FCZ überrascht SLO zu Beginn mit Umstellung auf 4-3-3 / FCZ – Stade Lausanne-Ouchy Analyse mit Randnotiz: FCZ neu bei Ballbesitz und Pressing im Spitzenbereich, Abschlusseffizienz als Problem nach der Winterpause

ACHTUNG AUF DIE LINKE SEITE VON SLO / FCZ – STADE LAUSANNE-OUCHY VORSCHAU (Züri Live)

Stade Lausanne-Ouchy spielt unter dem neuen Coach Ricardo Dionisio in einem eher defensiv ausgerichteten 5-4-1, aber so stark wie dies in der 1. Halbzeit (vor allem in den ersten 30 Minuten) in Zürich der Fall war, wollten sich die Waadtländer eigentlich dann doch nicht hinten reindrücken lassen. Der FCZ stand in dieser Phase im Hohen Pressing phasenweise mit zwei der vier Verteidiger zehn Meter von der gegnerischen Strafraumgrenze entfernt. Dies war möglich, weil SLO gegen den FCZ-Spielaufbau kein Mittel fand.

FCZ überrascht Stade Lausanne-Ouchy taktisch

Der FC Zürich hatte vom üblichen 4-2-3-1 auf ein 4-3-3 umgestellt und damit die Gäste überrascht. Die beiden Achter Mathew und Krasniqi veranlassten die Lausanner Bayard und Hamdiu weiter zurückzustaffeln als geplant, womit der FCZ-Sechser Cheick Condé im Spielaufbau völlig freie Hand genoss. Der FC Zürich baute dementsprechend praktisch jeden Angriff über den Mann aus dem Heimatland von Alhassane Keita auf. Conceição und Dante sorgten wieder für eine Breite, die sogar die Lausanner Fünferabwehr deutlich überspannte. Krasniqi und Mathew stiessen immer wieder beinahe oder ganz in die vorderste Linie.

Die beiden Tore zum 2:0 fielen dann aber untypisch für den Spielverlauf aus Umschaltsituationen. Es waren die ersten Tore aus einem Hohen Pressing und einem Konter seit dem 3:1-Heimsieg gegen YB in der ersten Saisonhälfte! Seither hatte der FC Zürich vorwiegend aus Standardsituationen getroffen. Während das erste Viertel der Partie aus FCZ-Sicht vermutlich das beste der bisherigen Saison war, liess das Heimteam bereits In der Viertelstunde vor der Pause etwas nach – und so entstand der Anschlusstreffer der Gäste nicht komplett „aus dem Nichts“.

Langjährige Cracks Hajrulahu und Ajdini ragen bei SLO heraus

Vor allem nach dem Pausentee aber kam Stade Lausanne-Ouchy „wie verwandelt“ aus der Kabine, agierte aggressiver. Ajdini und Bayard kümmerten sich nun zu zweit um Condé, die Aussenläufer rückten im Spiel gegen den Ball höher auf. Durch das Höherstehen kamen die Gäste auch eher ins Gegenpressing. Der FCZ liess sich davon etwas zu einfach ins Bockshorn jagen und hörte zeitweise auf, von hinten heraus aufzubauen. Vorne trauerten die Stürmer jeweils etwas zu lange vergebenen Möglichkeiten nach, und wurden vom in den zweiten 45 Minuten den Ball jeweils schneller wieder ins Spiel bringenden Torhüter Vachoux erwischt.

SLO kam zwar nicht zu vielen Torchancen, aber wenn, waren es tendenziell gefährliche Situationen im Strafraum. Die Waadtländer trugen dem Ball Sorge, spielten relativ viele Pässe und ein relativ hoher Prozentsatz der Zuspiele kamen beim Mitspieler an. Dabei zog ihr Toptalent Ismael Gharbi eher einen schlechteren Tag ein. Herausragend waren beim Dionisio-Team zwei langjährige Spieler aus der Region, die beide praktisch ihre ganze bisherige Profikarriere bei den „Stadistes“ verbracht haben. Captain Lavdrim Hajrulahu (26) hatte in seiner Jugend den Durchbruch bei der lokalen Nummer 1 Lausanne-Sport nicht geschafft. Im Letzigrund stach er mit seiner Aufmerksamkeit und Antizipation heraus – und entschärfte so viele im Ansatz gefährliche Angriffe des FC Zürich. Im gegnerischen Strafraum holte der Innenverteidiger ebenfalls dank seiner Wachheit gegen Daniel Afriyie den Penalty zum 2:2 heraus. Stürmer Albian Ajdini (24, aus dem Servette-Nachwuchs) musste vorne lange Zeit als „Alleinunterhalter“ auftreten, holte in fast jeder Situation ein Maximum heraus – und erzielte beide Treffer.

FCZ mit Mühe gegen situativ pressende Ballbesitzteams

Generell kann man aus dem Spiel mitnehmen, dass der FCZ endlich wieder mal aus Umschaltsituationen Tore erzielen konnte. Und mit einem zu Beginn sehr tief stehenden Gegner konnte man deutlich besser umgehen, als noch vor ein paar Wochen. Gegen YB hat der FCZ zudem zuvor bewiesen, dass er auch gegen einen hoch pressenden Gegner gute Lösungen hat. Am meisten Schwierigkeiten bereiten dem FCZ zur Zeit noch Gegner, die weder besonders tief noch besonders hoch stehen, dem Ball Sorge tragen, situativ pressen und schwer ausrechenbar sind – so wie beispielsweise Lugano, oder eben SLO in der 2. Halbzeit.

