Weiter harmlos bei Standards, irreguläres Tor zum 1:2 / FCZ – Sion Analyse und Highlights

Der FCZ verliert nach acht Monaten erstmals wieder ein Heimspiel – und dies gegen Murat Yakins FC Sion. Damit ist die Bilanz von FCZ-Trainer Magnin gegen den Ex GC-Trainer nach den drei Derbies im März/April und dem dank Einwechselspieler Assan Ceesay spät errungenen 2:1-Erfolg im Tourbillon wieder ausgeglichen. In der Startaufstellung fehlen Umaru Bangura und Toni Domgjoni, welcher zuletzt in seinen Leistungen etwas stagniert hatte. Das 1:0 durch Antonio Marchesano in der 62. Minute schien der späte Lohn für eine gute 1. Halbzeit und mehrere Topchancen zu sein. Andreas Maxsö hatte das Tor mit einem magistralen Pass auf den eben eingewechselten Salim Khelifi eingeleitet. Nach den drei Assists in Luzern war Khelifi damit erneut in der Meisterschaft Assistgeber.

Allerdings kam vom Waadtländer danach nicht mehr viel. Stattdessen gelang in der 71. Minute Pajtim Kasami nach einem Sion-Konter der Ausgleich zum 1:1. Dieser Gegentreffer war beinahe eine Kopie des 1:1-Gegentreffers in Luzern und deshalb speziell ärgerlich. Der FCZ agiert im Anschluss an einen eigenen Eckball erneut überaus risikoreich. Sechs Zürcher stehen annähernd auf einer Linie vor dem Sion-Strafraum, als Hekuran Kryeziu zu einem hohen Ball ansetzt. Kommt Kryezius Ball gut und zügig nach ganz rechts aussen, wo die «Weissen» eine klare Überzahl haben, dann kann daraus eine weitere Topchance auf das 2:0 entstehen (siehe untenstehenden Screenshot).

Kryeziu spielt den Ball aber nicht ideal in den linken Bereich des Strafraumes, wo Verteidiger Ndoye keine Probleme hat, vor Maxsö an den Ball zu kommen. Weil Khelifi zu wenig energisch eingreift, kommt der Sion-Gegenangriff ins Rollen. Palsson nimmt sich mit einer erfolglosen Grätsche gegen Kasami selbst aus dem Spiel und kann dadurch nachher nicht mehr eingreifen. Pa Modou macht den Raum für Lenjani auf, indem er ebenfalls erfolglos vorrückt, um Kasami anzugreifen. Dieser könnte nun den Ball steil auf Lenjani spielen, welcher damit alleine vor Torhüter Brecher auftauchen würde. Da Kasami aber das Tor selbst erzielen will, zieht er den Pass auf Lenjani nach aussen und sprintet selbst in die Abschlussposition im Zentrum.

Genauso wie vor anderthalb Monaten im Tourbillon der eingewechselte Assan Ceesay für den FCZ-Sieg gesorgt hatte, war diesmal mit Adryan für Sion ebenfalls ein Joker für den entscheidenden Schwung zum Auswärtssieg im Letzigrund verantwortlich. Der Brasilianer leitete mit einem schnellen Antritt über links das 1:2 ein. Ein Tor, welches allerdings auf irreguläre Weise zustandekam und für den FCZ weitere schmerzhafte Folgen mit sich bringt. Kevin Rüegg hat im eigenen Strafraum einen kurzen Moment die Möglichkeit, den Ball über die Grundlinie zu klären – lässt diese aber verstreichen. Im nächsten Moment rauscht Adryan heran und streckt Rüegg mit der Sohle voran nieder (siehe untenstehenden Screenshot).

Aufgrund dieses Fouls fällt Rüegg nun mit Teilriss des Innenbandes im Rechten Knie mehrere Wochen aus! Damit nicht genug: Im Anschluss an diese Szene stiess Pajtim Kasami Andreas Maxsö in Alain Nef hinein und setzte damit gleich zwei weitere Zürcher aufs Mal ausser Gefecht (siehe untenstehenden Screenshot). Mit drei Zürcher Verteidigern am Boden war der Weg nun frei für den eingewechselten Yassin Fortune, den 2:1-Siegtreffer zu erzielen. Dass der ansonsten gut pfeifende griechische Referee Anastasios Papapetrou gleich beide regelwidrigen Aktionen im Getümmel übersah, ist die eine Geschichte. Weit weniger entschuldbar ist, dass die übertragenden TV-Stationen (und damit auch alle anderen Medien) trotz eindeutiger Bilder, Zeitlupen und mehreren Blickwinkeln einmal mehr so taten, als sei nichts passiert.

