Erst gerade vor einem Monat hat der FC Zürich im Letzigrund auch mit etwas Glück mit 1:0 gegen Aufsteiger Sion gewinnen können. Mariano Gomez verwandelte in der 17. Minute einen Chouiar-Freistoss von der rechten Seite per Kopf zu seinem ersten Tor im FCZ-Dress. Auch in der dritten Partie seit der Umstellung auf Dreierabwehr konnte sich der FCZ damals kaum Torchancen erarbeiten. In Basel und drei Vierteln der Partie in St. Gallen war man zumindest mit hoher Intensität angetreten und beging kaum Fehler. Gegen Sion war davon aber kaum mehr etwas zu sehen. Auch weil der in St. Gallen am meisten überzeugende Ifeanyi Mathew (Note “10“) nicht in der Startformation stand. Der Spielaufbau gestaltete sich zu langsam und vor allem verteidigte man so unkonzentriert wie selten zuvor in dieser Saison. Man hatte Glück, dass der Gegner nicht mehr als zwei Lattenschüsse zustande brachte.
„Klötzli“ 2.0 im Tourbillon
Sion hat zuletzt zuhause gegen den FCB, Lugano, Yverdon Sport und St. Gallen vier Mal in Folge Unentschieden gespielt. Die Nachspielzeit gegen den FC St. Gallen am Sonntag gestaltete sich besonders dramatisch und erinnerte an den “Fall Klötzli“ aus dem Jahre 1989. Damals erzielte der im Europacup engagierte und gleichzeitig abstiegsgefährdete FC Wettingen in der Nachspielzeit den vermeintlichen 1:1-Ausgleichstreffer – Schiedsrichter Bruno Klötzli pfiff aber ab, während Martin Ruedas Lob-Ball noch in der Luft auf dem Weg ins leere Gehäuse war. Die anschliessenden Jagdszenen von Wettinger Spielern, Trainern und Funktionären auf Klötzli gehören zu den unrühmlichsten Episoden in der Geschichte des Schweizer Spitzenfussballs. Daran beteiligt waren unter anderem Roger Kundert (307 Wettbewerbsspiele für den FCZ) und der heutige FCB-Vereinspräsident Reto Baumgartner.
Beim Spiel Sion – St. Gallen ereignete sich dieses Wochenende eine ähnliche Situation. St. Gallen-Stürmer Willem Geubbels foult vor dem gegnerischen Strafraum erst Gegenspieler Hefti und scheint danach auch noch Joël Schmied anzugreifen, worauf sich Sion-Torhüter Timothy Fayulu für seine beiden Verteidiger zur Wehr setzt und Geubbels an den Kragen geht. Mitten im Sion-Gegenangriff Richtung Gehäuse von Lawrence Ati Zigi macht Schiedsrichter Gianforte an der Mittellinie rechtsumkehrt, da er auf die Rudelbildung rund um Geubbels / Fayulu auf der anderen Platzseite aufmerksam wird. Sowohl der Sion-Konter in der einen Platzhälfte wie auch die Rudelbildung auf der anderen Seite des Platzes laufen parallel weiter. Den späteren Pfiff von Gianforte, der das Spiel unterbrechen soll, hört man erst genau in dem Moment, als Dejan Djokic nach mehreren zuvor im MInutentakt vergebenen Topchancen nach einem Haken im Strafraum doch noch an Zigi vorbei zum vermeintlichen Sion-Siegtreffer zum 3:2 trifft. Der Ball ist zum Zeitpunkt des Pfiffes ziemlich genau auf der Torlinie oder Zentimeter davor. In dieser Hinsicht ein noch extremerer Fall als damals bei Klötzli. Als klar wird, dass Gianforte das Tor nicht anerkennt, stürmen erst ein Sion-Staffmitglied und Sportchef Barthélemy Constantin, später dann auch noch Klub-Besitzer Christian Constantin auf den Platz und reden gemeinsam mit ihren Spielern auf den Schiedsrichter ein, der dabei fleissig in alle Richtungen Rote Karten verteilt. Schläge und Tritte gegen den Schiedsrichter wie im Wettingen-Fall gibt es aber nicht. Sion wird im Hinblick auf den FCZ-Match auf jeden Fall “geladen“ sein.
Ausfälle beim FCZ als Chance für Neustart?
Für den gesperrten Timothy Fayulu wird gegen den FCZ voraussichtlich der erfahrene Heinz Lindner im Tor stehen. Ansonsten ändert sich im Vergleich zur Begegnung im Letzigrund bei den Wallisern wenig. Einzig Captain Reto Ziegler (38!) kam zuletzt wieder zurück ins Team. Sion wird wie üblich mit Kombinationsspiel über die Seiten vorstossen wollen. Das Fünfermittelfeld im kompakten 4-2-3-1 (gleiches System wie GC) besteht aus lauter spielerisch starken Akteuren. Gegen GC sind alle grossen Torchancen und das Gegentor über die rechte FCZ-Seite entstanden, die Lindrit Kamberi defensiv nicht gut im Griff hatte.
Beim FCZ kommen durch den verletzungsbedingten Ausfall Antonio Marchesanos (neben Ballet, Di Giusto, Gouré, Leidner) und den Gelb-Sperren gegen Cheick Condé, Mariano Gomez und Juan José Perea weitere Kaderspieler zu Startelf-Chancen. Zu diesen könnten neben Umeh Emmanuel, der schon gegen Servette begann, Nemanja Tosic, Cheveyo Tsawa, Jahnoah Markelo, Armstrong Oko-Flex oder Jonathan Okita gehören. Ausserdem ist Junior Ligue eine valable Alternative für Perea auf seiner angestammten Mittelstürmerposition. Bleibt der FCZ bei der Dreierabwehr, mit welcher kaum noch Torchancen erspielt werden? Oder nutzt man die Verletzungen und Sperren, um zum für diesen Kader am meisten passenden 4-3-3 zurückzukehren? Eine rhetorische Frage, denn das Zürcher Spiel vom Beginn der Saison scheint zuletzt nicht nur an Gefährlichkeit, sondern auch an Identität verloren zu haben. Es basiert vieles nur noch auf Einzelaktionen und Zufällen. Und defensiv ist man anfälliger geworden – speziell über die Seiten, wo Sion seine Angriffe lanciert.
Dem FC Zürich gelingt 24/25 zum dritten Mal in den letzten vier Saisons ein hervorragender Saisonstart. Mit 18 Punkten aus den ersten neun Runden hat das Team einen Punkt weniger auf dem Konto als zum gleichen Zeitpunkt vor einem Jahr. Gleichzeitig ist es ein Punkt mehr als 21/22, als man den Meistertitel vor allem durch Topleistungen im zweiten und dritten Saisonviertel, also im Winterhalbjahr, nach Zürich holen konnte. Letzte Saison hatte man den Eindruck, dass die Mannschaft in den ersten Monaten (keine Niederlage bis Anfang November) am oberen Rand ihrer Möglichkeiten performte:
viele Standardtore
treffsichere Offensivspieler Marchesano und Okita
ein Fabio Daprelà, der in dieser Phase so lange es gesundheitlich ging der Mannschaft mit seiner italienisch geprägten Verteidigungsleidenschaft helfen konnte
Daniel Afriyie traf doppelt gegen Lugano, überzeugte als Stammspieler aber vor allem mit seiner Defensivarbeit als Manndecker des gegnerischen Sechsers
Trotz dünner Personaldecke lag vor einem Jahr sogar eine makellose Bilanz in den ersten neun Spielen im Bereich des Möglichen – fragwürdige Schiedsrichter- / VAR-Entscheide gegen St. Gallen und in Genf, sowie ein Last Minute-Gegentreffer in Basel und -Big Save von Letica gegen Wallner in Lausanne führten zu Unentschieden in den vier Partien, die man gut und gerne ebenfalls hätte gewinnen können. Und vor der Winterpause war man mit nur einem Punkt aus den erfreulichen Auftritten gegen Luzern, in Winterthur und in St. Gallen schlecht bedient. Letztendlich wäre es aber mit dem letztjährigen Kader eine riesige Sensation gewesen, über eine ganze Saison hinweg vorne in der Tabelle mitreden zu können.
