Sandro Schärer Kontra FCZ / FCZ – FCSG Analyse

STATISTISCH BESTE SUPER LEAGUE-MANNSCHAFT ZU GAST IM LETZIGRUND / FCZ – ST. GALLEN VORSCHAU (Züri Live)

Der FC Zürich ist zurück in der Erfolgsspur (Bluewin)

Erstmals in dieser Saison hat der Gegner die besseren Torchancen als der FCZ, der ganze zwei Abschlüsse aufs St. Galler Gehäuse bringt – Okitas Bijou von einem Tor aus 27m – und Cheick Condés mutiger Versuch, aus mehr als 60m FCSG-Keeper Zigi zu überwinden. Aus dieser Perspektive ist der späte Ausgleich des FCSG im Letzigrund sicherlich verdient. Dem Tor selbst haftet aber ein grosser Makel an: es war irregulär. Ein klareres Stürmerfoul wie dasjenige von Diaby, der Daprelà mit beiden Händen umstösst, gibt es nicht. Obwohl Daprelà sich erst wieder vom Boden aufrappeln muss, erreicht er beinahe noch den Cornerball Quintillas vor St. Gallen-Keeper Ati Zigi, der per Kopf für den eingewechselten Fabian Schubert auflegt. Abdoulaye Diaby hatte schon zuvor in anderen Situationen Gegenspieler in den Rücken gestossen. Schiedsrichter Alessandro Dudic pfiff diese inkonsequent – manchmal entschied er auf Freistoss, manchmal übersah er das Vergehen. Das zum späten 1:1-Ausgleich führende Foul Diabys an Daprelà war das klarste von allen gewesen. Umso erstaunlicher, dass VAR Sandro Schärer es übersah. Offenbar war man in Volketswil drei Minuten lang einzig und allein mit der Offside-Frage beschäftigt gewesen, und klammerte alle anderen Aspekte aus.

Verstärktes St. Gallen mit Spitzenwerten

Unglaublich, aber „VAR“ – Sandro Schärer ist damit auf seinem Stuhl in Volketswil zwar nicht der einzige Beteiligte, aber der Hauptverantwortliche an gleich allen drei bisherigen Gegentreffern des FCZ in den ersten fünf Partien dieser Saison – und damit auch an allen Punktverlusten. Beim Auswärts-2:2 in Genf sah er beim ersten Genfer Tor als Einziger ein „Fingerspiel“ von Ifeanyi Mathew auf der Strafraumgrenze – und übersah gleichzeitig geflissentlich beim zweiten Gegentreffer das vorhergehende Foul von Guillemenot gegen Boranijasevic, wodurch Kutesa an der Strafraumgrenze völlig frei stand. Zur Verteidigung Schärers kann man anfügen, dass der Hands-Entscheid gegen Mathew nicht komplett falsch war (wenn auch der Eingriff des VAR’s in so einer Szene äusserst ungewöhnlich) und dass in der Boranijasevic-Szene ganz kurz eine Vorteilssituation bestand. Die Nichtberücksichtigung des Diaby-Fouls gegen Daprelà ist aber völlig unerklärlich. Und in der Summe sind es etwas viele heikle Entscheide des gleichen VAR gegen den FCZ in so kurzer Zeit. Der Fehler beim 1:1-Ausgleich gegen St. Gallen war letztendlich entscheidend, aber dem Schiedsrichterteam um Alessandro Dudic unterlief auch sonst eine aussergewöhlich hohe Anzahl an Fehlentscheiden. Während Stossen in den Rücken zu 50% übersehen wurde, pfiff Dudic immer wieder saubere Tacklings von Rohner, Condé, Von Moos oder Akolo als „Foulspiel“ ab. Die beiden Assistenten (speziell Alain Heiniger) zeigten mehrmals bei eindeutigen Einwurf-Situationen unerklärlicherweise in die falsche Richtung. St. Gallen durfte zudem immer wieder Freistösse und Einwürfe schnell fünf bis zehn Meter zu weit vorne ausführen (Dudic akzeptierte dies jeweils explizit via Blickkontakt mit dem Ausführenden).

Die Partie gestaltete sich vor einer sehr stimmungsvollen Kulisse erwartet intensiv. St. Gallen ist statistisch aktuell in den meisten wichtigen Kategorien an der Liga-Spitze und hat wie in der Saison 19/20 wieder eine Mannschaft, die um den Meistertitel spielen kann. Es fehlt „einzig“ noch ein nicht ganz unwichtiges Element: die Effizienz der Sturmspitzen und Offensiven Mittelfeldspieler im Abschluss. Ausserdem benötigen die Grünweissen für einen Angriff an die Ligaspitze einen Torhüter Ati Zigi in seiner stabilen Version. Die hintere Reihe mit Vallci und Diaby im Zentrum sowie vor allem dem spielintelligenten U20-Vizeweltmeister Zanotti und Okoroji auf den Seiten ist deutlich stärker, als in den vergangenen Saisons. Zumal Sutter und der gegen den FCZ rekonvaleszente Schmidt gute Alternativen sind. Rückkehrer Fazliji und Quintilla sind drauf und dran, zu einem gut geölten Zentrum zusammenzuwachsen (ähnlich wie Condé und Mathew beim FCZ). Durch die grössere Breite in einem fast schon klassischen 4-4-2 ergeben sich mehr Räume für die typischen St. Galler Tempoläufe mit Ball am Fuss von Witzig und Co. Dieser war im Letzigrund der wohl auffälligste Spieler auf dem Platz. Ein Fragezeichen besteht einzig auf der rechten Seite bezüglich Captain Lukas Görtler – nicht nur wegen dessen Verletzung. Die möglichen Ersatzleute Stevanovic oder Van der Venne haben aber bereits gute Ansätze gezeigt.

