechslung von Krasniqi bestätigte sich erneut die Vermutung nach der Inkompatibilität dieser zwei sehr ähnlichen Spieler, welche sich bereits im ersten gemeinsamen Einsatz in Solothurn angedeutet hatte. Leitner übernahm von Marchesano die mit dem rechten Fuss zu tretenden Eckbälle (im Wechsel mit Linksfüsser Guerrero) und tat dies gut. Marchesano konnte sich so noch mehr ganz auf seine Freistösse konzentrieren und wurde von Leitner auch einmal am nahen Pfosten selbst mit einem Corner bedient (Kopfball knapp darüber). Beim vorentscheidenden 2:0 YB’s ist Leitner sowohl in der Entstehung wie auch bei der Vollendung durch den aufrückenden Aebischer zu wenig aufmerksam. Drei von fünf Einwechslungen (Krasniqi, Pollero, Dzemaili) waren schlecht. Insgesamt hat der FCZ beim Züri Live-Notenschnitt aber seit dem Derby wieder eine aufsteigende Tendenz und in der YB-Partie die höchste Anzahl Defensivpunkte in dieser Saison.
Andy Gogia weiter fehlerhaft
Akaki Gogias Auftritte gleichen weiterhin einer Achterbahnfahrt. Neben guten Aktionen schleichen sich immer noch zu viele Fehler ein: zu spätes Entgegenkommen zum Ball, vom Fuss wegspickende einfache Bälle, „telefonierte“ Zuspiele, die zu gefährlichen Konterangriffen des Gegners führen, ungenau gespielte Bälle auch auf kurze Distanz, Flanken ins Niemandsland und zu passives Verhalten im Pressing und in den Zweikämpfen. Seine beste Aktion hatte der deutsche Offensivspieler in der 16. Minute, als er Moumi bei einem im Ansatz schnellen Gegenstoss YB’s mit einer Kopfballklärung ins Seitenaus energisch stoppte. Blerim Dzemaili wiederum machte bei seinem ersten Liga-Teileinsatz seit vier Monaten wieder da weiter, wo er in der Rückrunde aufgehört hatte, stand im Mittelfeld dem eigenen Mitspieler Antonio Marchesano im Weg, vergass seine Position zu besetzen und spielte Alexandre Jankewitz aus kurzer Distanz einen unerklärlichen Fehlpass direkt in die Füsse – daraus folgte ein gefährlicher YB-Konter, der nur dank der Abschlussschwäche des eingewechselten YB-Stürmers Wilfried Kanga (mit 23 Jahren bisher insgesamt fünf Karrieretore auf Stufe Profifussball) nicht zum Erfolg führte.
Antonio Marchesano erfreut sich einer ausgezeichneten Verfassung. Im sechsten FCZ-Wettbewerbsspiel der Saison ist der Tessiner zum vierten Mal der Most Valuable Player – oder anders gesagt: bisher in allen Auswärtspartien! In St. Gallen ist er an allen drei FCZ-Treffern beteiligt, zwei davon sind seine Standards. Und: nach Luzern und Solothurn erzielt Marchesano zum dritten Mal in sechs Matches ein Direktes Freistosstor – historisch! Auch Ousmane Doumbia gelingt im Kybunpark eine starke Leistung, währenddessen die dritte Zentrumsposition ein Schwachpunkt war: Bledian Krasniqi und der für ihn eingewechselte Moritz Leitner liessen Einiges zu wünschen übrig.
Leitners und Krasniqis Mankos
Immerhin: eine leichte Steigerung im Vergleich zum Cupspiel in Solothurn und dem Derby war bei Moriz Leitner sichtbar. Trotzdem wirkte der Bayer auf dem Platz weiterhin wie ein „überzähliger“ Spieler, welcher tendenziell das Zürcher Spiel mit Ball verlangsamt und im Spiel ohne Ball die Kompaktheit beeinträchtigt sowie Zweikämpfen, speziell in der Luft, aus dem Weg geht. Bis anhin vermochte Leitner den ersten Eindruck eines weiteren für den heutigen Fussball auf Super League-Niveau zu langsamen und verspielten Zentralen Mittelfeldspielers in der Tradition von Sertic, Popovic und Dzemaili noch nicht zu beseitigen. Krasniqi, der im Spiel mit Ball Räume und Geometrien wie kaum ein anderer FCZ-Kaderspieler sieht, geht dieses visionäre Element im Spiel ohne Ball noch ab – speziell wenn wie in St. Gallen der Gegner deutlich schneller agiert, als dies Challenge League-Mannschaften tun. Immerhin verhinderte Krasniqi bei St. Galler Kontern zwei Mal mit beherzten Sprints in der Rückwärtsbewegung Schlimmeres. Auch Fabian Rohner muss defensiv noch klarer agieren und sich in jeder Aktion entscheiden: Tiefe abdecken? Passweg zustellen? Ball erobern? Zu häufig macht er weder das eine noch das andere richtig und kann somit von einem überlegt agierenden Gegner relativ einfach überspielt werden.
