Schlagwort: Letzigrund
FCZ – Lausanne-Sport 2:0
Südkurve räumt das Feld – St. Gallen gewinnt / FCZ – St. Gallen Analyse mit Randnotizen: Ausgesperrte retten das Spiel, Nikola Katic und seine traditionell lange Anlaufzeit
EUROPACUP-DUELL / FCZ – ST. GALLEN VORSCHAU (Züri Live)
Der FC Zürich trat erneut “klassisch“ im 3-4-1-2 an – mit Direktspiel und langen Bällen, wie dies gegen das intensiv pressende St. Gallen meist der Fall ist. In den ersten Minuten auf Schnee war der FCZ die dominierende Mannschaft und kam mit den speziellen Bedingungen deutlich besser zurecht. Auch deshalb war es St. Gallen-Trainer Peter Zeidler, der am vehementesten den Abbruch forderte. Als die Partie auf einem schönen, aber rutschigen Letzigrund-Grün wieder angepfiffen wurde, betätigte sich St. Gallen-Verteidiger Diaby gegen Okita als Ringer und griff ihm auch an den Hals, ohne dass dies abgepfiffen wurde. Dann kamen die Gäste durch Lukas Görtler zu einer guten Chance auf die Führung. Der Franke zirkelte in der 14. Miute den Ball mit seinem schwächeren Linken Fuss an den linken Pfosten.
FCZ bis zur 70. Minute mit mehr und besseren Torchancen
Danach kam bis zum Pausenpfiff aber nur noch der FC Zürich in den gegnerischen Strafraum. Die zwei besten Torchancen vergab Antonio Marchesano in der 25. Minute aus sechs Metern per Kopf und in der 38. Minute aus acht Metern mit dem Fuss. Beide Top-Chancen hatte Bledian Krasniqi mit einer die gegnerische Abwehrwand durchbrechenden Aktion (Dribbling, ansatzloser Diagonalball) ermöglicht. Gleich nach der Pause hatte Antonio Marchesano nochmal eine Top-Chance, die aber nicht als Abschluss zählt, weil er am Penaltypunkt an der Hereingabe Dantes vorbeischlug. Bis zur 70. Minute kam der FC Zürich zwar zu insgesamt wenigen, aber weiterhin mehr und besseren Strafraumszenen als der Gegner. Zwei Mal wurde beispielsweise die Offensivorientierung von St. Gallens Linksverteidiger Okoroji ausgenutzt und Boranijasevic mit hervorragenden Diagonalbällen von Katic und Marchesano rechts in den Strafraum lanciert. Der Serbe machte aus diesen Situationen aber zu wenig.
Ab der 70. Minute ging beim FCZ plötzlich nichts mehr. Die zuvor stärksten Zürcher Cheick Condé und Fabio Daprelà liessen ab diesem Zeitpunkt nach. Bei Daprelà lag das wohl an seinen physischen Problemen mit denen er bereits im Sommer aus Lugano nach Zürich gekommen war. Immerhin erinnerte Daprelà in den ersten 70 Minuten erstmals wieder an den Verteidiger-Haudegen der ersten Saisonpartien, der ein wichtiger Baustein des guten Saisonstarts gewesen war. Ein weiterer Faktor für einen nachlassenden FCZ waren die mit Ausnahme des spät hereingekommenen Afriyie eher enttäuschenden Einwechselspieler.
In der ersten Halbzeit war Zürich ein Ticken besser, Zigi hat uns gerettet. Aber dann war es ganz klar unser Spiel
Lukas Görtler, FC St. Gallen
Fehleranfälligkeit im Spiel nach vorne als der Schnee weg ist
Die 2. Halbzeit des FC Zürich war insgesamt mit einen Notenschnitt von 5,1 die fünftschlechteste der Saison. Unter den schlechtesten vier Zweiten Halbzeiten befindet sich auch das erste Saison-Heimspiel gegen St. Gallen (Schlussresultat: 1:1). Die 1. Halbzeit des FCZ war hingegen eine Steigerung im Vergleich mit den letzten drei Partien. Offensiv war es die schlechteste Leistung seit dem letzten Stadtderby, als man über weite Strecken der Partie zu zehnt pragmatisch am eigenen Strafraum den 1:0-Vorsprung verteidigte und nur zu ganz wenigen Offensivaktionen kam. Das Problem war diesmal nicht die Anzahl Offensivaktionen. Man nahm viele Anläufe nach vorne, aber der Gegner provozierte mit einer kämpferischen Leistung eine relativ hohe FCZ-Fehleranfälligkeit im Spiel nach vorne – speziell von Okita, Dante, Boranijasevic und Marchesano.
