Beide Teams und die Unparteiischen machen im Strafraum eine schlechte Figur / Sion – FCZ Analyse

Simic oder Marchesano? Auch eine Systemfrage / Sion – FCZ Vorschau (Züri Live)

Das gestiegene Selbstvertrauen sahen die Züri Live-Leser im Vorfeld des Sion-Spiels als Hauptgrund für die verbesserte Abschlusseffizienz des FCZ nach der Winterpause (siehe Grafik unten). Im Wallis war dies dann aber bereits wieder Makulatur. Der FCZ hätte gemäss Expected Goals-Messung mindestens zwei Tore erzielen müssen, reüssierte letztendlich aber nur aus einem Penalty. In den drei Partien nach der Winterpause konnte somit noch kein einziges Tor aus dem Spiel heraus erzielt werden. Der knappe Sieg war zwar verdient, aber nur weil Sion noch schlechter als der FCZ auftrat. Wie schon im Herbst traf zum Rückrundenauftakt Jonathan Okita zum 1:0-Sieg im Tourbillon. Französisch ist seine Muttersprache und er scheint bisher sowohl in Sion als auch in Genf besonders treffsicher zu sein.

Routiniers gehen zu Beginn voran

Der Start in die Partie von Seiten des FCZ war gut. Man hatte ganz offensichtlich einiges für diese Partie vorbereitet und griff von hinten heraus in einer ersten Phase häufig in einem 4-2-4 an – mit versetzten Aussenläufern. Während Guerrero sich links in die Sturmreihe eingliederte, staffelte Boranijasevic rechts eher zurück. Die linke Seite war denn auch die offensiv (und defensiv) starke Zürcher Seite in dieser Partie. Mit mehreren schönen Kombinationen wurde jeweils letztendlich Adrian Guerrero im gegnerischen Strafraum freigespielt. Der FCZ hätte in dieser Phase in Führung gehen müssen. Speziell die Routiniers Dzemaili, Aliti und Marchesano spielten zu Beginn gut. Sion verteidigte in der eigenen Platzhälfte sehr vorsichtig in einem 6-1-2-1. Coach Celestini hatte Freude daran, dass die Flügelspieler Bua und Itaitinga weit nach hinten arbeiteten. Beim FCZ fehlte während der ganzen Partie die Kaltblütigkeit in der Angriffszone. Insgesamt war der Auftritt nicht mehr so stark, wie noch gegen St. Gallen.

Personalien

  • Nikola Katic: Mehrere gefährliche Ballverluste in der eigenen Platzhälfte, reisst immer wieder Lücken in die eigene Abwehrreihe indem er einem Gegenspieler folgt, diesen dann aber trotzdem nicht an der Weiterleitung des Balles in die Tiefe hindern kann.
  • Becir Omeragic: Hat in der 1. Halbzeit grosse Mühe mit Itaitinga und verursacht mit einem zu nonchalant geführten Laufduell mit Chouaref eine Top-Konterchance für Sion. Muss zum x-ten Mal in den letzten Monaten und Jahren ohne wesentliche Einwirkung des Gegners angeschlagen ausgewechselt werden, nachdem er in einem anderen Laufduell nicht aufmerksam war.
  • Roko Simic rackert und behauptet sich. Lässt in der 2. Halbzeit nach.
  • Wenn Marc Hornschuh auf dem Platz steht, ändert sich die Rollenverteilung im Zürcher Mittelfeld von Raumdeckung zu teilweiser Manndeckung. Hornschuh deckt den spielstärkeren gegnerischen Achter und folgt diesem überall hin (gegen St. Gallen Görtler, in Sion Zuffi) – Condé übernimmt den Rest.
  • Fabian Rohner: In seinem ersten etwas längeren Teileinsatz nach der Winterpause kommt er zu seinem ersten Abschluss – und ist gleich gefährlich.
  • Cheick Condé: Ist zum Zentrum des Zürcher Spiels geworden. Der einzige Spieler, der in den ersten drei Partien nach der Winterpause jedes Mal eine zweistellige Zahl von Pluspunkten sowohl bei den Defensiv- wie auch bei den Offensivaktionen gesammelt hat.
  • Blerim Dzemaili: Seine Verfassung scheint so gut zu sein wie wohl noch nie seit seiner Rückkehr zum FCZ. Aussergewöhnlich war vor allem, dass er diesmal auch defensiv stark war. Seiner Züri Live-Benotung half allerdings wohl, dass er schon früh verletzungsbedingt ausgewechselt werden musste, denn nach rund 45 Minuten geht seine Leistungskurve häufig nach unten.
  • Fidan Aliti: Ist für die Mannschaft gegen Gegner wie Sion am wichtigsten. Seit Aliti beim FCZ ist, wird man gegen solch rustikale und emotionale Opponenten praktisch nie mehr “überfahren“, wie das zuvor immer wieder mal der Fall gewesen war. Nicht per Zufall Zürcher MVP dieser Begegnung.

