Die FCZ Frauen sind nach dem Überraschungssieg in der Meisterschaft in Genf heute in Winterthur (NLB) Favorit. Der gesperrte Captain Naomi Mégroz kehr dabei in die Startformation zurück. Im Tor erhält heute Riana Gmür eine Chance. Auch die in der Women’s Super League noch nicht häufig von Beginn weg eingesetzten eigenen Nachwuchsspielerinnen Bürge, Lysser, Degirmenler, Ibishaj und Rama erhalten eine Chance von Beginn weg.
Die FCB und die FCZ Frauen treffen in einem Spitzenkampf der Women’s Super League im St. Jakob Park aufeinander. Die Partie wird von Züri Live am Freitagabend ab 18:50 live übertragen.
Auch im Jahr 2017, als die FCB Frauen die FCZ Frauen erstmals im St. Jakob Park empfangen haben, war Züri Live live dabei gewesen:
Ex FCZ-Sportchef holt viele ehemalige FCZ Frauen zu chronisch erfolglosem FCB
Nach vier Runden sind die ersten fünf Teams (St. Gallen, FCZ, FCB, Servette, GC) nur zwei Punkte auseinander. Die beiden Meisterschaftsfavoriten sind Titelverteidiger Servette und der FCB. Diese beiden Teams bestehen fast ausschliesslich aus von extern hinzu transferierten Spielerinnen von denen ein grosser Teil viel Erfahrung in den umliegenden Topligen (Bundesliga, Ligue 1, Serie A) mitbringen. Servette und der FCB haben somit Mannschaften, die in diesen Ligen mithalten können müssten. Die Genferinnen sind aktuell in Gedanken noch stark mit der Champions League-Qualifikation beschäftigt, wo sie gegen die AS Roma (mit Ex FCZ- und FCB-Stürmerin Alayah Pilgrim) eine letzte, aber relativ grosse Hürde in Richtung Gruppenphase vor der Brust haben. Sie mussten wohl auch deshalb gegen St. Gallen bereits eine Niederlage hinnehmen.
Die FCB Frauen sind schon seit mehr als einem Jahrzehnt jede Saison mit einem der prominentesten Teams der Liga am Start – immer mit der grössten Bundesliga-Erfahrung im Kader. Trotzdem haben sie in ihrer Geschichte bisher noch nie einen Meistertitel und erst ein einziges Mal den Cup gewonnen. Diesen Sommer gab es im Gegensatz zu 2023 aber quantitativ keine grosse Transferoffensive von Spielerinnen aus Deutschland. Stattdessen wurde die Verteidigung mit Oliwia Wos, Marion Rey (beide vom FCZ) und Andjela Krstic (Roter Stern) verstärkt. Ex FCZ Frauen-Sportchef Theo Karapetsas holte damit nach Eleni Markou, Coumba Sow, Sabina Jackson und Laura Vetterlein (neu Assistenztrainerin) weitere ehemalige FCZ-Spielerinnen ans Rheinknie. Dies nachdem zuvor Markou, Rey oder Alayah Pilgrim ebenfalls durch Karapetsas den umgekehrten Weg gegangen waren.
Herausragende Milena Nikolic
Das Auftaktprogramm der FC Basel Frauen in die Saison 24/25 war eher einfach. Trotzdem gab es in Aarau bereits eine überraschende Niederlage gegen einen Aussenseiter. Davor hatte das Team von Trainerin Kim Kulig (zuvor langjähriger Assistenzcoach des Bundesliga-Topteams Wolfsburg) beim 2:1-Auftaktsieg gegen YB nach anfänglichem Rückstand und mit einer harten Gelb-Roten Kare gegen die Bernerinnen bereits etwas Glück gehabt. In diesen ersten zwei Partien leistete sich Kulig allerdings taktische Pröbeleien. Der Versuch mit der Dreierabwehr lief schief. Nach der Rückkehr zum 4-3-3 / 4-1-4-1 lief es in der dritten und vierten Liga-Partie deutlich besser. In Thun und Luzern folgten jeweils ein 3:0- und 6:1-Auswärtssieg. Der FC Basel hat sicherlich das physisch stärkste Team der Liga. Herausragend tritt dabei aktuell Mittelstürmerin Milena Nikolic auf. Diese hat eine für die Liga und den Frauenfussball ganz allgemein aussergewöhnliche Qualität im Abschluss per Kopf entwickelt, so dass man gegen den FCB defensiv vor allem Flanken und Standards in Strafraumnähe verhindern muss. Aber auch wenn Nikolic den Ball im Strafraum auf den Fuss erhält, muss man als Verteidigerin die Ruhe bewahren, keine vorschnellen Entscheidungen fällen und die Drehungen aufmerksam mitgehen.