Gomez überzeugt als Rechtsverteidiger mehr denn als Abwehrchef
Diese Saison sind die personellen Voraussetzungen vorteilhafter. Mit Juan José Perea hat man den ersten echten Mittelstürmer seit Assan Ceesay, der regelmässig trifft. Fernand Gouré und Labinot Bajrami wären zudem gute Alternativen, kommen zur Zeit aber wegen Verletzung / Leihe nicht in Betracht. Die Verteidigungsreihe wurde ebenfalls gestärkt. Mirlind Kryeziu bringt konstant gute Leistungen und der Fitnessstand und damit auch die Auftritte von Nikola Katic haben sich im Vergleich zur letzten Saison deutlich verbessert. Eine Viererreihe zusammen mit den beiden Neuverpflichtungen Mariano Gomez und Nemanja Tosic auf den Aussenpositionen wie beim Startspiel in Yverdon wäre ein Abwehrblock, der den Mittelfeldspielern und Stürmern mehr offensive Entfaltung ermöglichen und gleichzeitig bei Standards im gegnerischen Strafraum eine grosse Gefahr für den Gegner darstellen würde.
Tosic musste allerdings schon im ersten Saisonspiel verletzungsbedingt ausgewechselt werden und ist bis heute noch nicht richtig in der Saison angekommen. Gomez hat als Rechtsverteidiger gute bis sehr gute Leistungen erbracht. Aufgrund seiner Schnelligkeit stellte ihn Ricardo Moniz zuletzt auf die zentrale Position in der Dreierabwehr. Diese Rolle liegt ihm bisher aber weniger gut. Gomez scheint zumindest auf den ersten Blick dann am stärksten zu sein, wenn er sich voll auf seine Zweikämpfe, Laufduelle und Zuspiele fokussieren kann, und nicht noch zusätzlich die Abwehr als Ganzes im Blick halten und ordnen muss. Silvan Wallner ist für die eigentlich auf der LInksverteidiger-Position vorgesehenen Tosic und Leidner eingesprungen und entwickelte dabei erstmals im Dress der 1. Mannschaft eine gewisse Konstanz. Damit verdiente er sich seinen Wechsel zu Blau-Weiss Linz, wo er zuletzt bei der Partie bei WSG Tirol bereits erstmals in der Startformation stand. Lindrit Kamberi hingegen kommt bisher weniger zum Zug als letzte Saison und überzeugt dabei jeweils auch nicht in einer Weise, dass ihn Ricardo Moniz zwingend häufiger einsetzen müsste.
Chouiar: viele Torbeteiligungen und effektive Defensivaktionen
Im Mittelfeldzentrum sieht die personelle Situation ebenfalls gut aus, wobei mit dem 27-jährigen Ifeanyi Mathew und dem 17-jährigen Cheveyo Tsawa der Älteste und der Jüngste die grösste Konstanz aufweisen. Tsawa ist nach seiner Gesichtsverletzung auf dem Weg zurück. Der Sohn des ehemaligen FCZ-Spielers, erfolgreichen FCZ Frauen-Coaches und heutigen Athletiktrainers Dorjee Tsawa spielt einen erstaunlich reifen Fussball, ist zweikampfstark, spielintelligent, hat zudem eine gute Technik und ist mit Distanzschüssen auch offensiv gefährlich. Er wirkt wie ein Spieler auf den man sofort bauen könnte. Mathew und Bledian Krasniqi waren in den letzten Wochen die Optionen des Trainers für die Position neben dem gesetzten Cheick Condé. Krasniqi hatte in St. Gallen, wo er normalerweise seine besten Leistungen abzurufen pflegt, Ende September einen völlig verpatzten Einsatz in der 2. Halbzeit. Condé wiederum schien lange nicht 100% fokussiert in die Partien zu gehen. Zwei Tage nach Schliessung des internationalen Transferfensters stand gegen den FC Luzern dann aber plötzlich wieder der Cheick Condé seiner besten Tage auf dem Platz. Seit diesem Spiel ist er wieder zu einem wichtigen Stabilitätsfaktor geworden – und war auch beim 2:0-Sieg in Basel der beste Mann im FCZ-Trikot. Noch nicht zu einem Wettbewerbseinsatz mit der 1. Mannschaft kam bisher der wie Condé aus Conakry (Guinea) stammende Mohamed Bangoura (18), der zudem ein ähnlicher Spielertyp ist, und im Frühling am Blue Stars / FIFA Youth Cup im FCZ U19-Team für gut befunden worden war. Bei seinem Promotion League-Début flog er Mitte September gegen den FC Baden nach 38 Minuten mit Gelb-Rot vom Platz. Seither folgten vier weitere Einsätze in der U21.
In der Meistersaison waren Antonio Marchesano und Assan Ceesay die Offensivtrümpfe des FC Zürich, bei der starken ersten Saisonhälfte vor einem Jahr das Duo Marchesano / Okita – nun sind es Marchesano und Perea. Das Muster ist erkennbar: Marchesano gut – FCZ gut. Dazu kommt mit Mounir Chouiar nun aber noch ein dritter Mann. Die elf Torbeteiligungen des Franzosen sind aktuell der Spitzenwert im Kader. Unter mehreren Standardspezialisten ist Chouiar im Moment die Nr. 1. Seine Eckbälle und Freistösse sind häufig hervorragend geschlagen. Der von Ludogorets Razgrad ausgeliehene 25-jährige ist spielerisch stark, darüber hinaus aber auch handlungsschnell und mit einem soliden Support in der Defensivphase. Beides im Gegensatz zu manchem früher vom FCZ verpflichteten Spieler vom Typus “Techniker‘ wie Ole Selnaes, Mimoun Mahi, Moritz Leitner, Ante Coric, Denis Popovic, Gregory Sertic oder Benjamin Kololli. Während Marchesano zu Beginn der Saison teilweise auch in einer Doppelspitze eingesetzt worden war, spielt der FCZ aktuell mit Marchesano / Chouiar als Doppel-10 auf den Halbpositionen und Perea als einzige Spitze, die sich flexibel in der ganzen gegnerischen Platzhälfte bewegt.
Ligue als Linker Aussenläufer? Keine neue Idee
Durch die Verletzung von Gouré und die Leihe Bajramis nach Winterthur sind aktuell Daniel Afriyie und Umeh Emmanuel die Alternativen für Perea. Der 23-jährige Ghanaer Afriyie schiesst aber bisher keine Tore und der 20-jährige Nigerianer Emmanuel ist ein anderer Stürmertyp. Marchesano sprüht vor Tatendrang. Sein Notenschnitt bewegt sich konstant auf hohem Niveau zwischen 7 und 9. Die Alternativen für Marchesano und Chouiar auf den Halbpositionen (Doppel-10) sind neben Bledian Krasniqi Nevio Di Giusto, Joseph Sabobo, Jonathan Okita und Armstrong Oko-Flex. Di Giusto hatte bisher durchwegs vielversprechende Teileinsätze, sich aber gegen Sion scheinbar ohne Fremdeinwirkung wieder verletzt. Okita fiel nach anfänglich ansprechenden Leistungen zuletzt wieder ins gleiche Fahrwasser wie bei den wenig erbaulichen Auftritten der vergangenen Rückrunde. Der 18-jährige Sambier Joseph Sabobo wiederum scheint noch nicht bereit für die Liga zu sein. Eine baldige Leihe in die Challenge League oder eine vergleichbare Liga wäre bei ihm sicherlich angebracht.
