Ricardo Moniz und sein Asterix-Problem: welche Taktik für den FCZ?

„Der Trainer ist nicht so wichtig“ ist ein Satz den FCZ-Trainer Ricardo Moniz in den letzten Pressekonferenzen wiederholt geäussert hat. Was steckt dahinter? Bescheidenheit? Koketterie? Oder doch mehr? Die Story lässt sich mit zwei ungleichen Freunden als Protagonisten erzählen: Asterix und Obelix. Zwei Freunde mit der Mission die Römer zu ärgern – und dies als Fussballprofi. Dies gelang ihnen schon mehr als einmal. Im Cupfinal 2018 konnten sie den Römern zu Berna in Unterzahl das Tafelsilber unter der Nase wegschnappen. Und in der Saison 21/22 gelang es ihnen gar, den Cäsarenthron zwischenzeitlich aus der Bundesstadt zu entwenden. Asterix ist in Bellinzona geboren und musste von klein auf die geringere Körpergrösse beim Fussballspielen mit Technik und „Köpfchen“ wettmachen. Über Obelix wird erzählt, er soll als Kind einmal bei Vollmond in den Katzensee gefallen sein und sei in den Monaten danach enorm gewachsen. Er entschied sich dann aber später gegen eine Karriere als Steinstösser am Unspunnenfest, da dieses nur alle zwölf Jahre stattfindet – und er nicht nur Hinkelsteine, sondern auch Fussbälle weit und gleichzeitig präzise schiessen konnte.

Asterix und Obelix erobern Bern

Kennengelernt haben sich Asterix und Obelix aka Antonio Marchesano und Mirlind Kryeziu im Sommer 2015 beim FC Biel. Kryeziu kam als Leihspieler des FCZ vor allem in der Rückrunde zu erster wertvoller Spielzeit im Profibereich. Marchesano „explodierte“ gleich zum Saisonstart mit zehn Toren in den ersten sieben Runden. Sein damaliger Coach Patrick Rahmen beorderte den Mittelfeldspieler weiter nach vorne und liess ihn als 10er oder hängende Sturmspitze auflaufen. Der FC Zürich verpflichtete Marchesano noch vor Ende des Transferfensters, lieh ihn aber für die laufende Saison 15/16 zurück an den FC Biel aus, da man sich auf der Position mit Davide Chiumiento und Oliver Buff vorläufig gut genug aufgestellt sah. Marchesano und der Südkürvler Kryeziu (sowie Benjamin Kololli) wurden in Biel Kumpels – in einer Saison an deren Ende Biel Konkurs ging und der FCZ abstieg.

Nach einer erfolgreichen Challenge League- und Europacup-Saison (nicht gegen Römer, aber immerhin Rumänen) erreichte Marchesano im Alter von 26 Jahren endlich das gelobte Land der Super League. Ähnlich wie in Biel (zurückhängende Spitze im 4-4-2) wurde er von Uli Forte und danach Ludovic Magnin auf der 10er-Position eingesetzt – in der Regel in einem 4-2-3-1. Marchesano hatte in seiner ersten Super League-Saison manchmal noch etwas Mühe, sich an den höheren Rhythmus zu gewöhnen. Seine Züri Live-Note lag damals im Schnitt bei unspektakulären 5,4. In den Wochen vor dem Cupfinal spielte sich dann auch Mirlind Kryeziu in die Mannschaft. Beim Saisonhöhepunkt in Bern standen Kryeziu und Marchesano gemeinsam in der Startformation. Magnin überraschte YB mit der Umstellung auf die Dreierabwehr Thelander / Brunner / Kryeziu, welche er zwei Wochen davor bei einem 4:1-Heimsieg gegen den FC Basel erfolgreich getestet hatte (im letzten Spiel vor dem Cupfinal in Lugano liess Magnin als Ablenkungsmanöver wieder mit Viererabwehr spielen).

Breitenreiter richtet den FCZ an Marchesano aus, Foda nicht

Der Cupfinal 2018 war beim FCZ die Geburtsstunde des 3-4-1-2 Systems mit dem man in der Saison 21/22 sensationell den Meistertitel gewinnen sollte – mit Marchesano natürlich auf der 10er-Position und Kryeziu nun als unbestrittenem Abwehrchef in der Mitte der Dreierabwehr. Schnelles, direktes Spiel durch die Mitte ist der Fussball, welcher Marchesano am meisten liegt, und der den FCZ in jener Saison zum Meister machte. Der Tessiner kann dabei seine Technik, Spielintelligenz und Gedankenschnelligkeit optimal in die Waagschale werfen – und durch die entstehenden Räume im Umschaltspiel geht der 1,68m grosse Tessiner Zweikämpfen gegen schwergewichtigere Gegenspieler aus dem Weg. André Breitenreiter hatte damals vor der Saison das Gespräch mit den Führungsspielern gesucht, um die Spielphilosophie zu besprechen. Wofür dabei Marchesano plädierte, ist nicht schwer zu erahnen. Der Cupfinal 2018 war seine “Blaupause“. Angereichert wurde die Spielweise 21/22 durch Eins-zu-eins Deckung auf dem ganzen Platz in der Defensiven Phase nach dem Vorbild von Atalanta unter ihrem langjährigen Coach Gian Piero Gasperini (und FCZ-Junior Berat Djimsiti als einer der Führungsspieler).

Nach Breitenreiter kam Franco Foda. Die Züri Live-Notenentwicklung zeigt eindeutig, dass es die Teamleader Marchesano, Dzemaili, Brecher und Gnonto waren, deren Leistungsniveau unter Foda in den Keller rasselte. Im ersten Spiel bei YB liess Foda noch im Meister-System spielen. Der FCZ war gut in der Partie, aber Marchesano verschoss einen Penalty. Auch beim Stand von 0:1 war man nahe am Ausgleich dran, bis Foda mit seinen Wechseln zu früh zu viel Risiko nahm, was in einer 0:4-Klatsche endete. Das grosse Thema in der Mannschaft war damals aber die Champions League-Qualifikation. Gegen Qarabag Agdam in Baku begann Foda nochmal mit dem System und der Spielweise aus der Meistersaison. Qarabaq legte viel Energie in die ersten 20 Minuten. Der FCZ wurde überfahren und lag zur Pause 0:2 hinten. Da hatte Foda genug gesehen und wechselte von der Manndeckung im 3-4-1-2 auf Raumdeckung im 3-4-3 – mit Marchesano neu auf der Position rechts im Dreimannsturm. Der FCZ gewann so die 2. Halbzeit mit 2:1 (total nach 90 Minuten: 2:3). Von da an suchte Foda nach einem neuen System: 4-4-2, 3-4-3 und 4-2-3-1 waren die Startformationen der folgenden drei Partien. Marchesano wurde dabei nicht mehr auf seiner Lieblingsposition eingesetzt, und begann manchmal gar auf der Ersatzbank.

Henriksen ist erfolgreich mit Afriyie statt Marchesano auf der 10er-Position

Die Europacup-Resultate unter Foda waren gut, in Meisterschaft und Cup blieben sie aber schlecht. Unter Nachfolger Bo Henriksen änderte sich dies, nicht aber die persönliche Situation von Marchesano. Henriksen setzte Marchesano wie zuvor Kollege Foda als Stürmer ein – oder auf die Bank. Dies änderte sich auch nicht zu Beginn der Saison 23/24. Zwar hatte sich Henriksen nun wieder auf das 3-4-1-2 System aus der Meistersaison festgelegt, aber auf der 10er-Position liess er Daniel Afriyie auflaufen – und dies sehr erfolgreich. Mit einem personell ausgedünnten Kader waren die Resultate im ersten Saisonviertel sogar besser als in der Meistersaison. Gegen den Coach opponieren ging in dieser Situation nicht. Bis zur Winterpause war der FCZ in der Tabelle ganz vorne dabei. Als man aber in den letzten drei Partien vor der Winterpause vom (VAR-)Pech verfolgt wurde und trotz guten Leistungen gegen Luzern, in Winterthur und in St. Gallen insgesamt nur einen Punkt ergatterte, wurde es sofort unruhig. Marchesanos (und Kryezius) ehemaliger Berater Milos Malenovic reagierte als Sportchef öffentlich ziemlich heftig auf die unglücklich verlaufene Woche.

Der Start in die Rückrunde misslang, Henriksen kam in der Bundesliga unter und das Duo Murat Ural / Umberto Romano übernahm. Es folgten Wochen des Pröbelns mit unterschiedlichen Systemen. Zu Beginn lag der Fokus auf einer offensiven Spielweise und viel Goodwill für eigene Talente im Sinne von Murat Ural. Nach einem 2:2 zu Hause gegen Stade Lausanne-Ouchy setzte man dann aber stärker auf defensive Absicherung und Routiniers – was eher der Ausrichtung von Umberto Romano entspricht. Und nun sind wir in der Story bei Ricardo Moniz angelangt. In den letzten fünf Partien der alten und den ersten Wochen der neuen Saison switchte der Holländer zwischen dem Rhombus-System (4-1-2-1-2) und dem 4-3-3 hin und her. Häufig liess er sein Team im einen System beginnen – und während der Partie ins andere wechseln.

Das Holländische 4-3-3 ist auch New School

Als „Alter Holländer“ liegt Moniz natürlich das 4-3-3 am nächsten. Noch bis vor etwa zwei Jahren haben in der Eredivisie ausnahmslos alle Mannschaften so gespielt. Popularisiert wurde dieses System in den 70er-Jahren durch Johan Cruyffs Ajax und das Niederländische Nationalteam (als „besseres Team“ zwei Mal WM-Final Verlierer) in Kombination mit den Prinzipien des Total Voetbal (“Totaler Fussball“). Den Totalen Fussball verstanden im Rest Europas nicht alle, aber das 4-3-3 mit dem typischen Flügelspiel wurde auch in der Schweiz bis Ende der 80er-Jahre zur vorherrschenden Spielweise sowohl bei den Profis wie auch Amateuren und Junioren. Bis es hierzulande vom aus Schweden importierten 4-4-2 und der damals neuen Pressing-Philosophie inklusive Offsidefalle mit Protagonisten wie Sacchi, Hitzfeld oder Fringer abgelöst wurde.