Goalie Brecher zerbrochen. Geubbels im Hoch.
Samuel Ryter, Tagblatt
Der St.Galler Stürmer ist um das einzige Tor im Letzigrund besorgt. Er beendet seine Torflaute und schiesst seine Espen zu drei Punkten im Kampf um Europa.
Joel di Ronco, Blue
Highlights – Am Rande der Regularität
Personalien – Marchesanos Chancenverwertung mitentscheidend
- Nikola Katic: Seine beste Erste Halbzeit der Saison. Überzeugt vor allem Defensiv mehr als üblich.
- Lindrit Kamberi: In der ersten halben Stunde für einmal ausschliesslich mit Defensivarbeit beschäftigt.
- Daniel Afriyie: Sorgt in der Schlussphase fast als Einziger nochmal für Betrieb, auch Defensiv mit wichtigen Aktionen. Erstmals in dieser Saison Bester Spieler der Zweiten Halbzeit.
- Fabio Daprelà: Seine Leistung erinnerte erstmals wieder an den letzten Sommer / Frühherbst, als Daprelà ein wichtiger Faktor für den guten Saisonstart war. Partien mit vielen Zweikämpfen wie gegen St. Gallen liegen ihm. Vor allem da es im physisch scheinbar wieder etwas besser geht. Kann seine Pace aber nur etwa 70 Minuten durchhalten.
- Bledian Krasniqi: Die beiden grössten FCZ-Torchancen entstehen aus genialen Krasniqi-Momenten. Kann als Einziger die grünweisse Wand situativ aufweichen. Defensiv manchmal etwas überhastet.
- Jonathan Okita: Offensiv weiterhin in der Summe beinahe ein Totalausfall: nach zwei Mal Note „1“ in Folge, nun eine nur leicht bessere „2“.
- Yanick Brecher: Kann erst in der Nachspielzeit bei einem St. Galler Konter das erste Mal einen Ball halten. Das Gegentor in der 79. Minute ist der erste Ball aufs Tor. Brecher kann dabei nicht mehr eingreifen, weil er sich verspekuliert.
- Cheick Condé: Grosse Sicherheit am Ball, dominiert offensiv und defensiv. Lässt in der Schlussviertelstunde etwas nach – und damit auch der FCZ.
- Fabian Rohner: Wirkt nicht fokussiert, fällt vorwiegend schlechte Entscheidungen.
- Antonio Marchesano: Ungenügende Wahrnehmungs-, Entscheidungs- und Handlungsschnelligkeit. Dadurch zu viele unnötige Ballverluste oder übersehene besser postierte Mitspieler. Hat die Mehrzahl der FCZ-Abschlüsse, macht aber zu wenig daraus. Beim Gegentor zieht er seinen Lauf nicht durch, hätte dieses aber wohl so oder so nicht verhindern können.
Keiner steht in diesem Spiel gegen St. Gallen so sehr für die Misere im Angriff wie Antonio Marchesano.
Florian Raz, Tages-Anzeiger
Randnotiz I – Ausgesperrte retten das Spiel
Stadträtin Karin Rykart verteidigte den Entscheid. Sie sei sich bewusst, dass Sektorsperren keine perfekte Lösung seien, sagte sie dieser Redaktion. Aber sie gewährleisteten die Sicherheit und hätten eine präventive Wirkung.
Martin Huber, Tages-Anzeiger
Gefühlt ist bei aussergewöhnlichen und kuriosen Spielunterbrüchen in der Schweiz immer der FCZ beteiligt. Und immer lösungsorientiert. Rennt ein Marder aufs Feld, sind es FCZ-Spieler, die ihn zwei Mal einfangen und vom Feld schaffen. Gibt es einen Stromausfall, sorgt die Kurve mit Pyrofackeln und Gesang für tröstendes Licht und beruhigt die Gemüter. Ist das Spielfeld wegen Schnees unbespielbar, schaufeln es ebenfalls FCZ-Fans frei. Entgegen dem landläufigen Cliché können Stadtjungs offenbar durchaus anpacken. Und dies ironischerweise nachdem die Südkurve von den Behörden eigentlich ausgesperrt worden war und vor dem Spiel beim Hauptbahnhof dagegen demonstriert hatte.
