Blick ins FCZ-Leistungszentrum. Grosses Interview mit dem Leiter Academy, Heinz Russheim – TEIL 1 von 4

Wer ist das Herz eines Vereins? Einige würden sagen: die 1. Mannschaft. Für andere ist es die Vereinsführung. Die Dritten meinen: natürlich die Fans! Es gibt aber auch noch eine vierte Sichtweise: die Nachwuchsabteilung! In ihr entwickeln sich die zukünftigen Identifikationsfiguren und Botschafter des Klubs. Sie tragen schon seit früher Jugend das Vereinswappen auf der Brust und in jeder Altersstufe heisse Derbys aus. Sie sprechen die Sprache der Fans und können auswärtige Zuzüge in den Klub einführen. Die Juniorenabteilung bildet ausserdem die handfeste Verbindung zur aktiven Fussballfamilie der Region. Jeder Amateurverein ist stolz, wenn er einen eigenen Jungen in den Profiklub bringen kann.

Blerim Dzemaili (Oerlikon, Unterstrass, YF Juventus), Fabian Rohner (SV Höngg) und Gianni De Nitti (Red Star) stammen von Stadtvereinen. Lindrit Kamberi (Volketswil), Selmin Hodza (Uster), Ilan Sauter (Maur) und Yanick Brecher (Männedorf) aus der Agglomeration. Mirlind Kryeziu und Bledian Krasniqi können sich hingegen an ihr Leben vor dem FCZ fast nicht erinnern. Sie traten praktisch gleichzeitig in die Schule und den Stadtclub ein. Miguel Reichmuth kam mit 12 Jahren vom schwyzerischen Ibach. 

Leiter Academy Heinz Russheim vor dem Home of FCZ

Leiter Academy beim FC Zürich ist Heinz Russheim. Seit mehr als 11 Jahren im Verein, seit April 2013 als Technischer Leiter. Anders als die Mehrheit seiner Pendants bei Schweizer Klubs bringt Russheim einen fundierten pädagogischen Background mit: Sportlehrerstudium an der ETH, Tätigkeit als Lehrer und Ausbildner in der Allgemeinbildung an Berufsschulen, beim Bundesamt für Sport oder an der ETH. Bis 2009 hat er noch selbst Schule gegeben. Der FCZ gehört seit vielen Jahren im Nachwuchsbereich zu den besten Ausbildungsklubs der Schweiz und führt das Label des Schweizerischen Fussballverbandes als eines der Nationalen Leistungszentren. Russheim hat Heinz Moser als neuen Leiter Entwicklung zur Seite gestellt erhalten, der vom SFV kommend das Konzept gleich selbst in einem Klub in die Tat umsetzen kann. Moser ist zuständig für «den Roten Faden» durch den ganzen Klub inklusive Frauen und Profis und die langfristige Entwicklung. Russheim ist der Leiter des Nachwuchsbereiches der Jungs (Academy und Footeco), in welchem auch ein paar der talentiertesten Mädchen aktiv sind.

Züri Live: Heinz Russheim, wir befinden uns im dieses Jahr neu eröffneten «Home of FCZ». Der FC Zürich hat als erster von mehreren Vereinen das Zertifikat «Leistungszentrum» vom Schweizerischen Fussballverband erhalten. Muss man nun Jahr für Jahr «zittern», ob man das Label wieder erhält, oder ist dies mit dem aktuellen Angebot gesichert?

Heinz Russheim: Das ist zur Zeit ziemlich fix. Als wir uns 2015 beworben haben, konnten wir darlegen, dass wir alle Kriterien erfüllen. Wir erfüllten sie bereits, bevor es das Label überhaupt gab. Und es gibt nicht Jahr für Jahr wieder neue Kriterien. U16-, U18- und U21-Trainer müssen festangestellte Profis sein. Auch den Talent Manager, Leiter Goalies oder Leiter Athletik hatten wir schon vorher zu 100% angestellt. In einem Leistungszentrum darf man diese Rollen nicht auf verschiedene Personen splitten.  