Nur Daprelà und Condé widerstehen dem St. Galler Druck gut

Im St. Galler Sturm kultiviert Trainer Peter Zeidler wie so häufig eine Konkurrenzsituation – auch weil die Stürmer so gut wie immer früh im Spiel gewechselt werden. Diesmal durfte Chadrac Akolo von Beginn weg ran und wirkte übermotiviert. Der FCZ profitierte vom ein oder anderen Fehlzuspiel des 28-jährigen Kongolesen. Mit dem eingewechselten Julian Von Moos hatte die FCZ-Abwehr später hingegen ihre grösste Mühe. Es brauchte einen Fabio Daprelà in Hochform, um einen Torerfolg des jungen Ostschweizers zu verhindern. St. Gallen kassierte gegen den FCZ wie in bisher jedem ihrer sechs Saisonpartien ein Gegentor. Die Grünweissen wollten dabei eigentlich den FCZ düpieren. Beim Abstoss staffelten die Innenverteidiger Vallci und Diaby auf die Höhe von Torhüter Zigi zurück, wie man dies jeweils macht, wenn man flach hintenheraus spielen will. Der FCZ stand dementsprechend hoch in der gegnerischen Platzhälfte und am gegnerischen Strafraum. Zigi führte den Abstoss dann aber lang und hoch ins Mittelfeld aus und überspielte so den grössten Teil der Zürcher Mannschaft. Nur schienen die St. Galler Stürmer in den Plan nicht eingeweiht gewesen zu sein: keiner kam rechtzeitig zum Ball. Der FCZ konnte so unbedrängt mit kunstvollem One Touch-Spiel über Katic, Marchesano und Mathew Okita durch die Mitte in einem Raum 30m vor dem gegnerischen Tor frei spielen. Das war so schnell gespielt, dass die zur FCZ-Täuschung beim Zigi-Abstoss zurückstaffelnden Vallci und Diaby nicht rechtzeitig wieder aufrücken konnten. Okita hatte somit viel Platz und Zeit, um einmal mehr seine Weitschussqualitäten unter Beweis zu stellen. Sein unnachahmlicher scharfer Bogenschuss musste dabei nicht mal sonderlich platziert sein, um St. Gallen-Torhüter Zigi zu überwinden.

Der FCZ Ausgabe 23/24 zeichnet sich bisher durch Vielseitigkeit, Spielfreude, Mut, gute Laufwege, Kombinationen und Standards aus. Gegner St. Gallen versuchte daher gegnerische Standards möglichst zu verhindern. Der Stadtclub betrieb zudem gegen die Ostschweizer viel Pressing – mit Erfolg: Jonathan Okita erzielte gegen den FCSG bereits das vierte Pressing-Tor der noch jungen Saison. Defensiv war die Partie ein echter Härtetest, den von den Verteidigern und Mittelfeldspielern nur Cheick Condé und Fabio Daprelà bestanden. Letzterer ist aktuell eine Lebensversicherung, ohne die der Stadtklub nicht an der Tabellenspitze stehen würde. Kein Zufall, dass das einzige Gegentor (erstes Eckball-Gegentor der Saison) nur entstehen konnte, weil Daprelà gefoult wurde. Offensiv war der FCZ gegen St. Gallen etwas besser als defensiv – trotzdem fällt die Durchschnittsnote der Spieler mit 5,3 auf den bisherigen Saisontiefstwert. Dies obwohl die 1. Halbzeit gut war (Note: 6,2)! Der Leistungsabfall nach der Pause war dann aber eklatant – genau wie in Genf gegen Servette, wo am Ende ebenfalls ein Unentschieden nach zwischenzeitlicher Führung resultierte.

