Roger Federer erblasst vor Neid / FCZ – Sion in der Züri Live-Analyse

Jedes der vier Saisonduelle mit dem FC Sion verlief unterschiedlich. Trotzdem gibt es bei diesem 5:1-Heimsieg Parallelen mit dem ersten Aufeinandertreffen im Letzigrund im Oktober. Beide Heimspiele gegen die Walliser wurden mit vier Toren Unterschied gewonnen und in beiden liess der FCZ im zweiten Viertel der Partie stark nach – und die Walliser ins Spiel kommen. Ebenso traf sowohl im Oktober wie im April der FC Zürich früh in beiden Spielhälften – und in drei dieser vier Halbzeiten war Assan Ceesay nach jeweils weniger als drei Minuten der Torschütze.

Sion verliert durch Wesleys Ausfall die Balance

Im Gegensatz zum 1:1 im Tourbillon im Februar liess sich Sion diesmal nicht auf ein Eins-gegen-Eins auf dem ganzen Platz ein, sondern zog sich stärker zurück. Trainer Tramezzani hatte in den Wochen zuvor mit einer für seine Verhältnisse ungewohnten personellen und taktischen Kontinuität Erfolg gehabt. Gegen den FCZ waren sein Mittelfeld und die Stürmer aber zu anfällig auf Ballverluste, vor allem gegen den Zürcher MVP Ousmane Doumbia. Der frühe verletzungsbedingte Ausfall des kampfstarken Wesleys brachte das Walliser Gleichgewicht zusätzlich durcheinander. Dessen Ersatz Bua oder auch das Mittelfeld mit Baltazar, Zuffi und Grgic fehlte es an Qualität im Zweikampfverhalten und im Spiel ohne Ball. Mit diesen und ähnlichen Akteuren kassierte der FCZ 15/16 einige hohe Niederlagen und stieg ab – mit einer von hinten bis vorne diszipliniert spielenden Mannschaft wurde man nun diese Saison Meister. Gegen die aktuelle Pressingmaschine FCZ fiel Sion letztendlich zum zweiten Mal auseinander. Und dass beispielsweise der für Super League-Verhältnisse technisch beschränkte Birama Ndoye vor dem 4:1 vor dem eigenen Strafraum mit Assan Ceesay im Rücken zu jonglieren versuchte, half natürlich auch nicht. Nicht gegen diesen FCZ.

FCZ rechts ohne Boranijasevic mit Defensiv-Problemen

Kopflos war Sion aber nicht angetreten. Sie suchten lange Zeit immer wieder erfolgreich im Spielaufbau meist über Bamert und Benito die Halbräume im Mittelfeld. Auf der rechten Sion-Seite wurde dies aber bald mal dadurch unterbunden, dass Ceesay konsequenter nach hinten zu arbeiten begann und Bamert weitgehend aus dem Spiel nahm. Gnonto auf der anderen Seite liess hingegen Benito immer wieder zu viel Spielraum. Sion hatte sich sowieso vorgenommen, in Abwesenheit von Nikola Boranijasevic vorwiegend über die linke Seite zum Erfolg zu kommen. Und die Walliser hatten mit diesem Plan Recht. Rohner / Kamberi / Dzemaili bekundeten defensiv immer wieder grosse Probleme – und als Wallner noch vor der Pause den angeschlagenen Rohner ersetzte, wurde es eher noch schlimmer. Das Beispiel zeigt einmal mehr, wie wichtig es diese Saison war, dass der FCZ kaum verletzungsbedingte Ausfälle von Stammspielern zu beklagen hatte. Silvan Wallner konnte sich nicht empfehlen, und Fabian Rohner wäre möglicherweise auf der Stürmerposition besser aufgehoben, als im rechten Couloir.

Gnonto als Starter und Tosin als Joker funktioniert gut

Rohners grosse Qualitäten im Abschluss offenbarten sich einmal mehr bei dessen Traumtor nach Diagonalball Doumbias in der 9. Minute. Dieses hatte Rohner mit guter Antizipation im Mittelfeld selbst eingeleitet gehabt. Die Kombination Gnonto in der Startformation und Tosin als Einwechselspieler für den jungen Lombarden funktionierte einwandfrei: Gnonto war an den ersten drei Toren beteiligt und Joker Tosin erzielte Nummer vier und fünf gleich selbst. Karol Mets verzeichnete wie schon gegen YB auch diesmal wieder einen unkonzentrierten Teileinsatz und verschuldete gegen den eigentlich eher harmlosen Giovanni Sio unnötigerweise zwei gefährliche Szenen im Zürcher Strafraum.