Personalien – Di Giustos vermaledeite Halbzeit

  • Cheick Condé: Zum dritten Mal in dieser Saison MVP, zum ersten Mal im Kalenderjahr 2024. Steht in der 1. Halbzeit im Mittelpunkt, weil fast alle Angriffe über ihn laufen. Hat etwas eine Baisse im dritten Spielviertel, dreht gegen Ende wieder auf.
  • Ifeanyi Mathew: Offensiv weiter in Topform – diesmal mit einem schönen Assist.
  • Mirlind Kryeziu: In Yverdon defensiv noch mit Tiefstnote „1“, diesmal im Spiel ohne Ball bester Zürcher mit einer glatten „10“. Im Offensivspiel nach der Druckphase der ersten halben Stunde in der Viertelstunde vor der Pause etwas mit Konzentrationsproblemen.
  • Lindrit Kamberi: Spielt in der neuen Rolle als Rechtsverteidiger konstant stark. Rettet in der 62. Minute wie in Yverdon vor der Linie, auch wenn der Effet-Abschluss des beim SLO-Konter im Strafraum alleinstehenden Mahmoud wohl am rechten Pfosten vorbeigeschwenkt wäre.
  • Amadou Dante: Es bleibt dabei: defensiv weiterhin deutlich ungenügend. Die Hoffnung war eigentlich, dass sich durch Dante die linke Seite defensiv stabilisiert, da Guerrero in einer Viererkette im Spiel gegen den Ball gewisse Schwachpunkte hat. Bisher ist eher das Gegenteil der Fall – mit einer Defensiv-Durchschnittsnote von 2,8. Gerade in Umschaltsituationen zu spät und zu langsam in der Rückwärtsbewegung. Auch im Aufbauspiel mit zu vielen „telefonierten“ Pässen. Die Eckbälle des Linksfusses sind hingegen weiterhin gut – in dieser Hinsicht ersetzt er Guerrero eins-zu-eins.
  • Bledian Krasniqi: Nicht mehr so ein Offensivfeuerwerk wie in Yverdon. Trotzdem: bereitet das 2:0 nach eigenem Ballgewinn mustergültig vor und bei seinem einzigen Eckball in der 85. Minute müsste Kryeziu den Ball per Kopf aufs Tor bringen.
  • Nevio Di Giusto: Eine vermaledeite Halbzeit. Will häufig zu viel. Hat auch mit dem schwächeren rechten Fuss einen guten Abschluss beziehungsweise letzten Pass und müsste häufiger auf dieser Seite vorbei am Gegenspieler – zieht dagegen immer zur Mitte, was die Kontrahenten vorausahnen. Immerhin ist er der einzige Einwechselspieler mit einer Chancenbeteiligung. Setzt sich in der 81. Minute rechts gegen Mahmoud durch, verliert dabei den Schuh, flankt mit dem schuhlosen linken Fuss einen gefährlichen Effet-Ball in die MItte, den Okita knapp verpasst. Das Tor hätte wohl gezählt. Die Aktion in welcher der Schuh verloren geht, darf der Spieler noch fertig machen.
  • Nikola Katic: Wird in der 76. Minute ausgewechselt, nachdem er sich bei Tacklings an der jeweils gleichen Stelle an der Seitenlinie in der 54. und 58. Minute ohne Fremdeinwirkung im Hüftbereich verletzt hat. Defensiv wie Dante deutlich ungenügend.
  • Jonathan Okita: Macht defensiv mehr als früher und allgemein vieles gut, ist dann aber beim 1:2 von SLO wie schon zwei Mal im Cup gegen Winterthur im entscheidenden Moment nicht auf seinem Posten. Trifft mit Überzeugung zum 1:0 und auch sein Dropkick mit LInks in der 85. Minute hätte ein Tor verdient gehabt.
  • Antonio Marchesano: Beginnt als Mittelstürmer im 4-3-3, nach der Einwechslung von Daniel Afriyie dann auf der Doppel-8 neben Bledian Krasniqi.
  • Nikola Boranijasevic: Zum fünften Mal in dieser Saison der offensiv Beste. Defensiv hingegen mit Note „1“. Der Teileinsatz beginnt mit einem missglückten Einwurf und übermotiviertem Einsteigen gegen Gharbi (der entsprechende Freistoss führt dann zum Penalty) schlecht.
  • Daniel Afriyie: Im 4-3-3 in dieser Saison häufig auf der Doppel-8 eingesetzt, diesmal hingegen als Mittelstürmer. Trotzdem begeht er im eigenen Strafraum gegen den höchst aufmerksamen Gegenspieler Hajrullahu kurz nach der Einwechslung ein ungeschicktes Foul. Bisher hatte in dieser Saison der FCZ umgekehrt im SLO-Strafraum von solchen Szenen profitiert (zwei Penaltytore durch Okita).
  • Yanick Brecher: Hat wenig zu tun und kommt weder offensiv noch defensiv richtig ins Spiel. Im Aufbauspiel nicht so stark wie gewohnt.