Bevor das 4-3-3 aber aussterben konnte, exportierte es Cruyff als Trainer nach Barcelona. Dessen ehemaliger Spieler Pep Guardiola führte dann den vom ersten FCZ-Captain Hans „Joan“ Gamper gegründeten Klub in einem revitalisierten und modernisierten 4-3-3 mit Weltklasse-Talenten aus der eigenen Jugend zu neuen Höhenflügen. Ricardo Moniz redet zwar im Zusammenhang mit dem 4-3-3 von „Old School“, aber ausgedient hat dieses System noch lange nicht. Bis vor etwa vier Jahren spielten die Juniorenauswahlen des Schweizerischen Fussballverbandes und die meisten Spitzenjuniorenteams der Schweizer Klubs fast ausschliesslich mit diesem System. Dies einerseits inspiriert durch die Erfolge des Spanischen Nationalteams, andererseits aber auch da es als besonders ausbildungsfreundlich galt. Ausserdem passte es zum damaligen Talentpool und den Selektionskriterien, die eher kleine, technisch gut entwickelte Talente favorisierte. Bei Juniorenländerspielen waren die Schweizer regelmässig im Schnitt einen halben Kopf kleiner als viele europäische Gegner. Alain Geiger führte Servette im 4-3-3 zurück in die Super League und in die erweiterte Liga-Spitze. Der aktuell von vielen als heissester Meisterkandidat gehandelte FC Lugano spielt mit einer von der Körpergrösse her eher kleinen Mannschaft ebenfalls im 4-3-3. Und Jürgen Klopp’s Liverpool hat jahrelang bewiesen, dass man im 4-3-3 auch ein sehr effektives Pressing aufziehen kann.

Das grosse Dilemma des Ricardo Moniz

Als „Old School“ im positiven Sinne empfindet Moniz das Spiel über die Seiten und die Eins-gegen-Eins Situationen Flügel gegen Aussenverteidiger. Das sind Fussballprinzipien, die in Holland mehr als eine Philosophie sind. Es handelt sich eher um ein Glaubensbekenntnis der „Jünger Cruyffs“, das von Generation zu Generation weitergegeben wird. Das Oranje-Team wird dabei nicht nur als Repräsentant eines Landes, sondern fast noch mehr einer bestimmten Art von Fussball gesehen. Erdreistet sich ein Nationaltrainer davon abzuweichen, ist die Kritik riesengross. Vor diesem Hintergrund stellt sich die offensichtliche Frage, warum Ricardo Moniz beim FCZ nicht von Anfang an ausschliesslich aufs 4-3-3 gesetzt hat – und nun sogar davon abgekommen ist.

Den einen Grund hat er immer wieder erwähnt. Wenn man zwei Spieler für die offensiven Flügelpositionen opfert, die man auch zentraler einsetzen könnte, dann müssen diese Spieler die Qualität haben, sich häufig genug in Eins-gegen-eins Situationen durchsetzen können. Sonst geht die Rechnung unter dem Strich nicht auf. Positive News für Moniz: der FCZ hat im Juniorenbereich mittlerweile so viele starke Flügel und Eins-gegen-Eins Spieler wie wohl noch nie. Allerdings sind diese alle zwischen 15 und 17 Jahre alt und noch nicht ganz ready für das Profiteam. Einer von ihnen, der 15-jährige Dylan Munroe, wurde mittlerweile auf der FCZ-Webpage wieder von der Kaderliste der 1. Mannschaft gestrichen. Von den Flügel-Auftritten eines Oko-Flex, Emmanuel oder Chouiar zu Beginn der Saison war Moniz offenbar nur mässig begeistert, obwohl sie eigentlich nicht schlecht waren. Seine Erwartungshaltung scheint in diesem Bereich speziell hoch zu sein.

Das zweite Problem heisst Marchesano: im 4-3-3 gibt es seine Lieblingsposition der „Nr. 10“ nicht. Und damit sind wir wieder bei der anfänglichen Aussage von Ricardo Moniz: „Der Trainer ist nicht so wichtig“. Letztendlich entscheiden häufig die Profile, Qualitäten und Vorlieben der Schlüsselspieler wie gespielt wird – und nicht der Trainer.

Umstellung auf ein System ohne Flügel ausgerechnet mit der Ankunft von Ballet

Nach der schlechten 1. Halbzeit gegen Luzern mit Okita und Ligue auf den Flügeln sowie den sich nicht im Rhythmus befindlichen Denoon und Tosic als Aussenverteidiger fiel offenbar die Entscheidung zur Rückkehr zur Dreierabwehr. Obwohl das Problem beim Personal und nicht beim System lag. Mit dem sich vor allem als Pressing-System eignenden Rhombus hatte der FCZ zu Beginn der Saison mit schnellen Umschaltsituationen gegen Yverdon und Shelbourne „zu Null“ gewonnen. In Bern gegen YB erreichte man mit diesem System ein 2:2, worauf Moniz auch zu Hause gegen Vitoria Guimaraes auf das 4-1-2-1-2 setzte. Die Portugiesen waren aber in den meisten Belangen schlicht die bessere Mannschaft. Ob man mit einem anderen System da mehr hätte ausrichten können, ist fraglich. Der wichtigste Vorteil des FCZ wurde vom Schiedsrichter beschnitten, weil dieser bei den vielen taktischen Fouls der Gäste gegen den immer wieder entwischenden Emmanuel die Gelbe Karte jeweils in der Tasche stecken liess, wodurch dieser seine Schnelligkeitsvorteile nicht ausspielen konnte. In der Schlussphase nahm Moniz dann mit dem 4-2-4 zu viel Risiko, was zum schnell aufeinanderfolgenden 0:2 und 0:3 führte.

Ausgerechnet zeitgleich mit der Ankunft des Flügelspielers Samuel Ballet stellte man auf das Cup-Spiel in Le Locle hin auf Dreierabwehr um. Einzelne Schweizer Fussballjournalisten vertraten zuletzt die Meinung, dass beispielsweise ein 3-4-3 eigentlich gut für Flügelspieler sei, da mehr Seitenpositionen zur Verfügung stünden, auf denen diese eingesetzt werden könnten. Dies ist falsch. Die äusseren Stürmer in einem 3-4-3 spielen nicht auf dem Flügel (Aussenbahn), sondern auf den Halbpositionen. Dies verlangt nach einem anderen Stürmertyp – wobei es natürlich auch Stürmer gibt, die beides spielen können. In einem 3-4-3 spielen vorne eher drei „Mittelstürmer“ oder allenfalls „Halbstürmer“ – keine „Flügel“. Armstrong Oko-Flex oder Jonathan Okita sind allerdings sowieso eher für die Halbpositionen als für den Flügel geeignet. Samuel Ballet hingegen ist ein typischer Flügel.

Bizarrer Widerspruch: System auf die Mitte ausgerichtet, Spielweise auf die Seiten

Die sich daraus ergebende Situation wirkt bizarr. Im Gegensatz zu Foda und Henriksen hat Moniz nun sowohl das System wieder auf Marchesano ausgerichtet, als auch diesen als unbestrittenen Stammspieler auf der 10er-Position etabliert. Gleichzeitig redet er aber von Flügelspiel und Eins-gegen-Eins Situationen auf der Seite. Dabei bedeuten Dreierabwehr und Marchesano in einer zentralen Rolle beides zwingend, dass durch die Mitte gespielt werden muss. Dort findet man die Überzahlsituationen – bei insgesamt acht Feldspielern im Zentrum und auf den Halbpositionen – und nur je einem auf den beiden Aussenbahnen. Im Meisterteam sind selbst die Aussenläufer Boranijasevic und Guerrero in der Offensiven Phase mit ihren Diagonalläufen in die Mitte vor den gegnerischen Strafraum gezogen. Mit nur je einem Aussenspieler hingegen regelmässig an die Grundlinie kommen zu wollen, klingt nicht logisch und erfolgsversprechend. An der Pressekonferenz vor dem Derby nannte Moniz Vorbilder wie Marcelo, Roberto Carlos oder Jordi Alba. Das waren aber alles leichtgewichtige Aussenverteidiger mit viel Ausdauer, die aus einer Viererabwehr mit Flügelspielern davor agierten. Eine völlig andere Ausgangslage als die kräftigen Ballet und Ligue alleine auf der Aussenbahn. Man scheint die Quadratur des Kreises anzustreben.

Schnelligkeit ist immer ein Plus, aber Aussenläufer benötigen vor allem Ausdauer. Optimalerweise sollte ein Aussenläufer in einem System mit Dreierabwehr daher ein Leichtgewicht sein, mit einem Körperbau, der in Richtung eines Langstreckenläufers tendiert – wie bei einem Alejandro Grimaldo, Jeremie Frimpong, Adrian Guerrero, Rodrigo Conceição oder Doron Leidner. Ein kräftig gebauter Junge wie Samuel Ballet stösst hingegen bei dem Laufvermögen, welches auf dieser Position verlangt wird, an seine Grenzen. Sein Einsatzwille ist formidabel, aber damit allein schafft man es auf Dauer nicht.