Andy Gogias Achterbahnfahrt / zwischen Görtler und Gnonto fliegen erneut die Fetzen
Andy Gogia gelang mit einem von Lüchinger abgefälschten Drehschuss im Strafraum zum zwischenzeitlichen 1:1 sein erster Liga-Treffer für den FCZ. Er ist zur Zeit der Spieler in der FCZ-Mannschaft mit den grössten Leistungsschwankungen sowohl zwischen den Spielen wie auch innerhalb einer Partie. In St. Gallen beispielsweise folgte auf ein sehr gutes erstes Viertel ein schlimmes zweites. In der Zweiten Halbzeit stabilisierte sich dann sein Auftritt, wobei er ab der 60. Minute auf der rechten Aussenläuferposition mehr Mühe bekundete, als zuvor im Sturm. Bemerkenswert in der Entstehung von Gogias Premièrentreffer übrigens das Assist, ein hervorragender Chip-Ball von Ousmane Doumbia über den im Weg stehenden Schiedsrichter Cibelli hinweg. Ein Vorteil von vier Direktbegegnungen pro Saison wie in der Schweizer Super League ist, dass auf dem Platz zwischen den Spielern Geschichten entstehen und weitergesponnen werden können. So die mittlerweile fast schon garantierten mit Haken und Ösen geführten Duelle zwischen Lukas Görtler und Wilfried Gnonto. Die versteckten Fouls des Deutschen kommen beim heissblütigen jungen Italiener natürlich jeweils alles andere als gut an. Er bleibt für einen 17-jährigen dabei aber bewundernswert professionell. Und erzielt sein zweites Super League-Tor per Kopf nach einer blendend ausgeführten Cornervariante von Marchesano über Fidan Aliti.
Sorgenkinder in der Hintermannschaft
Nach dem Derby auch in St. Gallen ein ungenügender FCZ-Keeper: Yanick Brecher steht mehrmals nicht am richtigen Ort, macht aktivistische Zwischenschritte und trifft die falschen Entscheidungen. Dazu kommen für seine Verhältnisse ungewöhnlich viele Probleme bei der Spieleröffnung. In der Schlussphase hat Brecher zudem Glück, dass dank der Offsideposition von St. Gallens Victor Ruiz sein Fehler nicht mit dem Siegtor der Grünweissen bestraft wird. Auch Becir Omeragic ist angefangen mit dem Cupmatch in Solothurn in eine kleine Baisse gefallen. In St. Gallen verlor er beispielsweise seine Luftduelle mehrheitlich deutlich, auch wenn er in der besseren Position als der Angreifer war. Dafür war von Fidan Aliti erstmals unter dem neuen Trainer Breitenreiter ein Auftritt zu sehen, der an die letzte Saison erinnerte, als Aliti einer der wichtigsten Leistungsträger im Team war.
Der FCZ hat bei der Auslosung zur 1. Cup-Runde den zweit- bis drittbesten Gegner erwischt (hinter Luzern mit Cham und vergleichbar wie St. Gallen mit Münsingen) und erledigte die Aufgabe mit einem 10:0-Auswärtssieg souverän. Es ist der höchste Sieg in einem Wettbewerbsspiel seit dem mit dem gleichen Resultat gewonnenen Erstrundenspiel (5x Cavusevic, 3x Dwamena, 2x Koné) beim FC Chippis (2. Liga Interregional) vor vier Jahren – zu Beginn der letzten Saison, die mit einem Cuptitel endete. Solothurn (mit dem einheimischen Ex-Nationalspieler Marco Mathys) trat mit einer offensiv orientierten Aufstellung an, mit Flügelspieler Mzee auf der Linksverteidigerposition und Stürmer Mast auf dem Flügel. Entscheidend für den Spielerverlauf aus Zürcher Sicht war, dass man von der ersten Sekunde an fokussiert ans Werk ging, die ganze Mannschaft viel in Bewegung war und die frühe Vorentscheidung suchte. Die Erste Halbzeit begann mit dem ersten FCZ-Tor von Rodrigo Pollero per Kopf nach einem Eckball von Antonio Marchesano und endete mit einem weiteren erfolgreichen Marchesano-Standard (wie in Luzern direkt verwandelter Freistoss). Mit einer herausgespielten 6:0-Führung im Rücken durften Marchesano, Guerrero und Boranijasevic zur Pause bereits Feierabend machen. Ein weiterer entscheidender Faktor für den klaren Sieg neben der eigenen Konsequenz war der fehlende Spielrhythmus beim Gegner. In Normalform wäre Solothurn ein deutlich zäherer Gegner.
Schwierige Frage: Wie spielte Zivko Kostadinovic?
Die deutschen Neuverpflichtungen Hornschuh, Leitner und Gogia erhielten genauso wie Gnonto und Pollero die Chance, sich zu zeigen. Erstmals liess Trainer André Breitenreiter den FCZ in einem Wettbewerbsspiel im 4-3-3 antreten. Angriffe über die Flügel mit Gogia und Gnonto klappten allerdings nicht wie gewünscht, beide zog es in der Regel auch eher Richtung Zentrum. Erst mit dem eingewechselten Rohner kam man in der 2. Halbzeit über die rechte Seite durch. Der 23-jährige Flügelmann half auch in der einen oder anderen Szene effektiv hinten aus, als es mal brenzlig wurde. Dies führte dazu, dass Zivko Kostadinovic obwohl 90 Minuten auf dem Platz, der erste Fall darstellt von einem Spieler, der eigentlich nicht bewertbar ist (darum erhält er die „Default“-Note „5“). Der Waadtländer hatte nichts abzuwehren und im Aufbauspiel (ebenfalls selten) ging er jeweils auf „Nummer Sicher“. Vor vier Jahren in Chippis war dies noch anders gewesen – Yanick Brecher hatte damals durchaus etwas zu tun gehabt.
