FCZ Saisonanalyse – Teil 3: Fast so wenig Gegentore wie in der Challenge League-Saison

2023/24 ist der FC Zürich mit einem Schnitt von ziemlich genau einem Gegentor pro Wettbewerbspartie Defensiv hervorragend aufgetreten. Der Trend der sinkenden Anzahl Gegentore pro Spiel seit 19/20 wurde nach einer letztjährigen Delle fortgesetzt. Speziell zu Beginn der Saison konnte man mit mehreren „Clean Sheets“ aufwarten. Seit 2010 hat man nur in der Challenge League-Saison eine leicht bessere Defensivbilanz gehabt. Offensiv steigerte sich der FCZ im Vergleich zur Vorsaison ebenfalls, wenn auch nicht im gleichen Masse. Die Meistersaison 21/22 präsentiert sich in der Statistik mit 2,33 Toren pro Spiel Offensiv als eine Ausnahmesaison. Nach dem Aufstieg erzielte der Stadtclub 17/18 ebenfalls einen sehr guten Schnitt von 1,78 Treffern pro Partie. Danach erreichte man die Torquoten von der Zeit vor dem Abstieg mit Ausnahme der Meistersaison nicht mehr. Zum Abstieg kam es vor allem auch deshalb, weil bei ähnlicher Offensivleistung die Defensive Phase von 2010 bis 2016 von Saison zu Saison kontinuierlich schlechter wurde – speziell in der Abstiegssaison 15/16 selbst, als man erstmals in jenem Jahrzehnt über alle Wettbewerbe hinweg mehr Gegentore kassierte, als man selbst schoss. Dies war danach auch 22/23 so – und am stärksten in der „Corona-Saison“ 19/20. In all den erwähnten Saisons mit aussergewöhnlich vielen Gegentoren spielte jeweils die schlechte Form Yanick Brechers eine Rolle – angefangen mit der Abstiegssaison, in welcher er in der Liga mehr als zwei Gegentore im Schnitt kassierte (deutlich mehr als der ebenfalls viel eingesetzte Anthony Favre).

Erhöhte Probleme bei gegnerischen Freistössen und Einwürfen

Positiv herauszustreichen gilt: die aus dem Spiel heraus kassierten Tore haben sich in der abgelaufenen Saison stark reduziert – sowohl was das Aufbau- als auch das Umschaltspiel der Gegner betrifft. Es wurde dabei ein grosser Sprung nach vorne gemacht. Seit Beginn der Züri Live-Messung in der Saison 19/20 hat der FC Zürich noch nie so wenige Tore aus dem Spiel heraus kassiert. Man hat sich dabei über die Jahre unter verschiedenen Trainern kontinuierlich verbessert – mit einer kleinen Baisse 22/23 (wiederum unter anderem aufgrund einer schlechten Phase Yanick Brechers zu Beginn der Saison direkt nach seiner Vertragsverlängerung). Nur noch in jedem vierten Spiel gelang 23/24 den Gegnern ein Tor aus kontrolliertem Aufbauspiel gegen den FCZ – halb so häufig wie in der Vorsaison. Noch in der Saison 19/20 kassierte man in drei Spielen zwei solche Gegentore – nun nicht mal eines. Dass der FCZ 23/24 die Hälfte seiner Gegentore auf Standards kassierte, lag einerseits an dieser kontinuierlichen Verringerung der Gegentore aus dem Spiel heraus. Andererseits lag es aber auch an einer Verschlechterung der defensiven Standardstatistik. Seit der Saison 20/21 hat man nicht mehr so viele Gegentore auf Ruhende Bälle kassiert – nämlich in jedem zweiten Spiel eines.