Randnotiz

Eine rekordverdächtige Zahl von potentiellen und tatsächlichen VAR-Check Szenen gibt es in diesem Duell im Wallis. Dies liegt nicht an den Unparteiischen auf dem Platz oder dem VAR, sondern daran, dass sich die beiden Teams an diesem Tag im eigenen Strafraum immer wieder ungeschickt oder fahrlässig anstellen. Die Entscheidungen der Unparteiischen waren dann aber nur teilweise richtig. Der FCZ hätte zwei weitere Penaltys zugesprochen erhalten müssen und der FC Sion tendenziell auch einen. Das Team, welches danach auf SRF die Zusammenfassung produzierte, war mit der Beurteilung all dieser Spielszenen überfordert.

So wurde die Topchance Blerim Dzemailis in der 21. Minute gezeigt, dabei aber das klare Foulspiel Numa Lavanchys, der mit beiden Händen Dzemaili in den Rücken stösst und entscheidend aus dem Gleichgewicht bringt, überhaupt nicht erwähnt. Der Abschluss alleine vor Lindner gelingt aus diesem Grund nicht. Bei einer solchen Szene im Mittelfeld kommt der Schiedsrichter auf das Foul zurück und gibt den Freistoss. So aber muss sich niemand wundern. wenn die Offensivspieler im Strafraum schnell fallen, wenn einer, der wie Dzemaili sich auf den Beinen zu halten versucht, nachher für dieses löbliche Verhalten mit einem fehlenden Penaltypfiff bestraft wird.

Zwei Minuten später kommt derselbe Dzemaili zu einer weiteren Grosschance im Sion-Strafraum. Hier sieht das SRF tendenziell einen Penalty – wohl weil Dzemaili umfällt. Tatsächlich war diese Szene im Gegensatz zur Lavanchy-Szene eher keiner. Baltazar rutscht klar vor Dzemaili rein, um dessen Schuss zu blocken und Dzemaili stolpert danach über den grätschenden Walliser Aussenverteidiger – und verletzt sich dabei. In der 44. Minute sieht das SRF wieder tendenziell einen Penalty, diesmal auf der anderen Seite. In den TV-Bildern ist aber selbst nach x-facher Betrachtung aus verschiedenen Perspektiven und in einer Bildvergrösserung nicht wirklich ersichtlich, ob der Ball Condé wirklich an die Hand geht. Die Hand ist nahe beim Ball, aber auch wirklich am Ball? Bei solch unklaren Bildern kann der VAR verständlicherweise keine Entscheidung fällen.

Eine Minute später wieder eine Ungeschicklichkeit im Sion-Strafraum. Joel Schmied steht Antonio Marchesano eindeutig auf den Fuss. Es müsste wieder Penalty für den FCZ geben. Der VAR-Check kommt unverständlicherweise zu einem anderen Ergebnis. In der SRF-Zusammenfassung wird eine direkt anschliessende Szene gezeigt, in der Schmied ein Luftloch schlägt und dabei Okitas Fuss knapp verfehlt – mit der Konklusion: „richtig entschieden, kein Penalty“. Vermutlich ist im VAR-Raum derselbe Fehler passiert und man hat die falsche Szene angeschaut. Anders ist die fehlende Intervention hier nicht erklärbar.

In der 55. Minute wieder eine Szene im Zürcher Strafraum. Katic kommt aus der Deckung raus und verliert zum wiederholten Male an der Mittellinie ein Kopfballduell bei Abschlag des gegnerischen Torhüters. Itaitinga zieht in den Strafraum, dort berührt Hornschuh den Ball mit dem Zeigefinger, als Itaitinga diesen an ihm vorbeilupft. Man kann hier Penalty geben, muss aber nicht. Dass es gar nicht angeschaut wird, hat wohl wie beim Lavanchy-Foul gegen Dzemaili zu Beginn der Partie damit zu tun, dass der Angreifer zum Abschluss gekommen ist. Weitere drei Minuten später ein Hands von Ziegler im eigenen Strafraum. Ein klarer Penalty, den Schiedsrichterin Staubli erst nach VAR-Intervention gibt.