ZL: Zuletzt wurde heiss über den Super League-Modus diskutiert. Für den Ausbildungsbereich scheint aber vor allem die Aufstockung der Super League auf 12 Mannschaften nicht ungefährlich zu sein. Das Geld für die Jugendakademien kommt ja letztlich aus dem Profifussball. Wenn Klubs wie Aarau, Thun, Xamax, Wil, Schaffhausen oder Vaduz durch das Fehlen der besten zwei Gegner weniger Einnahmen generieren, kriegen sie dann nicht Probleme mit der Finanzierung ihres Spitzenjuniorenbereiches?

HR: Da müsste man die Einnahmenstruktur analysieren. Wenn durch die zwei Top-Klubs, die in die Super League verschwinden, in der Challenge League die Zuschauerzahlen sinken, dann hätte das schon einen negativen Einfluss auf die Finanzierbarkeit der Nachwuchsabteilungen. Wenn aber die Zuschauereinnahmen keinen wesentlichen Teil des Budgets abdecken, sehe ich nicht einen riesigen Einschnitt – ausser die Sponsoren würden aufgrund des Zuschauerrückgangs und damit verminderter Attraktivität die zugesprochenen Gelder ebenfalls kürzen.  

ZL: Was hat sich für Dich persönlich mit dem Einzug ins Home of FCZ verändert?

HR: Die Wege sind natürlich wesentlich kürzer geworden. Bisher habe ich jeweils gependelt. Am Mittwoch bin ich beispielsweise um 8 Uhr im Heerenschürli ins Training, dann in die Geschäftsstelle im Stadtzentrum und dann um 13 Uhr wieder raus nach Schwamendingen fürs Nachmittagstraining. Auch die Kommunikation intern ist direkter. Wenn es etwas mit der Buchhaltung zu diskutieren gibt, kann man drei, vier Zimmer weiter schnell fragen gehen und muss kein Mail schreiben. 

ZL: Nicolas Chappuis hat den Sprung in den Staff der 1. Mannschaft geschafft – ein Verlust für die Academy?

HR: Ja klar. Einerseits ist jeder, der raufgeht, grundsätzlich ein Verlust. Andererseits ist es ein gutes Zeichen für die Academy. Ich mag mich noch erinnern, als Chappuis vor etwa acht Jahren von Etoile Carouge in die U14 gekommen ist. Er war Assistent von Magnin. 2018 als Magnin in die 1. Mannschaft befördert wurde, hatten Chappuis und ich zwei Wochen lang die U21 zusammen. Erst ich mit ihm als Assistent, dann er mit mir als Assistent. Dann war er Assistent bei Massimo Rizzo’s U18 und letzte Saison U17-Cheftrainer, dazu verantwortlich für das technische Equipment und die Spielanalysen. Wenn die 1. Mannschaft jemanden aus dem Academy-Staff «absaugt», ist das für mich nicht primär ein Verlust. Ich habe gegenüber Ancillo und Heliane Canepa immer betont, dass für jede Position in der 1. Mannschaft ein valabler Kandidat im Nachwuchs vorhanden sein sollte – egal ob Konditionstrainer, Cheftrainer oder Goalietrainer.

Nicolas Chappuis, Spielanalyst der 1. Mannschaft

ZL: Was sind die Kriterien, auf die beim FCZ bei der Trainerauswahl für die Academy am meisten geachtet wird?

HR: Die Diplome sind vorgegeben, da gibt es Mindestanforderungen: ab U16 aufwärts das A-Diplom. In den Stufen darunter gibt es ebenfalls die entsprechenden Auflagen (B-Diplom). Durch das Bestehen der Prüfung beweist ein Trainer, dass er die notwendige Fachkompetenz hat. Natürlich gibt es Unterschiede zwischen «sehr gut» oder nur «knapp» bestehen. Aber die Prüfung ist nur eine Momentaufnahme. Ein Tag. Eine 5,5 ist zwar für den Moment besser als eine 4,5, aber der Kandidat hat vielleicht ein ganz anderes Prüfungsthema erwischt, als sein Studienkollege. Es heisst noch gar nicht, dass er dann auch der bessere Trainer sein wird. Für mich wird die Sozialkompetenz immer wichtiger. Der Umgang mit den Spielern ist zentral.

