Der für den verletzten Marius Müller zwischen den Pfosten stehende Pascal Loretz hat bisher in sechs Partien noch kein Gegentor aus dem Spiel heraus kassiert. Luzern spielt mit Rhombus im Mittelfeld und hat im Jahr 2023 die die fast identische Bilanz wie der FCZ. Beide Teams liessen zuletzt tendenziell wenig Gegentore zu. Luzern ist zudem das zweitbeste Auswärtsteam der Liga mit nur zwei Punkten weniger als YB. Genauso wie der FCZ hat Luzern in dieser Saison auswärts mehr Punkte geholt, als zu Hause.

In der Liga gab es für den FCZ bisher erst zwei Heimsiege in dieser Saison – gegen Servette kurz vor der Winterpause und St. Gallen kurz danach. GC beispielsweise hat zu Hause zwei Drittel mehr Punkte geholt, als der FCZ. Beim Stadtclub stellt sich wie immer seit der Winterpause die Frage, ob man mit zwei oder drei Stürmern beginnt. Nach zwei Saisons mit einer negativen Direktbilanz hatte der FCZ letzte Saison mit drei Siegen und einer Heimniederlage zum Abschluss eine positive gegen den FC Luzern. In dieser Saison ist das Duell mit zwei Unentschieden bisher ausgeglichen.

Herbstrunden-Review, Fokus-Thema „Stürmerproblem“ Und Vorspiel Luzern – FCZ (Züri Live)

Henriksen & Co. wollen an das Servette-Heimspiel anknüpfen / Luzern – FCZ Vorschau (Züri Live)

Frage zum Auftakt in Luzern: „Hat der FCZ in der Winterpause sein Stürmerproblem gelöst?“ (Züri Live)

FCZ vor dem Restart: Stürmerproblem gelöst? (mit Testspielstatistik) (Züri Live)

Die Züri Live Hörer- und Leserschaft zeigte sich in der Umfrage in Bezug auf die Lösung des Stürmerproblems vorsichtig optimistisch und nach der Partie in Luzern kann man konstatieren: es scheint tatsächlich gelöst zu sein. Roko Simic bestätigte seine in den Testpartien angedeuteten Stürmerinstinkt. So eine Abschlussqualität und -effizienz hat im Herbst gefehlt. Dass Simic für Super League-Verhältnisse überdurchschnittliches Potential hat, war von Anfang an klar. Die Frage ist einzig, wie stark der FCZ im kommenden Halbjahr davon wird profitieren können. Seine Unbekümmertheit, das Selbstvertrauen und die Technik im Abschluss mit einer hundertprozentigen Chancenverwertung gibt Hoffnung.

Alle Stürmer mit guter Leistung – auch Okita

Aiyegun Tosin schien zudem mit einem Stürmertyp wie Simic an seiner Seite in der Schlussphase aufzublühen. Mit einem anderen Stürmer als Fixpunkt kann er sich auf unterstützende Arbeit mit einem weiten Aktionsradius rund um die zentrale Sturmposition fokussieren, was ihm besser liegt. Der Nigerianer war in der Entstehung beider Tore entscheidend beteiligt. Speziell beim Ausgleich holte er mit viel Einsatz den Eckball heraus und schraubte sich bei diesem dann in einer Art und Weise in die Luft, wie man es von ihm noch selten gesehen hat.

Jonathan Okita kam in vielen Bewertungen unmittelbar nach Spielschluss nicht gut weg. Aufgrund der detaillierten Züri Live-Analyse muss allerdings konstatiert werden: auch der Kongolesische Nationalspieler (ein Länderspiel) machte eine gute Partie. Auch er könnte möglicherweise gut mit Simic harmonieren. Seine Defensivarbeit ist in der Regel ordentlich und offensiv brachte er sich in Luzern mit einigen guten Zuspielen, Ablagen und Seitenwechseln ein. Es fehlte zu diesem Zeitpunkt halt einfach ein Simic zur Verwertung dieser Vorlagen. Der 17-jährige Calixte Ligue wiederum spielte, als würde er schon jahrelang zur Mannschaft gehören und war in den paar Minuten bei seinem Super League-Début ein Gewinn. Mit ihm, Simic und später dann auch noch Afriye (steht im CHAN-Viertelfinal gegen Niger) erhält Trainer Henriksen vorne viel mehr Möglichkeiten.