Mathew und Okita: schon drei Mal nach der Pause abgebaut – oder gar eingebrochen

Eine weitere Parallele war ein Weitschussführungstor (in Genf durch Mathew) etwas aus dem Nichts in einer eigentlich eher schlechten Phase des FCZ-Spiels. Diesen Leistungsabfall kann man konkret an zwei Spielern festmachen, die neben Servette und St. Gallen zusätzlich auch noch in der Begegnung mit Stade Lausanne-Ouchy immer nach dem Pausentee einbrachen: Ifeanyi Mathew und Jonathan Okita. Die Gründe für diese Muster sollten sicherlich vom FCZ-Trainerteam angeschaut werden. Sollen diese zwei früher ausgewechselt werden? Angesichts der Tore, zu denen beide in den letzten Partien in der 2. Halbzeit jeweils „aus dem Nichts“ beigetragen haben, eine schwierige Frage. Zumindest ab der 75. Minute scheint aber von beiden jeweils wirklich nichts mehr zu kommen. Ein Doppelwechsel von Krasniqi und Oko-Flex für Mathew und Okita zu diesem Zeitpunkt scheint sich also anzubieten. Negativ wirkten sich hingegen zwei der drei Einwechslungen gegen St. Gallen aus. Der sonst so zuverlässige Marc Hornschuh vermasselte seine wichtigste Aufgabe, als er beim 1:1-Ausgleich Gegenspieler Fabian Schubert aus den Augen verlor. Rodrigo Conceição wiederum konnte vom Gegner zu einfach überspielt werden und hat sich offensiv noch nicht an konsequente Laufarbeit verrichtende Super League-Defensiven wie diejenige St. Gallens gewöhnt. Boranijasevic und Okita wirkten insgesamt agiler als zuletzt – möglicherweise bedingt durch die neu erwachsende Konkurrenz durch Rodrigo Conceição und Armstrong Oko-Flex.

Personalien – Fabio Daprelà erstmals MVP

  • Fabian Rohner: Mit seiner Top-Weiterleitung per Hacke auf Afriyie hatte er die erste gute Aktion der Partie. Ihm wurden von Ref Dudic mehrmals saubere Tacklings als „Foul“ abgepfiffen.
  • Daniel Afriyie: Schlechter Start in die Partie, beisst sich dann aber rein und arbeitet viel für die Mannschaft. Nach Fabio Daprelà zweitbester FCZ-Spieler in einer als Team eher mässigen 2. Halbzeit.
  • Fabio Daprelà: Erstmals MVP, knapp vor Yanick Brecher – nach Servette und Lugano nun auch gegen St. Gallen der defensiv Beste. Er wächst gegen die guten Gegner am Widerstand.
  • Cheikh Condé: Letzte Saison war die offensive Phase seine Stärke – nun gegen St. Gallen wie schon in Lausanne offensiv ungenügend – defensiv aber wichtig.
  • Jonathan Okita: Der Mann für die speziellen Aktionen: viertes Saisontor, dazu nach Züri Live-Rechnung drei Assists. Baut in der 2. Halbzeit aber ab, versteckt sich zunehmend defensiv und stellt imaginäre Passwege zu, um Zweikämpfen aus dem Weg zu gehen.
  • Rodrigo Conceição: Nach Afriyie der dritte Spieler auf der Rohner-Position. Bleibt immer wieder hängen, kann Bewegungen der Gegner nicht gut lesen, defensiv von geringer Nützlichkeit.

Yanick Brecher ist aktuell möglicherweise in der besten Form seiner bisherigen Karriere. Er ist eine wichtige Stütze der Mannschaft. Offensiv ist er schon länger der wohl beste Torhüter der Super League, diese Saison sind zudem seine Defensivstatistiken wieder deutlich besser als letzte Saison. Neben Brecher sind von den regelmässig eingesetzten Spielern leistungsmässig Nikola Boranijasevic und Antonio Marchesano die Stützen der Mannschaft. Ivan Santini, Daniel Afriyie und Nikola Katic (letzterer von sehr tiefem Niveau aus) haben sich im Vergleich zur letzten Saison bisher stark gesteigert. Obwohl Condé und Mathew sich im Zentrum als Duo immer besser verstehen, haben beide individuell ihre Form der letzten Saison noch nicht erreicht. Trotz guter Tabellenlage gibt es mehr Spieler (10), die im Vergleich zur letzten Saison schlechter spielen, als besser (8). Donis Avdijaj scheint aufgrund seiner Leistungen erster Kandidat für eine Leihe oder gar einen definitiven Abgang zu sein. Selmin Hodza oder Miguel Reichmuth könnten unter Umständen in die Challenge League verliehen werden.

Randnotiz: Knappe und falsche VAR-Entscheidung

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Zwischen alten Problemen und Hoffnungsschimmern / Servette – FCZ 4:1 unter der Lupe

Die Analyse der Partie in Genf bringt Parallelen, aber auch Unterschiede zum Basel-Heimspiel vor einer Woche mit sich. Zu den Parallelen gehört neben den vier Gegentoren, dass das Chancenverhältnis nach Expected Goals bis nach der 70. Minute ausgeglichen war. Zu diesem Zeitpunkt hätte es ähnlich wie schon gegen die Rot-Blauen eine Woche davor dem Chancenverhältnis entsprechend Unentschieden stehen müssen. Und dies obwohl die grössten FCZ-Torchancen der Ersten Halbzeit in der Chancenstatistik gar nicht mitgezählt worden sind, weil es dabei zu keinem Abschluss kam (Doppelchance Mahi / Marchesano, sowie Kololli). Da der FCZ aber aus einer Chancengleichheit wieder ein Tor weniger erzielt hatte, ging er wie schon gegen den FCB mehr Risiken ein, und kassierte dadurch noch zwei weitere Treffer.

