Torschütze Krasniqi könnte einiges von MVP Kryeziu abgucken / FCZ – Servette in der Züri Live-Analyse

Der FCZ ging zum Rückrundenauftakt gegen Servette von Anfang an relativ viel Risiko und spielte intensiv. Das Gegenpressing verhinderte dabei über weite Strecken, dass Servette so wie in früheren Jahren zu einfach zu Konterchancen kam. Der FCZ spielte ansatzweise wie St. Gallen und gegen diesen Gegner bekundete Servette in den letzten Saisons meist Mühe. Yanick Brecher hatte abgesehen von einer etwas verzögerten Parade bei einem Weitschuss Imeris, beim welchem man das Gefühl hatte, der Zürcher Torhüter hätte den Ball auch mit einem Seitwärtsschritt sicher halten können, in der 1. Halbzeit nichts zu tun.

Stevanovic überall und nirgends richtig

Servette reiste sowohl ohne den bisherigen (Grejohn Kyei) wie auch den neuen (Chris Bedia) nominellen Mittelstürmer Nummer 1 an. Und da sich Alex Schalk diese Saison bisher noch nicht von seiner formstarken Seite gezeigt hat, begann der vielseitige Ronny Rodelin im Sturm. Der Franzose war dann aber der klare Schwachpunkt im Genfer Spiel. Es wirkte, als wären die Gäste aus der Calvinstadt mit einem halben Spieler weniger auf dem Platz. Miroslav Stevanovic fühlte sich bemüssigt, überall auszuhelfen. Der Bosnier war mal im Offensivzentrum anzutreffen, dann auf dem Flügel und dann rannte er vor dem eigenen Strafraum einem Zürcher nach, den Boris Cespedes aus den Augen verloren hatte. Das Ergebnis: in „seiner“ Zone am und im gegnerischen Strafraum fehlte Stevanovic dann die Kraft und / oder der Fokus.

Blitzstart von Wilfried Gnonto

Die Zürcher Anfangsphase war personell geprägt durch einen sehr engagierten Wilfried Gnonto. Servette konnte von Glück sprechen, dass Schiedsrichter San das Klammern von Servette-Verteidiger Vouilloz gegen den wirbligen Italiener im Genfer Strafraum in der 3. Minute nicht als penaltywürdig taxierte. Am Ende verloren die Grenats trotzdem erstmals ein Spiel mit dem 20-jährigen Eigengewächs in der Startformation. Auch weil San auf der anderen Seite in der 81. Minute, als ein Befreiungsschlag Kryezius im Strafraum an Boranijasevics Arm prallte, dies ebenfalls nicht als ahndungswürdige Körperverbreiterung beurteilte.

Nicolas Vouilloz geht im eigenen Strafraum riskant gegen Wilfried Gnonto zu Werke.

Eines der besten Spiele von Mirlind Kryeziu

Beim FCZ scheint sich seit dem Ende der Vorrunde nichts Wesentliches verändert zu haben. Auch die Team-Gesamtnote von 6,3 ist sehr ähnlich wie zuletzt in Lausanne und gegen St. Gallen: keine brillante Leistung, aber gut. Auch der siebte Sieg in Folge kam mit viel Willen und etwas Wettkampfglück zustande. Es war wieder einmal ein Sieg trotz schlechterem Verhältnis bei den Erwarteten Toren. Die Torchancen des Heimteams summierten sich schlussendlich bloss auf einen Wert von 0,52 – der tiefste der Saison. Stark war das Zürcher Spiel hinten heraus. Mirlind Kryeziu gelang eines der besten Spiele seiner bisherigen Karriere! Der Zürcher Abwehrturm nimmt den Schwung aus der Vorrunde mit und scheint einen weiteren Schritt nach vorne zu machen. Wie schon in den Vorbereitungsspielen werden viele Angriffe mit Pässen Kryezius zwischen die gegnerischen Linien lanciert. Zusammen mit dem sich ständig in Bewegung befindlichen Guerrero und dem initiativen Gnonto bildet er den Roten Faden des Teams in vorläufiger Abwesenheit des noch etwas geschonten Antonio Marchesano in der Startformation.