So zeigten sie, dass Fussballfans eben viel mehr sein können als jene Chaoten, als die sie Teile der Politik und der Gesellschaft gerne darstellen. Sie kümmern sich um ihren Klub, sie engagieren sich für ihn.
Ralf Meile, Watson
«Wir mussten den Schiri überreden, dass er sich das Resultat anschauen kommt», so der Stadionmananger Peter Landolt.
20 Minuten
Randnotiz II – Nikola Katic und seine traditionell lange Anlaufzeit
Schon letzte Saison fiel auf, dass Nikola Katic sowohl in die Vor- wie auch in die Rückrunde schlecht startete. Der Erfahrungswert, dass der aus Bosnien stammende Kroate jeweils bis Mitte des Herbstes und Frühlings braucht, um in den Bereich der genügenden bis guten Züri Live-Noten zu gelangen, bestätigt sich auch diese Saison grundsätzlich wieder. Allerdings bewegte sich Katic in der Vorrunde nur zwischendurch im genügenden Bereich. Noch vor deren Beendigung wurden die Leistungen wieder schlecht. Der ungenügende Start in die Rückrunde gestaltete sich dann wieder wie üblich, nachdem Katic ebenfalls traditionell in den Testspielen schlecht aussah. Der Tiefpunkt war die 0:3-Niederlage in Yverdon, als YS-Stürmer Kevin Carlos Katic mal für mal nicht nur mit Speed und Technik sondern auch physisch alt aussehen liess. Erstmals wieder mehr in seinem Element fühlte sich Katic anschliessend bei der Verteidigungsschlacht mit 10 Mann gegen GC. Der FCZ stellte dann auch vermehrt wieder auf eine Dreierabwehr um und kam phasenweise vom angestrebten dominanten Spiel wieder ab. Mit zwei zusätzlichen zentralen Innenverteidigern als Verstärkung neben sich und einem Spiel mit vielen langen, direkten Bällen fallen Katics Schwachpunkte weniger stark ins Gewicht. Nicht nur im Saisonverlauf sondern auch innerhalb eines Spieles benötigt Katic übrigens eine lange Anlaufzeit. So liegt seine Durchschnittsnote der 1. Halbzeit bei ungenügenden 4,7. In der 2. Halbzeit liegt diese hingegen mit 5,3 im genügenden Bereich.
Kommentare – Wär nöd schuflet isch kän Zürcher
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Der durch Konzerte verursachte schlechte Rasen prägt die Partie. Die Startphase ist auch eine Testphase für beide Teams. Was für Spielzüge funktionieren unter Wettkampfbedingungen auf dieser Unterlage? Und was lassen wir lieber bleiben? Dazu kamen Spielunterbrechungen wegen des wetterbedingt sich immer wieder im Stadioninnern festsetzenden Rauchs aus der Kurve (wunder(kerzen)schöne Choreo!). Der FCZ startet trotzdem mit viel Energie ins Derby, GC wirkt zu Beginn extrem passiv und lässt sich weit zurückdrängen, begnügt sich ausserdem über weite Strecken mit Raumdeckung. Die Hoppers kommen zwischendurch in der 22. und 25. in beiden Fällen begünstigt durch haarsträubendes Abwehrverhalten Nikola Katics zu zwei Konterchancen. Yanick Brecher muss aber keinen Abschluss parieren. Wie üblich lässt der FCZ, der jeweils viel Energie in die 1. Halbzeit steckt, gegen Ende dar Partie nach. Da aber das eingewechselte Duo Marchesano / Rohner schnell für das Game Winning Goal sorgt und am Ende Yannick Brecher auch noch einen Schuss des ebenfalls eingewechselten Laws pariert, bleibt es bei den drei Punkten im ersten Derby der Saison.
Bei GC kommen die Besten erst spät rein
Man kann sich die Frage stellen, warum Coach Henriksen Jonathan Okita, der in der 2. Halbzeit fast immer stark nachlässt, jeweils nicht etwas früher als drei Minuten vor Schluss auswechselt. Wenn man dann aber den missglückten Kurzeinsatz seines Ersatzes Oko-Flex sieht, beantwortet sich die Frage vielleicht auch schon wieder von selbst. Obwohl GC in der 1. Halbzeit ausser zwei Kontern nach vorne nichts zustande brachte, hat das Team von Bruno Berner am Ende insgesamt die besseren Torchancen. Der FCZ macht mit Effizienz aus sechs Abschlüssen zwei Tore. Der FC Zürich profitiert in diesem ersten Derby auch davon, dass sich bei GC die Mannschaft immer noch im Aufbau befindet. Aus unterschiedlichen Gründen kommen bei GC die besten Spieler Schürpf, Laws und Mabil erst im Verlauf der 2. Halbzeit auf den Platz (ihr eigentlich potentiell bester Vertediger Lonwijk ist immer noch verletzt). Der von Wellington Phoenix gekommene Schotte Joshua Laws hatte zuvor in Derby-Stimmung schon während dem Einlaufen wie ein Box-Coach seinen Kollegen von aussen bei jedem Zweikampf Hinweise und Ermunterungen aufs Spielfeld gerufen.