Was zu denken geben muss: dass eine Mannschaft, die ein höheres Risiko eingeht, Gefahr läuft, mehr Gegentore zu kassieren, ist logisch – aber das erhöhte Risiko müsste gleichzeitig auch zu mehr selbst erzielten Toren führen – und dies ist beim FCZ nicht der Fall. Offensichtlich ist das Team schlecht darin, im «offenen Schlagabtausch» zu spielen, und man würde wahrscheinlich zu mehr Torchancen kommen, wenn man die Taktik und Risikodosierung in der Schlussphase nicht verändern würde – sondern nur die Intensität.

Wenn man die Partie am Fusse des Salèves auf eine Szene reduzieren will, so ist es die Entstehung des 3:1 in der 79. Minute. Der FCZ steht hoch, Becir Omeragic spielt einen guten langen Ball nach rechts vorne auf Kevin Rüegg. Gelingt in dieser Situation Rüegg eine gute Ballan- und mitnahme, dann kann er mit seinem überlegenen Speed im Vergleich mit Gegenspieler Iapichino diagonal alleine mit Ball in den Strafraum ziehen und entweder selbst schiessen oder in der Mitte Tosin beziehungsweise Kramer bedienen: eine Topchance zum Zürcher Ausgleich!

Rüegg misslingt aber die Ballmitnahme, dadurch kann ihm Iapichino den Ball «abluchsen». Der FCZ steht jetzt mit sechs Mann am gegnerischen Strafraum, aber ohne Ball – schlimmer noch: ohne Zugriff zum Ball. Marchesano rückt sogar rechts auch noch mit an die Strafraumgrenze auf, ohne den sich in Ballbesitz befindlichen Vincent Sasso auch nur im Ansatz am Abspiel stören zu können. Dadurch steht Varol Tasar völlig blank, und hat angespielt von Sasso viel Platz und Zeit, den entscheidenden Pass in die Tiefe gegen eine hoch an der Mittelinie stehende Zürcher Abwehr zu spielen. Omeragic staffelt dabei ein paar Zentimeter zu weit zurück, so dass Koné wohl auf gleicher Höhe und knapp nicht im Offside steht. Wenn bei der konternden Mannschaft in so einer Situation das Timing stimmt, ist es für jede Abwehrreihe der Welt praktisch unmöglich, einen sich bereits an der Mittellinie in Höchsttempo befindlichen gegnerischen Angreifer wie Stevanovic noch einzuholen – weil die Verteidiger wegen der Offsidefalle erst dann loslaufen können, wenn der Pass gespielt ist – und dann noch 20-30 Meter benötigen, um auf ihr Höchsttempo zu kommen.

Zu Beginn kam Pedersen-Ersatz Pa Modou gut in die Partie. Dies gab dem ganzen Team Vertrauen. Auch seine präzisen weiten Einwürfe von links waren zuletzt vermisst worden. In der 17. Minute gelang eine Traumkombination über Marchesano – Rüegg – Tosin – wieder Rüegg – Domgjoni (Aussenrist-Laserpass) – Kololli (Ablage mit der Hacke) bis zum Abschluss von Mahi. In der 36. Minute müsste Mahi am nahen Pfosten nur den Fuss hinhalten und es wäre nach guter Vorarbeit Tosins über rechts wohl ein Tor. Aber der Holländer will den Ball ins Netz «spielen», macht eine unnötige Ausholbewegung und verpasst dadurch den Ball genauso knapp wie am entfernten Pfosten Marchesano. In der 44. Minute zögert Kololli im Strafraum nach einer weiteren schönen Kombination über Marchesano – Mahi – Tosin – Domgjoni und wieder Marchesano mit dem Abschluss zu lange.

Davor war der FCZ wie es in der Rückrunde zur Normalität zu werden scheint, erneut in einer entscheidenden Szene von den Unparteiischen benachteiligt worden. Mahi will in bester Position im Strafraum schiessen. Gegenspieler Boris Cespedes sieht, dass er Mahi nur noch mit einem Foul am Abschluss hindern kann und zieht diesen am Arm so runter, dass der sich in der Ausholbewegung befindliche Zürcher Offensivmann am Ball vorbeihaut: ein klarer Penalty. Nicht gepfiffen von Schiedsrichter Dudic – was umso unverständlicher ist, als dass der Berner Referee kurz nach der Pause einen vielversprechenden Angriff des FC Zürich mit einem Foulpfiff unterband, als Kololli in einer sehr vergleichbaren Szene im Mittelfeld Cespedes am Arm zog. Dudic pfiff, obwohl das Foul von Kololli an Cespedes weniger schwerwiegend war, als dasjenige von Cespedes an Mahi im Strafraum – das Ziehen am Arm war weniger heftig und kürzer in der Dauer, zudem hatte der Gegenspieler (Cespedes) Kololli zuerst angegangen, was bei Mahi überhaupt nicht der Fall gewesen war – und dann fand die Aktion erst noch komplett abseits des Ballgeschehens statt. Da wurde mit unterschiedlichen Ellen gemessen.