Randnotiz – FCZ neu bei Ballbesitz und Pressing im Spitzenbereich, Abschlusseffizienz als Problem nach der Winterpause

Der Ballbesitz hat im Verlauf der Saison kontiniuerlich und deutlich zugenommen. Dass die Spielweise nach der Winterpause stark geändert wurde, ist grafisch (siehe unten) gut sichtbar. Kurzfristig gibt es Schwankungen aufgrund einzelner Partien wie gegen YB, in denen zwischendurch der Ballbesitz gering ist. Über die ganze Saison hinweg liegt der Ballbesitz des FC Zürich noch bei 49,2% und damit an 7. Position. Zuletzt lag der FCZ-Ballbesitz allerdings im Schnitt bei 55% und damit im Bereich, in welchem sich der in dieser Wertung Zweitplatzierte FC Lugano bewegt, knapp hinter YB. Die Intensität des Hohen Pressings über 90 Minuten stieg hingegen schon im Verlauf des ersten Saisondrittels stark an und war im Oktober auf dem gleichen Niveau wie heute – sank dann aber bis zum 285. Derby wieder etwas ab. Über die ganze Saison hinweg ist der FCZ bezüglich Pressing mittlerweile mit dem PPDA-Wert (Passes Per Defensive Action) 8,86 an dritter Stelle hinter YB und St. Gallen. Gemessen an den letzten fünf Partien liegt der FCZ mittlerweile sogar deutlich vor dem Saisonwert von YB und St. Gallen.

In einem Low Scoring-Game wie Fussball sind Tore und Gegentore auch von Spezialfaktoren oder gar Zufallsfaktoren abhängig. Die Entwicklung der Expected Goals-Differenz (in der unteren Grafik in orange) ist daher für die Bewertung der Leistungsentwicklung aussagekräftiger, als die Tordifferenz. Man startete die Saison zu Hause gegen Yverdon sehr gut. Die Leistung (gemessen an den eigenen und gegnerischen Torchancen) bewegte sich dann aber trotz oder vielleicht auch wegen zunehmendem Ballbesitz und Pressing von Spiel zu Spiel abwärts und befand sich bis und mit dem 3:0-Auswärtssieg in Lugano im leicht negativen Bereich. Der 3:1-Heimsieg gegen YB nach der Nati-Pause Ende November war dann der Auftakt zu einer leistungsmässig guten Phase vor und nach der Winterpause mit einem kontinuierlichen Chancenplus.

Nach der 1:2-Niederlage durch die zwei späten Kontertore im 284. Derby hat man sich dann aber wieder in einen Bereich runterbewegt, in welchem das Chancenverhältnis ausgeglichen ist. Die tatsächliche Torbilanz und damit auch Tabellenentwicklung sah während der ganzen 1. Saisonhälfte deutlich besser aus, als es die Leistungen hergaben. Seit der Winterpause hat sich dieses resultatmässige „überperformen“ ins Gegenteil verkehrt. Im Jahr 2024 wird der FCZ für seine Leistungen bisher schlecht belohnt – wobei man sich mittlerweile wieder auf dem Weg zumindest in den Bereich einer ausgeglichenen Tor- und Expected Goals-Bilanz befindet. Die graue Linie in der oberen Grafik zeigt die Unterschied zwischen der Tordifferenz und der Torchancendifferenz an. Vor der Winterpause erzielte man deutlich bessere Ergebnisse, als man aufgrund des Chancenverhältnisses erwarten konnte – nach der Winterpause waren die Ergebnisse schlechter als das Chancenverhältnis. In den letzten Partien hat es sich aber ausgeglichen. Unter dem Strich haben die vor der Winterpause glücklich gewonnenen Punkte immer noch einen etwas grösseren Einfluss auf Punkte- und Tabellenlage, als die nach der Winterpause unglücklich verlorenen. Man kann sagen: der FCZ gehört von seinen Saisonleistungen her ins Tabellenmittelfeld.

Die Anzahl Gegentore hat seit Saisonbeginn mit kleineren Auf und Abs grundsätzlich kontinuierlich zugenommen. Die Zunahme wurde in der 1. Saisonhälfte durch die klare Leistungssteigerung von Yanick Brecher im Vergleich zur letzten Saison noch stark abgeschwächt. Seit der Winterpause ist dieser Effekt aber nicht mehr vorhanden. Die Gegentore entsprechen seither den gegnerischen Torchancen. Die stark fallende Torproduktion ist aber das noch grössere Problem geworden. Bis und mit dem 3:1-Heimsieg gegen YB Ende November konnte der FCZ zumindest von einer hohen Abschlusseffizienz profitieren. Diese lässt seither aber stark zu wünschen übrig. Der FC Zürich nutzte nach der Winterpause phasenweise weniger als die Hälfte der Chancen, die er hätte einnetzen müssen. In den letzten Partien hat sich die Abschlusseffizienz aber wieder gebessert.

