Wie schon beim Auswärtsspiel in Bern scheint sich der FCZ speziell gut auf YB vorbereitet zu haben. Die Züri Live-Durchschnittsnote der Mannschaft ist mit 6,9 die bisher zweithöchste der Saison – nach dem Auswärts-0:0 in Bern (7,1). Gegen den amtierenden Meister gelingen also die bisher besten beiden Partien. Dies interessanterweise vor allem in offensiver Hinsicht. Es ist erstaunlich, dass der FC Zürich gerade gegen YB zu so vielen Abschlüssen in 90 Minuten kommt, wie bisher noch nie in dieser Saison! Dies vor allem auch dank der frühen Führung in der 1. Halbzeit, dank der der FCZ in der 2. Halbzeit gegen einen offener spielenden Gegner zu vielen Räumen kommt und am Ende sein erstes Kontertor der Saison zur Siegsicherung erzielt. So wird es die beste 2. Halbzeit der bisherigen Saison, in welcher bisher die 1. Halbzeit deutlich häufiger die bessere war. Adrian Guerrero sowie die eingewechselten Antonio Marchesano und Ivan Santini erzielen alle Offensiv eine Note 10.
Individuelle und taktische Probleme bei YB
Bei YB passt dabei allerdings sowohl individuell als auch taktisch wenig zusammen. Die Umstellung auf ein 4-2-3-1 mit zwei Sechsern und nur einer Sturmspitze schadet YB in diesem Spiel mehr, als das es nützt. Der FCZ passt sich mit seiner 1-zu-1 Manndeckung dem taktischen Wechsel YB’s flexibel an, so dass Afriyie und Mathew in der Regel auf gleicher Höhe die beiden YB-Sechser decken. Dadurch macht sich YB seine eigenen Räume für den Spielaufbau hinten heraus gleich selbst enger, was ein wichtiger Grund für das erfolgreiche FCZ-Pressing beim 1:0-Führungstreffer ist. Gleichzeitig hat Jean-Pierre Nsamé als einziger Stürmer vorne in den meisten Situationen zu wenig Support. Ebrima Colley, der im September bei einer 3:4-Niederlage mit der YB-Reserve im Heerenschürli gegen die 2. Mannschaft des FCZ seinen ersten Einsatz im Gelb-Schwarzen Dress gehabt hatte, agiert zu wenig abgeklärt. Und zu Beginn der Saison so solide Innenverteidiger Mohamed Camara ist in ein Leistungsloch gefallen. Vor allem aber auch im Mittelfeld hat YB in der Letzigrund-Formation defensive Mängel. Ausserdem herrscht bei jedem FCZ-Standard ein Chaos im YB-Strafraum – ein ungewohntes Bild.
Personalien – Conceiçãos Effektivität lässt zu wünschen übrig
Nikola Boranijasevic: Wie im Wankdorf gegen den gleichen Gegner wieder ein starker Start in die Partie. Fokussiert sich diesmal in der Mittelzone vor allem darauf, die Passwege ins Zentrum zuzumachen, und dies erfolgreich.
Yanick Brecher: Zum siebten Mal Defensiv Bester, obwohl er über weite Strecken relativ wenig zu tun hat und erst in der 20. Minute erstmals eingreifen muss.
Lindrit Kamberi: Wallner hält Bo Henriksen für vielseitig genug, auch auf halblinks gut spielen zu können, Hornschuh hingegen weniger. Daher verschiebt sich Kamberi nach der verletzungsbedingten Auswechslung Wallners auf halblinks.
Rodrigo Conceição: Die Effektivität seiner Offensivaktionen lässt weiter zu wünschen übrig. Der Portugiese war bisher trotz der neuntmeisten Einsatzzeit nur an drei Toren beteiligt, also nur alle 367 Minuten an einem. Von den einigermassen regelmässig eingesetzten Spielern hat nur Silvan Wallner eine noch schlechtere Quote. Alle anderen Verteidiger und Torhüter waren deutlich häufiger an FCZ-Treffern beteiligt als der mittlerweile als Stürmer eingesetzte Conceição (siehe untenstehende Statistik).
Antonio Marchesano: Nach dem Stadtderby zum zweiten Mal MVP. Bringt als Einwechselspieler seine besten Leistungen. Ab dem Zeitpunkt, als er reinkam, hatte man nicht mehr das Gefühl, dass noch etwas anbrennen könnte.
Cheikh Condé: Phasenweise unaufmerksam, etwas zu viel und in den falschen Momenten mit Reklamieren beschäftigt.
Jonathan Okita: Schiesst erneut das 1:0 auf ähnliche Weise wie in Lugano. Vier Tore in den letzten fünf Spielen. Der Mann für die Highlights. Arbeitet gleichzeitig vermehrt auch nach hinten. Die Quote der gelungenen Aktionen mit Ball ist aber weiterhin sehr tief.
Nikola Katic: Sehr grosse Diskrepanz zwischen seiner offensiven und defensiven Leistung. Schiesst ein Kopfballtor, ist aber defensiv in der Luft sehr schwach und ganz allgemein im Duo mit Kamberi der defensive Schwachpunkt beim FCZ, den YB noch mehr hätte bespielen sollen. Stellungsspiel nicht Super League-würdig.
Silvan Wallner: Mehrmals unaufmerksam in Bezug auf die Offsidefalle, hebt das Offside auf und eröffnet YB so immer wieder ungeahnte Möglichkeiten.
Statistik – Santini und Marchesano mit höchster, Wallner und Conceição mit tiefster Torbeteiligungsquote
Spielminuten pro Torbeteiligung beim FC Zürich (Saison 23/24, Stand: 9.12.2023, alle Wettbewerbe)
Randnotiz – Wie spielt der FCZ unter Bo Henriksen?
Erstmals weicht der FCZ von seinem erfolgreichen Gameplan der letzten Wochen ab und startet nicht Vollgas in die 1. Halbzeit – prompt geht man dann auch erstmals in Rückstand. Zuvor hatte der FC Zürich in dieser Saison unter Bo Henriksen jeweils viel Energie in die 1. Halbzeit gesteckt und ist damit trotz folgerichtigem Nachlassen gegen Ende der Partie jeweils gut gefahren. Dass es nach dem Abweichen vom Erfolgsrezept wenigstens noch zu einem Heim-Unentschieden gegen Aufsteiger Stade Lausanne-Ouchy reichte, hatte man unter anderem Florian Danho zu verdanken, der nach individuellen Fehlern von Nikola Katic und Ifeanyi Mathew zwei Mal mutterseelenallein vor FCZ-Keeper Brecher den Ausbau der SLO-Führung verpasste. Auf der Gegenseite profitierte der FCZ zudem gegen die Lausanner erneut von einem ungeschickten Einsteigen im eigenen Strafraum, diesmal vom agilen Offensivspieler Elyes Mahmoud gegen Antonio Marchesano. In der ersten Begegnung der Saison auf der Pontaise war es ein Klammern von Sahmkou Camara gegen Fabio Daprelà gewesen. Beide Male verwertete Jonathan Okita souverän zum ersten FCZ-Tor des Spiels. Es waren die beiden einzigen FCZ-Penaltys in der Liga bisher.