Junior Ligue scheint die Position zumindest von seiner Spielanlage her besser zu passen. Er hat auch schon in einzelnen Spielen bei den Junioren oder Testpartien mit der 1. Mannschaft unter Bo Henriksen auf dieser Position gespielt und gezeigt, dass er es kann. Die Ausdauerfrage stellt sich letztlich aber wohl auch bei ihm. Das Problem mit Conceição oder Leidner wiederum ist, dass sie zwar sehr gut auf diese Position passen würden, leistungsmässig diese Saison bisher aber noch keinen vertrauenswürdigen Eindruck hinterlassen haben – auch wenn Leidner zuletzt etwas Aufwärtstendenz zeigte. Stattdessen sieht Moniz Emmanuel weiterhin als Alternative auf links, obwohl dies aufgrund dessen taktischer Unbedarftheit in St. Gallen kolossal schief gelaufen ist.

Vier Handlungsoptionen für den FC Zürich

Das treffende Bild für den inneren Widerspruch der aktuellen Taktik und Spielweise des FC Zürich sind ein Samuel Ballet und ein Junior Ligue, die in St. Gallen ganz auf sich allein gestellt gegen einen doppelnden Gegner über die Seiten immer und immer wieder erfolglos durchzukommen versuchen. Moniz ist 60 Jahre alt, hat aber in seiner ganzen Trainerkarriere noch nie mit Dreierabwehr spielen lassen. „Ein Abenteuer“ nennt er dies. Seine Mannschaft scheint personell und auch vom Team-Spirit her in einem guten Zustand zu sein. Um so mehr wäre es schade, wenn man sich im taktischen Bereich unnötig selbst Knüppel zwischen die Beine werfen würde. Dabei gäbe es durchaus mehrere stimmige Handlungsoptionen.

Variante A: Der FCZ setzt in der 1. Mannschaft voll auf 4-3-3 und Flügelspiel, der Wunschtraum von Moniz

  • Vorteil: Es ist das klassische System für den dominanten Fussball, den man spielen möchte. Das 4-3-3 steht für mutigen Fussball. Man hat speziell nach der Verpflichtung von Samuel Ballet auch die Spieler dafür, im Nachwuchs sowieso.
  • Nachteil: Für die formstarken (und einflussreichen) Marchesano und Chouiar ist es nicht das ideale System. Und es ist eine Abkehr vom Erfolgsrezept der letzten beiden Titel (Cupsieg 2018, Meistertitel 2022).

Variante B: Zurück zum Meistersystem mit Dreierabwehr und direktem Umschaltspiel durch die Mitte mit aller Konsequenz

  • Vorteil: Es hat 21/22 funktioniert und die Schlüsselspieler sind weitgehend dieselben. Das Kader ist zudem eher noch etwas besser besetzt als damals. Ideal auf Marchesano ausgerichtet.
  • Nachteil: Entspricht nicht der neuen Vereinsphilosophie und den Vorlieben von Trainer Moniz. Wenig passende Spieler für die Aussenpositionen und diese (Conceição, Leidner) wirken bei weitem nicht so verlässlich, wie es Boranijasevic und Guerrero waren.

Variante C: Wie bei Variante B Dreierabwehr und Spiel durch die Mitte, aber mit kontrolliertem Spielaufbau analog Bayer Leverkusen (Alonso) oder Schweizer Nationalmannschaft (Yakin)

  • Vorteil: Man kann das 3-4-2-1 auf das man eben gerade umgestellt hat, beibehalten – und dank der darin enthaltenen “Box“ im Zentrum trotzdem dominant auftreten.
  • Nachteil: Es braucht Zeit, um die Abläufe zu erarbeiten. Möglicherweise würden aktuell wichtige Spieler wie Marchesano oder Condé nicht optimal zu dieser Spielweise passen. Aussenläuferproblem analog Variante B.

Variante D: 4-2-3-1 als Kompromiss

  • Vorteil: Man kann mit je zwei Spielern auf der Aussenbahn spielen und gleichzeitig Marchesano auf der 10er-Position einsetzen – wie früher unter Forte und Magnin.
  • Nachteil: Ein eher “fauler“ Kompromiss. Tendenziell ein konservatives System, nicht ideal für dominanten Fussball. Zudem möglicherweise kein Platz für Chouiar.

Quo vadis FCZ? Die Formation vorne mit der Doppel-10 Marchesano / Chouiar und der Spitze Perea passt zu diesen Spielern, die aktuell aufgrund ihres Formstandes zu Recht den Offensivstamm bilden. Auch hat man mit dem neuen System trotz aller Ungereimtheiten in Basel überzeugend gewonnen und in St. Gallen in einem hochstehenden Duell in den ersten drei Vierteln der Partie gut bis sehr gut gespielt. Unmittelbar vor dem 2:1 des FCSG hatte der FCZ selbst eine Grosschance und diese Führung wäre verdient gewesen. Letztendlich entschieden der für einmal schlechte Auftritt Krasniqis und die Fehlbesetzung des taktisch noch unbedarften Emmanuels als Linker Aussenläufer die Partie. Beim Heimspiel gegen Sion lief daraufhin beim FCZ nicht viel zusammen und der 1:0-Sieg war glücklich – gegen Lugano konnte sich das Team wieder etwas steigern.

Profis hinken vereinsintern hinterher

Insgesamt hinkt die 1. Mannschaft vereinsintern in der Entwicklung hin zur neuen Philosophie noch etwas hinterher. Natürlich ist es bei den Junioren und Frauen einfacher eine neue Philosophie rascher konsequent umzusetzen, weil diese viel weniger unter öffentlicher Beobachtung stehen und kaum Feedback auf zwischenzeitlich schlechte Resultate erhalten. Auch bewegt sich die Konkurrenz auf einem tieferen Level. Um in der (Männer-)Super League erfolgreich bestehen zu können, muss jedes Detail stimmen. In der Anfangsphase in St. Gallen hatte der FCZ trotzdem bereits eine Ball- und Spielkontrolle wie man sie in der Super League selten sieht. Der Ausgleich zum 1:1 war Ausdruck davon, während das Gegentor kurz davor etwas aus dem Nichts fiel. Bayer Leverkusen und die Schweizer Nationalmannschaft zeigen, dass man in einem System mit Dreierabwehr durchaus die gewünschte Dominanz im Spiel entwickeln kann. Aber man muss dafür definitiv mehr durch die Mitte spielen, als dies der FCZ aktuell tut. Die Bilder eines Samuel Ballet, der in St. Gallen auf der Seite immer wieder gedoppelt wird und in der Schlussphase des Sion-Spiels nach Luft schnappt, sprechen Bände.

Nicht verschwiegen werden soll, dass es grundsätzlich in der heutigen Welt des Fussballs auch einen Pep Guardiola gibt, der mit Manchester City seit Jahren vorwiegend ein 3-2-5 oder 2-3 -5 praktiziert. Vincent Kompany lässt Bayern in einem 2-4-4 angreifen und Fabian Hürzeler Brighton in einer Art 3-1-6. Ricardo Moniz redet im Zusammenhang mit seinem Team auch häufig von einem 3-2-5. Die angesprochenen Teams schaffen es, sich über weite Strecken einer Partie in der gegnerischen Platzhälfte aufzuhalten. Es ist Ausdruck einer personellen und taktischen Exzellenz, die mit auf Super League-Niveau tätigen Spielern und Trainern schwierig umzusetzen ist – umso mehr wenn es in der Liga mehrere Klubs mit deutlich mehr finanziellen Mitteln gibt.

Ricardo Moniz an der Pressekonferenz vor seinem ersten Derby als FCZ-Trainer (fcz.ch)

FCZ Saisonanalyse – Teil 3: Fast so wenig Gegentore wie in der Challenge League-Saison

2023/24 ist der FC Zürich mit einem Schnitt von ziemlich genau einem Gegentor pro Wettbewerbspartie Defensiv hervorragend aufgetreten. Der Trend der sinkenden Anzahl Gegentore pro Spiel seit 19/20 wurde nach einer letztjährigen Delle fortgesetzt. Speziell zu Beginn der Saison konnte man mit mehreren „Clean Sheets“ aufwarten. Seit 2010 hat man nur in der Challenge League-Saison eine leicht bessere Defensivbilanz gehabt. Offensiv steigerte sich der FCZ im Vergleich zur Vorsaison ebenfalls, wenn auch nicht im gleichen Masse. Die Meistersaison 21/22 präsentiert sich in der Statistik mit 2,33 Toren pro Spiel Offensiv als eine Ausnahmesaison. Nach dem Aufstieg erzielte der Stadtclub 17/18 ebenfalls einen sehr guten Schnitt von 1,78 Treffern pro Partie. Danach erreichte man die Torquoten von der Zeit vor dem Abstieg mit Ausnahme der Meistersaison nicht mehr. Zum Abstieg kam es vor allem auch deshalb, weil bei ähnlicher Offensivleistung die Defensive Phase von 2010 bis 2016 von Saison zu Saison kontinuierlich schlechter wurde – speziell in der Abstiegssaison 15/16 selbst, als man erstmals in jenem Jahrzehnt über alle Wettbewerbe hinweg mehr Gegentore kassierte, als man selbst schoss. Dies war danach auch 22/23 so – und am stärksten in der „Corona-Saison“ 19/20. In all den erwähnten Saisons mit aussergewöhnlich vielen Gegentoren spielte jeweils die schlechte Form Yanick Brechers eine Rolle – angefangen mit der Abstiegssaison, in welcher er in der Liga mehr als zwei Gegentore im Schnitt kassierte (deutlich mehr als der ebenfalls viel eingesetzte Anthony Favre).