Die Gesamtnote der Mannschaft ist mit 5,6 trotz erschwerter Bedingungen nur leicht unterdurchschnittlich. Die 2. Halbzeit war allerdings der zweitschlechteste FCZ-Halbzeit der bisherigen Saison nach der 2. Halbzeit in Genf. Die Offensivnote ist mit 5,6 identisch wie diejenige in Genf: nur gegen St. Gallen und Red Star war der FCZ in dieser Saison im Spiel mit Ball noch schlechter. Defensiv gab es nur sehr wenige gelungene Aktionen, es machte aber abgesehen von Katic (mehr als ein Drittel der Defensiv-Minuspunkte gehen auf sein Konto) auch niemand in absoluten Zahlen eine grosse Anzahl an Fehlern (Hodza und Oko-Flex relativ zu ihrer kurzen Spielzeit schon).
Highlights – Rauchpausen und schlechter Rasen
Personalien – mehrere Spieler mit grossen Leistungsschwankungen innerhalb der Partie
- Yannick Brecher: Hatte in der 1. Halbzeit im Strafraum so gut wie keine Arbeit, spielte den aufmerksamen „Ausputzer“ auf der Libero-Position ausserhalb des Sechzehners. Nach den Begegnungen gegen die drei Waadtländer Teams YS, SLO und LS zum vierten Mal der defensiv Beste beim FCZ.
- Nikola Katic: Nach zwei ordentlichen Auftritten in Basel und Lausanne präsentiert sich Katic im Derby wieder von seiner schlechten Seite. Der Freistoss, den er in der 83. Minute in eine völlig andere Richtung als gewollt ins Seitenaus schoss, hatte Slapstick-Charakter und war sinnbildlich für das mit Ballverlusten gespickte Spiel. Katic wurde immer wieder von Morandi oder Babunski aus der Abwehrreihe gelockt ohne dass der FCZ-Verteidiger die Weiterleitungen der GC-Stürmer in den von ihm geöffneten Raum im Zentrum auch nur im Ansatz stören oder gar zu verhindern vermochte. Allerdings muss differenziert werden, dass die Note Katics von seinem katastrophalen zweiten Viertel der Partie stark heruntergezogen wird, mit einer Punktzahl die sogar weit unter der Skala der Tiefstnote „1“ liegt. Sein erstes Viertel wird hingegen mit einer ordentlichen Züri Live-Note „5“ bewertet und für die 2. Halbzeit gibt es eine zwar ungenügende, aber nicht schlechte „4“. Bei den Statistiken zu „Clearances“ und „Interceptions“ ist Katic relativ häufig vorne anzutreffen. Dies kommt positionsbedingt durch seine absichernde Rolle in der Mitte einer Dreierabwehr zustande. So wie ein Mittelstürmer im Normalfall die meisten Abschlüsse haben sollte, und ein Zentraler Mittelfeldspieler viele Ballkontakte. Aussergewöhnlich wäre, wenn ein Spieler bei den für die jeweilige Position typischen Werten nicht vorne wäre.
- Fabio Daprelà: Konnte das Spiel nicht wie gewohnt defensiv prägen. Und da er zudem in der 66. Minute ausgewechselt wurde, liegt die Vermutung nahe, dass er immer noch etwas angeschlagen ins Spiel ging.
- Cheikh Condé: Seine Wichtigkeit für die Mannschaft zeigt sich unter anderem auch darin, dass Coach Bo Henriksen Condé bis zum Schluss auf dem Platz lässt, obwohl er bereits in der 6. Minute (unberechtigterweise) verwarnt worden war.
