Formstarker Baroan vs. formschwachen Perea / Winterthur – FC Zürich Vorschau mit möglichen taktischen Formationen

Auf der Schützenwiese treffen im Kantonsderby die beiden was die Resultate betrifft formschwächsten Teams der Liga aufeinander. In den letzten fünf Partien hat der FC Winterthur zwei, der FC Zürich drei Punkte geholt. Nur zwei Tore gelangen dem Letzigrund-Team in dieser Zeit, beide aus Freistössen in Strafraumnähe: der mit Abstand schlechteste Offensiv-Output der Liga. Gegen Ende der Vorrunde hat man sich noch mit der Chancenerarbeitung schwer getan. Dieser Aspekt hat sich seit der Winterpause deutlich verbessert. In den drei Partien seit der Winterpause hätte der FC Zürich nach Expected Goals sieben Treffer erzielen müssen – es waren aber nur zwei. Das Problem der Chancenverwertung aus dem Spiel heraus konnte bisher nicht gelöst werden. Goalgetter Juan José Perea hat sein letztes Tor im Oktober erzielt.

Frei verdrängt Di Giusto auf den Flügel

Der FC Winterthur verlor zuletzt drei Heimspiele in Folge, dabei die beiden Partien gegen Luzern und Lugano vor und nach der Winterpause auf fast schon traumatische Weise noch in der Nachspielzeit mit 3:4 und 2:3. Der FCW hatte dabei phasenweise sehr gut gespielt, wurde aber nicht belohnt. Man fängt sich ganz allgemein viele Gegentore in der Schlussphase ein – ganz im Gegensatz zum FCZ. Am Sonntag in Yverdon ging man gegen einen im eigenen Stadion hinten rein stehenden Gegner durch einen umstrittenen Penalty nach VAR-Eingriff in Rückstand, was Yverdon in die Karten spielte. Gemessen an den Torchancen war die 0:3-Niederlage beim ehemaligen Verein des neuen FCW-Trainers Uli Forte aber verdient. Winterthur tritt mit einem spielerisch starken Fünfermittelfeld an, wobei Fabian Frei zuletzt den offensiven Schlüsselspieler Matteo Di Giusto von Zentrum auf den Flügel verdrängt hat. Im Gegensatz zu FCZ-Perea ist Winterthurs Mittelstürmer Antoine Baron gut im Flow. Der frühere Top-Torschütze der Bulgarischen Liga hat in den letzten fünf Partien vier Tore erzielt und dazu auch noch ein Assist beigesteuert.

FCZ mit Dreier- oder Viererabwehr? Denoon oder Gbamin?

FCZ-Coach Ricardo Moniz deutete an, dass er in Winterthur wohl wie gegen Basel wieder mit Dreierabwehr spielen wird. Wie allgemein bekannt, sind Last Minute-Überraschungen beim FCZ aber nie auszuschliessen. Neben Gómez und Ligue beginnt in der Dreierabwehr einer aus dem Duo Denoon / Gbamin.

Tritt der FCZ hingegen wie zuletzt häufig im 4-2-4 an, könnte Ballet für Conceição in die Startformation rutschen.

Super League-Check zum Rückrundenstart 2025: Klubs und Kader

Die Super League präsentiert sich zum Rückrundenstart so spannend wie vermutlich noch nie. Woher kommt diese aktuelle Ausgeglichenheit? Schaut man sich die Budgets / Ausgaben der Super League-Klubs an dürfte es eigentlich niemals so eng in den Top Sechs der Tabelle sein. Der FC Basel und YB bewegen sich von den finanziellen Möglichkeiten her um die 100 Millionen Schweizer Franken-Grenze und damit auf Bundesliga-Niveau. Der Rest der Liga arbeitet mit einem Drittel dieser Mittel oder weniger. Dies auf der Basis der letzten von der Swiss Football League publizierten Zahlen aus dem Jahr 2024, die sich mehrheitlich auf 2023 beziehen. Da gab der FCB insgesamt etwas mehr Geld aus als YB (Operationelle Ausgaben + Transferausgaben + Sonstige Aufwendungen).

