FCZ Frauen gewinnen Cupfinal mit Topleistung – goldene Zeiten im Schweizer Ligafussball

Die FCZ Frauen gewinnen den Schweizer Cup 2025 dank eines 1:0-Sieges gegen den FC Basel im Letzigrund. Das entscheidende Tor erzielt Chiara Bücher in der 80. Minute nach einem Einwurf Viktoria Szabos und Traum-Assist des eingewechselten Eigengewächses Martina Cavar. Damit werden die Rekordmeisterinnen (24 Meistertitel) mit 16 Cup-Titeln neu auch zum alleinigen Rekord-Cupsieger vor YB (15). Dies bei bisher 42 Austragungen dieses Wettbewerbes. Acht Cup-Titel hat der FC Zürich dabei in den letzten 13 Austragungen unter dem Dach des Stadtclubs gewonnen – während alle YB-Cuptitel aus der Zeit des Vorgängerteams FFC Bern stammen. Man kann aber sicherlich die Meinung vertreten, dass hinter dem aktuellen Titel die grösste Leistung aller bisherigen 16 Cup-Titel steckt. Denn erstmals gingen die FCZ Frauen als klarer Aussenseiter in einen Final. Davor war man jeweils entweder auf einen ebenbürtigen Gegner getroffen oder Favorit gewesen.

Ein drei Sommer dauernder Grossumbruch und die Auflösung des U21-Teams

Denn im letzten Sommer hatte es im Heerenschürli den dritten Teil des grossen Umbruchs gegeben. 2022 waren Lesley Ramseier, Meri Terchoun, Lydia Andrade , Rahel Kiwic, Livia Peng, Riana Fischer und Martina Moser weggegangen oder hingen die Fussballschuhe auf Super League-Niveau an den Nagel. 2023 mussten die Abgänge von Sydney Scherteinleib, Eleni Markou, Seraina Friedli, Alayah Pilgrim, Marie Höbinger, Nadine Riesen, Leela Egli, Irina Pando, Rahel Moser, Laura Vetterlein und Annina Enz verkraftet werden. 2024 letztlich sah auch noch die Abgänge von Seraina Piubel (West Ham), Julia Stierli (SC Freiburg) und Viktoria Pinther (Dijon), die alle drei in Topligen wechselten, dazu Oliwia Wos und Marion Rey zum Konkurrenten FCB. FCZ-Legende Fabienne Humm (15 Jahre ununterbrochen die Torschützin vom Dienst) und Vanessa Bernauer (mit 91 Länderspielen die Nummer 10 der Ewigen Rangliste des Schweizer Frauen-Nationalteams) traten zudem zurück.

Übrig blieben einzig der neue Captain Naomi Mégroz und Kim Dubs (zum Trainingsstart beide 25) als potentielle neue Teamleaderinnen. Der neue Trainer Renato Gligoroski war zudem bereit, vielen Spielerinnen des im Sommer aufgelösten U21-Teams eine Chance in der 1. Mannschaft zu geben. Der FC Zürich hatte ein Jahrzehnt lang als einziger Klub der Schweiz ein Frauen U21-Team unterhalten, und dieses war sehr erfolgreich gewesen. In der zweithöchsten Spielklasse (Nationalliga B) landete die FCZ U21 Saison für Saison unter den besten drei, durfte aber natürlich nicht aufsteigen. Aufgelöst wurde die Mannschaft aufgrund der vom SFV neu eingeführten U20-Liga (anstelle der bisherigen U19). Diejenigen, dies es nicht in die 1. Mannschaft schafften, wechselten typischerweise zu Winterthur, Rapperswil-Jona, Aarau oder eben in die neu gegründete FCZ U20.

FCZ setzt auf eigenen Nachwuchs, FCB nicht

Das FCZ-Team, das im Letzigrund den FC Basel schlug, hatte ein Durchschnittsalter von knapp 22 Jahren. Die Hälfte dieser Mannschaft (acht der eingesetzten 16 Spielerinnen) stammt dabei aus dem eigenen Nachwuchs. Dies kontrastiert stark mit dem Final-Gegner: fast ausschliesslich Ausländerinnen mit einem Durchschnittsalter von 26 Jahren, und dabei keine einzige eingesetzte Spielerin aus dem FCB-Nachwuchs – obwohl in diesem durchaus gute Arbeit geleistet wird und in den letzten Jahren ein paar vielversprechende Talente produziert wurden. Diese kommen aber nicht zum Zug. Nicht genug: von den vier aus der Schweiz stammenden Spielerinnen beim FCB waren drei Zürcherinnen und von diesen stammen zwei (Coumba Sow, Sabina Jackson) ebenfalls aus dem FCZ-Nachwuchs.

