Mit neuen Impulsen die kurze Talsohle durchschritten / Luzern – FCZ Analyse mit Randnotizen: Kulturwandel und Rangliste der besten Saisonleistungen

MEHR OFFENSIVE FREIHEITEN UNTER URAL, UNTERSTÜTZT DURCH DAS DEFENSIVE GEWISSEN ROMANOS / LUZERN – FCZ VORSCHAU (Züri Live)

Die defensiv sehr disziplinierte FCZ-Derbyleistung wurde in Luzern noch einmal getoppt. In der Züri Live-Auswertung gab es die mit Ausnahme der Cup-Partie gegen Red Star mit Abstand tiefste Anzahl an Minuspunkten im Defensivbereich, was auf ein annähernd fehlerloses Spiel hindeutet. Dies gegen einen Gegner, der normalerweise viel Druck macht, sich diesmal aber mit einer Fünferabwehr zurückzog – etwas ähnlich wie zuvor schon in Winterthur. Die allgemeine defensive Stabilität wurde auf beiden Seiten in Person eines schwierig zu überwindenden Innenverteidigers (Löfgren vs. Kryeziu) noch verstärkt. Der FCZ trat ohne die gesperrten beziehungsweise verletzten Condé, Katic, Guerrero und Daprelà an – Luzern hatte aber durch Krankheitsfälle noch mehr Ausfälle zu verkraften. Nur dadurch kam beispielsweise der in dieser Saison bisher enttäuschende Routinier Nicolas Haas zum Einsatz, dem viele Fehler unterliefen – zuletzt auch der entscheidende beim FCZ-Tor in der 90. Minute, als er im Anschluss an eine Loretz-Klärung nach Okita-Eckball einseitig und zu früh den Vorwärtsgang einschaltete – und seinen Gegenspieler Marchesano aus den Augen liess.

Verdienter Auswärtssieg mit neuem Ansatz

Der FCZ stellte den Spielstil stark um und hatte in einem 4-2-3-1 65% Ballbesitz. Letztmals hatte der FCZ am 9. Oktober 2022 unter Interimstrainer Genesio Colatrella (nicht zufälligerweise wie Ural / Romano ebenfalls aus der Academy) gegen den FC Winterthur mehr Ballbesitz gehabt! Sogar im Cup gegen die Amateure des FC Tuggen war es weniger gewesen. Man liess sich dabei aber nicht mehr so häufig und gefährlich auskontern wie auch schon in Luzern. Auch bei den Expected Goals lag der FCZ mit 1,08 vs. 0,66 vorne. Im Gegensatz zum Derby kam man in Luzern wieder zu relativ vielen Abschlüssen, nämlich 17 an der Zahl. Relativ lange Passkombinationen gingen diesen Abschlüssen voraus. Luzern stellte zur Pause im Mittelfeld leicht um. Der einzige 6er Ardon Jashari rückte auf die 10er-Position vor, während gleichzeitig die Doppel-8 Haas / Beloko auf die Doppel-6 zurückrückte. Die Zürcher Offensivreihe Rohner / Marchesano / Okita vermochte sich in der 2. Halbzeit zu steigern. Im ersten Spielviertel hatten vorne speziell Marchesano und Conceição noch Mühe gehabt, sich gegen die physisch stärkeren Gegenspieler durchzusetzen. Der 1:0-Siegtreffer kurz vor Schluss direkt vor der eigenen Kurve war verdient. Bei diesem Tor passte letztendlich alles zusammen. Zuletzt ein Tor aus einem Eckball hatte der FC Zürich beim 3:1-Heimsieg gegen YB Ende November erzielt.