Kurz nach dem Gegentor wechselte Ludo Magnin als dritten Einwechselspieler Adrian Winter für Züri Live-MVP Roberto Rodriguez ein, der sich auch diesmal auf der Rechten Seite gut mit Rüegg ergänzt und eine Saisonrekordzahl von sieben Flanken in den Strafraum gebracht hatte – darunter die Idealvorlage für Ceesay bei dessen Pfostenschuss aus spitzem Winkel. Offenbar hatte Rüegg eine Minute nach Adryans Foul noch das Gefühl, weiterspielen zu können oder zu müssen und blieb auf dem Feld – mit zunehmender Spieldauer in der Schlussphase aber mehr und mehr humpelnd. Rüegg blieb nicht das einzige Verletzungsopfer der Partie. Schon in der 50. Minute hatte der Medizinische Masseur Rolf Schumann Stephen Odey nach dessen Zusammenprall mit Sion-Keeper Kevin Fickentscher auf der Schulter in die Kabine tragen müssen.  

Dem FCZ nützt es am Ende der Partie nichts, dass er gegen Sion ausnahmsweise mal das zweikampfstärkere Team stellt und mehrmals von groben Schnitzern des Ex GC-Verteidigers Jan Bamert profitieren kann. Weiterhin zu ungefährlich ist das Letzigrund-Team bei Standards. Benjamin Kolollis Freistoss- und Cornerbälle sehen zwar meist ästhetisch hübsch aus, sind aber wenig effektiv. Nach dem FC Thun hat der FCZ in dieser Saison bisher am zweitwenigsten Kopfballtore aller Super League-isten erzielt. In den letzten Jahren hat in solchen Situationen ein Wechsel des Standardspezialisten meist kurzfristig einen positiven Effekt gehabt, auch weil die Gegner dann jeweils nicht auf dessen Stil eingestellt sind. Ausserdem spielt Kololli seine Standards gerne direkt – mit kurz gespielten Cornern und Freistössen schien der FCZ in den letzten Jahren aber mehr Erfolg zu haben. Eines der raren Beispiele eines kurz gespielten Standards in der jüngeren Vergangenheit war der Eckball zum 1:0-Siegtreffer von Victor Palsson gegen Ludogorets, wo Kololli kurz angespielt aus einer besseren Position flanken konnte, als bei einem direkt ausgeführten Corner.

 FCZ – Sion 1:2 (0:0)

Tore: 62. Marchesano (Khelifi) 1:0, 71. Kasami (Lenjani) 1:1, 82. Fortune (Adryan) 1:2.

FCZ: Brecher; Rüegg, Nef, Maxsö, Pa Modou; Palsson; Marchesano, H. Kryeziu; Rodriguez (84. Winter), Kololli (59. Khelifi); Odey (50. Ceesay).

Sion: Fickentscher; Maceiras (63. Abdellaoui), Ndoye, Bamert, Morgado; Mveng, Neitzke, Kouassi; Kasami, Lenjani (77. Fortune); Philippe (63. Adryan).

 

(Screenshots: Teleclub)

„Andere Mentalität in der Mannschaft“ / Luzern – FCZ 2:5 Highlights & Analyse

Der FCZ erzielt in Luzern fünf Tore mit 14 Abschlüssen und kommt gegen den bisherigen „Angstgegner“ zum zweiten Saisonsieg im zweiten Aufeinandertreffen. Dies dank eines sehr guten Starts in die Partie mit der verdienten 1:0-Führung durch Toni Domgjoni nach doppeltem Doppelpass mit Züri Live-MVP Salim Khelifi und erfolgreichem Konterspiel in der Zweiten Halbzeit. Zwei Mal hätte Pascal Schürpf einen Penalty zwar nicht erhalten müssen, aber können. Die Pfeife von Ref Hänni blieb aber stumm. Der FCZ nahm bei eigenem Eckball beim Spielstand von 1:0 etwas zu viel Risiko und wurde mit dem 1:1-Ausgleich durch Blessing Eleke bestraft, der dieses Tor anschliessend auf eine ziemlich unsympathische Art und Weise zu bejubeln schien. Dank der grandiosen Einzelleistung von Stephen Odey wurde dieser Fehler aber noch vor der Pause wieder wettgemacht.