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FCZ – Sion 5:1 (2:1)
Tore: 2. Ceesay (Gnonto) 1:0, 9. Rohner (Doumbia) 2:0, 32. Cavaré (Cipriano) 2:1; 50. Aliti (Gnonto) 3:1, 72. Tosin (Ceesay) 4:1, 77. Tosin (Dzemaili) 5:1.
FCZ – Brecher; Kamberi, Kryeziu, Aliti; Rohner (41. Wallner), Doumbia, Dzemaili (79. Seiler), Guerrero (79. Mets); Marchesano (64. Hornschuh); Gnonto (64. Tosin), Ceesay.
Sion – Fickentscher; Bamert, Ndoye, Benito; Cavaré, Zuffi (68. Sio), Cipriano; Baltazar, Grgic; Wesley (13. Bua, 83. Tosetti), Stojilkovic.



Temperatursturz – warum der FCZ in der Zweiten Halbzeit beinahe unterging / FCB – FCZ 3:0 Analyse

Grosse Euphorie Samstagnacht unter den FCZ-Fans: ein Fahnenmehr in blau-weiss erwartet die Mannschaft nach ihrer Rückkehr aus Grozny am Flughafen – nach dem 1:1 Auswärtsunentschieden in Tschetschenien ist der FC Zenit Russischer Meister. Aber davon soll hier nicht die Rede sein. Sondern von einer Begegnung am gleichen Abend, welche die Bezeichnung «Klassiker» definitiv nicht mehr verdient. Der Begriff wird mehrheitlich noch in Basel als Werbeslogan propagiert, um (erfolglos) zusätzliche Zuschauer ins Stadion zu locken. Die Marketingphrase hat sich aber abgelutscht. Der «Clasico» ist die Begegnung der beiden über lange Zeit dominierenden Mannschaften – das sind wenn schon YB und der FCB. Die Berner lagen in den letzten zwölf Saisons nur vier Mal nicht in den Top 2 und gar nur einmal nicht in den Top 3 der Liga. Gegen den FCZ haben sie nun 15 Meisterschaftspartien in Folge nicht mehr verloren. Ein «Derby» gar, von welchem einzelne Basler Akteure manchmal schwadronieren, ist die Begegnung FCB – FCZ natürlich sowieso nicht.

Das Auf und Ab geht weiter. In den letzten sieben Wochen musste der FC Zürich nur drei Mal ausserhalb des Letzigrund-Stadions antreten – das waren gleichzeitig wohl die drei schlechtesten Partien in dieser Phase (zu Null-Niederlagen in Sion, Lugano und Basel). Insgesamt hat der Stadtclub in diesem Kalenderjahr ausserhalb des Letzigrunds erst drei Tore erzielt. Im Stade de Suisse und im St. Jakob Park kann der FCZ meist 30-45 Minuten mithalten, aber über 90 Minuten scheint der FCZ im Gegensatz zu den meisten Liga-Konkurrenten in diesen Stadien in der Meisterschaft kaum eine Chance auf auch nur einen Punktgewinn zu haben. Und dies schon seit Jahren. Der «Expected Goals»-Wert des FCZ vom Samstag in Basel ist sein drittschlechtester der Saison nach dem kürzlichen 0:1 im Tourbillon gegen Sion sowie dem 1:1 in Razgrad im Dezember.

Auch mit René Van Eck an der Seitenlinie setzte der FCZ auf das in den letzten Partien erprobte System mit drei Verteidigern, dem 6er- Rüegg hinter zwei Achtern und zwei Sturmspitzen. Die Aussenläufer Schönbächler und Kharabadze standen dabei aber tendenziell höher, als noch im Heimspiel gegen Sion. «Löcher wie Edamer» habe man im Zentrum gehabt, meinte Van Eck nach der Partie an der Pressekonferenz. Dies begann schon in der 1. Minute, als Sertic, Rüegg und Schönbächler kollektiv schlecht standen. Erst mit der Hereinnahme von Simon Sohm in der 54. Minute wurde die Organisation im Mittelfeld besser. An Sohms Seite steigerte sich vor allem Captain Kevin Rüegg merklich, wohingegen Toni Domgjoni zwar wie immer bemüht war, diesmal aber über die ganze Partie hinweg deutlich mehr schlechte als gute Aktionen zu verzeichnen hatte.

