Seit Anfang der 60-er Jahre hat der FCZ 15 Mal in der Meisterschaft im Comunale von Chiasso gespielt. Dabei gab es laut dbfcz.ch 8 Siege, 2 Unentschieden und 5 Niederlagen. Der 2:0-Sieg im Tessiner November war genau so hart erkämpft, wie zuletzt das 1:0 im Letzigrund vor rund zwei Monaten. Noch hat der FCZ in dieser Saison gegen die Südtessiner kein Gegentor erhalten und alle Punkte gewonnen. Ein „Dreier“ ist auch dieses Wochenende äusserst wichtig, nachdem Xamax am Samstag in Wohlen 2:1 gewonnen hat.

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In der Defensive muss Trainer Uli Forte an seinem 43. Geburtstag improvisieren, nachdem Nef gesperrt, sowie Alesevic, Kryeziu, Sarr, Kempter und möglicherweise auch Kecojevic verletzt sind. Als Kandidaten für die Innenverteidigung neben Bangura kommen im Falle eines Verzichts von Kecojevic in erster Linie Burim Kukeli und Cédric Brunner in Frage. Spielt Brunner im Zentrum, könnte Stettler auf der rechten Seite zum Zuge kommen. Wahrscheinlicher ist aber die „Zurückversetzung“ des erfahrenen Kukeli. Kevin Rüegg ist mit ins Tessin gereist und könnte möglicherweise sogar in der Startformation stehen.

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Chiasso hat mit dem neuen Trainer Raineri zuletzt mit einem auch etwas glücklich zustandegekommenen 3:1 im Direktduell gegen Wil wieder mal gepunktet. Der Franzose Younes Bnou Marzouk (9 Tore), erfolgreichster Torschütze der Tessiner, konnte dabei mit seinen zwei Treffern etwas fürs Selbstvertrauen tun. Der von Juventus Turin ausgeliehene Stürmer hat seit seinem erfolgreichen Auftakt bei Chiasso im Februar nur noch gegen den FC Wil getroffen. Bester Vorbereiter ist Andrea Padula (8 Assists). Komplettiert wird das Offensivtrio durch den schnellen Inters Gui. Routinier Alberto Regazzoni (33 Jahre) spielt hingegen seit der Winterpause nicht mehr eine wichtige Rolle. Von den Stammspielern der Rückrunde fehlt nur das von Brescia ausgeliehene Talent Carte Said, der gegen Wil in der 90. Minute seine vierte Gelbe Karte abgeholt hat.

Tessiner Weekend für den FCZ! Das Challenge League-Team reist bereits am Samstag nach Lugano, um sich auf die Auswärtspartie am Sonntagnachmittag vorzubereiten. Gegen Chiasso, das in der Rückrunde zu Hause erst ein Spiel verloren hat, wird es nicht einfach, die angestrebten drei Punkte zu erringen. Bei der ersten Partie im Comunale im Spätherbst war Alain Nef einer der entscheidenden Akteure für den 2:0-Auswärtssieg gewesen. Der Vizecaptain fehlt diesmal gesperrt, Alesevic und Kryeziu sind verletzt und Ivan Kecojevic weiterhin fraglich. Im Vorschau-Interview mit Züri Live erklärt Trainer Uli Forte unter anderem, die Optionen, die ihm in der Innenverteidigung für Chiasso vorschweben:

Schlechte Nachrichten gibt es von Sangoné Sarr. Dieser muss nach der linken Schulter im Herbst nun auch die rechte Schulter operieren lassen. Dieser Eingriff wird so schnell wie möglich vorgenommen, damit der Senegalese eine Chance hat, auf die Saisonvorbereitung 2017/18 hin wieder mit dabei zu sein. Bei Michael Kempter ist aufgrund seiner schmerzhaften Wirbelsäulenbeschwerden an ein Training zur Zeit nicht zu denken. Auch wird der Doppelausfall von Alesevic und Kryeziu in der Innenverteidigung auf jeden Fall Auswirkungen auf die Personalplanung im Sommer haben, wie Trainer Forte gegenüber Züri Live bestätigt.