Luzern – FCZ 2:5 (1:2)

Tore: 5. Domgjoni (Khelifi) 0:1, 22. Eleke (Juric) 1:1, 27. Odey (Khelifi) 1:2; 70. Kololli (Khelifi) 1:3, 73. Marchesano (Kololli) 1:4, 90. Vargas (Schneuwly) 2:4, 90.+1 Winter (Ceesay) 2:5.    

Luzern: Zibung; Kakabadze, Knezevic, Cirkovic, Schwegler; Voca; Custodio (74. Grether), Schulz (60. Vargas); Eleke, Schürpf (84. Schneuwly); Juric.

FCZ: Brecher; Rüegg, Bangura, Maxsö, Pa Modou; H. Kryeziu; Marchesano, Domgjoni; Khelifi (78. Rodriguez), Kololli (87. Winter); Odey (84. Ceesay).

Déjà Vu an der Sihl / Red Star – FCZ 2:3 Analyse & Highlights

Trainer Ludovic Magnin hatte nicht zu viel versprochen, als er ankündigte, man werde den Achtelfinal gegen Red Star genauso ernst nehmen wie jedes andere Spiel, obwohl es gleich neben dem eigenen Trainingsplatz stattfand. Zumindest war dies in der ersten halben Stunde so. Der FCZ zeigte da wirklich einen äusserst fokussierten und erfreulichen Auftritt. Spätestens mit Beginn der Zweiten Halbzeit schlich sich allerdings beim ein oder anderen Spieler der Schlendrian ein. Beipielhaft für die Leistungskurve der ganzen Mannschaft war Flügelspieler Salim Khelifi. der gut begann, nach der Pause stark abbaute und sich dann in der Schlussphase nochmal etwas aufrappeln konnte, als wie schon beim 4:2-Sieg bei Breitenrain Roberto Rodriguez stark mit dafür verantworlich war, die «Kugel» möglichst lange möglichst weit vom eigenen Gehäuse wegzuhalten.

Hakim Guenouche kam zu seinem ersten Wettbewerbsspiel in der 1. Mannschaft und bereitete mit einem seiner Tempoläufe in die Tiefe das 3:0 durch Assan Ceesay (dessen zweites Tor an diesem Abend) in der 27. Minute vor. Guenouche war auch einer derjenigen, die in der 2. Halbzeit um jeden Ball kämpften. Dazu gehörte während der ganzen Partie definitiv auch Adrian Winter, der sich die Züri Live-MVP-Auszeichnung gegen seinen Ex-Klub Red Star redlich verdiente. In der 1. Halbzeit war der Zürcher Sturmpartner von Assan Ceesay und wechselte für den zweiten Durchgang auf die Rechtsverteidigerposition, als Marco Schönbächler für den Rechten Flügel eingewechselt wurde und Stephan Odey von der Rechten Seite in die Spitze wechselte. Zum ersten Mal in einem Wettbewerbsspiel in der Startaufstellung stand zudem der 17-jährige Simon Sohm, eines der grössten Talente aus dem FCZ-Nachwuchs.

Red Star spielte lange Zeit in einer defensiveren Ausrichtung als in der Meisterschaft üblich, blieb aber angeführt von Captain Jan Hartmann immer mit schnellen Gegenstössen, bei welchen die «Zweite Welle» jeweils zügig nachrückte, gefährlich. Nach Breitenrain spielte der FCZ an der Sihl im Cup zum zweiten Mal hintereinander gegen einen Top-Amateurklub mitten in einer belebten Stadtlandschaft und die Partie verlief praktisch identisch mit einer schnellen 3:0-Führung und dem Zittern am Schluss. Zum Viertelfinal Ende Februar empfängt der FCZ nun im Letzigrund den SC Kriens, das aktuell zweitbeste Auswärtsteam der Challenge League, welches im Achtelfinal (natürlich auswärts!) den FC Rapperswil-Jona gleich mit 4:1 bezwingen konnte.