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Wer stürmt gegen einen tiefer stehenden Gegner? / Yverdon-Sport – FCZ VORSCHAU

Der Marktwert der Kader von Yverdon-Sport und des FC Zürich auf transfermarkt.ch sind auf vergleichbarem Level. Die letzte Partie im Municipal hat der FC Zürich mit 0:3 verloren. Höher hat YS in der Super League noch nie gewinnen können wie in jener Partie. Der FCZ wird den Gegner also sicherlich Ernst nehmen. Dies ist umso wichtiger nach der starken Leistung im Heimspiel gegen YB. Denn gegen die Berner hat man zuletzt immer gute Leistungen gebracht. Gegen Yverdon hingegen nicht. Und drei Punkte kann man in dieser Liga nur mit einer Top-Leistung holen – egal gegen welchen Gegner. Zumal die Spielweise von YB dem FCZ entgegen kam. Das Hohe Pressing der Berner konnte der FC Zürich dank seinen Qualitäten im Spiel hinten heraus immer wieder überwinden. Lösungen gegen einen eher tief stehenden Gegner mit wenig Ballbesitz zu finden: damit hatte der FCZ in den letzten Wochen mehr Probleme.

Yverdons ungewöhnliche Personalprobleme

Das Team von Alessandro Mangiaratti hatte zuletzt Probleme mit einer fast schon unglaublichen Serie von Platzverweisen in praktisch jeder Partie. Sei es wegen Notbremsefouls, Groben Foulspiels oder wie vor einem Monat gegen den FCZ Gelb-Rot wegen Zeitspiels. Der dabei vom Platz gestellt Mittelstürmer Aimen Mahious hat vor Wochenfrist in Winterthur zum zwischenzeitlichen Ausgleich (Schlussresultat: 1:2 aus Sicht von YS) getroffen. Den Algerischen Nationalstürmer konnte Yverdon im Sommertransferfenster dem Vernehmen nach dem ebenfalls interessierten GC wegschnappen. Dies illustriert die Möglichkeiten, welche die Waadtländer mittlerweile haben. Mahious liefert sich in der Spitze einen harten Konkurrenzkampf mit dem Spanier Kevin Carlos, welcher gegen den FCZ nach seiner Einwechslung gleich doppelt getroffen hat. Nikola Katic hat nicht allzu gute Erinnerungen an diesen Tag.

Quantitativ dünn besetzt ist Yverdon auf den Aussenverteidigerpositionen, auf denen man stark auf die beiden Routiniers Sauthier und Le Pogam baut, die aber beide für die Partie gegen den FCZ als fraglich gemeldet werden. Der eben erst verpflichtete Kamenovic sollte diese Abhängigkeit von diesen beiden Spielern etwas reduzieren helfen, holte sich aber in Winterthur gleich sofort eine Rote Karte und ist gegen den FCZ gesperrt. In Winterthur haben in der Schlussphase daher der Zentrale Mittelfeldspieler Lusuena und Offensivspezialist Alves auf den Aussenverteidiger-Positionen ausgeholfen. Die Aussenverteidiger sind bei Yverdon auch offensiv wichtig, denn das Team hat bisher am meisten Kopfballtore der Liga erzielt – auf Flanken der Aussenverteidiger und Flügelspieler. Der FC Zürich hat allerdings in dieser Saison erst ein einziges Kopfballgegentor kassiert (ebenfalls Bestwert der Liga) – durch Babunski im 284. Derby bei einem GC-Konter. Gegen das 4-2-3-1 des FCZ mit seiner Doppel-6 wird Yverdon vermutlich auch diesmal wieder eine Doppel-8 stellen und daher mit einem je nach Positionierung der Flügelspieler 4-1-4-1 bzw. 4-3-3 antreten. Der 6er Boris Cespedes wird sich dementsprechend um den FCZ 10er (Krasniqi, Di Giusto oder Marchesano) kümmern.

Wer spielt gegen einen tief stehenden Gegner in der Spitze?

Gegen YB hat der FC Zürich ein intensives Pressing betrieben und dafür war Antonio Marchesano in der Mittelstürmer-Position ideal. In Yverdon könnte gegen einen tief stehenden Gegner ähnlich wie in Luzern möglicherweise wieder Ligue zum Handkuss kommen. Jonathan Okita, der gegen Winterthur die beiden Gegentore noch wesentlich mitverschuldet hatte, brachte sich gegen YB defensiv so gut ein wie noch kaum einmal, seit er beim FC Zürich ist. Nun ginge es darum, die Leistung zu bestätigen. In der Innenverteidigung wird das Zürcher Trainerteam wohl erneut auf das gegen YB bewährte Duo Katic / Kryeziu bauen. Kamberi ist nur bei einer Dreierabwehr auf Super League-Niveau wirklich in der Innenverteidigung geeignet. Auf der Aussenverteidigerposition hat er gegen YB offensiv gut gespielt, defensiv aber noch Schwächen gezeigt – genauso wie auf der anderen Seite auch Dante.