In die Zweite Halbzeit startete der FCZ zuerst besser als der Gegner und hatte nach 23 Sekunden bereits eine Torchance durch Stephen Odey. Grégory Sertic hingegen spielte zwar ab und zu mal einen guten Ball in die Tiefe, trat im ersten Spiel nach seiner Verletzungspause ansonsten aber ähnlich auf, wie in den meisten seiner bisherigen Partien: halbherzig, nonchalant und mit schlechter Körpersprache. Der Franzose hat einerseits, wenn er weit hinter dem Ball steht, ein gutes Gespür für die Passwege des Gegners – aber auf Höhe des Balles ist er andererseits in Zweikämpfen und Laufduellen beim Bemühen, den Ball zu gewinnen, selten eine Hilfe. Zudem geht durch den Leihspieler immer wieder die Kompaktheit flöten. Seine eher halbherzige Haltung war dann auch entscheidend bei der wichtigsten Szene des Spiels, als er Gegenspieler Zambrano beim Eckball Zuffis kurz nach der Pause wegen fehlender Aufmerksamkeit aus den Augen verlor und dieser zum 1:0 für den FCB traf. Dies ist umso ärgerlicher, als sich der FCZ bei gegnerischen Eckbällen im Verlauf der Rückrunde merklich gesteigert hat, und auch diesmal abgesehen von Sertic alle ihre Gegenspieler bei diesen Situationen im Griff hatten.

Stephen Odey hatte mehr gute als schlechte Aktionen, muss aber nach einem unnötigen Ballverlust und anschliessendem taktischen Foul in Neuenburg gesperrt zuschauen. Im Heimspiel gegen Sion vor Wochenfrist vermochte Assan Ceesay noch fast jedes Kopfballduell im Mittelfeld zu gewinnen, in Basel stimmte sein Timing in der Luft dann aber plötzlich wieder nicht mehr. Auch kam der hagere Gambier durch das bessere lokale Pressing Basels nicht zu seinen gefährlichen raumgreifenden Aktionen. Schon anlässlich der anderen beiden Duelle des Frühlings gegen den FCB wurde es an dieser Stelle erwähnt: das aktuelle Team von Marcel Koller ist nicht mehr mit demjenigen des Herbstes vergleichbar. Die Art und Weise, wie die „Bebbis“ mit Kombinationsspiel und Laufwegen einen Gegner taktisch aushebeln können, ist mittlerweile sogar wieder auf einem höheren Niveau als bei YB. Dazu kam gegen den FCZ ein Valentin Stocker, der erstmals so richtig wieder an seine besten Zeiten als Teenager vor seinem ersten Kreuzbandriss erinnerte. Die Zweite Halbzeit Stockers am Samstagabend war sicherlich eine der besten 45 Minuten aller Super League-Spieler in dieser Saison.

Ähnlich wie zuletzt häufig Roger Assalé bei YB übernahm Stocker die Rolle des in der Mittel- und Angriffszone überall auftauchenden Spielmachers innerhalb des Forward-Trios. In erster Linie Kevin Bua, aber auch Ricky Van Wolfswinkel suchten die Tiefe, kamen aber über Rechts selten durch, da Andreas Maxsø wie eine Wand allem, was Kharabadze (und Sertic) durchliessen, den Eintritt in die Gefahrenzone verwehrte. Alain Nef spielte zwar ebenfalls eine gute Partie, aber das Niveau von Maxsø erreichte er nicht. Basel fand schnell heraus, dass die rechte Zürcher Seite mit Schönbächler und Domgjoni sehr löchrig war, und spielte daher fast alle seine in der Zweiten Halbzeit zahlreichen gefährlichen Angriffe und Gegenstösse über links. Selbst bei einem Ballverlust des FCZ auf der anderen Spielfeldseite wurde ab einem gewissen Zeitpunkt von den Rot-Blauen immer schnell der Seitenwechsel nach links gesucht. Schönbi hatte zwar einige gute, aber auch viele zu wenig konsequent durchgezogene Aktionen: im entscheidenden Moment kein Druck auf den Gegenspieler, ungenaue Pässe oder Flanken oder wenig inspirierte Versuche, sich mit dem Kopf durch die Wand durchzusetzen. Im Offensivspiel fehlte über seine Seite die Breite und im eigenen Strafraum war er bei Flanken von der anderen Seite jeweils zu weit weg von seinem Gegenspieler, was zu zwei von drei guten Möglichkeiten Basels in der Ersten Halbzeit führte.