Die FCZ Frauen treten bereits am Samstag um 17 Uhr im Heerenschürli zur abschliessenden Partie der Qualifikation gegen FF Lugano an. Die in der Tabelle Viertplatzierten Tessinerinnen haben seit Mitte Februar kein Spiel mehr verloren und den Zürcherinnen im Oktober zu Hause ein 3:3 abgetrotzt.  Die Stars des Teams mit vielen aus dem College-Fussball ins Tessin gewechselten jungen Amerikanerinnen sind die Kalifornischen Zwillinge Cara und Lauren Curtin.

Cara Curtin war in ihrer Heimat an der Amerikanischen Westküste die beste College-Spielerin ihres Jahrganges und heute mit ihrer Schnelligkeit und Zielstrebigkeit eine der besten Stürmerinnen der Nationalliga A. Mit 16 Toren hat sie drei mehr erzielt als die beste FCZ-Torschützin Sanni Franssi (13), und traf auch am letzten Wochenende zwei Mal beim 2:1-Heimerfolg gegen GC. Tabellenführer Neunkirch trifft parallel zu Hause auf das inferiore Derendingen, das bisher in der ganzen Saison erst ein einziges Pünktchen geholt hat. Um also den Titel weiterhin aus eigener Kraft erringen zu können, muss der FCZ am Samstag gegen Lugano gewinnen. Die FCZ Frauen können daher speziell in diesem voraussichtlich engen Match die Unterstützung der Fans gut gebrauchen.

 

 

 

Von den vier Teams, die am Donnerstagabend im Cup gespielt hatten, konnten am Sonntag in der Liga nur die beiden Verlierer gewinnen. Kriens revanchierte sich in der Promotion League weniger als drei Tage nach der Viertelfinalniederlage im Wallis gleichenorts an den Reserven von Sion mit einem 3:0 und festigte die Tabellenspitze mit dem Ziel Aufstieg in die Challenge League. Der FCZ gewann zu Hause gegen das aufstrebende Chiasso trotz 65 Minuten Unterzahl 1:0 und blieb im Direktduell mit den Tessinern zum dritten Mal in Folge ohne Gegentor. Basel musste hingegen beim 1:1 in Vaduz gegen den Tabellenletzten erst zum vierten Mal diese Saison Punkte abgeben, und Sion verlor gar zu Hause im Tourbillon gegen St.Gallen. Der FCZ hat damit in dieser Saison alle 10 Spiele anschliessend an einen Europacup- oder Schweizer Cup-Fight gewonnen!

Neben dem Innenverteidigerduo Nef/Bangura und Kukeli wollte Trainer Uli Forte in der Achse auch auf Raphael Dwamena nicht verzichten, obwohl dieser in Basel bereits etwas angeschlagen 90 Minuten durchgespielt hatte. Nichts könnte die Wichtigkeit, die der junge Ghanaer für den FCZ in kurzer Zeit erlangt hat, besser illustrieren. Antonio Marchesano kam für Oliver Buff in die Partie und machte das Zürcher Spiel mit seinem One-Touch Fussball schnell. Der FCZ kam dergestalt gut ins Spiel. Trotzdem hatte das zu Beginn konternde Chiasso mehr Torchancen. Der Wille der Tessiner, die etwas geringere Frische des Gegners von Beginn weg auszunutzen, war klar erkennbar.

Das Bild des Spiels änderte sich nach der 25.Minute und der Fehlentscheidung von Schiedsrichter Alessandro Dudic. Chiasso-Captain Monighetti grätschte in Richtung des vor dem gegnerischen Strafraum mit Schönbächler einen Doppelpass spielenden Adrian Winter, traf den Ball nicht und zum Glück auch nicht das Bein von Winter, da dieser rechtzeitig aufspringen konnte. Beim Runterkommen aus der Luft fiel Winter auf den nach der Grätsche nun unter ihm liegenden Monighetti. Aufgrund der Gesetze der Schwerkraft kann ein Mensch genauso wie alle anderen fluguntüchtigen Lebewesen und Gegenstände seine Flugbahn in der Luft nicht mehr ändern. Es war ein Foul von Monighetti und die richtige Entscheidung wäre Freistoss für Zürich und Gelb gegen den Tessiner gewesen.