Kontinuität oder Formstand? Schwierige Entscheidung für Henriksen

Leider bestätigten sich in Luzern auch die schlechten Testspiel-Eindrücke der Dreierabwehrkette. Speziell bei Nikola Katic und Becir Omeragic: in der Luft fehlte die Durchsetzungsfähigkeit, am Boden Schnelligkeit sowie Stellungsspiel und am Ball die technische Qualität, letzteres speziell bei Katic. Kryeziu und Kamberi scheinen auch aufgrund der letzten Eindrücke aktuell die besseren Optionen zu sein. Im Mittelfeldzentrum wächst Cheick Condé ausgezeichnet in die Rolle als einziger Sechser hinein. Die beiden Achterpositionen waren hingegen mit den beiden erfahrenen Captains deutlich schlechter besetzt. Marchesano gelang im Spiel mit Ball fast nichts (Offensiv-Note „1“) , Dzemailis 1. Halbzeit war geprägt durch Ballverluste und Fehlpässe.

Dem eingewechselten Bledian Krasniqi gelang auch nicht alles, aber er war im Vergleich mit Dzemaili und Marchesano auf jeden Falll ein Upgrade. So ein guter Eckball wie beim 2:2 ist dem FCZ seit sehr langer Zeit nicht mehr gelungen. Das war richtig zwingend. Trotzdem ist nicht auszuschliessen, dass aus Gründen der Hierarchie und Kontinuität auch gegen St. Gallen wieder Katic, Dzemaili und Marchesano von Anfang an auflaufen – auch wenn sich aus anderen Gründen Kryeziu, Krasniqi und Selnaes eher anbieten würden. Eine schwierige Entscheidung für Coach Henriksen. Denn in Luzern stellte sich ein Gefühl ein von „die Zukunft hat begonnen“ – mit Condé, Krasniqi, Ligue und Simic – dazu Kamberi, Rohner und Tosin. Ein Team mit Durchschnittsalter 23,4 Jahre hat den Zweitore-Rückstand in den letzten Minuten noch egalisiert.

Spielweise erinnert an Rückrunde 21/22 – die Einzelleistungen noch nicht

Sehr vieles an diesem FCZ nach der Winterpause erinnerte an die Rückrunde letzter Saison unter Trainer André Breitenreiter: die ungewöhnlich guten Offensiv-Standards, Hohes Pressing, Manndeckung auf dem ganzen Feld und fast ausschliesslich Hohe Bälle im Spiel hinten heraus. All diese Aspekte halfen dem FCZ. Dass man trotzdem noch ein gutes Stück vom Level des Teams vor Jahresfrist entfernt war, lag am beschriebenen tiefen Formstand mehrerer Routiniers. Für ein wirklich erfolgreiches Spiel mit Hohen Bällen aus der hinteren Zone heraus fehlten zudem die Qualitäten eines Yanick Brecher.

Der Support der Fans bei Minustemperaturen für das Teams des Tabellenletzten war phänomenal. Die in einzelnen Medien geschätzten Zahlen waren eher untertrieben. Mehr als 3’000 Gästesupporter unter den offiziell 14’000 Zuschauern (verkaufte Tickets) waren es mit Sicherheit. Die Swissporarena (Kapazität: 17’000) hat 14 kleine und sechs (mindestens doppelt so) grosse Sektoren. Von diesen waren zwei grosse und ein kleiner Sektor, die zusammen rund 20% der Stadionkapazität ausmachen, komplett mit FCZ-Fans gefüllt. Dazu kamen weitere Gästeteam-Anhänger auf der Gegen- und Haupttribüne. Luzern hatte mitten im Januar die zweithöchste Zuschauerzahl der Saison – nur gegen YB Anfang Oktober wurden 400 Eintritte mehr gemeldet.

Tosin läutet mit Forechecking Schlussoffensive ein

Wie schon im letzten Spiel vor der Winterpause Servette spielte auch Luzern gegen den FCZ sicherlich nicht in Bestform. Es werden in den nächsten Wochen noch stärkere Gegner warten. Trotzdem: den Punkt muss man unter den gegebenen Umständen mit dem höchst zweifelhaften Penalty erst mal holen. Als in der 80. Minute Guerrero und Simic nach einem Zürcher Ballverlust nicht eingreifen, sieht es auf den ersten Blick so aus, als habe der FCZ aufgegeben und Luzern die Partie gewonnen. Aber eine Minute später erzwingt Tosin mit einem Forechecking, dass Luzern-Goalie Müller einen Ball ins Seitenaus spielt. Dies leitet die Schlussoffensive ein.