St. Gallen als Vorbild für den Rest des (finanziellen) Liga-Mittelfeldes

Ob bei den bald zu erwartenden Zahlen für 2024 die Champions League-Qualifikation der Berner oder die grossen Erfolge auf dem Transfermarkt der Basler stärker ins Gewicht gefallen sind, wird sich bald weisen. YB hatte zuletzt sicherlich mehr finanzielle Reserven auf der Seite, wird diese aber weitgehend für ein Infrastrukturprojekt (Trainingszentrum) einsetzen. Diese Reserven haben daher auf die Finanzkraft YB’s im Tagesgeschäft wenig Einfluss. Das Budget der FCB-Organisation müsste eigentlich sogar noch etwas höher als bei 103 Millionen Schweizer Franken angesetzt werden, wenn man den FCB Campus und den Verein FC Basel 1893 dazurechnet. Der Bau des Campus vor 14 Jahren (20 Millionen) und die Betriebskosten (jährlich mind. 3 Millionen) wurden in einer separaten Rechnung über Jahre von Gönnern (in erster Linie Ex-Präsidentin Gigi Oeri) getragen. Die anderen Klubs der Liga liegen finanziell nahe beieinander. Winterthur und vermutlich auch Yverdon (für 2023 noch ohne vergleichbare Zahlen) sind dabei etwas hinter dem Rest anzusiedeln. Allerdings erarbeitet sich der FC St. Gallen sein Budget von 35 Millionen Schweizer Franken selbst. Die anderen Mittelfeldklubs benötigen Zuschüsse von Mäzenen, um mit den Ostschweizern finanziell mithalten zu können. Lugano hat trotz Joe Mansueto das vierttiefste Budget der Liga und setzt dieses sehr effizient ein. Ohne Mäzen wären die Tessiner in der Budgettabelle noch hinter Winterthur. Dabei profitieren sie allerdings auch etwas von vermutlich tieferen Kosten für Stadionbetrieb, Trainingsgelände, Nachwuchs und Frauen-Abteilung als bei manchen Konkurrenten.

In den letzten drei Jahren hat der FC Basel im Durchschnitt 21 Millionen Schweizer Franken pro Jahr für Transfers ausgegeben. Dies ist eine Dimension, die es im Schweizer Fussball nie zuvor gegeben hat. Die Hälfte der Bundesliga-Klubs tätigt geringere Transferausgaben. Für den FCB geht die Rechnung aber auf. Einzelne der für mehrere Millionen geholten Spieler können deutlich teurer verkauft werden und benötigen dafür keine Europacupeinsätze – und nicht einmal überzeugende Leistungen in der Super League. Voraussetzung dafür, dass eine solche Strategie funktionieren kann, sind neben Risikobereitschaft exzellente Kenntnisse des internationalen Spieler- und Transfermarktes. YB gibt für seine Zugänge weniger als die Hälfte aus – der FCZ, St.Gallen oder GC nur rund 10%.

103 Millionen Budget, 21 Millionen Transferausgaben, 523 Partien in Top 5-Ligen im Kader: FC Basel mischt auf dem Spielermarkt auf Bundesliga-Niveau mit

Mit Mohamed Salah (Liverpool), Riccardo Calafiori (Arsenal) und Renato Veiga (Chelsea) spielen drei Ex FCB-Transfers bei Englischen Spitzenklubs. Thierno Barry (Villarreal) ist aktuell mit sieben Treffern zusammen mit Jude Bellingham oder Antoine Griezmann auf dem 10. Platz der La Liga-Torschützenliste. Mit Xherdan Shaqiri kann man sich den wohl prominentesten und erfolgreichsten Schweizer Liga-Rückkehrer aller Zeiten leisten. Ansonsten wird vor allem in Spieler mit viel Potential investiert. Das FCB-Kader hat aber auch mit Abstand am meisten Topligen-Erfahrung aufzuweisen. Xherdan Shaqiri, Marwin Hitz, Kevin Rüegg, Mohamed Dräger, Léo Leroy, Bénie Traoré, Anton Kade und Albian Ajeti bringen es zusammen auf 523 Partien in der Premier League, La Liga, Serie A, Bundesliga und Ligue 1. Das YB-Kader hat 354 Topliga-Partien auf dem Buckel. Dahinter folgen Sion und GC. Die Walliser haben zwar die Aufstiegsmannschaft im Sommer weitgehend zusammengehalten, mittlerweile inklusive Winterzuzug Federico Barba aber doch wieder eine für Super League-Verhältnisse ziemlich prominent besetzte Mannschaft beisammen. Yverdon ist hingegen hauptsächlich aufgrund eines einzigen Spielers so hoch in der Wertung – Torhüter Paul Bernardoni mit seinen 181 Partien in der Ligue 1. Auch beim FCZ macht Steven Zuber mit seinen 129 Bundesliga-Partien allein mehr als zwei Drittel des Wertes aus.