Noch besser hätte Dudic Vorteil laufen lassen, da Dwamena an der Strafraumgrenze freistand und sich eine gute Chance für den FCZ ergeben hätte. Stattdessen entschied der Berner Ref zum Erstaunen aller auf Rot gegen Winter. Es war die allererste direkte Rote Karte in der zwölfeinhalb-jährigen Karriere des als äusserst fair geltenden Winter. In der 30. Minute übersah Dudic zudem beim Freistoss von Marchesano das eindeutig penaltywürdige Foul von Ilja Ivic an Alain Nef. Und in der 77. Minute gab er dem weit aus seinem Strafraum herausstürmenden Chiasso-Keeper Andrea Guatelli nach dessen absichtlichem Check gegen Moussa Koné nur Gelb, obwohl Koné freie Schussbahn zum leeren Tor gehabt hätte – mit dem möglichen «Empty Netter» wurde dem Senegalesen eine klare Torcehance genommen.

Marchesano musste ab der 25. Minute in Unterzahl auf der Winter-Position rechts agieren, und Dwamena hatte vorne noch mehr Arbeit zu verrichten. Nun zog sich der FCZ in die Abwehr zurück und verlegte sich aufs Kontern, und kam so zu mehr Torchancen, als zuvor bei numerischem Gleichstand. Unter gütiger Mithilfe des sich äusserst unentschlossen verhaltenden Andrea Guatelli konnte Raphael Dwamena in der 40. Minute nach einer schnellen Angriffsauslösung von Nef über Kukeli das entscheidende Tor erzielen. Der in der 66. Minute für Marchesano eingewechselte Kay Voser sollte neben der Verstärkung der Stabilität bei Kontern über die rechte Seite mehr Zug nach vorne bringen. Diese Planung wurde aber wieder über den Haufen geworfen, als Michael Kempter bei ausgeschöpftem Wechselkontingent Krampferscheinungen bekam. Voser wechselte daraufhin auf dessen Position links hinten, Kempter agierte vor ihm am linken Flügel.

FC Zürich – Chiasso 1:0 (1:0)

Tore: 40. Dwamena (Kukeli) 1:0.

FC Zürich: Vanins; Stettler, Nef, Bangura, Kempter; Winter, Rüegg, Kukeli, Schönbächler (56. Rodriguez); Marchesano (66. Voser), Dwamena (74. Koné).

Chiasso: Guatelli; Urtic, Ivic, Monighetti, Belometti; Padula (64. Regazzoni), Ramadani (72. Abedini), Said (58. Palma), Simic; Marzouk, Mujic.

Die Rückrunde hat begonnen. Nach der Hälfte der absolvierten Meisterschaft in der Challenge League können die zehn beteiligten Clubs in folgende drei Kategorien eingeteilt werden, je nachdem ob sie über, unter oder den Erwartungen entsprechend klassiert sind:

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Im Ersten Teil haben wir auf die drei Teams geschaut, welche in der Vorrunde die Erwartungen übertroffen haben. Im zweiten Teil waren die „Underachievers“ dran. Der dritte und letzte Teil behandelt die Teams, welche die Erwartungen erfüllt haben.