Personalien

  • Fidan Aliti: Für seine Verhältnisse ein ungewohnt fahriger Auftritt gegen seinen Ex-Klub in der 1. Halbzeit. Verbessert sich in der 2. Halbzeit deutlich.
  • Zivko Kostadinovic: Auf der Linie und im Herauslaufen flinker als Brecher. Bei gegnerischen Penaltys fliegt er immer in die Ecke, in welche der Schütze schaut, was schon viele Gegner ausgenutzt haben – auch Max Meyer. Und seine im Vergleich zu Yanick Brecher schlechtere fussballerische Qualttät fällt bei einer Spieleröffnung mit hohen langen Bällen hinten heraus natürlich stärker ins Gewicht, als bei einfachen, flachen Kurzpässen.
  • Adrian Guerrero: Beste Phase vor der Pause. Es läuft viel über die linke Seite mit Aliti, Guerrero und Okita. Ist wie sein Pendant Boranijasevic an vielen Abschlüssen beteiligt.
  • Nikola Katic: Verliert fast jedes Luftduell gegen den kleineren Chader, was bei Abschlägen von Luzern-Goalie Müller zu gefährlichen Situationen führt. Immer wieder schlechtes Stellungsspiel, langsam in der Rückwärtsbewegung, behindert Mitspieler in ihren Aktionen, deutlich ungenügendes Passspiel. Die schlechten Eindrücke aus den Testpartien haben sich leider in seinem Fall beim Auftakt nach der Winterpause bestätigt.
  • Becir Omeragic: An jeder Grosschance Luzerns und auch den beiden Gegentoren mit je einem entscheidenden Fehler beteiligt. Erhält diese Saison bei Züri Live erneut grossmehrheitlich ungenügende Noten und zum dritten Mal die Tiefstnote „1“.
  • Roko Simic: Zeigt wie bereits in den Testspielen echtes Stürmerblut. Mehrere Schnitzer zu Beginn seines Einsatzes, aber mit einer wortwörtlich hundertprozentigen Chancenauswertung und dem Traumtor zum Anschluss in der 89. Minute. Trifft nach einem Krasniqi-Eckball, Tosin Kopfballablage und einer unglücklichen Aktion seines ebenfalls eingewechselten Salzburg / Liefering-Teamkollegen Diambou zum Ausgleich in der 93. Minute.
  • Die Jungen übernehmen in der Schlussphase erfolgreich Verantwortung. Bledian Krasniqi ist wichtig in defensiven Umschaltmomenten, mit seinen Tempodribblings und dem entscheidenden Corner.
  • Calixte Ligue ist bei seinem Début zwar nur ein paar Minuten auf dem Platz, aber entscheidend am 1:2-Anschlusstreffer beteiligt.
  • Jonathan Okita: An den beiden Toren nicht beteiligt, da schon ausgewechselt. Trotzdem ein gutes Spiel mit Engagement und einigen intelligenten und technisch anspruchsvollen Aktionen. Scheint sich positiv zu entwickeln.
  • Aiyegun Tosin: lange Zeit eher durchschnittlich, dreht aber in der Schlussphase an der Seite von Roko Simic auf und bereitet beide Tore entscheidend vor – das zweite gleich doppelt mit dem herausgeholten Corner und der Kopfballablage.
  • Lindrit Kamberi: Hat als Einwechselspieler immer etwas Mühe in den ersten Minuten. Danach aber wohl derjenige Spieler, der (zusammen mit Tosin) von der Mentalität her am meisten zum Umschwung und späten Ausgleich beigetragen hat. Spielte links in der Dreierabwehr und zum Ende der Partie mit der Captain-Binde am Arm (Brecher verletzt, Dzemaili und Marchesano ausgewechselt), was die Wertschätzung für ihn zeigt. Zum zweiten Mal nach dem Cup-Spiel in Cham der offensiv Beste.
  • Cheick Condé: In der 1. Halbzeit hatte er im Zentrum rund um sich herum lauter ungenügende Mitspieler. Hat das Team in dieser Phase mit einem starken Auftritt im Spiel gehalten. Die Rolle als einziger Sechser liegt ihm besser, als die Doppel-Sechs, da die Rollenverteilung klarer ist und er seine grosse Reichweite optimal einsetzen kann. Nach dem Auswärtsspiel in Baku zum zweiten Mal MVP. Und wie im Heimspiel gegen Qarabag defensiv der Beste.
  • Blerim Dzemaili in der 1. Halbzeit vor allem mit Ballverlusten und Fehlpässen, wusste wohl von Trainer Henriksen, dass er nach der Pause noch 10-15 Minuten erhält. Er gab daher in dieser kurzen Zeit Vollgas. Dies machte ihn zum besten FCZ-ler-der 2. Halbzeit. Für die Gesamtnote haben die 45 Minuten der 1. Halbzeit natürlich ein grösseres Gewicht.