ZL: Und dies täglich…

HR: Ja. Ich hatte grad gestern ein Gespräch mit einem Gymischüler bei uns. Die haben über 30 Stunden Schule, dazu Hausaufgaben, Prüfungsvorbereitung. Und trainieren bei uns vier Mal abends. Wenn dann einer mal etwas müde ist, muss der Trainer die Empathie mitbringen, dafür Verständnis zu haben. Das hat man als Trainer und Mensch – oder man hat es nicht. Beim A-Diplom lernt man das auf jeden Fall nicht. Fordernd kann man trotzdem sein. Aber Verständnis für die Chancen, Gefahren, Freuden und Ängste der Jugendlichen muss vorhanden sein, und der Trainer muss damit umgehen können.

ZL: Bei einem Profiklub wie dem FCZ gibt es Legenden, Spieler mit Verdiensten, die man aufgrund der Klubpolitik gerne nach der Spielerkarriere in der Organisation halten möchte. Man kommt dann auf der Suche nach einer passenden Position schnell mal auf die Idee «Nachwuchstrainer» – obwohl der Ex-Profi möglicherweise nicht die beste Besetzung dafür ist. Hat sich in diesem Punkt mittlerweile etwas getan? Hat ein von der Sozialkompetenz und Pädagogik her starker Nachwuchstrainer eines kleinen Vereins aus der Region gute Chancen, sich in der Auswahl der Bewerber gegen einen Ex-Profi durchzusetzen?

HR: Wenn man keinen Hintergrund als Spielerprofi hat, ist es sehr schwer, bei den Grossvereinen reinzukommen. Wir hatten Fischer, Magnin oder Petrosyan. Colatrella hat ebenfalls in der obersten Liga gespielt, Romano war auch Profi.

ZL: Zumindest von der U15 an abwärts scheint es aber weniger Ex-Profis auf der Trainerposition zu geben…

HR: Ja, U15 kommt mir jetzt auch grad keiner in den Sinn. Der Einstieg ist aber meist in der U14 – und dann geht es direkt in das Leistungszentrum (U16). Man muss wissen: vor etwa 20 Jahren war die Philosophie des SFV, möglichst vielen ehemaligen Super League- und sowieso National-Spielern den Einstieg als Trainer zu ermöglichen. Denn diese haben die Erfahrung beispielsweise auch vor 50’000 Zuschauern zu spielen. Sie wissen, was auf dem Platz abläuft. Sie haben einen grossen Rucksack. Sie haben das Fachliche als Profispieler selbst erlebt und umgesetzt: «Was mache ich im Pressing? Wohin stehe ich? Wie verteidige ich?». Grundsätzlich alles. Das war die Stossrichtung.

Meines Erachtens hat man etwas zu wenig darauf geachtet, dass die Sozialkompetenz die dominante Qualität ist, die ein Nachwuchstrainer haben muss – ganz klar wichtiger als vieles andere. Diese Meinung wird nicht von allen geteilt. Natürlich muss ein Nachwuchstrainer im Spitzenjuniorenfussball eine Ahnung davon haben, was auf dem Fussballplatz abläuft. Aber das Pendel schlägt für mich zu stark in Richtung ehemalige Top-Spieler aus. Der Umgang mit einer U16 oder U18 ist nicht das Gleiche, wie mit der 1. Mannschaft. Sie trainieren zwar gleich viel, aber der Juniorenspieler macht nebendran noch eine Lehre, geht in die Schule, ist in der Entwicklung, in der Pubertät – das braucht vom Trainer spezielle Kompetenzen.

Thomas Tuchel oder Julian Nagelsmann waren als Spieler nicht auf dem Niveau ihrer jetzigen Mannschaften. Sie arbeiten erfolgreich, weil sie einen sehr guten Umgang mit ihren Spielern pflegen. Franz Beckenbauer vertraute als DFB-Teamchef fast ausschliesslich auf seine Sozialkompetenz. Das Training leitete ein Anderer.

ZL: Gut mit Jugendlichen umgehen zu können, ist eine spezielle Qualität… In gewisser Hinsicht schwieriger als mit Männern.