Ziegler lamentiert nach der Partie, dass es eine natürliche Armhaltung gewesen sei und dass er sich den Arm abschneiden müsse. Tatsächlich hat er aber beim Rennen im Laufduell seine Arme nie so weit hinten und oben gehalten. Erst als die Flanke Guerreros kommt, streckt er seinen linken Arm reflexartig hinten raus, um die Flanke zu stoppen. Eine sehr ähnliche Szene im Mittelfeld bereits in der 1. Minute der Partie wurde als Handspiel abgepfiffen. Absicht im eigentlichen Sinne ist dies nicht. Niemand spielt den Ball im eigenen Strafraum absichtlich (als bewusste Entscheidung) mit der Hand – mit Ausnahme von Luis Suarez an der WM 2010 gegen Ghana. Reflexartige Handspiele, zumal wenn der Arm zum Ball geht und die Körperfläche verbreitert wird, gelten seit Jahr und Tag aber ebenfalls als Hands. Denn die angreifende Mannschaft wird auf unrechtmässige Weise in der Angriffsaktion behindert, der Ball in eine andere Richtung abgefälscht.

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Simic oder Marchesano? Auch eine Systemfrage / Sion – FCZ Vorschau

Im Wallis treffen heute zwei Gegner aufeinander, die zuletzt in Unterzahl Punkte geholt haben, so der FCZ drei Zähler gegen den FC St. Gallen. Sion war aber eher noch beeindruckender mit dem Aufholen eines Zweitorerückstandes auswärts in Genf, was den Wallisern den ersten Punkt im neuen Jahr brachte.

Fehlende Balance zwischen Offensive und Defensive

Sion kassierte seine Gegentore in den letzten Spielen vor und nach der Winterpause auf drei Arten:

  • am häufigsten durch schnelles Umschaltspiel über die Seiten
  • ausserdem durch Fehler im Spielaufbau von hinten heraus
  • dazu kommen Penaltys

Ihre Tore erzielen die Walliser ebenfalls am liebsten durch schnelles Umschalten und sie nutzen dabei zudem gerne ihre individuellen Qualitäten im Spiel nach vorne. Sion ist generell in Bezug auf offensive und defensive Qualitäten eine unausgewogene Mannschaft. Dies hat sich unter dem neuen Coach Fabio Celestini eher noch akzentuiert.

Pressing funktioniert noch nicht wunschgemäss

Sowohl bezüglich Wucht wie auch Technik im Spiel nach vorne gehören die Walliser zu den Besten der Liga. Defensiv und im Aufbau von hinten haben die Sittener hingegen einige Mankos aufzuweisen. Es fehlt an soliden, passsicheren Innenverteidigern für das defensive Gewissen und den ersten Pass. Und wenn Sion ein hohes Pressing zu spielen versucht wie zuletzt in Genf, setzen die Stürmer und Offensiven Mittelfeldspieler den Gegner nicht konsequent genug unter Druck und die Hintermannschaft hat in der schnellen Rückwärtsbewegung Probleme.

In Genf liess der neue Coach sein Team in einem 4-2-3-1 auflaufen, nachdem er es gegen Lugano noch mit Mittelfeldraute versucht hatte. Dies gab den Tessinern aber zu viel Platz über die Seiten. Balotelli, Cavaré, Cyprien und Grgic sind alle gesperrt. Zuffi, der in Genf auf dem Rechten Flügel gespielt hat, könnte heute die Rolle von Ex FCZ-Junior Anto Grgic übernehmen und Giovanni Sio für den zu 2.Bundesliga-Leader Darmstadt abgewanderten Filip Stojilkovic stürmen. Gut in Form ist Flügel Ilyas Chouaref.

Simic oder Marchesano? Auch eine Systemfrage

Der FCZ hat in Luzern in einem 3-3-2-2 mit Cheick Condé als einzigem Sechser nach der Winterpause begonnen und stellte dann gegen St. Gallen auf ein 3-4-3 um. Spielt in Sion Marchesano von Anfang an, wird es wohl eher wieder ein 3-3-2-2 mit Dzemaili und Marchesano auf den Achterpositionen. Okita vergab gegen St. Gallen eine „Hundertprozentige“, trifft aber sehr gerne in der französischsprachigen Schweiz mit seinen zwei Toren in Genf sowie dem Siegestreffer in Sion in der Vorrunde.