Bei der Anzahl Champions League-Partien (ab Gruppenphase / Ligaphase) liegt hingegen wenig überraschend YB klar vorne. Dies zu grossen Teilen dank den langjährigen Kadermitgliedern, die im YB-Dress in der Champions League antraten. Dass der FC Basel letztmals in der Saison 17/18 in der Champions League-Gruppenphase antrat, drückt sich aus FCB-Sicht schmerzlich in dieser Statistik aus. Immerhin sind vom damaligen Kader mit Mirko Salvi, Dominik Schmid, Taulant Xhaka und Albian Ajeti immer noch (oder wieder) vier Spieler dabei. Es zeigt sich damit aber auch eindrücklich, dass die Theorie unzutreffend ist, dass es für einen lukrativen Transfer in eine gute Liga das “Schaufenster Champions League“ brauche. Die sportlichen Abteilungen von Profiklubs sind mittlerweile kompetent genug, das Potential eines Talentes adäquat einschätzen zu können lange bevor dieses in einem Wettbewerb wie der Champions League auftaucht. Ein Beispiel: Napoli zahlte 2022 für Kvicha Khvaratskhelia vom georgischen Erstligisten Dinamo Batumi 13 Millionen Euro. Entscheidend ist das Potential eines Spielers, nicht in welchem Wettbewerb er spielt. So ist es möglich, dass der FC Basel auf dem Transfermarkt deutlich erfolgreicher ist als YB. Die Berner haben in den letzten Jahren vor allem “fertige“ Spieler gekauft mit denen man die Meisterschaft gewinnen kann – Basel hingegen eher Talente mit Topliga-Potential, die noch den letzten Schliff benötigen. Am drittmeisten Champions League-Erfahrung im Kader weist übrigens der FC Winterthur auf! Vor allem natürlich dank seinen Rückkehrern Fabian Frei und Luca Zuffi. Aber auch Torhüter Stefanos Kapino hatte schon mal einen Champions League-Einsatz.

Sion und GC heben sich bezüglich internationaler Erfahrung vom Mittelfeld ab

Bei Länderspiel-Erfahrung im Kader liegen YB und der FCB praktisch gleichauf an der Spitze. Wie bei der Anzahl Topliga-Spiele liegen auch in dieser Wertung Sion und GC an dritter und vierter Position. Es sind nach FCB und YB die Klubs mit der meisten Auslanderfahrung auf hohem Niveau im Kader. Das sich in starker Form befindliche Lausanne-Sport hat so gut wie keine Länderspielerfahrung. Die Leistungsträger der Waadtländer stammen vorwiegend aus Ländern mit einem guten Nationalteam und sind in diesen etwas unter dem Niveau ihrer Landesauswahl anzusiedeln. Dies hat unter anderem den Vorteil, dass Coach Ludovic Magnin in Länderspielpausen jeweils fast mit dem ganzen Kader arbeiten kann.

Die Spieler des aktuellen Young Boys-Kaders haben zusammengezählt 63 Nationale Meistertitel im In- und Ausland gewonnen. Unter anderem dank sechs YB-Meisterschaften in den letzten sieben Saisons. Die Gesamtzahl der Meistertitel des FCB-Kaders sind mit 27 aber ebenfalls beachtlich. Der FC Winterthur liegt auch in dieser Wertung an dritter Stelle. Luzern- und Servette-Spieler haben so gut wie keine Erfahrung darin Meistertitel zu gewinnen. Sie sind deshalb aber auch vielleicht umso hungriger. Speziell bei Servette ist das Ziel Meisterschaft ein offenes Geheimnis.

Lugano holt aus seinen durchschnittlichen Mitteln viel heraus

Die Verteilung der gewonnenen Cup-Titel ist zwischen den Super League-Kadern ausgewogener verteilt. Servette als Schweizer Cupsieger 2024 liegt nach YB an zweiter Position. Der FC Sion hat seinen letzten Cup vor einem Jahrzehnt (2015) gewonnen, scheint aber bei der Rekrutierung von neuen Spielern speziell auf ihr Cup-Palmarès zu achten.