So wie Rüegg sich in der Zweiten Halbzeit verbesserte, baute dafür der in der 1. Halbzeit aufmerksam agierende Umaru Bangura um so mehr ab. In der ersten Viertelstunde nach der Pause war er zusammen mit Schönbächler und Sertic der Schwachpunkt beim FCZ. In den ersten 45 Minuten war die Dreierabwehr noch in corpore gut gestanden. Im Zweiten Durchgang nahmen hingegen die undurchdachten Aktionen zu. Typisch die Szene vor dem 0:2. Anschliessend an einen Basler Durchbruch über ihre Linke Seite kommt der Ball auf Rechts, wo das Heimteam wegen Maxsø aber nicht durchkommt. Man spielt zurück in die Mitte vor den Strafraum, wo sich dann mit Bangura, Nef, Schönbächler und Domgjoni gleich vier Spieler erfolglos auf Stocker stürzen und dieser dadurch mit Van Wolfswinkel und Zuffi gleich zwei Mitspieler in eine Position alleine vor dem Zürcher Tor anspielen kann. Aus dem Trio Bangura / Nef / Schönbächler hätte nur einer herauspreschen sollen – am ehesten Nef.

Der aus Zürcher Sicht mit Abstand positivste und hoffnungsvollste Aspekt der Partie waren die Einsätze von Simon Sohm und Becir Omeragic. Diese zwei trugen ganz wesentlich dazu bei, dass der FCZ zwei, drei Mal eine minutenlange Druckphase in der gegnerischen Hälfte aufzuziehen vermochte. Da wurde gut antizipiert, Zweite Bälle gewonnen und es entstand Zug Richtung gegnerisches Tor. Der 18-jährige Sohm hat sich geöffnet, fühlt sich nun als gleichwertiger Spieler, bietet sich an, denkt mit, wirkt reifer. So kann er sein grosses Talent noch deutlich besser in die Waagschale werfen, als zuvor. Auch der 17-jährige Omeragic, dessen erster Einsatz in der Super League durch einen Wadenbeinbruch verzögert worden war, fand sich sofort gut ein und war in der Schlussphase offensiv wie defensiv ein Pluspunkt – dass er alleine gegen zwei Basler (Stocker, Ajeti) das 0:3 nicht zu verhindern vermochte, kann man ihm nicht vorwerfen. Anders sieht die Bilanz beim mittleren Zürcher Einwechselspieler Kololli aus. Weiterhin versucht dieser meist erfolglos bei Zuspielen aus der Zürcher Abwehr den Gegenspieler abzuschirmen, anstatt dem Ball entgegenzulaufen. Auf Super League-Niveau endet dies meist mit einem schmerzhaften Ballverlust. Ausserdem ist «Benji» bezüglich Zielstrebigkeit und Schnörkellosigkeit weit vom Niveau eines Sohm oder Omeragic entfernt. Noch nie war die Diskrepanz innnerhalb des Teams bei den Züri Live-Noten so gross, wie nach diesem Match – drei Maximalnoten «10» und eine «9» stehen einer Minimalnote «1» und drei «2»-ern gegenüber.

In den Bereichen Ballbesitz, Eckbälle, Schüsse nebens Tor, Offsides, Fouls und Verwarnungen war die Bilanz der Partie FCB – FCZ ausgeglichen. Der grosse Unterschied besteht bei den Schüssen aufs Tor bzw. Expected Goals. Für die vielen Top-Chancen von Basel in der Zweiten Halbzeit waren zusammenfassend drei Faktoren entscheidend:

  1. Die defensiv zu schwache Rechte Seite des FCZ (Schönbächler, Domgjoni)
  2. Die zu gefährlichen Basler Gegenstössen führenden zahlreichen Fehler und Ballverluste speziell von Kharabadze und Kololli sowie Bangura ab der 65. Minute
  3. Der sich im zweiten Durchgang in einen aussergewöhnlichen Spielrausch steigernde Valentin Stocker