Zu Beginn der Saison trat der FCZ vorwiegend mit Viererabwehr an. Mariano Gomez (rechts) und Silvan Wallner (links) zeigten dabei gute Leistungen. Lindrit Kamberi ist hingegen ausser Form und Daniel Denoon wurde nach einer längeren Verletzungspause und ohne echte Promotion League-Spielpraxis in der Super League gegen Luzern ins kalte Wasser geworfen, was schief ging. Die dedizierten Linksverteidiger Nemanja Tosic und Dorin Leidner hatten ebenfalls mit Problemen zu kämpfen. Mittlerweile wurde das System auf Dreierabwehr umgestellt. Das Stammduo auf der Aussenläufer-Position sind innert kurzer Zeit Neuverpflichtung Samuel Ballet (rechts) und Eigengewächs Junior LIgue (links) geworden. Ballet füllt diese Rolle bisher dank seiner mittlerweile gewonnenen Reife zufriedenstellend aus. Der gelernte Stürmer Ligue macht sich als LInker Aussenläufer ebenfalls gut. Er hat auf dieser Position in der Vergangenheit bereits bei den Junioren (unter anderem am Blue Stars / FIFA Youth Cup 2022) und bei Testspielen mit der 1. Mannschaft unter Bo Henriksen Erfahrungen gesammelt. Die Idee, dass die Zukunft von Ligue möglicherweise auf dieser Position liegen könnte, existiert beim FCZ also schon seit mehreren Jahren. Ein Beispiel für einen solchen Prozess aus der Vergangenheit ist der FCZ-Junior Miro Muheim, der ursprünglich im Offensiven Mittelfeld spielte. Als er von Chelsea zum FCZ zurück wechselte und zum Linksverteidiger umfunktioniert werden sollte, sträubte sich Muheim erst dagegen. Als dann aber sein nächster Verein FC St. Gallen ihm diesen Positionswechsel ebenfalls nahelegte, willigte er ein.
Brecher noch unter dem Leistungsniveau von 23/24
Doron Leidner als Alternative auf der Linken Seite war zu Beginn der Saison überfordert. Der 22-jährige Israeli hat sich zuletzt zwar etwas verbessert präsentiert, strahlt aber weniger Ballsicherheit aus als der drei Jahre jüngere Ligue, welcher zudem physische Vorteile mitbringt. Nemanja Tosic ist eher ein Linksverteidiger in einer Vierer- oder Innenverteidiger in einer Dreierabwehr als ein Aussenläufer. Rodrigo Conceição wirkt in seinen Auftritten nicht solide und verlässlich. Der jeweilige Gegner bekommt sofort Aufwind auf seiner Seite, wenn der Portugiese eingewechselt wird. Selmin Hodza hat schon bewiesen, dass er mithelfen kann, Druck zu machen, wenn in einer Schlussphase ein Rückstand aufgeholt werden soll. Um ein Kandidat für die Startaufstellung zu werden, müsste er aber mehr Konstanz an den Tag legen – nicht zuletzt bei seinen Einsätzen in der Promotion League. Im Tor zeigte sich Zivko Kostadinovic im Vergleich zu seinen Cup-Auftritten der letzten Jahre verbessert – fokussiert und sicher. So machte er in Le Locle unter anderem eine Topchance Christophe Mokranis zunichte. Yanick Brecher wiederum gehört zu den wenigen Spielern beim FCZ, die in der laufenden Saison bisher unter der letztjährigen Form spielen. Allerdings gab es bei ihm in den letzten Partien eine Aufwärtstendenz und zuletzt gegen den FC Lugano war Brecher erstmals diese Saison Züri Live-MVP.
Der FC Zürich gewinnt dank einer klaren Leistungssteigerung im Vergleich zu den letzten Spielen verdient gegen Servette, welches somit nach einer Serie von keineswegs schlechten, aber unglücklichen Auftritten seine Meisterambitionen begraben muss. Der FCZ startet gut in die Partie, hat aber mit Cheick Condé einen jungen Spieler auf dem Platz, der auch im ersten Spiel nach seiner Sperre in einzelnen Szenen zu ungestüm und unkonzentriert agiert. So entsteht der Führungstreffer Servettes durch David Douline nach einem Baron-Freistoss von der linken Seite. Der Es FC Zürich kassiert erneut aus einem gegnerischen Standard ein Gegentor – das vierte in den letzten vier Partien, davon drei Freistösse. David Douline ist dafür dann auch an den beiden Zürcher Toren beteiligt. Der FC Zürich ist etwas weniger Ballbesitz orientiert als in den Partien in welchen Murat Ural das Sagen hatte, überzeugt mit viel Bewegung und Positionswechseln, und sucht im Angriffsdrittel den Weg ins Zentrum. In der Schlussphase werden die Versuche Servettes mit viel Kampfgeist und Einsatz im Ansatz geblockt.
Ricardo Moniz reagierte auf die schwache 1. Halbzeit mit einem Doppelwechsel zur Pause. Unter anderem verhalf er dem 18-jährigen Joseph Sabobo zu seinem Super-League-Debüt. Der FCZ zeigte auch auf dem Platz ein anderes, entschlosseneres Gesicht.
SRF
FCZ beendet mit Leistungssteigerung Servettes Meisterträume
Der FCZ beendet somit auch die Saisonduelle mit Servette mit einer positiven Bilanz (2 Siege / 1 Unentschieden / 1 Niederlage). Positiv fällt in der 1. Halbzeit die vor allem offensiv starke Rechte Seite mit Rodrigo Conceição und Nils Reichmuth auf. In der 2. Halbzeit hilft dann der eingewechselte Cheveyo Tsawa erneut entscheidend, den Vorsprung über die Runden zu bringen. Der Pausenrückstand wurde durch Tore in der 54. und 70. Minute gedreht. An beiden Toren sind mehrheitlich die gleichen Spieler beteiligt. Der ansonsten durchschnittlich auftretende Antonio Marchesano ist mit einem Tor und einem Assist sehr effizient. Armstrong Oko-Flex hat ebenfalls bei beiden Treffern seine Füsse im Spiel. Ivan Santini sorgt in beiden Fällen für Betrieb und Ablenkung in der Genfer Viererabwehrreihe. Und Rodrigo Conceição ist mit einem Assist beim ersten und entscheidenden Ballgewinn vor dem eigenen Strafraum beim zweiten Tor beteiligt. Ausgleichende Gerechtigkeit wurde in diesem Spiel dadurch hergestellt, dass auf beiden Seiten eine 50/50-Penaltyszene nicht gepfiffen wurde. Und dank VAR-Intervention kam der FC Zürich in der Schlussphase zu Recht um einen angeblichen Handspenalty herum.
Die Genfer schliesslich haben ihren Teil dazu beigetragen, um nach 70 Minuten plötzlich doch hinten zu liegen. Nach Doulines 1:0 in der Startviertelstunde brauchen sie ganze 50 Minuten, um wieder einmal auf das Tor von Yanick Brecher zu schiessen. Insgesamt kommen sie auf drei Torschüsse.
Marcel Rohner, Tages-Anzeiger
Highlights: Hochverdient für den FCZ
Personalien – Cheick Condé von Sperre zurück, verursacht Gegentor, zur Pause wieder raus
Amadou Dante: Benötigt Defensiv immer wieder Unterstützung aus dem Zentrum. Hat seine Gegenspieler nicht im Griff.
Cheveyo Tsawa: Nach Winterthur zum zweiten Mal in Folge Defensiv Bester beim FC Zürich.
Cheick Condé: Startet zurück von seiner Sperre schlecht in die Partie. Ist am Genfer Führungstor mit seinem unnötigen Foul und der unaufmerksamen Deckungsarbeit beim Freistoss gleich doppelt beteiligt. Zur Pause ausgewechselt.
Ifeanyi Mathew: Wenig am Spiel beteiligt. Spult sein Pensum wie ein „Buchhalter“ ab.
Rodrigo Conceição: Wie in Winterthur bester FCZ-Spieler der 2. Halbzeit und erstmals Offensiv Bester. Beinahe die gleiche Punktzahl wie MVP Nils Reichmuth und ebenfalls ausgewechselt.
Nikola Katic: Gehörte in der 1. Halbzeit zu den Besten beim FCZ. In dieser Phase an vier der fünf Torchancen beteiligt.
Nils Reichmuth: Spielt eigentlich eine starke 1. Halbzeit – offensiv sowieso, aber auch defensiv mit einem guten Auftritt. Es geht aber trotzdem mit einem 0:1-Rückstand in die Pause und Reichmuth wird ausgewechselt.