Leitner stört die Balance der Mannschaft
Moritz Leitner erhielt von Solothurn genug Platz und Zeit, um ein paar elegante Pässe zu spielen. Es unterliefen ihm aber auch einige unkonzentrierte Fehlzuspiele und im Spiel gegen den Ball agierte er zu passiv und ausweichend. Vor allem aber schien das Positionsspiel der Mannschaft insgesamt mit Leitner durcheinanderzugeraten. Speziell Bledian Krasniqi nahm er in der 2. Halbzeit den Raum weg – die beiden sind als Spielertyp zu ähnlich. Zu viele Ballverluste hatten auch Rodrigo Pollero (Defizite im Antritt und bei der Durchsetzungsfähigkeit) und Akaki Gogia (technische Mängel) zu verzeichnen, während sich Wilfried Gnonto nach sehr schlechtem Start in die Partie mit der Zeit langsam steigerte. Marc Hornschuh spielte aufmerksam auf der Sechserposition und später in der Innenverteidigung und konnte auch im Spiel nach vorne Akzente setzen. Das Chriesi auf die Schwarzwäldertorte setzte dann der formstarke Assan Ceesay mit einem herrlichen Absatztor und einem ebenfalls schönen Weitschusstreffer obendrauf.
Assan Ceesay lief als einzige Spitze auf und entschied auch quasi im Alleingang das 275. Zürcher Derby. Es war ansonsten der bisher schlechteste Auftritt des FCZ in dieser Saison. Aber das Team wurde für die Devise, keine unnötigen Risiken einzugehen (selbst in Überzahl nicht), am Ende erneut belohnt – weil man die entscheidenden Fehler des Gegners konsequent auszunutzen wusste. Zu Beginn verbarrikadierte man sich und versuchte vor allem den Ball vom eigenen Tor fernzuhalten, und als man dann das Spieldiktat übernahm, trug man zum Ball so sehr Sorge, dass kaum gute Tormöglichkeiten resultierten. Ganze drei Steilpässe spielte der FCZ in dieser Partie – dafür gab es viele Hereingaben von der Seite. Mit drei Gegentreffern in vier Partien ist man nach vier Runden das defensiv beste Team der Liga.
Fehlende Dynamik aufgrund von taktischen und personellen Änderungen
Der rekonvaleszente Blaz Kramer wurde durch den Mittelfeldspieler Moritz Leitner ersetzt, der mit Ousmane Doumbia die Doppel-Sechs bildete, wovor sich Marchesano und Krasniqi in einem nach vorne verbreiternden Trapez im Halbfeld auf den beiden 10er-Positionen postierten. Gegner GC spielte mit dem genau gleichen Spielsystem. Durch die Mitte war so in der Regel auf beide Seiten kein Durchkommen. GC versuchte speziell in der Anfangsphase, als die Mannen von Giorgio Contini deutlich mehr Ballbesitz als der FCZ hatten, durchaus erfolgreich mit Seitenwechseln von rechts nach links hinter die Abwehr zu kommen. Der FCZ mit Omeragic / Rohner war auf dieser Seite defensiv nicht immer sattelfest. Trotzdem: die vier Zentrumsspieler beim FCZ waren einer zu viel. Die grosse Dichte an Akteuren in diesem Raum führte zu Unterforderung und fehlender Dynamik: man stand sich gegenseitig auf den Füssen rum. Die Konfiguration machte jeden Einzelspieler schlechter – auch Doumbia und Marchesano, die normalerweise eine „Bank“ sind. Leitner nahm speziell Krasniqi quasi aus dem Spiel – und umgekehrt. Schon im Cup in Solothurn deutete sich an, dass sich diese zwei auf dem Platz nicht gut verstehen – zu ähnlich ist ihre Spielweise. Das pure Gegenteil davon sind schon seit Jahren Antonio Marchesano und Assan Ceesay. Das ungleiche Paar hat sich schon kurz nach dem Transfer des Gambiers nach Zürich fussballerisch gefunden und gegen GC setzten Marchay / Ceesesano in Sachen „blindes“ gegenseitiges Verständnis noch einen drauf – nicht nur beim 1:1-Ausgleichstreffer, sondern unter anderem auch bei der durch GC-Keeper Moreira glücklich und gleichzeitig mirakulös abgewehrten Topchance Marchesanos nach erneuter Vorarbeit Ceesays über die Seite in der 37. Minute.
Grosse Frage: wer stürmt neben Ceesay?
Assan Ceesay gelang erneut eine formidable Leistung und war auch an der Gelb-Roten Karte gegen Amir Abrashi innerhalb minutenfrist kurz nach der Pause entscheidend beteiligt (Ballgewinn zusammen mit Doumbia vor der ersten Gelben Karte und gefoulter Spieler bei der zweiten). Gegen Lugano und Lausanne hatte der FCZ jeweils mit zwei Sechsern und einem Zehner, gegen Luzern mit einem Sechser und zwei Zehnern gespielt – in allen drei Fällen mit einem Dreieck. Mit vier zentralen Spielern fehlte nun im Derby während einer Stunde ein zweiter Stürmer neben Ceesay. Der danach eingewechselte Pollero ist dafür allerdings zur Zeit nicht die ideale Besetzung, da er ausserhalb des Strafraumes zu viele Bälle verliert. Positiv wirkte sich aber der taktische Effekt der Einwechslung Polleros aus, die Umstellung auf ein System mit zwei Stürmern. Angesichts der verletzten / im Aufbau befindlichen Tosin und Koide, wären Gnonto, Gogia und Rohner Optionen für die zweite Sturmposition. Akaki „Andy“ Gogia beging im Gegensatz zu seinem ersten Teileinsatz in Luzern diesmal praktisch keine Fehler und trug im Gegenteil sowohl offensiv wie auch defensiv viel Entscheidendes dazu bei, dass am Ende die Partie noch auf die Seite des FCZ kippte.