In der 1. Halbzeit kommt zu wenig vom FCZ
Das von wirbligen, spielstarken Figuren wie Ajdini, Mahmoud, Gharbi, Qarri oder Akichi geprägte Stade Lausanne-Ouchy trat im Letzigrund von der 1. Minute an erstaunlich kampfstark und diszipliniert auf. Speziell auf die Zweiten Bälle gingen die ohne nominelle Aussenverteidiger angereisten Waadtländer (ausschliesslich gelernte Innenverteidiger in der Viererkette) sehr aggressiv und waren taktisch gut auf den Gegner eingestellt. Die Standards verteidigte das Team von Coach Anthony Braizat zudem ausgezeichnet. Während Stade Lausanne-Ouchy in der 1. Halbzeit meist nach vorne verteidigte, zog sich das Auswärtsteam in der 2. Halbzeit beim Stand von 1:1 vorwiegend in die eigene Platzhälfte zurück. Nachdem SLO in den ersten 45 Minuten kaum eine FCZ-Möglichkeit zugelassen hatte, kam der FCZ so nun zu Torchancen im Zweiminutentakt. Zum Siegtreffer reichte es aber trotz 57% Ballbesitz und Erwarteten Toren von 1,74 : 0,43 nicht mehr.
Das Heimspiel gegen Stade Lausanne-Ouchy bestätigt die Probleme, welche der FCZ aktuell zu Hause im Letzigrund hat. Seit den beiden gut benoteten Auftaktsiegen gegen Yverdon und Lugano spielt der FC Zürich im Letzigrund (St. Gallen, GC, Winterthur) konsequent schlechter als auswärts (SLO, Basel, Lausanne-Sport, YB. Luzern). Dies vor allem wegen der bisher schlechtesten 1. Halbzeit der Saison (Durchschnittsnote der Mannschaft: 5,4). Trotz Steigerung im zweiten Durchgang war die Offensivleistung insgesamt mit einem Schnitt von ebenfalls 5,4 genauso die schlechteste der bisherigen Liga-Saison. Defensiv war der Auftritt abgesehen von drei, vier groben individuellen Schnitzern gut. Die unter dem ehemaligen Coach Magnin noch häufigen Weitschussgegentore sind unter Bo Henriksen selten geworden, der Führungstreffer Gharbis aus der Distanz, bei welchem Condé etwas passiv störte, ist eine Ausnahme. Auffällig, dass eher feingliedrige Feldspieler wie Marchesano, Wallner und Kamberi beim FCZ die besten Noten (7) erhielten. Dies sicherlich auch deshalb, weil die Mehrheit der Gegenspieler eher leichtgewichtig waren.
Personalien – Unnötige Spielchen von Okita
Rodrigo Conceição: Erst in der 61. Minute die erste Chancenbeteiligung. Agiert auf drei verschiedenen Positionen: erst Linker Aussenläufer, denn Rechter Flügelstürmer (die erste Aktion auf der neuen Position misslang dem Portugiesen gleich), am Ende Linker Flügel.
Antonio Marchesano: Kommt offensiv nicht ins Spiel. SLO ist gut auf ihn eingestellt und antizipiert seine direkten Pässe Richtung Tor. Wechselt in der 72. Minute vom Rechten Flügel ins Offensivzentrum.
Fabio Daprelà: Kriegt bei einem SLO-Corner in der 12. Minute von Gegenspieler Lucas Pos einen Schlag ins Gesicht und muss letztendlich in der 31. Minute ausgewechselt werden.
Daniel Afriyie: Hat grosse Mühe mit dem Rücken zum Tor, Bälle zu halten, kommt in diesen Situationen häufig zu Fall (teilweise ungeahndete Fouls, aber Afriyie fällt auch schnell). Erst nach einer Stunde die erste Chancenbeteiligung und eigene Torchance.
Silvan Wallner: Ersetzt Fabio Daprelà in der 31. Minute und ist sofort da, zeigt in der Viertelstunde bis zur Pause eine sehr gute Leistung.
Nikola Boranijasevic: Nach einer Offensiv-Note ’10‘ in Bern kommt gegen SLO im Spiel mit Ball wenig vom Serben. Erst in der 62. Minute hat er seine erste Chancenbeteiligung.
Cheikh Condé: Nach dem Auswärts-2:2 in Basel zum zweiten Mal defensiv bester Zürcher. Im Spiel mit Ball gegen Stade Lausanne-Ouchy hingegen zu nonchalant.
Jonathan Okita: Zu Beginn viele Alibiaktionen und unnötige Spielchen. An ihm zeigt sich am stärksten der falsche Ansatz, mit dem der FCZ in die Partie gegangen ist. Sorgt mit wiederholtem Setzen des Balles viel zu weit ausserhalb des Viertelkreises bei der Ausführung eines Eckballes (bei 0:1-Rückstand) für Zeitverzögerungen und Unruhe, bringt dabei Mitspieler Afriyie unnötig in Gefahr (Akichi versucht mit einer Schauspieleinlage einen Platzverweis gegen den FCZ-Stürmer zu erwirken).
Randnotiz I – Torschütze Gharbi mit Top-Marktwert
Auf transfermarkt.ch ist der Marktwert von Stade Lausanne-Ouchy (CHF 14,64 Mio) nur wenig tiefer als derjenige des FC Zürich (18.17 Mio). Dies liegt an Torschütze Ismaël Gharbi. Nur Ardon Jashari (Luzern) und Meschack Elia ( YB) haben in der Super League einen höheren Marktwert als der von PSG ausgeliehene spanische U19-Nationalspieler.