Erhöhte Probleme bei gegnerischen Freistössen und Einwürfen

Positiv herauszustreichen gilt: die aus dem Spiel heraus kassierten Tore haben sich in der abgelaufenen Saison stark reduziert – sowohl was das Aufbau- als auch das Umschaltspiel der Gegner betrifft. Es wurde dabei ein grosser Sprung nach vorne gemacht. Seit Beginn der Züri Live-Messung in der Saison 19/20 hat der FC Zürich noch nie so wenige Tore aus dem Spiel heraus kassiert. Man hat sich dabei über die Jahre unter verschiedenen Trainern kontinuierlich verbessert – mit einer kleinen Baisse 22/23 (wiederum unter anderem aufgrund einer schlechten Phase Yanick Brechers zu Beginn der Saison direkt nach seiner Vertragsverlängerung). Nur noch in jedem vierten Spiel gelang 23/24 den Gegnern ein Tor aus kontrolliertem Aufbauspiel gegen den FCZ – halb so häufig wie in der Vorsaison. Noch in der Saison 19/20 kassierte man in drei Spielen zwei solche Gegentore – nun nicht mal eines. Dass der FCZ 23/24 die Hälfte seiner Gegentore auf Standards kassierte, lag einerseits an dieser kontinuierlichen Verringerung der Gegentore aus dem Spiel heraus. Andererseits lag es aber auch an einer Verschlechterung der defensiven Standardstatistik. Seit der Saison 20/21 hat man nicht mehr so viele Gegentore auf Ruhende Bälle kassiert – nämlich in jedem zweiten Spiel eines.

Und dies obwohl man sich bei gegnerischen Eckbällen weiter verbessert hat! Seit 20/21 fängt der FC Zürich von Saison zu Saison immer weniger Gegentore auf Corner ein. Dieser Trend setzte sich letztendlich auch in der abgelaufenen Saison fort, obwohl es im Frühling nach der Umstellung auf Raumdeckung die ein oder andere Unsicherheit gab. Die Gegentore auf Penaltys sind ungefähr auf gleicher Höhe geblieben. Zugenommen haben die Gegentore auf eine „Zweite Welle“ nach einem Standard. Vor allem aber haben die Gegentore auf Einwürfe und Freistösse stark zugenommen. Diese sind für die stark verschlechterte defensive Standardbilanz verantwortlich. In der Vorsaison 22/23 hatte man es geschafft, keinen einzigen Gegentreffer nach einem Einwurf hinnehmen zu müssen. Das sah in der abgelaufenen Saison ganz anders aus. Vor allem aber merkten die Gegner, dass der FC Zürich auf Freistösse verwundbar ist. So wurde der FCZ mehr als einmal bei einem seitlichen Freistoss düpiert, der relativ kurz in die Tiefe gespielt wurde. Der FC Zürich hatte jeweils alle seine starken Kopfballspieler weit entfernt vom Geschehen auf der Höhe des Zweiten Pfostens massiert, während auf kurze Distanz auf Höhe des Ersten Pfostens Antonio Marchesano und Co in Unterzahl verteidigten und bei den kurz in die tiefe gespielten Bällen wenig Reaktionszeit zur Verfügung hatten. Auf Anstoss oder Abstoss hat man hingegen auch diese Saison kein Gegentor kassiert.

Gegner können sich selten in der Zürcher Platzhälfte installieren – und wenn, verteidigt der FCZ gut

Penaltys gegen den FCZ entstanden in den letzten fünf Jahren häufig aus anderen Standardsituationen wie Einwürfen, Freistössen, Eckbällen oder einer Zweiten Welle.

Aus dem Spiel heraus kassierte der FC Zürich in der abgelaufenen Saison immer noch am meisten Gegentreffer via Konterangriffe des Gegners, auch wenn sich diese Art von Gegentoren seit der Saison 19/20 ständig weiter reduziert haben. Damals kassierte man in jedem zweiten Spiel ein Kontergegentor – nun nur noch in jedem fünften. Auch Gegentore wenn der FCZ tief stand oder der Gegner ein Mittelfeldpressing aufzog, haben sich stark reduziert. Wesentlich zugenommen haben aus dem Spiel heraus eigentlich nur die Gegentore bei gegnerischen kontrollierten Angriffen bei welchen der FC Zürich hoch stand. Auf Angriffspressing oder Gegenpressing gelang den Gegnern hingegen kaum mal ein Tor. Der FCZ fand also die Mittel, um gegnerisches Pressing weitgehend wirkungslos werden zu lassen. Die Gegentore bei kontrolliertem Aufbau des Gegners gegen einen tief stehenden FCZ haben sich stark reduziert. Auch weil es diese Situationen seltener gab.

Wieder mehr Standard-Tore

Beim Aufbauspiel des Gegners wurden speziell Gegentore durch die Mitte und über die linke Zürcher Abwehrseite (Rechte Aufbauseite des Gegners) im Vergleich zur letzten Saison stark reduziert. Zusammenfassend lässt sich also festhalten, dass sich das Team 23/24 Defensiv weiter verbessert hat. Verhindern muss man aber in Zukunft vermehrt, dass die Gegner kontrolliert aufbauen können, wenn der FCZ hoch steht. Ausserdem muss der FCZ die Verteidigung von Freistössen und Einwürfen detailliert unter die Lupe nehmen.

Immerhin 53 Liga-Tore bedeuten zusammen mit 20/21 den zweithöchsten offensiven Super League-Wert des FCZ seit der Saison 14/15 – bei zwei Spielen mehr. In der Vorsaison 22/23 hatte man übrigens klubrekordverdächtige 17 Europacup-Tore erzielt und 22 kassiert. Auch bei den erzielten Toren stechen die Standards mit 44% hervor. Nach einem extremen Absturz 22/23 bezüglich Standard-Toren im Vergleich zur Meistersaison, hat man sich diesbezüglich wieder halbwegs berappelt und ist ungefähr wieder auf dem Level der Saison 20/21.

Freistossmagie noch nicht wiederentdeckt

Aus Umschaltspiel hat man zudem nicht nur absolut sondern auch prozentual mehr Tore erzielt als erhalten. In allen Kategorien (Aufbauspiel, Umschaltspiel, Standards) und auch aus einer Hohen Position hat der FC Zürich mehr Tore erzielt als letzte Saison – und gleichzeitig jeweils deutlich weniger als in der Meistersaison. Nur in der Torerzielung aus einer Tiefen Position hielt der Abwärtstrend an. Dies unter anderem auch aufgrund einer veränderten Spielphilosophie. Man lockt die Gegner nicht mehr (sei es absichtlich oder notgedrungen) in die eigene Platzhälte, um Räume für Gegenstösse zu nutzen, sondern versucht sich möglichst in der gegnerischen Platzhälfte zu installieren. Bei den erzielten Toren aus Aufbauspiel liegt man weiterhin über den Saisons 19/20 und 20/21, beim Umschaltspiel hingegen weiterhin darunter.

Dass die Standardtore stark zugenommen haben ist erstaunlich, da die Penaltytore, welche in der Vorsaison mit Abstand den grössten Teil der Standardtreffer ausmachten, deutlich weniger wurden. In der Liga durfte der FCZ 23/24 nur vier Penaltys treten, von welchen Jonathan Okita einen in Yverdon verschoss. Dazu kam ein Penaltytreffer im Schweizer Cup in Tuggen. Stark gestiegen sind die Anzahl Tore aus Eckbällen und Einwürfen, also Standards von der Seite – beides sogar über das Niveau der Meistersaison! Beinahe in jedem fünften Spiel erzielte der FC Zürich ein Tor aus einem Einwurf – bei Eckbällen beinahe in jedem vierten. Bereits in der Spieleranalyse wurde eruiert, dass Lindrit Kamberi und Nikola Katic 23/24 bei Eckbällen zu den besten Torschützen der Liga gehörten. In der Meistersaison wurden die meisten Standardtore mit Freistössen erzielt. Diese Art der Torerzielung nahm in der abgelaufenen Saison hingegen weiter ab. Antonio Marchesano und Co. haben die Freristossmagie der ersten Monate der Saison 21/22 noch nicht wiederentdeckt.

FCZ mit mehr Fokus und Erfolg bei Pressing und Gegenpressing

In den letzten vier Jahren hat der FCZ am häufigsten Penaltys, die aus Freistössen entstanden sind, erfolgreich verwertet. Auffällig zudem, dass man in dieser Zeit prozentual deutlich mehr Penaltys aus Konterangriffen rausgeholt (14%) statt gegen sich gepfiffen erhalten hat (5%).

Dabei haben FCZ-Tore, die direkt aus Konterangriffen erzielt worden sind, in der abgelaufenen Saison weiter stark abgenommen und sind nun wieder auf dem Niveau von vor der Ankunft André Breitenreiters. Dass schnelle Umschaltmomente und der direkte Weg zum Tor aus einer tiefen Position kaum mehr forciert werden, zeigt sich auch darin, dass die Tore aus kontrolliertem Aufbauspiel aus einer tiefen Position mit den Kontertoren mittlerweile gleichauf sind. Am meisten Tore aus dem Spiel heraus werden neu aus Hohem Pressing und Gegenpressing in der gegnerischen Platzhälfte heraus erzielt. Gleichzeitig lässt man wie oben gesehen solche Tore der Gegner kaum zu.

Die veränderte Spielphilosophie bildet sich also auch in der Art der erzielten Tore ab. Es werden weiterhin viele Tore aus Umschaltsituationen erzielt, aber nun aus Hohem Pressing und Gegenpressing statt Konterattacken. Die Effizienz von Eckbällen und Einwürfen wurde weiter stark verbessert. Gegen YB erzielte man gar ein Tor aus dem ersten Anstoss der Partie – ebenfalls eine Standardsituation. Dass sich die Anzahl der Tore aus Standards klar erhöht hat, obwohl letzte Saison kaum Penaltys zugesprochen wurden, ist ein gutes Zeichen.