Yanick Brechers schlechte Angewohnheit
Yanick Brecher wehrte den Ball beim Herc-Eckball zum frühen 0:1 für die Grasshoppers ungenügend ab, wurde gleich im Anschluss daran aber auch von Arigoni gefoult und konnte beim Rebound von Margreitter nicht mehr richtig eingreifen. Die Hoppers-Führung war daher irregulär. Der einzige grobe Schnitzer des Zürcher Schlussmannes blieb dies aber nicht. In der 37. Minute trat bei einem von Kryeziu seitlich abgefälschten Pusic-Schuss seine für einen Torhüter sehr schlechte Angewohnheit zutage, bei einem Richtungswechsel sich um die eigene Achse und dem Ball den Rücken zuzudrehen. Glücklicherweise schoss Herc unplatziert auf die Mitte des Tores und Brecher kam so noch rechtzeitig an den Ball.
Szene des Spiels – 95. Minute, Andy Gogia macht den Alain Nef
Über die 93. Minute gibt es unterschiedliche Wahrnehmungen. Ein Befreiungsschlag von Bruno Berner fliegt in grosser Höhe über die Seitenlinie. Für die Einen hat Alain Nef den Einwurf deutlich zu weit vorne ausgeführt, Andere meinen, Berners Befreiungsschlag sei ziemlich genau dort über die Seitenlinie geflogen, wo er danach auch eingeworfen wurde. In Bezug auf die 95. Minute im 275. Zürcher Derby kann es hingegen keine zwei Meinungen geben: nach dem Befreiungsschlag von Djibril Diani aus dem GC-Strafraum wirft Andy Gogia den anschliessenden Einwurf rund 15 Meter zu weit vorne ein – auf Strafraumhöhe, anstatt irgendwo im mittleren Bereich zwischen Strafraumgrenze und Mittellinie. Daraus entsteht der 2:1-Siegtreffer von Assan Ceesay. Florian Stahel heisst diesmal Wilfried Gnonto, der mit einer tollen Aktion und letztem Einsatz im Strafraum den Ball vor dem anstürmenden Momoh noch präzis Richtung Ceesay spitzelt.
In der 94. Minute holt sich Gogia den Ball an einem ganz anderen Ort, als er von Diani aus dem Spielfeld geschlagen worden war. Eine Minute später führt dieser Einwurf auf Strafraumhöhe zum Siegtor im 275. Derby.
Davor hatte Gnonto bereits den Einwurf Gogias auf den Deutschen zurückgelegt und dieser mit einem hervorragenden Direktpass Becir Omeragic eingesetzt. Dass Omeragic dann aber das Zuspiel auf Gnonto so einfach spielen konnte, und Torschütze Ceesay nicht im Offside stand, war der Naivität des spät zur „Sicherung des 1:1“ eingewechselten Verteidigers Aleksandar Cvetkovic zu verdanken, der somit in diesem Stück die Rolle des Boris Smiljanic einnahm. Andy Gogia hatte wie einst Alain Nef sofort nach dem Befreiungsschlag den nächststehenden Balljungen avisiert und den Ball auf der Höhe dieses Balljungen eingeworfen. Das Schiedsrichterquartett merkte davon nichts, weil es durch die Verletzung des GC-Ungaren Bendegoz Bolla abgelenkt war, dessen Pflege bis zur Ausführung des Einwurfes eine volle Minute in Anspruch nahm. Und dann passierte noch etwas: Ballannahme mit links, sofortige Drehung und Ball mit rechts unwiderstehlich über die Linie geschoben. Ein Tor wie eine Hommage an den eine Woche davor verstorbenen Gerd Müller. Und das von Assan Ceesay, dem viele so etwas nie im Leben zugetraut hätten. Siegtreffer! Im Derby! In der letzten Minute der Nachspielzeit! Was für ein Schlussakkord!
Was macht eigentlich Aliti? Wo ist Doumbia? Und womit beschäftigt sich zur Zeit Antonio Marchesano? Solche Fragen stellen sich während der detaillierten Nach-Analyse des dritten FCZ-Saisonsieges immer wieder. Man ist es sich von letzter Saison gewohnt, dass Aliti, Doumbia und Marchesano ständig im Zentrum des Geschehens stehen. Es waren diejenigen Spieler, welche als Feuerwehrmänner fortlaufend Lücken stopften, fehlende Laufarbeit von Mitspielern kompensierten und taktische oder technische Fehler ausbügeln mussten. Zum Saisonstart 21/22 ist alles anders. Die Spieler mit der zu geringen Laufleistung und unnötigen Fehlern sind grösstenteils nicht mehr da. Alle elf Mann auf dem Platz bringen das, was man in der Super League von ihnen erwarten kann. Die Last wird auf viel mehr Schultern verteilt. So fällt es kaum auf, dass Aliti bisher einen eher durchschnittlichen Saisonstart erwischt hat, Doumbia nach einer Stunde ausgewechselt wird und Marchesano zwischen seinen hervorragenden Offensivaktionen auch mal für zwei, drei Minuten nicht im Fokus steht.