HR: Was heisst schwieriger? Das würde der Aufgabe der Eins-Trainer auch nicht gerecht. Dort kann man beispielsweise auch einmal eine «Diva» in der Mannschaft haben. Wie geht man damit um?

ZL: Im Nachwuchs hat man natürlich als Trainer etwas mehr Autorität und Möglichkeiten, Druck auszuüben. In der 1. Mannschaft ist der Trainer wohl das schwächere Glied im Mannschaftsgefüge. 

HR: Das ist zwangsläufig so. Wenn’s nicht läuft, dann muss bei den Profis immer wieder der Trainer gehen. Auch wenn es häufig nicht die richtige Entscheidung ist.

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Der Kybunpark weckt ganz offensichtlich den Offensivgeist beim FCZ! Gegen den FC St. Gallen und Heart of Midlothian kommt das Foda-Team auf die grösste Anzahl Abschlüsse der bisherigen Saison (21 und 17). Die Offensivleistung insgesamt war mit einer Durchschnittsnote von 7,4 sogar die beste, noch vor dem Auswärtsspiel in Baku! Der Wert von 2,61 Expected Goals ist der beste seit dem 2:1-Auswärtssieg in Bern am 19. März. Für die Musik im Spiel nach vorne sorgte in erster Linie das Duo Infernale Guerrero / Marchesano. Der Auftritt der beiden erinnerte an letzte Saison. Marchesano war zudem erneut einer der defensiv besten Spieler und in der 1. Halbzeit zusammen mit Guerrero der Beste. Dies war er bereits in den beiden Partien gegen Linfield gewesen – Gegner aus dem Vereinigten Königreich scheinen ihm zu liegen.

Selnaes und Omeragic defensiv erneut schlecht

Im Vergleich zum Winterthur-Spiel kamen deutlich mehr lange Bälle beim Mitspieler an – zwei Drittel statt nur ein Drittel. Dies vor allem auch darum, weil Bohdan Vyunnik von Anfang an auf dem Platz stand. Hearts bot dem FCZ auch deutlich mehr Raum im Spiel nach vorne, als das kompakt in einer gesicherten Defensive lauernde Winterthur. Die Durchschnittsnote der Spieler ist mit 6,6 die bisher beste der Saison – knapp vor den Heimspielen gegen Qarabag und Linfield (je 6,5). Der FCZ zeigte sich also bisher in den Europacup-Heimspielen von seiner besten Seite. Der Sieg ist verdient und am Ende gar noch um ein Tor zu niedrig ausgefallen. Es war wieder etwas die Emotionalität zu spüren, welche den FCZ letzte Saison stark gemacht hat – speziell nach dem Penaltytor der Schotten.

Versursacht wurde der Gegentreffer durch zwei individuelle Fehler hintereinander von Ole Selnaes. Der Norweger agierte zudem in einer ganzen Reihe weiterer Szenen defensiv unbedarft und zu wenig handlungsschnell. Fast alle Szenen, in denen die Schotten (im Ansatz) gefährlich wurden, gingen auf Fehler von Selnaes zurück. Das Gleiche gilt für Becir Omeragic, der bereits gegen St. Gallen im Kybunpark schlecht gespielt hatte. Diese zwei Spieler befinden sich weiterhin im Aufbau und werden vom Team zur Zeit „mitgeschleppt“. Endlich wieder einmal einen erfreulichen Auftritt zu sehen gab es hingegen von Wilfried Gnonto. In der 71. Minute eingewechselt, spielte der Italiener, als habe er seine miserable Form zu Hause vergessen mitzunehmen. Avdijaj trat hingegen wie schon in Winterthur auch gegen seinen Ex-Klub mit einer seltsamen Zurückhaltung auf.

Link zum FCZ – Hearts Telegramm



Im ersten Kantonsderby seit der Challenge League-Saison des FCZ war alles angerichtet: Wetter und Zuschaueraufmarsch stimmten. Auf dem Platz passierte aber vor allem in der 1. Halbzeit wenig, weil der FC Winterthur nach den Misserfolgen zum Beginn der Saison auf ein 5-1-2-1 umgestellt hat und darin sowohl sehr kompakt stand, als auch verschob. Es war zusammen mit den Auswärtsspielen in Baku und St. Gallen, sowie dem Heimspiel gegen Luzern nach Züri Live-Noten die schlechteste 1. Halbzeit der Saison.