Nicht mehr im Feuerwehrmodus, drei Tore nach Marchesano-Standards / Luzern – FCZ in der Züri Live-Analyse

Was macht eigentlich Aliti? Wo ist Doumbia? Und womit beschäftigt sich zur Zeit Antonio Marchesano? Solche Fragen stellen sich während der detaillierten Nach-Analyse des dritten FCZ-Saisonsieges immer wieder. Man ist es sich von letzter Saison gewohnt, dass Aliti, Doumbia und Marchesano ständig im Zentrum des Geschehens stehen. Es waren diejenigen Spieler, welche als Feuerwehrmänner fortlaufend Lücken stopften, fehlende Laufarbeit von Mitspielern kompensierten und taktische oder technische Fehler ausbügeln mussten. Zum Saisonstart 21/22 ist alles anders. Die Spieler mit der zu geringen Laufleistung und unnötigen Fehlern sind grösstenteils nicht mehr da. Alle elf Mann auf dem Platz bringen das, was man in der Super League von ihnen erwarten kann. Die Last wird auf viel mehr Schultern verteilt. So fällt es kaum auf, dass Aliti bisher einen eher durchschnittlichen Saisonstart erwischt hat, Doumbia nach einer Stunde ausgewechselt wird und Marchesano zwischen seinen hervorragenden Offensivaktionen auch mal für zwei, drei Minuten nicht im Fokus steht.

Zehn Mann, die laufen – Marchesano mit hoher Standard-Effizienz

Zwar läuft Marchesano auch in Luzern viel, aber er befindet sich nicht mehr wie letzte Saison als Führungsspieler 70 bis 90 Minuten im mentalen Dauerstress. Das gewohnte Lamentieren in Richtung Mitspieler, wenn diese schon wieder das Kommando fürs Pressing verschlafen haben, fällt weg. So kann sich der Tessiner noch besser auf die entscheidenden Aktionen nach vorne fokussieren. In Luzern erzielt der FCZ drei Tore – alle nach Marchesano-Standards. Erst ein kurz gespielter Eckball auf Guerrero, den der Spanier ideal auf den Kopf von Mirlind Kryeziu zirkelt, welcher von Gegenspieler Holger Badstuber (nicht das einzige Mal) aus den Augen verloren worden ist. Dann ein stark von links aus dem Halbfeld an den entfernten Pfosten gezogener Freistoss, welcher Frydek zu einem penaltyreifen Foul an Omeragic verleitet. Und schliesslich der direkt verwandelte Freistoss, der eine so tückische Flugbahn nahm, dass Filip Ugrinic in der Mauer sich in die falsche Richtung bewegte und den Weg für den Ball frei machte.

Positiv wie sie sich bewegen und geduldig sind (Luzern – FCZ Kommentare)

Débutant Gogia defensiv noch ungenügend

Wie „aus dem Nichts“ ging Luzern in der 5. Minute nach einem zu riskanten Zweikampfverhalten Mirlind Kryezius gegen Ugrinic in Führung. Gegen Ende der Partie passierte übrigens Fidan Aliti gegen den eingewechselten Lorik Emini dasselbe noch einmal. Der FCZ reagierte aber mit Ruhe und Geduld und hatte dann im zweiten Viertel der Partie seine bisher beste Phase der noch jungen Saison. Auch nach der Pause und der 2:1-Führung kam das Breitenreiter-Team zu einigen sehr guten Torchancen, um das Skore frühzeitig auszubauen. Erst im letzten Viertel der Partie baute man ein bisschen ab, teilweise aufgrund der etwas nachlassenden Kraft und Konzentration, teilweise weil nicht alle Einwechselspieler das Niveau der Startelf weiterziehen konnten. Dies betrifft im Speziellen den Débutanten Akaki „Andy“ Gogia. Dem in Georgien geborenen Deutschen Offensivspieler war das halbe Jahr ohne Wettbewerbseinsätze in Berlin anzumerken. Neben Ungenauigkeiten, falschen Einschätzungen und Stockfehlern mit Ball (einmal direkt vor dem eigenen Strafraum), ist vor allem das Spiel ohne Ball noch stark ungenügend. Nach der Umstellung Breitenreiters auf ein 5-4-1 ab der 76. Minute unterstützt Gogia seinen Hintermann Guerrero auf der linken Seite deutlich zu wenig.