Die Partie hatte im ersten Viertel ein hohes Tempo mit vielen Umschaltsituationen, wobei der FCZ im Hohen Pressing noch etwas mutiger agierte und der FCB dies das ein oder andere Mal ausnutzen konnte. Im ersten Spielviertel hatte Basel die besseren Torchancen und vergab eine frühe Führung. In dieser Phase konnten die Rotblauen ihre Routine, Technik und Physis in Offensive und Defensive ausspielen. Während der FCZ in dieser Partie konsequent mit einer Dreierabwehr agierte, sicherte der FCB mit seiner Viererabwehr und der Doppelsechs Sow / Kamber auch in den Umschaltsituationen hinten schneller und stärker ab. Im Gegensatz zu Basel fand Zürich bei Kontern kaum wirklich freie Räume vor. Die beiden Zürcher Aussenläuferinnen Blumenthal und Szabo bewegten sich sowohl in der Vorwärtsbewegung mit Ball als auch im Pressing häufig weit vorne im Bereich der Stürmerinnen. Nicht per Zufall hatte Blumenthal eine der wenigen guten Tormöglichkeiten der Zürcherinnen in der 1. Halbzeit an vorderster Front aus fünf Metern.

Unaufmerksamkeit von Coumba Sow erneut entscheidend

Nach dem ersten Viertel der Partie glich sich die Partie mehr und mehr aus. Die jungen Zürcherinnen vermochten ihr Spiel besser durchzuziehen und zumindest in Ansätzen eine gewisse Dominanz zu entwickeln, auch wenn dafür häufig noch die Präzision fehlte. Wie schon im Meisterschaftsduell im Herbst im St. Jakob Park kümmerte sich Marlene Deyss weitgehend um die physisch starke Mittelstürmerin Milena Nikolic und stiess nicht so häufig ins Mittelfeld vor, wie sie das normalerweise tut. Die zweite Power-Spielerin im Kader, die eingewechselte Chiara Bücher, traf wie schon mehrmals in einem wichtigen Spiel. Als Aussenläuferin eingewechselt, half sie sowohl hinten mit zu verteidigen, tauchte dann aber gleichzeitig immer wieder auf ihrer angestammten Mittelstürmerposition auf und erzielte mit einem im Zusammenspiel mit Martina Cavar exzellent abgestimmten Run hinter die Abwehr mit Durchsetzungsvermögen das entscheidende Tor. Eine regelmässige Torschützin wie es früher Fabienne Humm war, haben die FC Zürich Frauen aktuell nicht. Sanja Kovacevic, die häufig auf der 10er-Position spielt, war mit fünf Treffern die beste Zürcher Torschützin in der Meisterschaft (18 Runden). Daher braucht es solche spezielle Aktionen, um gegen einen Gegner wie dem FCB in einem Cupfinal zum Erfolg zu kommen.

Eine Parallele zu den Playoff-Halbfinals von letzter Saison war, dass in entscheidenden Momenten die Unaufmerksamkeit und Unentschlossenheit von Coumba Sow dem FCZ zugute kam. Beim Einwurf vor dem 1:0 ist sie ein, zwei Sekunden in ihre Gedankenwelt abgetaucht und passt nicht auf, was Martina Cavar viel freien Raum für ihr Assist verschafft. Sow geht die Fähigkeit ab, über 90 Minuten konsequent aufmerksam zu sein und die Position zu halten. Sie ist eher eine unberechenbare Spielerin, die gewisse Freiräume braucht. Bei Servette wurde sie längere Zeit gar als Mittelstürmerin eingesetzt. FCB-Trainerin Kim Kulig kategorisiert sie aber womöglich aufgrund ihrer Physis weiterhin als Sechser. Mit dem steigenden Niveau der Liga können ihre Schwachpunkte da aber gerade in wichtigen Spielen und gerade gegen den FCZ immer wieder ausgenutzt werden.

Goldene Zeiten im Schweizer Ligafussball

Die FCZ Frauen gewinnen den Final mit zwei Spielerinnen in der Startaufstellung, die in diesem Spiel den ersten längeren Einsatz nach ihrer Verletzungspause hatten: Borbala Vincze (17) und Amelie Schuster (21). Beide sind noch einiges von ihrer Bestform entfernt, was im Spiel auch klar ersichtlich wurde. In der Abwehr musste auch aufgrund der Sperre von Briana Eads (24) Luana Bürge (19) auf der ungewohnten halblinken Position antreten, erledigte dort ihre Aufgabe aber hervorragend und gehörte in dieser Partie zu den Leistungsträgerinnen. Und auf Torhüterin Noemi Benz (21) kann sich die Mannschaft ebenfalls verlassen.

