Muheims erste und Chiumientos letzte Chance – Sieg gegen St.Pauli im Polo Club

Im dritten Testspiel der Wintervorbereitung gegen den FC St.Pauli kam der FCZ zum zweiten Sieg (2:0) und war weitgehend die überlegene Mannschaft, welche sich auch eine Vielzahl von Torchancen erarbeiten konnte.

St.Pauli trat mit einer Mischung aus Stammspielern und Ergänzungsspielern an – alle mindestens 20 Jahre alt und mit Ausnahme des Südkoreaners Park auch allesamt diese Saison in der 2.Bundesliga eingesetzt. Dort liegen die Hamburger zur Zeit allerdings auf dem letzten Platz. Auf jeden Fall war es für den FCZ ein deutlich schwächerer Gegner, als Dynamo Dresden. Die Begegnung gegen den FCZ war für St.Pauli der 1.Teil des letzten Trainingslagertages in Sotogrande, welches der mit seinem Aussenseiterimage viel Merchandising verkaufende Klub ausgerechnet im mondänen Ayala Polo Club absolvierte.

Klare Unterschiede gab es natürlich im Coaching während dem Spiel. Da Uli Forte und Sandro Chieffo mit konkreten Anweisungen/Korrekturen, aber auch Lob für gelungene Aktionen – dort Ewald Lienen scheinbar ständig am Rande des Nervenzusammenbruchs. Die eingeübten Automatismen offensiv und im Spiel gegen den Ball waren beim FCZ ersichtlich – seit den letzten Wochen der Vorrunde hat die zuvor sehr gute Effizienz vor dem gegnerischen Tor aber nachgelassen, und ist noch nicht zurückgekommen.

In der Einzelbewertung bestätigten sich die Tendenzen aus dem Dresden-Spiel. Fabian Rohner und Kevin Rüegg finden sich nahtlos ins Team ein, und sind nicht nur «junges Beigemüse», sondern ernsthafte Konkurrenten um die Stammplätze. Der ein Jahr jüngere Izer Aliu hingegen muss sich erst noch an den höheren Rhythmus gewöhnen. Für Miro Muheim ist die Probe als Linksverteidiger eine Chance, denn auf seinen angestammten Offensivpositionen hätte es der Zürcher aufgrund seiner im Vergleich beispielsweise zum gleichaltrigen Fabian Rohner immer noch ziemlich reduzierten Handlungs- und Reaktionsschnelligkeit nicht einfach, sich als Profi durchzusetzen. Dank seinem starken linken Fuss und dem taktisch guten Zweikampfverhalten hat Muheim als Linksverteidiger hingegen eine Chance.

Beim Thema Handlungsschnelligkeit noch grössere Sorgen macht aber Davide Chiumiento. Das reicht so auch für die Challenge League nicht mehr! Bis sich der Ostschweizer überlegt hat, was er mit dem Ball tun will, ist der Gegenspieler schon längst da. Der letzte Strohhalm in solchen Situationen ist dann jeweils der Versuch, einen Freistoss herauszuholen, was ab und zu gelingt – meist aber im Ballverlust endet. Nicht gross diskutiert werden muss die grosse Wirkung auf die Mannschaft und den Spielverlauf, wenn im Tor ein Andris Vanins steht. Bei seinem ersten Testspieleinsatz des Winters strahlte der Lette die gewohnte Ruhe und Sicherheit aus.

Im Vergleich zum Sommer, wo Uli Forte die jungen Spieler wie Baumann, Sadrijaj, Stettler, Janjicic und Koné stark forcierte, erhalten nun alle fitten Spieler gleich viel Spielzeit. Weiterhin ohne Einsatz bleiben die beiden angeschlagenen zentralen Mittelfeldspieler Burim Kukeli und Sangoné Sarr, welche gegen Dresden während des Spiels am Rande des Spielfelds ihr Programm absolvierten. Antonio Marchesano wurde deshalb auch gegen St.Pauli wieder auf deren Position eingesetzt – diesmal als einziger Spieler gar mehr als eine Halbzeit. Der Tessiner fiel positiv auf, weil er diese Rolle wie schon gegen Dresden sichtlich ernst nahm, und auch in die Zweikämpfe ging. Trotzdem ist der 26-jährige nach der Rückkehr von Kukeli und Sarr und angesichts der Schwäche von Chiumiento sicherlich auch in der Rückrunde in der Regel wieder eher in der vordersten Reihe zu erwarten, zumal er im Forechecking Fortschritte gemacht hat.