Servette beging durchaus Fehler, welche der FCZ aber nicht zu nutzen wusste. Die Genfer hatten nicht einmal aus ihrem entscheidenden Fehler vor Wochenfrist in St. Gallen gelernt, als Park an der Seitenlinie gepflegt wurde und keiner der Stürmer (Tasar, Koné) dessen Position auf der linken Seite einnahm. So konnte damals St. Gallen über rechts in Überzahl gegen Iapichino angreifen und das einzige Tor jener Partie erzielen. Gegen den FCZ passierte Servette der gleiche Fehler gleich nochmal! Als Rouiller gepflegt wurde, rückte zwar Cognat für diesen in die Innenverteidigung, aber dadurch war erneut die linke Seite der Genfer entblösst – Tasar und Kyei schliefen. Rüegg hatte freie Bahn und bediente aus dem Halbfeld hinter die Genfer Abwehr Mahi, der allerdings unaufmerksam gewesen und zu früh losgerannt war. Statt einer Topchance alleine vor Jérémy Frick gabs einen Offsidepfiff.

Vor dem Spiel wurde hier Miroslav Stevanovic stark thematisiert. Der Bosnier hat tatsächlich erneut eine gute Leistung auf den Platz gebracht mit einzelnen starken Flanken und Zuspielen, und dabei gemäss «SofaScore» sogar einen internationalen Rekord der letzten fünf Jahre gebrochen, da er in sieben Grosschancen involviert gewesen sei. Trotz der drei Assists in Genf war sein Beitrag an den Servette-Toren beim 0:5 im Letzigrund vor der Winterpause noch grösser gewesen. Sein Gegenspieler Pa Modou begann in Genf gut mit einem Ballgewinn und gewonnenen Kopfballduell in den ersten vier Minuten. Man merkte, dass der Gambier der Mannschaft grundsätzlich gut tut, aber ebenso, dass er (noch) nicht in Vollbesitz seiner Kräfte ist. Wie immer, wenn er nicht ganz fit ist, war er vor allem in der Rückwärtsbewegung zu langsam. Im Dezember beim 0:5 gegen den gleichen Gegner im Letzigrund war das noch deutlich schlimmer gewesen. Dieses Spiel hatte die linke Zürcher Seite praktisch im Alleingang verloren. Trotzdem wäre in Genf die hier vor der Partie vorgeschlagene taktische Variante einer Dreier-/Fünferabwehr wie ab der 30. Minute gegen Basel wohl die bessere Lösung gewesen.

FCZ-Trainer Magnin erklärt Niederlagen gegenüber den Medienvertretern häufig mit individuellen Fehlern seiner Spieler, obwohl diese in vielen Fällen nicht in erster Linie mehr individuelle Fehler als die Gegner begehen, sondern diese einfach weniger gut auszunutzen wissen.  In Genf hingegen waren die vielen individuellen Fehler auf FCZ-Seite tatsächlich zentral für die Niederlage. Dies schlägt sich unter anderem auch in einem für diese Saison rekordtiefen Züri Live-Notenschnitt von 4,2 (sogar tiefer als bei der 0:5-Niederlage gegen Servette im Letzigrund) nieder, nachdem sich zuvor die Leistung der Mannschaft in der Rückrunde von Spiel zu Spiel verbessert hatte. Diesmal war die Fehlerhexe ominpräsent. Keiner hatte somit im Endeffekt eine höhere Note als «6», was ungewöhnlich ist.

Fangen wir mit dem Positiven an: Zu den Hoffnungsschimmern gehört der Einsatz des in der 55. Minute eingewechselten Hekuran Kryeziu, der besser spielte, als er dies im Durchschnittsfall vor seiner Verletzung getan hatte. Ganz im Gegensatz dazu steht Adrian Winter, welcher auch bei seiner dritten Einwechslung seit der doppeldeutigen «Winterpause» die Mannschaft faktisch in Unterzahl versetzte. Kramer, der andere eingewechselte Zürcher Offensivmann, erhält wie Winter von Züri Live ebenfalls eine Note «2», allerdings aus anderen Gründen. Der Slowene war nach seiner Einwechslung in der 68. Minute durchaus präsent und vergab innerhalb der ersten drei Minuten zwei Grosschancen, beide auf Zuspiel von Tosin. Die Gelegenheit in der 70. Minute vergab der Slowene, weil er trotz seiner Grösse schlecht im Kopfballspiel ist. Diejenige eine Minute später ebenfalls aus sechs Metern mit dem linken Fuss war aufgrund der aufsetzenden Flanke nicht ganz einfach zu verwerten.