Highlights – “Brecher rettet 0:0“

Personalien – Brecher entwickelt sich positiv

  • Antonio Marchesano: Sein einziger Abschluss geht rein. Vor Wochenfrist im Derby getroffen, in der Vorrunde bereits doppelt (davon ein Direkter Freistoss) auf der Allmend getroffen – und nun wieder. Viertes Game Winning Goal der Saison (diesbezüglich ex aequo mit Cédric Itten an der Ligaspitze). Mit Jonathan Okita zusammen bildet Marchesano das Top-Scoring Duo der Liga.
  • Calixte (Junior) Ligue: Kann auf der Mittelstürmerposition den Ball auch mal für aufrückende Mitspieler ablegen. Dieses Element fehlte bisher in dieser Saison im Zürcher Spiel.
  • Bledian Krasniqi: 12 Abschlussbeteiligungen. Spielt konstant auf hohem Niveau, unabhängig von der Leistung der Mitspieler, hat häufig Note „8“.
  • Rodrigo Conceiçâo: Lange Zeit kommt sein letztes Zuspiel nicht an. Seine erste gute Flanke kommt erst kurz vor Schluss und führt zu einem Eckball, aus welchem das Tor entsteht. Hat zuletzt gegen Lausanne-Sport, im Derby und nun in Luzern seine zuvor schlechte Torbeteiligungsquote verbessert.
  • Daniel Afriyie: Zum dritten Mal in Folge Note “7“.
  • Armstrong Oko-Flex: Diesmal nach seiner Einwechslung auf der rechten Seite eingesetzt, kommt nur harzig in die Partie, ist dann aber beim Tor mit Zielstrebigkeit entscheidend beteiligt.
  • Jonathan Okita: Sein persönlich erster Eckball der Partie führt zum Tor. Es ist sein erster Pre-Assist seit dem 2:1-Derbysieg Ende September!
  • Yanick Brecher: MVP, da sowohl offensiv wie defensiv stark. Nach dem Auswärtsspiel bei Stade Lausanne-Ouchy zum zweiten Mal in dieser Saison mit Note “10“. Hat sich unter dem neuen Torhütertrainer Dean Santangelo innert relativ kurzer Zeit positiv weiterentwickelt.

Kommentare – „FCZ hilflos, ohne Plan“

Randnotiz 1 – Kulturwandel

Randnotiz 2 – Rangliste der besten Saisonleistungen

Insgesamt war der 1:0-Sieg in Luzern mit einer Durchschnittsnote von 6,8 die viertbeste Saisonleistung des FC Zürich – nach dem Auswärtsspiel bei YB (7,1), dem Heimspiel gegen Luzern (7,0) und dem ersten Heimspiel gegen YB (6,9). Interessanterweise gelangen die vier besten Leistungen also jeweils gegen YB und Luzern. Beide Teams waren früher eher “Angstgegner“ des FCZ – und bei beiden hat sich dies in den letzten Jahren stark gewandelt.

Ebenfalls interessant: aufgrund der Punktausbeute und Tabellenlage wird allgemein die Story erzählt, dass der FCZ seinen Höhepunkt mit dem 3:1-Sieg gegen YB in der 15. Runde gehabt habe – und von da an sei es bergab gegangen. Die Leistungskurve sieht hingegen anders aus. In dieser Hinsicht war das 3:1 gegen YB im Gegenteil der Auftakt der bisher besten Phase der Saison mit der punktemässig schlechten aber leistungsmässig guten letzten Woche vor Weihnachten bis und mit dem Auftakt gegen den FCB nach der Winterpause. Nach Züri Live-Noten befand man sich nach dem unglücklich in letzter Minute verlorenen 284. Derby für eine Woche gegen Lausanne-Sport und in Yverdon in der Talsohle, aus welcher man nun aber bereits wieder herauszukommen scheint.

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Marchesano schiesst den FCZ in Luzern spät zum Sieg – Servette gewinnt dramatisch (Watson)

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Eine zitternde Latte genügt dem FCZ nicht (Tages-Anzeiger)

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Marchesano beschert neuem FCZ-Trainerduo Traumeinstand (Blick)

Die Lehren aus dem 284. Derby gezogen / 285. Zürcher Derby Analyse mit Randnotiz: Mirlind Kryeziu ist zurück – und Frauenderby-Highlights

DOPPELDERBY VORSCHAU (Züri Live)

Die Geschichte des 285. Zürcher Derbys ist relativ schnell erzählt. Der FCZ beginnt die Partie engagiert mit viel Hohem Pressing, geht in der 38. Minute durch einen Penalty in Führung und verteidigt diese nach zwei Platzverweisen dann bei zehn gegen zehn im wahrsten Sinne des Wortes. Die Lehren aus dem letzten Derby bloss zwei Wochen davor wurden gezogen. Damals hatte der FCZ nach einer starken 1. Halbzeit und 1:0-Führung zu viel Risiko auf sich genommen und wurde zwei Mal ausgekontert. Diesmal zog man sich in der 2. Halbzeit so stark zurück wie noch nie in dieser Saison. Es ging alleine darum, nach sieben sieglosen Spielen wieder einmal ein Erfolgserlebnis und drei Punkte mitnehmen zu können.