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MEHR OFFENSIVE FREIHEITEN UNTER URAL, UNTERSTÜTZT DURCH DAS DEFENSIVE GEWISSEN ROMANOS / LUZERN – FCZ VORSCHAU (Züri Live)

Die defensiv sehr disziplinierte FCZ-Derbyleistung wurde in Luzern noch einmal getoppt. In der Züri Live-Auswertung gab es die mit Ausnahme der Cup-Partie gegen Red Star mit Abstand tiefste Anzahl an Minuspunkten im Defensivbereich, was auf ein annähernd fehlerloses Spiel hindeutet. Dies gegen einen Gegner, der normalerweise viel Druck macht, sich diesmal aber mit einer Fünferabwehr zurückzog – etwas ähnlich wie zuvor schon in Winterthur. Die allgemeine defensive Stabilität wurde auf beiden Seiten in Person eines schwierig zu überwindenden Innenverteidigers (Löfgren vs. Kryeziu) noch verstärkt. Der FCZ trat ohne die gesperrten beziehungsweise verletzten Condé, Katic, Guerrero und Daprelà an – Luzern hatte aber durch Krankheitsfälle noch mehr Ausfälle zu verkraften. Nur dadurch kam beispielsweise der in dieser Saison bisher enttäuschende Routinier Nicolas Haas zum Einsatz, dem viele Fehler unterliefen – zuletzt auch der entscheidende beim FCZ-Tor in der 90. Minute, als er im Anschluss an eine Loretz-Klärung nach Okita-Eckball einseitig und zu früh den Vorwärtsgang einschaltete – und seinen Gegenspieler Marchesano aus den Augen liess.

Verdienter Auswärtssieg mit neuem Ansatz

Der FCZ stellte den Spielstil stark um und hatte in einem 4-2-3-1 65% Ballbesitz. Letztmals hatte der FCZ am 9. Oktober 2022 unter Interimstrainer Genesio Colatrella (nicht zufälligerweise wie Ural / Romano ebenfalls aus der Academy) gegen den FC Winterthur mehr Ballbesitz gehabt! Sogar im Cup gegen die Amateure des FC Tuggen war es weniger gewesen. Man liess sich dabei aber nicht mehr so häufig und gefährlich auskontern wie auch schon in Luzern. Auch bei den Expected Goals lag der FCZ mit 1,08 vs. 0,66 vorne. Im Gegensatz zum Derby kam man in Luzern wieder zu relativ vielen Abschlüssen, nämlich 17 an der Zahl. Relativ lange Passkombinationen gingen diesen Abschlüssen voraus. Luzern stellte zur Pause im Mittelfeld leicht um. Der einzige 6er Ardon Jashari rückte auf die 10er-Position vor, während gleichzeitig die Doppel-8 Haas / Beloko auf die Doppel-6 zurückrückte. Die Zürcher Offensivreihe Rohner / Marchesano / Okita vermochte sich in der 2. Halbzeit zu steigern. Im ersten Spielviertel hatten vorne speziell Marchesano und Conceição noch Mühe gehabt, sich gegen die physisch stärkeren Gegenspieler durchzusetzen. Der 1:0-Siegtreffer kurz vor Schluss direkt vor der eigenen Kurve war verdient. Bei diesem Tor passte letztendlich alles zusammen. Zuletzt ein Tor aus einem Eckball hatte der FC Zürich beim 3:1-Heimsieg gegen YB Ende November erzielt.

Highlights – “Brecher rettet 0:0“

Personalien – Brecher entwickelt sich positiv

  • Antonio Marchesano: Sein einziger Abschluss geht rein. Vor Wochenfrist im Derby getroffen, in der Vorrunde bereits doppelt (davon ein Direkter Freistoss) auf der Allmend getroffen – und nun wieder. Viertes Game Winning Goal der Saison (diesbezüglich ex aequo mit Cédric Itten an der Ligaspitze). Mit Jonathan Okita zusammen bildet Marchesano das Top-Scoring Duo der Liga.
  • Calixte (Junior) Ligue: Kann auf der Mittelstürmerposition den Ball auch mal für aufrückende Mitspieler ablegen. Dieses Element fehlte bisher in dieser Saison im Zürcher Spiel.
  • Bledian Krasniqi: 12 Abschlussbeteiligungen. Spielt konstant auf hohem Niveau, unabhängig von der Leistung der Mitspieler, hat häufig Note „8“.
  • Rodrigo Conceiçâo: Lange Zeit kommt sein letztes Zuspiel nicht an. Seine erste gute Flanke kommt erst kurz vor Schluss und führt zu einem Eckball, aus welchem das Tor entsteht. Hat zuletzt gegen Lausanne-Sport, im Derby und nun in Luzern seine zuvor schlechte Torbeteiligungsquote verbessert.
  • Daniel Afriyie: Zum dritten Mal in Folge Note “7“.
  • Armstrong Oko-Flex: Diesmal nach seiner Einwechslung auf der rechten Seite eingesetzt, kommt nur harzig in die Partie, ist dann aber beim Tor mit Zielstrebigkeit entscheidend beteiligt.
  • Jonathan Okita: Sein persönlich erster Eckball der Partie führt zum Tor. Es ist sein erster Pre-Assist seit dem 2:1-Derbysieg Ende September!
  • Yanick Brecher: MVP, da sowohl offensiv wie defensiv stark. Nach dem Auswärtsspiel bei Stade Lausanne-Ouchy zum zweiten Mal in dieser Saison mit Note “10“. Hat sich unter dem neuen Torhütertrainer Dean Santangelo innert relativ kurzer Zeit positiv weiterentwickelt.

Kommentare – „FCZ hilflos, ohne Plan“

Randnotiz 1 – Kulturwandel

Randnotiz 2 – Rangliste der besten Saisonleistungen

Insgesamt war der 1:0-Sieg in Luzern mit einer Durchschnittsnote von 6,8 die viertbeste Saisonleistung des FC Zürich – nach dem Auswärtsspiel bei YB (7,1), dem Heimspiel gegen Luzern (7,0) und dem ersten Heimspiel gegen YB (6,9). Interessanterweise gelangen die vier besten Leistungen also jeweils gegen YB und Luzern. Beide Teams waren früher eher “Angstgegner“ des FCZ – und bei beiden hat sich dies in den letzten Jahren stark gewandelt.