Der FCZ hatte in Genf abgesehen von der Viertelstunde vor der Pause in der ganzen Partie zwischen 54% und 60% Ballbesitz. Dies ist aber nicht Kramers Fussball. Es gibt wohl keinen Stürmer der Liga, bei dem es für gegnerische Verteidiger so einfach ist, den Ball wegzunehmen, wenn er  zum Beispiel mit dem Rücken zum gegnerischen Tor einen Ball fixieren sollte. Kramer kann nur Tore erzielen, wenn er in Bewegung ist. Um in Bewegung zu sein, braucht es Räume. Um Räume vorzufinden, muss man schnell umschalten (mit dem Risiko von ebenso schnellen Ballverlusten) – und der Gegner darf nicht allzu tief stehen.

Auch die in der Startformation aufgelaufenen Forwards wie Tosin, Mahi und Kololli haben alle eine (knapp) ungenügende Note. Tosin war dabei der Barometer des Zürcher Spiels. Solange es dem Nigerianer lief, war das Chancenverhältnis ausgeglichen und der FCZ blieb im Spiel. Mit dem starken Leistungsabfall des aus Lettland nach Zürich gewechselten Offensivmannes in der Schlussviertelstunde ging dann auch die Partie verloren. Davor war die Mehrzahl der guten FCZ-Tormöglichkeiten aufgrund von Tosin-Aktionen über rechts zustandegekommen und auch den schön herausgespielten 1:1-Ausgleich in der 64. Minute hatte der 21-jährige erzielt – eine logische Folge der Zürcher Druckphase nach der Pause. Unter anderem zeigte sich in dieser Phase, warum Servette-Torhüter Jérémy Frick ligaweit statistisch zu den besten Torhütern gehört, als er beispielsweise in der 63. Minute bereits am Boden liegend das so gut wie sichere Zürcher Tor durch Pa Modou mit einem Weltklasse-Fussreflex verhinderte. Schon drei Minuten nach dem Ausgleich war Tosin dann entscheidend daran beteiligt, dass Servette schnell wieder in Führung gehen konnte. Er vergass für einen Moment, Rüegg zu unterstützen, der sich mit Cognat, Tasar und Iapichino gleich drei Servettiens gegenübersah – Tasar konnte so unbedrängt auf Koné flanken, welcher spektakulär zum 2:1 einköpfte. In der Schlussviertelstunde sah man dann  von Tosin nur noch Fehlpässe, Ballverluste und Unkonzentriertheiten – der FCZ konnte so nur noch aus dem Zentrum heraus ein, zwei Mal eine gute Aktion nach vorne kreieren.

Denn auf der linken Seite lief zu dem Zeitpunkt auch nichts mehr. Benjamin Kololli scheint zuletzt durchaus etwas gereift zu sein. Er ist etwas bescheidener geworden, verrichtet mehr Defensivarbeit, denkt etwas mehr fürs Team. Ähnliches lässt sich auch von Mimoun Mahi sagen. Die Stossrichtung stimmt, aber unter dem Strich ist es gegen die meisten Super League-Gegner immer noch zu wenig. Und es ist speziell bei Kololli immer noch auch eine Einstellungssache. Dies war gegen Servette beispielsweise bei Standards ersichtlich. Das Duo Mahi / Kololli zeigte dabei einerseits zwei Mal etwas, was man beim FCZ schon lange nicht mehr gesehen hat: überlegt durchgezogene Standardvarianten, bei denen Kololli zu zwei guten Abschlusschancen kam. Sobald Kololli dann aber Standardvarianten mit anderen Mitspielern durchführte, gingen sie schief.

Mit Rüegg versuchte er bei einem Freistoss einen Doppelpass zu spielen, aber sein erster Ball auf kurze Distanz war viel zu wenig scharf gespielt, so dass Rüegg unter Druck geriet und der Passweg zurück auf Kololli zugestellt war. Bei einem weiteren Freistoss war angedacht, dass Kololli hoch auf Pa Modou spielt, und dieser den Ball per Kopf weiterleitet. Beide Protagonisten schienen aber nicht ganz bei der Sache zu sein. Pa Modou stellte sich zuerst auf die falsche Position. Als er dies bemerkte, lief er auf schnellstem Weg hinter der Servette-Abwehrreihe an den richtigen Ort und gab Kololli ein Zeichen, dass er mit der Ausführung des Freistosses noch warten solle. Kololli begriff die Situation nicht und spielte den Ball umgehend in Richtung des winkenden Pa Modou, welcher hinter der Abwehrmauer durchlaufend aber natürlich im Offside stand, was die Unparteiischen folgerichtig auch so entschieden: eine peinliche Art und Weise, eine Freistosschance zu versemmeln.

Zusammenfassend zur Zürcher Offensivreihe: Tosin baute ab der 75. Minute ab, Mahi ist im Abschluss im FCZ-Dress bisher zu schwach (in Groningen war seine Abschlusseffizienz höher), Kramers eingeschränkter Bereich an Stärken konnte in Genf aufgrund des Gegners und der Spielentwicklung zu wenig genutzt werden – und Kololli fehlt für bessere Abschlüsse wohl auch etwas die Spielpraxis. Der zur Zeit im Abschluss effizienteste Zürcher, Marco Schönbächler, fehlte im Stade de Genève gesperrt. So gelang trotz vieler Torchancen (so viele wie noch nie in dieser Rückrunde und ein Expected Goals-Wert von 1,79) nur ein Treffer.