Antonio Marchesano: Lange geht ihm vieles zu schnell in dieser Partie. Ist letztendlich dann trotzdem an den beiden Toren entscheidend beteiligt.
Armstrong Oko-Flex: Taucht nach aktivem Start etwas ab. Wechselt zur Pause von Links auf Rechts.
Ivan Santini: Ist mit seiner Störarbeit an beiden Toren beteiligt. Ansonsten aber häufig zu langsam und mit mehreren Ballverlusten.
Joseph Sabobo: Leicht ungenügende Note bei seinem Début.
Yanick Brecher: Nicht sein Tag: hat kaum etwas zu tun und wenn doch mal, gelingt es ihm nicht optimal.
Es sind solch enge und verknorzte Spiele, in denen die Klasse und Routine von Altmeister Antonio Marchesano besonders wertvoll sind: Der Altmeister sorgt für das schnelle 1:1 nach der Pause und bereitet Krasniqis 2:1 mustergültig vor.
Sebastian Wendel, Matteo Bonomo (Blick)
Randnotiz, 43. Minute: alle 20 Feldspieler auf engem Raum in der Servette-Platzhälfte
Kommentare: Kein Joga Bonito von Dante – Santini holt alles nach
Nach drei Niederlagen in Folge gelingt dem FC Zürich ein Auswärtssieg beim FC Winterthur. Damit gewinnt man diese Saison in den Liga-Direktduellen nicht nur das Stadtduell, sondern auch die „Kantonsmeisterschaft“. Es ist aber im zweiten Spiel unter dem neuen Coach Ricardo Moniz alles andere als ein überzeugender Sieg. Vielmehr kehrte für die zuletzt etwas vom Pech verfolgten Zürcher diesmal wieder das Glück zurück. In den ersten fünf Minuten nach der Pause verpasst Winterthur den vermeintlichen 2:2-Ausgleich zwei Mal hauchdünn – erst steht Silvan Sidler nach einem schnell ausgeführten Freistoss, bei welchem der FCZ „schläft“, bei seinem Treffer ganz knapp im Offside – dann prallt der Weitschusshammer Basil Stillharts von der Lattenunterkante nur wenig vor die Torlinie.
Das Glück kehrt zurück
Wir hatten etwas Glück beim Abseitstor.
Marc Hornschuh bei Nau
Zuvor in dieser Saison war im Kantonsderby das Glück mehrmals auf der Seite des FCW gestanden. Diesmal machte der FC Zürich einen wichtigen Schritt in Richtung Europacupplatz. MIt der Tiefstnote von 5.3 war es zusammen mit dem Heimspiel gegen St. Gallen und der Auswärtspartie in Tuggen im Herbst, und dem 2:2 gegen Lausanne-Sport sowie der 0:3-Niederlage in Yverdon nach der Winterpause die schlechteste Partie der Saison. Interessanterweise wurde von diesen fünf Partien mit der schlechtesten Leistung nur eine verloren. Und in Winterthur gab es sogar einen Sieg. Dies hatte vor allem auch damit zu tun, dass beim FCW seit dem knappen Ausscheiden im Cup-Halbfinal gegen Servette etwas der Wurm drin ist. Vergleichsweise schlecht waren auf Seiten des FCZ vor allem die Defensivleistung und der Auftritt in der 2. Halbzeit. Es brauchte in den zweiten 45 Minuten speziell den Einsatz und die Ballsicherheit des eingewechselten Cheveyo Tsawa, um den FCW nicht nochmal ins Spiel zu bringen.
In den letzten vier Spielen haben wir immer gut gespielt und verloren.
Basil Stillhart bei Nau
Der FC Winterthur zog sich noch mehr zurück, als bereits in den bisherigen Saisonduellen. Der FCZ forcierte mit einem 4-3-3 in der Startformation aufgrund der Spielweise des Gegners im Vergleich zum YB-Heimspiel die Breite stärker. Interessanterweise wurde das FCZ-Pressing (in der Angriffszone in einem 4-1-3-2) zu Beginn vom Duo Marchesano / Krasniqi angeführt – Okita und Oko-Flex staffelten zurück. Die Linke Seite des FCZ mit Amadou Dante bekundete aber immer wieder Probleme gegen Adrian Gantenbein.
Bledian Krasniqi, Antonio Marchesano und auch Ifeanyi Mathew, alle gegen YB noch ungewohnt blass, beissen sich über die Defensivarbeit ins Spiel.
Nick Erne und Florian Raz, Tages-Anzeiger
Kein guter San-Tag, dank VAR aber keine spielentscheidenden Fehler
Es gab verschiedene seltsame Entscheidungen von Ref Fedayi San, wobei keine klar spielentscheidend war. Die zwei Mal als Sayfallah Ltaief im Zürcher Strafraum fällt, war es korrekt, nicht auf Penalty zu entscheiden – auch wenn Conceição und Katic in den Szenen die Grenze des Erlaubten ausreizten. Die zweite Szene, als Ltaief allein vor Brecher bei diesem aufläuft war wohl sowieso knapp Offside gewesen. Bei der ersten FCZ-Torchance aus dem Spiel heraus in der 42. Minute übersieht San aber ein Stürmerfoul Krasniqis an Durrer – Keller parierte die gute Torchance stark. In der gleichen Minute übersieht das Schiedrichterteam die Abfälschung Arnolds eines Kryeziu-Kopfballs und gibt Abstoss anstatt Corner. In der 46. Minute begeht Durrer ein klares Handspiel knapp vor dem eigenen Strafraum, welches nicht gepfiffen wird. Zwei Minuten später muss der VAR eingreifen, um das Offsidetor von Sidler rückgängig zu machen. In der 58. Minute tritt Stillhart mit der Sohle voran voll auf den Knöchel Krasniqis und bleibt auf diesem noch stehen. Es gab nicht mal Gelb für eine Szene, die einen Platzverweis verdient gehabt hätte. In der 76. Minute spitzelt Conceição in der Nähe des eigenen Strafraums Schneider den Ball sauber weg – San entscheidet aber auf Freistoss.
Highlights – Hornschuh unterschätzt Baroan zum zweiten Mal
Personalien – Wenig Erbauliches, abgesehen von Krasniqis toller Offensivleistung
Bledian Krasniqi: Ist je zum sechsten Mal MVP, bester Offensivspieler und bester Spieler der 1. Halbzeit diese Saison beim FC Zürich.
Cheveyo Tsawa: Erstmals in dieser Saison Defensiv Bester beim FCZ.
Fabio Daprelà: Gegen St. Gallen war er noch klar bester Defensivspieler (Note: 10), nun mit einer Defensivnote 1 das Gegenteil. Findet gar nicht mehr ins Spiel.
Mirlind Kryezeiu: Wieder ungenügend, nachdem schon das YB-Spiel nicht so gut war. Vor allem der Start in die Partie misslingt ihm.
Rodrigo Conceição: Nach dem schlechten Auftritt gegen YB vor den Augen der Familie steigert er sich in Winterthur von Minute zu Minute und ist am Ende gar bester FCZ-Spieler der 2. Halbzeit.
Marc Hornschuh: Seine beiden Assists sind top. In den anderen Szenen wird aber auch der Kontrast zum 17-jährigen Cheveyo Tsawa offensichtlich, der deutlich flinker und technisch sauberer agiert.
Der Platzverweis von vergangener Woche gegen Cheick Condé erweist sich für den FCZ als Glücksfall. Ersatzmann Hornschuh liefert ein starkes Spiel ab. Als Winti überlegen ist und führt, köpfelt er zweimal in die gefährliche Zone und lässt sich zwei Assists gutschreiben. In vorher 53 Super-League-Spielen ist ihm kein einziger gelungen.