Zehn Mann, die laufen – Marchesano mit hoher Standard-Effizienz
Zwar läuft Marchesano auch in Luzern viel, aber er befindet sich nicht mehr wie letzte Saison als Führungsspieler 70 bis 90 Minuten im mentalen Dauerstress. Das gewohnte Lamentieren in Richtung Mitspieler, wenn diese schon wieder das Kommando fürs Pressing verschlafen haben, fällt weg. So kann sich der Tessiner noch besser auf die entscheidenden Aktionen nach vorne fokussieren. In Luzern erzielt der FCZ drei Tore – alle nach Marchesano-Standards. Erst ein kurz gespielter Eckball auf Guerrero, den der Spanier ideal auf den Kopf von Mirlind Kryeziu zirkelt, welcher von Gegenspieler Holger Badstuber (nicht das einzige Mal) aus den Augen verloren worden ist. Dann ein stark von links aus dem Halbfeld an den entfernten Pfosten gezogener Freistoss, welcher Frydek zu einem penaltyreifen Foul an Omeragic verleitet. Und schliesslich der direkt verwandelte Freistoss, der eine so tückische Flugbahn nahm, dass Filip Ugrinic in der Mauer sich in die falsche Richtung bewegte und den Weg für den Ball frei machte.
Positiv wie sie sich bewegen und geduldig sind (Luzern – FCZ Kommentare)
Débutant Gogia defensiv noch ungenügend
Wie „aus dem Nichts“ ging Luzern in der 5. Minute nach einem zu riskanten Zweikampfverhalten Mirlind Kryezius gegen Ugrinic in Führung. Gegen Ende der Partie passierte übrigens Fidan Aliti gegen den eingewechselten Lorik Emini dasselbe noch einmal. Der FCZ reagierte aber mit Ruhe und Geduld und hatte dann im zweiten Viertel der Partie seine bisher beste Phase der noch jungen Saison. Auch nach der Pause und der 2:1-Führung kam das Breitenreiter-Team zu einigen sehr guten Torchancen, um das Skore frühzeitig auszubauen. Erst im letzten Viertel der Partie baute man ein bisschen ab, teilweise aufgrund der etwas nachlassenden Kraft und Konzentration, teilweise weil nicht alle Einwechselspieler das Niveau der Startelf weiterziehen konnten. Dies betrifft im Speziellen den Débutanten Akaki „Andy“ Gogia. Dem in Georgien geborenen Deutschen Offensivspieler war das halbe Jahr ohne Wettbewerbseinsätze in Berlin anzumerken. Neben Ungenauigkeiten, falschen Einschätzungen und Stockfehlern mit Ball (einmal direkt vor dem eigenen Strafraum), ist vor allem das Spiel ohne Ball noch stark ungenügend. Nach der Umstellung Breitenreiters auf ein 5-4-1 ab der 76. Minute unterstützt Gogia seinen Hintermann Guerrero auf der linken Seite deutlich zu wenig.
Gute taktische Umstellungen von Celestini – aber es reicht für Luzern trotzdem nicht
Sowohl Luzern-Coach Fabio Celestini wie auch André Breitenreiter hatten taktisch eine Änderung vorgenommen. Luzern spielte erstmals in dieser Saison gegen eine Dreierabwehr und stellte dementsprechend vom üblichen 4-4-2 auf ein 4-2-3-1 um, mit der Möglichkeit ein Hohes Pressing aufzuziehen, aus welchem sich der FCZ aber von Anfang an gut herauslösen konnte. Dies obwohl Luzern diesmal taktisch viel besser eingestellt war, als noch in St. Gallen. Christian Gentner bereitete dem FCZ am meisten Probleme. Mit seinen Laufwegen vermochte er ab und zu Löcher im Zürcher Defensivverbund aufzureissen. Filip Ugrinic war ebenfalls viel unterwegs, aber abgesehen von seinem Tor nicht mit der aus Luzerner Sicht gewünschten Effektivität. Marco Burch hatte mit einem mediokren Holger Badstuber neben sich in der Innenverteidigung alle Hände voll zu tun und arbeitete für anderthalb. Der 20-jährige wirkte wie ein Routinier, der einen unerfahrenen Jungspund neben sich führen muss. Ausserdem vermisste Luzern den verletzten Torhüter Marius Müller sowie den gesperrten Marvin Schulz.
Krasniqi findet über den Kampf ins Spiel
Der FCZ seinerseits nimmt von einer soliden Basis ausgehend Schritt für Schritt. Er hat in Lugano sehr tief stehend und mit minimem Ballbesitz begonnen und steht nun von Spiel zu Spiel etwas höher und steigert seinen Ballbesitz – auch wenn das Zürcher Spiel weiterhin hauptsächlich auf schnelle Konter ausgelegt ist. Da Luzern im Gegensatz zu Lugano und Lausanne mit zwei Sechsern spielt, reagierte Breitenreiter, indem er Bledian Krasniqi auf die Achterposition vorzog. Mit nun einem Sechser (Doumbia gegen Ugrinic) und zwei Achtern (Marchesano gegen Wehrmann, Krasniqi gegen Gentner) ergab sich so an Stelle eines 3-4-1-2 ein 3-3-2-2. Bledian Krasniqi steigerte sich in seinem dritten Super League-Einsatz im Vergleich zum Lausanne-Spiel nochmal deutlich. Auch wenn ihm schon bei seinem Einsatz in der Europa League in Napoli eine gute Leistung gelang, vermochte er in Luzern erstmals sein Potential auf Super League-Niveau umzusetzen. Dies vor allem auch, weil er in der Anfangsphase dank zwei, drei starken Balleroberungen gut ins Spiel fand. Selten war die Umschreibung „über den Kampf ins Spiel finden“ zutreffender. Unter anderem auch deshalb liess Breitenreiter den 20-jährigen bis in die Nachspielzeit hinein im Spiel und nahm Doumbia bei der Einwechslung von Hornschuh raus.