In dieser Saison war die Leistung des FCZ in der Ersten Halbzeit häufig besser als in der Zweiten. Am ausgeprägtesten der Fall ist dies bei Jonathan Okita und Bledian Krasniqi, aber auch Conceição, Kamberi, Mathew, Condé, Afriyie und Marchesano sind für den Leistungsabfall nach der Pause verantwortlich. Nikola Katic ist von den regelmässig eingesetzten Spielern das einzige Gegenbeispiel. Der Zentrale Innenverteidiger ist in der 1. Halbzeit im Schnitt ungenügend, nach dem Pausentee ordentlich. Dazu kommen mit Santini, Oko-Flex und Kryeziu noch drei wenig eingesetzte Spieler mit ebenfalls signifikant besseren Noten im 2. Durchgang. Alle diese vier Akteure gehören zu den grössten und kräftigsten Spielern im Kader. Die Innenverteidiger Katic und Kryeziu brauchen in einer Partie offenbar Zeit, um in die Gänge zu kommen, während bei den Offensivspielern Santini und Oko-Flex Joker-Einsätze wohl bessere Noten bringen, da ihre im Vergleich zu leichtgewichtigen Spielern vermutlich schlechteren Ausdauerwerte nicht “ins Gewicht“ fallen.
Katic und Kamberi steigern sich von tiefem Niveau, Daprelà mit Problemen
Der Saisonstart von Yanick Brecher war gut und seine Leistungsentwicklung ging im Verlauf einer ersten Phase der bisherigen Saison noch weiter aufwärts bis und mit dem 5. Spieltag gegen den FC St. Gallen – mit dem Höhepunkt einer Maximalnote “10“ beim Auswärtsspiel auf der Pontaise gegen Stade Lausanne-Ouchy, als er unter anderem beim Stand von 0:0 einen Penalty von Alban Ajdini parierte. Danach ging die Kurve von Brecher allerdings kontinuierlich abwärts bis und mit dem Auswärtssieg in Luzern – vor allem auch wegen einer ungenügenden Note beim 2:2 in Basel. Die Tendenz in den Partien gegen Winterthur und in Bern ging nun zuletzt aber wieder aufwärts. Ersatzkeeper Zivko Kostadinovic erhielt für seinen Einsatz gegen Red Star die Note “6“, in Tuggen dann aber trotz dem Clean Sheet eine ungenügende “4“. Wird Kostadinovic auch im Achtelfinal in Bellinzona zwischen den Pfosten stehen?
Nach einem schlechten Start gegen Yverdon wurde die Dreierabwehr von Fabio Daprelà getragen. Seit seiner Rückkehr nach der kurzen Pause (nicht eingesetzt in Tuggen und bei Lausanne-Sport) agiert der Zürcher nicht mehr auf dem gleichen Niveau wie zuvor und tendiert aktuell eher in Richtung Durchschnitt. Die Verletzungsprobleme, welche er aus Lugano mitgebracht hat, scheinen hartnäckiger Natur zu sein. Dafür hat sich Lindrit Kamberi nach einer längeren Baisse zuletzt wieder gefangen und in Bern gegen YB zum ersten Mal seit seinem starken Start gegen Yverdon-Sport, als er MVP war, wieder eine Note “8“ erreicht. Mirlind Kryeziu (Note “5“ gegen Red Star und eine “7“ in Tuggen) wurde bisher noch nicht richtig geprüft und hinterliess bei seinen Cup-Auftritten vor allem defensiv gewisse Zweifel. Silvan Wallners Leistungskurve zeigt nach unten – nach einem ungenügenden Einsatz bei Lausanne-Sport und einem schlechten in Luzern. Nikola Katic begann die Saison schlecht und steigert sich kontinuierlich von einem tiefen Niveau, so dass er nun nach dem YB-Spiel erst zum zweiten Mal in dieser Saison im Gleitenden Durchschnitt der letzten fünf Partien im genügenden Bereich ist.
Conceição nach harzigem Start mittlerweile sportlich ein Gewinn
Bei den Aussenläufern konnte Selmin Hodza seine Chancen in der aktuellen Saison bisher nicht nutzen. Sein Notenschnitt bewegt sich in der Regel um eine “4“ herum. Rodrigo Conceição startete gut gegen Red Star, hatte danach in der Liga aber Anpassungsprobleme. Erst mit seinen Leistungen gegen Winterthur und YB konnte er sich in die Zone des genügenden Notenschnitts hieven. Heute sieht es so aus, als sei Conceição der “Königstransfer“ im Sommer gewesen, denn ein gleichwertiger Ersatz für die Dauerläufer Boranijasevic und Guerrero fehlte dem FCZ aus sportlicher Sicht am meisten. Bei Boranijasevic und Guerrero selbst ging die Tendenz seit Saisonstart eher abwärts, auch wenn es durch die gute Partie in Bern der ganzen Mannschaft wieder eine kleine Korrektur nach oben gab. Boranijasevic lag dabei bisher eine ganze Note vor Guerrero, in erster Linie aufgrund der Offensivleistung. Interessant ist allerdings, dass Boranijasevic zwar viele gute Aktionen hat, seine Statistiken bezüglich Torbeteiligungen und Abschlussbeteiligungen bisher hingegen nur durchschnittlich daherkommen. Seinen Offensivaktionen fehlt also bisher insgesamt die Effizienz.
Im Zentrum hatte Miguel Reichmuth nach seinem gelungenen Teileinsatz gegen den Fünftligisten Red Star vorläufig keinen weiteren Einsatz in der 1. Mannschaft mehr. Arad Bar konnte sich bisher hingegen nicht empfehlen. Das Duo Condé / Mathew ist klar gesetzt. Das gegenseitige Verständnis der beiden auf dem Platz ist mit der Zeit gewachsen, auch wenn ihre individuellen Leistungen in der aktuellen Saison bisher noch nicht das Niveau ihres in beiden Fällen starken Startes beim FCZ in der letzten Saison (Condé im Sommer, Mathew im Winter) erreicht hat. Condés beste Phase in der aktuellen Saison waren die beiden Auswärtspartien in Basel und bei Lausanne-Sport (mit je einer Note “9“). Die Leistungskurve von Mathew ist von Spiel zu Spiel ein stetiges Auf und Ab mit der Bestleistung zuletzt bei YB (ebenfalls Note “9“) – die Tendenz zeigt bei ihm aufwärts. Marc Hornschuh hat nach einem durchschnittlichen Saisonstart zuletzt bei seinem Teileinsatz im Spitzenspiel bei YB wieder einmal ein Empfehlungsschreiben abgegeben.