Die Schweizer Fussball-Meisterschaft 2023/24 ist vor zwei Wochen zu Ende gegangen. Während die Mannschaften nach der kurzen Sommer-Pause nun eine nach der anderen wieder in die lange Vorbereitung auf den Saisonstart am 20. Juli hin einsteigen, hat Züri Live mittlerweile alle 42 FCZ-Wettbewerbspartien der abgelaufenen Saison komplett im Detail durchgearbeitet und analysiert. Die Einzel-Artikel zu den letzten fünf Partien sind zwar noch nicht publiziert. Trotzdem ist alles bereit für die Saisonanalyse – als Höhepunkt der „Analyse-Saison“ auf Züri Live. Wir hoffen, dass sie unseren treuen Lesern interessante Erkenntnisse bringt und dabei auch die Bilder, Emotionen und Diskussionen rund um Spiele und deren Protagonisten nochmal aufleben lässt. Wir haben alle viel dafür investiert. Da soll auch möglichst viel davon in Erinnerung bleiben.
Nach Baisse im Vorjahr: Yanick Brecher 23/24 bester FCZ-Spieler
Die beste Durchschnittsnote der Saison 2023/24 hat Miguel Reichmuth mit 8.0 (auf einer Skala von 1-10). Dies allerdings mit nur einem einzigen Einsatz – und dies erst noch gegen den unterklassigen Partnerklub Red Star in der 1. Hauptrunde des Schweizer Cups. Bei seinem Wettbewerbs-Début für den FC Zürich wurde er am 19. August zusammen mit seinem älteren Bruder Nils in der 63. Minute für das mittlerweile nicht mehr beim FCZ aktive Duo Avdijaj / Bar eingewechselt. „Kein anderer eingesetzter Spieler überzeugte sowohl defensiv wie offensiv so wie der 19-jährige Mittelfeldspieler“ hiess es damals im Analyse-Artikelzu seinem Einsatz. Das bislang letzte seiner bisher 26 Jugend-Länderspiele bestritt der technisch beschlagene Rechtsfuss ein halbes Jahr davor mit der U20 gegen Dänemark. Der Durchbruch im Profibereich fällt ihm aber auch aufgrund Verbesserungspotential in der Defensiven Phase und bezüglich Zielstrebigkeit schwer – und damit bleibt auch der Schritt in die U21-Nati verwehrt, nachdem Reichmuth zuvor auf mehreren Stufen Stammspieler seines Jahrgangs gewesen war. Eine Leihe in die Challenge League könnte wie bei Linksfuss Nils, der zwei Jahre in Wil war, Sinn machen.
Miguel Reichmuth ist wie alle Spieler mit weniger als 500 Minuten Einsatzzeit in der Notentabelle kursiv vermerkt. Der eigentliche Saisonbeste ist somit Torhüter Yanick Brecher mit einer Durchschnittsnote von 7.1. Dies ist eine Steigerung um beinahe eine ganze Note im Vergleich zur Saison 22/23, als Brecher in der Züri Live-Bewertung nur auf Rang 13 des Kaders klassiert war. Brecher hatte speziell direkt nach seiner Vertragsverlängerung unter dem damaligen Coach Franco Foda schlecht gespielt. Seine Vorderleute liessen unter Foda kaum mehr gegnerische Torchancen zu als unter dessen Vorgänger Breitenreiter – Brecher liess aber deutlich mehr dieser gegnerischen Abschlüsse passieren. Nun konnte er sich wieder wesentlich steigern. Auch der Wechsel des Torhütertrainers schien dem FCZ-Captain nochmal einen weiteren Schub zu verleihen. Inklusive Cup 15 “Clean-Sheets“, acht Mal Züri Live-MVP (je zwei Mal gegen YB und SLO) und vier Mal Maximalnote “10“ sprechen eine deutliche Sprache.
Cheveyo Tsawa rutscht in die Rolle von Marc Hornschuh
HInter Brecher folgen als weitere Leistungsträger Bledian Krasniqi, Ifeanyi Mathew, Adrian Guerrero, Cheick Condé, Antonio Marchesano, Nikola Boranijasevic, Mirlind Kryeziu und in der Schlussphase der Saison als wichtiger Defensiv-Joker Cheveyo Tsawa. Der 17-jährige aus dem eigenen Nachwuchs hat somit in dieser Phase die Rolle von Marc Hornschuh übernommen, die vier Siege in Folge in der Schlussphase der Partien ins Ziel zu bringen: als “Staubsauger“ im Mittelfeld mit ähnlichem Engagement und Zweikampfstärke verbunden mit besserer Antrittsschnelligkeit und Technik. Bezüglich Note der 1. Halbzeit gehören Nils Reichmuth, Nevio Di Giusto und Calixte “Junior“ Ligue zu den besten des Kaders. Es kann sich also stark lohnen, junge Spieler in der Startformation laufen zu lassen. Die wie Hornschuh diesen Sommer vom FCZ scheidenden Aussenläufer Nikola Boranijasevic und Adrian Guerrero waren (auch) diese Saison vor allem offensiv top. Sie trugen wie in der Meistersaison 21/22 mit ihren Diagonalläufen, Flanken und Standards viel dazu bei, die gegnerischen Defensiven zu knacken. Torhüter Yanick Brecher ist mit Ball einer der Liga-Besten. Zentrumsspieler Ifeanyi Mathew hat seine Stärken ebenfalls vorwiegend im Offensivbereich. Boranijasevic ist genauso wie Mirlind Kryeziu ein Spieler, der in der 2. Halbzeit noch zusetzen kann, wenn andere abbauen. Dass Antonio Marchesano zusammen mit Yanick Brecher am häufigsten bester Spieler der 2. Halbzeit war, liegt hingegen eher daran, dass er bei seinen wenigen Joker-Einsätzen besonders gut spielte.
Vor allem war es offensiv aber auch die Saison von Bledian Krasniqi. Sein Wettbewerbs-Début für den FCZ gab der Tempodribbler im November 2018 gegen AEK Larnaca. Nach den zwei Leih-Saisons in Wil holte er nach seiner Rückkehr gleich die erste Trophäe. Im Meisterteam war er eine wichtige Stütze und teilte sich die Position neben Ousmane Doumbia Fifty-Fifty mit dem häufig angeschlagenen Blerim Dzemaili. In der Saison 22/23 steigerten sich seine Einsatzzeiten sowohl unter Franco Foda wie unter Bo Henriksen weiter. Er legte in seiner Entwicklung dabei einen Fokus auf die verbesserungsfähige Defensivphase. Mit dieser Basis stieg er ins Spieljahr 23/24, wo er nun seine Offensivqualitäten zum blühen brachte. Seine Skorerquote aus der Challenge League-Saison 20/21 hat er nun erstmals in der Super League bestätigt. Krasniqis ZL-Defensivnote fiel 23/24 von 7.1 auf 6.3, während er gleichzeitig die Offensivnote von 6.1 auf 7.5 steigerte. Der Aufbau stimmt. Das Ziel für 24/25 muss nun sein, die offensiven und defensiven Elemente zusammen mit Konstanz Woche für Woche auf den Platz zu bringen. Wenn man dann am Ende beim Erstellen eines “Teams der Saison“ nicht mehr an Krasniqi vorbeikommt, war sein Entwicklungsschritt erfolgreich.
Neu: Keine U19-Playoffs mehr für Kaderspieler der 1. Mannschaft
Insgesamt haben sich im Vergleich zur letzten Saison vor allem aufgrund verbesserter Offensivleistung elf Kaderspieler gesteigert, sechs sind hingegen schlechter geworden. Die grösste Steigerung gab es bei Nikola Katic (von tiefem Niveau aus), die grösste Verschlechterung bei Junior Ligue, Selmin Hodza und Donis Avdijaj. Für Ligue scheint im letzten Sommer die Kombination von Juniorenfinals nach einer langen Saison in verschiedenen Teams und danach gleich wieder einrücken zu den ausgeruhten Kollegen der 1. Mannschaft zur Saisonvorbereitung zu viel gewesen zu sein. Auch junge Spieler müssen nach einer langen Saison mal abschalten und danach gleichzeitig mit ihren Teamkollegen der 1. Mannschaft in die Vorbereitung starten können. Diesen Sommer scheint man dies beherzigt zu haben. Die zum Trainingsstart 24/25 für die 1. Mannschaft vorgesehenen Spieler wie beispielsweise Cheveyo Tsawa wurden nach Super League-Saisonende nicht auch noch in den U19-Playoffs eingesetzt. Man nahm dabei in Kauf, dass diese Spieler dem Qualifikationssieger in den Playoffs fehlten. Letzte Saison schoss das Duo Ligue / Bajrami eine insgesamt eher mässig auftretende U19 in den Playoff-Final. Der diesjährige Jahrgang trat mehrheitlich deutlich besser auf, zog aber im Viertelfinal-Rückspiel gegen den späteren Finalisten Servette einen mässigen Tag ein.