Wir befinden uns gewisserweise, vielleicht ohne es zu merken, in einer goldenen Ära des Schweizer Ligafussballs auf der höchsten Stufe. Nicht nur bei den Männern, sondern auch bei den Frauen ist die Spannung und Vielfalt im Kampf um die Meisterschaft zur Zeit so gross wie wohl noch nie zuvor. Der FCZ hat den angesprochenen grossen Umbruch hinter sich. Servette wirkt nicht mehr so dominant wie in den Jahren zuvor. Und bei Basel scheint es weiterhin egal zu sein, welche guten Spielerinnen geholt werden – es hapert immer wieder an verschiedenen kleinen Dingen. Gleichzeitig haben YB, St. Gallen, GC und Aarau grosse Fortschritte gemacht. Aarau gehört aufgrund der fehlenden Unterschiedsspielerinnen wohl trotzdem nicht zu den Titelkandidaten, aber die anderen drei mittlerweile schon. YB war schon immer vorbildlich bei der Integration ihres guten Nachwuchses in die 1. Mannschaft, hat mittlerweile aber zusätzlich auch noch sechs, sieben erfahrene ausländische Spielerinnen dazu geholt. Playoff Viertelfinal-Gegner St. Gallen mit der ehemaligen FCZ-Assistenztrainerin Marisa Wunderlin an der Linie (Hinspiel Samstag 12.4. 16:00 voraussichtlich im Utogrund) scheint dem FCZ nicht besonders zu liegen. Das Rennen ist offen.

Transfers verbesserungswürdig

Die Spielerinnen und das Trainerteam der FC Zürich Frauen haben in dieser Saison bisher schon viel aus sich selbst herausgeholt und auch am Selbstvertrauen mangelt es nicht. Mittel- bis langfristig gesehen muss aber schon auch mal die Transferbilanz näher angeschaut werden. Die jungen Spielerinnen entwickeln sich mehrheitlich gut. Der Spielstil ist auch auf sie ausgerichtet. Aber die Verpflichtungen von erfahreneren ausländischen Spielerinnen sind qualitativ meilenweit von den Zeiten von Team Manager Markus Schärer oder Sportchef Theo Karapetsas entfernt. Müsste da angesichts eines offenbar deutlich erhöhten Budgets nicht mindestens dasselbe Niveau wie in früheren Zeiten drin liegen?

Spitzenkampf live aus dem St. Jakob Park / FCB Frauen – FCZ Vorschau mit voraussichtlichen Aufstellungen

Die FCB und die FCZ Frauen treffen in einem Spitzenkampf der Women’s Super League im St. Jakob Park aufeinander. Die Partie wird von Züri Live am Freitagabend ab 18:50 live übertragen.

Auch im Jahr 2017, als die FCB Frauen die FCZ Frauen erstmals im St. Jakob Park empfangen haben, war Züri Live live dabei gewesen:

Ex FCZ-Sportchef holt viele ehemalige FCZ Frauen zu chronisch erfolglosem FCB

Nach vier Runden sind die ersten fünf Teams (St. Gallen, FCZ, FCB, Servette, GC) nur zwei Punkte auseinander. Die beiden Meisterschaftsfavoriten sind Titelverteidiger Servette und der FCB. Diese beiden Teams bestehen fast ausschliesslich aus von extern hinzu transferierten Spielerinnen von denen ein grosser Teil viel Erfahrung in den umliegenden Topligen (Bundesliga, Ligue 1, Serie A) mitbringen. Servette und der FCB haben somit Mannschaften, die in diesen Ligen mithalten können müssten. Die Genferinnen sind aktuell in Gedanken noch stark mit der Champions League-Qualifikation beschäftigt, wo sie gegen die AS Roma (mit Ex FCZ- und FCB-Stürmerin Alayah Pilgrim) eine letzte, aber relativ grosse Hürde in Richtung Gruppenphase vor der Brust haben. Sie mussten wohl auch deshalb gegen St. Gallen bereits eine Niederlage hinnehmen.

Die FCB Frauen sind schon seit mehr als einem Jahrzehnt jede Saison mit einem der prominentesten Teams der Liga am Start – immer mit der grössten Bundesliga-Erfahrung im Kader. Trotzdem haben sie in ihrer Geschichte bisher noch nie einen Meistertitel und erst ein einziges Mal den Cup gewonnen. Diesen Sommer gab es im Gegensatz zu 2023 aber quantitativ keine grosse Transferoffensive von Spielerinnen aus Deutschland. Stattdessen wurde die Verteidigung mit Oliwia Wos, Marion Rey (beide vom FCZ) und Andjela Krstic (Roter Stern) verstärkt. Ex FCZ Frauen-Sportchef Theo Karapetsas holte damit nach Eleni Markou, Coumba Sow, Sabina Jackson und Laura Vetterlein (neu Assistenztrainerin) weitere ehemalige FCZ-Spielerinnen ans Rheinknie. Dies nachdem zuvor Markou, Rey oder Alayah Pilgrim ebenfalls durch Karapetsas den umgekehrten Weg gegangen waren.