Zu wenig schnelle Seitenwechsel

Die „Sturmflaute“ erreichte beim FCZ einen Höhepunkt. Die in der Startformation auflaufenden Santini (Offensiv-Note: 1, keine einzige Abschlussbeteiligung), Avdijaj (2) und Marchesano (2) spielten alle im Spiel mit Ball schlecht. Avdijaj war im Vergleich zu seinen ersten Einsätzen nicht mehr wiederzuerkennen und Santini konnte seine erste Startelfchance nicht nutzen. Der eingewechselte Gnonto (schlechtester Saisonauftritt) befindet sich sowieso seit Saisonbeginn in einem Leistungsloch. Die ebenfalls eingewechselten Vyunnik, Rohner und Mets sorgten hingegen dafür, dass der FCZ in der 2. Halbzeit nach vorne etwas mehr auf die Beine stellen konnte, und waren dann auch für den späten Ausgleich (das erste FCZ Liga-Tor der Saison nach 445 offiziellen Spielminuten plus Nachspielzeiten!) besorgt. Vyunnik ist dabei der Züri Live-MVP, Rohner nach den Heimspielen gegen Luzern und Linfield zum dritten Mal in dieser Saison der beste Offensivmann.

In der 1. Halbzeit hatte Winterthur 55% Ballbesitz, in der 2. Halbzeit war hingegen der FC Zürich zu 67% am Ball. Der FCZ trat in der offensiven Phase im 3-4-1-2 an und verteidigte wie häufig im 3-4-3 mit Raumdeckung. Ab der 69. Minute (Rohner kam für Avdijaj) spielte man dann auch mit Ball im 3-4-3. Um den FCW zu knacken, hätte der FCZ mit schnellen Seitenwechseln operieren müssen. Gantenbein und Diaby gehören nicht zu den defensiv stärksten Aussenverteidigern der Liga und sind im Eins-gegen-eins ohne Rückendeckung verwundbar. Stattdessen versuchte man aus stadtzürcher Sicht immer wieder vergebens in Räumen durchzukommen, wo die Heimmannschaft massiert stand.

Brecher in 1. Halbzeit stark, aber mit folgenschwerem Fehler beim Gegentor

Blerim Dzemaili trat im zweiten Spiel nach seiner kurzen Verletzungspause bereits etwas besser auf, als gegen Linfield, war aber immer noch insgesamt ungenügend – vor allem in der 2. Halbzeit. Yanick Brecher konnte in der 1. Halbzeit als bester Mann des Teams eruiert werden, machte dann aber beim Führungstreffer Winterthurs einen folgenschweren Fehler. Ohne seine Fehleinschätzung des Balles und der Geschwindigkeit Manzambis wäre das Winterthurer Führungstor sehr wahrscheinlich nicht gefallen. Die FCZ-Verteidiger waren eigentlich in Überzahl und der Winkel für Manzambi spitz. Aber aufgrund des Ausfluges von Brecher mussten Kryeziu und Kamberi das verwaiste Tor abdecken – Manzambi und Rodriguez liess man daher gewähren. Neben Dzemaili und Brecher liessen auch Kryeziu, Boranijasevic und Condé in der 2. Halbzeit nach. Allerdings war bei Dzemaili, Kryeziu und Guerrero zumindest nach dem Gegentreffer durchaus eine Reaktion zu sehen. Die Wende zum Ausgleich und den zwei späten Chancen zum Sieg bewerkstelligten aber trotzdem fast ausschliesslich die eingewechselten Vyunnik, Rohner und Mets.

Exkurs: Vyunnik? Viunnyk? Vyunnyk? Wie schreibt sich der Ukrainische Stürmer des FCZ?