FCZ SAISONANALYSE 23/24 – TEIL 1: SPIELERNOTEN, MVP’S UND TRANSFERS

FCZ SAISONANALYSE 23/24 – TEIL 2: KAMBERI MIT HOHER TORBETEILIGUNG, ROHNER UND OKO-FLEX WIE TYPISCHE MITTELSTÜRMER

Quo Vadis FCZ?

Yverdon als Tiefpunkt? Das Derby als Wegweiser? Beim FCZ scheint der grosse Umbau erst noch bevorzustehen – eine Analyse   

Am 26. Oktober 2021 schied der FC Zürich im Schweizer Cup in Yverdon aus – nach einem epischen Penaltyschiessen. Coach André Breitenreiter war damals von seinem üblichen 3-4-1-2 abgewichen, schickte seine Mannschaft am Neuenburgersee in einem 4-3-3 aufs Feld – und verschaffte einigen Ergänzungsspielern eine Chance in seiner Startelf. Beides hatte er bereits in den ersten beiden Cup-Partien gegen Unterklassige in Solothurn und Kriens praktiziert. Die mentale Einstellung mehrerer Spieler stimmte in allen drei Partien nicht. Gegen das noch halb in den Sommerferien weilende Solothurn (klar) und das in der Challenge League mit einem Punkt aus sechs Spielen abgeschlagen auf dem letzten Platz liegende Kriens (knapp, dank Direktem Freistoss Marchesanos) reichte es trotzdem zum Weiterkommen – beim ambitionierten Challenge League-isten Yverdon-Sport nicht mehr.  

Dominanter Fussball kostet in der Regel Geld

Etwas mehr als zwei Jahre später reist der FCZ wieder ins Municipal. Und es folgen gleich mehrere Déjà-Vu! Das Trainerteam um Bo Henriksen (krank zu Hause) und Murat Ural (in dessen Vertretung am Spielfeldrand) wich auch diesmal von seinem üblichen 3-4-1-2 (defensive Phase) / 3-4-3 (offensive Phase) ab und liess die Mannschaft erstmals in dieser Saison von Beginn weg in einem 4-3-3 auflaufen – analog Breitenreiter zwei Jahre zuvor. Es handelte sich übrigens entgegen anderer Verlautbarungen tatsächlich um ein klassisches 4-3-3 – nicht nur defensiv, sondern auch im Spielaufbau. Cheick Condé agierte bis zu seinem Platzverweis durchgehend von seiner 6er-Position aus und liess sich nur zwei oder drei Mal für wenige Sekunden zwischen die Innenverteidiger zurückfallen. Auch diesmal schien einzelnen Spielern etwas die Ernsthaftigkeit und Zielstrebigkeit im Auftreten zu fehlen. Man hatte zwar zu Beginn rekordverdächtigen Ballbesitz von mehr als 80% zu verzeichnen, vermochte sich aber kaum zwingende Torchancen zu erarbeiten.

Servette scheint sich derweil vom FCZ abgeschaut zu haben, wie man als Klub mit einem mittleren Super League-Budget YB herausfordern kann. Mit dem neuen Trainer René Weiler sind sie mit einem vor allem im Spiel mit Ball an «Breitenreiter-Fussball» erinnernden Stil trotz ihrer Unterzahl-Niederlage in Yverdon der einzige halbwegs verbliebene Herausforderer um den Meistertitel. Während sich der FCZ in Spielart (und in der Tabelle) zuletzt eher in die umgekehrte Richtung entwickelte – in gewissen Aspekten hin zu «Alain Geiger»-Fussball. Dies aber ohne die dafür geeigneten Akteure. Es soll ein dominanter Fussball sein mit einer hoch positionierten Viererkette und breit stehenden Flügeln. Dafür braucht es Spieler, welche die Physis, Technik und Antrittsschnelligkeit haben, um sich vorne in engen Räumen durchzusetzen. Spieler wie beispielsweise ein Filip Ugrinic, Meschack Elia oder Jean-Pierre Nsamé. Und man benötigt in der Regel kopfballstarke und gleichzeitig technisch starke Stürmer, weil Flanken in den Strafraum für dominante Teams fast immer ein wichtiges Mittel sind (ausgenommen einzelne Weltklasse-Teams wie Manchester City oder Barcelona zu ihren besten Zeiten). Solche Spieler kosten aber Geld. In den meisten Ligen Europas hat daher der jeweilige «Krösus» auch deshalb am meisten Ballbesitz, weil er sich die Spieler dafür leisten kann.

Keine Regel ohne Ausnahmen: Brighton, Fluminense, Thun, SLO, Lugano, Servette

Die Ausnahmen von der Regel sollen allerdings nicht unerwähnt bleiben, denn sie sind interessant! Die innovativen Ansätze des Ballbesitz-Spiels von Roberto De Zerbis Brighton & Hove Albion (Fokus auf Überzahl im eigenen Drittel, «Dritter Mann»-Konzept) oder Fernando Diniz’ Fluminense (Relationalismus) scheinen allerdings nicht der Philosophie zu entsprechen, die beim FCZ umgesetzt werden soll. In der Schweiz war früher der FC Thun das deutlichste Beispiel eines Teams, das mit einem kleinen Budget erfolgreich auf Ballbesitz setzte. In der aktuellen Saison kann man bis zur Ablösung von Anthony Braizat auch Stade Lausanne-Ouchy nennen. Gerade als sich die Waadtländer mit ihrem mutigen Spiel in der Liga immer besser zurechtfanden, wurde der Trainer allerdings entlassen und durch einen fast durchgehend mit einer Fünferkette agierenden ersetzt. Seither hat «SLO» kaum noch Punkte geholt. St. Gallen ist kein klassisches Beispiel für Ballbesitz-Spiel, weil die überdurchschnittlichen Ballbesitz-Werte der Ostschweizer vor allem aufgrund ihres Defensivkonzeptes zustande kommen. Servette zu Alain Geiger-Zeiten oder Lugano heute tragen dem Ball Sorge und erhöhen jeweils nur so weit das Tempo, dass es immer noch möglich ist, den Ball mit geringem Risiko und flach zu passen.

Basierend auf den Veränderungen der Spielweise der 1. Mannschaft im Trainingslager sowie in den ersten Super League-Partien nach der Winterpause, den Testpartien der U21 unter einem neuen Trainerteam und den Äusserungen von Milos Malenovic, Bo Henriksen oder Ancillo Canepa in Interviews und an Pressekonferenzen ist ziemlich deutlich geworden, was den Verantwortlichen vorschwebt – und dass es mit den oben erwähnten Beispielen jeweils nur in Einzelbereichen Überschneidungen gibt.

Ein Klub vom Polarkreis als gutes Beispiel  

Dass in Bezug auf die einheitlichen Prinzipien, die von den Jugendteams bis in die 1. Mannschaft umgesetzt werden sollen, an der Präsentation von Milos Malenovic als neuem Sportchef als Beispiele Ajax und Benfica genannt wurden, ist natürlich ein hingeworfener Knochen, an dem in unserer Medienlandschaft speziell die GC-, FCB- und YB-affinen Journalisten in den kommenden Jahren noch häufig mit grosser Dankbarkeit nagen werden. Sie werden dabei bewusst ausblenden, dass sich die Aussage einzig auf die Einheitlichkeit der Prinzipien vom Nachwuchs bis in die 1. Mannschaft bezog – nicht auf die Mitgliederzahlen oder das finanzielle und sportliche Level.

Kein Brighton, kein Fluminense, kein FC Thun, St. Gallen oder Lugano, und sicher kein Ajax oder Benfica… Mit welchem Team lässt sich denn nun das, was die ambitionierte sportliche Leitung mit dem FCZ vorhat, am ehesten vergleichen? Dazu lohnt sich ein Blick weit in den Norden auf einen Klub, den der FCZ aus seiner letzten Europa League-Kampagne kennt: Bodø/Glimt. Diese Mannschaft spielt schon seit längerer Zeit einen dominanten Fussball im 4-3-3 mit einer hoch stehenden Viererkette und intelligentem Pressing – genauso wie es beim FCZ in den letzten Wochen die 1. Mannschaft und die U21 mehr oder weniger erfolgreich versucht haben. So spielen sie auch gegen renommierte Gegner. Interessant: Bodø/Glimt hat wie beim FCZ vorgesehen auf diese Spielweise gewechselt, ohne dabei zu den begüterten Klubs der Liga zu gehören.

Beeindruckende Entwicklung von Bodø/Glimt auf allen Ebenen

Die Fussballer von nördlich des Polarkreises wurden über Jahrzehnte vom im Süden des Landes beheimateten Profifussball und dessen Traditionsklubs belächelt. Nicht nur wegen dem Stadion, sondern weil man Bodø ganz generell nicht als Fussballstadt gesehen hat. Gewisse Parallelen mit Zürich sind also auch diesbezüglich vorhanden. Mittlerweile hat Bodø/Glimt drei Meistertitel in vier Jahren gewonnen und die vormaligen Dominatoren Rosenborg und Molde überholt. Man hat mit dem Anfang 2019 direkt aus Nigeria an den Polarkreis dislozierten damals 18-jährigen Victor Boniface einen wesentlichen Anteil an der langjährigen Entwicklung eines der aktuell besten Stürmer der Bundesliga. Die jährlichen Transfereinnahmen haben sich Schritt für Schritt auf umgerechnet rund 15 Mio. Schweizer Franken erhöht. Der einheimische Cheftrainer Kjetil Knudsen ist trotz Interesse aus der Premier League nun schon seit sechs Jahren am Ruder. Geholfen hat dabei wohl auch die Konstellation, dass er erst im Alter von 50 Jahren erstmals im Profibereich tätig wurde.  