Randnotiz

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Der FCZ ist in nach Erwarteten Gegentoren bisher das defensiv stärkste Team – und steht trotzdem auf dem letzten Platz der Super League-Tabelle. Torhüter Brecher hat beinahe 50% mehr Tore kassiert als er aufgrund der gegnerischen Torchancen hätte kassieren müssen. David Von Ballmoos (und Anthony Racioppi) als Gegenstück retteten YB hingegen vor mehr als der Hälfte der Erwarteten Gegentore! So sind es im Vergleich statt gerundet 18 und 19 Gegentreffer nun 27 und 9. Sion und Luzern sind wie der FCZ ebenfalls Teams, die den Gegnern eigentlich deutlich weniger gute Torchancen zugestanden haben, als es die Gegentore ausdrücken.

Luzern: Offensiv Nummer 1 und Testspiel-Champion

Gegner FC Luzern hat gleich gegen vier Bundesligisten getestet und dabei eine ausgeglichene Bilanz erzielt: 3:0-Sieg gegen den VfB Stuttgart, 1:5-Niederlage gegen den FSV Mainz, sowie Unentschieden gegen Remis gegen GC (0:0). Das Team von Mario Frick hatte somit in der Testphase nicht nur das anspruchsvollste Programm aller Super League-isten, sondern gemessen an den Gegner auch die besten Resultate.

Der FCL ist ausserdem gemessen an den Erwarteten Toren das offensiv stärkste Team der Vorrunde – vor Basel, St. Gallen und YB. Angeführt von Max Meyer (6) und dem sich im Aufbautraining befindlichen Dejan Sorgic (4) trafen gleich elf verschiedene Spieler in der Liga ins Netz. Der FCZ war die Mannschaft mit der schlechtesten Chancenverwertung der Liga – statt 13 hätte man gemessen an den Torchancen 20 Treffer in 16 Partien (und damit mehr als Servette) erzielen müssen. Gleich erging es dem FC Basel weiter vorne in der Tabelle. YB, GC und St. Gallen hingegen profitierten von einer gemessen an ihren Chancen maximalen Torausbeute.

Frick zuletzt zwei Mal hintereinander mit taktischer Umstellung gegen den FCZ

Luzern hat in der Vorbereitung wie im letzten Spiel vor der Winterpause in Bern vorwiegend im 4-2-3-1 gespielt, das ihrem Schlüsselspieler Max Meyer am meisten entgegen kommt. Angefangen hatten die Innerschweizer die Saison in einem 4-1-2-1-2. Mario Frick änderte zuletzt aber zwei Mal hintereinander in Spielen gegen den FCZ seine taktische Formation. Auch diesmal wieder? Die Defensivprobleme auf der Rechten Seite sollen wohl dadurch gelöst werden, dass WM-Fahrer Mohamed Dräger auf der Flügelposition spielt und von Pius Dorn unterstützt wird. Somit könnten trotz dem Rücktritt von Christian Gentner vier Deutsche in der Startformation stehen.

Der FCZ wird voraussichtlich in Ballbesitz im zuletzt üblichen 3-3-2-2 auflaufen (statt wie zuvor 3-4-1-2). Die taktischen Anpassungen höher zu stehen und mit nur einem Sechser zu spielen, zeichneten sich kurz vor der Winterpause ab, wurden in den Testspielen weiter verfeinert und voraussichtlich auch in der Meisterschaft so fortgesetzt. Bei gegnerischem Ballbesitz kann daraus temporär ein 3-4-3 werden. Wenn allerdings stärker mannorientiert verteidigt werden soll, dann würde es sich anbieten, im Zentrum in der gleichen Formation mit einem Sechser und zwei Achtern zu bleiben, weil so das übliche Luzerner 4-2-3-1 gespiegelt würde. Allerdings würde sich in diesem Fall eher eine Verteidigung im 4-3-3 empfehlen. Denn das 3-3-2-2 würde wohl bei Mannorientierung auf den Seiten zu unnötigen Komplikationen führen.