Dem FCZ gelingt zum Saisonauftakt gegen den FC Lugano der vierte Sieg ohne Gegentor in Folge gegen diesen Gegner! Zu Beginn spielten beide Teams relativ viele hohe Bälle. Nach gewissen statistischen Quellen hatte das Letzigrund-Team im Cornaredo mit 28% den tiefsten Ballbesitzwert aller Wettbewerbsspiele der letzten sechs Jahre. Nach den Testspielen konnte bereits vermutet werden, dass der FCZ zum Meisterschaftsstart im Vergleich zur Rizzo-Ära die defensive Absicherung noch mehr verstärken wird, und dies wurde auch getan. In der Regel wartete der FCZ mit einer Fünferabwehrreihe auf die Angriffe der Tessiner. Zudem wurde in vielen Situationen der ballführende Luganesi nicht direkt angegriffen, sondern effektiv darauf fokussiert, die Passwege zuzustellen. Die taktische Formation spiegelte das 3-1-4-2 der Tessiner. Selbst die Stürmer Ceesay und Kramer waren angehalten, bei vorpreschenden Lugano-Innenverteidigern wie beispielsweise Ziegler, diesen bis ganz nach hinten zu folgen. Diese Disziplin braucht es, um mit diesem FCZ-Team einen gewissen Erfolg zu haben. Die Ausrichtung war richtig und zahlte sich aus. Vor allem, weil noch direkter und konsequenter umgeschaltet wurde.
„Schnelles Konterspiel noch konsequenter umgesetzt“ – Lugano-FCZ Kommentare
Das kongeniale Duo Marchesano / Ceesay konnte auf diese Art und Weise ihre Stärken voll ausspielen. MVP Marchesano war omnipräsent und Ceesay bereitete mit zwei unwiderstehlichen Aktionen beide Tore vor. Die zwei waren die Offensivwaffe der Zürcher und die einzigen Akteure, die in der Züri Live-Wertung mehr Offensiv- als Defensivpunkte sammelten. Der FC Zürich spielte so zielstrebig Richtung Tor, dass man in der ganzen Partie zu keinem einzigen Eckball kam (kaum Spiel über die Seiten in der Zone 3). Erst in der Schlussphase wurde Lugano durch die Einwechslung von Covilo, Ba, Guidotti oder Monzialo bei einigen seiner vielen Eckbälle (11:0) dann auch gefährlicher. Bei klassischen hohen Bällen in den Strafraum aus dem Spiel heraus köpften aber Mirlind Kryeziu und der in seiner Kopfballtechnik ganz offensichtlich über den Sommer verbesserte Blaz Kramer praktisch alles weg. Nach Expected Goals war die Partie im Cornaredo ausgeglichen – aber Lugano scheiterte im Abschluss – vor allem im Falle von Mattia Bottani, dessen scharfen Weitschuss in der 78. Minute Yanick Brecher mit den Fingern noch an den Pfosten lenkte.
Der Gegner
Lugano lief wie schon beim 2:2-Test gegen den Italienischen Meister Inter mit dem 18-jährigen Eigengewächs Nikolas Muci im Sturm auf, der zusammen mit Mattia Bottani in der Ersten Halbzeit ein einheimisches Sturmduo bildete. In der Dreierabwehr feierte zudem der aus dem YB-Nachwuchs stammende Kreshnik Hajrizi sein Super League-Début mit dem einen oder anderen Fehler, unter anderem seinem Tackling, das zum Penalty führte. Das Team des neuen Brasilianischen Trainers Abel Braga zeigte Spielwitz, war nominell aber zum jetzigen Zeitpunkt sicherlich etwas weniger stark einzustufen, als noch letzte Saison. Vor allem defensiv stimmte die Organisation nicht wie üblich. Das fing schon vorne und im Mittelfeld an, wo Lugano kein richtiger Zugriff auf die ballführenden Zürcher gelang – die Bianconeri schienen immer einen Mann zu wenig zur Verfügung zu haben, obwohl sie auch mit 11 Mann spielten. Zur Halbzeitpause kam Asumah Abubakar rein und mit ihm wurde im Spiel nach vorne flacher und mit deutlich mehr Positionswechseln gespielt. Der FCZ wirkte nicht mehr so souverän, wie noch in der 1. Halbzeit, brachte aber den Vorsprung auch mit etwas Glück über die Runden.
Die Débutanten
Adrian Guerrero gab in seinem ersten Wettbewerbseinsatz für den FCZ ein hervorragendes Début. Äusserst präzise nach vorne und ohne Ball mit einer sehr hohen Aufmerksamkeit und defensivem Spielverständnis bei gegnerischem Spielaufbau, Umschaltspiel und auch bei Standards, wie man es in dieser Form in den letzten Jahren von Spielern im FCZ-Dress nicht mehr gewohnt war – typisch „Spanische Schule“ im besten Sinn.
Bledian Krasniqi hat zwar schon beinahe 100 Partien im Männerfussball in den Beinen, kam im Cornaredo aber trotzdem zu seinem Super League-Début – und musste Lehrgeld bezahlen. Offensiv hatte Krasniqi nur wenige Aktionen und defensiv genügte sein Auftritt auf diesem Niveau nicht. Zusammen mit Doumbia hatte er den Raum im Zentrum am und vor dem eigenen Strafraum zu wenig im Griff. Die Partie dürfte als Anschauungsunterricht in Bezug auf Verbesserungspotential sehr nützlich sein.
