FCZ kann Raum hinter GC-Abwehr nicht nutzen / FCZ – GC in der Züri Live-Analyse

Der FCZ bleibt im vierten Jahr in Folge die Nr.1 der Stadt, das war schon vor der Partie klar. Nach dem vierten Derby der Saison kann man zusätzlich sagen: ungeschlagen. Diesmal war der FCZ bei einem Expected Goals-Verhältnis von 2,35 zu 1,1 und insgesamt 20 Abschlüssen ineffizient, angefangen beim ersten in einem Wettbewerbsspiel für den FCZ verschossenen Penalty Antonio Marchesanos. Dies nach 14 verwandelten in Folge (ohne Berücksichtigung des Penaltyschiessens in Yverdon)! Der FCZ-Notenschnitt von Züri Live ist mit 5,6 der tiefste seit dem 1:0-Auswärtssieg in Sion in der 14. Runde. GC setzte fünf Spieler ein, die aus dem eigenen Nachwuchs stammen (Arigoni, Loosli, Morandi, Kacuri, Rastoder), der FCZ in Abwesenheit des gesperrten Mirlind Kryeziu nur vier (Brecher, Dzemaili, Krasniqi, Rohner).

Sturmduo Gnonto / Kramer kann Räume in die Tiefe nicht nutzen

GC setzte im 90er-Jahre Stil auf ein konsequentes Mittelfeldpressing. Die hintere Fünferreihe stand hoch und vor der Mittellinie setzten die drei Stürmer die Zürcher Hintermannschaft im richtigen Moment so unter Druck, dass es dem Breitenreiter-Team sehr selten gelang, einen präzisen Ball nach vorne zu spielen. Raum wäre speziell in der 1. Halbzeit hinter der GC-Abwehr vorhanden gewesen, aber da fehlte zu diesem Zeitpunkt ein Assan Cessay, welcher diesen Raum auch hätte ausnutzen können. Kramer und Gnonto erhielten nach ihren positiven Auftritten zuletzt in Bern die Chance von Beginn weg und konnten diese nicht nutzen. Gnonto blieb ungewohnt blass und Kramer fehlte das richtige Timing oder in anderen Situationen die Ballkontrolle.

Morandi / Bolla provozieren ungewohnte Abstimmungsprobleme bei Guerrero / Aliti

In der Hinterreihe mussten Omeragic, Mets und Aliti häufig ohne Absicherung in den Eins-gegen-Eins Duellen gegen Sène (Omeragic), Momoh (Mets) und Morandi (Aliti) bestehen. Der aus den Nachwuchsabteilungen des Team Ticino und GC’s stammende Giotto Morandi kam nach seinem Kreuzbandriss erstmals in der Startformation zum Einsatz. erzielte den Führungstreffer und stellte die linke Zürcher Seite unterstützt von Bendegúz Bolla auch im Pressing vor Probleme. Der abgesehen von seiner Torvorbereitung eher einen schlechten Tag einziehende Adrián Guerrero (ungewohnt viele Unpräzisionen) und Fidan Aliti hatten in dieser Partie Schwierigkeiten mit dem richtigen Timing beim situativen Wechsel von Manndeckung auf Raumdeckung und umgekehrt. Der tiefe Platz trug das Seinige dazu bei, dass der FCZ seine üblichen Stärken in Form von Offensiv-Automatismen nicht so wie üblich ausspielen konnte.

Omeragic und Dzemaili in der 2. Halbzeit am Anschlag

Der GC-Führungstreffer wurde durch einen Fehlpass Nikola Boranijasevics in der gegnerischen Hälfte eingeleitet und Becir Omeragic liess sich daraufhin im Mittelfeld nachdem ihm Kaly Sène den Ball eigentlich bereits „geschenkt“ hatte, diesen viel zu einfach vom Senegalesen wieder abluchsen. Boranijasevic hatte im dritten Viertel der Partie eine schwache Phase, in welcher ihm fast alles misslang. Er wird genauso wie Coric in Genf gesperrt sein, was einem mit zwiespältigen Erinnerungen mit dem Stade de Genève verbundenen Fabian Rohner zu einem Starteinsatz verhelfen dürfte. Omeragic baute ebenfalls nach der Pause stark ab, hatte speziell in der Rückwärtsbewegung grosse Probleme. Dies zog sich bis zu seinem verletzungsbedingten Ausfall hin – als ob die beiden Einsätze in der U21-Nationalmannschaft als Rechtsverteidiger zu viel für ihn gewesen wären. Die Meniskusverletzung holte er sich in einer Szene, in welcher er in der Rückwärtsbewegung zu wenig investierte und sich so selbstverschuldet in eine Stresssituation brachte. Auch der bereits in den ersten 45 Minuten ungenügend spielende Blerim Dzemaili baute im Verlauf der 2. Halbzeit noch weiter ab. Ausgewechselt wurde aber Doumbia. Nach zwischendurch guten Leistungen gegen Basel und in Luzern fiel Dzemaili zuletzt gegen St. Gallen, in Bern und gegen GC im Vergleich zum Rest der Mannschaft wieder ab. Das Total von 69 Defensivpunkten für das ganze Team in dieser Partie ist niedrig.

Offensivkopfball ein FCZ-Schwachpunkt

Auch Fidan Alitis Auftritt war lange Zeit mässig, sein Ausgleichstreffer (erstes Tor im 77. Super League-Spiel) beflügelte ihn in der Schlussphase dann aber sichtlich. Aliti ist ganz allgemein zur Zeit der Haupt-Zielspieler bei Standards im gegnerischen Strafraum – trotz der für einen Super League- Innenverteidiger eher geringen Körpergrösse von 1,83m, wodurch der Kosovarische Nationalspieler trotz grossen Einsatzes viele Kopfballduelle verliert. Eines der grössten Offensivprobleme des aktuellen FCZ besteht darin, dass die grossgewachsenen Spieler alle schlecht im Offensivkopfball sind. So nutzt es am Ende dann häufig auch nichts, dass man relativ gute Standardschützen hat. Nicht zufällig wurde ein wesentlicher Teil der diesjährigen Standardtore direkt verwandelt. Alitis Abstauber war das neunte FCZ-Wettbewerbstor der Saison auf einen Freistoss. Adrián Guerrero schlug diesen so hervorragend in den Strafraum, dass man bei GC Bendegúz Bolla wegen dessen Abpraller keine allzu grossen Vorwürfe machen kann.

Bledian Krasniqi bringt entscheidenden Schwung

Das Gegentor Morandis war der Weckruf. Zuerst reagierte die Südkurve. Kaum hatte Schiedsrichter Schärer auf den Punkt gezeigt, begann diese richtig Gas zu geben. Die Mannschaft zog mit. Vor allem aber brachten einmal mehr gewisse Einwechslungen Schwung. Bledian Krasniqi trug wesentlich dazu bei, dass sich der FCZ in der gegnerischen Hälfte installieren und in der Schlussphase zu einigen guten Torchancen kommen konnte. Auch den Freistoss zum Ausgleich holte der 20-jährige heraus. Es war seine bisher beste Saisonpartie (erstmals MVP). Neben ein paar guten Auftritten auswärts in Luzern zu Beginn der Saison, beim 6:2 gegen Sion, beim Cup-Aus in Yverdon und dem Auswärtssieg in Lausanne vor der Winterpause war auch viel Leerlauf dabei. Die Kürze des Auftrittes, der Derbycharakter und gewisse Denkpausen zwischendurch haben wohl ihren Teil dazu beigetragen, dass Krasniqi deutlich konkreter auftrat, als in den meisten seiner bisherigen Einsätze der Saison. Vom ersten Ballkontakt an machte er die kleinen Dinge besser, zum Beispiel Kurzpässe in der richtigen Schärfe oder am Ball durch proaktives Handeln zu verhindern, dass der Gegner überhaupt in den Zweikampf kommt. Aus der Startformation hingegen konnten nur Marchesano und Doumbia überzeugen. Dzemaili, Omeragic, Guerrero und Einwechselspieler Coric erhalten im vierten Derby der Saison eine ungenügende Note.

Performance & Stats

Szenen

Telegramm

FCZ – GC 1:1 (0:0)
Tore: 50. Morandi (Momoh) 0:1, 82. Aliti (Guerrero) 1:1.
FCZ – Brecher; Omeragic, Mets, Aliti; Boranijasevic (76. Rohner), Doumbia (76. Coric), Dzemaili, Guerrero; Marchesano (60. Krasniqi); Gnonto (60. Tosin), Kramer (60. Ceesay).
Grasshopper-Club – Moreira; Arigoni, Loosli, Seko; Bolla, Kawabe, Herc, Schmid (73. Lenjani); Morandi (78. Da Silva), Momoh (74. Kacuri), Sène (78. Rastoder).



