Ifeanyi Mathew – ein Buchhalter für den Talentschuppen

Der FCZ gibt zum Ende des Transferfensters die Verpflichtung des nigerianischen Mittelfeldspielers Ifeanyi Mathew (26) von Lilleström bis Sommer 2025 bekannt. Mathew wurde 2015 U20-Afrika Cup-Sieger – zusammen mit dem in den letzten zwei Jahren unter Urs Fischer bei Union erfolgreichen Stürmer Taiwo Awoniyi. Nachdem mit Donis Avdijaj, Karol Mets und Bogdan Vyunnik drei Spieler im Winter das Kader verlassen haben, sind mit Stephan Seiler, Roko Simic, Daniel Afriyie, Ifeanyi Mathew sowie Calixte Ligue und Ramon Guzzo sechs neue Spieler dazu gekommen – trotz wegfallender “Doppelbelastung“. Auch was die Position im Zentralen Mittelfeld betrifft, erscheint die Verpflichtung aus kurzfristiger Sicht auf den ersten Blick nicht notwendig. In den ersten Partien nach der Winterpause ist das Mittelfeldzentrum der stärkste Mannschaftsteil beim FCZ. Cheick Condé ist gesetzt und neben ihm bringen Bledian Krasniqi, Stephan Seiler, Marc Hornschuh und Blerim Dzemaili ebenfalls gute Leistungen. So war beispielsweise Seiler bei der als Team durchzogenen Leistung gegen Winterthur klar bester Mann. Ab Sommer kann die Situation auf dieser Position allerdings wieder anders aussehen.

Als Spielertyp unterscheidet sich Mathew von seinen neuen Teamkollegen auf der gleichen Position relativ stark. Während Condé und Seiler immer für spektakuläre Balleroberungen gut sind und ein Krasniqi oder Dzemaili mit ihrer Kreativität nach vorne glänzen, spult Mathew wie ein zuverlässiger Buchhalter sein Pensum ab – weder mit noch ohne Ball speziell auffällig. Seine grösste Stärke ist die Einfachheit, Nüchternheit und Entscheidungsschnelligkeit seines Spiels. Er fällt schnell eine Entscheidung und setzt diese ohne Umschweife um – wie ein Rad in einer gut geölten Maschine. Mathew bringt zudem ein gutes Positionsspiel mit und bietet sich fortlaufend für ein Zuspiel an. Gerade für das von den diesjährigen Trainern Foda und Henriksen bevorzugte Ballbesitzspiel kann eine gewisse Schnörkellosigkeit nützlich sein. Denn der Ball läuft grundsätzlich schneller als ein Mann. Zu Mathews Schwächen gehören Zweikämpfe, Pressingresistenz und seine tendenziell überdurchschnittliche Fehlerquote mit Ball.

Mathew ist also ein Spieler, der eine gewisse fussballerische Bodenständigkeit ins Team bringen kann. Dies drückt sich unter anderem auch in der Vereinstreue aus. Nach sechs Jahren bei Lilleström ist der FCZ (abgesehen von einer kurzen Leihe in die Türkei) erst Mathews zweiter Klub in Europa. Was man hingegen nicht erwarten kann, ist eine Erhöhung der Individuellen Qualität des Teams, wie dies beispielsweise ein Condé oder Simic mitbringen. Von den Umständen her wird es für Mathew wenig Umstellungen geben. Die Agglomeration Oslo. die Eliteserien und Lilleström sind sehr gut mit Zürich, der Super League und dem FCZ vergleichbar. Mit dem Traditionsklub Lilleström (Europacup-Gegner der FCZ Frauen 2015/16) stieg Mathew in der Saison 2019 in die zweithöchste Liga ab und in der Saison danach als Zweitplatzierter wieder auf. Die letzten zwei Saisons wurde Mathew mit Lilleström als Stammspieler Vierter in der Eliteserien. Diesen Winter kam es aber zu einem grossen Umbruch in der Mannschaft. Zwei der vielversprechendsten Spieler des Kaders wechselten für Millionensummen nach Tschechien – und weitere Stammspieler wie Mathew folgten: in seinem Fall ablösefrei zum FC Zürich.