Im neuesten Marktwert-Update auf transfermarkt.ch haben diesen Winter der FC Basel und noch mehr Lugano einen grossen Sprung nach oben in die Nähe von YB gemacht. Der FCZ liegt gemäss Einschätzung der Transfermarkt-Community auf der Höhe von SIon, GC und Yverdon bezüglich Marktwerte in der “Abstiegsregion“. Lugano gibt zwar etwas mehr Geld für Transfers aus als die sich diesbezüglich im mittleren Bereich befindlichen Teams wie Luzern oder FCZ, die eingesetzten Mittel der Tessiner sind aber weniger als die Hälfte dessen was YB und weniger als 20% dessen was der FC Basel ausgibt. Trotzdem wird der Marktwert des Teams praktisch gleich hoch eingeschätzt wie derjenige des FC Basel. Die Tessiner holen also mit sehr viel weniger Mitteln fast gleich viel heraus, was für die Qualität der Arbeit im Transferbereich und auch in der kontinuierlichen und strukturierten Entwicklung ihrer Spieler spricht. Lugano hat das Durchschnittsalter seines Kaders zuletzt signifikant gesenkt, liegt aber diesbezüglich immer noch eher im mittleren Bereich, profitiert bezüglich Marktwerte also nicht vom Jugendfaktor. Die jüngsten Kader der Liga sind Luzern, FCZ und FCB.

Beispiel Winterthur: viel Super League-Erfahrung ist nicht zwingend ein Erfolgsrezept

Der FC Winterthur hat den ältesten Kader vor Sion und Servette – und auch denjenigen mit der meisten Super League-Erfahrung! Diesbezüglich liegt Winterthur vor YB und Servette. Der FCW ist das einzige Team bei welchem die Schweizer Spieler in der Mehrheit sind. Schon seit Jahren spielen bei Winterthur fast ausschliesslich Einheimische, ähnlich wie beim FC Thun. Es ist ein Kader mit vielen langjährigen Super League-Spielern wie Fabian Frei, Luca Zuffi, Roman Buess, Musa Araz, Basil Stillhart, Silvan Sidler oder Matteo Di Giusto. Bei Lausanne-Sport beispielsweise stellt Captain Olivier Custodio als langjähriger Super League-Spieler eine Ausnahme dar. Die lokalen Spieler sind entweder Junge aus dem eigenen Nachwuchs oder wurden aus der Challenge League heraufgeholt. Die Beispiele zeigen, dass Super League-Erfahrung kein Erfolgsrezept in der Super League darstellt. Die Leistungen vieler Mannschaften werden stark von aufstrebenden Spielern getragen, die “von unten“ kommen.

290 Super League-Tore haben die Akteure im YB-Kader zusammengezählt bisher erzielt. Dahinter folgen Winterthur, Sion und Lugano. Der FC Basel liegt diesbezüglich im Mittelfeld obwohl er mit Albian Ajeti und Kevin Carlos gleich zwei frühere Super League-Topskorer in seinen Reihen hat.

Der FC Zürich siedelt sich bei den in diesem Artikel untersuchten Messgrössen mehrheitlich im unteren Mittelfeld, bei einzelnen im oberen Mittelfeld an. Er ist bei keinem Kriterium an der Spitze mit dabei. Der Marktwert des Kaders ist praktisch gleich tief wie derjenige des diesbezüglich Zweitletzten Yverdon. Die Verpflichtung von Steven Zuber hat nichts daran geändert, dass der FCZ bezüglich Anzahl Topliga-, Champions League- und Länderspiele im Vergleich mit den Ligakonkurrenten insgesamt im mittleren Bereich liegt. Zusammenfassend ist die aktuelle Ausgeglichenheit an der Ligaspitze überraschend. YB und FCB müssten der Konkurrenz eigentlich weit voraus sein. Lugano und Servette arbeiten mit ihren durchschnittlichen Mitteln sehr effizient und konnten mittelfristig ihre Erfolge im Schweizer Cup und Europacup nutzen, um auch in der Meisterschaft noch kompetitiver zu werden.