FC Zürich – St.Pauli 2:0 (1:0)

Tore: 32. Buff (Penalty, Koné) 1:0, 92. Rodriguez (Winter) 2:0.

FCZ: Vanins; Stettler (46. Brunner), Nef (46. Kecojevic), Bangura (46. Alesevic), Voser (46. Muheim); Rohner (46. Winter), Marchesano (72. Rüegg), Yapi (46. Aliu), Schönbächler (46. Rodriguez); Koné (46. Cavusevic), Buff (46. Chiumiento).

Osmanlispor – FCZ Highlights & Spielbericht

Der FCZ zeigt vor allem in der 1.Halbzeit eine Top-Leistung gegen diszipliniert verteidigende und auf Konter lauernde Türken mit einem überragenden Captain Numan Cürüksu (bester Mann auf dem Platz) in der Innenverteidigung. Es gab eine Phase, wo der FCZ den Gegner an dessen Strafraum mit Ballgewinn um Ballgewinn richtiggehend einschnüren konnte. Es fehlte in diesen Situationen aber im Strafraum ein kopfballstarker Spieler wie Franck Etoundi oder auch Alain Nef, der ja jeweils nur bei Standardsituationen in den Strafraum mitkommen kann.

Die Haupttribünen-Platzseite war vereist und schwer zu bespielen. Sicherlich ein kleiner Vorteil für diejenigen Mannschaft, die nicht gewinnen und daher nicht konstruktiv agieren muss. Burim Kukeli hatte am meisten Mühe mit der Standfestigkeit. Spieler beider Teams verfehlten mehrmals den unberechenbar aufspringenden Ball in einer Schuss- oder Passbewegung. Bei Osmanlispor musste Dzon Delarge mitten in der 1.Halbzeit mit einem «Boxenstopp» an der Spielerbank gar einen Schuhwechsel vornehmen.

Der Kongolese hätte in der 72. Minute ausgewechselt werden sollen, schoss dann aber zuvor noch bei einem Konter mit seiner letzten Aktion das vorentscheidende 1:0. Der FCZ hatte nach dem Geschmack von Trainer Uli Forte etwas zu früh aufgemacht, was Osmanlispor sofort gnadenlos ausnutzte. Der vor allem in der 1.Halbzeit zusammen mit Alain Nef beste Zürcher Roberto Rodriguez spielte den Fehlpass Richtung Kay Voser in der Vorwärtsbewegung.  

In der 89.Minute bewegte sich bei einem Osmanlispor-Abstoss dann auch noch Innenverteidiger Ivan Kecojevic nach vorne in die Sturmspitze, und diese Lücke in der Verteidigung nutzten die eingewechselten Umar und Kilicaslan innert Sekundenfrist zur endgültigen Entscheidung.

Im Pauseninterview bei Züri Live hatte Michel Wettstein (Blick) die Einwechslung von Armando Sadiku in der 60.Minute vorgeschlagen und exakt in dieser Minute brachte ihn Trainer Uli Forte auch. Der Albaner ist aber immer noch relativ weit von seiner besten Verfassung entfernt, und konnte dem Team in der letzten halben Stunde nicht mehr helfen. Im Gegenteil: es wurden die Bälle vorne schneller verloren ohne sofortiges Gegenpressing, was Osmanlispor immer wieder zu schnellen Konterangriffen nutzte. Der teilweise etwas übermotivierte Marco Schönbächler und Moussa Koné zeigten als Einwechselspieler etwas mehr Wirkung – so traf der Senegalese in der Nachspielzeit aus 18 Metern noch den linken Pfosten.

Weil Steaua in Villarreal ebenfalls verliert, beendet der FCZ die Gruppe L auf dem 3.Platz – aufgrund des Auswärtstores in der Direktbegegnung mit den Rumänen.

Osmanlispor – FC Zürich 2:0 (0:0)

Tore: 73. Delarge (Maher) 1:0, 89. Kilicaslan (Umar) 2:0.

Osmanlispor: Karcemarskas; Vrsajevic, Cürüksu, Prochazka, Pinto; Güven, Ndiayé; Delarge (74. Umar), Maher, Regattin (87. Kilicaslan); Wébo (78. Rusescu).