Zwei FCZ-Generationen reisen mit Ambitionen nach Luzern

Auf der Sechserposition ist Cheick Condé zu erwarten. Ole Selnaes ist grundsätzlich wieder einsatzbereit und Bledian Krasniqi drängte sich in den Testspielen auf. Trotzdem haben die Teamleader Marchesano und Dzemaili, der bei einem Startelfeinsatz als Captain auflaufen wird, wohl die Nase vorn. Der 36-jährige Zürcher hat gute Erinnerungen an Luzern und wirkt motiviert vor seinem möglicherweise letzten Halbjahr seiner Karriere. Der 17-jährige Calixte „Juni“ Ligue hat zwei Jahrzehnte nach Dzemaili die FCZ Academy durchlaufen und könnte dessen Sohn sein. Er wird beim Auftakt nach der Winterpause ebenfalls im Aufgebot stehen. Verletzt fehlen nur Yanick Brecher und Ivan Santini, der im letzten Test gegen den FC Wil angeschlagen ausgewechselt werden musste. Vorne läuft es auf das Duo Tosin / Okita heraus, die sich gegen Hannover im Umschaltspiel die Tore gegenseitig aufgelegt haben. Roko Simic scheint aber nahe an einer Startelfnominierung dran zu sein. Zivko Kostadinovic, der den verletzten Yanick Brecher ersetzt, hat diese Saison nach einem 0:0 gegen den FC Winterthur und einem 4:0 gegen den SC Cham noch ein „Clean Sheet“.

Nur für den FCZ ändert Luzern-Trainer Mario Frick bisher sein bewährtes Rhombus-System. Erstmals in der letzten Runde der abgelaufenen Saison im Letzigrund – und nun erneut. Luzern-Innenverteidiger Simani sprach nach dem Spiel davon, dass man zu Beginn zu viel Respekt vor dem Meister gehabt habe. Hätte Frick das System auch geändert, wenn er gewusst hätte, dass der FCZ nicht im üblichen 3-4-1-2 spielt? Dass beide Mannschaften in einem klassischen 4-4-2 antraten, trug auf jeden Fall seinen Teil dazu bei, dass die Partie letztendlich torlos blieb. Gemessen an den Züri Live-Durchschnittsnoten hat sich die Mannschaft von Franco Foda defensiv von Spiel zu Spiel gesteigert. Allerdings war gegen dieses Luzern zu verteidigen deutlich einfacher, als zuvor gegen Qarabag. Mit Andy Gogia war im Letzigrund nur ein einziger eingesetzter Akteur defensiv ungenügend. Der MVP des Qarabag-Auswärtsspiels, Cheick Condé, war diesmal hingegen vor allem offensiv stark.

Grund für Probleme mit gegnerischem Pressing wirklich nur vermeidbare individuelle Fehler?

Personelle Überlegungen werden auf Seiten von FCZ-Coach Foda ihren Teil dazu beigetragen haben, sich für ein 4-4-2 zu entscheiden. In dieser Formation konnte er Andy Gogia und Jonathan Okita von Anfang an eine Chance geben und dadurch andere Akteure schonen. Man sah in dieser Partie aber auch plastisch die Nachteile dieses Systems für die Mannschaft. Im 3-4-1-2 mit lauffreudigen Aussenläufern Guerrero und Boranijasevic hat der FCZ sowohl viel Breite wie auch viel Tiefe im Spiel. Breite: hinterste Reihe fünf, im Mittelfeld vier und vorne ebenfalls vier. Die Tiefe wird dadurch hergestellt, dass vier Reihen auf dem Platz stehen und nicht nur drei, was sowohl offensiv als auch defensiv Vorteile hat. Im 4-4-2 hingegen werden die beiden Schlüsselspieler Guerrero und Boranijasevic zurückgebunden und können ihre Qualitäten nicht voll einbringen. Für die Gegner eröffnet sich zudem die zusätzliche Option einen langen hohen Ball über die drei Reihen hinweg hinter die Abwehr zu spielen.