Diese Faktoren führten passend zum Wetter zu einem Temperatursturz in der Gefühlswelt der FCZ-Gemeinde. Giftige Fouls und umstrittene Szenen gab es hingegen im Vergleich zum Cup-Halbfinal deutlich weniger – dafür ging es für den FCB um zu wenig. Zwei versteckte Stürmerfouls von Suchy und Zambrano im gegnerischen Strafraum, einmal «Hals würgen von hinten» von Stocker gegen Rüegg im Mittelfeld, sowie einmal ein absichtliches gesundheitsgefährdendes Unterlaufen von Suchy gegen Kololli direkt nach dessen Einwechslung. Das war «vergleichsweise wenig» im Verhältnis zu vorletzter Woche. Auf Zürcher Seite stiess Bangura in der Ersten Halbzeit nachdem er zwei Mal hintereinander im eigenen Strafraum unaufmerksam gewesen war, den zum Kopfball hochsteigenden Van Wolfswinkel von hinten – und hätte sich über einen Penaltypfiff nicht wirklich beklagen können.

Basel – FCZ 3:0 (0:0)

Tore:  49. Zambrano (Zuffi) 1:0, 66. Van Wolfswinkel (Stocker) 2:0, 90.+2 Ajeti (Stocker) 3:0.

Basel: Omlin; Widmer, Suchy, Zambrano, Riveros; Xhaka, Frei (73. Balanta); Stocker, Zuffi, Bua (76. Zhegrova); Van Wolfswinkel (84. Ajeti).

FCZ: Brecher; Nef (80. Omeragic), Bangura, Maxsø; Schönbächler, Rüegg, Kharabadze; Domgjoni, Sertic (54. Sohm); Ceesay (67. Kololli), Odey.

 

 

Forte: «Vanins ist die Nummer 1»

Zwei Wochen vor Meisterschaftsstart geht es für den FCZ in den Endspurt der Vorbereitung mit zwei Testspielen im grenznahen Rielasingen heute Freitag und morgen Samstag. Für den Match heute gegen Jahn Regensburg werden mit Mittelfeldspieler und Standardspezialist Izer Aliu und Linksverteidiger Gianni Antoniazzi zum ersten Mal zwei Spieler der U18-Meistermannschaft mit dabei sein. Der Sportliche Verantwortliche Thomas Bickel bekräftigt an der ersten Pressekonferenz nach dem Trainingslager die bereits schon mal geäusserte Absicht, dass die Jungen noch mehr und schneller in die U21 und danach in die 1.Mannschaft integriert werden sollen.

«Die Europa League ist das Dessert», stellt Trainer Uli Forte sofort klar. Wenn es eine Entscheidung zwischen Challenge League und Europa League gibt, wird immer die Challenge League priorisiert. Neben den Frauen und dem Challenge League-Team spielen diesen Herbst auch die Junioren im Europacup. Noch nie zuvor war ein Schweizer Klub gleich mit allen drei Teams im Europacup vertreten. Wie Bickel erklärt, wird dieses U19-Team aus den jüngeren Jahrgängen der neuen U21 (24 Mann-Kader) gestellt, ergänzt durch den einen oder anderen Spieler der neuen U18. Petrosyan/Nater und Magnin/Jakob bleiben Trainer der U21 und U18. Wer (zusätzlich) das U19-UEFA Youth League-Team übernimmt, ist noch nicht bestimmt.

Von den U21-Spielern, die mit der 1.Mannschaft im Trainingslager waren, werden laut Bickel mindestens zwei den Sprung ins Fanionteam schaffen – welche beiden, ist aber noch nicht hundertprozentig klar – es hängt noch von den letzten Trainingseindrücken in der kommenden Woche ab.

Trainer Uli Forte ist im Nachhinein froh um die 0:1-Niederlage im Testspiel in Schaffhausen. Im Gegensatz zu den beiden Spielen gegen die Österreichischen Klubs sei das Resultat gegen den Direktkonkurrenten für die Mannschaft wichtig gewesen, und entsprechend war die Enttäuschung im Anschluss an die Partie gegen die Munotstädter spürbar.

Grundsätzlich sieht Forte sein Team in einem guten mentalen Zustand: «Da wächst etwas heran». Physisch wurde hart gearbeitet, ohne dass es bisher zusätzlich gravierende Verletzungen gegeben hätte. Für die beiden operierten Bua und Etoundi wird es eher knapp bis zum Saisonstart. Chiumiento hat Probleme mit der Leiste,  Sarr wird wegen muskulären Problemen bei den anstehenden Freundschaftsspielen des Wochenendes wohl nicht dabei sein.