Die FCZ Frauen unter dem neuen Trainer Renato Gligoroski hatten ein ähnlich einfaches Startprogramm wie die FCB Frauen. Sie mussten bisher nur beim Derby im Heerenschürli (0:0) in der 4. Runde die ersten Punkte abgeben. Dies obwohl es im Team nach dem Abgang von zahlreichen langjährigen Leistungsträgerinnen zuletzt einen grossen Umbruch gegeben hat. Der FC Zürich gehört bei den Frauen zusammen mit YB, GC und St. Gallen zu den Herausforderinnen der Spitzenteams. FCZ, YB und GC haben im Schnitt sehr junge Teams und eine Mischung von einer grossen Anzahl Spielerinnen aus dem eigenen Nachwuchs kombiniert mit einigen ausländischen Verstärkungen oder Perspektivspielerinnen. St. Gallen und Luzern sind hingegen eher Regionalauswahlen mit Spielerinnen jeglichen Alters.
Die jüngsten FCZ-lerinnen machen Freude
Die mit Abstand älteste und erfahrenste Akteurin im Gligoroski-Team ist die Irische Nationalspielerin Diane Caldwell, die sich im Vergleich zu ihrem Auftakt in Zürich zuletzt gesteigert hat. Dazu kommen ein paar wenige Spielerinnen mittleren Alters mit Naomi Mégroz (neu Captain und Penaltyschützin), Kim Dubs und Viktoria Szabo, die durch den Abgang der bisherigen Teamleaderinnen aufblühen und Verantwortung übernehmen können. Die U21-Mannschaft der FCZ Frauen. die als einziges existierendes Frauen U21-Team der Schweiz über Jahre in der Nationalliga B Spitzenresultate erreicht hat, wurde aufgrund der Einführung einer U20-Liga aufgelöst. Einer ganzen Reihe von Spielerinnen aus dieser Mannschaft wurde diesen Sommer die Chance gegeben, sich nun in der Super League zu beweisen. Darunter unter anderem Alketa Rama, Tochter des legendären Thun-Stürmers Milaim Rama. Das Mittelfeld wird von den drei jungen Deutschen Deyss, Schuster und Baraniak gebildet. Die offensiv wichtigste Spielerin ist bereits die erst 17-jährige Ungarin Borbala Vincze, welche zuletzt am Derby an Krücken gesichtet wurde und für die Partie in Basel fraglich ist – genauso wie Chiara Bücher und Pamela Dutra. Mit Rahel Hinder (16) und Derin Degirmenler (17) konnten zwei weitere sehr junge Spielerinnen aus dem eigenen Nachwuchs bereits auf sich aufmerksam machen.
In der dritten Saison mit Playoffs treffen bei den Frauen im Final zum dritten Mal die selben zwei Teams aufeinander. Servette war als Qualifikationssieger jedes Mal Favorit – so auch diesmal. Die grösste Stärke der FCZ Frauen ist es allerdings, in den entscheidenden Spielen ihre Bestleistung abzurufen – auch diesmal? Vor zwei Jahren in Lausanne hatte der FCZ viel Glück, vor einem Jahr in St. Gallen begeisterte er mit seiner wohl besten Saisonleistung und gewann verdient. Seither wurde Servette, speziell in der Sturmreihe, weiter verstärkt. Der FCZ hingegen verlor mit Vetterlein, Höbinger, Riesen, Pilgrim, Schertenleib, Friedli, Markou und Egli einen wesentlichen Teil der besten Spielerinnen.