FC Zürich: Vanins; Nef, Bangura, Kecojevic; Brunner (60. Sadiku), Sarr, Kukeli, Voser (77. Koné); Winter, Cavusevic (67. Schönbächler), Rodriguez.

Stettler überzeugt bei Début: FCZ – FCSG 2:1 Spielinfos & Stats

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Der zur Halbzeit für den mit Oberschenkelproblemen ausgewechselten Brunner zu seinem Wettbewerbsspiel-Début gekommene Nicolas Stettler kann sich für weitere Aufgaben empfehlen. Der 20-jährige Juniorennationalspieler schaffte es sofort, über seine rechte Seite Druck zu machen, was zuvor nicht so gut gelungen war, und schlug 6 teils sehr gute Flanken. Stettler schlug also alleine in nur 45 Minuten die Hälfte aller FCZ-Flanken. Gleichzeitig war der Aussenverteidiger jeweils auch sofort wieder zurück auf seiner Position und machte die Seite zu.

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Stettlers Einwurf auf der rechten Seite war auch der Ausgangspunkt zum 2:0 von Marchesano.  Antonio Marchesano traf mit einem schönen Schlenzer nur wenige Tage nach seinem ersten FCZ-Tor gegen Schaffhausen erneut im Letzigrund, diesmal auf der Südkurven-Seite. Nach dem Einwurf von Stettler hatte Kukeli Toko sofort unter Druck gesetzt, so dass dieser einen Fehlpass in die Füsse von Sarr spielte, Schönbächler leitete den Ball direkt auf Marchesano weiter. Das 1:0 in der 1.Halbzeit war nach einem Einwurf Brunners entstanden, den Alesevic ideal auf Cavusevic weiterleitete. Nach dessen Pfostenschuss erbte der bei Standards häufig im Fünfmeterraum lauernde Buff. Trainer Uli Forte brachte alle drei Ex-St.Galler in der Startformation. Speziell Dzengis Cavusevic zeigte dabei eine seiner bisher besten Leistungen im FCZ-Dress und überzeugte nicht nur mit seinem Kampfgeist, sondern auch deutlich verbesserter Spielintelligenz und Gespür für die Situation.

FCZ empfängt einen FC Le Mont im Aufwind

Der F1610-fcz-le-mont-moegliche-aufstellung-fczCZ strebt im sechsten Challenge League-Heimspiel der Saison den sechsten Heimsieg an. Bisher musste Torhüter Andris Vanins im Ligaheimspielen noch kein Gegentor hinnehmen. Trainer Uli Forte nimmt bei der Aufstellung keine Rücksicht auf das Europa League-Spiel nächste Woche im Nationalstadion von Bukarest. Es wird von Spiel zu Spiel gedacht, und gegen Le Mont wird die bestmögliche Formation auflaufen – unter Berücksichtigung der körperlichen Verfassung, Form und Taktik natürlich.

Die Erkenntnis für Forte aus dem Sieg in Wohlen ist, dass auf alle Spieler im Kader Verlass ist. Akteure wie Antonio Marchesano oder Umaru Bangura konnten sich auf der Niedermatten gut einbringen. Zwischenzeitlich wurde in St.Margrethen gegen Wacker Innsbruck getestet (2:0, Torschützen: Buff, Koné), wobei alle mitgereisten Kaderspieler ausser Kay Voser zum Einsatz kamen. Armando Sadiku hat sich einer kleinen Operation am Knie unterzogen, sollte aber im Verlauf des Novembers wieder zurückkehren können. Burim Kukeli hat sich im WM-Qualifikationsspiel in Vaduz gegen Liechtenstein verletzt und ist für Le Mont fraglich.

Der FC Le Mont hat zuletzt gegen das Spitzenteam Xamax (1:0) und Chiasso (0:0) vier Punkte erzielt 1610-fcz-le-mont-moegliche-aufstellung-le-montund kein Gegentor erhalten. Verantwortlich für diesen kleinen Lauf scheint unter anderem die Systemumstellung auf eine Dreierabwehr zu sein. Wie schon beim ersten Aufeinandertreffen mit dem FCZ in Baulmes, könnte Trainer John Dragani personell etwas defensiver aufstellen, als zuletzt, wo die drei nominellen Stoss-Stürmer Bengondo, Savic und Pimenta zusammen in der Startaufstellung standen. Der zuletzt verletzte schnelle Ridge Mobulu könnte wieder ins Team zurückkehren.