Auch international sorgte Bodø/Glimt für Furore. 21/22 hat man gegen den späteren Conference League-Sieger AS Roma in vier Begegnungen zwei Mal gewonnen und einmal Unentschieden gespielt – und dabei mit einem 6:1 José Mourinho gemäss Statistikern die höchste Niederlage der Trainerkarriere zugefügt. Die AS Roma lag eigentlich bereits im Koma. Trotzdem schied Glimt letztendlich gegen die Italiener aus. Davor wurde der schottische Primus Celtic mit zwei klaren Siegen aus dem Rennen geworfen – und dies ohne einen Urs Fischer und dessen Flankenkünste dafür zu benötigen. In der aktuellen europäischen Saison überwintern die Norweger zum dritten Mal in Folge und treffen im 1/16-Final der Conference League auf… Ajax. Man kann es sich mittlerweile dank der Transfererlöse leisten, mit Patrick Berg einen Stammspieler der norwegischen Nationalmannschaft für 4 Mio. Schweizer Franken aus Lens zurückzukaufen und den genauso wie Berg aus Bodø stammenden Stürmer Jens Petter Hauge im besten Fussballeralter (mit Kaufoption) von der Frankfurter SGE auszuleihen. Das wäre vergleichbar mit einem FCZ, der Anfang der laufenden Saison Ricardo Rodriguez von Torino zurückkauft und Josip Drmic von Dinamo Zagreb mit Kaufoption ausleiht.     

Die Entwicklung von Bodø/Glimt ist ein Vorbild und Idealszenario. Auch nur schon teilweise sich in den Fussstapfen der Norweger zu bewegen, wäre ein Erfolg. Gleichzeitig hat man in Zürich teilweise sogar bessere Voraussetzungen: nämlich das gemessen an der Einwohnerzahl grössere Einzugsgebiet an Talenten und Zuschauern als die Norweger.  

Schlechte Erfahrungen der letzten Jahre

«Ein oder zwei Sechser?» ist in der Welt des ballbesitzorientierten Positionsspiels fast schon eine religiöse Frage – wie «katholisch oder reformiert?». Christlich ist beides, aber der Teufel steckt in den Details. Aktuell spielt beim FCZ die 1. Mannschaft bei einer Viererabwehr mit einem Sechser, was auch die Präferenz des «Godfather» Johan Cruyff war. Die Schweizer Juniorennationalteams und die meisten Klub-Academy-Teams haben in der jüngeren Vergangenheit jahrelang fast ausschliesslich in diesem System gespielt – genauso Alain Geiger mit Servette. In der Premier League gibt es aktuell im Spielaufbau unter anderem bei den «Cruyff-Jüngern» Guardiola und De Zerbi aber wieder eine Entwicklung zur Doppel-Sechs im Spielaufbau. Klassisch wäre das ein 4-2-3-1, es kann sich aber beispielsweise auch um ein 3-2-4-1 handeln.   

Egal ob mit einem oder zwei Sechsern: das FCZ-Kader passt so oder so nicht zum angestrebten Fussball. Das ist keine neue Erkenntnis. Schon seit Jahren trägt der FC Zürich dieses Problem mit sich herum. Jedes Mal, wenn man unter Trainern wie Magnin, Rizzo oder Foda das Spiel dominanter gestalten wollte, führte dies in den Misserfolg. Selbst in der Endphase der Breitenreiter-Saison versuchte man erfolglos vermehrt höher zu stehen – nur spielte die dadurch sinkende Leistungskurve in diesem Zeitpunkt keine Rolle mehr, da der Vorsprung vor der Konkurrenz schon zu gross war. Breitenreiters Pragmatismus und Erfolgsorientierheit hatte den FCZ zum Titel geführt. Der anschliessende Philosophie-Wechsel bekam der Mannschaft resultatmässig dann nicht gut.

Vertragsverlängerungen, die sportlich nicht zu passen scheinen

Das Hauptproblem war in den letzten Jahren jeweils der «Mismatch» zwischen Kader und Spielweise. Steht eine Mannschaft tief, wie der FCZ grösstenteils in der Meistersaison, braucht sie sprintstarke Stürmer. Steht sie hoch, wie dies jetzt wieder der Plan ist, braucht sie sprintstarke Verteidiger. Nikola Katic und Fabio Daprelà gehören zu den langsamsten Verteidigern der Liga. Auch Lindrit Kamberi ist in diesem Bereich nur Liga-Durchschnitt. Dies wurde den FCZ-Verantwortlichen nach der Winterpause in der Entstehung aller Gegentore (drei in Yverdon, zwei beim ersten Derby, zwei gegen Lausanne-Sport) erneut schmerzhaft vor Augen geführt. Mit schnellen Verteidigern hätten alle diese Gegentore verhindert werden können. Beim ersten Gegentor in Yverdon bezieht sich diese Aussage dabei auf die Entstehung des Freistosses.  

Katic und Daprelà sind typische Haudegen mit einer beschränkten Technik für eine tief stehende Mannschaft, die nicht das Spiel machen will und muss. Trotz dieses klaren Spieler–Spielweise Mismatches war Nikola Katic interessanterweise einer der ersten Spieler mit denen Sportchef Malenovic den Vertrag verlängert hat. Eine weitere frühe Vertragsverlängerung gab es mit Rodrigo Conceição, der mit seiner zu wenig engen Ballführung und etwas wilden Art ebenfalls das Profil eines Konterspielers hat. Bledian Krasniqi oder Antonio Marchesano sind ebenfalls in Umschaltsituationen am stärksten – sowohl offensiv wie defensiv.

Kaum Spieler im Kader für dominanten Fussball

Dasselbe gilt für Jonathan Okita. Dieser hat am Ball kein überragendes Tempo und ist daher kein Spieler, den man wie Assan Ceesay oder Fabian Rohner typischerweise hinter die gegnerische Abwehr lancieren kann. Er benötigt für seine Einzelaktionen und Weitschüsse trotzdem den Raum und die Zeit einer Umschaltsituation. Natürlich kann eine solche auch aus einem Hohen Pressing entstehen – aber dafür benötigt man ebenfalls die richtigen Spieler. Seit mehreren Jahren steht und fällt das FCZ-Pressing mit der Form des «Pressing-Leaders» Antonio Marchesano. Die anderen Stürmer sind in diesem Bereich nicht speziell stark.  

Auch Ifeanyi Mathew ist vor allem in Kontersituationen gut. Es gibt kaum Spieler im Kader, denen dominanter Fussball besser liegen könnte als der bisherige Spielstil. Cheick Condé ist ein Kandidat. Mit Amadou Dante kommt nun ein weiterer hinzu. Die Stossrichtung auf Seiten der Neuverpflichtungen scheint zu stimmen – auch in Bezug auf das Motto „Qualität vor Quantität“.

Drei Punkte im Derby dank Rückkehr zum Pragmatismus

Ein wichtiger Erfolgsfaktor der Meistersaison war André Breitenreiters Pragmatismus und Erfolgsorientiertheit, die er auch aufgrund seines Standings bis fast zum Ende der Saison durchziehen konnte. Er nahm keine Rücksicht auf Spielphilosophien, Nachwuchsentwicklung oder personelle Belange. Wer ein oder zwei Chancen erhalten hatte, und sie nicht nutzte, war für den Rest der Saison aussen vor. Entscheidungen wurden nüchtern gefällt und aus Fehlern rasch gelernt. Dass der Abgang von Bo Henriksen auf Ende Saison nun bekannt geworden ist, könnte einen ähnlichen Effekt haben – und für den Rest der Saison ebenfalls zu Pragmatismus und Erfolgsorientiertheit führen. Nichts könnte dies besser illustrieren als das zweite Derby: nach dem 1:0-Führungstreffer wurde der eigene Strafraum mit Mann und Maus verteidigt und auf schnelle Gegenstösse mit Fabian Rohner als einzigem Stürmer gesetzt. Daraus resultierten drei Punkte. Im ersten Derby nach der Winterpause hatte man nach einer 1:0-Führung risikovoll weitergespielt und lief dem Gegner zwei Mal ins offene Messer.      

Auch bezüglich Spielsystem kehrte Henriksen am Wochenende zum 3-4-3 / 3-4-1-2 zurück. Seit dem Auswärtsspiel in St. Gallen kurz vor der Winterpause hat man mit der Umstellung auf ein 4-3-3 im Verlauf der 2. Halbzeit grundsätzlich gute Erfahrungen gemacht. Die Kadenz der herausgespielten Torchancen erhöhte sich. Dies weil es für einen Gegner immer schwierig ist, während einer laufenden Partie auf so eine Umstellung zu reagieren. Das 4-3-3 als Grundformation und die hohen Linien haben aber erstmal weder in den Winter-Testspielen noch in Yverdon funktioniert. Gegen einen tief stehenden Gegner wie die Waadtländer braucht es dazu Spieler, die sich mit Technik, Kraft und Antrittsschnelligkeit (am liebsten alle drei Skills gleichzeitig) auf Super League-Niveau auf engem Raum durchsetzen können.

Yverdon erneut der Wendepunkt?

Betreibt der Gegner selbst ein hohes Pressing, benötigt man einen Zielspieler für Yanick Brechers hohe Bälle, um einen gegnerischen Ballgewinn in der eigenen Platzhälfte zu verhindern. Zu Beginn der Saison war Lindrit Kamberi dieser Zielspieler auf der rechten Seite – aber auf ihn haben sich die Gegner mittlerweile eingestellt, so am Samstag auch GC’s Florian Hoxha. Afriyie, Marchesano, Conceição, Krasniqi, Guerrero oder Mathew haben bei solchen hohen Bällen keine Chance. Okita und Boranijasevic gehen diesen trotz einer gewissen Körpergrösse aus dem Weg. Cheick Condé ist allenfalls noch eine Variante, die vereinzelt und ansatzweise nicht schlecht funktioniert hat. Der Guineer ist zuletzt aber etwas aus dem Tritt geraten und obendrein Stand heute noch für die nächsten zwei Spiele gesperrt.    