Nikola Boranijasevic war im Vergleich zum diesmal zwar nicht besonders auffälligen, aber durchaus soliden Rohner, eher ein Downgrade auf der Rechten Seite. Fällte sowohl defensiv wie auch offensiv in wichtigen Situationen mehrmals die falsche Entscheidung.
Viele Auf und Abs in kürzester Zeit bei Marc Hornschuh – gute Ballgewinne und einfache Ballverluste, bringt grundsätzlich etwas mehr defensive Stabilität in der Schlussphase, verliert bei gegnerischen Eckbällen aber auch zwei Mal seinen Gegenspieler Demba Ba aus den Augen.
Rodrigo Pollero – ein völlig missglückter Teileinsatz des Uruguayers: zu langsam, zu unpräzis – macht mehrere gute Konterchancen zunichte.
Das Duell des Spiels
Ein spielentscheidendes Duell lieferten sich die beiden ehemaligen Teamkollegen Adrian Guerrero und Numa Lavanchy auf der linken Zürcher- und rechten Lugano-Seite.
20. Minute: Numa Lavanchy antizipiert sehr gut einen etwas «telefonierten» Pass von Omeragic auf Guerrero und spritzt dazwischen. Über Bottani und Sabbatini landet der Ball im Mittelkreis bei Lovric. Der schnell zurücksprintende Rohner zusammen mit Doumbia lassen Lovric aber mit der Weiterleitung des Balles nach vorne auf Muci etwas zögern. Der Lugano-Gegenangriff wird gebremst, Lovric lässt sich auf der linken Seite im Mittelfeld durch vier Zürcher in die Ecke drängen und spielt einen Fehlpass in die Füsse von Doumbia. Der FCZ schaltet über Marchesano und Ceesay über rechts schnell um.
Im Moment des Ballgewinnes steht Guerrero vor dem eigenen Strafraum bei seinem Gegenspieler Lavanchy, bereit für einen allfälligen Seitenwechsel Luganos. Sobald der Ball von Doumbia direkt zu Marchesano prallt, sprintet Guerrero sofort los, macht sich dann etwa 30 Meter vor dem Tor gegenüber dem ballführenden Ceesay bemerkbar. Lavanchy hatte inzwischen die Verfolgung Guerreros aufgenommen. Der Waadtländer ist schneller als Guerrero, hat aber immer noch sechs Meter Rückstand. Weil der Querpass von Ceesay für einmal sehr präzis und mit gutem Timing gespielt ist (Lovric verzichtet auf ein Foul an Ceesay), kann Guerrero den Ball direkt in seinen Lauf mitnehmen und Lavanchy kommt zu spät. Die Lugano-Dreierabwehr hat sich relativ eng formiert und ging dabei davon aus, dass der schnelle und laufstarke Lavanchy seinen Gegenspieler Guerrero im Griff hat – dies liess Guerrero den entscheidenden Raum, den dieser mit einem sehr präzisen Abschluss von der Strafraumgrenze via rechten Innenpfosten auch optimal nutzte.
Diese ganze Szene vor dem 0:1 war typisch für das gesamte Duell zwischen Guerrero und Lavanchy. Der Waadtländer machte eine ordentlich bis gute Partie. Einmal gelang es ihm auch seinen Gegenspieler zu tunneln, was zu einer guten Kopfballchance Lovrics führte. Aber Guerrero spielte in seinem ersten FCZ-Wettbewerbsspiel hervorragend, und mit noch etwas mehr Konsequenz, sowohl offensiv wie defensiv, als sein Gegenpart auf Lugano-Seite.
Most Valuable Player
Antonio Marchesano ist mit Abstand der beste Offensivspieler auf dem Platz, der zudem auch noch hinten viel aushilft – das Duo Doumbia / Krasniqi hat in dieser Partie die Unterstützung auch dringend nötig. Wie vermutet kommt der erfahrene Tessiner genau zum richtigen Zeitpunkt zum Saisonstart in Form und verwandelt deshalb auch seinen Penalty souverän. Die bei Breitenreiter in der ersten Partie noch stärker auf schnelles Umschaltspiel ausgelegte Spielweise kommt dem Duo Marchesano / Ceesay sehr entgegen. Blaz Kramer, obwohl 90 Minuten auf dem Platz, spielt hingegen eher eine Nebenrolle – auch wenn er in gewissen Szenen wichtig ist, als Spieler, der die gegnerischen Abwehrspieler bindet – und kann seine eigene Schnelligkeit nicht ausspielen.
„Omeragic bedankt sich persönlich“ Lugano-FCZ Highlights
Wilfried Gnonto fällt auf durch seinen Kampfgeist und sein Engagement, welches er für seine Farben einsetzt – auf und neben dem Platz. Und nicht nur gegen Kriens, sondern zuvor auch schon gegen Aarau brachte er einen ansprechenden Kopfball aufs gegnerische Tor. Sogar ein für seine Verhältnisse völlig ungewöhnlich präziser und wuchtiger Kopfballtreffer gelang Blaz Kramer nach einer Musterflanke Rodrigo Polleros gegen Xamax. Abgesehen von dieser einen Szene kam vom Uruguayer im ersten Einsatz noch nicht viel. Interessant war sein toller Assist auch deshalb, weil er in der Challenge League bei gerade mal sechs Assists und gleichzeitig 26 Toren in 60 Partien eindeutig als Finisher aufgefallen war – und selbst die paar wenigen Assists waren (fast) alles keine Flanken. Assan Ceesay hatte in seinen ersten Einsätzen Mühe, steigerte sich dann aber parallel mit seinem kongenialen Partner Antonio Marchesano in der letzten Partie gegen Kriens.
