Bringt Marchesano zusätzlichen Schwung? / Lugano – FCZ Vorschau mit möglichen taktischen Formationen

Vor anderthalb Monaten beim 1:1 im Letzigrund ging der FCZ das hohe Tempo Luganos der ersten 20 Minuten mit, konnte sich aber insgesamt kaum eine Torchance herausarbeiten. Mit dem Unentschieden nach einem Perea-Kopfballtor war man am Ende gut bedient. Lugano baute im Letzigrund damals viel mehr als sonst auf lange Bälle von Amir Saipi wofür der grossgewachsene Stürmer Kacper Przybylko eine wichtige Rolle spielte. Nach der 1:3-Heimniederlage gegen Servette änderte der FCZ seine Formation auf ein hybrides 3-4-2-1 / 4-2-4. In Sion kam man so bei 30 Abschlüssen auf einen der höchsten Expected Goals-Werte der letzten Jahre. Auch gegen YB hatte man die besseren Torchancen. In Genf war Servette näher am Sieg dran. Die Herausarbeitung von Torchancen aus dem Spiel heraus im gegnerischen Strafraum ist immer noch verbesserungswürdig. Aber das neue Hybridsystem gibt viel mehr Angriffsvarianten und kann den Gegnern Probleme bereiten.

Beide Teams zuletzt variabler

Lugano hat seit Mitte August im Cornaredo nicht mehr verloren und konnte sich in der Nati-Pause vom Ausrutscher bei Back Topola und der unglücklichen Niederlage bei den Young Boys erholen. Zuletzt hat Mattia Croci-Torti die taktische Formation variiert und auch mal in einem 4-4-2 (in Serbien) oder 3-4-2-1 (beim 2:0-Heimsieg gegen Yverdon) spielen lassen. Da die beiden Mittelfeldspieler Bislimi und Mahmoud ausfallen ist eine erneute Abweichung vom Standard 4-3-3 nicht undenkbar. Denn Mattia Croci-Torti scheint U21-Nationalspieler Daniel Dos Santos tendenziell eher nicht auf der Achterposition zu sehen.

Beim FC Zürich konnte Antonio Marchesano erstmals wieder zu einem Teileinsatz kommen. Der Tessiner aus dem Sopra Ceneri (Bellinzona) macht gegen Lugano in jeder zweiten Partie einen Skorerpunkt. Auch die aufstrebende Form von Emmanuel und Oko-Flex hält die Hoffnung auf im gegnerischen Strafraum erzielte Tore aufrecht. Im Zentrum hat sich das Duo Mathew / Krasniqi eingespielt. Ballet hatte in Genf noch Anlaufschwierigkeiten nach seiner Verletzungspause, aber das neue System sollte auch ihm besser liegen.

Leistungsabfall nach Top-Start in die Partie / FCZ – Lugano Analyse mit Randnotizen: Lindrit Kamberi und seine Corner-Bande / Keine VAR-Intervention bei Katic-Foul an Hajdari im FCZ-Strafraum

FCZ WILL EUROPACUP-QUALIFIKATION, LUGANO SELBSTVERTRAUEN TANKEN / FCZ – LUGANO VORSCHAU (Züri Live)

Bereits vor dem Spiel haben die Zürcher Fans Grund zum Jubeln. Über die Grossleinwand verkündet Antonio Marchesano seine Vertragsverlängerung. Er bleibt dem FCZ ein weiteres Jahr erhalten.

Pascal Moser, Nau

Der FC Zürich startet beeindruckend in die Partie. Das erste Spielviertel ist eines der besten der Saison. Die 2. Halbzeit erinnert dann aber in unguter Weise an das letzte Heimspiel gegen Stade Lausanne-Ouchy. Nur mit etwas Glück kommt der FCZ am Ende nach einer 2:0-Führung nach 55 Minuten noch um den Ausgleich herum. Das Spiel gestaltet sich ganz anders als zuletzt gegen Weiler’s Servette gegen welches Direktspiel durch die Mitte und hohe Bälle dominieren. Gegen Lugano baute der FCZ genau wie die Tessiner flach von hinten auf und praktizierte ein ausgeklügeltes Pressing. Lugano spielt im Letzigrund mehr über die Seiten als sonst und weist eine hohe Strafraumpräsenz auf.

Okita und Marchesano wieder mit Skorerpunkten

Wenige Augenblicke später war Kamberi wieder in seiner Kernkompetenz gefordert. Mustergültig grätschte er Uran Bislimi im Strafraum den Ball weg (14.) und vereitelte damit die für lange Zeit beste Gelegenheit der harmlosen Gäste.