FCZ macht die Seiten fugendicht / YB – FCZ in der Züri Live-Analyse

Die Saison 2021/22 geht ins letzte Viertel. Neben dem klar führenden FCZ hat zumindest der FCB noch eine Chance auf den Titel. Man kann aber schon jetzt konstatieren, dass das Spieljahr für den FCZ nicht nur voraussichtlich einen neuen Zuschauer-Klubrekord bringen wird, sondern es ist auch die Saison der Beendigung von Negativserien. Und dies speziell im Zusammenhang mit den Young Boys. Nachdem der Bann in der Vorrunde bereits mit dem 1:0-Sieg im Letzigrund gebrochen worden war, folgt nun gleich auch noch der erste Liga-Auswärtssieg seit März 2014. Kein anderer Super League-Klub hatte in den letzten Jahren eine so schlechte Bilanz gegen die Gelb-Schwarzen gehabt wie der FCZ – auch nicht Thun, Lugano oder Vaduz.

Spielanalyse

YB trat im Wankdorf wieder mit dem gleichen 4-3-3 an, mit welchem es bereits im November im Letzigrund seine Aufwartung gemacht hatte. Der FCZ startete ebenfalls mit seiner üblichen Grundformation, aber mit einer im Vergleich zu damals deutlich verfeinerten Spielweise. Vergleicht man die drei Saisonduelle der beiden Teams, ist eine klare Entwicklung erkennbar.

  • Im ersten Direktduell im September im Wankdorf hatte der FCZ noch nach dem Hoffnungsprinzip gegen einen in den letzten Jahren unbezwingbaren Gegner einiges ausprobiert mit einem 5-3-2 und intensivem Hohem Pressing in den ersten 30 Minuten. Nachdem sich der Zürcher Junglöwe couragiert ausgetobt hatte, übernahm in der Folge der Berner Bär das Szepter und profitierte dabei auch davon, dass der Gegner aus der Limmatstadt zum damaligen Zeitpunkt personell noch nicht seine Bestformation gefunden hatte.
  • Vor dem zweiten Duell im November hatte der FCZ mit Siegen in Genf und Sion den Sprung zurück auf den Leaderthron geschafft. Die Situation und Stärkeverhältnisse hatten sich inzwischen bereits etwas verändert, denn nun war es YB, das sein Spielsystem auf den Gegner anpasste. Erstmals in der laufenden Saison wich Trainer David Wagner von seinem 4-4-2 ab und liess sein Team ein 4-3-3 spielen, um eine Zürcher Überzahl im Zentrum zu verhindern. Das tat er auch gegen Mannschaften, die das gleiche System wie der FCZ spielen, vorher nicht. Es entwickelte sich ein ziemlich chaotisches Spiel auf Augenhöhe mit leichten Vorteilen für YB, bei welchem der FCZ am Ende mit dem Siegtreffer Wilfried Gnontos die effizientere Mannschaft war – Aebischer traf aus der Distanz den Pfosten.
  • Für das dritte Aufeinandertreffen hatte sich YB ganz offensichtlich viel vorgenommen. Die Berner starteten mit einer hohen Intensität in die Partie. Coach Matteo Vanetta hatte Recht, als er von einem guten Auftritt seiner Mannschaft sprach. Ein FCZ in der Verfassung von letzter Saison oder selbst Anfang dieser Saison wäre von so auftretenden Bernern überrollt worden. Dass die Gelb-Schwarzen nun aber auch dieses Duell verloren, lag in erster Linie an ihrem Gegner. Es kommt selten vor, dass ein Gast im Wankdorf es schafft, die Seiten so gut dichtzumachen wie in diesem Spiel der FCZ – und YB dadurch seiner Stärken beraubt. Es waren auf der Berner Angriffsseite jeweils konsequent drei, manchmal vier Zürcher hinter dem Ball. Trotzdem vermochten beim schnellen Umschalten in den Angriff gleichzeitig sofort genug FCZ-ler auszuschwärmen, um vorne für Präsenz und Gefahr zu sorgen.

Schon seit längerer Zeit nutzt der FCZ vor allem bei eigenen Abstössen für den Spielaufbau eine 4-2-3-1 Formation. Dabei rückt Boranijasevic zurück auf die Rechtsverteidigerposition, der linke Innenverteidiger (in Bern Mets) nach aussen und der linke Aussenläufer (normalerweise Guerrero, diesmal Aliti) weit nach vorne auf den Linken Flügel, einer der zwei Stürmer (in Bern Gnonto) positioniert sich auf dem Rechten Flügel. Die Wechsel zwischen dieser Formation und dem 3-4-1-2 funktionieren nahtlos und vor allem im richtigen Moment – so bleibt man in Umschaltsituationen erstmal in der Formation und wechselt diese erst wieder, wenn sich dafür die Gelegenheit ergibt. In Bern kam bei gegnerischem Spielaufbau zu Beginn als dritte Formation ein 5-4-1 hinzu. Coric half mit, die linke Seite zuzumachen, Gnonto rechts. In ballferner Position übernahmen sie zudem jeweils die Deckung des Achters (Fernandes / Rieder). Ceesay blieb auch alleine vorne ein steter Gefahrenherd. Nach rund sieben Minuten kam der FCZ zu zwei Standards in der gegnerischen Hälfte hintereinander. Dies nutzte Trainer Breitenreiter, um zu kommunizieren, dass von nun an nur noch im 3-4-1-2 verteidigt werden soll. Das 5-4-1 wurde aufgrund der YB-Ausrichtung im 4-3-3 (4-1-2-3) begraben. So konnte das YB-Dreieck im Mittelfeld eins-zu-eins gedeckt werden.

Speziell wenn man sich in der 3-4-1-2 Formation befand, war die Unterstützung Doumbias auf der linken Seite ein wesentlicher Faktor für die Stabilität und kompensierte dadurch die kleinen Lücken, welche Coric offen liess. Rechts vermochte Dzemaili nicht im gleichen Ausmass Beton anzumischen – dies wurde aber fabelhaft durch Gnonto kompensiert, welcher einige entscheidende Läufe nach hinten machte. Die so entscheidende Balance zwischen Defensive und Offensive stimmte, der FCZ hatte die Partie über weite Strecken unter Kontrolle. Nach der Pause allerdings liessen Dzemaili und Coric nach, was YB einen Aufschwung ermöglichte. Die Berner waren nahe dran, die Partie auf ihre Seite zu drehen. Entscheidend war dann die Einwechslung von Marchesano (und in geringerem Masse Hornschuh). Ab diesem Moment schloss sich das Opportunitätsfenster für die Berner wieder. Insgesamt lässt sich sagen: langsam, aber sicher spielt der FCZ immer mehr so, wie es hier an dieser Stelle in verschiedensten Analyseartikeln seit Sommer 2019 für dieses Team vorgeschlagen wurde.

Performance & Stats

Notizen

  • Becir Omeragic fühlte sich gegen St. Gallen in seinem Element und war erstmals in dieser Saison MVP. Wie es leider nicht ganz unüblich für den Genfer ist, folgte auf diesen starken Auftritt in Bern eine ungenügende Leistung als Schlechtester der Mannschaft. Sein Notenschnitt in dieser Saison liegt nach drei Vierteln der Meisterschaft bei 5,9 und damit deutlich hinter den Verteidigerkollegen Mets (7,2), Kryeziu (6,9) und Aliti (6,9).
  • Alle Zürcher waren in Bern mental voll da. Wie schön, wenn man so etwas schreiben kann, wenn man sich an die letzten Jahre zurückerinnert, wo es immer zwei, drei Spieler gab, bei denen dies jeweils nicht der Fall schien. Speziell positiv hervorzuheben in Sachen Mentalität in Bern: Karol Mets und Wilfried Gnonto.
  • Die Partie kippte mit der Einwechslung von Antonio Marchesano auf die Seite des FCZ. Ab diesem Moment war die nach der Pause aufkommende Dominanz YB’s vorbei. Marchesanos (und in geringerem Masse Hornschuhs) entscheidende Unterstützung bei Doumbias Ballgewinn vor dem 0:1 zeigt exemplarisch den Unterschied zu den Minuten davor, als Doumbia von Coric und Dzemaili immer mehr alleine gelassen worden war.
  • Sicherlich einer der Besten bei YB war Cédric Zesiger. In der Vorrunde hatte er im ersten Duell mit dem FCZ nach einem Luftkampf im Strafraum seine Mittelfussprellung erlitten und fiel bis fast zur Winterpause aus. Nun lief und grätschte er hinten für zwei, beging aber auch exzessiv Stürmerfouls bei Standards vorne. Verschiedene YB-Spieler hatten in dieser Partie zudem häufig die Hände und Arme im Gesicht der Gegner, was wieder etwas an Zeiten von Sanogo oder Nsamé erinnerte.
  • Ousmane Doumbia sammelt in dieser Partie die meisten Züri Live-Offensivpunkte und auch -Defensivpunkte. Ohne sein schlechtes drittes Viertel der Partie wäre er MVP geworden. Mit der Einwechslung von Marchesano und Hornschuh lief es dem Ivorer dann wieder deutlich besser und er war entscheidend an beiden Toren beteiligt – wie er ganz allgemein immer mehr offensiv aufs Zürcher Spiel Einfluss nimmt.
  • Offensiv wenig erbaulich war hingegen Mirlind Kryezius Spiel in Bern. Normalerweise ist seine Spieleröffnung eine Stärke, in Bern war er hingegen nur defensiv solide.