Und dies obwohl man sich bei gegnerischen Eckbällen weiter verbessert hat! Seit 20/21 fängt der FC Zürich von Saison zu Saison immer weniger Gegentore auf Corner ein. Dieser Trend setzte sich letztendlich auch in der abgelaufenen Saison fort, obwohl es im Frühling nach der Umstellung auf Raumdeckung die ein oder andere Unsicherheit gab. Die Gegentore auf Penaltys sind ungefähr auf gleicher Höhe geblieben. Zugenommen haben die Gegentore auf eine „Zweite Welle“ nach einem Standard. Vor allem aber haben die Gegentore auf Einwürfe und Freistösse stark zugenommen. Diese sind für die stark verschlechterte defensive Standardbilanz verantwortlich. In der Vorsaison 22/23 hatte man es geschafft, keinen einzigen Gegentreffer nach einem Einwurf hinnehmen zu müssen. Das sah in der abgelaufenen Saison ganz anders aus. Vor allem aber merkten die Gegner, dass der FC Zürich auf Freistösse verwundbar ist. So wurde der FCZ mehr als einmal bei einem seitlichen Freistoss düpiert, der relativ kurz in die Tiefe gespielt wurde. Der FC Zürich hatte jeweils alle seine starken Kopfballspieler weit entfernt vom Geschehen auf der Höhe des Zweiten Pfostens massiert, während auf kurze Distanz auf Höhe des Ersten Pfostens Antonio Marchesano und Co in Unterzahl verteidigten und bei den kurz in die tiefe gespielten Bällen wenig Reaktionszeit zur Verfügung hatten. Auf Anstoss oder Abstoss hat man hingegen auch diese Saison kein Gegentor kassiert.

Gegner können sich selten in der Zürcher Platzhälfte installieren – und wenn, verteidigt der FCZ gut

Penaltys gegen den FCZ entstanden in den letzten fünf Jahren häufig aus anderen Standardsituationen wie Einwürfen, Freistössen, Eckbällen oder einer Zweiten Welle.

Aus dem Spiel heraus kassierte der FC Zürich in der abgelaufenen Saison immer noch am meisten Gegentreffer via Konterangriffe des Gegners, auch wenn sich diese Art von Gegentoren seit der Saison 19/20 ständig weiter reduziert haben. Damals kassierte man in jedem zweiten Spiel ein Kontergegentor – nun nur noch in jedem fünften. Auch Gegentore wenn der FCZ tief stand oder der Gegner ein Mittelfeldpressing aufzog, haben sich stark reduziert. Wesentlich zugenommen haben aus dem Spiel heraus eigentlich nur die Gegentore bei gegnerischen kontrollierten Angriffen bei welchen der FC Zürich hoch stand. Auf Angriffspressing oder Gegenpressing gelang den Gegnern hingegen kaum mal ein Tor. Der FCZ fand also die Mittel, um gegnerisches Pressing weitgehend wirkungslos werden zu lassen. Die Gegentore bei kontrolliertem Aufbau des Gegners gegen einen tief stehenden FCZ haben sich stark reduziert. Auch weil es diese Situationen seltener gab.

Wieder mehr Standard-Tore

Beim Aufbauspiel des Gegners wurden speziell Gegentore durch die Mitte und über die linke Zürcher Abwehrseite (Rechte Aufbauseite des Gegners) im Vergleich zur letzten Saison stark reduziert. Zusammenfassend lässt sich also festhalten, dass sich das Team 23/24 Defensiv weiter verbessert hat. Verhindern muss man aber in Zukunft vermehrt, dass die Gegner kontrolliert aufbauen können, wenn der FCZ hoch steht. Ausserdem muss der FCZ die Verteidigung von Freistössen und Einwürfen detailliert unter die Lupe nehmen.

Immerhin 53 Liga-Tore bedeuten zusammen mit 20/21 den zweithöchsten offensiven Super League-Wert des FCZ seit der Saison 14/15 – bei zwei Spielen mehr. In der Vorsaison 22/23 hatte man übrigens klubrekordverdächtige 17 Europacup-Tore erzielt und 22 kassiert. Auch bei den erzielten Toren stechen die Standards mit 44% hervor. Nach einem extremen Absturz 22/23 bezüglich Standard-Toren im Vergleich zur Meistersaison, hat man sich diesbezüglich wieder halbwegs berappelt und ist ungefähr wieder auf dem Level der Saison 20/21.