Red Star – FCZ 2:3 (0:2)

Tore: 2. Khelifi 0:1; 8. Ceesay (Khelifi) 0:2, 27. Ceesay (Guenouche) 0:3, 36. Gashi (Hartmann) 1:3; 64. Graf (Thalmann) 2:3.

Red Star: Beeler; Hartmann (61. Durand), Benzlar, Schnidrig, Scherrer, Thalmann (75. Ribeiro); Gashi, Steiger; F. Janett, Baillargeaut (61. Eid), Graf.

FCZ: Vanins; Rüegg (46. Schönbächler), Nef, M. Kryeziu, Guenouche; Odey, Sohm (90.+2 Maouche), H. Kryeziu, Khelifi; Winter, Ceesay (64. Rodriguez).

Ceesays beherzter Auftritt beim vierten Sieg in Folge: Sion – FCZ 1:2 Analyse und Highlights

Im Tourbillon hatte der FCZ in der Meisterschaft seit April 2015 nicht mehr gewinnen können. Nun realisierte das Magnin-Team im vierten Wettbewerbsspiel in 12 Tagen, drei Wettbewerben und zwei Ländern den vierten Sieg in Folge. Die beiden Stadtberner Mannschaften YB und Breitenrain sind die einzigen, die bisher in dieser Saison mehr als ein Tor gegen den Stadtclub erzielen konnten. Der FCZ ist noch weit davon entfernt, ein Spitzenteam der Super League zu sein – dafür gibt es aktuell noch zu viele mannschaftliche und vor allem individuelle Schwachstellen. Aber die Serie zuletzt mit knappen, aber verdient erkämpften Siegen auswärts in der Europa League und in Sion, sowie im Letzigrund gegen Luzern, ist aussergewöhnlich. Etwas ähnliches hat der FC Zürich schon länger nicht mehr zustandegebracht.

Und am Donnerstagabend kontrollierte der FCZ in der 1. Halbzeit das Spiel wie selten in den letzten Jahren im Tourbillon. Speziell in dieser Phase zeigte Flügelspieler Salim Khelifi seine weiter aufsteigende Tendenz und die Mannschaft als Ganzes lag zur Pause verdient mit 1:0 in Front. Dass in der Zweiten Halbzeit die Walliser zu Hause aufdrehen würden, versteht sich fast von selbst. Der 1:1-Ausgleich durch den unberechenbaren jungen Brasilianer Itaitinga war in der Entstehung aus FCZ-Sicht «unnötig» – aber trotzdem verdient. Die Einwechslung von Assan Ceesay gab den Gästen aus der Limmatstadt dann nochmal einen Schub. Der Kurzauftritt des Gambiers war sensationell – mit seinen herzhaften Sprints an der Grenze des physisch Möglichen sorgte er für viel Entlastung und trug wesentlich dazu bei, dass anstatt der vom ein oder anderen Kommentator erwarteten Walliser Schlussoffensive der FCZ am Ende nochmal am Drücker war und durch Ceesay nach magistraler Vorarbeit von Rüegg, Marchesano und Kololli noch zum Siegtreffer kam.

Leider musste Ceesay nach einem weiteren beherzten Sprint aus der Abwehr heraus angeschlagen ausgewechselt werden. Ludo Magnin sagte danach im Interview auf «RTS», dass der Gambische Stürmer im kommenden Meisterschaftsspiel gegen Xamax eigentlich erstmals für die Startformation vorgesehen gewesen wäre. Davor hatte Ref Jaccottet richtigerweise nicht auf Penalty entschieden, als der viel Gefahr ausstrahlende Adryan im Zürcher Strafraum bei Kevin Rüegg auflief. Noch kein Tor hat der FCZ in dieser Saison in der Meisterschaft nach Eckbällen erzielt. Nef traf gegen Breitenrain im Cup, Maxsö oder davor Mirlind Kryeziu waren mit Kopfbällen in dieser Saison mehrmals nahe dran – in Sion gab es im Ganzen nur drei Corner – alle von Benjamin Kololli ausgeführt, genauso wie die drei Freistösse in Strafraumnähe.