- Rodrigo Conceição: Der beste FCZ-Mann der 1. Halbzeit schien nach der Pause seinen unbedarften Zwillingsbruder auf den Platz geschickt zu haben. Die zwei Halbzeiten Conceiçãos waren wie Tag und Nacht. Das bei Katic so katastrophale zweite Viertel der Partie war Conceiçãos beste Phase – unter anderem mit der überzeugenden Vorbereitung des 1:0.
- Antonio Marchesano: Erstmals in dieser Saison der Züri Live-MVP einer Partie. Offensiv bester Mann war er bereits gegen Red Star und in Basel.
- Silvan Wallner: Die Emotionen des auf dem Platz miterlebten 2:0 Marchesanos motivieren Verteidiger Wallner anschliessend noch zusätzlich.
- Bledian Krasniqi: Zweites Super League-Tor, das erste aus dem Spiel heraus – und dies ausgerechnet im Derby! Pusht die Fans. Je nach Spielsituation agiert Krasniqi auf dem Rechten Flügel oder im Zentrum.
- Daniel Afriyie: Das Spiel läuft im Derby etwas am Ghanaer vorbei.
- Jonathan Okita: Wie bei Conceição eine grosse Diskrepanz zwischen ordentlich bis guter 1. Halbzeit und schlechter 2. Halbzeit. Zu viele Ballverluste, weil er beispielsweise bei vielversprechenden Umschaltsituationen zu wenig investiert, um an den Ball zu kommen oder am Ball zu bleiben.
- Fabian Rohner: Bringt sofort Energie rein, behauptet mit seiner ersten Aktion den Ball im Mittelfeld gut und holt mit einem Solo den Einwurf heraus, der gleich zum 2:0 führt. Bei diesem Treffer legt er den Ball im Strafraum schnell und direkt für den mit ihm eingewechselten Marchesano auf.
- Selmin Hodza: Bei diesem Kurzeinsatz lief so ziemlich alles schief, was schieflaufen kann. Rennt beim gegnerischen Eckball beim hektischen Versuch, seinen entwischten Gegenspieler Abels wieder einzuholen, Mitspieler Katic über den Haufen. Purer Slapstick. Es kommen noch weitere Fehler hinzu. Das Eigentor ist die Szene, wo man ihm noch den kleinsten Vorwurf machen kann – es ist zumindest in der Situation nicht einfach, gegen den anstürmenden Mabil den Ball übers Tor oder am Tor vorbei zu lenken.
Impression 283. Zürcher Derby
Kommentare – mehr Alternativen auf der Bank
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Einschätzungen und Stimmen zur 0:6-Klatsche gegen Ajax
Die FC Zürich Frauen gehen mit einer brutalen 0:6-Hypothek ins Rückspiel in einer Woche in Amsterdam. Die Chancen aufs Weiterkommen tendieren naturgemäss gegen Null. Beide Teams standen vor einer stimmungsvollen Kulisse im Letzigrund sehr hoch und betrieben ein Pressing, das in dieser Form im Frauenfussball immer noch eher selten anzutreffen ist. Den Zürcherinnen gelangen wie schon in der letztjährigen Champions League-Saison aussergewöhnlich viele Ballgewinne in der gegnerischen Platzhälfte, machten dann aber in den Umschaltsituationen wie auch schon damals deutlich weniger daraus, als die Gegnerinnen aus den Niederlanden. Diese erzielten vier ihrer sechs Treffer mit Konterangriffen gegen hoch stehende Zürcherinnen – mehrheitlich gleich im Anschluss an im Ansatz vielversprechende Offensivaktionen des FCZ. Aus der heimischen Liga sind sich das die Amsterdamerinnen nicht gewohnt. Da verteidigen die meisten Gegner mit Frau und Maus am eigenen Strafraum, womit Ajax seine Probleme und nur wenige Tore erzielt hat.
Grosse Unterschiede in der Rückwärtsbewegung
Der FC Zürich blieb gegen Ajax offensiv im Angriffsdrittel harmlos. Viktoria Pinther konnte sich kaum mal durchsetzen und hatte eine Passstreuung, die einer Zufallsverteilung glich, Fabienne Humm sah kaum einen Ball, Leela Egli frustrierte, dass man auf diesem Niveau nur mit Wucht alleine und mit dem Kopf durch die Wand nicht vors gegnerische Tor kommt, Seraina Piubel fehlte eine Sparringpartnerin für ihre Doppelpässe und Alayah Pilgrim etwas der Fokus. Am besten wirkte das Team vorne in der Schlussphase, als Trainerin Jacqueline Dünker mit Verteidigerin Oliwia Wos eine “Brechstangen-Spielerin“ in den Sturm stellte. Die Polin machte ihre Sache gut und verschaffte den Teamkolleginnen Luft und Zeit zum Nachrücken.