Marchesano,“Ruuuner“ und Afriyie am konstantesten
Der FCZ spielt diese Saison mit einer Dreierabwehr und einem Vierermittelfeld. Vorne gibt es je nach Spielphase, Situation und Gegner die Variante mit einem flachen Dreimannsturm oder einem Zehner mit zwei Sturmspitzen davor. Auf diesen drei Positionen wurden diese Saison schon zehn Spieler vorwiegend eingesetzt. Zwei Spieler pendeln etwas zwischen Sturm und Mittelfeld: Krasniqi spielte vereinzelt auch im Vierermittelfeld, währenddessen Mathew umgekehrt mehrmals in der Schlussphase einer Partie vorne auf der Zehnerposition eingesetzt wurde. Herausragend ist ganz klar Antonio Marchesano, der die ersten beiden Saisonpartien gegen Yverdon und in Genf verpasst hatte. Er startete dann gut gegen Lugano und seither ging es kontinuierlich immer noch weiter aufwärts. Sein Notenschnitt insgesamt liegt bei 7.5, der Notenschnitt der letzten fünf Partien aber bereits über 8.0. Donis Avdijaj hatte nach einem guten Start gegen Yverdon einen sehr schlechten Einsatz in Genf und einen ungenügenden gegen Red Star. Bledian Krasniqi zeigte nach einem guten Start zwei schlechte Spiele hintereinander gegen Lugano und Stade Lausanne-Ouchy und kam danach erstmal nur noch im Cup zum Einsatz. Im Stadtderby konnte er sich dank seinem ersten Super League-Tor aus dem Spiel heraus dann teilweise wieder etwas rehabilitieren.
Der von Coach Henriksen halbenglisch “Ruuuner“ genannte Turbo-Fabian hatte zwar zwei schlechte Einsätze in Basel und gegen GC (trotz seines Assists), insgesamt aber bisher eine ordentlich bis gute Saison. Seine Spielnote ist mehrheitlich eine “6“ oder “7“. Ein herausragendes Spiel von ihm gab es bisher noch nicht, aber er hat immerhin schon sechs Skorerpunkte auf seinem Konto (davon vier in der Liga) bei 471 Einsatzminuten. Der Forward mit dem aktuell drittbesten Formstand nach Marchesano und Rohner ist Daniel Afriyie. Der Ghanaer liegt seit der 2. Runde in der Züri Live-Benotung dank seiner geringeren Fehlerquote und deutlich besseren Defensivarbeit konstant rund eine ganze Note vor dem Spektakelspieler Okita. Ivan Santini kam bisher erst zu 130 Einsatzminuten und erzielte dabei drei Cup-Tore. In der Liga gab es bisher nur Kürzesteinsätze. Armstrong Oko-Flex hatte in Luzern und Bern schon etwas längere Liga-Einsätze als Santini und erzielte in Cup und Liga bisher je ein Tor – verlor aber auch Bälle, die zu gefährlichen Gegenstössen und Gegentoren führten. Junior Ligue kam bisher nur zu einem Teileinsatz gegen Red Star. Labinot Bajrami wurde noch nicht eingesetzt.
Der FCZ hat einen sensationellen Saisonstart in die Super League erwischt und ist weiterhin ungeschlagen. Dafür braucht es in erster Linie eine gute Team-Leistung. Heute schauen wir uns in einer Spezial-Analyse aber die Entwicklung der einzelnen Spieler an. Wer hat sich im Vergleich zur letzten Saison am meisten gesteigert? Wer hat noch Potential? Welcher Mannschaftsteil trägt am meisten zum guten Lauf bei? Wie machen sich die Neuen? Und vor allem: wie sieht die Leistungsentwicklung der einzelnen Spieler vom Saisonstart bis heute aus? Die Analyse berücksichtigt die ersten elf Super League-Runden (bis und mit dem Spitzenkampf in Bern) und die zwei Cup-Runden. Die insgesamt 13 Spiele machen knapp unter einem Drittel der Saison aus.
Antonio Marchesanos Konstanz: immer beteiligt, wenn der FCZ Tore erzielt
Als Erstes schauen wir auf die Statistik der Torbeteiligungen. Der FCZ gehört aktuell zu den offensiv stärksten Mannschaften der Liga und hat in den 13 Partien (inklusive Cup) insgesamt 28 Treffer erzielt. Die Werte der fünf Spieler Kostadinovic, Kryeziu, Bar, Nils Reichmuth und Miguel Reichmuth sind dabei mit Vorsicht zu geniessen, da sie jeweils nur einen oder zwei Einsätze im Cup gegen unterklassige Gegner hatten. Ivan Santinis Torbeteiligungsquote liegt bei 2,08 pro 90 Minuten. Allerdings gehen alle seine bisherigen Torbeteiligungen (drei Tore) auf die beiden Cup-Partien zurück. Die hohe Quote ergibt sich dann vor allem aus seinen bisher nur sehr kurzen Einsätzen in der Liga. Schon letzte Saison war Santini bei den Tor- und Torbeteiligungsstatistiken pro 90 Minuten ganz vorne, damals hatte er aber immerhin zwei Tore im Europacup gegen deutlich stärkere Gegner als Red Star oder Tuggen erzielt.
Abgesehen von Santini sticht der Wert von Antonio Marchesano heraus. 1,84 sind ein sensationell hoher Wert. Die einzigen beiden Einsätze, in welchen der Tessiner nicht an einem Tor beteiligt war, waren die beiden 0:0 in Lausanne und Bern. Ohne Marchesano und seine gute Form wäre das aktuelle Tabellenhoch des FCZ undenkbar. Seit seiner Ankunft im Sommer 2016 hat der Offensivspieler eine sehr hohe Konstanz an den Tag gelegt, ist nie unter ein zumindest ordentlich bis gutes Niveau gefallen. Seine erste Saison in der Challenge League war sehr gut. Dann fiel sein Züri Live-Notenschnitt in der kommenden Saison um rund anderthalb Noten, weil er sich erst ans Super League-Niveau gewöhnen musste. Seine Leistungskurve steigerte sich dann aber von Saison zu Saison kontinuierlich, mit dem Höhepunkt der Meistersaison, als er von den regelmässig eingesetzten Spielern der Notenbeste war. Nach einer kleinen Baisse in der vergangenen Saison ist er nun nach 13 Partien von den regelmässig eingesetzten Akteuren gemeinsam mit Yanick Brecher wieder der Notenbeste.
Bemerkungen: Nur Spieler mit mindestens 10 Saisoneinsätzen berücksichtigt. Saison 23/24: Stand nach 13 Partien.