Freistossmagie noch nicht wiederentdeckt

Aus Umschaltspiel hat man zudem nicht nur absolut sondern auch prozentual mehr Tore erzielt als erhalten. In allen Kategorien (Aufbauspiel, Umschaltspiel, Standards) und auch aus einer Hohen Position hat der FC Zürich mehr Tore erzielt als letzte Saison – und gleichzeitig jeweils deutlich weniger als in der Meistersaison. Nur in der Torerzielung aus einer Tiefen Position hielt der Abwärtstrend an. Dies unter anderem auch aufgrund einer veränderten Spielphilosophie. Man lockt die Gegner nicht mehr (sei es absichtlich oder notgedrungen) in die eigene Platzhälte, um Räume für Gegenstösse zu nutzen, sondern versucht sich möglichst in der gegnerischen Platzhälfte zu installieren. Bei den erzielten Toren aus Aufbauspiel liegt man weiterhin über den Saisons 19/20 und 20/21, beim Umschaltspiel hingegen weiterhin darunter.

Dass die Standardtore stark zugenommen haben ist erstaunlich, da die Penaltytore, welche in der Vorsaison mit Abstand den grössten Teil der Standardtreffer ausmachten, deutlich weniger wurden. In der Liga durfte der FCZ 23/24 nur vier Penaltys treten, von welchen Jonathan Okita einen in Yverdon verschoss. Dazu kam ein Penaltytreffer im Schweizer Cup in Tuggen. Stark gestiegen sind die Anzahl Tore aus Eckbällen und Einwürfen, also Standards von der Seite – beides sogar über das Niveau der Meistersaison! Beinahe in jedem fünften Spiel erzielte der FC Zürich ein Tor aus einem Einwurf – bei Eckbällen beinahe in jedem vierten. Bereits in der Spieleranalyse wurde eruiert, dass Lindrit Kamberi und Nikola Katic 23/24 bei Eckbällen zu den besten Torschützen der Liga gehörten. In der Meistersaison wurden die meisten Standardtore mit Freistössen erzielt. Diese Art der Torerzielung nahm in der abgelaufenen Saison hingegen weiter ab. Antonio Marchesano und Co. haben die Freristossmagie der ersten Monate der Saison 21/22 noch nicht wiederentdeckt.

FCZ mit mehr Fokus und Erfolg bei Pressing und Gegenpressing

In den letzten vier Jahren hat der FCZ am häufigsten Penaltys, die aus Freistössen entstanden sind, erfolgreich verwertet. Auffällig zudem, dass man in dieser Zeit prozentual deutlich mehr Penaltys aus Konterangriffen rausgeholt (14%) statt gegen sich gepfiffen erhalten hat (5%).

Dabei haben FCZ-Tore, die direkt aus Konterangriffen erzielt worden sind, in der abgelaufenen Saison weiter stark abgenommen und sind nun wieder auf dem Niveau von vor der Ankunft André Breitenreiters. Dass schnelle Umschaltmomente und der direkte Weg zum Tor aus einer tiefen Position kaum mehr forciert werden, zeigt sich auch darin, dass die Tore aus kontrolliertem Aufbauspiel aus einer tiefen Position mit den Kontertoren mittlerweile gleichauf sind. Am meisten Tore aus dem Spiel heraus werden neu aus Hohem Pressing und Gegenpressing in der gegnerischen Platzhälfte heraus erzielt. Gleichzeitig lässt man wie oben gesehen solche Tore der Gegner kaum zu.

Die veränderte Spielphilosophie bildet sich also auch in der Art der erzielten Tore ab. Es werden weiterhin viele Tore aus Umschaltsituationen erzielt, aber nun aus Hohem Pressing und Gegenpressing statt Konterattacken. Die Effizienz von Eckbällen und Einwürfen wurde weiter stark verbessert. Gegen YB erzielte man gar ein Tor aus dem ersten Anstoss der Partie – ebenfalls eine Standardsituation. Dass sich die Anzahl der Tore aus Standards klar erhöht hat, obwohl letzte Saison kaum Penaltys zugesprochen wurden, ist ein gutes Zeichen.