FC Chiasso – die Grenzstädter im ständigen Balanceakt

Der angeblich notwendige Zusammenschluss von mehreren Tessiner Traditionsvereinen zu einem Retortenklub «FC Ticino» war eine Zeit lang ein beliebtes Thema vor allem in der Deutschschweizer Presse. Es war die Zeit, als mit Bellinzona, Locarno, Lugano und Chiasso gleich vier Mannschaften aus dem 350’000-Einwohnerkanton (4% der Schweiz) in der Swiss Football League spielten, und damit 20% der Super League und Challenge League ausmachten. Es war damals gemessen an den engräumigen Schweizer Verhältnissen zwar «zeitraubend», aber eben auch schön, häufig ins sonnige Tessin zu fahren. Mittlerweile sind noch Lugano und Chiasso übriggeblieben, und die Sache mit dem Zusammenschluss hat sich wenig überraschend ebenfalls erledigt. Denn kommen tatsächlich «zu viele» Klubs aus einer bestimmten Region, dann hat sich ein solches «Problem» bisher noch immer mit der Zeit automatisch gelöst, ohne dass Traditionsklubs zerstört werden mussten. So auch diesmal.

Lugano spielt in der Super League, Chiasso ist als einzige Mannschaft in der Challenge League verblieben. Locarno ist mittlerweile in der comunale-chiasso-floodlights-hellviertklassigen 1.Liga angelangt, wo es um den Klassenerhalt bangen muss und in der Gruppe Ost hinter den Tessiner Konkurrenten Bellinzona und Mendrisio liegt. Das mit einigen ehemaligen Challenge League- und Super League-Spielern bestückte Bellinzona könnte Chiasso mittelfristig als Nummer 2 des Kantons ablösen. Aktuell halten sich die Grenzstädter aber trotz grossen sportlichen und finanziellen Herausforderungen weiter tapfer in der zweithöchsten Liga – bereits in der siebten Saison hintereinander. Wird es die verflixte siebte? Ein grosser Spielerumschlag sowohl im Sommer wie auch im Winter verheisst nichts Gutes. Es kommen praktisch nur noch junge Talente aus der Dritt- und Viertklassigkeit. Mit Milosavljevic und Lurati musste das «Tafelsilber» an Sion abgegeben werden. Dazu setzt Trainer Giuseppe Scienza die erfahrenen Regazzoni, Monighetti und Guatelli auf die Ersatzbank. Und erstmals seit dem Aufstieg zeigt der Marktwert-Trend auf transfermarkt.ch wieder abwärts.

Auswärts hat Chiasso in der Vorrunde nur zwei Mal verloren und im Vergleich zu den Heimspielen nur halb so viele Gegentore kassiert. Nur den Spitzenteams FCZ und Xamax konnte man in der Fremde keine Punkte abknöpfen. Vor der Winterpause haben die Rossoblu in Schaffhausen beim letzten Wettbewerbsspiel auf der altwehrwürdigen Breite einen grandiosen 2:1-Erfolg feiern können. Ob man die verstärkten und im neuen LIPO Park hausierenden Munotstädtern bei deren Ansturm aus dem Tabellenkeller aufhalten kann, ist fraglich. Also müsste man ein weiter vorne liegendes Team überholen, um den Abstieg zu verhindern – zum Beispiel Wohlen oder Winterthur. Oder wieder einmal mit Ach und Krach selbst die Lizenz für die kommende Saison erhalten, gleichzeitig aber vom Rückzug (Le Mont) oder Konkurs (Wil) eines Konkurrenten profitieren.

Servette FC – grosse Ambitionen und vergeudetes Talent

Der Genfer Traditionsklub (17 Meistertitel, 7 Cupsiege) hat sich das klare Ziel gesteckt, im Sommer 2018 nach zwei Challenge League-Jahren in die Super League aufzusteigen. Und teilt dieses Ziel unter anderem mit dem FC Aarau. Die Ambitionen wurden in der Winterpause mit dem Trainerwechsel von Anthony Braizat zu Meho Kodro unterstrichen, und nach drei Runden steht dessen Team als einziges noch verlustpunktlos da. Natürlich profitieren sie dabei auch von der Treffsicherheit ihres Kamerunischen Stürmers Jean-Pierre Nsamé (18 Tore in 17 Partien), der ohne einen privaten Schicksalsschlag niemals in der Challenge League gelandet wäre.