Fabian Rohners Effizienz: mehr als jede vierte Abschlussbeteiligung ist ein Tor
In der Mehrzahl seiner bisherigen FCZ-Saisons hatte auch Fabian Rohner eine gute bis sehr gute Note. Aktuell ist er nach Marchesano mit 1,34 Torbeteiligunen pro 90 Minuten der zweiteffektivste Spieler in der Offensive und liegt auch ligaweit in gewissen Offensivstatistiken weit vorne. Seit Mitte September hat Rohner genauso wie Marchesano in jeder Partie in welcher der FCZ getroffen hat, seine ein bis zwei Torbeteiligungen gehabt. Armstrong Oko-Flex ist in der Statistik fast auf gleicher Höhe mit Rohner. Seine bisher einzigen Torbeteiligungen waren die beiden späten und für die Punkteverteilung nicht mehr relevanten Treffer bei den klaren Auswärtssiegen in Tuggen und Luzern. Jonathan Okita hatte in den ersten sieben Saisonspielen zehn Torbeteiligungen. Seither ist seine Quote etwas gesunken. Adrian Guerreros Torbeteiligungsquote liegt über derjenigen von Stürmer Daniel Afriyie. Von den Aussenläufern die mit Abstand schlechteste Torbeteiligungsquote hat Rodrigo Conceição.
Die gesamte Anzahl an von Züri Live erfassten Abschlussbeteiligungen pro Spiel reichten von 20 im Wankdorf gegen YB bis zu 81 im Auswärtsspiel bei Lausanne-Sport. Eine hohe Anzahlt von Abschlussbeteiligungen deutet nicht nur auf viele Torchancen hin, sondern auch auf eher durch kontrolliertes Aufbauspiel herausgespielte Abschlussmöglichkeiten. Im schnellen Umschaltspiel kommt man dagegen häufig nach ein oder zwei Pässen bereits zum Abschluss. Die Höchstwerte in dieser Saison liegen bei Bledian Krasniqi, der in den Cup-Partien gegen Red Star und Tugen zwölf und elf Abschlussbeteiligungen hatte. Lindrit Kamberi kam in der Liga beim Saisonauftakt gegen Yverdon ebenfalls auf elf. Miguel Reichmuth, der die Wertung anführt, hatte 100%, der zweitplatzierte Avdijaj 60% seiner Einsatzzeit gegen Red Star. Bei den regelmässig eingesetzten Stürmern liegt Marchesano vorne, allerdings nicht so deutlich wie bei den Torbeteiligungen. Dies zeigt mit anderen Worten, dass Marchesanos Abschlussbeteiligungen häufiger zu Toren führen, als bei anderen Zürcher Offensivkräften. Noch extremer ist diese Effizienz bei Fabian Rohner: mehr als jede vierte seiner Abschlussbeteiligungen führt zu einem Tor. Ebenfalls eine sehr gute Effizienz der Abschlussbeteiligungen hat Fabio Daprelà (beinahe jede vierte ist drin). Daprelà fokussiert sich noch stärker aufs Verteidigen als sein Vorgänger Aliti, aber wenn er sich mal vorne einschaltet, wird es nicht selten gefährlich.
Brecher, Marchesano, Boranijasevic: die Säulen der Mannschaft
Die beste Durchschnittsnote 23/24 hat bisher Miguel Reichmuth. Diese basiert allerdings auf seinem einzigen (Teil-)Einsatz gegen Red Star. Das Team wird in dieser Saison bisher getragen von drei Spielern: Yanick Brecher, Antonio Marchesano und Nikola Boranijasevic. Diese drei haben von allen regelmässig eingesetzten Spielern die mit Abstand beste Durchschnittsnote. Alle drei haben sich zudem im ersten Saisondrittel im Vergleich zur letzten Spielzeit gesteigert, am meisten Brecher. Seine Statistiken sind nicht nur bei Züri Live, sondern auch bei anderen Datenerfassern deutlich besser als in der vergangenen Spielzeit. Dahinter folgt eine Sechser-Gruppe angeführt von Cheick Condé mit Guerrero, Rohner, Mathew, Daprelà und Afriyie mit einem Notenschnitt zwichen 6.0 und 7.0, welche die drei High Performer unterstützen. Mit Daprelà ist unter diesen neun nur ein Verteidiger dabei. Kamberi sowie vor allem Wallner und Katic hinken dem allgemeinen Niveau bisher hinterher. Nikola Katic hat sich im Vergleich zur letzten Saison am meisten gesteigert, sein Notenschnitt ist aber immer noch ungenügend, wenn auch mit klar steigender Tendenz im Verlauf dieser immer noch jungen Saison. Mit Ausnahme von Fabio Daprelà haben die neu zum Team gestossenen Spieler die Mannschaft noch nicht besser gemacht, auch wenn bei Rodrigo Conceição eine positive Tendenz sichtbar ist. Armstrong Oko-Flex zum Beispiel macht noch zu viele potentiell entscheidende Fehler. Obwohl es allgemein bisher sehr gut läuft, gibt es auch Spieler, die letzte Saison besser gespielt haben, als in der aktuellen Spielzeit. Am meisten trifft dies auf Selmin Hodza, Donis Avdijaj, Bledian Krasniqi und Ifeanyi Mathew zu. Dementsprechend ist gerade bei diesen Spielern (abgesehen vom wegtransferierten Avdijaj) mit das grösste Verbesserungspotential zu suchen.
Offensiv überzeugen in dieser Saison bisher Nikola Boranijasevic und Antonio Marchesano am meisten. Dahinter folgen unter anderem Yanick Brecher und Adrian Guerrero. Marchesano an erster Stelle hat sich im Spiel mit Ball im Vergleich zu letzter Saison wieder sehr stark gesteigert. Auch Boranijasevic, Afriyie, Santini und Katic zeigen sich diese Saison offensiv stark verbessert. Jonathan Okita ist der Mann für die speziellen Aktionen, der diese Saison vor allem mit seinen konstant gut geschlagenen Standards überzeugt. Gleichzeitig ist er auch der Mann mit den mit Abstand meisten unnötigen Ballverlusten und falschen Entscheidungen im Offensivspiel. In Erinnerung bleiben werden seine tollen Tore. Die Benotung seiner Aktionen wird hingegen von den vielen Fehlern ebenfalls beeinflusst. Zumindest hat sich trotz allem seine Gesamtnote im Vergleich zur letzten Saison verbessert.