Erfreulich war der Auftritt von Toni Domgjoni, der bemüht war, das Spiel an sich zu reissen. Der Mittelfeldspieler aus dem eigenen Nachwuchs ist drauf und dran, in die Rolle eines künftigen Captains hineinzuwachsen. Marchesano spielte viele direkte Bälle in die Tiefe, aber nur einer seiner acht langen Bälle kam bei einem Mitspieler an: normalerweise ist seine Quote deutlich besser. Schlussendlich müssen wir dann natürlich noch zu Simon Sohm kommen. Sein grober Schnitzer vor dem 0:1 in der 23. Minute (allerdings von Cognat auch hervorragend antizipiert) war der Nackenschlag, welcher dem FCZ in Genf sehr weh tat. Die ersten 20 Minuten hatten die Zürcher gut begonnen. Dann verseuchte von einem Moment auf den anderen eine Fehlerserie das eigene Spiel: erst Marchesano, dann Mirlind Kryeziu und schliesslich der entscheidende Fehler durch Sohm. Der 18-jährige war in Genf von der Rolle, denn bis zu seiner Auswechslung in der 55. Minute unterliefen ihm noch eine ganze Reihe weiterer Schnitzer – so viele wie vorher noch nie im Dress der 1. Mannschaft. Die Mehrzahl der Servette-Grosschancen vor der Pause hatten einen Sohm-Ballverlust am Ursprung. Es war nicht alles an Sohms Einsatz in Genf schlecht, wie noch eine Woche zuvor bei Pedersen – aber für die Note «1» reichte es trotzdem allemal.

Servette – FCZ 4:1 (1:0)

Tore:  23. Kyei (Stevanovic) 1:0; 64. Tosin (Marchesano) 1:1, 67. Koné (Tasar) 2:1, 79. Koné (Stevanovic) 3:1, 90.+4 Koné (Stevanovic) 4:1.

Servette: Frick; Sauthier, Rouiller, Sasso, Iapichino; Stevanovic, Cespedes, Ondoua, Cognat (81. Imeri); Tasar (90. Alves), Kyei (65. Koné).

FCZ: Brecher; Rüegg, Omeragic, M. Kryeziu, Pa Modou; Domgjoni, Sohm (55. H. Kryeziu); Tosin, Marchesano, Kololli (81. Winter); Mahi (68. Kramer).

(Standbilder: Teleclub)

Aufstiegssaison-Rückblick: FCZ schafft Umstellung auf die Liga auch nach Cup-Out – Spielinfos, Stats, Performance FCZ – Chiasso

Nach einem „Witz-Rot“ des jungen Schiedsrichters Alessandro Dudic gegen Adrian Winter (erste direkte Rote Karte seiner Karriere) spielte der FCZ den grössten Teil der Partie in Unterzahl und kam gegen die defensiv stabilen und im Letzigrund topmotivierten Südtessiner so nur zu acht Torchancen zusätzlich zum einzigen Tor der Partie. Trotzdem vermochte das Team drei Tage nach dem Cup-out in Basel die Partie mit 1:0 zu gewinnen.

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Ein schneller Konterangriff ausgelöst von Alain Nef mit einem langen Ball Burim Kukelis hinter die Abwehr konnte Raphael Dwamena auch darum im Netz unterbringen, weil Ex FCZ-Torhüter Andrea Guatelli sich nicht schlüssig war, ob er rauskommen oder auf der Torlinie bleiben soll. Antonio Marchesano hatte fünf Top-Offensivaktionen zu verzeichnen, obwohl er nach dem Platzverweis Winters in der 25. Minute auf dem Rechten Flügel spielte, und nach 66 Minuten ausgewechselt wurde.

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Züri Live-MVP wurde aber wie schon Ende November im „Riva IV“ der sowohl defensiv wie offensiv enorm engagierte Alain Nef. Unter anderem hätte Ref Alessandro Dudic nach einem Foul von Monighetti an Nef auf Penalty für den FCZ entscheiden müssen. Ausserdem hätte es für die Attacke von Andrea Guatelli gegen Moussa Koné weit ausserhalb seines Strafraumes in der Nähe der Spielerbänke wegen Vereitelung einer klaren Torchance Rot geben müssen.

Die Leistung des 18-jährigen Kevin Rüegg wurde nach der Partie von Trainer Uli Forte gegenüber Züri Live zu Recht gelobt. Und das Team als Ganzes konnte sich drei Tage nach dem Cup-Out im Viertelfinal von Basel in der 10. Ligapartie im Anschluss an einen Europacup- oder Schweizer Cup-Kracher über den 10.Sieg freuen – eine ganz starke Bilanz!