Szenen

  • 74. Minute, 0:1: Nach einem Berner Einwurf helfen Marchesano und Hornschuh Doumbia beim Ballgewinn gegen Lauper. Der Ivorer schickt sofort den schnellen Kramer auf die Reise. Lustenberger kann dem Slowenen nicht folgen, Zesiger mit einem generösen Diagonallauf Kramer zwar noch stellen, aber nicht mehr in einer idealen Verteidigungsposition, was der mental parate FCZ-Stürmer zwei Ballberührungen später zur Führung nutzt – mit dem schwächeren Linken Fuss Innenrist zwischen den Beinen von Goalie Von Ballmoos hindurch.
  • 79. Minute, 0:2: Wilfried Gnonto wird von Cédric Zesiger in den Rücken gestossen und hinkt mit der Hand im Kreuz durch die Gegend, als er von Doumbia angespielt wird. Alle Schmerzen sind vergessen! Der Italiener lässt im Strafraum Lauper aussteigen, kurvt an die Grundlinie wie eine Moto Guzzi und Marchesano verwertet nach Kramer-Abschluss den Rebound mit dem Rücken zum Tor aus der Drehung.
  • 90.+5 Minute, 1:2: Marc Hornschuh weist Schiedsrichter San zwischen zwei YB-Eckbällen darauf hin, dass er das Spiel abpfeifen soll. In der Zwischenzeit macht sich Ulisses Garcia sofort daran, den Corner auszuführen und Hornschuhs Gegenspieler Mambimbi stellt sich für ein kurzes Zuspiel frei. Da Garcia sowieso beim ersten Eckball Tosins Gegenspieler gewesen war, ist der Nigerianer grad in der Nähe und übernimmt für den abgelenkten Hornschuh die Deckung Mambimbis. Dadurch ist nun natürlich ein anderer Mann frei, den Hornschuh übernehmen müsste – aber wer ist es? Der Deutsche Defensivspezialist sucht in der Hektik nach einem freien YB-Mann, entscheidet sich auf die Schnelle für Zesiger und begleitet diesen dann genauso wie dessen eigentlicher Gegenspieler Aliti – zu zweit. Völlig frei steht dadurch der Mann, den eigentlich Tosin oder dann eben Hornschuh hätten übernehmen müssen – Vincent Sierro, der zuvor den ersten Corner von der anderen Seite ausgeführt hatte. Dazu kommt, dass der ansonsten deckungsstarke Mets Kanga nicht an der Kopfballweiterleitung am nahen Pfosten hindern kann und Brecher die alte Angewohnheit, im entscheidenden Moment nicht beide Füsse am Boden zu haben, noch nicht ganz ablegen konnte und daher beim Verschieben einen halben Schritt zu spät kommt. Nach dem St. Gallen-Heimspiel erhält der FCZ zum zweiten Mal hintereinander ein Eckball-Gegentor. Gegen GC (nächster Gegner) hat man diese Saison auch schon zwei Gegentore auf Corner erhalten. Die kritische Zone am nahen Pfosten scheint noch nicht gelöst zu sein. Nachdem zuvor Marchesano für diesen schwierig zu verteidigenden Raum zuständig war, haben ihn auch Ceesay beziehungsweise Kramer nicht im Griff.

Telegramm

YB – FCZ 1:2 (0:0)
Tore: 74. Kramer (Doumbia) 0:1, 79. Marchesano (Kramer, Gnonto) 0:2, 90.+5 Sierro (Kanga, Garcia) 1:2.
Young Boys – Von Ballmoos; Blum, Lustenberger (81. Mambimbi), Zesiger, Garcia; Lauper; Rieder (32. Sierro), Fernandes (64. Niasse); Elia, Siebatcheu (64. Kanga), Moumi.
FCZ – Brecher; Omeragic, Kryeziu, Mets; Boranijasevic, Doumbia, Dzemaili (70. Hornschuh), Aliti; Coric (70. Marchesano); Gnonto (87. Tosin), Ceesay (53. Kramer).



Dzemaili und Tosin mit der Spielweise überfordert / FCZ – St. Gallen in der Züri Live-Analyse

Der FCZ verliert gegen einen starken FC St. Gallen in der Höhe sicherlich etwas zu hoch aber trotzdem sehr verdient mit 0:3. Es war etwas eine Revanche des Duells im Kybunpark im Dezember 2019, als der FCZ den Ostchweizern die Wintermeisterschaft vermasselte. Dies war auch eines von nur drei in der dbfcz erfassten Duelle in der Historie der beiden Klubs, welche mehr Zuschauer anzogen, als die animierte Rückrundenspitzenpartie des Samstags.

  • 19’000 in der angesprochenen Partie am 14.12.2019, als der FCZ den Gegner 3:1 auskonterte und vom 1. Platz stiess – ein aus FCZ-Sicht damals versöhnliches Vorrundenende eines Steigerungslaufs auf den 4. Platz nach einem Fehlstart in die Saison.
  • 17’500 am 16.05.2016 (davon rund 3’000 FCZ-Anhänger) – Abstiegskampf in Reinkultur. Der FCZ hatte die ganze Saison im Tabellenkeller zugebracht, St. Gallen fiel im Verlauf der Rückrunde zurück und wäre mit einer Niederlage in dieser Partie noch in grosse Abstiegsgefahr geraten (nur noch zwei Punkte Vorsprung zwei Runden vor Schluss). St. Gallen war bis in die Haarspitzen motiviert und gewann 3:0, einzelne Grünweisse wie Mario Mutsch spielten das Spiel ihres Lebens. Der FCZ wechselte den Trainer (Forte für Hyypiä), die Taktik und die Startformation – und trat lamentabel auf.
  • 19’500 am 25.10.2009 – 3:1-Auswärtssieg im damals AFG Arena genannten Stadion ein paar Tage nach dem Champions League-Heimspiel gegen Olympique Marseille.

Für Heimspiele gegen St. Gallen sind die 17’300 Fans vom Samstag klarer Rekord. Die bisher höchste Heimzuschauerzahl gegen den FCSG gemäss dbfcz waren 13’600 im Hardturm am 10.08.2007.

Spielanalyse

Die Gesamtleistung des FCZ war trotz des 0:3 ordentlich bis gut. Aber das reichte gegen diesen FCSG nicht. Auch weil die Partie diesmal nicht für den FCZ lief. Die personelle Konstanz und das Selbstvertrauen sind Faktoren, die dem FC Zürich helfen und das wird weiter so bleiben. Was waren daher die Hauptfaktoren, welche am Samstag den Unterschied machten?