Der vom FCZ ausgeliehene Artjom Simonyan würde als einer von zwei zurückhängenden Spitzen sehr gut ins neue System passen, wird aber wohl nach seiner Nationalteam-Abwesenheit noch nicht von Beginn weg zum Zuge kommen. Am Dienstagabend hat der Armenische Russe in Eriwan als Captain der U21-Nati gegen Wales ein Tor erzielt (1:3-Niederlage), nachdem er mit seinem Team vier Tage davor in Esch (Luxemburg) bereits mit 0:1 verloren hatte.

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10.August 2016: der FCZ gewinnt in Baulmes gegen Le Mont mit 2:0

Burim Kukeli isch s’Zähni: Villarreal – FCZ 2:1 Performance und Stats

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Nach der Auswärtspartie in Villarreal kommt es zu einer Premiere: erstmals in der Saison 2016/2017 vergibt Züri Live die Bestnote „10“. Aus einer starken Mannschaftsleistung im Madrigal sticht Burim Kukeli noch heraus. Der Oltner beherrscht das Mittelfeld über weite Strecken der Partie, sieht die Spielzüge des Gegners voraus, und ist fast immer als „Igel“ schon da, wenn der „Fuchs“ irgendwo auftaucht. Kukeli bringt bezüglich Mentalität seine internationale Erfahrung ein, und spielt starke Pässe in die Tiefe.

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Vierer- oder Fünferkette: Verwirrung in Villarreal

Bei UEFA-Spielen wird den Journalisten (und dem jeweiligen Gegner) vor der Partie jeweils nicht nur ein simples Matchblatt mit der Startelf und den Ersatzspielern ausgehändigt – die Startaufstellung wird jeweils zusätzlich in der taktischen Formation dargestellt. Höchst selten gibt es kurz vor Anpfiff noch eine Änderung in der Startelf – nämlich nur dann, wenn sich ein Spieler beim Einlaufen verletzt. Die taktische Darstellung ist hingegen immer wieder mal falsch – sei es wegen Kommunikationsproblemen oder aus Absicht, um den Gegner über die eigenen Pläne im Dunkeln zu lassen.  Welche der beiden Varianten es diesmal bei der Partie Villarreal – FCZ war, lassen wir mal offen. Die Aufstellung der Zürcher wurde im 4-4-1-1 angegeben, mit Bangura als rechtem und Brunner als linkem Aussenverteidiger, Voser am rechten Flügel und Roberto Rodriguez als hängende Spitze. Das Photo des entsprechenden Aufstellungsblattes wurde vor der Partie unter anderem von Züri Live auf Twitter verbreitet, und einige Medien reportierten die Aufstellung selbst nach der Partie noch so.

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Tatsächlich spielte der FCZ aber hinten mit einer Fünferkette, Brunner wie üblich auf rechts und Voser auf links in der Rolle als Aussenläufer, womit Winter rechts und Rodriguez links ein wenig einrückten, um diesen beiden Platz zu machen. Im Offensivzentrum agierte alleine Sadiku. Die Aufstellung entsprach damit beinahe exakt einer der beiden von „Züri Live“ in der Matchvorschau prognostizierten Varianten – mit der etwas defensiveren Variante Sarr statt Buff neben Kukeli im Mittelfeldzentrum.

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Erst gegen Ende der Partie agierte das Team von Trainer Uli Forte dann in einem risikoreich ausgerichteten 4-3-3 mit immer noch offensiven Aussenverteidigern, dem Dreiermittelfeld Yapi-Kukeli-Schönbächler und dem physisch starken Dreimannsturm Sadiku-Nef-Cavusevic. MVP beim FCZ war in dieser Partie Burim Kukeli mit seinem selbstbewussten Auftreten, den vielen starken Pässen in die Spitze und dem untrügerischen Antizipationsgefühl war der Solothurner der Spieler, welcher das Mittelfeld beherrschte. Der FCZ profitiert zudem immer mehr vom  unter anderem in der Albanischen Nationalmannschaft entwickelten Spielverständnis Kukelis mit Sadiku.

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Villarreal – FCZ: Schliesst sich für Schönbi ein Kreis?