Sehr disziplinierter Auftritt des FCZ

Der FCZ kam zu nur sechs Abschlüssen und hatte abgesehen vom Penalty einen einzigen Standard im Angriffsdrittel (Eckball Krasniqi). Es war der wohl disziplinierteste Auftritt des FC Zürich in dieser Saison. Sowohl offensiv wie auch defensiv beging man kaum Fehler. Selbst Nikola Katic hatte bis zu seinem Platzverweis wegen Groben Foulspiels eine gute Partie gespielt. Glänzen konnte keiner, aber abgesehen von den eingewechselten Okita und Rohner war auch keiner ungenügend. Zwar hatte die rechte Seite mit Boranijasevic, Kamberi und Conceição im ersten Spielviertel noch Probleme mit dem GC-Duo Hoxha / Schürpf, aber das legte sich danach. GC hatte im 284. Derby mit der Einwechslung von Schürpf und Babunski die Spielweise und Taktik entscheidend umgestellt. Diesmal spielten die beiden von Beginn weg.

Highlights – Dank Frauenderby Sieg geniessen

Personalien – Katic verbessert, Kryeziu wie eine Wand

  • Nikola Boranijasevic: Klar bester Spieler der 2. Halbzeit – zum dritten Mal in dieser Saison.
  • Fabio Daprelà: Beginnt gegen seinen Junioren-Klub fokussiert. Muss zur Pause aber (wohl angeschlagen) wieder ausgewechselt werden.
  • Bledian Krasniqi: Bester FCZ-Spieler in der Offensiven Phase, zum vierten Mal in den letzten sechs Partien der Beste in der 1. Halbzeit.
  • Rodrigo Conceiçâo: Ungenügende Laufwege im Pressing, offensiv aber noch weniger gut.
  • Mirlind Kryeziu: Zur Pause eingewechselt, in einem seiner ersten Einsätze der Saison Defensiv Bester seines Teams, steht hinten wie eine Wand, an welcher der Gegner abprallt.
  • Nikola Katic: Wie schon Cheikh Condé in Yverdon hat er bis zu seinem Platzverweis für seine Verhältnisse überdurchschnittlich gut gespielt. Ohne den technischen Fehler vor dem Foul und dem schlechten Timing im Tackling, welche zur Roten Karte führten, hätte er eine Note “8“.
  • Fabian Rohner: Ab der 75. Minute einziger Stürmer. Daniel Afriyie agiert rechts im Mittelfeld, Conceição links.
  • Jonathan Okita: Zum dritten Mal hintereinander sowohl in der 2. Halbzeit wie auch insgesamt ungenügend.
  • Yanick Brecher: Hat wie schon in Yverdon fast keine Arbeit.

Kommentare – Platzverweise FCZ mehr geholfen

Randnotiz – Kommentare zu Mirlind Kryeziu

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Gegen ein Servette im Aufwind braucht es einen FCZ im “Spitzenkampf-Modus“ / FCZ – Servette VORSCHAU

Direktbegegnungen im Überblick (dbfcz)

Wenn man auf dem 1. Platz der Tabelle steht, ist man häufig in Spitzenkämpfe involviert. So ist auch das heutige Duell mit dem Viertplatzierten Servette wieder das Top-Spiel der Runde. Wie bereits in der Vorschau zum Auswärtsspiel in Genf in der 2. Runde beschrieben, hat René Weiler in der Calvinstadt einen Stilbruch eingeläutet – und auch durchgezogen. Die Spielweise Servettes in dieser Saison ist sozusagen das Gegenteil von den Jahren unter Alain Geiger. Tore werden nicht mehr mit kontrolliertem Ballbesitz herausgespielt, sondern mit Power und Handlungsschnelligkeit erkämpft. Die Genfer spielen also einen ähnlichen Spielstil wie der FCZ. Gute Techniker wie Marchesano oder Stevanovic sind dabei trotzdem unentbehrlich, denn ihre Übersicht und Präzision erhöht das Spieltempo zusätzlich.