  • Der FCZ hat zwar personell diese Saison eine hohe Konstanz entwickelt, die Spielweise aber im Verlauf der Saison sukzessive verändert. Mittlerweile spielt man einen ähnlichen Fussball wie St. Gallen. Allerdings tut man dies bisher mit relativ einfachen Mitteln. Die Ostschweizer hingegen haben über die letzten Jahre viel an taktischen Spielformen, Automatismen und Prinzipien gearbeitet und agieren dadurch deutlich variabler und in den Details zwingender.
  • Dank den Wintertransfers hat der FCSG wieder die Qualität im Kader, um seine Spielweise auf Super League-Niveau durchsetzen zu können.
  • Der taktisch prinzipientreue Trainer Peter Zeidler hat sich zuletzt in mehreren Bereichen zunehmend Kompromissen geöffnet wie es scheint: zum Beispiel mit der Verpflichtung von Matej Maglica, dem vermehrten Zulassen von Rückpässen oder der Rückkehr zur 4-3-3 Formation.
  • Die (sprint-)intensive Spielweise, die mittlerweile beide Mannschaften betreiben, begünstigt junge Mannschaften. Das Durchschnittsalter der St. Galler Startformation im Letzigrund war mehr als drei Jahre jünger.
  • Vor drei Wochen hatte der FCZ in Sion die ersten Punktverluste der Rückrunde erlitten. Auffällig: sowohl in Sion als auch gegen St. Gallen waren die beiden Starter Dzemaili und Tosin überfordert. Zwar spielt Sion nicht genau gleich wie St. Gallen, aber in beiden Partien gabs über weite Strecken wenig Zeit und Raum für die ballführenden Spieler. In solchen Spielen sind Dzemaili und Tosin bezüglich Handlungs-, Bewegungs- und Antrittschnelligkeit sowie Technik unter Druck zu langsam. Dazwischen in den Partien gegen Basel, Luzern und Lausanne waren Dzemaili (2x) und Tosin (3x) hingegen jeweils mindestens ordentlich.
  • Mit einer Top-Einstellung kann man in jedes Spiel steigen, aber in manchen Partien ist es möglich, aufgrund der Konstellation mental noch eine extra Schippe draufzulegen. Für den FCZ war das Heimspiel gegen Basel so eine Partie, für St. Gallen nun die Auswärtspartie beim Leader Zürich.
  • Beim Duell FCZ – St. Gallen gibt es häufig Standardtreffer. Zürich hat diese Saison zwei seiner sechs Liga-Eckballtore gegen die Grün-Weissen erzielt. Diesmal war St. Gallen wieder dran – mit dem bereits dritten Tor gegen den FC Zürich nach einem Eckball – im dritten Duell 21/22. Ausser gegen das Zeidler-Team hat der FCZ diese Saison nur gegen GC (2x) Eckballgegentreffer erhalten.
  • Beim 0:3 am Samstag bleibt der FC Zürich erst zum zweiten Mal in der 29. Wettbewerbspartie der Saison 21/22 ohne Treffer. Von einem Sturmproblem zu sprechen wäre daher übertrieben, zumal Ceesay und Coric auch noch zwei Offsidetore erzielten (ersteres wohl zu Unrecht aberkannt). Trotzdem ist die Situation in der vordersten Reihe nicht ganz so komfortabel wie viele Beobachter zur Winterpause gedacht haben. Zwar hat Ceesay sofort nach dem Afrika-Cup geliefert, aktuell fehlt ihm aber ein klein bisschen etwas von seiner bisherigen Zielstrebigkeit. Zuversicht ist aber durchaus angebracht. Tosin hingegen zeigt schwankende Leistungen und Kramer ist trotz einer herausragenden Punktebilanz in dieser Saison noch nicht richtig angekommen. Der formstarke Gnonto wiederum wird nur als Joker eingesetzt.

Performance & Stats

Notizen

  • Becir Omeragic ist erstmals in dieser Saison MVP: der Nationalspieler agiert viel aufmerksamer als sonst. Es ist endlich wieder mal eine Partie, in welcher er seine Spielintelligenz voll ausspielen kann. Anspruchsvolle Aufgaben wie gegen St. Gallen tun ihm gut. Es ist kein Zufall, dass besonders junge Spieler wie Gnonto und Omeragic bei Tempofussball aufblühen. Nur bei gegnerischen Eckbällen war Omeragic gegen Stergiou weiterhin etwas zu wenig fokussiert.
  • Da die Gegner vermehrt ein spezielles Augenmerk auf Antonio Marchesano richten, hat sich in den letzten Partien Nikola Boranijasevic zum Mann für die “tödlichen“ Pässe in die Tiefe entwickelt. Auch Ousmane Doumbia tritt zunehmend als Spielgestalter auf. Zudem ist Boranijasevic bei Ballverlusten genauso wie Adrian Guerrero unverzichtbar als Unterstützung für das in der Rückwärtsbewegung etwas langsame Zürcher Mittelfeldzentrum. Die beiden hochproduktiven Aussenläufer kümmern sich einfach um alles…
  • Blerim Dzemaili sieht in den Spielphasen, in welchen St. Gallen eine hohe Intensität auf den Platz bringt, kein Land. Er vergibt zudem mehrere ausgezeichnete Konterchancen mit Fehlpässen. Immer wenn er den entscheidenden Pass oder Abschluss anbringen sollte, scheinen seine Beine zu zittern wie bei einem ängstlichen Junior. Dies ist aber nicht ganz eine akkurate Beschreibung des Problems. Tatsächlich hat Dzemaili sich im Höhepunkt seiner Karriere spezielle Pass- und Schusstechniken angeeignet, die für den Gegner schwierig zu verteidigen waren. Diese Pass- und Schusstechniken, häufig in Rücklage, erforderten aber ein an die menschliche Leistungsgrenze reichendes Höchstmass an Schnellkraft und Koordination, welche Dzemaili in diesem Ausmass heute nicht mehr zur Verfügung hat. Wenn er weiterhin mit dem Kopf gegen die Wand rennt und genauso zu spielen versucht wie in seiner Peak-Zeit, wird das den FCZ weitere Punkte kosten und sein Ärger und übertriebenes Lamentieren die Schiedsrichter negativ beeinflussen. Demut, Realismus und einfacher spielen heisst das Gebot der Stunde. Den Ball zu stoppen und einen einfachen, graden Fünfmeter-Innenristpass zu spielen, bricht niemandem einen Zacken aus der Krone. Und gegen intensiv pressende Gegner sollte er vielleicht besser ganz die Jungen (beispielsweise Stephan Seiler) ranlassen.
  • Aiyegun Tosin denkt in vielen Aktionen nicht proaktiv mit, sondern wartet erstmal ab, was passiert. Speziell gegen Gegner wie St. Gallen kann man sich dies nicht erlauben. Der Reaktionsmodus ist keine Option, zumal Tosin gegen Super League-Verteidiger regelmässig die Mehrheit der Laufduelle verliert. Zudem geriert sich der Nigerianer bei Umschaltsituationen zu wenig handlungsschnell und läuft / spielt vorzugsweise nach aussen, anstatt direkt die Tiefe zu suchen – was es dem Gegner erlaubt, sich zu formieren.
  • Fabian Rohner ist mit Ball in der Vorwärtsbewegung zusammen mit Assan Ceesay wohl der schnellste Spieler der Super League, ausserdem stark im Abschluss. Defensiv fehlt aber weiterhin der “Mörtel“, um die rechte Seite zumindest ein bisschen zuzumauern. Deshalb stellte sich schon vor der Saison die Frage, ob die Position als Rechter Aussenläufer wirklich die optimale für ihn ist, auch wenn der Raum auf der Seite ihm entgegenkommt. Raum kann man aber auch hinter der Abwehr finden. In der Sommervorbereitung hatte Rohner als Sturmspitze und hängende Spitze gute Ansätze gezeigt. Man könnte ihn als Ersatz von Assan Ceesay sehen – einfach mit dem Unterschied, dass die Option von häufigen ersten Hohen Bällen in Rohners Fall weniger Sinn macht.
  • Wilfried Gnonto in neuer Rolle: nach der Einwechslung von Blaz Kramer für Ousmane Doumbia rückte wie üblich Blerim Dzemaili auf Doumbias Sechserposition zurück – nicht wie üblich hingegen agierte Gnonto fortan auf Dzemailis Achterposition im Zentralen Mittelfeld, verteilte Bälle und riss mit seinem Engagement und seiner Beweglichkeit Löcher beim Gegner auf.

Szenen

Telegramm

FCZ – St. Gallen 0:3 (0:2)
Tore: 7. Maglica (Ruiz) 0:1, 34. Von Moos (Schmidt) 0:2, 89. Lungoyi (Schubert) 0:3.
FCZ – Brecher; Omeragic, Kryeziu, Aliti; Boranijasevic (64. Rohner), Doumbia (78. Kramer), Dzemaili, Guerrero (78. Khelifi); Marchesano (52. Coric); Tosin (64. Gnonto), Ceesay.
St. Gallen – Zigi; Cabral, Stergiou, Maglica, Schmidt; Quintilla; Görtler (90.+1 Stillhart), Ruiz (82. Jankewitz); Von Moos (72. Lungoyi), Duah (72. Schubert), Guillemenot (72. Toma).

(Standbilder: blue)



Guerrero, Boranijasevic und Doumbia überzeugen / Luzern – FCZ in der Züri Live-Analyse

Dritter Saisonsieg im dritten Spiel gegen den früheren „Angstgegner“ Luzern. Wie schon gegen Basel erarbeitet sich der FCZ auch in der Innerschweiz viele gute Torchancen. Es ist ein Spiel mit vielen kurzen, intensiven Spielphasen, hohen Bällen und einem Saisonrekord über 90 Minuten von total 130 Offensivpunkten auf Seiten des FCZ. Kurz: es ist eine der besten Saisonleistungen der Mannschaft. Die Durchschnittsnote von 7,3 ist gar die beste der Saison. Die zweitbeste Durchschnittsnote erreichte das Team übrigens ebenfalls gegen Luzern, beim 4:0-Heimsieg in der Vorrunde. Damals versuchten die Innerschweizer unter Interimstrainer Chieffo noch konsequent flach von hinten herauszuspielen und scheiterten dabei am starken Zürcher Pressing. Mittlerweile nutzt der FCL vermehrt auch Hohe Bälle.