Daniel Afriyie entlastet Marchesano
Die Defensiv-Noten sind diese Saison bisher tiefer als die Offensiv-Noten. Kein regelmässig eingesetzter Spieler erreicht defensiv eine Note über 7.5. Yanick Brecher steht an erster Stelle gefolgt von Daniel Afriyie, Cheikh Condé und Fabio Daprelà. Antonio Marchesanos Defensivleistung ist hingegen weniger gut, als letzte Saison. Hier zeigt sich auch eine Veränderung der Rollenverteilung. Afriyie wird teilweise für seine geringen Skorerpunkte kritisiert. Dabei muss aber berücksichtigt werden, dass der Ghanaer diese Saison viele Defensivaufgaben übernimmt, die letzte Saison noch Antonio Marchesano erledigt hat. Dieser kann sich dadurch wieder mehr auf die Offensive Phase fokussieren. So übernimt Afriyie im Zentrum zum Beispiel häufig die Manndeckung des gegnerischen spielmachenden Sechsers. Zuletzt gegen YB war Afriyie zudem auch bei der Verteidigung gegnerischer Standards im eigenen Strafraum stark. Mehr auf die Offensive fokussiert sich diese Saison auch Bledian Krasniqi, allerdings eher mit negativem Effekt. Der Techniker hat auch schon in der Vergangenheit immer nur dann auf Super League-Niveau wirklich gut gespielt, wenn er über den Kampf ins Spiel fand. Mirlind Kryeziu machte in den beiden Cup-Spielen gegen Red Star und Tuggen defensiv keinen guten Eindruck. Nikola Katic hatte auch diese Saison wieder einzelne katastrophale Auftritte gegen Yverdon und im Stadtderby, aber nicht mehr so häufig wie noch letzte Saison. Der Kroate spielt mittlerweile mehrheitlich genügend – und zuletzt in Bern sogar sehr gut.
In Luzern gelingt dem FCZ auf viel besserer Unterlage als im Letzigrund eine der besten Partien der bisherigen Saison. Offensiv macht man kaum Fehler und Defensiv funktioniert das Pressing immer besser. Der FCZ spielt im Ligavergleich wenig Pässe, vor allem deutlich weniger Querpässe und Rückpässe als die Konkurrenz. -Die „Smart Passes“ und die Anzahl Pässe ins Angriffsdrittel ist hingegen relativ hoch. Die 1. Halbzeit war mit einer Durchschnittsnote von 6,5 die zweitbeste Halbzeit der bisherigen Saison nach der 1. Halbzeit in Basel. Die 2. Halbzeit war leistungsmässig trotz der drei Tore insgesamt eher durchschnittlich. Es ist bereits das sechste Spiel in Folge mit besserer 1. Halbzeit. Dies liegt einerseits an der Energie, mit welcher die Mannschaft jeweils zu Beginn in eine Partie geht und dabei fast immer das wichtige Führungstor erzielt – so auch diesmal. Dies kann man jeweils nicht über 90 Minuten durchziehen. Es kommt dann jeweils sehr auf die Leistung der frischen Einwechselspieler an, inwieweit man bis zum Schlusspfiff trotzdem noch ein gewisses Energielevel halten kann.
Highlights – Abubakar macht ein Riesentheater
Personalien – Marchesano und Katic ausgerechnet in Luzern mit persönlichen Highlights
Yannick Brecher: Hat defensiv so gut wie nichts zu tun, speziell in den ersten drei Vierteln der Partie.
Fabio Daprelà: Erstmals seit dem St. Gallen-Heimspiel kann er wieder einmal 90 Minuten durchspielen.
Nikola Boranijasevic: Vier Pre-Assists in den letzten fünf Spielen. In der Anfangsphase läuft das Zürcher Spiel überall durch, aber nicht über Boranijasevic. Es wird über Links oder durch die Mitte gespielt. Und wenn ein Ball nach rechts vorne kommt, dann ist es ein hoher Ball, für welchen Kamberi der Zielspieler ist.
Ifeanyi Mathew: Einziger Spieler der Startformation mit einer ungenügenden Note. Bei gegnerischen Eckbällen mehrmals unaufmerksam. In der 40. Minute beispielsweise bemerkt er nicht, dass Dorn und Jashari ihre Rollen tauschen und in der 61. Minute steht Abubakar völlig frei – wohl weil Mathew die kurz zuvor getätigten Luzerner Wechsel nicht mitbekommen hat.
Antonio Marchesano: Vor zwei Jahren gelang Marchesano eine im Schweizer Fussball wohl einmalige Serie von vier Direkten Freistosstoren in fünf Spielen. Die Serie begann auf der Allmend und endete 1km Luftlinie entfernt auf dem Kleinfeld. Nun trifft Marchesano erneut in Luzern mit einem Direkten Freistoss – und legt im gleichen Spiel noch ein weiteres Tor nach. Seine Handlungsschnelligkeit ist wieder auf dem Niveau seiner besten Zeiten. Dazu ist er in Luzern erstmals in dieser Saison auch noch der defensiv Beste seines Teams.
Daniel Afriyie: Defensiv nach Marchesano der zweitbeste Spieler beim FCZ (Note „8“). Der Erfolg in Luzern war vor allem darum möglich, weil die Stürmer sehr gut verteidigten. Afriyie hängte sich wie ein Rucksack an Luzern-Schlüsselspieler Jashari und ermöglichte zudem im Pressing das 3:1 mit einem Assist. Offensiv mit Note „9“ sogar noch besser. Liess in der letzten Viertelstunde der Partie etwas nach.
Jonathan Okita: Seine beste Offensivnote der Saison („8“). Eine Entwicklung ist zu sehen: der grossgewachsene Stürmer beginnt nun auch Kopfballverlängerungen bei langen hohen Bällen zu machen, denen er bisher immer tunlichst aus dem Weg gegangen ist.
Fabian Rohner: Vier Assists in den letzten vier Spielen. Rohner ist mit einem praktisch tadellosen Einsatz mitverantwortlich für die Siegsicherung und mit Maximalnote „10“ erstmals in dieser Saison MVP und offensiv bester Spieler der Partie auf FCZ-Seite.
Armstrong Oko-Flex: Sein Einsatz startet wenig erbaulich mit einem Handspiel bei der Ballannahme und weiteren Ballverlusten – letztendlich trotzdem genügend.