Servette schont im Cup Stammspieler für das FCZ-Spiel

Servette überzeugt im neuen Spielstil und bewirbt sich immer mehr für den Status als eines der Spitzenteams der Liga. Die Europacup-Auftritte waren phasenweise eindrücklich. So gut wie Servette gegen Genk ist schon lange kein Schweizer Team mehr gegen ein Belgisches Spitzenteam aufgetreten. Auch gegen die Rangers waren die Leistungen gut. Und im Olimpico diktierte Servette zu Beginn gegen die AS Roma die Partie – bis individuelle Fehler einzelner Grenats den Unterschied der beiden Teams auf dieser Ebene zutage treten liessen. Was ebenfalls beeindruckt: Servette spielt trotz eher ungewohnter Mehrarbeit durch die internationalen Einsätze (ganz im Gegensatz zum FCZ vor Jahresfrist) in der oberen Tabellenhälfte mit und hat in der Liga zuletzt gar vier Mal hintereinander gewonnen. Der FCB (ein historisches Ergebnis für die Grenats) wurde genauso wie Lugano auswärts geschlagen, zu Hause konnte man Luzern und den Rivalen Lausanne-Sport punktelos nach Hause schicken.

Welchen Stellenwert für Coach René Weiler die Liga im Allgemeinen und der Match in Zürich im Speziellen hat, zeigt seine Aufstellung im Cup-Achtelfinal gegen Stade Lausanne-Ouchy unter der Woche. Er rotierte gegen einen Super League-Gegner viel stärker als Bo Henriksen gegen den Challenge League-Vertreter Bellinzona. Weiler riskierte zugunsten einer besseren Erholung der Stammkräfte vor dem Kracher im Letzigrund ein Ausscheiden im Cupwettbewerb. Letztendlich ging die Sache dank dem topmotivierten Cup-Goalie und Captain Jérémy Frick gut – im Penaltyschiessen qualifizierten sich die Genfer vor rund 3’000 Zuschauern für den Viertelfinal in Delémont.

Stevanovic hat sich an den Weiler-Stil adaptiert

Beim FCZ kam gegen Stade Lausanne-Ouchy sowohl von den Rängen wie auch auf dem Platz vom Team deutlich weniger Energie als in den Spielen davor. Nach dem starken Auftritt in Bern schien der mentale Fokus gegen die Waadtländer etwas zu fehlen. Gegen die flach hinten herausspielenden und immer eine spielerische Lösung suchenden Stade Lausanne-Ouchy und Bellinzona hatte der FCZ in den letzten beiden Partien in der 1. Halbzeit Probleme. Servette pflegt unter Weiler mit vielen hohen Bällen einen anderen Spielstil, einer, bei dem die Gefahr für den Gegner “sich einlullen zu lassen“, deutlich geringer ausfällt.

Miroslav Stevanovic, der wie kein anderer Spieler für den Servette-Stil unter Alain Geiger stand, hat sich mittlerweile an die neue Spielweise gewöhnt und wird immer effektiver. Die Defensivarbeit des FCZ auf der linken Seite gegen Stevanovic und Tsunemoto wird für den Ausgang der Partie mitentscheidend sein. Rodrigo Conceição hat daher wohl etwas bessere Chancen auf einen Einsatz in der Startformation, als Adrian Guerrero. Für den gesperrten Daniel Afriyie könnte Fabian Rohner beginnen und Antonio Marchesano in die Mitte rücken. Armstrong Oko-Flex hat bei seinen bisherigen Auftritten meist enttäuscht. Kommt Mirlind Kryeziu für den ebenfalls gesperrten Nikola Katic von Beginn weg zum Einsatz? Fabio Daprelà wäre ebenfalls eine Option für die zentrale Position in der Dreierkette, die er bei Lugano häufig gespielt hat. Die spielerischen Qualitäten und der grössere Speed könnten dabei im Vergleich für Kryeziu sprechen.