Spielkontrolle wie noch selten

Das herausragende Element des FCZ-Spiels war diesmal das Gegenpressing. Die jeweils schnelle Rückeroberung verlorener Bälle zusammen mit dem Selbstvertrauen der Mannschaft etablierte eine Zürcher Spielkontrolle, wie man sie auf der Luzerner Allmend von Zürcher Seite aus wohl noch selten gesehen hat. Wenn der FCZ in der Vergangenheit mal am Pilatus Spiele für sich zu entscheiden vermochte, dann aufgrund des Spielverlaufs oder individueller Qualitäten – aber so gut wie nie weil man tatsächlich das Spiel kontrollieren konnte. Und als Luzern in der Phase vor der Pause versuchte, Druck zu machen, spürte dies das Letzigrund-Team sofort und investierte in dieser Phase viel ins Verteidigen, hielt kollektiv stark dagegen.

MVP Adrian Guerrero macht sehr viel für die Offensive

Die Auswahl eines MVP oder Best Players war schwierig. Adrian Guerrero, Ousmane Doumbia und Nikola Boranijasevic lagen punktemässig nahe beieinander. Guerrero verrichtete auf der Allmend fast über 90 Minuten überragende Offensivarbeit – unter anderem in der starken Vorbereitung des Führungstreffers im Doppelpass über links mit Antonio Marchesano, mit welchem er sich auf und neben dem Platz sehr gut versteht. Gegen Luzern profitierte Guerrero auch etwas davon, dass sein Gegenüber Mohamed Dräger einige Defensivschwächen mitbringt, die von seinen für einen Super League-Rechtsverteidiger überdurchschnittlichen Offensivqualitäten in der Wahrnehmung etwas kaschiert werden. Die Standards Guerreros sind allerdings zur Zeit nicht mehr so zwingend wie noch in der Vorrunde.

Coric top bei Standards

Blerim Dzemaili hatte eine fehlerhafte Startviertelstunde. Sein mit ausgezeichnetem Timing gespielter Pass auf Assan Ceesay beim 1:0 war die erste gute Aktion. Ab da lief es ihm besser, bis er dann in der Phase vor seiner Auswechslung aufgrund von Müdigkeit wieder nachliess. Ousmane Doumbia und Assan Ceesay machen auch in der Rückrunde bisher eine sehr gute Entwicklung durch und treten physisch sowie am Ball immer souveräner auf. Aiyegun Tosin und Blaz Kramer hingegen haben nach der Winterpause ihre Form noch nicht gefunden. Ante Coric seinerseits verbessert weiterhin seine hervorragende Plus-/Minusbilanz. Vor allem ist der Kroate in der aktuellen Phase der mit Abstand beste Standardschütze im Team. Sein Eckball führte zum 2:0 durch Wilfried Gnonto (Assist: Karols Mets) und auch sein Freistoss war hervorragend getreten (Kramer lenkte den Ball sechs Meter vor dem Gehäuse links vorbei).

Telegramm

Luzern – FCZ 0:2 (0:1)
Tore: 17. Ceesay (Dzemaili) 0:1; 78. Gnonto (Mets) 0:2.
Luzern – Müller; Dräger, Burch, Simani, Frydek (30. Sidler); Jashari; Schulz (72. Emini), Ugrinic (61. Gentner); Campo (46. Kvasina); Cumic (72. Ndiayé), Abubakar.
FCZ – Brecher; Omeragic, Kryeziu, Aliti; Boranijasevic, Doumbia, Dzemaili (75. Mets), Guerrero (90.+1 Khelifi); Marchesano (75. Coric); Ceesay (67. Kramer), Tosin (67. Gnonto).



Das junge Duo Infernale Gnonto / Krasniqi soll wieder in der Tuilières wirbeln – Lausanne-Sport – FCZ Vorschau und Startformationen

Historisch hat der FCZ in der von dbfcz erfassten Zeitperiode gegen Lausanne-Sport(s) (seit 2003 ohne „s“ am Ende) eine negative Bilanz.Genauso wie auch gegen die anderen Kontrahenten aus den „Big 6“ – GC, FCB, Servette und (knapp) YB. In Lausanne hat der FCZ weniger als halbsoviele Siege wie Niederlagen eingefahren. Chancenlose Auftritte in der Stadt am Lac Léman haben in den letzten Jahren wesentlich zur Ablösung der Trainer Forte und Magnin beigetragen. Zuletzt gab es allerdings drei Siege und zwei Unentschieden in den letzten fünf Duellen mit den Waadtländern.

Historische Bilanz Lausanne-Sport gegen den FC Zürich (dbfcz-Statistik Stand: 5.3.2022)

Beim FCZ werden in den Tuilières die beiden gesperrten Omeragic und Dzemaili vermutlich durch Mets und Krasniqi ersetzt werden. Möglicherweise erhält wie schon vor der Winterpause auch diesmal wieder Wilfried Gnonto auf dem Kunstrasen eine Chance von Beginn weg, auf welchem Dzemaili wohl sowieso nicht von Anfang an aufgelaufen wäre. Damit wäre das Duo Krasniqi / Gnonto wieder vereint, welches damals für den 1:0-Führungstreffer im Waadtland gesorgt hatte. Aiyegun Tosin hat seit Wiederbeginn der Meisterschaft noch nicht überzeugen können.

Tatsächlich erhält wie gewünscht Gnonto an Stelle von Tosin die Chance von Beginn weg auf dem Kunstrasen der Tuilières.

Lausanne-Sport hatte zuletzt eine Serie von acht Niederlagen in Folge (inklusive Cup neun). Trotzdem war in der Rückrunde bisher nur die Startniederlage gegen St. Gallen wirklich ein schlechter Auftritt. Die anderen Partien verliefen über weite Strecken ausgeglichen, es fehlte den Waadtländern dabei hauptsächlich ein Goalgetter. Bei der 0:1-Niederlage zuletzt in Sion war Lausanne gar das bessere Team und hätte einen Sieg oder mindestens einen Punkt (so wie der FCZ zuletzt) im Wallis verdient gehabt. Der Leistungstrend unter dem neuen Trainer Casanova zeigt also nach oben. Die taktische Formation wird zwischen und während den Spielen viel gewechselt. Casanova vertraut offenbar Sow nicht, hingegen wird Anel Husic nicht mehr als verletzt gemeldet. Kommt der Schweizer U21-Nationalspieler rein, dann könnte Lausanne mit einer Dreierabwehr auflaufen.

Der wirblige Aussenspieler Toichi Suzuki empfahl sich zuletzt in zentralerer Position. Routinier Adrian Trebel (Nantes, Standard, Anderlecht) unterlief zuletzt in jeder Partie ein kapitaler Fehler. Wäre er jung, hätte ihn das schon länger seinen Platz gekostet. Ausserdem hat Lausanne weiterhin Mühe nach Auswechslungen sofort wieder in die Ordnung zu kommen, was zuletzt Sion im Tourbillon mit dem Siegtreffer von Giovanni Sio ausgenutzt hat. Trainer Casanova hat sich zuletzt vor allem darauf fokussiert, dass seine Mannschaft hinten und im Mittelfeld Zugriff aufs Spiel bekommen hat. Der nächste Schritt wäre nun der häufig einzigen Sturmspitze Pollero (oder Amdouni) Schritt für Schritt mehr Unterstützung zu geben, ohne die Kompaktheit im Mittelfeld zu verlieren.

Auch bei Lausanne gibt es nur einen Unterschied zur Aufstellung in der Vorschau: Ex FCZ-ler Stjepan Kukurozovic darf für Thomas von Anfang an ran. Die taktische Formation wird wohl wieder gleich wie bei der guten Leistung in Sion aussehen.

Tosin und Pollero die produktivsten Torschützen, Ceesays Fehlen zum Start kein Nachteil – Halbzeitanalyse, Teil 7

Im heutigen Halbzeitanalyse-Artikel geht es um das Essentielle im Fussball: Tore, Torbeteiligungen, Abschlüsse und Abschlusseffizienz. YB war auch in dieser Vorrunde die Offensivmacht der Liga und hatte trotz einem grossen Lazarett mit Abstand am meisten Abschlüsse der Liga (37% mehr als der FCZ). Trotzdem erzielten beide Teams gleich viele Tore (43). Daran, dass die YB-Stürmer den Ball zu wenig aufs Tor gebracht hätten, lag es nicht. Der Prozentsatz der Schüsse „on target“ war praktisch identisch mit dem FC Zürich. Und prozentual haben die Berner auch nicht viel mehr aus der Distanz geschossen (YB: 40%, FCZ: 38%).