Den Spielaufbau hinten heraus bestritt der FCZ erneut vorwiegend flach und hatte wie in Bern mit dem Pressing des Gegners phasenweise grosse Probleme. Dies obwohl Luzern in diesen Situationen den Zürcher Sechser nicht in Manndeckung nahm und daher immer wenn Condé zurückkam und sich ausserhalb des Deckungsschattens der Stürmer anbieten konnte, das Frick-Team gezwungen war, zurückzuweichen. Captain Yanick Brecher sah nach der Partie im Interview mit Züri Live allein einfach vermeidbare individuelle Fehler als Ursache der Probleme. Schon vor der Breitenreiter-Zeit hatte die Mannschaft immer wieder etwas die Tendenz, die eigenen kollektiven und individuellen Fähigkeiten zu überschätzen und Niederlagen mit unerklärlichen Fehlern von einzelnen Spielern zu erklären – anstatt die Spielweise des Teams an die Realitäten und echten Kräfteverhältnisse anzupassen. Gegen Luzern war es viel eher so, dass sich der FCZ nur dank dem ungewöhnlich unpräzisen Passspiel Luzerns schadlos halten konnte.

Bessere Bank als in Bern – letztjährige Effizienz fehlt offensiv und defensiv

Der FCZ spielte wie sich das schon in der Vorbereitung angedeutet hatte, mehr über die Seiten. Man sieht mehr Flanken und Kopfbälle. Die letzte Viertelstunde vor der Pause war der FC Zürich aber völlig von der Rolle und gewann praktisch keine Zweiten Bälle im Mittelfeld mehr. Luzern kam zu Chancen beinahe im Minutentakt. Eine positive Veränderung zum YB-Spiel war, dass diesmal beim FCZ Einwechselspieler (namentlich Dzemaili, Rohner und Santini) einiges bewegen konnten und ihre Mannschaft nochmal in die Nähe des möglichen Siegtreffers brachten. Insgesamt hatte der FCZ mehr Ballbesitz und in der 1. Halbzeit ein Plus an Grosschancen. Ganz generell hätte das Spiel nach „Expected Goals“ tatsächlich ebenfalls Unentschieden enden müssen – allerdings 1:1. In Bern wäre nach diesem Kriterium ein 2:2-Unentschieden anstatt der 0:4-Niederlage korrekt gewesen und in Baku hätte man gar 2:1 gewinnen müssen. Dies vor allem auch, weil die Tore Qarabags aus Positionen erzielt wurden, die häufig nicht einen Torerfolg zur Folge haben. Torhüter Brecher konnte die wuchtigen Abschlüsse von Wadji und Kady aber jeweils nicht parieren.



Im Zusammenhang mit Assan Ceesay wurde nach der Saison oft vom „zweitbesten Torschützen“ der Liga gesprochen. Ausser Acht gelassen wurde dabei, dass der Gambier mit 20 Toren und 11 Assists der Top-Skorer der Liga war – und dies mit klarem Vorsprung vor Jordan Siebatcheu (26 Skorerpunkte) und Miroslav Stevanovic (24). Ausserdem war Ceesay der beste Torschütze aus dem Spiel heraus – Torschützenkönig Siebatcheu hatte fünf seiner 22 Treffer verwandelten Penaltys zu verdanken (Ceesay nur einen von 20). Im abschliessenden Heimspiel vor vollen Rängen im Letzigrund konnte Ceesay bereits im dritten Spiel in Folge einen Assist verbuchen: eine saubere Ablage vor dem Strafraum auf Tosin, der per Weitschuss zur frühen Führung traf. Später erhöhte Ceesay selbst auf 2:0 nach einem mit optimalem Timing mit dem schwächeren Rechten Fuss Guerreros in die Tiefe gespielten Ball.

Deutliche Leistungssteigerung – aber nur phasenweise

Zwar erreichte der FCZ bei weitem nicht mehr die Leistung wie noch in Basel oder St. Gallen, im Vergleich mit dem Heimspiel gegen Lausanne oder der Auswärtspartie in Lugano vermochte sich der mit der Rückrunden-Stammelf auflaufende Stadtclub aber nochmal deutlich zu steigern. Man konnte diese Leistungssteigerung allerdings nicht über 90 Minuten durchzuziehen. Die ersten 30 Minuten waren sehr gut, dann liess das Team nach, was dem FC Luzern den 2:2-Ausgleich noch vor der Pause ermöglichte. Der FCZ war in dieser Phase im Pressing und in der Rückwärtsbewegung zu passiv und wurde zwei Mal ausgekontert. Nach dem Seitenwechsel liess das Breitenreiter-Team dann bereits nach starken fünf Anfangsminuten wieder nach. Nach einem Einwurf erzielte Filip Ugrinic in der 55. Minute per Weitschuss die 2:3-Führung für Luzern.