Servette ohne Antunes eher im 4-4-2

Gegen den FCZ wird Weiler sicherlich seine bestmögliche Formation aufs Feld schicken. Geburtstagskind Ondoua (28) hat dabei zuletzt den zu Beginn der Saison in der Rangordnung vorne liegenden Douline etwas verdrängt. Rechtsfüsser Bolla wurde zuletzt als etwas defensivere Variante zu Kutesa häufig auf dem Linken Flügel eingesetzt und wird von dieser Position aus immer wieder torgefährlich. Mit Antunes fällt einer der Schlüsselspieler der aktuellen Mannschaft verletzt aus. Dies spricht tendenziell für ein 4-4-2 mit Bedia und Crivelll im Sturm, nachdem Servette zuletzt mit Antunes gegen Luzern im althergebrachten 4-3-3 gespielt hatte. Der FCZ wird gegen dieses starke Servette ziemlich sicher wieder eine Leistung wie in Bern benötigen, um zu Punkten zu kommen.

“Leistungsabfall nach der Pause“: Analyse des ersten Saisonduells mit Servette

Neuverpflichtungen als Sorgenkinder / Tuggen – FCZ Analyse

OBACHT AUF DEN 150 TORE-STÜRMER / TUGGEN – FCZ VORSCHAU (Züri Live)

Schlägt Tuggen gegen den FCZ im 3. Versuch zu? (SRF)

Es ist alles angerichtet, ein Fussballfest zu feiern (Höfner Volksblatt)

FC Tuggen: Wie wollen Sie im Cup den FC Zürich ärgern? (nau.ch)

In der Liga gehören die kontinuierlichen teilweise extremen Auf und Abs zur DNA des Stadtclubs. Im Schweizer Cup hingegen muss man in der Historie des FCZ (im Gegensatz zu den meisten grösseren Schweizer Vereinen) sehr weit zurückblättern, um auf ein Ausscheiden gegen ein Team unterhalb der beiden obersten Ligen zu stossen. Ein solches Ereignis scheint es letztmals im Jahr 1955 gegeben zu haben – gegen den damals kurzzeitig drittklassigen FC Aarau. Aus dieser Perspektive war der 3:0-Sieg in Tuggen die Fortführung einer langen Tradition. Dank der Top-Organisation des FC Tuggen und den gut aufgelegten FCZ-Supportern verkörperte das Spiel von den Rahmenbedingungen her geradezu den Inbegriff des häufig beschworenen “Cup-Charakters“. Das romantisierte Idealbild wurde für ein paar Stunden in der March zur Realität. Speziell die zahlreichen Kinder und Jugendlichen genossen die Nähe zur 1. Mannschaft in vollen Zügen. Den Wert solcher Spiele für den Schweizer Fussball sollte man nicht unterschätzen.

Defensive Fehlerquote wie gegen einen Super League-Gegner

Offensiv war es vom FCZ in Tuggen eine durchschnittliche Leistung, wobei grosse Diskrepanzen bestanden – Krasniqi, Kryeziu und Boranijasevic setzten der Partie ihren Stempel auf, während gleichzeitig fünf Spieler (Conceição, Bar, Afriyie, sowie die zwei Torschützen Oko-Flex und Santini) offensiv ungenügend waren. Die drei Stürmer der Startformation schossen alle ihr Tor, der eingewechselte Rohner bereitete zwei vor. Zwei der drei Tore erzielte der FCZ mit langen hohen Bällen Mirlind Kryezius hinter die gegnerische Abwehr. Diese Saison hat man zum ersten Mal auf diese Art und Weise Tore erzielt. Letzte Saison gab es drei solche FCZ-Treffer, interessanterweise alle im Europacup: der lange Ball von Cheick Condé genau in den Lauf von Willy Gnonto zum 2:0 in Belfast gegen Linfield, der Ball von Brecher beinahe von der Mittellinie auf Adrian Guerrero, den dieser in St. Gallen gegen Hearts spektakulär zum 1:1-Ausgleich verwertete – und der 1:1-Augleich im Heimspiel gegen Bodö / Glimt mit einem langen hohen Ball von Fidan Aliti, den Blerim Dzemaili per Kopf auf Jonathan Okita weiterleitete (das Tor erzielte Nikola Boranijasevic). Das Mittel des langen hohen Balles hinter die gegnerische Abwehr macht am meisten Sinn, wenn der Gegner hinten etwas aufrückt und gleichzeitig vorne keinen Druck auf den Ballführenden ausübt – was in der Super League selten vorkommt.