Der noch viel grössere Unterschied zwischen den beiden Teams bestand aber in der Rückwärtsbewegung. Die bereits 35-jährige Irische Nationalspielerin Diane Caldwell hat bisher in der Super League nicht überzeugt und war gegen einen Gegner wie Ajax deutlich überfordert. Neben ihr verteidigte Julia Stierli, die nach einer Verletzung zu ihrem ersten Saisoneinsatz in der Startformation kam. Marion Rey ist aktuell weit von ihrer letztjährigen Form entfernt und als Aussenverteidigerin wohl auch auf der falschen Position. Im Zentralen Mittelfeld fehlt eine Spielerin mit defensivem Gewissen wie Rey eine ist, die Sechserposition blieb häufig verwaist. Die Flügelspielerinnen unterstützten die Aussenverteidigerinnen zu wenig und vorne im Zentrum kamen Pinther und Humm häufig zu spät, um einen präzisen langen Ball zu verhindern. Bei Ajax hingegen war das Dreiermittelfeld mit Sabajo, Yohannes und Van Gool das Prunkstück der Mannschaft. Die drei gingen immer hart in die Zweikämpfe, welche von der Iitalienischen Schiedsrichterin häufig akzeptiert wurden – Stichwort: internationale Härte. Was für ein Kontrast zum Wochenende, wo der Schweizer Unparteiische in Bern einen Mini-Rempler von Naomi Mégroz im eigenen Strafraum gleich mit Rot und Penalty bestraft hatte.
Torhüterinnenposition ein grundsätzliches Schweizer Problem
Das frühe erste Gegentor in der 9. Minute wurde zudem wesentlich durch Torhüterin Noemi Benz verursacht, die eine Flanke von Tiny Hoekstra vor die Füsse von Torschützin Quinty Sabajo prallen liess. In der Person von Benz manifestiert sich die allgemein schlechte Lage auf der Torhüterinnenposition in der Schweiz. Es ist die Position auf welcher international in den letzten Jahren mit die grössten Fortschritte erzielt worden sind. Die Schweiz hatte bisher mit Thalmann und Friedli zwei international gesehen unterdurchschnittliche, aber immerhin einigermassen solide Torhüterinnen zur Verfügung. Dahinter kommt aber aktuell nichts, was dem internationalen Vergleich auch nur annähernd Stand halten würde.
Nach der Partie standen die junge Flügelstürmerin Chiara Bücher sowie die Routiniers Julia Stierli und Naomi Mégroz Züri Live für eine Einschätzung zum Spiel und weiteren Fragen zur Verfügung.
Naomi Mégroz: „Wir wollten unser Spielsystem nicht ändern“
Züri Live: Naomi Mégroz, eine 0:6-Niederlage gegen Ajax: das ist eine brutale Klatsche!
Naomi Mégroz: Ja, auf jeden Fall. Natürlich hatten wir uns das anders erhofft. Ich fand, wir sind eigentlich nicht schlecht in die Partie gestartet, haben uns dann aber schnell ausspielen lassen. Das erste Tor fiel sehr früh. Ajax war überlegen und einen Tick besser.
ZL: Beide Teams betrieben ein sehr Hohes Pressing. War das im Nachhinein etwas zu optimistisch von eurer Seite?
NM: Wir wollten es so machen wie immer und unser Spielsystem nicht ändern. Das war natürlich auf diesem grossen Platz schwieriger als sonst. Wir haben es nicht richtig hingekriegt. Aber natürlich lag es nicht nur am Platz.
ZL: Du hast heute wieder auf einer Position gespielt, die dir besser behagt.
NM: Ja, Ich war froh wieder auf meiner gewohnten Position zu spielen. Ich war auch froh, dass Julia Stierli in die Innenverteidigung zurückgekehrt ist. In der gegenseitigen Abstimmung hat aber noch nicht alles gestimmt. Jetzt müssen wir einfach das Team weiter aufbauen und weitermachen.
ZL: Im Vergleich zu letzter Saison fehlt euch aber schon noch einiges?
NM: Ja, es fehlt noch einiges. Wir hatten Abgänge, aber wir sind eigentlich gut in die Saison gestartet. Viele Gegentore erhalten wir durch individuelle Fehler. Wir müssen jetzt einfach fokussiert weiterarbeiten.