Gute taktische Umstellungen von Celestini – aber es reicht für Luzern trotzdem nicht

Sowohl Luzern-Coach Fabio Celestini wie auch André Breitenreiter hatten taktisch eine Änderung vorgenommen. Luzern spielte erstmals in dieser Saison gegen eine Dreierabwehr und stellte dementsprechend vom üblichen 4-4-2 auf ein 4-2-3-1 um, mit der Möglichkeit ein Hohes Pressing aufzuziehen, aus welchem sich der FCZ aber von Anfang an gut herauslösen konnte. Dies obwohl Luzern diesmal taktisch viel besser eingestellt war, als noch in St. Gallen. Christian Gentner bereitete dem FCZ am meisten Probleme. Mit seinen Laufwegen vermochte er ab und zu Löcher im Zürcher Defensivverbund aufzureissen. Filip Ugrinic war ebenfalls viel unterwegs, aber abgesehen von seinem Tor nicht mit der aus Luzerner Sicht gewünschten Effektivität. Marco Burch hatte mit einem mediokren Holger Badstuber neben sich in der Innenverteidigung alle Hände voll zu tun und arbeitete für anderthalb. Der 20-jährige wirkte wie ein Routinier, der einen unerfahrenen Jungspund neben sich führen muss. Ausserdem vermisste Luzern den verletzten Torhüter Marius Müller sowie den gesperrten Marvin Schulz.

Krasniqi findet über den Kampf ins Spiel

Der FCZ seinerseits nimmt von einer soliden Basis ausgehend Schritt für Schritt. Er hat in Lugano sehr tief stehend und mit minimem Ballbesitz begonnen und steht nun von Spiel zu Spiel etwas höher und steigert seinen Ballbesitz – auch wenn das Zürcher Spiel weiterhin hauptsächlich auf schnelle Konter ausgelegt ist. Da Luzern im Gegensatz zu Lugano und Lausanne mit zwei Sechsern spielt, reagierte Breitenreiter, indem er Bledian Krasniqi auf die Achterposition vorzog. Mit nun einem Sechser (Doumbia gegen Ugrinic) und zwei Achtern (Marchesano gegen Wehrmann, Krasniqi gegen Gentner) ergab sich so an Stelle eines 3-4-1-2 ein 3-3-2-2. Bledian Krasniqi steigerte sich in seinem dritten Super League-Einsatz im Vergleich zum Lausanne-Spiel nochmal deutlich. Auch wenn ihm schon bei seinem Einsatz in der Europa League in Napoli eine gute Leistung gelang, vermochte er in Luzern erstmals sein Potential auf Super League-Niveau umzusetzen. Dies vor allem auch, weil er in der Anfangsphase dank zwei, drei starken Balleroberungen gut ins Spiel fand. Selten war die Umschreibung „über den Kampf ins Spiel finden“ zutreffender. Unter anderem auch deshalb liess Breitenreiter den 20-jährigen bis in die Nachspielzeit hinein im Spiel und nahm Doumbia bei der Einwechslung von Hornschuh raus.

Telegramm

Luzern – FC Zürich 1:3 (1:2)
Tore: 5. Ugrinic (Tasar) 1:0, 35. Kryeziu (Guerrero) 1:1, 44. Kramer (Penalty-Nachschuss, Omeragic) 1:2; 75. Marchesano (Freistoss, Boranijasevic) 1:3.
Luzern – Vasic; Farkas (80. Sidler), Burch, Badstuber (55. Domgjoni), Frydek; Gentner, Wehrmann (55. Emini); Tasar (55. Alounga), Ugrinic, Ndiayé; Sorgic (80. Rupp).
FCZ – Brecher; Omeragic, Kryeziu, Aliti; Boranijasevic, Doumbia (61. Hornschuh), Guerrero; Marchesano (76. Rohner), Krasniqi (90.+1 Seiler); Ceesay (90.+1 Gnonto), Kramer (61. Gogia).

Kryeziu macht endlich sein Kopfball-Tor (Luzern – FCZ Highlights)

Kann Rizzo Celestini knacken? Aufstellungen Luzern – FCZ und Frage zum Spiel

Mit Luzern und dem FCZ treffen die beiden bisher offensiv produktivsten Mannschaften der Liga aufeinander. Luzern hat dabei in den letzten vier Partien drei Siege gegen Teams (Sion, Servette) eingefahren, gegen welche der FCZ nicht gewinnen konnte. Nur gegen YB reichte es trotz Aufholjagd nach einer unglücklich verlaufenen Halbzeit nicht zu Punkten. Speziell die Sommer-Neuverpflichtungen Yvan Alounga, Louis Schaub, Dejan Sorgic und Martin Frydek überzeugen bei den Innerschweizern. Schaub wird wohl auch heute das Spiel von einer der beiden Sechserpositionen aus lenken wie zuletzt in Sion, nachdem er zuvor jeweils weiter vorne von der Zehnerposition aus agiert hatte.