Defensiv war es hingegen die mit Abstand schlechteste Leistung der bisherigen Saison. Man liess viel zu viel zu und musste auch etwas Glück beanspruchen. Die defensive Fehlerquote des FCZ gegen Tuggen war ähnlich hoch wie gegen einen starken Super League-Gegner, was eigentlich nicht der Fall sein dürfte. Die Defensivnote ist dementsprechend mit 4,6 ungenügend. Kein eingesetzter Spieler war in defensiver Hinsicht wirklich gut. Die Diskrepanz zwischen ordentlicher Offensive und schlechter Defensive wird auch am Beispiel Fabian Rohners deutlich. Ohne defensiv wirklich gut zu spielen, hat er von allen eingesetzten FCZ-Akteuren im Spiel ohne Ball die höchste Punktzahl – agierte gleichzeitig offensiv aber deutlich besser.

Henriksens wenige Einwechslungen in der Meisterschaft verständlich

Auffällig beim FCZ zudem die ungenügende linke Seite mit Kamberi, Conceição und Débutant Oko-Flex., die diesmal ausschliesslich mit Rechtsfüssern bestückt war. Die Neuverpflichtungen sind ganz allgemein aktuell die Sorgenkinder. Basierend auf den Auftritten in Tuggen begreift man einmal mehr gut, warum Coach Bo Henriksen mit dem Einsatz dieser Spieler bisher zurückhaltend war und gewöhnlich in der Meisterschaft wenig Einwechslungen vornimmt. Wenn man sich gleichzeitig die Partien der U21 zu Gemüte führt, dann scheint ein Nevio Di Giusto aktuell nicht weit von einem Armstrong Oko-Flex, Miguel Reichmuth nicht weit von Arad Bar und Lenny Janko nicht weit von einem Rodrigo Conceição entfernt zu sein. Und Labinot Bajrami kann man sich gut als Santini-Ersatz vorstellen. Sicherlich muss man den Neuen Zeit geben, aber sie müssen sich im Training dann auch aufdrängen – und im Spiel performen.

Highlights – Ivan Santini: Mr. Cup

Personalien

  • Nikola Boranijasevic: Von der 1. Minute an parat. Mit einem Offensiv-Notenschnitt von 8,6 aktuell der Beste beim FCZ im Spiel mit Ball.
  • Daniel Afriyie: Engagiert, will unbedingt auch sein Tor erzielen – aber grösstenteils wenig ergiebig in seinen Aktionen.
  • Bledian Krasniqi: Offensiv diese Saison entweder top oder flop. In Tuggen spielt er seine spielerischen Stärken voll aus, wie ganz zu Beginn gegen Yverdon-Sport (jeweils Note 10), tritt zudem gute Standards. Gegen Lugano und bei Stade Lausanne-Ouchy war er im Spiel mit Ball hingegen völlig von der Rolle (jeweils Note 1).
  • Armstrong Oko-Flex: In der 1. Halbzeit gelingt ihm so gut wie nichts. Sein Abschluss ins leere Tor in der 46. Minute ist seine erste gute Offensivaktion. Danach wird es zwar besser, trotzdem ist sein erster offizieller FCZ-Auftritt in offensiver Hinsicht unter dem Strich schlecht.
  • Fabian Rohner: Hohe Effizienz in der Torvorbereitung: seine ersten beiden Abschlussbeteiligungen sind Assists. Wechselt ab der 62. Minute von der Position des Rechten Flügelstürmers auf diejenige des Rechten Aussenläufers.
  • Rodrigo Conceição: Liegt fast mehr am Boden, als dass er dem Ball nachläuft. Entweder extrem fragil oder er liebt es, zu simulieren.
  • Antonio Marchesano: Gute 1. Halbzeit vornehmlich wie zuletzt immer auf dem Rechten Flügel – wie die Weltklasse-Version Marchesanos, Bernardo Silva, letzte Saison bei Manchester City. Übernimmt nach dem Santini-Ausfall die zentrale Position im Dreimannsturm, baut nach der Pause ab.