stade-de-geneve-vs-fcz-negativ-bildDas Zuschauerinteresse in der Calvinstadt ist volatil und stark vom Erfolg abhängig. Im September kamen im Heimspiel gegen den FCZ über 8’000 Fans. Als die Zürcher dann aber im Februar mit einem grossen Punktevorsprung im Gepäck erneut in die Calvinstadt reisten, waren nur noch 2’600 vor Ort. Nach dem 2:1-Heimspielerfolg gegen den Leader war die Euphorie aber sofort wieder da – in Winterthur waren am darauffolgenden Wochenende so viele Servette-Fans vor Ort wie schon lange nicht mehr an einem Auswärtsspiel. Der Stamm der Mannschaft ist immer noch der gleiche, welcher letzte Saison in der Promotion League den Aufstieg geschafft hat, als man im Heerenschürli gegen die 2.Mannschaft des FCZ antrat, anstatt im Letzigrund gegen das Fanionteam.

Etwas überraschend wurde das Stürmertalent Adler Da Silva zuletzt gleich zwei Ligen tiefer zu Etoile Carouge verliehen. Zwar ist Carouge ein Partnerklub von Servette und im Abstiegskampf, aber der Entwicklung des Juniorennationalspielers wird dies kaum guttun. Dies nachdem Servette in den letzten Jahren seine Toptalente wie Lorenzo Gonzalez (Manchester City), Jeremy Guillemenot (Barcelona), Dereck Kutesa (Basel) und Denis Zakaria (YB) einer nach dem anderen sehr früh verloren hat.

FCZ – ein Halbjahr reich an unvergesslichen Momenten

Der Herbst 2016 wird in Erinnerung bleiben – so viel ist sicher! Und am Ursprung von allem stand die vorhergende Saison mit dem Misserfolg in der Liga und gleichzeitig starken Leistungen im Cup. Der FCZ ist zum zweiten Mal innert zwei Jahren im Madrigal von Villarreal zu Gast und bereits nach 70 Sekunden dreht Armando Sadiku jubelnd ab. Nach 70 Sekunden traf Züri in dieser Vorrunde gleich mehrmals. Fortes Mannen waren in den meisten Spielen von der ersten Minute an parat. Der Herbst 2016 ist die Geburtsstunde für so vieles: vor allem ist es die Geburtstunde des Kantonsderbys. 13’000 Fans kommen zum Auftakt gegen Winterthur bei Regenwetter in den Letzigrund und auf einer übervollen Schützenwiese versuchen kaum weniger Fussballinteressierte im Dezember die Spieler durch den Nebel zu erspähen. Es war mehr als ein Fussballspiel mit Fussballfans – es war ein gesellschaftlicher Anlass.

Im Herbst 2016 spielt sich auch die Wiedergeburt von Marco Schönbächler ab. Der Urdorfer, schon seit 10 Jahren in der 1.Mannschaft, kehrt letzigrund-scho-mal-gschlage-nomal-schlah-comicnach anderthalbjähriger Verletzungspause Anfang August gegen Wohlen als noch 30 Minuten zu spielen sind zurück – Gänsehautstimmung im Letzigrund! Aus der Gänsehaut wird im ersten Europa League-Heimspiel als Zweitligist gegen Osmanlispor eine Eruption – Schönbächlers Tor nach einem Solo über den halben Platz ist schon früh das Tor des Jahres – bis ein 18-jähriger Testspieler mit Namen Khalil Elnouby beim Freundschaftsspiel gegen Vaduz an der Churer Ringstrasse mit einem spektakulären Fallrückzieher nach einer flüssigen Kombination über die rechte Seite Schönbis Treffer zumindest starke Konkurrenz machte.