Auch bei den Aluminiumtreffern lief alles für den FCZ

Der eine Aluminiumtreffer mehr (5 statt 4) macht auch nicht den grossen Unterschied bezüglich erzielten Toren aus. Allerdings sehr wohl bezüglich Punkteverteilung! Der FC Zürich hat wegen seinen vier Aluminiumtreffern nämlich keinen einzigen Punkt verloren (alle Pfosten- und Lattenschüsse gab es entweder bei trotzdem gewonnenen Spielen oder Niederlagen mit mindestens zwei Toren Differenz). YB hat hingegen je einmal durch Aluminiumtreffer in den Spitzenspielen gegen den FCZ und den FCB Punkte verloren. Dem FC Basel hätten sogar sechs der neun Aluminiumtreffer zu mehr Punkten verholfen! Immer natürlich hypothetisch davon ausgehend, es hätte sich sonst am Spiel nichts geändert. Darunter ebenfalls je einmal in Spitzenkämpfen gegen den FCZ und YB. Die beiden Fälle FCB vs. YB und YB vs. FCB heben sich nicht gegenseitig auf, denn mit je einem Sieg an Stelle von zwei Unentschieden hätten beide Mannschaften je einen Punkt mehr.

Pollero mit den meisten Abschlüssen pro 90 Minuten

Kommen wir zu den einzelnen Spielern. Welche hatten die meisten Abschlüsse und Abschlussbeteiligungen? Rodrigo Pollero steht mit 5,36 Abschlüssen pro 90 Minuten in dieser Wertung klar an der Spitze. Zu berücksichtigen ist dabei, dass er in Cupspielen gegen Unterklassige mehr Minuten gespielt hat, als in der Meisterschaft. Allerdings würde er auch ohne den Cup mit seinen acht Liga-Abschlüssen (4,42 pro 90 Minuten) ebenfalls an der Spitze stehen. Auch der vor Weihnachten wieder ins Geschehen eingreifende Tosin liegt mit beinahe vier Abschlüssen pro 90 Minuten noch weit vor dem ersten Feld, welches von Antonio Marchesano und Wilfried Gnonto angeführt wird. Ein Assan Ceesay oder Blaz Kramer kommen auf weniger Abschlüsse pro 90 Minuten. Blerim Dzemaili, Fabian Rohner oder Mirlind Kryeziu kommen im Vergleich mit den Kollegen auf ihren jeweiligen Positionen am meisten zum Abschluss.

Am meisten Zuspiele zu Abschlüssen pro 90 Minuten kommen von Adrian Guerrero und Wilfried Gnonto. Der junge Italiener produziert dabei gleich viele direkte Zuspiele wie Abschlüsse. Im Aufbau der Torchancen vor dem letzten Zuspiel sind die drei Deutschen Moritz Leitner, Marc Hornschuh und „Andy“ Gogia besonders häufig involviert, wenn sie zum Einsatz kommen. Stephan Seiler und Silvan Wallner hingegen haben so wenig gespielt, dass ihre hohen Zahlen auch etwas Zufallscharakter haben. Trotzdem ist es ein Zeichen für das offensive Engagement der beiden Jungen bei ihren Kurzeinsätzen. Insgesamt waren Wilfried Gnonto, Tosin und Andy Gogia an durchschnittlich über acht Abschlüssen pro 90 Minuten beteiligt. Auch in dieser Gesamtstatistik fällt auf, dass Assan Ceesay und Blaz Kramer im Vergleich an relativ wenigen Abschlüssen beteiligt sind. Der stark defensiv ausgerichtete Lindrit Kamberi ist sogar pro 90 Minuten an weniger FCZ-Abschlüssen beteiligt, als Torhüter Yanick Brecher. Ante Coric hat weniger Abschlüsse und Zuspiele pro 90 Minuten als Antonio Marchesano, ist aber insgesamt trotzdem an etwas mehr Abschlüssen beteiligt.

Guerrero und Marchesano bei Abschlussbeteiligungen deutlich vorne

In absoluten Zahlen waren die beiden Compagnons Adrian Guerrero (141) und Antonio Marchesano (140) deutlich am meisten an FCZ-Abschlüssen der Vorrunde beteiligt. Der Vorsprung auf die nächstplatzierten Boranijasevic (93) und Kryeziu (91) beträgt mehr als 50%. Eine typische FCZ-Torchance wird von Kryeziu und Doumbia eingeleitet, Guerrero gibt den entscheidenden Pass oder Flanke und Marchesano schliesst ab. Aussenläufer Adrian Guerrero ist sowohl bei den Abschlüssen wie bei den Zuspielen und in der Vorbereitung dazu unter den Top 3. Der mit den Füssen starke Yanick Brecher war an der Vorbereitung von 38 Abschlüssen beteiligt, davon bei dreien mit dem letzten Pass. In der Schlussphase des Heimspiels gegen den FCB wäre er sogar um ein Haar zum Abschluss gekommen. Er hatte sich bei einem Standard mit idealem Timing zum Kopfball hochgeschraubt, als der Ball gerade noch knapp vor Brecher befreit werden konnte.

Tosin an zweieinhalb Toren pro 90 Minuten beteiligt

Tosin und Pollero haben in der Vorrunde jeweils beinahe ein Tor pro 90 Minuten Einsatzzeit erzielt. In der Super League war es bei letzterem mit seinen beiden Derby-Toren umgerechnet gar mehr als ein Tor pro Volleinsatz. Ceesay, Gnonto, Marchesano und Gogia haben alle mehr als ein Tor pro zwei Volleinsätze erzielt, Verteidiger Kamberi ist nahe dran an dieser Quote. Der beste Assistgeber ist Wilfried Gnonto vor Fabian Rohner, gefolgt von Bledian Krasniqi, Tosin, Ceesay und Pollero. Auffällig, dass in dieser Kategorie ein junges Trio am stärksten ist. Silvan Wallners Einsatzzeit beschränkt sich im Wesentlichen auf eine Halbzeit gegen ein zum damaligen Zeitpunkt inferiores Solothurn (10:0). Die Spitzenposition bei Torbeteiligungen pro 90 Minuten ist dadurch erklärbar. Weit aussagekräftiger, dass Gnonto und Gogia pro Volleinsatz an zwei Toren beteiligt waren, Tosin gar an zweieinhalb! Darauf folgen die beiden besten Zürcher Torschützen Marchesano und Ceesay. Bei den Zentrumsspielern liegen bei Torbeteiligungen Hornschuh und Leitner an der Spitze, bei den Aussenläufern Boranijasevic knapp vor Rohner und bei den Innenverteidigern Kryeziu mit beinahe einer Torbeteiligung pro 90 Minuten! An dieser Stelle muss betont werden, dass jeder beteiligte Spieler pro Tor wirklich nur einmal gezählt wurde, auch wenn er in der Entstehung mehrmals am Ball war oder sein eigenes Tor selbst mit eingeleitet hatte. Tosin war also wirklich an zweieinhalb Toren pro 90 Minuten beteiligt. Unter anderem hatte er wohl den grössten Anteil am Siegtreffer Gnontos im Heimspiel gegen YB.

Fast alle in den letzten zweieinhalb Jahren in der 1. Mannschaft aktiven FCZ-Akteure haben in dieser Vorrunde ihre Torbeteiligungen pro 90 Minuten gesteigert, am stärksten Tosin und im Vergleich mit der letzten Rückrunde auch Marchesano. Einzig Blaz Kramer hat sich im Vergleich zur Rückrunde 20/21 nicht gesteigert. Damals hatte er den gleichen Torbeteiligungsanteil wie Tosin und einen höheren als Ceesay und Marchesano zusammengezählt.

Genauso wie der typische Abschluss insgesamt wurde auch das typische Tor von Adrian Guerrero aufgelegt, mit dem Torschützen Ceesay und Kryeziu, Boranijasevic sowie Doumbia in der Vorbereitung involviert. Insgesamt hatte Antonio Marchesano am meisten Torbeteiligungen, wobei sich der Tessiner als Torschütze am meisten hervorgetan hat. Er war an rund der Hälfte der 56 Zürcher Treffer (inklusive Cup) beteiligt.