Nach zwei Jahren darf der FCZ in der Europa League-Gruppenphase erneut gegen Villarreal antreten. Der Klub aus der Kleinstadt in der Nähe von Valencia, finanziert von einem lokalen Industriemagnaten, hat letzte Saison mit tollem Fussball in der Europa League den Halbfinal erreicht, und erst beim Auswärtsspiel in Liverpool (0:3) die Segel streichen müssen. In der Meisterschaft war das Team des damaligen Trainers Marcelino als «Best of the Rest» hinter Barcelona, Real und Atlético Vierter geworden – noch vor weiteren viel beachteten Grossklubs wie Europa League-Sieger Sevilla. Diese Saison wird es erneut die Europa League, da das «Yellow Submarine» in der Champions League-Qualifikation am wiedererstarkten Monaco scheiterte.

Beim 3:2-Heimsieg zeigte der FCZ im Duell mit Villareal einen offensiven Schlagabtausch der oberen Güteklasse. Die 1:4-Auswärtsniederlage zuvor in Villarreal wiederspiegelte das Spielgeschehen nicht adäquat. Das Team des damaligen Trainers Urs Meier konnte recht gut mithalten, musste dann aber wegen dem an diesem Tag völlig indisponierten Berat Djimsiti drei Gegentreffer und zwei weitere Grosschancen zulassen. Der vierte Gegentreffer war ein fälschlicherweise gepfiffener Freistoss durch Bruno Soriano, welcher als Captain immer noch das Spiel bei Villarreal bestimmt.

Aus der Startformation jenes Oktoberabends 2014 sind mehr als die Hälfte der Akteure immer noch im FCZ-Kader dabei: Nef, Buff, Kukeli, Yapi, Schönbächler und Chiumiento. Letzterer ist nicht mit nach Spanien gereist, genauso wenig wie die Jungen Kempter, Stettler, Aliu, Simonyan oder Pagliuca. Am speziellsten wird das Wiedersehen wohl für Marco Schönbächler werden. Vor zwei Jahren war der flinke Flügel in der Form seines bisherigen Fussballerlebens. Im El Madrigal liess er mit einem frechen Übersteiger gleich zwei Gegenspieler ins Leere laufen und erzielte auf Vorlage von Chikhaoui das zwischenzeitliche 1:1.

Video: Don Ursulo Youtube-Channel

Es war voraussehbar, dass der fliessend Spanisch sprechende Roberto Rodriguez zusammen mit Trainer Uli Forte zur Pressekonferenz im Stadionbauch des Madrigal vor dem Abschlusstraining erscheint. Wirklich erfreut darüber wirkte er dabei aber nicht. Der von einem Mittelhandbruch genesene Mittelfeldspieler wollte die Sache so schnell wie möglich hinter sich bringen und auf den Platz. Wie der Rest des Teams wirkte er mental bereit, mit der richtigen Mischung aus Lockerheit und Fokus. Vor zwei Jahren war sein jüngster Bruder Francisco hier im Madrigal im Verlauf der zweiten Halbzeit eingewechselt worden. Er selbst hatte im Jahr davor in der Europa League Gruppenphase im nahen Valencia mit St.Gallen bei der damaligen 1:5-Niederlage 65 Minuten auf dem Platz gestanden. Mit einem sensationellen Auswärtssieg bei Spartak Moskau hatten sich die Ostschweizer für die Gruppenphase qualifiziert.

Trainer Uli Forte sprach im anschliessenden Interview mit Züri Live davon, dass er nur «ein oder zwei» Änderungen vornehmen will, um von den nun seit Saisonbeginn eingespielten Automatismen profitieren zu können. Der Zürcher Übungsleiter betont die defensive Kompaktheit, welche gegen ein konterstarkes Villarreal, welches seiner Meinung nach aber meist in Ballbesitz sein wird, der entscheidende Faktor werden soll.

Aus Sicht von Züri Live möglich ist daher die Variante, dass Gilles Yapi wie schon in der Schlussphase gegen Chiasso die Position von Oli Buff als hängende Spitze hinter Armando Sadiku einnehmen wird, um so im Zentrum mit Sarr und Kukeli für zusätzliche Stabilität zu sorgen. Die Flügel Winter und Rodriguez haben sich bisher als sehr kampfstark erwiesen, werden aber wohl etwas defensiver agieren, als in der Meisterschaft üblich, und häufiger die Hinteren Aussenspieler unterstützen. Für diese Positionen wurden mit Brunner und Voser nur zwei Spieler mitgenommen. Bei einer allfälligen Auswechslung eines der beiden könnten Sarr, Nef oder Bangura die Position übernehmen. Im Tor wird es eher keinen Wechsel geben. Vielleicht bekommt der letztjährige erfolgreiche Cupgoalie Anthony Favre in Bellinzona Einsatzzeit. Dieser stand ja ebenfalls im Tor, als mit Lausanne-Sport letztmals ein Challenge League-Team in der Europa League spielte.