In Yverdon wurde vor zwei Jahren Breitenreiters Meisterteam endgültig geformt. Denn das 4-3-3 wurde nach der dortigen Erfahrung sofort wieder eingestampft. Pollero wurde zur Winterpause abgegeben, Leitner, Gogia, Hornschuh oder Coric spielten bis zum Ende der Saison nur noch untergeordnete Rollen. Marchesano, Gnonto und Tosin stiegen hingegen in der Hierarchie auf und wurden zu tragenden Säulen. Es folgte ein mirakulöses Last Minute-3:3 im Letzigrund gegen den FCB und danach neun Siege in Folge. Es wäre vermessen, in der aktuellen Saison noch vom Meistertitel zu träumen. Aber ist Yverdon auch diesmal ein Wendepunkt? Die vorläufige Rückkehr zumindest bis Ende Saison zum 3-4-1-2 und dem direkten Fussball durch die Mitte? Und die Herauskristallisierung einer griffigeren Stammformation mit Kryeziu, Krasniqi und Ligue an Stelle von Katic, Condé und Okita?

Schwierige Entscheidungen in der Kaderplanung

Im Hinblick auf den kommenden Sommer und die Zeit danach kann eine Transformation des Spielstils nur mit einem Kaderumbau umgesetzt werden. Es braucht dafür die passenden Spielertypen. Daher stehen schwierige Entscheidungen an. Die Verträge von Antonio Marchesano, Adrian Guerrero, Nikola Boranijasevic oder Marc Hornschuh laufen aus. Guerrero und Boranijasevic waren und sind die Schlüsselspieler des Erfolgssystems 3-4-1-2. Nur dank ihres Laufvermögens auf der Seite kann die Mannschaft in allen drei Linien im Zentrum immer wieder die so wichtigen Überzahlsituationen kreieren. Boranijasevic gehört zu den Top 3-Flankengebern der Liga und Guerrero zu den Top 3-Standardschützen.

Marchesano sorgt mit seiner Kombination aus stupender Technik und grossem Arbeitswillen immer wieder für die Differenz. Über die Jahre hat er sich beim FCZ enorm gesteigert und kann aktuell wieder eine Skorerquote wie in der Meistersaison vorweisen. Er ist genauso wie Guerrero mit Sicherheit auch ein entscheidender Mann für die Stimmung und den Team-Zusammenhalt. Marc Hornschuh war in den letzten zweieinhalb Jahren eine wertvolle Team-Ergänzung und immer da, wenn es ihn brauchte. Nichts symbolisiert seinen Wert für die Mannschaft so gut wie die Szene in St. Gallen, wo er sich aufopferungsvoll in den Schuss von Christian Witzig warf und daraufhin ausgewechselt werden musste. All diese Faktoren machen die zu treffenden Entscheidungen nicht einfacher. Ohne die bisherigen Säulen von Grund auf ein neues Haus zu errichten, in welchem alle für ein Team wichtigen Elemente berücksichtigt werden müssen, ist ein heikles Unternehmen.   

Wie spielt der FCZ unter Bo Henriksen? Auf welchen Positionen herrscht Handlungsbedarf? Eine Zwischenanalyse

Im Fussball gibt es die verschiedensten taktischen Varianten, aber letztendlich werden immer wieder zwei Grundphilosophien einander gegenübergestellt. Die Ballbesitzphilosophie geht davon aus, dass man bessere Chancen hat, ein Tor zu erzielen, wenn man mehr den Ball hat als der Gegner – was häufig mit kontrolliertem Aufbauspiel und einer tiefen Fehlpassquote in Verbindung gebracht wird. Das Gegenstück dazu ist schnelles Umschaltspiel. Durch schnellere und damit riskantere Pässe und Ballmitnahmen verliert man häufiger den Ball unmittelbar nach Ballgewinn gleich wieder. Wenn man aber durchkommt, sind die Torchancen im Schnitt gefährlicher, da die gegnerische Abwehr entblösster ist, wenn man schnell und direkt spielt. Unter André Breitenreiter war der FC Zürich mit schnellem Konterfussball häufig aus einer zurückgezogenen Position sehr erfolgreich. Nachfolger Foda wollte mehr Ballkontrolle.

Das Konzept von Bo Henriksen in der Saison 23/24 entspricht aber weder dem einen noch dem anderen. Es handelt sich um eine dritte Philosophie. Wie unter Breitenreiter hat der FCZ auch unter Henriksen tendenziell weniger lange den Ball, als der Gegner – aber aus anderen Gründen. Der fCZ spielt im Gegensatz zur Meistersaison 21/22 überhaupt keinen Konterfussball. Das 3:1 Bledian Krasniqis in der 100. Minute gegen YB war nach 18 Wettbewerbs-Partien das allererste Kontertor. 22/23 hatte man in 50 Wettbewerbspartien 11 Kontertore erzielt, 21/22 in 39 Spielen 14 Kontertreffer. Für Henriksen 23/24 ist hingegen nicht in erster LInie entscheidend, wer den Ball hat – sondern wo sich dieser befindet.

Der Ball soll sich so lange wie möglich in der gegnerischen Platzhälfte befinden. Dies erhöht aus der Sicht von Henriksens Philosophie die Chance, dass der FCZ mehr Tore als der Gegner erzielt. Dies wird einerseits durch ein gutes Hohes Pressing in der gegnerischen Platzhälfte erreicht. Wenn der Ball hingegen in der eigenen Platzhälfte ist, will man ihn da möglichst schnell raushaben und spielt daher hohe Bälle von der Verteidigungs- in die Mittelfeldzone. Ein grosser Vorteil bei dieser Spielweise ist, dass man mit Yanick Brecher den fussballerisch wohl besten Torhüter der Liga in den eigenen Reihen hat. Eher ein Nachteil ist, dass vorne kopfballstarke Zielspieler zur adäquaten Verarbeitung dieser Bälle eigentlich fehlen. Man behilft sich mit “Workarounds“ wie lange Zeit zu Beginn der Saison, als Boranijasevic häufig die Position mit LIndrit Kamberi (“nur“ 1,83m, aber gut in der Luft) tauschte und dieser von Brecher mit dem hohen Ball rechts vorne an der Seitenlinie angespielt wurde. Wenn dieser Punkt im Winter durch eine interne oder externe Lösung noch verbessert werden könnte, würde das Henriksen-Konzept offensiv noch besser funktionieren.

Defensiv funktioniert es schon jetzt hervorragend. Bis dato hat der FC Zürich in den 18 Wettbewerbsspielen noch kein einziges (!) Gegentor aus einer tiefen Position erhalten. Kein Gegner hat es bis heute auch nur ein einziges Mal geschafft, den FCZ hinten reinzudrücken oder via Pressing / Gegenpressing aus dem Spiel heraus ein Tor zu erzielen. Selbst hat man hingegen schon sieben Pressing- und zwei Gegenpressingtore direkt aus dem Spiel heraus erzielt. Und da man den Ball möglichst lange in der gegnerischen Platzhälfte hält, kommt man dort auch zu mehr Standards. Und bei diesen ist der FCZ diese Saison bisher stark – noch vermehrt, seit Adrian Guerrero von seiner Verletzungsunterbrechung wieder zurückgekehrt ist. Die Standards werden variantenreich und gleichzeitig so unkompliziert wie möglich ausgeführt. Schliesslich soll der Gegner verwirrt werden, und nicht die eigenen Mitspieler. Andere Super League-Mannschaften versuchen immer wieder denselben Trick. Beim FCZ hat jeder Standard einen einzigen, aber häufig entscheidenden neuen Kniff, auf den der Gegner nicht vorbereitet ist.

Der tiefe Ballbesitz des FCZ ergibt sich hingegen einerseits dadurch, dass sich der Ball häufig in der gegnerischen Platzhälfte befindet. In der gegnerischen Platzhälfte hat man den Ball im Schnitt weniger lange, als in der eigenen. Der zweite Grund ist, dass der FCZ in dieser Saison meistens in Führung ging. Treffen zwei sich einigermassen auf Augenhöhe befindliche Teams aufeinander, hat die in Führung liegende Mannschaft normalerweise weniger Ballbesitz. Neben einem Zielspieler vorne für Brechers hohe Bälle wäre ein solider, schneller und technisch starker Innenverteidiger der wohl noch wichtigere mögliche Neuzugang im Winter. Die Verteidiger in der Dreierabwehr haben mit dem Henriksen-Fussball bisher am meisten Mühe und bei Züri Live die tiefsten Noten. Nikola Katic beispielsweise fühlt sich so hoch an der Mittellinie sichtlich unwohl, irrt immer wieder mal ziellos über den Platz und kommt sowohl in den Luftduellen als auch in der Rückwärtsbewegung zu spät.

YB STELLT SICH TAKTISCH SELBST EIN BEIN / FCZ – YB ANALYSE

Beste Saisonleistung einer noch ausbaufähigen Mannschaft / YB – FCZ Analyse mit Randnotizen

UNTERSCHIEDLICHE FIEBERKURVE BEI FANS UND MEDIEN / YB – FCZ VORSCHAU (Züri Live)

Die Affiche YB – FCZ wurde einem Spitzenspiel gerecht. Die Intensität war für eine Super League-Partie hoch und die beiden Trainer hatten sich taktisch gerade auch in den Details einiges einfallen lassen. So schien sich beispielsweise der FCZ intensiv auf die YB-Standards vorbereitet zu haben, denn diese wurden in corpore so stark verteidigt, wie man dies beim FCZ noch kaum je gesehen hat. Nicht nur zwei oder drei Spezialisten hatten ihren Gegenspieler und ihre Aufgabe voll im Griff, sondern alle! Daniel Afriyie beispielsweise agierte stark im eigenen Strafraum. Es war ein tolles Teamwork.