FCZ Frauen nach starker Gegenwehr ausgeschieden

Die FCZ Frauen spielen im 1/16-Final Rückspiel der Champions League gegen die Frauen von Lilleström SK  nahe bei 100% ihrer Möglichkeiten. Gegen die favorisierten Norwegerinnen, deren Team mit lauter norwegischen und holländischen WM-Teilnehmerinnen gespickt ist, ist das Team von Trainer Dorjee Tsawa über die 93 Minuten das bessere Team und geht verdient kurz vor Schluss nach einem langen Ball der fussballerisch starken Torhüterin Seraina Friedli (22) in die Tiefe auf die unermüdliche Meriame Terchoun (19) durch Fabienne Humm (28) in Führung, und kann so das 0:1 aus dem Hinspiel vorläufig kompensieren. Beeindruckend bei diesem Tor war auch, wie die Mannschaft bei Terchouns Durchbruch auf rechts kollektiv die Situation blitzschnell erfasste, und mit Überzahl in den Strafraum stürmte.

Dank der Resultate der letzten Jahre war der FCZ in dieser ersten K.O.-Runde gesetzt gewesen, bekam aber eines der stärksten ungesetzten Teams zugelost. Im Hinspiel wäre bei zwei Aluminiumtreffern ein Unentschieden durchaus dringelegen gewesen, was die Ausgangslage vor dem Rückspiel deutlich verbessert hätte. Gegen Ende der Partie wurde offensichtlich, dass die Zürcherinnen sich die Kräfte immer mehr einteilen mussten, und LSK physisch deutlich mehr Reserven hatte. Deshalb war beim Durchbruch von Selina Kuster (24) von links in den Strafraum klar, dass diese Aktion das Spiel entscheiden würde. Die Isländische LSK-Torhüterin Gudbjörg Gunnarsdottir (30) konnte den Abschluss parieren, und in der Verlängerung sorgte nach einer Kopfballverlängerung in die Tiefe Lene Mykjaland (28), zusammen mit Terchoun beste Spielerin auf dem Platz, mit ihrem 1:1 für die Entscheidung. Trainerin Monica Knudsen zeigte sich nach der Partie erleichtert darüber, dass die vor der Partie fraglich gewesene Mykjaland spielen und so eine gute Partie abliefern konnte.

Im FCZ-Mittelfeld machte die Neuseeländerin Katie Duncan (27) eine ihrer besten Partien im FCZ-Dress, die verletzungsbedingte Absenz von Sandrine Mauron (18) war aber trotzdem spürbar. Die eingewechselten Nathalie Lienhard (17) und Lesley Ramseier (18) konnten gute Akzente setzen, und brachten zusätzliche Zielstrebigkeit sowie Schnelligkeit ins Zürcher Spiel. Die beiden müssen sich vor den Stammspielerinnen immer weniger verstecken, und lassen für die Meisterschaft auf ein ausgeglichenes Kader mit konstant guten Leistungen hoffen.

FC Zürich Frauen – LSK Kvinner FK 1:1 n. V. (1:1, 1:0, 0:0)

Tore: 87. Humm 1:0, 99. Mykjåland 1:1

FCZ Frauen: Friedli; Remund (81. Baumann), Keller, Fischer, Kuster; Willi, Duncan, Müller (62. Ramseier); Terchoun, Deplazes (70. Lienhard), Humm.

LSK Kvinner: Gunnarsdottir; Wold, Lund, Westerlund, Sandvei; Sönstevold (97. Lundh), Bachor, Spitse, Haavi Bosshard; Mykjåland (106.Ludvigsen), Berget (68. Löfwenius).