Der FCZ hat in einem chancenarmen Spiel in Lugano dank einem Treffer des für den angeschlagenen Benjamin Kololli eingewechselten Blaz Kramer einen knappen Sieg erkämpft. Becir Omeragic wurde im Vorfeld der Partie gegen den „anderen FCL“ nun erneut als fraglich gemeldet und ist tatsächlich nicht dabei. Silvan Wallner beginnt auf der rechten Seite. Da der die linke Seite präferierende Kololli fehlt, ergäbe sich die Gelegenheit, die beiden Teenager Wallner und Gnonto vorwiegend auf unterschiedlichen Seiten spielen zu lassen.

Frage zum Spiel: Massimo Rizzo spricht in den Interviews viel von "am Änd vom Tag". Was ist am Ende dieses Tages Tatsache?

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Ein Königreich für ein Tor gegen Celestini / FCZ – Luzern Vorschau

Der FCZ empfängt zum Auftakt des neuen Jahrzehnts im Letzigrund als erstes den FC Luzern. Die Innerschweizer haben nach einem Heimsieg gegen den FC Basel im Dezember den Trainer gewechselt, während beim FC Zürich der Vertrag mit Trainer Magnin verlängert wurde. Gegen den neuen FCL-Trainer Celestini hat Zürich bisher mit nur einem Sieg in acht Partien eine negative Bilanz. Auf der anderen Seite hat sich die Bilanz in den Duellen mit dem FC Luzern zuletzt stark verbessert.

Wie wichtig ein guter Start in eine Runde ist, muss man beim FCZ nach dem 0:4 zu Hause gegen Celestinis Lugano und vier sieglosen Spielen im Sommer niemandem erklären. Für den Steigerungslauf im Verlauf der Vorrunde waren mehrere Faktoren wichtig: bessere Automatismen zwischen bisherigen Kaderspielern und den Neuverpflichtungen Kramer, Tosin und Nathan, ein starkes Zentrum in der Formation Domgjoni – Sohm – Marchesano und die Anpassung der Spielweise an die Stärken der Spieler. Vermutlich wird es keine grossen Überraschungen in der Startformation geben. Vasilije Janjicic ist in der Pole-Position um den gesperrten Simon Sohm zu ersetzen. Willie Britto könnte links für den möglicherweise angeschlagenen Pa Modou verteidigen. 

Mit Fabio Celestini und Ludovic Magnin stehen sich zwei Waadtländer Trainer im Letzigrund gegenüber. Obwohl Celestini vier Jahre älter ist, haben die beiden ihre Profikarriere praktisch gleichzeitig begonnen, dann im Sommer 2010 gleichzeitig das Waadtland verlassen, und sind ebenfalls im selben Jahr (2010) in die Schweiz zurückgekehrt. Ein weiteres Jahrzehnt ist vergangen und nun stehen sie sich 2020 zum sechsten Mal als Trainer gegenüber. Magnin hat in den bisherigen fünf Duellen mit Celestini’s Lugano nicht nur noch nie gewinnen, sondern sogar noch nie ein Tor bejubeln können! 

Celestini zählt in der Kantonshauptstadt Lausanne bei Lausanne-Sport zu den legendären Spielern. Magnin hingegen startete klein von Echallens über Yverdon und Lugano. Trotzdem genoss „Ludo“ in seiner Spielerkarriere eine höhere Popularität in der Schweiz. Vor allem weil er einer der Hauptprotagonisten der erfolgreichen Ära das populären Köbi Kuhn war. Aber auch weil er in der in der Deutschschweiz im Vergleich zu Frankreich und Spanien stärker verfolgten Bundesliga gespielt und dort erst noch mit zwei verschiedenen Vereinen, die nicht Bayern München hiessen, Deutscher Meister geworden ist. Die Popularität Magnins kühlte in der restlichen Schweiz erst merklich ab, als er zum FCZ wechselte.