Ebenfalls interessant: aufgrund der Punktausbeute und Tabellenlage wird allgemein die Story erzählt, dass der FCZ seinen Höhepunkt mit dem 3:1-Sieg gegen YB in der 15. Runde gehabt habe – und von da an sei es bergab gegangen. Die Leistungskurve sieht hingegen anders aus. In dieser Hinsicht war das 3:1 gegen YB im Gegenteil der Auftakt der bisher besten Phase der Saison mit der punktemässig schlechten aber leistungsmässig guten letzten Woche vor Weihnachten bis und mit dem Auftakt gegen den FCB nach der Winterpause. Nach Züri Live-Noten befand man sich nach dem unglücklich in letzter Minute verlorenen 284. Derby für eine Woche gegen Lausanne-Sport und in Yverdon in der Talsohle, aus welcher man nun aber bereits wieder herauszukommen scheint.

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Die Lehren aus dem 284. Derby gezogen / 285. Zürcher Derby Analyse mit Randnotiz: Mirlind Kryeziu ist zurück – und Frauenderby-Highlights

DOPPELDERBY VORSCHAU (Züri Live)

Die Geschichte des 285. Zürcher Derbys ist relativ schnell erzählt. Der FCZ beginnt die Partie engagiert mit viel Hohem Pressing, geht in der 38. Minute durch einen Penalty in Führung und verteidigt diese nach zwei Platzverweisen dann bei zehn gegen zehn im wahrsten Sinne des Wortes. Die Lehren aus dem letzten Derby bloss zwei Wochen davor wurden gezogen. Damals hatte der FCZ nach einer starken 1. Halbzeit und 1:0-Führung zu viel Risiko auf sich genommen und wurde zwei Mal ausgekontert. Diesmal zog man sich in der 2. Halbzeit so stark zurück wie noch nie in dieser Saison. Es ging alleine darum, nach sieben sieglosen Spielen wieder einmal ein Erfolgserlebnis und drei Punkte mitnehmen zu können.

Sehr disziplinierter Auftritt des FCZ

Der FCZ kam zu nur sechs Abschlüssen und hatte abgesehen vom Penalty einen einzigen Standard im Angriffsdrittel (Eckball Krasniqi). Es war der wohl disziplinierteste Auftritt des FC Zürich in dieser Saison. Sowohl offensiv wie auch defensiv beging man kaum Fehler. Selbst Nikola Katic hatte bis zu seinem Platzverweis wegen Groben Foulspiels eine gute Partie gespielt. Glänzen konnte keiner, aber abgesehen von den eingewechselten Okita und Rohner war auch keiner ungenügend. Zwar hatte die rechte Seite mit Boranijasevic, Kamberi und Conceição im ersten Spielviertel noch Probleme mit dem GC-Duo Hoxha / Schürpf, aber das legte sich danach. GC hatte im 284. Derby mit der Einwechslung von Schürpf und Babunski die Spielweise und Taktik entscheidend umgestellt. Diesmal spielten die beiden von Beginn weg.

Highlights – Dank Frauenderby Sieg geniessen

Personalien – Katic verbessert, Kryeziu wie eine Wand

  • Nikola Boranijasevic: Klar bester Spieler der 2. Halbzeit – zum dritten Mal in dieser Saison.
  • Fabio Daprelà: Beginnt gegen seinen Junioren-Klub fokussiert. Muss zur Pause aber (wohl angeschlagen) wieder ausgewechselt werden.
  • Bledian Krasniqi: Bester FCZ-Spieler in der Offensiven Phase, zum vierten Mal in den letzten sechs Partien der Beste in der 1. Halbzeit.
  • Rodrigo Conceiçâo: Ungenügende Laufwege im Pressing, offensiv aber noch weniger gut.
  • Mirlind Kryeziu: Zur Pause eingewechselt, in einem seiner ersten Einsätze der Saison Defensiv Bester seines Teams, steht hinten wie eine Wand, an welcher der Gegner abprallt.
  • Nikola Katic: Wie schon Cheikh Condé in Yverdon hat er bis zu seinem Platzverweis für seine Verhältnisse überdurchschnittlich gut gespielt. Ohne den technischen Fehler vor dem Foul und dem schlechten Timing im Tackling, welche zur Roten Karte führten, hätte er eine Note “8“.
  • Fabian Rohner: Ab der 75. Minute einziger Stürmer. Daniel Afriyie agiert rechts im Mittelfeld, Conceição links.
  • Jonathan Okita: Zum dritten Mal hintereinander sowohl in der 2. Halbzeit wie auch insgesamt ungenügend.
  • Yanick Brecher: Hat wie schon in Yverdon fast keine Arbeit.