Hekuran Kryeziu hat im Wallis wieder einen seiner schlechten Tage eingezogen. Der Mittelfeldspieler ermöglichte durch zu zögerliches Eingreifen, nonchalante Spielweise oder zu langsames Zurücklaufen mehrere gute Walliser Aktionen. In einem weiteren dieser unkonzentrierten Momente spielte er einen Ball im hohen Bogen 20 Meter rückwärts in den eigenen Strafraum, woraus ein Corner entstand – und auch am Gegentreffer Itaitingas war «Heki» zusammen mit Umaru Bangura im negativen Sinne mitbeteiligt. Er müsste in der Szene statt sich aus der Verantwortung zu nehmen entweder Itaitinga unter Druck setzen oder mit Kasami in den Strafraum mitgehen, so dass sich Bangura voll auf Itaitinga konzentrieren kann. Zwei ausgezeichnete Offensivszenen Kryezius mögen das Gesamtbild aufgrund der deutlich ungenügenden Defensivleistung nur leicht zu korrigieren.

Sion – FCZ 1:2 (0:1)

Tore: 38. Khelifi (Pa Modou) 0:1; 79. Itaitinga (Kasami)  1:1, 90.+1 Ceesay (Kololli) 1:2.

Sion: Fickentscher; Maceiras, Neitzke, Ndoye, Lenjani; Mveng (57. Adryan), Kouassi, Toma; Grgic (75. Itaitinga); Djitté, Daoudou (64. Kasami).

FCZ: Brecher; Rüegg, Bangura, Maxsø, Pa Modou; Palsson, H. Kryeziu; Khelifi, Domgjoni (83. Marchesano), Kololli; Odey (70. Ceesay, 90.+4 Nef).

Sommerbilanz: Eigene Talente und Hekuran Kryeziu verstärken das Zentrum

Bereits in der Saison 2017/18 gehörten die beiden Aussenspieler Kevin Rüegg (19) und Pa Modou (28) zusammen mit Victor Palsson und Michael Frey zu den vier Spielern mit den meisten Einsätzen in Wettbewerbspartien. An diesem Status hat sich nichts geändert. Nach der Sommervorbereitung sieht alles danach aus, als könne der FCZ auf den Aussenpositionen von Kontinuität profitieren. Speziell Rüegg hat die goldene Chance, in der kommenden Saison beim FCZ einen entscheidenden nächsten Schritt in seiner Entwicklung zu machen. Schon in den Testspielen hat der 19-jährige angedeutet, dass er in Zukunft seine Schnelligkeit noch konsequenter und effizienter einzusetzen gedenkt. Gleichzeitig besteht noch viel Verbesserungspotential, beispielsweise in der Rückwärtsbewegung.

Nicht ohne Grund ist Trainer Magnin noch häufig mit seinem Schützling unzufrieden. Fabian Rohner ist auf der rechten Seite die Alternative, die aber wohl aktuell in erster Linie bei Rückstand (allenfalls auch als Sturmspitze) zum Zuge kommt. Der neu verpflichtete Hakim Guenouche (18) ist nicht nur einer der jüngsten, sondern wohl auch der leichtgewichtigste Spieler der Liga. Trotz seiner guten Technik scheint er einem Pa Modou noch nicht das Wasser reichen zu können. Dem Gambier unterlaufen zwar auch Fehler, aber er kann diese häufig gleich selbst wieder ausbügeln, was Guenouche bisher noch nicht gelingt.