FCZ drückt vor allem dank Krasniqi, Seiler und Guerrero auf den Ausgleich

Ab der 60. Minute übernahm der FCZ dank der beiden flinken Einwechselspieler Krasniqi und Seiler dann aber wieder das Szepter. Speziell der in der Rückrunde mit Leistungsschwankungen agierende Bledian Krasniqi konnte in den letzten beiden Partien in Lugano und gegen Luzern nochmal Pluspunkte sammeln. Die Innerschweizer scheinen dem 20-jährigen Zürcher als Gegner ganz allgemein zu liegen. Ab der 75. Minute und der Einwechslung Rohners für Aliti rückte Nikola Boranijasevic zurück in die Dreierabwehr. Der FCZ machte Druck und kam unter anderem zu vielen Eckbällen, die MVP Adrian Guerrero meist ideal in die Mitte brachte – Kryeziu und Kamberi gelang der verdiente Ausgleich aber nicht. Der als professionelles Vorbild vorangehende Guerrero war bereits beim Heimspiel gegen Lausanne der MVP gewesen. Mit einer gelinde gesagt eher mässigen Leistung verabschiedete sich der als Letzter ausgewechselte Ousmane Doumbia von den FCZ-Fans, nachdem er Tage zuvor bei seinem künftigen Verein Lugano noch die Captainbinde getragen hatte.

Performance & Stats

Telegramm

FCZ – Luzern 2:3 (2:2)
Tore: 2. Tosin (Ceesay) 1:0, 27. Ceesay (Guerrero) 2:0, 28. Ndiayé (Jashari) 2:1, 45. Campo (Abubakar) 2:2; 55. Ugrinic (Campo) 2:3.
FCZ – Brecher; Kamberi, Kryeziu, Aliti (75. Rohner); Boranijasevic, Dzemaili (60. Seiler), Doumbia (82. Coric), Guerrero; Marchesano (60. Krasniqi); Tosin, Ceesay (75. Kramer).
Luzern – Müller; Dräger, Burch, Simani, Frydek; Ugrinic (82. Emini), Jashari; Ndiayé (74. Tasar), Campo (64. Schulz), Abubakar (74. Schürpf); Sorgic (64. Kvasina).



Nach dem Einsatz von einigen Spielern aus der zweiten Reihe in den letzten Partien, lässt Trainer Breitenreiter im letzten Heimspiel vor auverkauftem Haus nochmal die Stammelf auf den Platz, die für diese Partie sicherlich noch einmal eine möglichst gute Leistung abliefern will.

FCL-Coach Mario Frick kämpft mit seiner Mannschaft noch gegen den Abstieg – so wie vor Jahresfrist, als er mit dem FC Vaduz zum letzten Spiel in den Letzigrund kam – und verlor. Heute schickt er eine offensiv ausgerichtete Mannschaft aufs Feld mit Sorgic, Ndiayé und Abubakar. Diese könnte im üblichen System mit Rhombus formiert sein – oder auch mit einem eher flachen MIttelfeld mit Ugrinic und Ndiayé auf den Seiten.

„Offense wins games, defense wins championships“ ist ein geflügeltes Wort aus dem amerikanischen Profisport, welches häufig auch auf den Fussball angewendet wird. Urs Meier war diese Saison schon zwei Mal bei Züri Live (Derby-3:3 und Luzern-4:0) und schwärmte von den Offensivspielern „seiner“ FCZ-Mannschaft. Dieses offensiv-orientierte Team hat tatsächlich auch ein paar grosse Spiele wie den Cupfinal 2014 gegen den FCB oder in der Europa League gegen Villarreal gewonnen. Das Auswärtsspiel hatte der FCZ nach vier Djimsiti-Fehlern in Spanien klar verloren. Im Heimspiel konnte Meier Marcelino, den damaligen Trainer des aktuellen Europa League-Gewinners und zweifachen Champions League-Halbfinalisten, taktisch auf dem falschen Fuss erwischen. Dies trug zu einer frühen 3:2-Führung bei, die bis zum Ende der Partie hielt.