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Möglicherweise zum ersten Mal in der Geschichte dieses Duells ist der FC Winterthur Favorit – auch wenn dies die Buchmacher noch anders sehen. In der Super League-Jahrestabelle 2024 hat der FC Winterthur aus sieben Partien vier Punkte mehr auf dem Konto und nur ein Spiel verloren. Die Eulachstädter schiessen immer ein oder zwei Tore, manchmal auch drei. Der FCZ hingegen schoss in den letzten vier Spielen eines oder keines. Nach dem pragmatisch ermauerten Derby-Sieg (1:0) brachte das Team von Ural / Romano in Luzern und Lugano viel Intensität und Spielfreude auf den Platz und hatte beim Ballbesitz ein Übergewicht. Die Anzahl erarbeiteter Torchancen liessen aber gerade in Lugano noch zu wünschen übrig. Der FCZ ist voll im Umbruch, Winterthur hingegen im Flow.

Di Giusto-Bruderduell durchaus realistisch

Dass es zum Duell zwischen Matteo Di Giusto (23, FCW) und seinem jüngeren Bruder Nevio (18, FCZ) kommt, ist durchaus denkbar. Beim FCW ist die Entscheidung zwischen Matteo Di Giusto oder Randy Schneider auf der 10er-Position eine enge Kiste. Ebenso beim FCZ diejenige zwischen Nevio Di Giusto und Antonio Marchesano. Di Giusto hat in Lugano in der 2. Halbzeit stark gespielt. Marchesano ist trotz seiner Tore im Derby (Penalty) und in Luzern nicht in Bestform und in letzter Zeit meist am besten, wenn er als Joker reinkam. Einen wie Marchesano auf der Bank in der Hinterhand haben zu können, könnte den Ausschlag für Di Giusto geben – gerade in einem Cup-Spiel, das allenfalls auch in eine Verlängerung gehen könnte.

Beim FC Winterthur wird es wohl trotz der Englischen Woche nicht viele Änderungen geben. Einerseits ist das “Abstiegsgespenst“ für die Winterthurer beinahe schon vertrieben, was die Bedeutung des Cup-Duells erhöht. Andererseits hat sich in den letzten Wochen auch mehr und mehr eine Stammelf herauskristallisiert, von der Trainer Rahmen sicherlich nur ungern abweichen will. Auf der rechten Seite beispielsweise hat sich das Duo Sidler / Gantenbein bewährt. Zuffi und Fofana (zuletzt in zwei Spielen in Folge getroffen) sind gut in Form. Ltaief hat zuletzt etwas geschwächelt, spielt aber gegen seinen Stammklub FCZ meist gut. Für den angeschlagenen Jankewitz gibt es mehrere Varianten: Stillhart, Corbaz oder vielleicht als Überraschung gar Durrer.

Sabobo erstmals im Aufgebot?

Beim FCZ sehen die Vorschau-Aufstellungen aktuell ganz anders aus, als noch unter Bo Henriksen, als diese Woche für Woche quasi allein mit der Copy-Paste Funktion erstellt werden konnten. Möglich, dass das Duo Ural / Romano beispielsweise mit Joseph Sabobo einen Überraschungsmoment in der Startformation bringen. Einen Spieler, der auf dem Linken Flügel mit seiner Technik und Beweglichkeit für mehr Wirbel sorgen könnte, als der zuletzt enttäuschende Jonathan Okita, welcher zudem für diese Position auch schlechter geeignet ist als für die Halbposition im 3-4-3, auf der er unter Henriksen agierte.

Achterbahnfahrt von der besten 1. Halbzeit in die schlechteste 2. Halbzeit der Saison / 284. Derby-Analyse

DAS ZÜRCHER DERBY WIRD IMMER POPULÄRER / 284. DERBY-VORSCHAU (Züri Live)

Wie kann so etwas passieren? Die 1. Halbzeit des FC Zürich im 284. Zürcher Derby ist überragend! Mit einem Notenschnitt von 7,1 die beste der ganzen Saison. Nach der Pause der Absturz: Notenschnitt 4,8 und somit die schlechteste 2. Halbzeit der ganzen Saison. Fast mit dem Schlusspfiff erzielt dann auch noch Pascal Schürpf den vielumjubelten 2:1-Siegtreffer für GC. Auf der gleichen Platzseite wie in der Meistersaison Assan Ceesay für den FCZ.

Justin Hammel mit der Torwart-Aktion der Saison

Das erste Duell nach der Übernahme von GC durch den LAFC beginnt äusserst flott. Der FCZ gibt mit viel Direktspiel Vollgas. Schon nach wenigen Sekunden köpft Afriyie einen Flankenball Guerreros nach einer 180 Grad-Drehung Conceiçãos auf der linken Seite knapp am Pfosten vorbei. Bledian Krasniqi erzielt in der 20. Minute ein spektakuläres Tor zur 1:0-Führung. GC-Goalie Justin Hammel hält seine Mannschaft daraufhin aber im Spiel. In der 30. Minute wohl mit der bisherigen Torwart-Aktion der Saison! Bei einer Vierfachchance (!) des FCZ pariert der 23-jährige innert Sekundenfrist die ersten drei Abschlüsse aus kurzer Distanz mit drei verschiedenen Körperteilen. In der 43. Minute stoppt er den allein aufs Tor zustürmenden Daniel Afriyie erfolgreich – – und in der Nachspielzeit der 1. Halbzeit lenkt er einen Conceição-Drehschuss spektakulär an die Latte.