Körperlich das Gegenstück zu Guenouche ist Mirlind Kryeziu. Mehrmals in der Testphase mussten sich Gegenspieler von einem Aufprall an der Zürcher «Wand» erholen. Es wäre keine Überraschung, wenn der 1,97m-Mann zum Saisonauftakt zusammen mit Neuverpflichtung Andreas Maxsø die Innenverteidigung bilden würde. Dies obwohl der Däne auf dem Platz noch nicht hundertprozentig ins Zürcher Spiel integriert scheint. In Abwesenheit der angeschlagenen Umaru Bangura und Becir Omeragic ist die Alternative dazu natürlich Alain Nef. Zu Beginn der Vorbereitung machte der Routinier einen sehr guten Eindruck, musste dann aber mit der Zeit der Intensität der Sommervorbereitung scheinbar doch etwas Tribut zollen. Im Idealfall wird die konditionelle Basisarbeit für den x-ten Frühling des Zürchers sorgen. Wird er wie schon in den letzten Saisons alle, die ihn bereits abgeschrieben haben, erneut düpieren? Je nach Grad der zurückkehrenden Spritzigkeit im Verlauf der kommenden Trainingswoche wäre auch Nef an Stelle von Maxsø in der Startaufstellung gegen Thun denkbar.

Dies natürlich vorausgesetzt, Ludo Magnin entscheidet sich nicht für eine Dreierabwehr zum Saisonstart. Kein Thema wird wohl zur Zeit in der Verteidigung Ilan Sauter (17) sein, der in den Testpartien nahtlos an seinen unglücklichen Auftritt im U18-Meisterschaftsfinal in Basel anknüpfte. Die Anzahl Innenverteidiger hat auch einen Einfluss auf die Besetzung des Zentralen Mittelfeldes mit zwei oder drei Mann. Neuverpflichtung Hekuran Kryeziu hat sich bisher bewährt, und wird ziemlich sicher als Stammspieler in die Saison starten. Toni Domgjoni bleibt ein sicherer Wert, der sich obendrein immer noch laufend weiterentwickelt. Und Izer Aliu scheint stark aufgeholt zu haben. Wenn er sein Potential abrufen kann, ist der 18-jährige mit seinen spielerischen Qualitäten und ausgezeichneten Standards potentiell eine Schlüsselfigur fürs Zürcher Offensivspiel – zumal er zusätzlich auch selbst einen guten Abschluss hat. Aliu, der in der abgelaufenen Rückrunde in fast jeder Partie zum Einsatz gekommen ist, wird immer mehr zu einem echten Stammplatzkandidaten – auch weil er den aktuell angeschlagenen Antonio Marchesano in Bezug auf die Leistung in der Defensiven Phase langsam zu überholen scheint.

Im Zentralen Mittelfeld ist mit Abstand am meisten Talent aus dem eigenen Nachwuchs vorhanden. Da schlummert viel Qualität, welche die 1. Mannschaft insgesamt stärker machen kann. Die erfahreneren Spieler braucht es tendenziell eher auf anderen Positionen. Dies auch weil mit dem «Sechser» Simon Sohm und dem spielerisch starken Bledian Krasniqi zwei Spieler aus der U18 nachstossen, die fussballerisch bereits heute Super League-Reife haben – gerade im mentalen Bereich allerdings noch etwas mehr Widerstandskraft benötigen. Der Reichtum an vielversprechenden Talenten im Zentrum setzt sogar Captain Victor Palsson sportlich unter Druck. Der Isländer kann weiterhin in der Innenverteidigung nicht überzeugen, auch wenn er immer wieder mal dort (aushilfsweise) eingesetzt wird. Auf seiner angestammten Position im Mittelfeld agiert er solider. Die vorderen Aussenspieler nehmen eher eine spielerische Rolle ein, da die schnellsten Zürcher Akteure wie Rohner, Rüegg oder Schönbächler in der Regel auf anderen Positionen eingesetzt werden. In die Tiefe geschickt werden soll in erster Linie der Aussenverteidiger.

Adrian Winter (32) hatte schon letzte Saison zunehmend Mühe. Die für sein Spiel so wichtige Schnelligkeit nimmt altersbedingt ab – und die Prozentzahl der Duelle, in denen er einen Schritt zu spät kommt, zu. Salim Khelifi kann für den FCZ zu einem Gewinn werden, wenn er die Fortschritte im läuferischen Bereich, die er in der 2. Bundesliga gemacht hat, auch in der Super League zum Tragen bringen kann. Speed ist aber genauso wenig seine Paradedisziplin, wie die von Stephen Odey, welcher in der Saisonvorbereitung ebenfalls hauptsächlich auf dem offensiven Flügel eingesetzt wurde, um seine Stärken im Aufbauspiel zum Tragen zu bringen. Anders der schnelle Maren Haile-Selassie, der gegen Vaduz über den linken Flügel das einzige FCZ-Tor der letzten drei Testspiele vorbereitete, zuvor aber vorwiegend im Zentralen Mittelfeld eingesetzt worden war.