Julia Stierli: „Ajax hat unsere Schwächen aufgezeigt“
Züri LIve: Julia Stierli, heute war es brutal gegen Ajax.
Julia Stierli: Ja, das ist so. Sie waren heute in allen Belangen überlegen. Unsere Leistung hat nicht gereicht. Sie haben uns aufgezeigt, wo unsere Schwächen liegen.
ZL: Du bist nach einer Verletzungs- und Aufbauphase heute erstmals in der Startformation gestanden. Wie hast du dich auf dem Platz gefühlt?
JS: Ich habe natürlich schon gemerkt, dass ich sehr wenige Spiele in den Beinen habe. Neben der Spritzigkeit fehlt auch die Schnelligkeit. Da brauche ich noch etwas Zeit, um reinzukommen.
ZL: Ajax hat natürlich auch grosse Qualität, sie sind vor allem eingespielt, und ihr hattet immer wieder grosse Probleme mit den langen Bällen hinter die Abwehr…
JS: Ja. Wir haben gewusst, dass sie vorne schnelle Leute haben und dass sie gerne Pässe in die Tiefe spielen. Ich finde, wir haben es nicht clever gemacht und ihnen dies ermöglicht.
ZL: Was ist nun das Ziel für das Rückspiel?
JS: Im Fussball ist grundsätzlich immer alles möglich. Natürlich haben wir einen grossen Rückstand. Es geht aber vor allem auch darum, Erfahrungen zu sammeln, zu lernen, aufzustehen und eine gute Leistung zu bringen.
Chiara Bücher: „Wir setzen alles aufs Rückspiel“
Züri Live: Chiara Bücher, wie war es für dich, in deinem ersten Champions League-Heimspiel in der 2. Halbzeit einen Einsatz zu kriegen, bei Rückstand deiner Mannschaft?
Chiara Bücher: Es war zu dem Zeitpunkt schon 0:5. Es gibt noch ein Rückspiel. Wenn wir jetzt einfach aufgeben, wäre es sowieso vorbei. Daher setzen wir jetzt alles auf das Rückspiel. Nach dem 0:5 liess die eine oder andere etwas den Kopf hängen, aber ich finde, wir haben es den Umständen entsprechend gut über die Zeit gebracht.
ZL: Wie hast du dich eingelebt in Zürich?
CB: Sehr gut, das Team macht es mir auch einfach. Im Team stimmt eigentlich alles.
ZL: Du hast mit Bayer Leverkusen Bundesliga gespielt. Wie siehst du die Women’s Super League im Vergleich?
CB: Es gibt bei den oberen Teams der Tabelle schon Konkurrenz. Es ist ein Unterschied zu Deutschland, vor allem wenn ich an Wolfsburg oder Bayern denke – aber gegen diese Spitzenteams hat auch Leverkusen Schwierigkeiten. Vom Umfeld her und in Sachen Professionalität ist die Schweiz auf einem guten Weg, da sind die Unterschiede zu Deutschland nicht gross.
ZL: Und was hat dich überzeugt hierhin zu kommen?
CB: Da gab es mehrere Punkte. Ich bin jung und die Schweizer Liga ist gut darin, junge Spielerinnen auszubilden. Hier kann man zu Spielzeit und in den Spielrhythmus kommen.
Miguel Reichmuth bei seinem Wettbewerbs-Début bester Mann / Red Star – FCZ Analyse
CUP-DERBY GEGEN DIE NR. 2 DER SCHWEIZ / RED STAR – FCZ VORSCHAU (Züri Live)
Gegen den Stadtrivalen und Partnerklub Red Star (2. Liga Interregional) belässt Coach Bo Henriksen die gesamte Stammformation vor 6’700 Zuschauern (Klubrekord Red Star) im Letzigrund auf der Tribüne und Ersatzbank. Trotzdem kann die Nummer 2 der Ewigen Rangliste der 1. Liga den FCZ bei weitem nicht so stark wie vor fünf Jahren (2:3) in Bedrängnis bringen. Damals war Red Star noch ein 1. Liga-Klub gewesen und im Oktober natürlich auch besser in Form als zum für Amateurvereine ungünstigen Spieldatum Mitte August. Vollblutstürmer Ivan Santini konnte den Beach Soccer-Nationaltorhüter Silvano Kessler zwei Mal mit seiner Schlitzohrigkeit überwinden. Der Kroate hat inklusive seiner zwei Europacuptore der letzten Saison in Wettbewerbspartien für den FCZ insgesamt alle 131,5 Minuten ein Tor erzielt.