Die Spieler, welche bereits in der Saison 22/23 dabei waren, haben in der abgelaufenen Saison im Schnitt besser abgeschnitten, als die neu dazugestossenen. Im oberen Drittel befinden sich mit Cheveyo Tsawa (17) und Miguel Reichmuth nur zwei Kaderneulinge – beide aus dem eigenen Nachwuchs. Kein von aussen neu verpflichteter Spieler schaffte es in seiner ersten Saison in die Top 50% des Kaders! Auch wenn bereits seit längerer Zeit nicht nur eigene Junioren sondern auch von extern verpflichtete Spieler wie beispielsweise ein Assan Ceesay oder Aiyegun Tosin zwei oder drei Jahre Anlaufzeit benötigten, um zum Leistungsträger aufzusteigen, ist dies eine schlechte Quote. Fabio Daprelà kam angeschlagen nach Zürich und schien seine Verletzungsprobleme die ganze Saison hindurch nie richtig hinter sich lassen zu können. Dass Lugano ihn abgegeben hat, hatte ja durchaus seine Gründe. Trotzdem war seine Mentalität und Cleverness speziell während der langen Ungeschlagen-Serie zu Beginn der Saison ein wichtiges Element.
Ein Österreichischer Meister mit Leistungsdiskrepanzen
Rodrigo Conceição hatte in den ersten Partien grosse Probleme, sich an den hiesigen Fussball anzupassen. Mit der Zeit lief es etwas besser. Beim Besuch seiner Familie im Letzigrund gelang ihm aber kein guter Match. Auch die Auftritte von Armstrong Oko-Flex gestalteten sich wechselhaft. Der Ire fühlte sich am wohlsten, wenn der FCZ dominant und mit einem Dreimann-Sturm auftrat. Bei seinem Assist zu Marchesanos Last Minute-Siegtreffer in Luzern und seinem Tor in Winterthur zeigte sich seine Qualität in der Verarbeitung von aufspringenden Bällen. Der Ansatz des neuen Coaches Ricardo Moniz scheint einem Stürmer wie Oko-Flex entgegen zu kommen. Vor allem war er bisher der einzige klassische Flügelstürmer im Kader der 1. Mannschaft. Mit dem hochziehen des 15-jährigen Dylan Munroe aus dem eigenen Nachwuchs kommt nun ein zweiter hinzu.
Der vom frischgebackenen österreichischen Meister Sturm Graz geliehene Amadou Dante gehört zu den vier Spielern mit einer ungenügenden Durchschnittsnote. Die Differenz zwischen seinen Offensiv- (Note: 6.5) und Defensivleistungen (3.3) war dabei enorm. Die Art und Weise wie Dante mit seiner speziellen Fussstellung Bälle von der Seite hinter die Abwehr spielen oder im Tor versenken konnte, war aussergewöhnlich. Der Malier sorgte immer für Gefahr nach vorne, aber eben auch nach hinten. Beim in einer Dreierabwehr auftretenden Meisterteam konnte man sich mit Boranijasevic und Guerrero zwei offensiv starke und defensiv eher eingeschränkte Aussenläufer leisten. Dantes Diskrepanz diesbezüglich ist aber noch grösser als bei diesen beiden – und der FCZ agiert nun meist mit Viererabwehr. Er würde in so einer Formation fast eher als Flügelstürmer in Frage kommen. In gewisser Weise das Gegenteil von Dante war Cheick Condé, der Offensiv (1x) und Defensiv (3x) zusammengezählt weniger häufig Bester Spieler war, als in der Gesamtleistung (5x). Dies illustriert sein ausgeglichenes Profil mit gleichermassen offensiven wie defensiven Qualitäten. Unausgeglichen sind die Leistungen des Guineers aber in Bezug auf den Spielverlauf. Seine Auftritte in der 2. Halbzeit sind im Schnitt deutlich schlechter als diejenigen in den ersten 45 Minuten. In seiner ersten vollen Saison hatte Daniel Afriyie unter Bo Henriksen im Offensivzentrum seinen Stammplatz. Bei gegnerischem Ballbesitz hing er meist “wie eine Klette“ am gegnerischen Sechser und störte den Spielaufbau des Gegners effektiv. Bei eigenem Ballbesitz stiess er dann jeweils auf die Mittelstürmerposition vor, war in dieser Funktion aber weniger produktiv. Im Spiel mit Ball wirkte der Ghanaer jeweils am gefährlichsten, wenn er auf dem Rechten Flügel seine flinken Bewegungen am Ball ausspielen konnte. Unter dem Trainerduo Ural / Romano wurde Afriyie dann mit einer Jokerrolle betraut. Unter Ricardo Moniz spielte er in den letzten beiden Partien wieder von Beginn weg – nun in einem Zweimann-Sturm mit Jonathan Okita vor der Nummer 10 Antonio Marchesano.
Ukrainische Flüchtlinge als Nachwuchshoffnungen
Arad Bar stiess im Sommer nach einer äusserst erfolgreichen U21-EM in Georgien (Halbfinal) spät zum Team. In seinem ersten Test gegen Greuther Fürth in Innsbruck schlug der Israeli nach seiner Einwechslung als Linker Aussenläufer gute Flanken in den Strafraum. Seine Position im Zentrum war aber schon vergeben. Condé / Mathew / Krasniqi sollten im Lauf der Saison zum Zürcher Herzstück werden. Bar konnte nach seinem Wechsel aus der Liga Leumit (2. Liga Israel) den höheren Rhythmus nicht so schnell mitgehen und zog im Winter weiter ostwärts in ein vom Krieg erschüttertes Land, zum Aufsteiger LNZ Cherkasy. Nach Bogdan Vyunnik (April 2022 bis Februar 2023 in der 1. Mannschaft), der mittlerweile nach Österreich und dann Polen weiter gezogen ist, hat der FCZ im übrigen mit Yevheniia Bielova (Frauen U21, NLB) und Yevhen Morozov (U17 / U19 / U21) umgekehrt zwei weitere Ukrainische Flüchtlinge in der Academy. Morozov ist einer der talentiertesten Torhüter im Heerenschürli.
Donis Avdijaj wiederum wirkte zu Beginn der Saison nicht top motiviert. In Hartberg fühlt er sich hingegen weiterhin wohl – 18 Skorerpunkte in der österreichischen Bundesliga-Saison, obwohl er die ersten fünf Runden verpasst hat. Der sensationelle fünfte Platz hätte eigentlich mit der verdienten Europacup-Qualifikation belohnt werden sollen, aber im österreichischen Modus musste der David aus der Steiermark gegen den achtplatzierten Goliath FK Austria aus Wien noch in den Europacup-Playoff, der verloren ging. Joseph Sabobo aus Sambia letztlich nahm diesen Frühling bereits an seinem zweiten Blue Stars / FIFA Youth Cup auf der Buchlern im FCZ-Trikot teil – diesmal als etablierter Academy-Spieler. Der Titel des Vorjahres konnte nicht verteidigt werden, weil im Final mit RB Salzburg ein Gegner von überragender Qualität wartete. Wenig später kam Sabobo zu seinen ersten Super League-Einsätzen. In der kurzen Spielzeit gelang ihm offensiv wenig, defensiv konnte er sich als Joker hingegen jeweils gut ins Spiel kämpfen.
Fabian Gloor und Noah Leao mehr als “Lückenbüsser“?