Kamberi, Tosin, Ceesay und Gogia mit höchster Abschlusseffizienz

Tosin und Ceesay zeigten eine hohe Abschlusseffizienz und verwerteten je einen Drittel ihrer Abschlüsse. Gogia verwertete 30% seiner Abschlusschancen, Hornschuh, Gnonto und Marchesano einen Viertel. An der einsamen Spitzenposition steht Lindrit Kamberi, der seinen bisher einzigen Abschluss auch verwertete. Auch Kryeziu hat eine bessere Abschlussquote als die meisten Akteure aus dem Mittelfeldzentrum. Blaz Kramer war mit seinen Zuspielen sehr effizient – die Hälfte davon führte zu einem Tor. Auch wenn Ceesay oder Krasniqi einen letzten Pass spielen, ist die Wahrscheinlichkeit eines Torerfolges sehr hoch. Sind Kramer oder Krasniqi hingegen in der Abschlussvorbereitung vor dem letzten Zuspiel involviert, wird die Wahrscheinlichkeit eines Torerfolges vergleichsweise klein, rund 10%. Insgesamt gingen 36% der Abschlüsse, an denen Tosin in irgendeiner Form beteiligt war, rein. Bei Yanick Brecher sind es 22%. Die tiefste Wahrscheinlichkeit eines Torerfolges ergibt sich von den einigermassen regelmässig eingesetzten Spielern bei einer Abschlussbeteiligung von Ante Coric.

Die Abschlusseffizienz von Assan Ceesay war in der Vorrunde sicherlich so hoch wie noch nie. Tosin war hingegen bereits in der Vorrunde 19/20 diesbezüglich auf dem heutigen Niveau und hatte letzte Saison eine massive Flaute. Marchesano und Kramer haben sich bezüglich Effizienz saisonübergreifend zuletzt kontinuierlich leicht gesteigert. Mirlind Kyeziu war in der Rückrunde 19/20 (mit einer Phase von einem Monat mit starken Kololli-Standards direkt nach dem Lockdown) noch leicht effizienter als heute.

Brecher über weite Strecken in jedem zweiten Spiel an einem Tor beteiligt

Zivko Kostadinovic war in der ganzen Vorrunde an keinem Tor beteiligt. Die Abschlussbeteiligungen von Yanick Brecher stiegen nach der Mitte der Vorrunde auf zeitweise über 2,5 pro Spiel und die Torbeteiligungen gegen Weihnachten auf 0,6 pro Partie.

Kamberi trotz Kopfballtor offensiv wenig produktiv

Die Abschluss- und Torbeteiligungen der Innenverteidiger, vor allem von Mirlind Kryeziu, waren in der Phase auf das Cupspiel in Yverdon und die anschliessende Heimpartie gegen Basel hin am höchsten. Der Zentrale Verteidiger war im Peak an 1,6 erzielten Toren pro Partie beteiligt. Lindrit Kamberi hatte hingegen bisher trotz seines Kopfballtores gegen St. Gallen vergleichsweise wenig Abschlussbeteiligungen pro 90 Minuten. Er bewegt sich im Spielaufbau nicht auf dem Niveau der anderen drei Innenverteidiger und fokussierte sich in erster Linie auf seine Defensivaufgaben. Fidan Aliti hat nach einem offensiv wenig produktiven Start ab Mitte Vorrunde Becir Omeragic vor allem bezüglich Torbeteiligungen überholt.

Rohners engagierte Teileinsätze vs. Boranijasevics Spielintelligenz

Fabian Rohner schraubte zum Ende der Vorrunde mit seinen Teileinsätzen gegen Luzern und in Lausanne seine Quote an Abschlussbeteiligungen auf über 20 pro 90 Minuten, auch bezüglich Torbeteiligungen war er eine Zeit lang unter den Aussenläufern vorne. Dass Guerrero an mehr Abschlüssen beteiligt war als Boranijasevic erklärt sich durch die vielen Standards. Boranijasevic hatte aber trotzdem über weite Strecken eine höhere Torbeteiligung pro 90 Minuten als der Spanier. Der Serbe bringt ein gewisses Gespür und Spielintelligenz für die entscheidenen Situationen mit.

Dzemaili bei Teileinsätzen offensiv produktiver

Leitner und Hornschuh waren in der Phase rund um die ersten beiden Cuppartien an vielen Toren und Abschlüssen beteiligt. Blerim Dzemaili hatte seine offensiv produktivste Phase bei seinen Teileinsätzen zu Beginn nach seinem Comeback. Als seine Spielzeit zunahm, nahmen seine Abschluss- und Torbeteiligungen ab. Moritz Leitners Abschlussbeteiligungen nahmen gegen Ende der Vorrunde wieder stark zu, aber diese Abschlüsse führten selten zu Toren. Doumbias und Krasniqis Kurven verlaufen konstant bei rund fünf Abschlussbeteiligungen und einer Torbeteiligung pro 90 Minuten.

Ante Coric nach “Jump-Start“ mit klarer Abwärtstendenz

Am besten aus den Startlöchern bezüglich offensive Produktivität kamen Marchesano und Ceesay. Ihre Abschluss- und Torbeteiligungen nahmen aber im Laufe der Vorrunde ab. Rund um die beiden ersten Cupspiele war Wilfried Gnonto besonders produktiv. Trotzdem war seine Form eigentlich am Ende der Vorrunde am besten. In dieser letzten Phase vor Weihnachten hatten Tosin und Pollero am meisten Abschlussbeteiligungen pro 90 Minuten – beim Uruguayer nahmen allerdings gleichzeitig die Torbeteiligungen ab. Ähnlich bei Blaz Kramer, der gegen die letzte Runde hin einen starken Anstieg an Abschlussbeteiligungen bei gleichzeitigem Rückgang der Torbeteiligungen aufwies. Ante Coric hatte schon bald nach seinem “Jump-Start“ im Cup in Kriens und seinem Traumtor bei seinem ersten Liga-Spiel gegen Servette nach einigen Spielen wieder eine klare Abwärtstendenz bezüglich offensiver Produktivität aufzuweisen und wurde in der Folge dann von Trainer André Breitenreiter auch immer weniger eingesetzt.

Wie schon letztes Jahr festgestellt, ist Assan Ceesay in den Sommermonaten, speziell zum Saisonstart, bezüglich Toren und Assists deutlich produktiver als im Winter und Frühling. Er hat im ersten Saisonviertel mehr Skorerpunkte erzielt, als in den drei folgenden Saisonvierteln zusammengezählt. Diese Bilanz hat sich in dieser Vorrunde natürlich noch weiter akzentuiert. In seiner gesamten Profikarriere bei Chiasso, Lugano, FCZ und Osnabrück hat Ceesay im dritten Saisonviertel ganze drei Skorerpunkte realisiert. Aus dieser historischen Perspektive scheint es für den FCZ kein Nachteil zu sein, dass der Gambier zum Rückrundenauftakt fehlt, zumal er auch am Afrika-Cup trotz grossem Team-Erfolg bisher keinen Skorerpunkt erzielen konnte.

Halbzeitanalyse, Teil 1 – Erfolgsfaktoren, Folgerungen und Ausblick

Halbzeitanalyse, Teil 2 – Mehr Gegentore auf Konter und Weitschüsse

Ceesay defensiv schon vor zwei Jahren mit Quantensprung / Halbzeitbilanz 21/22, Teil 3

Für welchen Gegner welche Taktik? – Halbzeitanalyse 21/22, Teil 4

Tosin, Marchesano und Gnonto die Offensivstützen – Halbzeitanalyse 21/22, Teil 5

Ende Flaute: Boranijasevic effektiv über rechts – Halbzeitanalyse 21/22, Teil 6

Trends der Vorrunde setzen sich fort – FCZ-Testspielbilanz Winter 21/22

Nur drei Testspiele hat der FCZ in der Wintervorbereitung 21/22 absolviert und dabei gegen den Wuppertaler SV und das polnische Spitzenteam Pogon Szczecin (Spitzname: „Hafenarbeiter“) in Belek unentschieden gespielt – und eine Woche vor Rückrundenstart den FC Wil im Heerenschürli 1:0 geschlagen. Erstmals konnte dabei die 1. Mannschaft direkt aus der frisch bezogenen Kabine im neuen „Home of FCZ“ direkt hinaus auf den Platz zum Testspiel laufen. Auch die Büro-Crew ist bereits weitgehend in Schwamendingen eingerichtet. DIe eigentlichen FCZ-Trainingsplätze sind allerdings immer noch im Umbau.