Gehörte die 1. Halbzeit dem FC Zürich, so gestaltete sich das dritte Viertel der Partie ausgeglichen. Diesmal startete GC mit viel Tempo. Schon in der Ersten Minute nach der Pause haute Fink an der 5 Meter-Grenze etwas am Ball vorbei. Auf der anderen Seite hielt Hammel mit einer weiteren spektakulären Flugeinlage einen Drehschuss Conceiçãos aus 25 Metern in der Luft. Letzterer drang zudem in der 63. Minute gefährlich in den Strafraum und wurde von Dirk Abels leicht am Arm zurückgerissen. Der FCZ hatte es mehrmals verpasst, die Führung auszubauen.

Wende mit der Einwechslung von Babunski / Schürpf

Die Wende läutete dann in der 71. Minute die Einwechslung des Duos Babunski / Schürpf ein. Nicht nur wurde die GC-Formation von einem 4-1-4-1 auf ein 4-4-2 angepasst, sondern auch die Spielweise – mit viel direkterem Spiel Richrung gegnerisches Tor. Momoh rückte vom Linken Mittelfeld in den Zweimannsturm mit Babunski. Den gegenteiligen Effekt hatten die FCZ-Einwechslungen. Cheick Condé brachte keine Energie, sondern eher Lethargie auf den Platz. Reichmuth, Ligue und Santini vermochten nichts zu bewegen – genauso wenig wie die Umstellung auf ein 4-3-3 mit der Einwechslung Santinis in der 84. Minute. In der Schlussphase machte der FCZ den Fehler, taktisch, personell und von der Spielweise her alles nach vorne zu werfen während Momentum und Energielevel längst auf die GC-Seite gekippt waren. So tauchte in der 89. Minute sogar Nikola Katic am gegnerischen Strafraum auf und ging dort ins Dribbling. In so einem Moment wäre es cleverer gewesen, nicht mehr so viel zu riskieren. Man muss sich letztendlich vorwerfen, nach einer 1:0-Führung in zwei gegnerische Konter gelaufen zu sein.

Unter dem Strich war die Leistung der FCZ-Startelf ziemlich ausgeglichen und gut. Die Differenz der Leistungen der Einwechselspieler machten den Unterschied. Nicht nur brachten beim FCZ die Einwechselspieler zu wenig, sondern es wurden mit Marchesano, Boranijasevic und Daprelà auch noch die besten Spieler ausgewechselt. Und dass Conceição für den ausgewechselten Boranijasevic zurück auf die Position des Rechten Aussenläufers rückte, machte diese Seite defensiv anfälliger. Bei GC fiel zudem erneut Innenverteidiger Joshua Laws positiv auf, der in den Derbys jeweils bis in die Haarspitzen motiviert ist, und seine besten Leistungen zu zeigen scheint. Die Offensivleistung des FCZ war unter dem Strich eher überdurchschnittlich, die Defensivleistung hingegen die viertschlechteste der Saison nach den Auswärtspartien in Winterthur und Tuggen sowie dem Heimspiel gegen St. Gallen.

Highlights – Schönster Sieg für Bruno Berner

Personalien – Kamberi ungeduldig, Condé unterirdisch

  • Nikola Boranijasevic: Zum dritten Mal bester FCZ-Akteur in der Offensiven Phase, an den schönsten Offensivaktionen beteiligt, tunnelt vor dem 1:0 elegant Gegenspieler Hoxha, gute Flanken und Pässe.
  • Fabio Daprelà: Zum dritten Mal der Beste beim FCZ in der 2. Halbzeit. Hält gegen seinen Jugendklub aussergewöhnlicherweise mal über beinahe 90 Minuten gut durch.
  • Cheikh Condé: Interessante Option als Zielspieler für Brechers hohe Bälle. Kommt als Einwechselspieler rein. Seine Defensivleistung ist unterirdisch und trägt zum Umschwung zuungunsten des FCZ bei.
  • Adrian Guerrero: Bester FCZ-Akteur in der starken 1. Halbzeit. In der 2. Halbzeit lässt beinahe die ganze Mannschaft nach – aber Guerrero am meisten.
  • Yanick Brecher: Lange Bälle teilweise bis beinahe an den gegnerischen Strafraum. Lässt ebenfalls in der 2. Halbzeit aussergewöhnlich stark nach.
  • Lindrit Kamberi: Will in der Schlussphase den Siegtreffer unbedingt, nimmt in mehreren Situationen, so auch vor dem 1:2, Risiko und ist gedanklich schon voll im Angriffsmodus, wenn der Ball noch nicht sicher unter Kontrolle ist.
  • Antonio Marchesano: Arbeitstier, kämpft und rackert für die Mannschaft. MVP und defensiv Bester.
  • Nikola Katic: Note “6“ ist eine positive Meldung. Überrascht speziell in der 1. Halbzeit positiv, in der er normalerweise schwach spielt. Beste 1. Halbzeit seiner bisherigen Saison zusammen mit jener beim 4:1-Auswärtssieg in Luzern. Startet dann in die 2. Halbzeit mit einem ungenauen langen Ball – auch der Anstoss nach dem ersten Gegentor geht ins Seitenaus. Das bringt negative Vibes.
  • Bledian Krasniqi: Wenn eine Offensivaktion gefährlich wird, ist er meist beteiligt. Trifft wieder im Derby – und dies mit einem Traumtor!

Kommentare – Genau umgekehrt zur Meistersaison

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