FCZ SAISONANALYSE 23/24 – TEIL 1: SPIELERNOTEN, MVP’S UND TRANSFERS

FCZ SAISONANALYSE 23/24 – TEIL 2: KAMBERI MIT HOHER TORBETEILIGUNG, ROHNER UND OKO-FLEX WIE TYPISCHE MITTELSTÜRMER

Defensive Fortschritte / Offensiv fehlt den Teamleadern die Inspiration der Meistersaison: Analyse Tore und Gegentore 19/20 – 22/23

Defensiv hatte der FCZ was die Leistung der Feldspieler betrifft in der Saison 22/23 sehr gute Werte, wie an dieser Stelle bereits gezeigt. Wie kommt es dazu? Schauen wir uns dieses Phänomen etwas genauer an! Ein wirklich erstaunliches Bild zeigt sich bereits in der ersten Grafik. Von 19/20 bis 22/23 hat der FC Zürich über mehrere Saisons hinweg unter verschiedenen Trainern (Magnin, Rizzo, Breitenreiter, Foda, Colatrella, Henriksen) die Verteidigung der gegnerischen Standards Schritt für Schritt stark verbessert (von rund 0,7 Standardgegentoren pro Partie auf unter 0,3). Auch nach der Meistersaison ist das Team in diesem Bereich noch einmal deutlich stärker geworden. Dies mag einige Leser erstaunen. Denn ohne eine systematische Untersuchung eines Phänomens hält man sich für die Beurteilung in der Regel an einzelne besonders in Erinnerung gebliebene Situationen und Spiele. Dazu gehört für die Saison 22/23 mit Sicherheit die 2:4-Heimniederlage gegen den FC Basel am 28. August mit gleich drei Standardgegentoren nach den Freistössen von Taulant Xhaka und dem Eckball durch Darian Males. Dieses Spiel war aber wie die Statistik zeigt, die Ausnahme, welche die Regel bestätigt.

Bessere Vorwärtsverteidigung und Abwehr von Standards als in der Meistersaison!

Beinahe ebenso stark wurden in der gleichen Zeitperiode die Gegentore aus dem Spiel heraus reduziert, wenn der Gegner aus einer tiefen Position angreift. Das heisst, man verteidigt von Saison zu Saison besser in hoher Position – und hat sich auf diesem Gebiet auch 22/23 im Vergleich zur Meistersaison nochmal verbessert! Der über Jahre anhaltende positive Trend in der Reduktion der Gegentore beim Umschaltspiel, Aufbauspiel und bei einer Hohen Position des Gegners konnte hingegen nicht fortgesetzt werden. In diesen Bereichen gab es einen Rückschritt – am meisten bei gegnerischem Aufbauspiel. Der FCZ verteidigt weniger gut als noch letzte Saison unter Breitenreiter, wenn er sich hinten reindrängen lässt.

Die verbesserte Verteidigung von Standards im Vergleich zur Meistersaison betrifft alle Bereiche mit Ausnahme der Penaltys. Am stärksten verbessert hat man sich bei gegnerischen Einwürfen. Bei gegnerischen Eckbällen hat der fC Zürich im Verlauf der letzten Monate leichte Anpassungen in der Formierung vorgenommen und setzt nun auf zwei oder teilweise gar drei Raumdecker. Wenn der FCZ trotzdem wieder mal ein Corner-Gegentor kassiert, dann liegt dies jeweils eher nicht an der Taktik, sondern individuellen Unaufmerksamkeiten wie beim 2:3 durch Douline in Genf in letzter Sekunde oder einem vermeidbaren Gegentreffer Schettines im einzigen verlorenen Derby der Saison. Penaltys gegen den FCZ entstanden in der Zeitperiode 2019 bis 2023 am häufigsten nach Freistössen oder Einwürfen (je 3 Mal).