Roberto Rodriguez’ Rolle war zuletzt hauptsächlich diejenige eines Offensiv-Jokers, der in der Schlussphase mit seinen spielerischen Mitteln bei Rückstand effektiv mithelfen kann, eine gegnerische Abwehrreihe zu knacken, oder bei Vorsprung den Ball in den eigenen Reihen weit weg vom eigenen Tor zu halten. In den Testspielen war erkennbar, dass dies eine vielversprechende Option für das Zürcher Trainerteam darstellen kann. In der Rangliste «Minuten pro Skorerpunkt» der Sommervorbereitung liegt Lavdim Zumberi (18) mit 45 Minuten pro Skorerpunkt an Erster Stelle. Bei seinem Teileinsatz gegen Rapperswil-Jona bewies der Offensive Mittelfeldspieler wie schon so häufig in der Vergangenheit mit einem präzisen Weitschuss seine Torgefährlichkeit. Da die Saison und der Trainingsbetrieb bei den Nachwuchsspielern im Frühling länger als bei den Profis dauert, konnte der erste Teil der Saisonvorbereitung mit der 1. Mannschaft für die Academy-Talente, welche zum erweiterten Kader des Fanionteams zählen, an ihre Saison 17/18  „angehängt“ werden. Schulische Verpflichtungen und Junioren-Nati kamen hinzu. Die (in der Regel kurzen) Ferien stehen darum jetzt an.

Michi Frey absolvierte eine solide Vorbereitung. In der Partie gegen den Ligakonkurrenten St. Gallen in Rüti, in welcher für die Mannschaft ganz offensichtlich das Resultat wichtiger war, als in anderen Tests, war der Sturmtank einer derjenigen Spieler, die ihr Team mitrissen. Überdurchschnittlich gut waren die Auftritte von Raphael Dwamena. Der Nationalstürmer, welcher mit Ghana nach Saisonende eine halbe Weltreise unternommen hatte, wirkt gereift. Testspieler Lassana N’Diayé, bei dem es noch offen ist, wo er nächste Saison spielen wird, wäre trotz seiner jugendlichen 17 Jahre eine Verstärkung, welche nur wenig Eingewöhnungszeit benötigen würde. Marco Schönbächler wurde analog Adi Winter (Cupfinal) in der Vorbereitung meist als laufstarker Stürmer im Duett mit Frey oder Dwamena eingesetzt. Erfreulich zu sehen waren sein Antritt und die Spielfreude. Bis aber Schönbi sein Selbstvertrauen im Abschluss wiederfindet, benötigt er wohl noch ein paar Spiele. Noch unklar ist, ob Yanick Brecher nach seinem Zusammenstoss mit dem Bochumer Pantovic auf den Saisonstart hin wieder bereit ist. Ersatz Andris Vanins hat beim Test in Vaduz zwei Tore kassiert und gegen Atromitos dann hinten «die Null» gehalten.

 

FCZ auch im zweiten Test gegen Wil mit harzigem Start

Das zweite Testspiel der Vorbereitung auf die Saison 18/19 kann der FCZ gegen den Challenge League-isten FC Wil im Heerenschürli vor rund 200 Zuschauern mit 4:2 gewinnen. Wie schon beim ersten Test gegen Rapperswil-Jona wurde in der Halbzeit (diesmal allerdings mit Ausnahme des Torhüters Novem Baumann, plus Izer Aliu, der schon in der 35. Minute für den neu mit der nr. 10 auftretenden Antonio Marchesano gekommen war) komplett gewechselt. Die Dreierabwehr Sohm – Palsson – Sauter liess sich bereits nach 10 Minuten zwei Mal erwischen. Bei einem Konter in der Dritten Minute griffen die Verteidiger gegen den allerdings wohl aus leichter Offsideposition gestarteten Cortelezzi und den nachrückenden Ex FCZ-Stürmer Silvio zu wenig aufmerksam ein. In der Zehnten Minute konnte derselbe Silvio bei einem Rückpass von Sauter auf Baumann «dazwischenspritzen». Der relativ gut aufgelegte Stephen Odey verkürzte mit einer Einzelleistung an der gegnerischen Strafraumgrenze bereits in der 16. Minute.