Bisher beste Saisonleistung des FCZ

Auf der anderen Seite vermochte beispielsweise Ulisses Garcia als erster Gegenspieler der häufigen Zürcher Spieleröffnung mit den Kopfballweiterleitungen Lindrit Kamberis rechts im Mittelfeld etwas entgegen zu setzen. In der 1. Halbzeit schnitt der FCZ jedem YB-Flämmchen sofort die Sauerstoffzufuhr ab. Die Gelb-Schwarzen brachten kaum eine zusammenhängende Aktion zustande. Das FCZ-Pressing funktionierte besser als dasjenige YB’s. In der 2. Halbzeit konnte der FCZ dann wie üblich die Pace nicht im gleichen Ausmass durchhalten. Diesmal entfalteten aber Einwechselspieler wie Hornschuh, Guerrero oder Rohner etwas mehr Wirkung als in den letzten Partien.

Der Match in Bern ist mit einer Durchschnittsnote von 7,1 die beste Saisonleistung des FCZ (bisher Lugano (H, 3:0) und die Lausanne-Sport (A, 0:0) mit je 6,7). Und nur zwei Partien (ebenfalls “Lugano“ und “Lausanne-Sport“) waren offensiv besser. Die 1. Halbzeit in Bern ist zudem mit Note 7,0 die bisher beste Halbzeit der Saison (bisher 1. Halbzeit in Basel (6,8)). Der FCZ trat wieder im üblichen 3-4-3 mit Antonio Marchesano auf dem Rechten Flügel an. Der Spielaufbau von hinten lief über eine Viererabwehrreihe (Conceição als Linksverteidiger, Boranijasevic rückt nach vorne).

Wicky ändert sein Konzept für die Spiele gegen den FC Zürich und Manchester City

YB-Coach Raphael Wicky änderte für das Spitzenspiel gegen den FCZ und das Champions League-Heimspiel gegen Manchester City die taktische Formation und Ausrichtung mit einem 4-3-3 in der offensiven Phase (6er: Lauper, 8er: Ugrinic und Niasse, Flügel: Monteiro und Elia, Mittelstürmer: Nsamé / Itten). In der defensiven Phase presste YB in der gegnerischen Platzhälfte im 4-4-2 (Doppelsturm: Nsamé und Monteiro, Aussen-Mittelfeldspieler: Ugrinic und Elia), was sich in der eigenen Platzhälfte in ein 4-5-1 verwandelte (Monteiro zurück ins Mittelfeld). Da aber Sandro Lauper und Daniel Afriyie ganz offensichtlich den Auftrag hatten, sich gegenseitig in Manndeckung zu nehmen, rückte Lauper immer wieder in die Abwehrreihe zurück, wenn Afriyie seinen typischen Lauf von der 10er- auf die 9er-Position machte, woraus sich dann bei YB ein 5-4-1 ergab. Dies drängte die Berner noch mehr zurück.

Highlights – Knapp daneben

Personalien – Hornschuh is back

  • Marc Hornschuh: Erster Meisterschaftseinsatz seit Ende August, als er mit seinem Deckungsfehler gegen St. Gallen den späten Ausgleich mitverschuldete – und erstmals diese Saison in der Liga über mehr als zehn Minuten. Hornschuhs Einwechslung in Bern ist wichtig für die Sicherung des Unentschiedens und erinnert an seine besten Einsätze im FCZ-Dress. Früher hatte Hornschuh gegen YB meist Mühe mit dem hohen Tempo, diesmal nicht. Hornschuh ist ein weiterer Baustein einer langsam, aber sicher besser werdenden FCZ-Bank. Sie ist nicht mehr ganz so dünn besetzt wie noch im ersten Saisonviertel.
  • Lindrit Kamberi: Hat bei seinen Kopfballweiterleitungen der hohen Bälle Brechers mit Ulisses Garcia so viel Gegenwehr in der Luft wie bisher noch nie in dieser Saison.
  • Fabio Daprelà: Erstmals seit dem Startspiel gegen Yverdon in der 1. Halbzeit ungenügend. Ist weiterhin noch nicht wieder in der Form von Ende August / Anfang September.
  • Yanick Brecher: Durchschnittlicher Start im ersten Viertel, sein Offensivspiel wird danach deutlich besser. Seine langen, hohen Bälle kommen präzis bis fast an den gegnerischen Strafraum und versetzen das Spielgeschehen zusammen mit dem aggressiven Gegenpressing von Brechers Vorderleuten viel länger als YB lieb sein kann in die Platzhälfte der Berner. Zum dritten Mal MVP nach den Auswärtspartien in Genf und bei SLO und dabei erstmals mit der Offensiv-Maximalnote “10“. Defensiv war er hingegen erst in der 45. Minute zum ersten Mal richtig gefordert.
  • Ifeanyi Mathew: Nach dem defensiv schlechten Auftritt gegen Winterthur in Bern diesbezüglich wie verwandelt. Spielt von Beginn weg fokussiert und aufmerksam. Defensiv bester Mann beim FCZ und so gut wie bisher noch nie in dieser Saison.
  • Nikola Boranijasevic: Nach dem Auswärtsspiel bei SLO auf der Pontaise zum zweiten Mal der offensiv Beste seines Teams, beide Male mit Note “10“. Zum zweiten Mal nach dem Auswärtsspiel bei Lausanne-Sport bester Spieler der 1. Halbzeit. Wiederum eine gute Torchance (Marchesano) nach einem Boranijasevic-Einwurf.
  • Cheikh Condé: Condé lässt gegen YB zum ersten Mal seit dem St. Gallen-Heimspiel in der 2. Hälfte stark nach und ebenfalls zum ersten Mal seit dem Duell mit dem Zeidler-Team hat der Guineer eine schlechte Note in der Offensiven Phase. St. Gallen und YB sind die beiden Schweizer Teams mit dem stärksten Pressing. Gegen solche Gegner fehlt es ihm in gewissen Situation noch an der Entscheidungsschnelligkeit.
  • Jonathan Okita: Seine Standards sind weiterhin gut, aber aus dem Spiel heraus zu viele leichte Ballverluste. Versucht hohe Bälle wieder im Karate-Schritt statt mit der Stirn anzunehmen. Erstmals in dieser Saison bereits in der 1. Halbzeit ungenügend.
  • Armstrong Oko-Flex: Geht konsequenter ins Pressing, als Okita. Offensiv aber zum vierten Mal in Folge schlecht oder ungenügend.

Kommentare – FCZ wie ein Spitzenreiter

Randnotiz I – the missing link

Im aktuellen System des FCZ pendelt der zentrale Angreifer im 3-4-3 je nach Spielsituation und gegnerischer Taktik zwischen 10er- und 9er-Position – und dementsprechend auch die Formation zwischen einem 3-4-3 und 3-4-1-2. Wie vielfach im Eishockey sind es eher die einrückenden Flügel, welche für die Tore sorgen sollen – und nicht in erster Linie der Center. Nun gibt es aktuell auf keiner Position so viele Wechsel während einer Partie wie auf derjenigen im Sturmzentrum. Es ist keine Seltenheit, dass in den 90 Minuten plus Nachspielzeit drei verschiedene Spieler diese Position besetzen. Dies und die Spielweise des FCZ unter Bo Henriksen lassen erahnen, dass man die Idealbesetzung noch nicht gefunden hat. Unter André Breitenreiter war Antonio Marchesano gesetzt. Franco Foda und nun auch Bo Henriksen setzen Marchesano aber häufiger auf dem Rechten Flügel ein. Marchesano wird zwar von jedem Trainer aufgrund seiner Qualitäten als unverzichtbar angesehen, ob er aber eine Idealbesetzung für die zentrale Angriffsposition ist, da gehen die Meinungen offensichtlich auseinander.

Daniel Afriyie beginnt aktuell zwar jedes Spiel als Starter im Zentrum, wirkt dabei aber eher als eine Art Platzhalter, hat häufig wenig Bindung zum Spiel und zeigt seine besten Aktionen, wenn er über den Rechten Flügel angreifen kann – was aber genauso auch für Fabian Rohner gilt. Der Rechte Flügel ist somit vorne sicherlich gut besetzt. Links kann sich Oko-Flex hoffentlich mit zunehmenden Einsätzen als echte Konkurrenz zu Okita entwickeln. Die wohl weiterhin gesuchte Idealbesetzung Henriksens im Zentrum wäre wohl hingegen ein Stürmer vom Typ “Roko Simic“: ein grossgewachsener, spielstarker Mittelstürmer, der sich auch gerne zurückfallen lässt. Idealerweise wäre er zudem defensiv noch etwas besser als Simic. Nur: so einen Stürmertyp mit der für den FCZ benötigten Qualität zu finden und dann auch zu verpflichten grenzt an eine Herkules-Aufgabe. Vielleicht wäre “selber stricken“ eine Option? Zum Beispiel in Form von einem Nachwuchsstürmer aus der U21, Junior Ligue oder Labinot Bajrami, wenn sie es schaffen, in eine solche Rolle hineinzuwachsen… Der Vorteil eines Daniel Afriyie im Zentrum ist allerdings unter anderem seine Defensivqualität im Duell mit dem gegnerischen 6er, welche kaum ein anderer Stürmer in diesem Ausmass mitbringt – ein wichtiges Puzzleteil für die defensive Stabilität des FCZ.

Randnotiz II – Entscheidungen von Schiedsrichter und VAR

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