Linke Seite nicht mehr so wasserdicht, wie in der Meistersaison

Am meisten Gegenreffer kassiert der FC Zürich immer noch via Konterangriffe des Gegners, auch wenn sich dies seit der Saison 19/20 reduziert und im Vergleich zur Meistersaison auf dem Niveau von einem solchen Gegentreffer alle vier Spiele gehalten hat. Weiter reduziert haben sich aber die Gegentreffer bei gegnerischem (langsamem) Spielaufbau, wenn der FCZ hoch steht. Zu Magnin-Zeiten war in solchen Situationen die Verteidigungsarbeit der Stürmer und Mittelfeldspieler immer wieder mal ungenügend gewesen. Wie bereits weiter oben erwähnt nahmen die Gegentore des FCZ etwas zu, wenn er tief oder in einer mittleren Position gegen einen aufbauenden Gegner verteidigte. Gegentore aus Pressing- oder Gegenpressing-Situationen blieben hingegen relativ selten.

Obwohl die Standardgegentore weiter reduziert wurden, haben die Kopfballgegentore im Vergleich zur Meistersaison 22/23 wieder zugenommen, ohne dass es im Vorfeld von Gegentreffern mehr Flanken (definiert als Bälle von der Seite von ausserhalb des Strafraumes) gegeben hätte. Dies deutet vermehrt auf Kopfballgegentore aus dem Spiel heraus hin, teilweise durch kurze Chipbälle von innerhalb des Strafraumes. Weitschussgegentreffer haben im Vergleich zur letzten Saison hingegen abgenommen, was für die gute Arbeit speziell der FCZ-Akteure auf der 6er-Position (in erster Linie Cheick Condé) spricht. Deutlich zugenommen haben hingegen Tore auf gegnerische Angriffe durch die Mitte und über rechts (also die linke Zürcher Abwehrseite). Letztere hatten sich in der Meistersaison auf null reduziert. 22/23 konnten Guerrero, Aliti und Co. ihre Seite hingegen nicht mehr so gut schliessen, wie noch ein Jahr davor.

Inspiration bei den Offensivstandards ging verloren

Das Problem des FCZ 22/23 im Vergleich zur vorherigen Spielzeit lag in der Offensive, so viel ist schon länger bekannt. „Offensive“ bedeutet aber nicht automatisch „Stürmer“. Beispielsweise der Spielaufbau aus der Zone 1 in der eigenen Platzhälfte in die Zone rund um die Mittellinie schien in der Meistersaison besser zu funktionieren. Die Torausbeute hat in allen Spielphasen (Aufbau, Umschalten, Standards) und sowohl aus einer hohen wie auch tiefen Position durchs Band deutlich abgenommen, wobei dabei eine geringere Abschlusseffizienz eine gewisse Rolle spielte. Am stärksten reduziert hat sich die Ausbeute von Standards.

Schaut man die Standardtore im Detail an, sieht man einen leichten Anstieg bei den Penaltytreffern, aber eine starke Reduktion von FCZ-Treffern, die aus Freistössen und Eckbällen erzielt wurden – und zwar auf das tiefste Level der letzten vier Jahre. Was ist der Grund, dass Marchesano, Guerrero und Dzemaili nicht mehr so gute Freistösse und Corner hinkriegten wie in der Meistersaison? Dieses Rätsel zu lösen ist ein wichtiger Faktor für den offensiven Erfolg der kommenden Saison. Denn dass Marchesano, Guerrero, Krasniqi, Okita, Kryeziu und Co. grundsätzlich gute Standards drauf haben, ist unbestritten.

Weniger Erfolg im Knacken von tief stehenden Gegnern über die Seiten

In den letzten vier Jahren hat der FCZ am häufigsten Penaltys aus Freistössen und Konterangriffen erhalten. Auch aus Angriffen gegen tief stehende Gegner sowie aus Eckbällen gab es häufiger Penalty für als gegen den FCZ.

Aus dem Spiel heraus erzielt der FCZ weiterhin am meisten Tore aus dem Aufbauspiel gegen tief stehende Gegner sowie aus Konterangriffen, wobei vor allem ersteres in der abgelaufenen Saison stark abgenommen hat.