Die letzte Transferperiode im Sommer 2023 war vor allem vom Abgang Aiyegun Tosins geprägt gewesen. Der Nigerianer brauchte lange, um auf Niveau Super League eine gewisse Souveränität im Spiel zu erlangen. im letzten Sommer war er so gut drauf wie noch nie, bereit für eine Leistungsexplosion à la Assan Ceesay, und hätte beim FCZ 23/24 vermutlich seine beste Saison gespielt. Der FC Zürich hätte ihn gut gebrauchen können. Stattdessen wechselte er als Letzter aus dem Meister-Sturmquartett (Ceesay, Kramer, Gnonto, Tosin). In der Ligue 1 muss er nun aber natürlich erst mal wieder fast bei Null beginnen. Ansonsten verliessen auch einige langsame oder wenig motiviert wirkende Spieler im letzten Sommer das Team. Die Zugänge hatten im Schnitt ein höheres Mass an Zielstrebigkeit, Mentalität und Cleverness. Die zahlenmässig geringe Anzahl Zugänge half zudem dem Teamgeist. Aus sportlicher / taktischer Sicht stechen vor allem die Aussenläufer- / Aussenverteidiger-Alternativen Conceição (auf beiden Seiten einsetzbar) und Dante ins Auge. Boranijasevic und Guerrero hatte man zuvor bei Sperren, Verletzungen oder Formschwächen kaum intern ersetzen können. Drei dieser vier Aussenspieler sind nun aber bereits wieder weg – und der vierte, Conceição, verletzt.
Mariano Gomez, der erste Neuzugang für die 1. Mannschaft in der neuen Transferperiode ist im Vergleich mit einem Nikola Katic ruhiger, spielt technisch und taktisch einen saubereren Fussball. Für die Art und Weise wie der FCZ spielen will, ist er ein passenderer Innenverteidiger. Man kann davon ausgehen, dass der FC Zürich noch einen Linksverteidiger und einen Stürmer verpflichten wird. Auf den Aussenverteidigerpositionen können sich vorerst mal Noah Leao aus der U21 und Baden-Rückkehrer Fabian Gloor zeigen. Beide werden aufgrund des aktuellen Mankos an Aussenverteidigern gebraucht. Bei Gloor könnte man sich vorstellen, dass er Ende der Transferperiode, wenn Conceiçao langsam wieder zurückkehrt, noch wechseln wird. Leao könnte je nach Personalsituation unter Umständen eine Saison mit der 1. Mannschaft bestreiten. Mittel- bis langfristig werden auf seiner Position aber eher die talentierteren Neil Volken und Sebastian Walker (und rechts Mattia Rizzo) in Frage kommen. Diese Eigengewächse müssen sich vorläufig aber erst mal noch in der Promotion League beweisen. Mittlerweile ist man im FCZ-Nachwuchs wohl auf den Flügelpositionen am besten besetzt – mit mittelfristig gleich mehreren aussichtsreichen Kandidaten für die 1. Mannschaft – aber auch in der Defensivzentrale gibt es mehrere interessante Talente.
Mit dem Fokus auf der Defensiven Phase in allen Linien hat der FCZ unter Bo Henriksen viele gegnerische Angriffe schon in der ersten oder zweiten Verteidigungslinie entschärft. Marchesano und Afriyie leisteten vorne ausgezeichnete Defensivarbeit, genauso wie Condé und Mathew im Mittelfeld. Die drei Innenverteidiger wurden zudem zusätzlich auch noch von zwei Aussenläufern unterstützt. Viele Fussballjournalisten wählten nach der ersten Saisonhälfte Nikola Katic in ihr „Team der Vorrunde“, weil sie die wenigen Gegentore des FCZ in einem gewissen Automatismus der Innenverteidigung im Allgemeinen und dem von der äusserlichen Erscheinung her Eindruck machenden Abwehrchef Katic im Speziellen zuschrieben. Die Innenverteidigung im Allgemeinen und Nikola Katic im Speziellen gehörten gleichzeitig aber eher zu den schlechter benoteten Spielern auf Züri Live.
Aus der Viererabwehr nur Kamberi überzeugend
Wie gut das FCZ-Abwehrzentrum tatsächlich ist, wird nun auf die Probe gestellt, wo der FCZ dominanter und so wie die meisten Gegner nur noch mit zwei Positionen im Abwehrzentrum agiert. Bisher fallen die Innenverteidiger bei diesem Test durch. Vorwiegend wegen ihrer Unzulänglichkeiten verliert der FCZ in Yverdon ein Spiel, in dem er zwei Tore schiesst, und sich so gute Torchancen herausarbeitet wie seit mehr als zwei Jahren nicht mehr. Der Expected Goals-Wert (3,01) war in der Liga letztmals beim 4:2-Heimsieg gegen den FC Basel am 27. Februar 2022 so hoch. Die einzigen Spiele mit einem höheren Wert waren in der Zwischenzeit die Cup-Partien gegen die unterklassigen Cham, Tuggen und Bellinzona (120 Minuten). Und dies gegen einen Gegner, der seine Spieler immerhin von den Europacup-Achtelfinalisten Molde, Viktoria Plzen und Servette, sowie Wolverhampton Wanderers, Juventus (3x), Sao Paolo, Liverpool, Bologna, Huesca, dem 1. FC Köln und Lazio geholt oder ausgeliehen hat. Den algerischen Nationalstürmer Aymen Mahious haben die Waadtländer dem Vernehmen nach auf dem Transfermarkt GC vor der Nase weggeschnappt.
Natürlich hätte der FCZ in dieser Partie auch mit einer besseren Chancenverwertung von Okita und Co. mindestens ein Unentschieden erreichen können. Aber wenn man solche drei Gegentore kassiert, wird es in jeder Super League-Begegnung schwierig. Servette hingegen spielt auch wegen eines Steve Rouiller in der Form seines Lebens um den Meistertitel mit. Ein ausländischer Kaderplaner, der sich Video-Sequenzen von Rouiller, Katic und in gewissen Spielen Kryeziu ansieht, wäre erstaunt, dass die drei in der gleichen Liga aktiv sind. Wie schon vor einem Monat sah Nikola Katic in den entscheidenden Szenen gegen Kevin Carlos schlecht aus. Dieser war dem Kroaten in allen Belangen überlegen: Antritt, Technik – und auch Kraft. Linksverteidiger Dante trug zusätzlich zur defensiven Instabilität bei, während sich Lindrit Kamberi auf der Rechtsverteidiger-Position bisher gut macht – besser als in den letzten Partien als Viererabwehr-Innenverteidiger.
Bernardoni und Tijani machen „Hundertprozentige“ zunichte
Mirlind Kryeziu wiederum, der in den Partien zuvor viel Ruhe ausgestrahlt hatte, liess sich von der Hektik der Partie zu sehr und in den falschen Momenten anstecken. Dabei war diese Hektik von FCZ-Seite her gewollt. Nachdem man vor einem Monat im Municipal am Yverdon-Beton abgeprallt war, versuchte man diesmal mit der Startformation vom Heimsieg gegen YB mit Tempo, Tempo und nochmals Tempo die gegnerische Mauer zu knacken – und dies durchaus erfolgreich. Es wurde schnell und direkt gespielt. Dementsprechend konnte der FCZ weniger über die Seiten abgedrängt werden, was unter anderem zu weniger Eckbällen führte. Die Gäste aus Zürich kamen so im gegnerischen Strafraum zu deutlich mehr vielversprechenden Torchancen – und In den ersten sechs Minuten bereits zu ebenso vielen Abschlüssen (insgesamt 17).
Yverdon-Keeper Paul Bernardoni fischte mehrere fast unmögliche Dinger – und als er nach einem weiteren Krasniqi-Tempodribbling bei einem Di Giusto-Abschluss doch mal geschlagen war, rettete Mohamed Tijani auf der Torlinie – Tijani, der auch nicht zimperlich war, als er Oko-Flex am Hals und Santini im Strafraum beinahe in einem Polizeigriff am Arm zurückhielt. Die FCZ-Einwechselspieler hatten durchweg einen positiven Auftritt. Yverdon versuchte alles, um den Spielrhythmus zu brechen. Der Ballführende wurde im Mittelfeld und der Verteidigungszone schnell und aggressiv gestellt. Es resultierten viele Einwürfe und Freistösse. Solche Unterbrechungen wurden vom Heimteam zu zusätzlichen Verzögerungen genutzt. Die Spielunterbrechungen durch Rauch aus der FCZ-Kurve kamen dem Heimteam in seinen Bestrebungen zusätzlich entgegen.