Konstanter FCW empfängt Wundertüte FCZ / Kantonsderby FCW – FCZ VORSCHAU

Die beiden Kantonsrivalen steigen mit einer im Direktduell ausgeglichenen Meisterschaftsbilanz in den Kampf um einen Europacup-Platz. Für Winterthur wäre es die erste Teilnahme am Europacup / einem UEFA-Wettbewerb (zu Beginn der 70er-Jahre nahm man mehrmals am damals inoffiziellen Intertoto Cup teil). Inklusive Cup hat der FC Winterthur bisher eine positive Saisonbilanz gegen den FC Zürich. Der FCW kann als Vorteil die grössere personelle und taktische Konstanz für sich beanspruchen. Der FC Zürich lebt zur Zeit eher vom Prinzip Hoffnung und dem grundsätzlich vorhandenen Potential seiner Spieler. Die praktisch inexistente Torproduktion der letzten Partien nagt aber natürlich weiterhin an der Mannschaft Wer löst den Knoten?

Winterthur braucht Stillhart – der Winterthurer Bajrami mit FCZ-Début?

Der FC Winterthur hat zuletzt gegen die beiden Spitzenteams YB und Servette drei knappe Niederlagen in Meisterschaft und Cup hinnehmen müssen. im Stade de Genève zeigte sich in der 1. Halbzeit, dass eine Doppel-6 Schneider / Durrer gegen das Direktspiel Servettes durch die Mitte nicht genügt. In Abwesenheit von Zuffi und Jankewitz ist Stillhart im Winterthurer Zentrum unverzichtbar. Wie so häufig könnte Coach Patrick Rahmen gegen den FC Zürich auf eine Winterthurer Offensive bestehend aus lauter Ex FCZ-Spielern (Burkart, Di Giusto, Ltaief, Turkes) bauen. Randy Schneider ist sein auf verschiedenen Positionen einsetzbarer Offensiv-Allrounder, welcher zuletzt in Genf bereits sein viertes Tor seit der Winterpause erzielt hat.

Beim FC Zürich fallen mit Nikola Boranijasevic, Lindrit Kamberi und Cheick Condé diesmal wichtige Spieler aus. Die Aussagen von Coach Ricardo Moniz an der Pre-Match Pressekonferenz deuten darauf hin, dass sich die Aufstellung an derjenigen zum Start der 2. Halbzeit gegen YB orientieren wird, als man bis zum Platzverweis gegen Condé ein paar gute Minuten hatte. Sie deuten ebenfalls darauf hin, dass er mit einem typischen MIttelstürmer auflaufen will. Dies könnte die Chance für Labinot Bajrami sein. Als Winterthurer ausgerechnet auf der Schützenwiese sein Super League-Début zu feiern, wäre natürlich doppelt speziell. Die Alternative ist Ivan Santini, der vor der Partie aber als fraglich gemeldet wird. Auf den Flügeln gibt es mit Oko-Flex, Nils Reichmuth, Okita und Sabobo verschiedene Optionen. Jeder von diesen Kandidaten hat seinen Stil, um für Überraschungsmomente und Torgefahr sorgen zu können. Sie haben alle aber ebenfalls gemeinsam, dass gewisse defensive Defizite nicht von der Hand zu weisen sind – exemplarisch sichtbar beim vorentscheidenden 0:2 gegen YB, als Oko-Flex zu wenig tut, um den Diagonalball auf Itten zu verhindern.

Fokus auf Nutzung offener Räume oder Neutralisierung des Gegners?

Ein 4-3-3 würde auch in defensiver Hinsicht passen, da es das 4-2-3-1 des FC Winterthur spiegelt. Schon gegen YB hatte Ricardo Moniz die taktische Formation des Gegner mit einem Rhombus im Mittelfeld gespiegelt und damit zu einer gegenseitigen Neutralisierung und somit chancenarmen Spiel beigetragen. Moniz, ganz Holländer, setzt zumindest verbal aber seinen Fokus auf die Offensive und Kreativität als Ansatzpunkte zur Verbesserung der Resultate. Denkbar, dass Marchesano nicht von Beginn weg auflaufen wird. In letzter Zeit hat er als Joker sowieso im Schnitt bessere Leistungen gebracht. Auf der 6er-Position könnte die aktuelle Form, die spielerischen Mittel und Abschlussqualitäten für Cheveyo Tsawa und gegen Marc Hornschuh sprechen. Aktuell braucht der FCZ jeden Mann auf dem Platz, der sich in einem Flow des Toreschiessens befindet. Das ist bei einem Tsawa oder auch Sabobo der Fall. Conçeição wird wohl diesmal auf der Rechten Seite beginnen. Selmin Hodza wurde zuletzt in der U21 mit der Captainbinde am Arm auf der Doppel-6 eingesetzt. Nevio Di Giusto wirkt in den letzten Wochen mit seinen Einsätzen in verschiedenen Teams (U21, U19, 1. Mannschaft) etwas überspielt und ist ausser Form geraten. Ein weiteres Bruderduell mit Matteo ist aktuell daher eher unwahrscheinlich.