Offensiv fehlte die Überzeugung, das Zusammenspiel und das Timing bei den Standards aus der Meistersaison

Kopfballtore haben in der Saison 22/23 sehr stark abgenommen – von „einem in drei Spielen“ auf „eines in zehn Partien“. Dies hängt direkt zusammen mit der ebenfalls starken Abnahme von Toren aus „Angriffen über rechts“. Nikola Boranijasevic hat zwar insgesamt 22/23 gute Leistungen gezeigt, aber das Timing und Zusammenspiel mit den Stürmern in den entscheidenden Momenten funktionierte nicht mehr so traumwandlerisch sicher wie noch 21/22.

Durch die Analyse der Tore und Gegentore verdichtet sich das Bild über die Unterschiede zwischen der Saison 21/22 und der Saison 22/23. Die Teamleader Antonio Marchesano, Blerim Dzemaili, Adrian Guerrero, Willy Gnonto und Yanick Brecher zeigten sich von allen Kaderspielern als zu wenig anpassungsfähig an den Trainerwechsel und begannen die Spielzeit uninspiriert. Defensiv spielte die Mannschaft als Ganzes eine ganz gute Saison – speziell die neu verpflichteten Cheick Condé und später Ifeanyi Mathew sorgten im Zentrum für Stabilität. Ausserdem verbesserte man sich beim Verteidigen von gegnerischen Standards weiter. Offensiv fehlte hingegen die Überzeugung, das Zusammenspiel und das Timing bei den Standards, beim Abschluss und beim letzten Pass, welches die Breitenreiter-Mannschaft so ausgezeichnet hatte – exemplarisch illustriert durch die unglaubliche Serie direkt verwandelter Freistösse durch Marchesano, Kryeziu und Coric zum Saisonbeginn 21/22 im Kontrast mit dem verschossenen Penalty Marchesanos zum Auftakt 22/23 in Bern. Über die rechte Seite von Boranijasevic wurden nicht mehr so viele Tore vorbereitet wie noch in der Meistersaison, und die linke Seite mit Guerrero und Aliti war defensiv zwar immer noch gut, aber nicht mehr so ein wasserdichtes Bollwerk, wie noch im Jahr zuvor.

Saisonstatistik: FCZ schraubt Testspielskore auf 61

Rekordverdächtige 21 Testspiele hat der FCZ in der Saison 19/20 mittlerweile gespielt. Und damit beinahe gleich viele Freundschaftspartien, wie solche um Punkte in der Super League (23). Die Gegner bewegten sich dabei in einem weiten Feld von Borussia Dortmund und RB Leipzig bis Wettswil-Bonstetten. Gegen Vaduz, Wil und Halle wurde dabei je zwei Mal, gegen den letzten Gegner Schaffhausen (6:0) gar drei Mal gespielt. In der ersten Saisonhälfte waren die Testresultate ausgewogen – seit dem 14. Januar hat der Letzigrund-Club aber neun Testspielerfolge in Serie hingelegt. Zugegebenermassen ist dies im Hinblick auf die anstehenden Wettbewerbsspiele jeweils nicht aussagekräftig.

Zumindest werden Tore erzielt. In allen sechs „Corona-Testspielen“ landete der Ball vier bis sechs Mal im Netz des jeweiligen FCZ-Gegners. Zuletzt in Schaffhausen trafen mit Pa Modou Jagne (Foulpenalty), Nils Reichmuth und Mirlind Kryeziu gleich drei Spieler erstmals in der laufenden Saison in einer Testpartie. Für den 18-jährigen Reichmuth, der mit seinem beinahe zwei Jahre jüngeren Bruder Miguel in der U18 spielt, und zudem zum erweiterten U21-Kader gehört, war es das Jungferntor in der Ersten Mannschaft. Und Mirlind Kryeziu (1,98m) gelang seit langer Zeit wieder einmal ein Kopfballtor – genauso wie Antonio Marchesano (1,68m), welcher mit Kopfbällen in den letzten Jahren deutlich häufiger erfolgreich war. Bei beiden Treffern hatte Benjamin Kololli mit jeweils einem Standard seinen Rechten Fuss im Spiel. Der wie schon in Vaduz als Stürmer auflaufende Kosovarische Nationalspieler ermöglichte zudem bereits in der 17. Minute Marchesano das 1:0, als dieser dank dem guten Laufweg Kolollis nach einer Kempter-Flanke fast unbehelligt zum Abschluss kam. Das vierte Tor erzielte Kololli per Handspenalty gleich selbst. Zu einem ersten Teileinsatz in der Super League-Equipe kam dabei der von Ajax zurückgekehrte Filip Frei. Er war in der für ihn verkürzten Saison in Holland in der U19 unter dem ehemaligen Elftaal-Haudegen Johnny Heitinga der älteste Spieler gewesen und auf allen Aussenpositionen (rechts-links, vorne-hinten) eingesetzt worden.