Celestini hingegen nahm in seiner Zeit in der Nationalmannschaft nur an einem grossen Turnier teil (EM 2004) und wurde danach von den „Kuhn Boys“ wie Yakin, Wicky oder Cabanas verdrängt. Gerade in der Deutschschweiz vermisste der Italo-Schweizer und ehemalige Captain von Olympique de Marseille häufig etwas die Anerkennung. Die Übernahme des Trainerpostens beim FC Luzern hat für ihn daher eine spezielle Bedeutung, eine Art späte Versöhnung. Celestini scheint mittlerweile bereit zu sein, sich auf die Deutschschweiz einzulassen – etwas, womit der extravertierte Magnin von Anfang an nie Probleme gehabt hatte. 

Schon in Lugano hat Celestini die Spielweise seiner Mannschaft im Vergleich zur Lausanne-Zeit flexibler gestaltet, angepasst und weiterentwickelt. In Luzern wird man mit Sicherheit ebenfalls wieder etwas Anderes sehen. Auf den ersten Blick nach den Testspieleindrücken scheint Celestini in der Innerschweiz im Vergleich zu Lugano wieder mehr zum „spanischen“ „Ball flachhalten“ zurückkehren zu wollen. Allerdings zieht Luzern sein Direktspiel bisher vorwiegend über die Seiten auf, mit vielen Flanken in den Strafraum, was ein eher „deutsches“ Element ist. Dies könnte speziell gegen den FCZ wieder erfolgsversprechend sein, denn das Letzigrundteam hat weiterhin tendenziell auf den Seiten defensive Defizite aufzuweisen – speziell wenn auf Links Pa Modou fehlt oder einen schlechten Tag erwischt.

In den Vorbereitungspartien hat Luzern einen Steigerungslauf absolviert mit zuletzt einem klaren 3:0-Sieg gegen Gaz Metan Medias, dem Fünftplatzierten der Rumänischen Meisterschaft. Neuer Captain ist Routinier Christian Schwegler, welcher allerdings für die Partie beim FCZ noch fraglich ist. Im Zentralen Mittelfeld streiten sich Voca, Ndenge und Mistrafovic um zwei Positionen. Schlüsselspieler N’Diayé und Margiotta sind vorne wohl gesetzt. Der Brasilianer Matos ist nahe dran, entweder Darian Males oder Blessing Eleke auf die Bank zu verdrängen. Ausserdem zeigte in der Vorbereitung Eric Tia, den Ludovic Magnin bei Chur 97 entdeckt und dann zum FCZ in die U21 geholt hat, gute bis sehr gute Ansätze. Der Ivorer wäre gegen den FCZ natürlich speziell motiviert.

Frage zum Spiel: Gelingt dem Magnin's FCZ endlich das erste Tor gegen Celestini?

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Match-Vorschau: Jürmala im Cornaredo, oder: welchem Zürcher Helden gelingt ein Tor?

Jedes Mal, wenn es gegen Lugano geht, stellen sich immer wieder die gleichen Fragen: gelingt dem FCZ endlich wieder einmal ein Tor gegen die Tessiner? Und wie viele Jahrhunderte dauert es noch, bis man im Cornaredo über einen Sieg jubeln kann? In der direkt danebenliegenden Resega klappt es doch auch! In der Länderspielpause hat Assan Ceesay immerhin in der Afrika Cup-Qualifikation gegen Djibouti in einem Penaltyschiessen, in welchem die Hälfte der Schützen scheiterte, in einem psychologisch wichtigen Zeitpunkt seinen Elfmeter souverän verwandelt. Blaz Kramer traf im Test gegen das in diesem Zeitpunkt allerdings nur bedingt kompetitive Spartaks Jürmala im Heerenschürli zwei Mal. Bisher hatte der Slowene aber Mühe, sich abgesehen von hohen Bällen gegen Super League-Teams  überhaupt Chancen zu erarbeiten. Ausser Thun hat keine Mannschaft bisher so wenig Tore erzielt, wie der FCZ. Das Problem ist, dass die Stürmer und Offensiven Mittelfeldspieler des FCZ nicht nur wenig treffen, sondern auch im Spiel gegen den Ball im Vergleich zu den Vorderleuten anderer Super League-Teams weniger diszipliniert, lauffreudig und kompakt agieren. Das trägt wesentlich zu den vielen Gegentoren bei. Rund um den gegnerischen Strafraum müssen die Offensivspieler noch viel hungriger und geduldiger agieren: auch wenn die erste, zweite oder dritte Gelegenheit zum Abschluss nicht kommt, sich sicher zu sein, dass es das vierte Mal klappt.  Gestern abend erging es Xamax gegen YB ähnlich wie zwei Wochen zuvor dem FCZ: gutes Spiel, über weite Strecken die bessere Mannschaft, aber beste Torchancen ausgelassen – und dann vier kassiert.