SRF

Beim FCZ-Spielaufbau über Links kommt es zwischen dem erneut offensiv starken Krasniqi und Dante immer wieder zu Positionswechseln. Bei der Verteidigung von Eckbällen hat der in verschiedenen taktischen Fragen pragmatisch agierende Ricardo Moniz wieder zurück auf Manndeckung gewechselt. Das gute FCZ-Bild der Anfangsphase trübte einzig Daniel Afriyie, der einen „Jour sans“ einzog und seine Startchance nicht nutzen konnte. Am Ende resultiert nach sehr unterschiedlichen Hälften eine Team-Note, die im Saisonschnitt liegt, also ein halbe Note tiefer als zuletzt gegen Servette. Die Defensivfehlerquote ist dabei so gross wie noch nie in dieser Saison: in erster Linie wegen Cheick Condé und Nikola Katic. Der FC Zürich wird zu mehr Defensivarbeit als nötig gezwungen – in der 2. Halbzeit können sich speziell Tsawa, Kryeziu und Marchesano im Spiel gegen den Ball auszeichnen.

Highlights – Riisechance gsii

Personalien – Cheveyo Tsawa (17) erstmals MVP

  • Cheveyo Tsawa: Zum zweiten Mal Defensivnote „10“, zum dritten Mal in Folge Defensiv Bester und erstmals MVP. Ist auch diesmal wieder entscheidend, um den Vorsprung über die Zeit zu retten und den dritten Sieg in Folge einzufahren. Diesmal so wichtig wie bisher noch nie, da einige Mitspieler (Okita, Dante, Condé) in der 2. Halbzeit stark abbauten.
  • Cheick Condé: Nach einem guten Start im ersten Spielviertel erneut in vielen Szenen gedankenlos. Hilft weder richtig beim Pressing mit, noch staffelt er zurück, sondern steht häufig irgendwo im Niemandsland. Dazu nonchalante Ballverluste. Seine schlechte Phase der letzten Spiele setzt sich fort.
  • Nikola Katic: Probleme mit den vielen Lugano-Flanken. Verliert immer wieder die Übersicht und steht nicht bei seinem Mann.
  • Bledian Krasniqi: Zum dritten Mal in Folge offensiv mit einer Note „10“. Scheint als Kreativspieler unter Moniz mehr offensive Freiheiten zu geniessen als zuvor.
  • Daniel Afriyie: Hat gute Erinnerungen ans erste Lugano-Heimspiel der Saison und durfte wieder mal von Beginn weg in der Doppelspitze mit Okita antreten. Am Ball misslingt ihm aber so ziemlich alles.

Randnotiz I – Lindrit Kamberi und seine Corner-Bande freuen sich diebisch über ihre erfolgreich umgesetzte einstudierte Variante beim 1:0

Randnotiz II – Keine VAR-Intervention bei Katic-Foul an Hajdari im FCZ-Strafraum

Kommentare – Idol geht, Legende bleibt

Im Rahmen des Spiels wurde Urgestein Fabienne Humm, die mit den FCZ-Frauen zehn Meistertitel holte, in der Halbzeitpause vor der Südkurve gebührend verabschiedet. Die ehemalige Nati-Spielerin beendet ihre Karriere nach dem Playoff-Final gegen Servette mit 37 Jahren.

Lucas Werder, Laura Erni, Carlo Steiner (Blick)

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Dem FC Zürich fehlt noch ein Punkt, um die Europacup-Qualifikation mit grosser Sicherheit zu schaffen. Lugano braucht noch drei Punkte, um sicher auf dem 2. Platz zu landen. In der Vorrunde konnte der FCZ zwei Mal mit 3:0 gegen die Tessiner gewinnen. Die Begegnung der Rückrunde endete hingegen 2:0 für den FC Lugano. Das Team des seit drei Jahren verantwortlichen Mattia Croci-Torti ist klar die beste Super League-Mannschaft im Jahr 2024. Die Bianconeri spielen einen Ballbesitzfussball mit vielen Positionswechseln, bei welchem sie immer wieder die Räume zwischen gegnerischer Abwehr und Mittelfeld suchen und dann mit ihren wirbligen Stürmern bespielen – allen voran Nationalspieler Renato Steffen. Der FCZ rotiert die Positionen unter dem neuen Coach Ricardo Moniz allerdings ebenfalls mehr als zuvor.

FCZ mit Okita und Afriyie – ohne Oko-Flex

Im Hinblick auf den Cupfinal in zwei Wochen versucht Lugano seine Stammelf im Spielrhythmus zu halten, ohne dass es zu einer Überlastung kommt. Damit hat Croci-Torti in den letzten Jahren Erfahrungen sammeln können. Die Resultate waren sowohl letztes wie vorletztes Jahr in den Liga-Partien vor dem Cupfinal gut bis sehr gut. Man will also auch heute unbedingt Selbstvertrauen tanken.

Beim FCZ fehlt diesmal Armstrong Oko-Flex im Matchkader. Okita kehrt in die Startformation zurück. Calixte Ligue wurde am Samstag beim 0:0 der U21 gegen Servette eingewechselt. Bajrami steht hingegen in der 1. Mannschaft wieder als Einwechselspieler bereit. Vermutlich wird Ricardo Moniz wieder ein 4-3-3 auf den Platz bringen mit Kamberi und dem vielseitigen Afriyie auf der Rechten Seite. Auf den Rechten Flügel hat der Nigerianer diese Saison vermutlich seine besten Spiele gemacht – und zum Saisonstart schnürte er beim 3:0-Heimsieg gegen die Luganesi einen Doppelpack.

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