Andris Vanins wurde verpflichtet, «um auf der Torhüterposition Ruhe zu haben», wie sich Uli Forte gegenüber den Journalisten in der Saalsporthalle ausdrückt. Der Lette ist die klare Nummer 1, dahinter kämpfen Favre, Baumann und Fillion um die Position Nummer 2 und 3 – Ausgang offen. Und einer dieser drei Torhüter wird auf jeden Fall ausgeliehen werden.

Noch nicht geklärt ist die Captainfrage. Stand heute ist Gilles Yapi der Rädelsführer und Alain Nef Vize-Captain. Da könne es aber vor dem Start zur neuen Saison allenfalls noch Änderungen geben. Was die Feldspieler betrifft, zählt Trainer Uli Forte neben Yapi und Nef auch Kecojevic, Kukeli, Sarr, Schönbächler und alle Neuverpflichtungen des Sommers zum Kern der Mannschaft, die das Projekt Aufstieg in Angriff nehmen soll.

«Wir können nur Spieler brauchen, die sich für den FCZ in der Challenge League zerreissen», macht Uli Forte die Stossrichtung in der Transferpolitik klar. Abgänge sind noch zu erwarten, aber bei keinem Spieler ist der Abgang schon sicher. So geht Forte grundsätzlich bei jedem Akteur grundsätzlich davon aus, dass er bleibt, und setzt niemanden weniger häufig ein, nur weil ein Transfer im Bereich des Möglichen liegt. Als Beispiel für diese Politik kann Anto Grgic genannt werden, der in den bisherigen drei Partien mit 218 Einsatzminuten am meisten gespielt hat.

Nächster Termin: Heute, 19 Uhr – Jahn Regensburg – FC Zürich in Rielasingen (nahe der Grenze zwischen Schaffhausen und Singen gelegen)

Kevin Bua bringt Entlastung: FCZ – FCB Match-Performance und -Stats

1605 fcz - fcb match performance

Der FCZ zeigt gegen Basel eine Steigerung im Vergleich mit dem Thun-Spiel. Die Durchschnittseinzelnote (DEN) von 5.75 ist aber deutlich tiefer, als in den Partien in Vaduz, gegen St.Gallen und in Basel. Symbol der Leistungssteigerung sind vor allem Davide Chiumiento mit Note „7“ und Philippe Koch mit einer „6“, nach je einer „2“ im Berner Oberland. Burim Kukeli war am 1:2-Gegentreffer mitschuldig, hatte aber auch viele starke Defensivaktionen. Most Valuable Player ist aber Kevin Bua, der mit seiner Schnelligkeit immer wieder für Entlastung sorgte, und das 1:1 von Philippe Koch hervorragend vorbereitete. Alexander Kerzhakov hat seit seinem schönen Treffer in Basel nun schon über 20 Torchancen nicht nutzen können.

1605 fcz - fcb match stats

In den Infos und Analysen zum Spiel verrät Experte Marco Bernet, wie sich Leonardo Sanchez bezüglich eines Einsatzes gegen Lugano geäussert hat, was das defensive Problem von Philippe Koch ist, und warum man sich beim FCZ früher eine Zeit lang gefreut hat, wenn beim FCB Matias Delgado in der Startaufstellung stand…

FCZ bettelt gegen durchschnittliche Basler um Gegentreffer

In vielen Jahren der Duelle FCZ – FCB war das Spiel noch nie so zahm und blutleer: kaum Zweikämpfe, beide Mannschaften – vor allem Basel – hatten viel Zeit und Platz, um sich bis vor den gegnerischen Strafraum durchzukombinieren – es wirkte zeitweise wie ein Freundschaftsspiel. Beim FCZ lag dies an der Verunsicherung, beim FCB an der nicht mehr allzu hohen Spannung nach dem gewonnenen Meistertitel. Zwar hatte Trainer Urs Fischer nach der Partie durchaus Recht, als er sagte, seine Mannschaft habe sich Mühe gegeben – allerdings müsste man da noch hinzufügen: „den Umständen entsprechend“. Vom Auftritt eines FCB, für welchen es noch um etwas geht, waren die Rot-Blauen an diesem Abend weit entfernt.