Was für ein Kontrast zum Saisonstart vor Jahresfrist! Anstatt als Meister in der 1. Runde zum zweiten Mal in zwei Jahren auswärts beim Ligadominator YB starten zu müssen, diesmal zum Auftakt ein Heimspiel gegen Aufsteiger Yverdon-Sport. Der FCZ war mental und taktisch parat und liess den nach einem relativ grossen Umbruch noch uneingespielten Liganeuling nicht ins Spiel kommen. Der für Tosin (Vertragsverhandlungen) zu seinem Startelfdébut kommende Daniel Afriyie (22) aus Kumasi heftete sich im Spiel ohne Ball meist an die Fersen von Yverdons “6er“ Boris Cespedes. In den letzten Testpartien hatte man vorne in der Tendenz noch Raumdeckung im 3-4-3 gespielt gehabt – so hingegen wurde es auch im Spiel mit Ball eher wieder das übliche 3-4-1-2, wobei Fabian Rohner und Jonathan Okita je nach Spielsituation durchaus auch mal über die Seiten kamen. Mit anderen Worten: es war eine hybride taktische Formation.
FCZ taktisch gut eingestellt
Der FCZ legte Wert darauf, im Spielaufbau eine klare Überzahl zu haben und die Ansätze des Yverdon-Pressings im Keim zu ersticken. Man profitierte dabei allerdings auch davon, dass die beiden Yverdon-Spitzen Beyer und Kevin Carlos wenig Defensivarbeit verrichteten. Im Vergleich zu den letzten Saisons befanden sich die FCZ-Akteure in der 1. Halbzeit viel in Bewegung und dies mit gutem Timing. Häufig hatte der Ballführende zwei Anspielstationen, die sich beide (in unterschiedliche Richtungen) in Bewegung befanden. Auch wurden im 3-4-1-2 häufig Positionswechsel vorgenommen. So tauchten abwechslungsweise Mathew oder Condé im Spielaufbau in der Dreierabwehrkette auf, Kamberi rückte auf die rechte Aussenbahn und Boranijasevic ins Mittelfeldzentrum. Auch die drei Stürmer tauschten flexibel ihre Positionen untereinander.
Kurze Anläufe mit Ball in der Mitte von Katic machten vor allem für LIndrit Kamberi über halbrechts nach einem diagonalen Rückpass Raum für Vorstösse in die gegnerische Platzhälfte frei. Dies vor allem auch, weil Yverdon sich aufgrund der Zürcher Dominanz bald mal in der eigenen Platzhälfte in ein 6-2-2 zurückzog. Die zentralen Abstände dieser Sechserkette waren aber aus lauter Vorsicht und Respekt vor dem Gegner so gering gehalten, dass der FCZ trotz allem über aussen mit einer fast unbedrängten Rohner-Massflanke hinter die Abwehr zum 1:0-Führungstreffer kam. Yverdon’s Innenverteidiger-Neuverpflichtung Mohamed Tijani wirkte während seines ganzen Einsatzes bis zu seiner verletzungsbedingten Auswechslung in der 53. Minute etwas überfordert, obwohl er sich aus der tschechischen Fortuna Liga einen ähnlichen Rhythmus wie in der Super League eigentlich gewohnt sein sollte. In der 28. Minute stoppte er als letzter Mann den schnellen Fabian Rohner mit einem Notbremsefoul, für das er eigentlich hätte vom Platz fliegen müssen. Ein weiterer Stoss in den Rücken von Afriyie an der Strafraumgrenze und von Rohner im Strafraum drin waren in der Tendenz ebenfalls regelwidrig. Ein etwas ähnlicher Fall auf Zürcher Seite war mit Fabio Daprelà ebenfalls eine Neuverpflichtung, die nach einer wenig überzeugenden 1. Halbzeit mit muskulären Problemen ausschied. Der FC Zürich legte einen Fokus aufs Gegenpressing. Wenn dieses mal unzureichend funktionierte, dann wegen individuellen Unzulänglichkeiten.
Wie üblich: mehr FCZ-Torchancen bei weniger Ballbesitz
In der 1. Halbzeit hatte der FCZ 60% Ballbesitz. Mit der Führung im Rücken überliess er Yverdon in der 2. Halbzeit das Spieldiktat. Die Waadtländer riskierten gezwungenermassen mehr, ihre Aussenmittelfeldspieler standen höher. Wie in den letzten Jahren üblich, kam der FCZ mit wenig Ballbesitz (38% in der 2. Halbzeit) zu deutlich mehr Torchancen. Über die gesamten 90 Minuten betrug der FCZ-Ballbesitz 48.4%, das Schussverhältnis 17:5 und die Expected Goals 1.79:0.23. Dazu passten die Einwechslungen von Bledian Krasniqi und Donis Avdijaj in der 69. Minute, die beide im Umschaltspiel ihre Stärken haben. Durch taktische Kniffe verschaffte der FCZ seinen Stürmern beim Kontern zusätzlichen Platz. Die Züri Live-Analyse der Tore und Gegentore hat ergeben, dass die starke Reduktion von Standard- und Kopfballtoren 22/23 im Vergleich zur Meistersaison das grösste Problem war. Gegen Yverdon nahm sich der FCZ diese Erkenntnis zu Herzen. Wie schon in den Testspielen angedeutet funktionierten die Standards wieder besser. Und man erzielte zwei Kopfballtore – eines davon nach einer Kopfballweiterleitung bei einem Eckball.
Personalien
Lindrit Kamberi: beim Saisonstart erneut parat. Wie schon beim Startspiel in Bern vor Jahresfrist ist der 23-jährige der beste Mann beim FCZ. Lässt im Gegensatz zu Katic oder Daprelà seinen Gegenspielern keinen Meter Raum, ist zudem in der Vorbereitung des 1:0-Fphrungstreffers entscheidend beteiligt. Nicht nur das: kein Spieler beim FCZ war an so vielen Abschlüssen beteiligt (11) wie der Volketswiler.
Nikola Katic: Ein Tor erzielt, aber in der defensiven Phase erneut Note “1“. Hatte als einziger Spieler der Startformation bis zur 63. Minute keine einzige Defensivaktion, die Pluspunkte verdient gehabt hätte.
Nikola Boranijasevic: Nach einem durchschnittlichen Start in die Partie sprudelte der Serbe in der 2. Halbzeit nur so vor Spielfreude und bot dem Publikum ein Schmankerl nach dem anderen.
Fabian Rohner: Offensiv mit seiner Monsterflanke zum 1:0 mitentscheidend. In der Anfangsphase der Partie war er aber vor allem im Gegenpressing sehr wichtig und verhinderte den ein oder anderen schnellen Yverdon-Gegenstoss. Baute in der 2. Halbzeit ab.