Ohne Defence – kein Championship!

Für die Meisterschaft hat es hingegen dem geflügelten Wort entsprechend nicht gereicht. In jener Saison 14/15 habe die Mannschaft den Titel in den Beinen gehabt, war im Züri Live-Podcast Nummer 2 Davide Chiumiento überzeugt. Man war bis im November an der Spitze dabei, bis zum Foul des ehemaligen FCB-Juniors Sandro Wieser an Gilles Yapi im Brügglifeld. Das zweite defensive Gewissen, Burim Kukeli, spürte zudem nach zwei Jahren Verletzungspause immer noch die Spätfolgen des Fouls des ebenfalls ehemaligen FCB-Juniors Simon Grether in einem Testspiel 2012 und fand nicht mehr auf sein altes Niveau. Ohne gute Defence – kein Championship!

FCZ heute im Gegensatz zur Meier-Ära ohne defensiv unterdurchschnittliche „Offensivstars“

Meier erklärt auch, dass er mit diesem „fast schon Überangebot“ an offensivorientierten Spielern wie Chikhaoui, Chiumiento, Buff, Gavranovic, Etoundi, Chermiti oder Sadiku nicht eine Taktik mit einer sicheren Deckung als Basis habe implementieren können. Im Gegensatz zu André Breitenreiter heute, möchte man anmerken, der ein Team ohne „Offensivstars“ zu einer gerade auch defensiv starken solidarischen Einheit formen konnte – und nahe am ersten Meistertitel seit 2009 steht. Es wäre der 13. bei aktuell 13 Punkten Vorsprung an einem Ort, der für den 13. Mai bekannt ist.

Pechsträhne nach starker Vorrunde 14/15 hängt als Damoklesschwert über dem Saisonstart 15/16

Man muss Urs Meier zustimmen, dass in der Saison 2014/15 wirklich einiges zusammenkam, was gegen den FCZ lief. Meier erwähnt den Afrika-Cup im Januar mit dem Skandalspiel Äquatorialguinea – Tunesien, von welchem sich die mit Titelhoffnungen nach Westafrika gereisten FCZ-Tunesier lange nicht hätten erholen können. Es kam eine beispiellose Serie an Fehlentscheiden hinzu, die in der heutigen VAR-Zeit in dieser Häufung kaum noch denkbar wäre. Trotzdem gelangen dem FCZ in dieser Saison rekordhohe fünf Derbysiege und mit dem 3. Platz erreichte man die Europa League-Qualifikation. Die in vielerlei Hinsicht unbefriedigende Rückrunde trug Meier dann aber als Rucksack über den Sommer mit und als zum Saisonauftakt 15/16 zwar die Leistungen, nicht aber die Resultate stimmten, kam als Folge davon die Freistellung – und ein langes Warten auf den neuen Trainer Hyypiä, was in der Abstiegssaison wertvolle Zeit kostete. „Der Zeitpunkt war schlecht“ meint Meier heute. Er ist aber dankbar, dass er beim FCZ eine tolle Mannschaft habe trainieren dürfen. Heute ist seine Tochter Seraina Piubel Stammspielerin der FCZ Frauen und hat ihr Début in der Nationalmannschaft gegeben.

Meier traut dem FCZ früh den Titel zu

Voll gesetzt hat Meier in seiner FCZ-Trainerzeit auf den eigenen Junior Berat Djimsiti. Kein anderer Spieler hat unter ihm so viele Einsätze gehabt – 158 Wettbewerbspartien. Bei seinem zweiten grossen Förderer Gian Piero Gasperini sind es aktuell mittlerweile 152 Einsätze. Ausserdem sprach Meier bei Züri Live über die Stimmung im Verein, als er auf die Meistersaison 05/06 hin zur FCZ Academy stiess, und dass die Zuzüge von Admir Mehmedi und Innocent Emeghara aus dem Winterthurer Nachwuchs damals auf seine Empfehlung getätigt wurden. Schon beim Derby im Oktober 2021 zeigt sich Meier zudem als einer der ersten auf einen Steilpass von René Borkovic hin öffentlich optimistisch bezüglich FCZ-Chancen auf den Meistertitel in der laufenden Saison 21/22.