Es ist trotzdem zu erwarten, dass Ludovic Magnin im Duell zweier Waadtländer Coaches an der Startformation gegen YB wenig bis nichts ändert. Lugano-Trainer Fabio Celestini muss auf den verletzten Stürmer Nicola Dalmonte verzichten. Für ihn könnte der Sonntagsschütze aus der ersten Direktbegegnung, Marco Aratore, zum Zug kommen. Linus Obexer wird wohl den ebenfalls angeschlagenen Numa Lavanchy ersetzen. Im Mittelfeld wird sich Celestini zwischen den beiden spielerischen Elementen Lovric und Custodio entscheiden müssen, wobei die bessere Physis und Vielseitigkeit den Ausschlag für den Österreichischen U21-Nationalspieler Lovric (zuletzt drei Tore gegen Albanien und die Türkei) geben könnte.

 

Frage zum Spiel: Welcher Zürcher trifft in Lugano?

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„Ohne Boardingkarte nach Lausanne“: Vorschau zum Final 2017

Lausanne ist das Team in der Super League, welches seine Spielweise mitten in der Vorrunde beinahe um 180 Grad gedreht hat. Nach sechs sieglosen Spielen mit nur zwei Punkten und 16 Gegentoren zum Saisonstart war der 2:1-Auswärtssieg am 9. September in Basel ein Befreiungsschlag. Diesem vorausgegangen war ein Sprung über den eigenen Schatten von Trainer Fabio Celestini – er liess sein zuvor mit viel Risiko nach vorne stürmendes Team nun so tief stehen wie keine andere Mannschaft der Liga – ein Wandel vom einen Extrem ins Andere. Mittlerweile hat gemäss dem Online-Portal sport.ch keine Mannschaft der Liga so viele Punkte nach einem Rückstand geholt, wie Lausanne (15).

Ob gegen YB, Thun, St. Gallen oder Luzern – der FCZ hatte zuletzt immer wieder Probleme mit zu wenig schnellem und konsequentem Umschalten von Offensive auf Defensive bei Ballverlust. Trotzdem konnten in den ersten beiden Partien gegen die Kontermannschaft Lausanne vier Punkte gewonnen werden. Von den letzten 13 Direktbegegnungen haben die Waadtländer gegen den FCZ nur eine gewinnen können. Während die Blau-weissen vom Vierwaldstättersee so etwas wie der Angstgegner des Letzigrund-Teams ist, waren die Blau-weissen vom Lac Léman in den letzten Jahren eher das Gegenteil davon gewesen.

Mit einem Sieg auf der Pontaise könnte das erste Halbjahr zurück in der Super League hervorragend abgeschlossen werden. Optimistisch stimmt die spielerische Steigerung der Mannschaft in den letzten Partien und die Aufwärtstendenz bei Stürmern wie Raphael Dwamena und Stephen Odey. Ausserdem kehrt der aktuell wohl wichtigste Feldspieler, Michael Frey, von seiner Sperre zurück. Dafür fehlt diesmal der in St. Gallen eingewechselte Sangoné Sarr gesperrt, und  Pa Modou ist aus Verletzungsgründen nicht dabei. Pa Modou wurde auf seiner Position im linken Couloir in dieser Vorrunde bei Abwesenheit von Kay Voser oder Cédric Brunner ersetzt, die dritte Option wäre der im Cup in Bassersdorf und Chippis von Beginn weg eingesetzte Maren Haile-Selassie.

Die letzte Direktbegegnung mit Lausanne im Letzigrund ist erst gerade drei Wochen her. «Da haben wir es gut gemacht und Lausanne praktisch über 90 Minuten im Griff gehabt – abgesehen von einem gefährlichen Konter nach einem eigenen Eckball» resümiert Trainer Uli Forte vor dem letzten Spiel des Kalenderjahres gegenüber Züri Live. Sein Team erlebt Forte diese Woche als topmotiviert für den «Rückrundenstart» in Lausanne. «Wir dürfen auf keinen Fall die Koffer gepackt und die Boarding-Karte schon dabei haben, wenn wir nach Lausanne fahren. 28 oder 31 Punkte zur Winterpause macht einen grossen Unterschied».