Antonio Marchesano war im Spiel davor gegen Aarau (5:1) wie gegen Schaffhausen an zwei Toren beteiligt – genauso wie Adi Winter und Stephan Seiler mit seinen Balleroberungen in der gegnerischen Hälfte. Seiler (19) hat in seinen ersten Einsätzen im „Eins“ unter anderem aufgrund von Absenzen auf den Aussenverteidigerpositionen ausgeholfen. Zuletzt wurde er nun aber immer auf seiner angestammten Position im Mittelfeld eingesetzt, wobei dies aktuell auch durch den Ausfall von Simon Sohm bedingt ist. Der klare Sieg des FCZ im Letzigrund gegen Aarau kam erst in der Schlussphase zustande. Die Aargauer stellten in der Zweiten Halbzeit ein Juniorenteam mit einem Durchschnittsalter von 18 Jahren auf den Platz, wenn man von den beiden Routiniers Jérôme Thiesson und Elsad Zverotic absieht. Der FCZ seinerseits hat in dieser Partie mit einem 3-4-3 wieder einmal ein System mit Dreierabwehr getestet, nachdem ein solches in Wettbewerbsspielen letztmals vor Jahresfrist in der Saisonschlussphase unter anderem bei den wichtigen Siegen gegen Sion, Xamax und Thun erfolgreich zum Einsatz gekommen war.

Im ersten Test in Vaduz war der in dieser Saison mit wiedergewonnener Spielfreude offensiv eine wichtige Rolle einnehmende Marco Schönbächler an vier der fünf Treffer direkt beteiligt gewesen (ein Tor, drei Assists). Insgesamt erzielte der FCZ in dieser „Testspielsaison“ 61 Treffer – umgerechnet 2,9 pro Spiel. Davon gingen zwölf auf das Konto von Benjamin Kololli, der in Tests häufig als Sturmspitze eingesetzt wurde. Blaz Kramer erzielte sieben Tore und ist gleichzeitig der erste Spieler seit Beginn der Aufzeichnung der Testsspielstatistiken durch Züri Live vor vier Jahren, welcher in einer einzigen Saison eine vierstellige Minutenzahl im Einsatz war. Dementsprechend ist der Slowene bei der Statistik „Minuten pro Skorerpunkt“ auch „nur“ an siebter Position hinter Assan Ceesay (zuletzt mit muskulären Problemen, nachdem er davor in drei Spielen ebenso viele Skorerpunkte im Abstiegskampf Osnabrücks beigesteuert hatte), Lavdrim Rexhepi, Mimoun Mahi, Benjamin Kololli, Marco Schönbächler und Antonio Marchesano. Betrachtet man die gesamten Testspieleinsatzminuten der Saison, so liegen auf den Positionen Torhüter, Defensiv-Zentrum, Offensiv-Aussen und Offensiv-Zentrum grosso modo die Stammspieler an der Spitze, während Defensiv-Aussen sowie im Mittelfeld-Zentrum eher Spieler aus der zweiten Reihe / im Aufbau zur grössten Anzahl Spielminuten kamen.