FCZ eröffnet bei den Standards zusätzliche Baustellen
Die Bestrebungen, die Spielweise der Mannschaft umzustellen, sind nachvollziehbar. Aber man will teilweise auch etwas zu viel aufs Mal. Beispielsweise scheint das Konzept bei der Verteidigung der gegnerischen Eckbälle (schon gegen YB) etwas angepasst worden zu sein – mit mehr Raumdeckungselementen als zuvor. Prompt hatte beim 2:1–Führungstreffer Torschütze Kevin Carlos keinen Gegenspieler. Bis zum YB-Heimspiel funktionierte das Verteidigen der Corner eigentlich gut. Nun macht man da noch eine zusätzliche Baustelle auf. Ähnlich bei den Offensivstandards, wo bei der Ausführung mit Dante oder Di Giusto neue Leute zum Zug kamen, die in dieser Disziplin noch nicht überzeugen konnten. Insgesamt war es mit einer Offensiv-Note von 7,0 die fünftbeste Offensivleistung und gleichzeitig mit einer Defensivnote von 5,3 die sechstschlechteste Defensivleistung der Saison. Vor allem gab es noch nie in dieser Saison so viele Defensivfehler / schlechte Defensivaktionen wie in dieser Partie.
Highlights – Krasniqi bester Mann auf dem Platz
Personalien – Krasniqis erfolgreiche Tempodribblings, Katics Alpträume von Kevin Carlos
Cheick Condé: Offensiv stärker involviert als sonst – positiv wie negativ.
Ifeanyi Mathew: Schon wieder ein Hammer-Tor von ausserhalb des Strafraumes. Auch Yverdon hat Mathew als Schwachpunkt bei der Verteidigung von Freistössen ausgemacht, und spielt diese in seine Zone.
Mirlind Kryeziu: In mehreren Situationen zu hektisch, Defensiv mit Tiefstnote „1“.
Lindrit Kamberi: Kommt immer besser rein ins Offensivspiel auf der Aussenverteidiger-Position.
Amadou Dante: Defensiv weiterhin deutlich ungenügend, unter anderem Auslöser des ersten Gegentores. Offensiv vorwiegend als Schütze oder mit dem letzten Pass in den Abschlüssen direkt involviert, wird bereits mit der grössten Anzahl Standards betraut.
Bledian Krasniqi: Gelungene Dribblings im gegnerischen Strafraum sind in der Super League selten. In Yverdon führen vier gelungene Dribblings Krasniqis im gegnerischen Strafraum zu einem Tor, einem Assist, einem Penalty – und einer „hunderprozentigen“ Torchance Di Giustos, welche Yverdon-Verteidiger Tijani auf der Linie klärt. Zum fünften Mal in dieser Saison MVP, zum dritten Mal seit der Winterpause.
Nevio Di Giusto: Traumpass auf Okita zu dessen „hundertprozentiger“ Torchance allein vor Bernardoni. Und Di Giustos gefährlichen Abschluss aus spitzem Winkel hätte nicht jeder Super League-Torhüter gehalten. Ansonsten vor allem Defensiv stark und in diesem Bereich sogar der Beste beim FCZ. Und dies obwohl er nicht auf seiner Idealposition spielt. Wechselt nach der Einwechslung von Oko-Flex von der rechten auf die linke Seite.
Nikola Katic: Hat wohl mittlerweile Alpträume von Kevin Carlos. Schon vor einem Monat bei zwei Gegentoren im Duell mit dem Spanier zweiter Sieger. Verliert auch diesmal so gut wie jeden Zweikampf gegen die Nummer 11 von Yverdon. Kevin Carlos ist in jeder Hinsicht stärker. Mehrmals spickt Katic in einem Laufduell und einem fairen Rempler seines Gegenspielers mehrere Meter weg. Daraus ergeben sich unter anderem die zwei ausgezeichneten Torchancen Yverdons in der 2. Halbzeit, welche nicht zu Toren führen. Verliert auch beim Siegtreffer Yverdons das entscheidende Luftduell gegen Kevin Carlos. Kryeziu hatte zuvor ein analoges Luftduell mit diesem gewonnen.
Kommentare – Yverdon macht mit Härte sehr viel
Randnotiz – Meisterspieler weiterhin die Leistungsträger, Neulinge unterdurchschnittlich, Krasniqi seit der Winterpause in Bestform
Von den Kaderspielern mit viel Spielzeit haben auch in dieser Saison die Leistungsträger der Meistersaison, Yanick Brecher, Antonio Marchesano, Nikola Boranijasevic und Adrian Guerrero, den besten Notenschnitt. Mit Bledian Krasniqi und Mirlind Kryeziu sind zwei weitere wichtige Meisterspieler im oberen Drittel. Dazu gesellen sich die beiden später dazugestossenen Zentralen Mittelfeldspieler Ifeanyi Mathew und Cheick Condé. Weiterhin eine ungenügende Durchschnittsnote hat Nikola Katic, der sich allerdings gleichzeitig im Vergleich zu letzter Saison am meisten gesteigert hat. Ebenfalls stark verbessert hat sich der Notenschnitt von Yanick Brecher und Ivan Santini. Brecher hatte nach der Meistersaison und Vertragsverlängerung eine Baisse, ist nun aber unter anderem wohl auch im Zusammenhang mit dem neuen Torhütertrainer Dean Santangelo wieder im Aufschwung.
Den stärksten Rückgang im Notenschnitt hatten Donis Avdijaj (mit Hartberg als Stammspieler überraschend auf Europacup-Kurs) und Selmin Hodza (Stammspieler der FCZ Reserve, beim 4:1-Heimsieg gegen Luzern U21 verletzt ausgewechselt). Von den neu zum Kader gestossenen Spielern haben Nevio Di Giusto und Miguel Reichmuth einen sehr guten Notenschnitt, wobei derjenige von Miguel Reichmuth von einem einzigen Teileinsatz im Cup gegen das unterklassige Red Star stammt. Fabio Daprelà, Silvan Wallner, Rodrigo Conceição und Armstrong Oko-Flex bewegen sich im (unteren) Mittelfeld. Der Notenschnitt von Cheveyo Tsawa, Arad Bar, Amadou Dante und Nils Reichmuth ist ungenügend.
Die beste Durchschnittsnote im Kalenderjahr 2024 hat Bledian Krasniqi, der sich im Vergleich zur 1. Saisonhälfte auch am meisten gesteigert hat. Im Herbst waren seine Leistungen durchzogen. Dank dem sehr guten Start ins 2024 ist sein Gesamtnotenschnitt mittlerweile wieder gleich hoch wie letzte Saison. Nevio Di Giusto, Yanick Brecher, Ifeanyi Mathew und Nikola Boranijasevic haben seit der Winterpause ebenfalls einen Notenschnitt von 7,0 oder höher. Gesteigert haben sich seit der Winterpause neben Krasniqi Mathew, Boranijasevic, Kryeziu, Kamberi, Afriyie und Oko-Flex. Am meisten eingebrochen im Vergleich zur 1. Saisonhälfte ist die Leistung bei Cheick Condé und Adrian Guerrero. Ob sie nicht auf Touren kommen, weil sie aus unterschiedlichen Gründen weniger als zuvor gespielt haben, oder umgekehrt, ist bis zu einem gewissen Grad eine „Huhn oder Ei“-Frage. Während mit Di Giusto ein Débutant mit an der Spitze steht, bilden die anderen beiden Neulinge im Kader, Amadou Dante und Cheveyo Tsawa, die Schlusslichter. Es hat zudem aktuell mehr Spieler mit nach der Winterpause abnehmender als mit zunehmender Form im Kader. Neben Nikola Katic (und Amadou Dante) bewegt sich von den Stammspielern auch Jonathan Okita wieder im ungenügenden Bereich.
Bildet man aus den formstarken Spielern des Kalenderjahres 2024 eine Aufstellung, dann kommt eine sehr offensiv ausgerichtete Formation dabei heraus.