Hadern mit Doumbia
Stephan Seilers Auftritte in den Testpartien waren ungenügend und an Nils Reichmuth liefen die Partien fast völlig vorbei, auch wenn gegen Ende der Vorbereitung eine kleine Steigerung ersichtlich war. Bereits gut eingefunden hat sich hingegen Bledian Krasniqi. Im Spiel mit Ball findet der 20-jährige mit seiner Vista praktisch immer die beste Lösung. Vasilije Janjicic steigerte sich im Verlauf der Vorbereitung. Mit dem taktischen Verhalten von Ousmane Doumbia scheint das Zürcher Trainerteam bisher noch mit am meisten zu hadern. Der Ivorer, welcher sich auch auf persönlicher Ebene im Team sehr wohl zu fühlen scheint, überrascht den Gegner immer wieder mit unerwarteten Balleroberungen – aber eben auch die eigenen Mitspieler und Trainer häufig mit unerwarteten Stellungsfehlern. Bis zu einem gewissen Grad sind das zwei Seiten derselben Medaille. An Buschman-Dormond kritisiert Breitenreiter, dass er zu viele «Tricks» versuche. Findet der Kanadier allerdings den Raum zum Kontern vor, wie beim 6:1-Treffer gegen Kriens (Vorbereitung für Ceesay nach einem Eckball der Innerschweizer), kann er seine Schnelligkeit ausspielen.
Energie sparen mit Boranijasevic und Aliti
Der sich in einer schwierigen Karrierephase befindliche Mirlind Kryeziu könnte aufgrund seiner Physis zu den Gewinnern unter dem neuen Trainer gehören, obwohl ihm gegen Xamax ein entscheidender Fehler unterlief, als er kurz nach der Pause den Ball vor dem eigenen Strafraum gegen Veloso verlor, was das frühe und wegweisende 2:1 für die Gäste bewirkte. Bei einer Dreierabwehr wechselte sich im Verlauf der Vorbereitung Kryeziu in der zentralen Position mit Hornschuh und Kamberi ab. Lindrit Kamberi konnte weitgehend an die positiven Eindrücke von Ende letzter Saison anknüpfen, Silvan Wallner hingegen vorwiegend an die negativen. Fidan Aliti spielte genau Fifty-Fifty als Linksverteidiger oder links in der Dreierkette – aber nie als linker Aussenläufer. Er und Neuverpflichtung Nikola Boranijasevic schienen teilweise etwas mit angezogener Handbremse in den Tests aufzutreten – als sparten sie ihre Energie für den richtigen Saisonstart auf. Willie Britto war bezüglich Positionierung teilweise das Pendant zu Aliti auf der rechten Seite – allerdings wurde er auch als Aussenläufer eingesetzt und hat gleichzeitig nicht die gleichen Einsatzchancen wie der Kosovarische Nationalspieler.
Reifen mit Frei
Adrian Guerrero ist ein Mann auf der linken Seite mit gutem Spiel- und Raumverständnis und schlägt zudem gute Standards mit dem linken Fuss – er kann aber aufgrund seiner Konstitution von Gegner auch ziemlich einfach zur Seite gedrückt werden. Dies passiert Filip Frei mittlerweile deutlich weniger als früher. Der letztjährige U20-Nationalspieler hat einen Schritt nach vorne gemacht und sich in den Vorbereitungsspielen erfolgreich von seiner besten Seite gezeigt. Sein enorm fehlerbehaftetes Spiel von früher hat er abgestellt und spielt nun sehr verlässlich, trotz gleichzeitig weiter verbesserter Dynamik. Frei wird von Breitenreiter als Alternative auf allen erdenklichen Aussenpositionen auf beiden Seiten eingesetzt, zusätzlich zur Dreierabwehr – und ist damit zur Zeit der grösste Allrounder im Team.
Aushelfen mit Hornschuh
Marc Hornschuh wurde als wichtige Kaderergänzung geholt, der auf den zentralen Defensivpositionen als verlässliche Option bereitstehen soll, wenn es ihn braucht – wohl vor allem in der Dreierabwehr, denn seine Auftritte im Mittelfeld waren jeweils wenig erbaulich. Becir Omeragic wurde am letzten Spieltag der Vorbereitung genauso wie Buschman zwei Mal als Einwechselspieler eingesetzt. Während dies bei Buschman durchaus ein Zeichen seiner aktuellen Position in der sportlichen Mannschaftshierarchie darstellte, war es bei Omeragic bedingt durch seine vorherige Ferienabwesenheit aufgrund der EM-Endrunde. Ihn schon auf das Lugano-Spiel hinzubekommen, wäre wohl zu knapp und auch etwas riskant.
Fremdgehen mit De Nitti
Bei den Torhütern feierte der von der U18 hochgezogene Gianni De Nitti seine ersten Teileinsätze im Fanionteam (einen davon im Tor des SC Kriens gegen den FCZ). Zivko Kostadinovic agierte in seiner Kernkompetenz als «Torhüter» gewohnt solide. Trainer Breitenreiter war mit seinen Entscheidungen bei den Abstössen aber nicht immer zufrieden. Yanick Brecher hatte wieder zwei, drei Unkonzentriertheiten bei Gegentreffern dabei und schrie sich in der Endphase gegen Xamax, als nichts mehr ging, vergeblich die Lunge aus dem Leib.