Nur wenige Tage nach dem Osmanlispor-Spiel: ein Bild für die Ewigkeit. Sonnyboy Moussa Koné nach seinem 5:0 in der Niedermatten mit einem «Stage Dive» mitten in die Fans. Überhaupt: die Fans. Die Unterstützung der Mannschaft ist in der Challenge League im übertragenen Sinne auf Champions League-Niveau. Im übertragenen Sinne deshalb, weil in der Realität die Stimmung bei vielen Champions League-Partien nicht an diejenige von FCZ-Spielen in der Challenge League herankommt. Die Kreativität und der Aufwand bei den Choreos ist Extraklasse wie eh und je.

Es ist ein vertrautes Bild – einerseits. Sechs Busse vollbepackt mit Fussballfans werden von Polizeiautos Richtung Stadion eskortiert. Man kennt solche Bilder aus Rom, Paris, Amsterdam. Nicht aber aus Vuiteboeuf. Nicht auf einer schmalen Landstrasse quer durch die lieblichen Matten des Waadtländer Jurasüdfusses. Im fernen Baulmes füllten die FCZ-Fans den gesamten Fansektor komplett und konnten Schönbächlers schönes Weitschusstor bestaunen – sein Premierentreffer nach dem Comeback. Die Südkurve reagierte aber auch grossartig, als der auch auf den Strassen von Zürich ausgetragene innertürkische Konflikt ins Letzigrundstadion überschwappte: sie machte klar, dass im Letzi Fussball und der FCZ regiert, und sang die ganze Pause des Spiels gegen Osmanlispor durch. Sie dämpfte damit die politisch erhitzten Gemüter, und erstickte die Eskalation im Keim.

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Wegen einer eher mässigen 1.Halbzeit und einem überdurchschnittlich diszipliniert spielenden Gegner kommt der FCZ in Chiasso nur zu wenigen Torchancen. Nur acht Abschlüsse (inklusive der beiden Tore) ist für das Team von Forte/Chieffo der tiefste Challenge League-Wert in dieser Saison. Nur im Cup in La Chaux-de-Fonds (4) und in der Europa League in Villarreal (5) gab es noch weniger Zürcher Abschlüsse. Alesevic ersetzte zur Pause den leicht angeschlagenen Kecojevic und nahm dessen Position ein. In der 63.Minute kam Sadiku für den nicht seinen besten Tag erwischenden Stettler in die Partie und machte es nicht besser. Ein unnötiger Ballverlust des zwei Monate verletzt gewesenen Stürmers führte um ein Haar zum Ausgleich. Beim durch Schönbächler gut eingeleiteten Gegenkonter konnten Sadiku, Kukeli und der eingewechselte Koné die Überzahl dank dem präzisen Abschluss des Senegalesen zum vorentscheidenden 2:0 nutzen. Ab der 63.Minute spielte Cavusevic auf der Position von Winter halbrechts offensiv und dieser rückte auf die Aussenläuferposition des ausgewechselten Stettler. Zehn Minuten später übernahm dann nach Cavusevics Auswechslung mit Koné ein dritter Spieler in dieser Partie Winters Position.

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Alain Nef mit einer kämpferisch überragenden Leistung war überall auf dem Platz anzutreffen und zeigte vorbildmässig mit welcher Einstellung man gegen einen Gegner wie Chiasso spielen muss. Vor allem dank dem wie eine Klette an den Fersen von Chiasso-Zielspieler Deniz Mujic hängenden Nef kam jener nicht wie üblich ins Spiel und Chiasso kaum zu echten Torchancen. Nef ist nach dieser Leistung erstmals 2016/2017 der Züri Live-MVP. Schiedsrichter Ovcharov machte eine bereits faire Partie nicht wie viele seiner Kollegen selbst noch unnötig hektisch und verteilte im ganzen Spiel nur eine einzige Gelbe Karte (Kempter, 85.). Auch gab es nach drei Spielen mit vier Penalties (drei für, einer gegen den FCZ) erstmals wieder ein Spiel ohne Strafstoss. Dies nachdem es zuvor in den ersten 20 Spielen der Saison nur einen einzigen Penalty (durch Cavusevic gegen Osmanlispor verschossen) gegeben hatte.