Daniel Afriyie: Die Bewertung „bemüht“ wird in Arbeitszeugnissen in der Regel eher negativ bewertet. Auf die 1. Halbzeit von Afriyie traf dieser Ausdruck sowohl im Negativen wie im Positiven zu. Mit dem Rücken zum Tor verlor der Ghanaer zu viele Bälle und leitete so den ein oder anderen Yverdon-Konter ein. Zudem stand er in einzelnen Situationen falsch. Er steigerte sich aber bereits nach der Pause.
Bledian Krasniqi: Schon letzte Saison fiel auf, dass seine Offensiv- und Defensivleistung häufig sehr unterschiedlich gut ist – wie wenn er sich in einem Spiel nur auf eines von beidem konzentrieren könnte. Krasniqi hat von Haus aus in erster Linie offensive Qualitäten. Letzte Saison fokussierte er sich als Teil seiner Entwicklung bewusst stärker auf die defensive Phase, und war dabei speziell bei gegnerischen Umschaltsituationen immer wieder wichtig. Nun werden von Krasniqi aber wieder mehr Assists und Tore erwartet. Nach seiner Einwechslung galt sein Fokus daher ganz offensichtlich diesem Ziel. Krasniqi war mehrmals nahe dran, dieses auch in die Tat umzusetzen. Seine Performance in der defensiven Phase litt aber darunter.
Wie gut war die Leistung der Spieler des FCZ-Kaders in der abgelaufenen Saison 22/23? Nach der detaillierten Auswertung der Mehrzahl der Partien der letzten Saison steht Winterneuverpflichtung Ifeanyi Mathew mit einer Durchschnittsnote von 7,5 deutlich an erster Position. Auf den nächsten Positionen folgen eng beieinander Boranijasevic, Condé, Vyunnik, Krasniqi, Rohner und Ligue. Fünf Spieler lagen mit ihrer Durchschnittsnote im ungenügenden Bereich – allen voran Nikola Katic, der in der abgelaufenen Saision mit 2,5 einen der tiefsten aufgezeichneten Notenschnitte seit Beginn der Züri Live-Notengebung im Jahr 2016 hatte. Katic war sowohl mit wie auch ohne Ball der klar schlechteste FCZ-Spieler der abgelaufenen Saison. Mathew war auch offensiv die Nummer 1, während defensiv der speziell bei gegnerischen Umschaltsituationen immer wieder wertvolle Bledian Krasniqi am besten abschnitt. Im Vergleich zur Foda-Zeit hat sich Blerim Dzemaili unter Bo Henriksen am meisten gesteigert, dazu spielten auch Stephan Seiler, Marc Hornschuh und Cheick Condé unter dem Dänen deutlich besser.
Züri Live Spieler-Noten, Punkte pro Spiel und Torbeteiligungen pro 90 Minuten (noch nicht alle Spiele ausgewertet)
FCZ kann ohne Cheick Condé nicht gewinnen
Die Bilanz der „Punkte pro Spiel“ wird angeführt durch Selmin Hodza und Zivko Kostadinovic, die selten in der Meisterschaft, dafür aber im Cup gegen das Amateurteam Cham dabei waren. Mathew und Katic waren in der resultatmässig schlechten Anfangsphase der Saison nicht mit dabei und haben aus diesem Grund einen guten Punkteschnitt. Cheick Condé, der ebenfalls einen relativ guten Punkte pro Spiel-Schnitt aufweist, war hingegen die ganze Saison dabei. Der Guineer wurde über die Spielzeit verteilt in sechs Meisterschaftsspielen (2x Lugano, je 1x Winterthur, St. Gallen, GC und FCB) drei Mal wegen Gelbsperre und drei Mal als Ersatzspieler (davon beide Partien unter Interims-Coach Colatrella) nicht eingesetzt. Keines dieser sechs Partien konnte der FCZ gewinnen (drei Niederlagen, drei Unentschieden). Auch die einzige Europacup-Partie, in welcher Condé fehlte, wurde zu einer 1:5-Heimklatsche gegen PSV. Bogdan Vyunnik arbeitete sehr viel für die Mannschaft und kam auch aus diesem Grund zu wenig Torchancen im Strafraum. Dass er Tore erzielen kann, zeigte er später an der U21-EM, als er für die Ukraine gegen Spanien ins Netz traf. Am wenigsten Punkte pro Spiel weisen Spieler wie Ivan Santini und Donis Avdijaj auf, die in der Liga-Resultatflaute unter Franco Foda vorwiegend ihre Einsätze hatten.
Der gleiche Ivan Santini weist in der Statistik bezüglich „Torbeteiligungen“ die beste Statistik auf. Der bisher wenig eingesetzte Kroate war pro 90 Minuten in den ausgewerteten Partien an 1,2 FCZ-Toren beteiligt. Danach folgt Zivko Kostadinovic (dank dem Cupspiel in Cham), dann Stephan Seiler , Karol Mets, Aiyegun Tosin und Calixte Ligue. Am wenigsten Torbeteiligungen hatten Yanick Brecher, Becir Omeragic, Ifeanyi Mathew, Nikola Katic und Mirlind Kryeziu. Jonathan Okita hat eine ebenfalls niedrige Torbeteiligung.
Michi Frey zwei Mal hintereinander an der Spitze
Züri Live-Noten Top 5 und Flop 5 von 2016/17 bis 2022/23
Ifeanyi Mathew löst Antonio Marchesano ab, der in der Meistersaison bester Zürcher war. Michael Frey hatte in den Saisons 17/18 und 18/19 zwei Mal hintereinander die beste Durchschnittsnote, wobei er in der zweiten Saison nur in der Anfangsphase mit dabei war. Die sich diesmal unter den Top 5 befindlichen Bledian Krasniqi und Fabian Rohner sind dies nicht zum ersten Mal, hatten schon vor ihren Leihen nach Wil gute Leistungen im FCZ-Trikot gezeigt. Mirlind Kryeziu, Antonio Marchsano und Alain Nef (nun Assistenztrainer), die in der Aufstiegssaison 16/17 unter den Top 5 gewesen waren, sind immer noch mit dabei. Blerim Dzemaili war hingegen in den letzten drei Saisons immer unter den „Flop 5“, wobei er sich im Vergleich zu seiner sehr schlechten Rückkehr-Saison gesteigert hat. Auch der letztjährige beste FCZ-Torschütze Aiyegun Tosin war in jener Spielzeit im Schnitt deutlich ungenügend aufgetreten.