Torschütze Krasniqi insgesamt ungenügend

Die Aussenläufer Guerrero und Boranijasevic machen dort weiter, wo sie vor der Winterpause aufgehört haben. Wie neu aufgezogene Duracell-Hasen. Derweil bleibt die Zürcher Problemzone weiterhin das Mittelfeldzentrum. In der Zusammensetzung der Startaufstellung gegen Servette war es dieser Mannschaftsteil, an dem es gehakt hat, wenn der Ball nicht wunschgemäss schnell und direkt nach vorne gespielt werden konnte. Beim einen (Dzemaili) liegts am Alter, beim zweiten (Doumbia) an der Technik, beim Dritten (Krasniqi) an der Verspieltheit. Doumbia und Dzemaili konnten sich zumindest in der 2. Halbzeit so steigern, dass sie noch auf eine genügende Note kamen – Krasniqi hingegen hat zwar das entscheidende Tor auf Vorarbeit von Boranijasevic (viertes Assist in den letzten fünf Spielen!) erzielt – aber ansonsten in vielen Aktionen zu zögerlich oder naiv und im Gegenpressing zu wenig konsequent für Super League-Niveau agiert. Beispielsweise von Teamkollege Kryeziu könnte er einiges hinsichtlich Klarheit und Zielstrebigkeit abgucken. Mehrmals stand bei Zürcher Pressing im Genfer Spielaufbau ein Gegenspieler völlig frei – und jedes Mal hatte einer der drei Zentralen Mittelfeldspieler nicht aufgepasst, am häufigsten Krasniqi.

Ohne den Ablenker von Cespedes wäre Krasniqis Schuss wohl an den Pfosten. Abhängig vom Drall des Balles von dort wieder ins Feld, oder via Innenpfosten ins Netz.

Telegramm

FCZ – Servette FC 1:0 (0:0)
Tore: 48. Krasniqi (Boranijasevic) 1:0.
FCZ – Brecher; Omeragic, Kryeziu, Aliti; Boranijasevic, Dzemaili (75. Mets), Doumbia, Guerrero (90. Gogia); Krasniqi (75. Seiler); Kramer, Gnonto (60. Marchesano).
Servette – Frick; Diallo, Vouilloz, Sasso, Clichy; Cespedes (56. Douline); Cognat (72. Antunes), Valls (82. Oberlin); Stevanovic, Rodelin (72. Schalk), Imeri.

Sie habens im Griff, les Welsches!

Mit welcher Frage beschäftigen sich Fussballcoaches am meisten? Viele Beobachter gehen ja davon aus, die Profi-Trainer würden sich den ganzen Tag mit Gedanken an die Taktik, die Verletztensituation und den nächsten Gegner den Kopf zerbrechen. Nur teilweise richtig. Wie das Institut für Sozialpsychologie der Universität Schwurblingen in ihrer neusten Studie herausgefunden hat, ist bei der Liste von Fragen, mit welcher Fussballcoaches tatsächlich die meiste Zeit verbringen an erster Stelle: „Was ziehe ich an: Trainerkombi oder Anzug?“. Wenn man es sich recht überlegt, ist es wahrscheinlich die komplizierteste Frage, die sich ihnen stellt, und manche kommen ihre ganze (meist allzu kurze) Karriere nie zu einer befriedigenden Antwort. „Bin ich auch ein Mitglied der Mannschaft – oder nicht? Und wie soll ich dies mit meiner Kleidung ausdrücken? Was gibt mir Autorität? Was Sympathie? Beim Team? Beim Publikum? Was davon ist wichtiger? Wie kann ich vermitteln, dass dieses Spiel entscheidend ist und wir den Gegner ernst nehmen müssen? Wie zeige ich Identifikation mit meinem Verein? Wie komme ich sowohl während dem Spiel wie auch danach beim TV-Interview adäquat rüber? Welche Kleidung gibt mir beim Herumfuchteln an der Seitenlinie genügend Bewegungsfreiheit? Welche verhindert in ihrer besänftigenden optischen Wirkung am ehesten, dass mich der Schiri auf die Tribüne schickt? Welche ist bei einem Wetterumschwung am polyvalentesten? Was macht in den Fussball-Chefetagen am meisten Eindruck? In welchem Outfit werde ich zum Trainer des Jahres?“ Alain Geiger hat die Lösung auf alle diese Fragen gefunden. Wir sehen ihn im Letzigrund während dem Spiel gegen den FC Zürich: Hemd, oberster Knopf offen, darüber ein sportliches Gilet mit Klub-Logo. Die Polsterung (zusammen mit einer gesunden Walliser Konstitution) erlaubt es, auch im Januar in einem Leichtathletikstadion einen offenen Business Casual-Mantel ohne Knöpfe zu tragen, welcher den Blick auf das Klub-Logo freigibt. Alles farblich gut aufeinander abgestimmt. Sie habens im Griff, les Welsches!