Nach zwei Minuten Vollgas im Comunale verflachte das Zürcher Spiel schnell wieder. Es fehlte das Tempo und die Zielstrebigkeit, und dadurch kam es auch zu einzelnen Konzentrationsschwächen. Nach der Pause wurde dann merklich einen Gang höhergeschaltet. Nun war ein Klassenunterschied zwischen dem Tabellenersten und dem Tabellenletzten der Liga erkennbar. Adrian Winter traf aus der Distanz zum 1:0 und der eingewechselte Moussa Koné bei einem Konter via Innenpfosten zur Entscheidung. In vielerlei Hinsicht erinnerte die Partie an das Cupspiel in Bellinzona – der Name des Stadions, das Resultat, der sehr hartnäckig verteidigende Gegner , das Spiel fand erneut wenige Tage nach dem Europa League-Duell mit Villarreal statt – und Michael Kempter, der nach Bellinzona zum zweiten Mal in dieser Saison in der Startaufstellung stand.

Chiasso – FCZ 0:2 (0:0)

Tore: 49. Winter (Schönbächler) 0:1, 80. Koné (Kukeli) 0:2.

Chiasso: Guatelli; Delli Carri, Kaufmann, Ivic; Urtic, Milosavljevic (82. Susnjar), Monighetti; Palma (63. Padula), Abedini (73. Simic); Mujic, Regazzoni.

FCZ: Vanins; Nef, Bangura, Kecojevic (46. Alesevic); Stettler (63. Sadiku), Kukeli, Sarr, Kempter; Winter, Schönbächler; Cavusevic (73. Koné).

Die Begegnung mit dem FC Chiasso bringt einen hohen Nostalgiefaktor mit sich. Das heutige Präsidentenehepaar hatte sein erstes Date bei einer 0:1-Niederlage gegen den FC Chiasso zu Beginn der 70-er Jahre. Die Südtessiner waren damals Leader der Nationalliga A. Beim Revival sind viele FCZ-Legenden wie Fritz Künzli oder Kurt Grünig auf der Westtribüne zu sehen. Neo-nostalgisch ist die Erinnerung an den ehemaligen FCZ-Torhüter Andrea Guatelli auf der Gegenseite. Marco Schönbächler und Oliver Buff waren damals schon dabei und Yannick Brecher und Armin Alesevic hatten kurz vor dem Abgang des Italieners ihre ersten Einsätze im Fanionteam.

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Cavusevic schiesst in einem Geduldsspiel im Letzigrund das einzige Tor aus dem Gewühl im Strafraum. Speziell in der zweiten Halbzeit spielt sich der FCZ viele Torchancen heraus, Schönbächler trifft aber die Latte und Winter nach einer Traumkombination den Pfosten.

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Wie schon das Heimspiel gegen Xamax, wird auch die Partie gegen das auswärtsstarke Chiasso ein Geduldsspiel und endet mit einem 1:0-Sieg. Dzengis Cavusevic belohnt den FCZ für die Druckphase gleich nach der Pause mit seinem ersten Pflichtspieltreffer in Weiss. Im Vergleich mit dem Schaffhausen-Spiel vor der Nati-Pause konnten diesmal vor allem nach der Pause wieder viele Torchancen herausgespielt werden. Wie schon in den Testspielen fehlt aber vor allem dem eingewechselten Marco Schönbächler noch das Selbstvertrauen im Abschluss.

FC Zürich – FC Chiasso 1:0 (0:0)

Letzigrund – 9411 Zuschauer – SR Tschudi

Tore: 47. Cavusevic (Rodriguez) 1:0

Zürich: Vanins; Brunner, Kecojevic, Nef, Voser; Winter, Sarr, Yapi, Rodriguez (65. Schönbächler); Buff (76. Kukeli), Cavusevic (84. Sadiku).

Chiasso: Guatelli; Felitti, Ivic, Lurati, Monighetti; Simic (81. Lagrotteria), Milosavijevic, Palma (59. Inters), Padula; Mujic, Susnjar.