Achtung! Das Spiel wird ab 15:05 Live auf Züri Live übertragen!
Viel Qualität und Routine bei Servette
Dass die FCZ Frauen überhaupt eine Chance gegen Servette haben, liegt unter anderem daran, dass die im Herbst noch mit fehlender Spritzigkeit kämpfenden Routiniers Caldwell und Bernauer sich im Frühling gesteigert haben. Zu den Stärken des Teams gehört das mittlerweile wohl beste Pressing der Liga, über welches sie à la Marchesano in St. Gallen auch gegen Gegner wie Servette Tore erzielen können. Dies zeigte sich beim 3:0-Sieg in Genf zum Abschluss der Qualifikation. Es war die bisher einzige Saison-Niederlage der Genferinnen, die in dieser Partie allerdings nicht in Bestformation antraten. Speziell die Ersatz-Innenverteidigung Spälti / Zogg zeigte sich unstabil.
Ein Sieg der FCZ Frauen in diesem dritten Final wäre aufgrund der Stärkeverhältnisse also noch etwas überraschender als die zwei davor. Speziell das Sturmtrio mit den beiden Schwedischen Flügeln Korhonen / Simonsson und der von der AC Milan ausgeliehenen Litauerin Jonusaite sucht auf Schweizer Frauenfussballplätzen ihresgleichen. Die einzige Schweizerin in der Stammformation ist Mittelfeldspielerin Sandrine Mauron, die vor einem Jahrzehnt als 17-jähriges Talent aus Yverdon zu den FCZ Frauen kam, und sich in den folgenden fünf Jahren zur FCZ-Stammspielerin, Nationalspielerin und einem Transfer zu Frankfurt mauserte. Das routinierte Mittelfeldtrio wird durch die Französin Maeva Clémaron und die Spanierin Paula Serrano komplettiert. In der ebenfalls sehr Länderspiel-erfahrenen Abwehrkette hat Captain Monica Mendes ihren Startplatz nicht auf sicher, weil ihre portugiesische Landsfrau Marchão und die Französin Bourma ebenfalls berechtigte Ambitionen darauf haben.
Nach reifer Leistung gegen den FCB: die letzte FCZ-Challenge für Legende und Leistungsträgerinnen
Der FCZ zitterte sich gegen Basel ins Endspiel
SRF
Die FCZ Frauen haben im Halbfinal gegen den FC Basel zwei Mal eine sehr engagierte und gleichzeitig reife Leistung abgeliefert. Sie hatten einen klaren Plan und brachten die richtige Mischung von Energie und Coolness auf den Platz. Die Eingespieltheit der Mannschaft fiel dabei ins Gewicht. Und die eingewechselte 16-jährige Ungarin Borbala Vincze sorgte am Ende zusammen mit Aussenverteidigerin / Flügelspielerin Chiara Bücher für die Differenz. Die im Sommer von Bayer Leverkusen nach Zürich gewechselte 20-jährige Bücher war in der Bundesliga nur wenig zum Einsatz gekommen. In der ersten Saison in der Schweiz konnte sie ihre Einsatzzeiten steigern und bringt speziell in den Playoffs mit ihrer Power, Laufbereitschaft und Einsatzwillen auf der rechten Seite ein wichtiges Element ins Zürcher Spiel. Es war denn auch kein Zufall, dass ihr Ballgewinn gegen Coumba Sow im Rückspiel zum entscheidenden zweiten FCZ-Tor Vinczes führte.
Genau weil Nationalspielerin Sow in solchen Situationen am Ball vor dem eigenen Strafraum einen Schwachpunkt hat, wurde sie letzte Saison bei Servette viel weiter vorne, häufig gar als Mittelstürmerin eingesetzt. Diese Erfahrungswerte fehlten dem prominent besetzten, aber im letzten Sommer neu zusammengewürfelten FCB-Team offensichtlich. Julia Stierli ist in ihrem letzten FCZ-Spiel nach zehn erfolgreichen Jahren natürlich für die Startformation vorgesehen, während die 37-jährige Legende Fabienne Humm im letzten Spiel ihrer Karriere wohl nochmal als Joker die Entscheidung erzwingen will. Die vor einem Jahr in St. Gallen noch im Rollstuhl mitfiebernde Kim Dubs komplettiert zusammen mit Borbala Vincze das Zürcher Sturmjoker-Trio.