FCZ siegt erneut nach Englischer Woche: FCZ – Chiasso 1:0 Spielbericht und Highlights

Von den vier Teams, die am Donnerstagabend im Cup gespielt hatten, konnten am Sonntag in der Liga nur die beiden Verlierer gewinnen. Kriens revanchierte sich in der Promotion League weniger als drei Tage nach der Viertelfinalniederlage im Wallis gleichenorts an den Reserven von Sion mit einem 3:0 und festigte die Tabellenspitze mit dem Ziel Aufstieg in die Challenge League. Der FCZ gewann zu Hause gegen das aufstrebende Chiasso trotz 65 Minuten Unterzahl 1:0 und blieb im Direktduell mit den Tessinern zum dritten Mal in Folge ohne Gegentor. Basel musste hingegen beim 1:1 in Vaduz gegen den Tabellenletzten erst zum vierten Mal diese Saison Punkte abgeben, und Sion verlor gar zu Hause im Tourbillon gegen St.Gallen. Der FCZ hat damit in dieser Saison alle 10 Spiele anschliessend an einen Europacup- oder Schweizer Cup-Fight gewonnen!

Neben dem Innenverteidigerduo Nef/Bangura und Kukeli wollte Trainer Uli Forte in der Achse auch auf Raphael Dwamena nicht verzichten, obwohl dieser in Basel bereits etwas angeschlagen 90 Minuten durchgespielt hatte. Nichts könnte die Wichtigkeit, die der junge Ghanaer für den FCZ in kurzer Zeit erlangt hat, besser illustrieren. Antonio Marchesano kam für Oliver Buff in die Partie und machte das Zürcher Spiel mit seinem One-Touch Fussball schnell. Der FCZ kam dergestalt gut ins Spiel. Trotzdem hatte das zu Beginn konternde Chiasso mehr Torchancen. Der Wille der Tessiner, die etwas geringere Frische des Gegners von Beginn weg auszunutzen, war klar erkennbar.

Das Bild des Spiels änderte sich nach der 25.Minute und der Fehlentscheidung von Schiedsrichter Alessandro Dudic. Chiasso-Captain Monighetti grätschte in Richtung des vor dem gegnerischen Strafraum mit Schönbächler einen Doppelpass spielenden Adrian Winter, traf den Ball nicht und zum Glück auch nicht das Bein von Winter, da dieser rechtzeitig aufspringen konnte. Beim Runterkommen aus der Luft fiel Winter auf den nach der Grätsche nun unter ihm liegenden Monighetti. Aufgrund der Gesetze der Schwerkraft kann ein Mensch genauso wie alle anderen fluguntüchtigen Lebewesen und Gegenstände seine Flugbahn in der Luft nicht mehr ändern. Es war ein Foul von Monighetti und die richtige Entscheidung wäre Freistoss für Zürich und Gelb gegen den Tessiner gewesen.

Noch besser hätte Dudic Vorteil laufen lassen, da Dwamena an der Strafraumgrenze freistand und sich eine gute Chance für den FCZ ergeben hätte. Stattdessen entschied der Berner Ref zum Erstaunen aller auf Rot gegen Winter. Es war die allererste direkte Rote Karte in der zwölfeinhalb-jährigen Karriere des als äusserst fair geltenden Winter. In der 30. Minute übersah Dudic zudem beim Freistoss von Marchesano das eindeutig penaltywürdige Foul von Ilja Ivic an Alain Nef. Und in der 77. Minute gab er dem weit aus seinem Strafraum herausstürmenden Chiasso-Keeper Andrea Guatelli nach dessen absichtlichem Check gegen Moussa Koné nur Gelb, obwohl Koné freie Schussbahn zum leeren Tor gehabt hätte – mit dem möglichen «Empty Netter» wurde dem Senegalesen eine klare Torcehance genommen.

Marchesano musste ab der 25. Minute in Unterzahl auf der Winter-Position rechts agieren, und Dwamena hatte vorne noch mehr Arbeit zu verrichten. Nun zog sich der FCZ in die Abwehr zurück und verlegte sich aufs Kontern, und kam so zu mehr Torchancen, als zuvor bei numerischem Gleichstand. Unter gütiger Mithilfe des sich äusserst unentschlossen verhaltenden Andrea Guatelli konnte Raphael Dwamena in der 40. Minute nach einer schnellen Angriffsauslösung von Nef über Kukeli das entscheidende Tor erzielen. Der in der 66. Minute für Marchesano eingewechselte Kay Voser sollte neben der Verstärkung der Stabilität bei Kontern über die rechte Seite mehr Zug nach vorne bringen. Diese Planung wurde aber wieder über den Haufen geworfen, als Michael Kempter bei ausgeschöpftem Wechselkontingent Krampferscheinungen bekam. Voser wechselte daraufhin auf dessen Position links hinten, Kempter agierte vor ihm am linken Flügel.

FC Zürich – Chiasso 1:0 (1:0)

Tore: 40. Dwamena (Kukeli) 1:0.

FC Zürich: Vanins; Stettler, Nef, Bangura, Kempter; Winter, Rüegg, Kukeli, Schönbächler (56. Rodriguez); Marchesano (66. Voser), Dwamena (74. Koné).

Chiasso: Guatelli; Urtic, Ivic, Monighetti, Belometti; Padula (64. Regazzoni), Ramadani (72. Abedini), Said (58. Palma), Simic; Marzouk, Mujic.