  • auf Ukrainisch: Богдан Сергійович В’юнник
  • auf Russisch: Богдан Сергеевич Вьюнник
  • auf Englisch: Bohdan Vyunnyk
  • auf Französisch: Bohdan Viunnyk
  • auf Deutsch: Bohdan Vyunnik (oder: Vjunnik)

Der Vorname wird sowohl auf Ukrainisch wie auch auf Russisch eigentlich „Bogdan“ geschrieben und auf Russisch auch so ausgesprochen. Die ukrainische Aussprache geht aber eher in Richtung „Bochdan“ und daher wird der Vorname auf Englisch, Russisch und Deutsch mittlerweile mit einem „h“ geschrieben. Der Vatername „Sergijowitsch / Sergejewitsch“ wird Englisch / Französisch / Deutsch nicht verwendet. Der Familienname Vyunnik wird in den drei westlichen Sprachen jeweils leicht unterschiedlich geschrieben. Die offizielle Schreibweise des Namens in lateinischen Buchstaben gemäss Reisepass ist bei Russen und Ukrainern jeweils die französische. Der FCZ hat diese übernommen. Auf Vyunniks Trikot steht „Viunnyk“. Nur: es ist eigentlich üblich, dass der Name in jeder Sprache so geschrieben wird, wie man ihn ungefähr ausspricht. Genau darum gibt es ja unterschiedliche Schreibweisen. Beispiel: im Reisepass des aktuellen russischen Staatspräsidenten wird sein Name in lateinischen Buchstaben offiziell „Poutine“ buchstabiert (französisch). Im deutschsprachigen Raum wird aber trotzdem „Putin“ geschrieben. „Poutine“ auf Deutsch oder „Putin“ auf Französisch wären weit von der richtigen Aussprache entfernt und im zweiten Fall sogar mit unvorteilhafter Bedeutung. Züri Live verwendet daher nach Usus die deutsche Schreibweise Vyunnik bzw. Vjunnik – auch wenns auf dem Trikot anders steht.

Link zum Winterthur – FCZ Telegramm



Aussergewöhnlich: alle 16 eingesetzten FCZ-Spieler sind an mindestens einem der drei erzielten Tore beteiligt – die Startformation an den frühen Treffern Avdijajs zum 2:0, und die Einwechselspieler komplett am 3:0 Ivan Santinis in der 84. Minute. Lindrit Kamberi und Fidan Aliti waren an allen drei Toren beteiligt. Der Gegner scheint Mühe mit den Temperaturen zu haben und bringt weniger Gegenwehr auf den Platz als viele unterklassige Gegner im Schweizer Cup. Der FCZ schafft somit gegen den nordirischen Rekordmeister mit einem Gesamtresultat von 5:0 den Einzug in die Europa League-Playoffs gegen Heart of Midlothian.

Rohners Vorstösse über Rechts hätten mehr Tore verdient

Die Anzahl benötigter Defensivaktionen ist für den FCZ so tief wie noch nie in dieser Saison. Einerseits aufgrund des Auftritts des Gegners – aber auch die eigene Gesamtleistung ist besser, als im Hinspiel. Yanick Brecher war mit seiner tollen Parade in der 67. Minute gegen McClean defensiv an erster Stelle beim FCZ, hatte aber offensiv mehr Probleme als üblich. Antonio Marchesano war (wie im Hinspiel) in der 1. Halbzeit der beste Zürcher und in dieser Phase an allen Abschlüssen beteiligt, inklusive den beiden Treffern. Obwohl in der 74. Minute ausgewechselt, liefert der Tessiner über die ganze Partie hinweg die Hälfte aller Zuspiele auf die 14 FCZ-Abschlüsse.

Die Einwechselspieler brachten diesmal grösstenteils einen positiven Beitrag, allen voran Fabian Rohner, dessen Läufe und Hereingaben von Rechts noch mehr als das Tor Santinis zum 3:0 hätten bringen können und sollen. Rohner ist in dieser Saison erstmals MVP, zum zweiten Mal nach dem Luzern-Heimspiel offensiv an erster Stelle und zum zweiten Mal nach dem Qarabag-Heimspiel in der 2. Halbzeit der Beste. Einzig bezüglich Blerim Dzemailis Comeback war es gut, dass der Gegner Linfield hiess, denn er brachte in erster Linie seine Mitspieler in Schwierigkeiten.

Link zum FCZ – Linfield Telegramm