Direktbegegnungen im Überblick (dbfcz)

Direktbegegnungen im Überblick (Transfermarkt)

Daten und Fakten im Vergleich (Transfermarkt)

Marchesano: „Am liebsten hängende Spitze“

Antonio Marchesano vom FC Biel wurde bereits Anfang September vom FCZ als Neuzugang für die Saison 2016/17 vorgestellt, und gleichzeitig nochmal für eine Saison an die Seeländer verliehen. Der neue Mehrheitseigner des FC Biel, Carlo Häfeli, und dessen Vorstand haben das Budget des Klubs signifikant erhöht. Mit Transferaktivitäten sollen in der aktuellen Spielzeit CHF 700’000.- erwirtschaftet werden. Mit dem Marchesano-Transfer zum FCZ wurden CHF 230’000.- an Transfereinnahmen früh in der Saison ein Drittel davon realisiert.

Der Tessiner ist zweifellos schon seit Jahren einer der technisch und spielerisch besten Spieler der Challenge League, welchem aber in Sachen Laufvermögen, Qualitäten im Spiel ohne Ball und selbst bezüglich Torgefährlichkeit auch für Verhältnisse der zweithöchsten Liga einiges an Qualität fehlte. Im Sommer vom FC Winterthur zu einem runderneuerten FC Biel gewechselt, wirkte Marchesano nun aber fitter, als die Jahre zuvor. Vor allem wurde er von Trainer Patrick Rahmen auf seiner Lieblingsposition als hängende Sturmspitze eingesetzt, und hatte so einen kürzeren Weg zum Tor. Die Folge waren 10 Tore in den ersten sieben Runden.

Kaum aber hatte der 1.67 m grosse Offensivmann den Vertrag beim FCZ unterschrieben, zeigte seine Leistungskurve stark nach unten – und es folgte nur noch ein einziges Tor bis zur Winterpause, was parallel den ganzen FC Biel in eine sportliche Krise stürzte – auch wenn in diese Phase wegen muskulären Problemen im linken Oberschenkel drei verletzungsbedingt verpasste Spiele fielen. Wegen seiner nachlassenden Torgefährlichkeit und der Rückkehr der zweiten Sturmspitze Gaëtan Karlen wurde Marchesano von Trainer Patrick Rahmen zudem häufiger wieder zurück ins Mittelfeld beordert, wo der aus Bellinzona stammende Offensivmann aber noch schlechter agierte.

Der Tessiner war im Sommer neben dem höheren Jahreslohn (inklusive Zusatzleistungen im tiefen sechsstelligen Bereich) vor allem auch deshalb von Winterthur zu Biel gewechselt, weil ihm dort Einsätze auf seiner Lieblingsposition versprochen wurden. Im Gespräch mit Züri Live äusserte sich Antonio Marchesano Ende Oktober über seine Lieblingsposition, den FCZ und die Möglichkeit eines vorgezogenen Wechsels im Winter:

Unter dem Strich konnte Marchesano seine Super League-tauglichkeit in der Vorrunde nicht unter Beweis stellen. Sami Hyypiäs taktisches Konzept kommt Marchesano entgegen, da der Finne mit einem torgefährlichen Techniker als hängende Spitze hinter Franck Etoundi spielen will. Allerdings gibt es für diese Position aktuell mehr als genug Alternativen. Es ist bereits die Idealposition von solch wichtigen Spielern wie Oliver Buff, Mario Gavranovic und Davide Chiumiento. Hinzu kommen Christian Schneuwly und Artjom Simonyan, die ebenfalls am liebsten und besten in dieser Rolle agieren. Den Sprung von der U20- in die U21-Nationalmannschaft hat Antonio Marchesano in Jugendzeiten nicht geschafft – ob ihm der Sprung in die Super League doch noch gelingt, ist offen. Er wird aber aus athletischen und taktischen Gründen eher noch etwas mehr Anpassungsschwierigkeiten zeigen, als beispielsweise sein Tessiner Offensivkollege Patrick Rossini.