Momentum und Ballbesitz wechselten hin und her. Man kann positiv hervorheben, dass der FCZ zwei Mal innerhalb von jeweils sechs Minuten auf den Rückstand mit dem Ausgleich reagieren konnte, aber zu den Rückständen kam es gerade auch wegen einer ungesunden Mischung von Passivität und Übermotiviertheit. Dies war auch so beim 2:3, als der FCZ danach wegen nur zwei Minuten Nachspielzeit nicht mehr sechs Minuten zur Verfügung hatte. Die Kombination von Passivität und Übermotiviertheit ergibt sich aus der Verunsicherung. Erst lässt man den Gegner gewähren und wartet ab, um dann im letzten Moment doch noch (zu) energisch einzugreifen – so geschehen beim von Brunner ungeschickt verursachten Freistoss zum 0:1, bei Kukelis übermotiviertem Rauslaufen vor dem 1:2, und bei Brechers völlig unnötiger Aktion beim Penalty zum 2:3. Der 18-jährige Débutant Cümart profitierte davon und fuhr sein linkes Bein Richtung Körper von Brecher aus. Allerdings hätte, mit gleichen Ellen gemessen, Kerzhakov kurz zuvor ebenfalls einen Penalty zugesprochen bekommen müssen, als ihm im Basler Strafraum von hinten das Bein gestellt wurde.

FC Zürich – FC Basel 2:3 (1:1)

Letzigrund – 9636 Zuschauer – SR Hänni

Tore: 10. Delgado (Freistoss, Boëtius) 0:1, 16. Koch (Bua) 1:1, 54. Callà (Delgado) 1:2, 60. Buff (Freistoss, Kerzhakov) 2:2, 88. Embolo (Foulpenalty, Cümart) 2:3

Zürich: Brecher; Brunner, Nef, Kukeli; Koch, Buff, Grgic, Vinicius; Chiumiento (82. Etoundi), Bua; Kerzhakov.

Basel: Vaclik; Aliji, Cümart, Suchy, Traoré; Zuffi; Callà, Fransson, Delgado (64. Bjarnason), Boëtius (77. Itten); Embolo.

Hyypiä gehen vor dem Derby die Spieler aus…

Dem FCZ gehen die Spieler aus. Nicht, dass Trainer Sami Hyypiä das Matchblatt nicht voll kriegen würde. So weit ist es noch nicht. Allerdings gibt es neben den Verletzten (Schönbächler, Kleiber, Alesevic, Yapi, Etoundi, Sanchez) und Gesperrten (Brunner) zu viele Spieler in der Kategorie «unter Vorbehalt».

  • Cabral wird am Montag in England vor Gericht erwartet.
  • Vinicius gibt sich Mühe, war aber wesentlich Mitverursacher von je einem Gegentor in Basel und gegen Luzern.
  • Chiumiento konnte zuletzt die Pace vom St.Gallen-Spiel nicht mehr hochhalten – es reicht ihm immer noch nicht für 90 Minuten Vollgas.
  • Entgegen dem, was in der NZZ von heute berichtet worden ist, ist Hyypiä noch nicht zufrieden mit der Defensivleistung (und wohl auch der Ausdauer) von Kevin Bua, sonst würde er ihn von Anfang an bringen.
  • Simonyan, Koné und Dominguez scheinen noch nicht ganz ready für einen Einsatz in der Startaufstellung zu sein.
  • Sarr ist sicherlich nahe an der Startelf, muss aber immer noch etwas cooler in seinem Spiel werden: Finnisches «Sisu» und so…
  • Turkes ist in einer guten Verfassung, aber kann man ihn am Dienstag von Anfang an bringen, nachdem er sowohl am Samstag, wie auch am Sonntag eingesetzt worden ist?
  • Dazu kommt die Torhüterposition, auf welcher der Trainer auf nächste Saison hin wohl eine Veränderung wünscht.

Bleiben vor dem Derby noch sieben Spieler übrig, auf welche Hyypiä  bauen kann:

Alain Nef, Oliver Buff, Philippe Koch, Burim Kukeli, Anto Grgic, Ivan Kecojevic, Aleksandr Kerzhakov.

Auf allen anderen Positionen wird der Finne Kompromisse eingehen müssen.

Da auch noch Oliver Buff und Kevin Bua angeschlagen ausfallen, hat sich Hyypiä für Vinicius, Sarr, Chiumiento und Dominguez in der Startelf entschieden. Züri Live geht von einer Dreierabwehr aus. Noch offen ist, ob Sarr oder Kukeli heute in der Verteidigung spielen.

1604 derby aufstellung

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