In der Women’s Super League haben sich die besten vier Teams für die Playoff-Halbfinals qualifiziert. Die FC Basel Frauen (3. nach der Qualifikation) empfangen dabei im Hinspiel im Leichtathletikstadion St. Jakob den FC Zürich (2.). Obwohl der FC Basel bei den Frauen seit mehr als einem Jahrzehnt traditionell jeweils ein für Schweizer Verhältnisse prominent besetztes Kader mit grosser “Bundesliga-Fraktion“ an den Start bringt, konnten die Baslerinnen den Schweizer Meistertitel noch nie erringen. Nur drei Mal seit 2008 hiess der Meister nicht FC Zürich: je einmal waren YB, Neunkirch und Servette erfolgreich. Auch diese Saison hat der FCB wieder das am prominentesten besetzte Kader mit einzelnen ehemaligen Bundesliga-Spitzenspielerinnen wie Vojtekova oder Rudelic. Dazu passt, dass auf der Trainerbank mit Kim Kulig ebenfalls ein sehr prominenter Name des Frauenfussballs Platz genommen hat.
Achtung! Das Spiel wird ab 17:55 Live auf Züri Live übertragen!
Welche Vorteile bringt der FC Basel in das Duell:
International bekannte Spielerinnen, viel Top-Liga Erfahrung, aufgerüstetes Kader
Wachsender Zuschauerzuspruch aufgrund Transferoffensive, ungewohnt schlecht abschneidendem Männer-Team und Verfügbarkeit eines Kleinstadions mit passender Grösse
Breiteres Kader, Qualität von der Bank – speziell in Mittelfeld und Sturm
Theoretisch müssten die FCB Frauen aufgrund der Titelflaute auch hungriger sein. Das hätte aber schon häufig der Fall sein müssen und bewahrheitete sich bisher jeweils nicht. Welche Vorteile bringt der FC Zürich ins Duell:
Eingespielte Mannschaft, die organisch gewachsen ist
Fähigkeit, sich in entscheidenden Spielen zu steigern – unter anderem zuletzt zwei Mal als leichter Aussenseiter Meister in den Playoffs – hilfreich sind dabei Women’s Super League-erfahrene Mentalitätsspielerinnen wie Humm, Stierli, Wos oder Mégroz
Das Team hat sich zuletzt taktisch weiterentwickelt und ist in der Lage ein aggressives Pressing aufzuziehen
FCB überzeugt im Viertelfinal mehr
Die FCB Frauen haben im Viertelfinal nach einem Auswärts-Unentschieden im Viertelfinal-Rückspiel die aufsässigen und gefährlichen St. Gallerinnen zu Hause 3:0 geschlagen und nehmen daraus sicherlich einiges an Selbstvertrauen mit. In allen Linien bringt das Team in zentralen Positionen sowohl viel Physis wie auch Erfahrung mit – unter anderem mit den beiden Zürcherinnen Sow und Csillag.
In den Viertelfinal-Duellen mit Luzern hinterliessen die FCZ Frauen einen durchzogenen Eindruck. Captain Fabienne Humm konnte in dieser Saison nicht mehr so viel Einfluss aufs Spiel nehmen wie früher. Kann sich die aus der U21 aufgerückte Monika Ibishaj als designierte Nachfolgerin aufdrängen? Die ebenfalls erfahrene Vanessa Bernauer kämpfte sich nochmal ans Super League-Niveau heran. Julia Stierli will nach einem Jahrzehnt FCZ vor ihrem Wechsel zum SC Freiburg einen starken Abschluss. Die letzte Saison noch enttäuschende Viktoria Pinther hat sich in dieser Saison zu einer Schlüsselspielerin gesteigert. Und die Rückkehr von Kim Dubs ist nicht nur ein Moral-Boost, sondern sorgt auch für mehr Unberechenbarkeit und Torgefahr.