Viel Pressing in den ersten beiden Testspielen

Gegen Wuppertal liess Trainer Breitenreiter in den zwei Mal 60 Minuten jeweils mit Viererabwehr spielen – zuerst mit einem Rhombus im Mittelfeld, dann in einem 4-3-3 (präziser: 4-1-2-3) wie in den Cuppartien in Solothurn und Yverdon. In den anderen beiden Partien formierte sich die Mannschaft dann wieder im üblichen 3-4-1-2. Beim 3:3 gegen Wuppertal agierte der FCZ viel im Pressing – sowohl die eigenen wie auch die gegnerischen Tore entstanden aus FCZ-Pressingsituationen. Ähnlich agierte man 35 Minuten auch gegen Pogon und ging durch einen Marchesano-Ablenker am nahen Pfosten nach einem Dzemaili-Freistoss von der Seite zwischenzeitlich mit 1:0 in Führung.

Déjà Vu bei Standards

Dzemaili trat im letzten Testspiel gegen den FC Wil auch die Mehrzahl der Eckbälle. Aus einem solchen von der rechten Seite entstand das einzige Tor der Partie. Es war praktisch eine Kopie des 3:3-Ausgleichstreffers im August in St. Gallen mit einem schönen Aliti-Ablenker auf Höhe des nahen Pfostens und Gnonto, der den Ball am entfernten Pfosten auf oder vielleicht auch bereits etwas hinter der Torlinie ins Netz lenkte – nur wurde diesmal der Ball eher flach statt hoch gespielt. In einer weiteren Szene hätte Gnonto das Skore erhöhen können. Diese war sozusagen eine Kopie seines 2:0-Führungstreffers vor der Winterpause in Lausanne. Diesmal lenkte Kamberi nach einem Eckball den Ball an die Fünfergrenze, wo Gnonto mit seinem Abschluss aus einer 180 Grad-Drehung an Wils Torhüter Marvin Keller scheiterte. Viele Torchancen liess auch Blaz Kramer liegen, worüber sich der Slowene ärgerte. Gleichzeitig hat sich sein Engagement in der Defensive und im Spielaufbau seit seiner Rückkehr vor der Winterpause im Vergleich zu vorher stark verbessert.

Im 4-1-2-3 über die Seiten anfällig

Im 4-1-2-3 hatte der FCZ defensiv Probleme. Die Aussenverteidiger hatten bei einem so hoch stehenden Flügel zu wenig Unterstützung, wurden über beide Seiten überspielt und im eigenen Strafraum stand nach der Flanke gleichzeitig immer wieder ein Gegenspieler frei. Das erinnerte an eine Reihe von Gegentoren in den letzten Saisons. Die Kombination von äusserem Innenverteidiger plus weit nach hinten arbeitendem Aussenläufer zusammen mit den aussen helfenden Mittelfeldspielern im 3-4-1-2 hat sich zur Abdeckung der Seiten in der Vorrunde und auch der Wintervorbereitung deutlich besser bewährt.

Mets trotz „Wacklern“ ein Startelfkandidat

Auch personell hat sich über den Wintermonat wenig geändert. Die Hierarchie im Tor ist klar. Mirlind Kryeziu wird weiterhin die zentrale Position in der Dreierabwehr einnehmen. Gerade gegen Wil wurde der FCZ in erster Linie über Spieleröffnungen Kryezius nach vorne gefährlich. Neben den Standards. Auf diesen Erfolgsfaktor baut man auch in der Rückrunde. Und diesbezüglich hat man eine hohe Variabilität im Kader. Guerrero, Marchesano, Coric nicht dabei? Dann tritt halt Dzemaili oder Khelifi an – die können das auch sehr gut. Und die Automatismen bei den Standards werden mit zunehmendem Saisonverlauf eher noch besser.

In der Sommervorbereitung war Becir Omeragic am letzten Testspieltag gegen Kriens und Xamax im Heerenschürli zumindest noch zwei Mal zu einem Teileinsatz gekommen. Diesmal reichte es nicht mal dafür. In allen Testpartien dieser Saison zusammengezählt lief der Genfer ganze 74 Minuten auf. Auf der einen Seite hat Trainer Breitenreiter sicherlich das Vertrauen in ihn, auch ohne Testspielminuten in den Beinen. Falls er aber in einer Woche gegen seinen Stammklub noch nicht bereit wäre, dann könnte es zu einer Dreierabwehr mit drei Linksfüssern Mets, Kryeziu und Aliti kommen – mit Mets auf der rechten Seite. Der Este hat wohl einen leichten Vorteil gegenüber Kamberi, auch wenn er gegen Pogon das Gegentor verursacht und einen identischen Fehler (diesmal ohne Folgen) gleich nochmal gegen Wil begangen hat.

Gogia in Zukunft vermehrt auf der linken Aussenbahn?

Auf den Aussenbahnen ist die Situation ebenfalls klar. Bornijasevic und Guerrero sind eine Bank und haben sich ihren erspielten und vor allem erlaufenen Status verdient. Rohner ist der Ersatz auf rechts. Links hat Fidan Aliti gute Ansätze gezeigt, auch wenn er speziell gegen Wil auch etwas unglücklich agiert hat. Andy Gogia gibt sich Mühe, sich defensiv zu verbessern, wenn er als Aussenläufer eingesetzt wird. Ob er mittlerweile wirklich über 90 Minuten auf Super League-Niveau auf dieser Position solide genug auftreten könnte, ist noch eine offene Frage. Aber eine solche Variante scheint zumindest die deutlich bessere Option zu sein, als das System auf zwei offensive Flügel zu ändern. In einer solchen Formation hat Gogia in Wettbewerbsspielen und Tests jeweils enttäuscht. Defensiv gefordert zu werden, tut Gogia und seinem Spiel besser, als wenn er zu viel (vermeintliche) Pausen und Zeit zum Nachdenken hat.

Gnonto und Dzemaili im Aufschwung, Khelifi eine Alternative im Sturm

Im Zentrum scheint alles auf ein Duo Doumbia / Dzemaili herauszulaufen. Dzemaili versucht noch einmal auf ein höheres Niveau zu kommen, was natürlich ein Wettkampf gegen die Zeit ist. Man hat es bei Servette’s ehemaligem Weltklassemann Gaël Clichy gesehen, der zuletzt altersbedingt nicht mehr so dominant aufgetreten ist, wie noch zu Beginn seiner Servette-Zeit. Oder Christian Gentner – der Musterprofi hat nach Manuel Neuer von allen Aktiven am zweitmeisten Bundesligaeinsätze und konnte in der Vorrunde bei Luzern zwar noch mithalten, aber keine wesentlichen Impulse setzen. Auf jeden Fall scheint die Formkurve Dzemailis aktuell nach oben zu zeigen. Wie weit und lange dies in der Super League noch reicht, wird sich zeigen. Bledian Krasniqi zeigte ein paar gute Ansätze, aber von ihm muss sicherlich noch mehr kommen, wenn er einen Stammplatz erobern will. Antonio Marchesano stand gegen Wil nicht im Einsatz. Im letzten Sommer schafften er und andere Zürcher Akteure es genau auf den Saisonstart in Lugano in die beste Verfassung zu kommen. Auch aktuell wieder gegen Servette in einer Woche?

Ante Coric und Moritz Leitner sind zur Zeit etwas aussen vor. Stephan Seiler scheint einen kleinen Schritt nach vorne gemacht haben und wirkte etwas reifer. Von den beiden aus der U21 ins Trainingslager mitgenommenen Jungs wurde Rechtsverteidiger Selmin Hodza auf verschiedenen Positionen eingesetzt, vorwiegend als „Achter“ im Zentralen Mittelfeld. Er bekundete sowohl mit dem Niveau bei den Profis wie auch mit der Position Mühe. Anders der flinke Techniker Miguel Reichmuth, welcher als Alternative für die 10-er oder 8-er Position durchaus einen gewissen Eindruck beim Trainerteam hinterlassen haben dürfte. Auch Henri Koide ist definitiv wieder zurück von seiner Verletzung und hätte dem FCZ als Alternative im Sturm durchaus helfen können. Der Fokus liegt aber auf seiner Entwicklung und Spielpraxis – und die holt er sich in der Rückrunde in der Challenge League bei Xamax auf einem höheren Niveau als der Promotion League. Kramer hat in der Vorbereitung ein Mal getroffen – trotzdem scheinen ihm noch etwas weitere Erfolgserlebnisse zu fehlen. Ob Tosin zum Rückrundenstart fit ist, ist noch unsicher. Eine Bank ist hingegen seit der Schlussphase der Vorrunde Wilfried Gnonto. Der Italiener scheint seine gute Form über den Winter konserviert zu haben. Salim Khelifi ist am ehesten eine Alternative im Sturm und hat da mehr überzeugt, als auf der Achterposition. Khelifi steht da in Konkurrenz zu Rodrigo Pollero. Einer von beiden könnte aufgrund der möglichen Abwesenden zum Auftakt die Chance auf einen Teileinsatz haben.

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