Schlechteste Offensivleistung der bisherigen Saison
Der FCZ verzichtete weitgehend auf schnelles Umschaltspiel und fokussierte darauf, den Ball in den eigenen Reihen zirkulieren und damit die Gegenspieler viel laufen zu lassen. Der Rasen wurde vor dem Match nicht gewässert, was natürlich dem Unterklassigen entgegenkam. Die Partie brachte trotz eines weit vom Super League-Niveau entfernten Gegners verschiedene Erkenntnisse. In fünf Partien hat der Stadtclub bisher immer noch nur die beiden etwas zweifelhaft zustande gekommenen Gegentreffer in Genf kassiert. Die defensive Stabilität, auf welche Bo Henriksen gleich zu Beginn seiner Amtszeit als ersten Schritt fokussiert hat, scheint weiterhin Bestand zu haben. Gleichzeitig schiesst man mittlerweile mehr Tore. Der Offensiv-Notenschnitt betrug gegen Red Star allerdings nur 5,1. Es war somit die bisher klar schlechteste Leistung im Spiel mit Ball -und auch die Gesamtnote war mit 5,4 etwas schlechter als beim 2:2 in Genf. Speziell die linke Seite mit Hodza und Avdijaj sowie die Mehrzahl der Einwechselspieler brachten offensiv zu wenig.
Highlights
Personalien
Der Israeli Arad Bar kam zu seinem ersten Einsatz in einem Wettbewerbsspiel, zeigte einzelne gute Ansätze, konnte sich aber insgesamt mit diesem Auftritt noch nicht richtig aufdrängen. Der zweite Débutant, Aussenläufer Rodrigo Conceiçâo, war hingegen nach Antonio Marchesano der offensiv beste Zürcher auf dem Platz. Zwei Drittel der äusserst zahlreichen Flanken (15) aus dem Spiel heraus wurden vom Portugiesen in den gegnerischen Strafraum gebracht. Auf den Aussenläuferpositionen der Dauerbrenner Boranijasevic (Bank) und Guerrero (Tribüne) gab es bisher keine überzeugenden Alternativen. Bei Hodza oder Guzzo fehlt noch einiges – Rohner, Ligue und wohl auch der gegen Red Star auf der Medientribüne zuguckende Armstrong Oko-Flex sind im Dreimannsturm besser aufgehoben. Mit dem dank seiner engen Ballführung auf beiden Seiten einsetzbaren Rechtsfuss Rodrigo Conceiçâo hat der FCZ nun drei valable Spieler für die zwei Positionen, womit neben dem Auffangen von allfälligen Sperren, Verletzungen oder Formbaissen nun vor allem auch eine wirksame Einwechslung möglich ist.
Bester Débutant war aber der zusammen mit seinem Bruder Nils eingewechselte Miguel Reichmuth. Kein anderer eingesetzter Spieler überzeugte sowohl defensiv wie offensiv so wie der 19-jährige Mittelfeldspieler. Sein älterer Bruder Nils hingegen scheint ganz im Gegenteil nach seinen guten Testspielauftritten in der Sommerpause mittlerweile etwas in ein Formtief gefallen zu sein, denn auch in der U21 konnte er zuletzt nicht überzeugen. Hornschuh’s Einsatz war wie immer fokussiert und grundsolide. Torhüter Zivko Kostadinovic gelang früh eine entscheidende Parade. Er kann aber offensiv Yanick Brecher bei weitem nicht das Wasser reichen. Silvan Wallner wirkt weiterhin vor allem defensiv nicht Super League-tauglich – und von Mirlind Kryeziu hätte man sich etwas mehr das Gefühl vermittelt gewünscht, dass er um seine Position kämpft.
Hodza und Avdijaj konnten sich überhaupt nicht empfehlen. Ligue ist weiterhin auf der Suche seiner Form. Die Kurzauftritte von Kamberi und Afriyie waren etwas launig. Neben Hornschuh, Miguel Reichmuth und Conceiçâo haben hingegen Bledian Krasniqi, Antonio Marchesano und Ivan Santini durchaus gezeigt, dass Bo Henriksen aktuell auf sie zählen kann. Marchesano und Santini zeigen dies kontant, Krasniqi war gegen Red Star im Vergleich zu seinen zuletzt ungenügenden Auftritten gegen Lugano und Stade Lausanne-Ouchy wieder verbessert.