Herausragende Milena Nikolic

Das Auftaktprogramm der FC Basel Frauen in die Saison 24/25 war eher einfach. Trotzdem gab es in Aarau bereits eine überraschende Niederlage gegen einen Aussenseiter. Davor hatte das Team von Trainerin Kim Kulig (zuvor langjähriger Assistenzcoach des Bundesliga-Topteams Wolfsburg) beim 2:1-Auftaktsieg gegen YB nach anfänglichem Rückstand und mit einer harten Gelb-Roten Kare gegen die Bernerinnen bereits etwas Glück gehabt. In diesen ersten zwei Partien leistete sich Kulig allerdings taktische Pröbeleien. Der Versuch mit der Dreierabwehr lief schief. Nach der Rückkehr zum 4-3-3 / 4-1-4-1 lief es in der dritten und vierten Liga-Partie deutlich besser. In Thun und Luzern folgten jeweils ein 3:0- und 6:1-Auswärtssieg. Der FC Basel hat sicherlich das physisch stärkste Team der Liga. Herausragend tritt dabei aktuell Mittelstürmerin Milena Nikolic auf. Diese hat eine für die Liga und den Frauenfussball ganz allgemein aussergewöhnliche Qualität im Abschluss per Kopf entwickelt, so dass man gegen den FCB defensiv vor allem Flanken und Standards in Strafraumnähe verhindern muss. Aber auch wenn Nikolic den Ball im Strafraum auf den Fuss erhält, muss man als Verteidigerin die Ruhe bewahren, keine vorschnellen Entscheidungen fällen und die Drehungen aufmerksam mitgehen.

Die FCZ Frauen unter dem neuen Trainer Renato Gligoroski hatten ein ähnlich einfaches Startprogramm wie die FCB Frauen. Sie mussten bisher nur beim Derby im Heerenschürli (0:0) in der 4. Runde die ersten Punkte abgeben. Dies obwohl es im Team nach dem Abgang von zahlreichen langjährigen Leistungsträgerinnen zuletzt einen grossen Umbruch gegeben hat. Der FC Zürich gehört bei den Frauen zusammen mit YB, GC und St. Gallen zu den Herausforderinnen der Spitzenteams. FCZ, YB und GC haben im Schnitt sehr junge Teams und eine Mischung von einer grossen Anzahl Spielerinnen aus dem eigenen Nachwuchs kombiniert mit einigen ausländischen Verstärkungen oder Perspektivspielerinnen. St. Gallen und Luzern sind hingegen eher Regionalauswahlen mit Spielerinnen jeglichen Alters.

Die jüngsten FCZ-lerinnen machen Freude

Die mit Abstand älteste und erfahrenste Akteurin im Gligoroski-Team ist die Irische Nationalspielerin Diane Caldwell, die sich im Vergleich zu ihrem Auftakt in Zürich zuletzt gesteigert hat. Dazu kommen ein paar wenige Spielerinnen mittleren Alters mit Naomi Mégroz (neu Captain und Penaltyschützin), Kim Dubs und Viktoria Szabo, die durch den Abgang der bisherigen Teamleaderinnen aufblühen und Verantwortung übernehmen können. Die U21-Mannschaft der FCZ Frauen. die als einziges existierendes Frauen U21-Team der Schweiz über Jahre in der Nationalliga B Spitzenresultate erreicht hat, wurde aufgrund der Einführung einer U20-Liga aufgelöst. Einer ganzen Reihe von Spielerinnen aus dieser Mannschaft wurde diesen Sommer die Chance gegeben, sich nun in der Super League zu beweisen. Darunter unter anderem Alketa Rama, Tochter des legendären Thun-Stürmers Milaim Rama. Das Mittelfeld wird von den drei jungen Deutschen Deyss, Schuster und Baraniak gebildet. Die offensiv wichtigste Spielerin ist bereits die erst 17-jährige Ungarin Borbala Vincze, welche zuletzt am Derby an Krücken gesichtet wurde und für die Partie in Basel fraglich ist – genauso wie Chiara Bücher und Pamela Dutra. Mit Rahel Hinder (16) und Derin Degirmenler (17) konnten zwei weitere sehr junge Spielerinnen aus dem eigenen Nachwuchs bereits auf sich aufmerksam machen.