Wie schon gegen Rapperswil wirkte die Mannschaft der 1. Halbzeit nicht sehr spritzig, während das Team des zweiten Durchganges aufzudrehen vermochte – nur mit dem Unterschied, dass die Equipe der zweiten 45 Minuten diesmal eher aus den etablierten Stammkräften der letzten Saison bestand. Das System wurde von Dreier- auf Viererabwehr gewechselt. Erfreulich speziell der sehr solide Auftritt von Alain Nef, der den Cupfinal ja verletzungsbedingt verpasst hatte. In der Ersten Halbzeit hinterliess zudem wie schon im ersten Test Neuverpflichtung Hekuran Kryeziu einen positiven Eindruck. Und Toni Domgjoni ist schon seit Monaten kaum mehr wegzudenken – sowohl nach vorne wie auch nach hinten immer an den wichtigen Situationen beteiligt. So auch beim raschen 2:2-Ausgleich nach der Pause, als er im Strafraum für Izer Aliu auflegte. Frey und Neuverpflichtung Khelifi in seiner ersten Partie im FCZ-Dress drehten die Partie währen der Zweiten Halbzeit noch auf 4:2.

Am 17-jährigen Testspieler Lassana Ndiayé aus Mali (mit seinem Team Halbfinalist der U17-WM 2017), der diese Woche mit dem FCZ trainiert hat, lief das Spiel weitgehend vorbei – was aber nicht viel bedeuten muss. Der FC Wil seinerseits setzte noch weit mehr Testspieler ein. Bei den Äbtestädtern kamen Nikki Havenaar (SV Horn, Vorarlberg), Bryan Mallo (GC U21), Omer Dzonlagic, Colin Trachsel (beide Thun), Gabriel Molter (zurück von der Leihe beim SC Cham), Fatjon Jusufi (Renova, Mazedonien), Thasin Cakmak (Hertha BSC II) und Rrezart Hoxha (Luzern U21) zu einem Testeinsatz. Mit der Einwechslung von Mallo in der 54. Minute stellten die Wiler von einer Vierer- auf eine Dreierabwehr um. Für die letzte Viertelstunde durfte auch noch der aus der Ostschweiz stammende FCZ-ler Albin Sadrijaj für das Team von Coach Konrad Fünfstück ran – allerdings im gewohnten weissen FCZ-Dress der U21, welches den ebenfalls mit dunklen Shirts angereisten Ostschweizern ausgeliehen wurde.

FCZ – Wil 4:2 (1:2).

Tore: 3. Silvio (Cortelezzi) 0:1, 10. Silvio 0:2, 16. Odey (Winter) 1:2, 48. Aliu (Domgjoni) 2:2, 60. Frey (Rüegg) 3:2, 90. Khelifi (Pa Modou) 4:2.

FCZ 1. Halbzeit: Baumann; Sohm, Palsson, Sauter; Winter, H. Kryeziu, Rohner; Marchesano (35. Aliu), Rexhepi; Ndiayé, Odey.

FCZ 2. Halbzeit: Baumann; Rüegg, Nef, M. Kryeziu, Pa Modou; Domgjoni, Aliu; Khelifi, Haile-Selassie, Rodriguez; Frey.

Wil: Kostadinovic (74. Djordjevic); M. Gonçalves (46. Dzonlagic), Rahimi (54. Mallo), Havenaar (74. Sadrijaj), Nick Von Niederhäusern (46. Trachsel); Lombardi (46. Molter), Zé Eduardo (46. Latifi), Breitenmoser (46. Scholz), Schällibaum (74. Jusufi); Cortelezzi (46. Cakmak), Silvio (46. Hoxha).

 

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