Zu den erinnerungswürdigsten Partien gehörten das 3:1 gegen Rapperswil-Jona in der unbarmherzig brennenden Sonne von Eschenbach sowie das 4:1 in der RBL Akademie zu Leipzig, als der FCZ in der Saisonvorbereitung schnellen, direkten Konterfussball auf den Platz brachte. Dazu das 40 Jahr-Jubiläum mit Platzeinweihung des FC Wettswil-Bonstetten, als auf FCZ-Seite aus Personalnot sehr viel improvisiert werden musste. Insgesamt konnten sich 63 Spieler präsentieren. Henri Koide und Kedus Haile-Selassie haben mittlerweile einen Profivertrag beim FCZ unterschreiben dürfen. Von den anderen eingesetzten Talenten vermochten der spielerisch gute „Mittelfeldterrier“ Arlind Dakaj (18) sowie der grossgewachsene Innenverteidiger Andi Hoti (17) am meisten zu überzeugen, wobei letzterer mittlerweile zu Internazionale gewechselt ist. Vom gleichen Klub hat der FCZ umgekehrt im Frühling Wilfried Gnonto (16) verpflichtet, welcher bisher aber noch nicht zu einem Einsatz gekommen ist – genauso wie der beim Berater, Fussball-Accessoires-Händler und ehemaligen Winterthur-Idol Patrick Bengondo unter Vertrag stehende Tessiner Torhüter Thomas Candeloro (20), der seit Januar Teil des U21-Teams ist. Matteo Di Giusto (19) hat mittlerweile den Sprung in die Challenge League zu Vaduz geschafft. Es kamen auch Nachwuchsspieler wie Tanzillo, Fuchs oder Corvalan zum Einsatz, die realistischerweise wenig Chancen haben, sich wirklich aufzudrängen – oder andere wie Catari, Arghandewall oder Rexhepi, die aus unterschiedlichen Gründen stagniert haben.

Wer kann sich noch erinnern, dass William Le Pogam vor der Reaktivierung von Pa Modou Jagne als Linksverteidigerkandidat zu einem Testspieleinsatz (in Leipzig) kam? Heute spielt der ehemalige Servette- und Xamax-Linksverteidiger bei Stade Lausanne-Ouchy. Die Einsätze von Augsburg-Leihspieler Pedersen auf der gleichen Position waren auch in den Testpartien wenig erspriesslich. Levan Kharabadze vermochte verletzungsbedingt in der Rückrunde nicht mehr einzugreifen. Der im Sommer wenig überzeugende Testspieler Erdem Sen hat mittlerweile in der Winterpause beim Türkischen Zweitligisten Istanbulspor angeheuert. Nicht mehr beim FCZ sind mittlerweile neben Andi Hoti auch Denis Popovic (Krylia Sovetov Samara, Premier Liga), Nicolas Andereggen (CA Alvarado, Primera Nacional) und Stephen Odey (KRC Genk, Jupiler Pro League). Hadzikic, Kamberi, Rohner, Aliu, Khelifi und Ceesay sind verliehen. Die „auf dem Abstellgleis“ stehenden und teilweise in der U21 eingesetzten Sangoné Sarr und Yassin Maouche kamen ebenfalls zu wenigen Testeinsätzen in der Ersten Mannschaft. Und dann sind da noch Marvin Graf (24) und Michael Kempter (25). Zwei Spieler aus dem eigenen Nachwuchs, die sich den grössten Teil ihres längerfristigen und diesen Sommer dem Vernehmen nach auslaufenden Profivertrages mit hartnäckigen Verletzungen herumschlugen. Graf kam neben sechs Teileinsätzen in der U21 diese Saison auch im Test in Wettswil-Bonstetten als Rechtsverteidiger zum Einsatz, holte dabei mit einer Flanke einen Handspenalty heraus, und verursachte gleichzeitig das Kontergegentor des FCWB durch seinen ehemaligen U21-Teamkollegen Philipp Allemann. In der Rückrunde hat er beim FC Kosova Spielpraxis sammeln wollen. Der Philippinische Nationalspieler Michael Kempter hingegen rannte seit der Winterpause auf der „Problemposition“ links hinten während 511 Spielminuten und hat durchaus Einsatzchancen in den kommenden „Englischen“ Super League-Wochen.