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Die gegen Chiasso nach ihrem zweitägigen Nationalteam-Einsatz zu Beginn geschonten Burim Kukeli und Armando Sadiku haben gute Chancen, in Villareal wieder in der Startaufstellung aufzutauchen. Eine Alternative wäre eine Fünferabwehrkette mit Umaru Bangura in der Mitte, wie in der Schlussphase gegen Xamax praktiziert. In diesem Fall könnte Buff neben Kukeli ins Zentrale Mittelfeld zurückgezogen werden, um aus der Tiefe heraus Sadiku, Rodriguez oder Winter zu lancieren. Schönbächler, welcher defensiv noch nicht so sicher, und im Abschluss bisher noch mit wenig Selbstvertrauen wirkt, wird wohl eher wieder von der Bank kommen.

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Bei Villarreal wird Europacupgoalie Andres Fernandez für Stammkeeper Sergio Asenjo im Tor stehen. In der Innenverteidigung könnte 4 Mio-Einkauf Alvaro Gonzalez neben Stammkraft Victor Ruiz zu seinem Début kommen. Auf den Aussenverteidigerpositionen werden die Stammkräfte Jaume Costa (Torschütze zuletzt beim 2:0-Sieg in Malaga) und Gaspar erwartet.

Dass die «Amarillos» sehr heimstark sind, muss man eigentlich nicht mehr speziell erwähnen. Letzte Saison haben sie im Madrigal gegen die grossen Drei Barça, Real und Atlético 7 von 9 möglichen Punkten geholt. Im Europacup waren sie vor der 1.2-Heimniederlage im August gegen Monaco gleich sieben Mal in Folge als Sieger vom Platz gegangen. Neben Captain und Schlüsselspieler Bruno Soriano könnte der für 8 Mio Franken von Betis Sevilla verpflichtete Senegalese Alfred N’Diayé im Zentralen Mittelfeld auflaufen.

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Denis Cheryshev und Jonathan Dos Santos wird von den fünf täglich erscheinenden Sportzeitungen unter dem Strich als die wahrscheinlichste Flügelzange angesehen. Beide waren schon vor zwei Jahren dabei. Der aus der Real Madrid-Jugend stammende Cheryshev damals noch als Leihspieler – nun wurde er vo den Madrilenen für 8 Mio Franken fix übernommen. Jonathan bringt ähnlich viel Qualität mit, wie sein berühmterer Bruder Giovanni Dos Santos, der mittlerweile zu Los Angeles Galaxy weitergezogen ist.

Am wenigsten einig sind sich «AS», «Sport», «Super Deporte», «Mundo Deportivo» und «Marca» was das Sturmzentrum betrifft. Der ehemalige Milan-Star Pato stand bisher in vier von fünf Pflichtspielen von Beginn weg auf dem Platz und könnte nach dem Aussetzen wegen einer leichten Verletzung in Malaga nun wieder in die Startelf zurückkehren. Neben dem Brasilianer könnte in Abwesenheit der verletzten Soldado und Bakambu (Villarreal verlangt für ihn mehr als 50 Mio Franken, Manchester United hat Interesse) der Kolumbianer Santos Borré oder der Italiener Roberto Soriano (nicht verwandt mit Captain Bruno Soriano) spielen. Züri Live tippt aber auf Nicola Sansone – von Bayern München ausgebildet und von Sassuolo für 14 Mio Franken verpflichtet. Sansone hat im August noch im Europacup zwei Mal gegen Luzern gespielt. Am Samstag gelang ihm in Malaga erstmals für Villarreal in der Liga ein Tor.

In einer Kleinstadt steht man zu seinem Verein – Villarreal: 

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Vor zwei Jahren besetzten 600 FCZ-Fans den oberen Rang hinter dem Tor und sorgten trotz Niederlage mehrheitlich für die Stimmung im Madrigal: 

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