Kommentare – Alli am flexä

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Liveticker (Blick)

Oko-Flex’ Debüttreffer entscheidet das Spiel für den FCZ (Zürcher Unterländer)

Zürcher Szenenkenner unterstützen Schwyzer Polizeikollegen bei Fussballspiel (Bote der Urschweiz)

Kein Tor für Tuggen – dafür ein grandioser Stadionrekord (FC Tuggen)

Support total und hautnah – Cup-Impressionen aus Tuggen

Zwei 37-jährige auf der Zielgerade ihrer Karriere / Servette – FCZ Vorschau

Der FCZ hat vor der letzten Direktbegegnung mit Servette in dieser Saison mit den Grenats eine ausgeglichene Punktebilanz – wie auch mit Luzern, Winterthur und GC. Das Team von Alain Geiger hat zuletzt YB zuhause mit 2:1 geschlagen – und drei Wochen später auswärts gegen den gleichen Gegner mit 1:6 verloren. Allerdings waren im Stade de Suisse Miroslav Stevanovic und Gaël Clichy nicht mit dabei – mindestens ersterer wohl als Schonung für das Heimspiel gegen den FCZ. In den letzten Monaten konnte sich Servette vorne in der Tabelle halten, obwohl man vorwiegend Unentschieden gespielt hat (insgesamt schon 14x in dieser Saison). Eigentlich müsste Servette in der Tabelle näher an YB dran sein, denn die letzten acht Partien hat man immer deutlich mehr und bessere Torchancen zu verzeichnen gehabt, als dann Tore daraus resultiert sind. Es fehlte also an der Abschlusseffizienz. Dies obwohl Servette vorne mit Chris Bedia einen Mittelstürmer von hoher Qualität in seinen Reihen hat.

Antunes bestimmt das Spielsystem

Miroslav Stevanovic wird mit grosser Wahrscheinlichkeit gegen den FCZ wieder in der Startformation stehen. Bei Gaël Clichy ist dies etwas weniger voraussehbar. Der Zahn der Zeit nagt am 37-jährigen. Auf der Linksverteidigerposition hat ihm zuletzt Anthony Baron auch qualitativ etwas den Rang abgelaufen. Beim Meisterschaftsspiel gegen Lugano (0:0) wurde Clichy in einem für Servette ungewöhnlichen Rhombus auf der Sechserposition eingesetzt. Hinten hatte der lange Zeit sehr konstant spielende Yoan Severin zuletzt etwas Probleme und könnte durch Steve Rouiller ersetzt werden, der nach einem entscheidenden Fehlpass in der Schlussphase im letzten Auswärtsspiel in Lugano in der Gunst von Alain Geiger gesunken war.

Wenn Alexis Antunes von Beginn weg aufläuft, spielt Servette eher in einem 4-2-3-1, da es diesen im Zentrum stark nach vorne zieht – und der zweite Achter (beispielsweise Cognat) daher mehr Absicherungsarbeiten verrichten muss. Das erfolgreiche Grundsystem Servettes bleibt aber das 4-3-3 mit zwei Achtern. Mit Douline fehlt aus dem französischen Mittelfeld-Triumvirat mit Cognat und Valls allerdings weiterhin der eigentliche Stammspieler auf der Sechserposition.

Die FCZ-Spielvorschau als Orakel der Aufstellung?

In der Spielvorschau des Klubs wurden Lindrit Kamberi und Nikola Katic interviewt und dies ist beim FCZ diese Saison nicht immer, aber häufig ein Zeichen, dass sie in der Startformation stehen. Nach dem guten Auftritt gegen St. Gallen gäbe es allerdings kaum Gründe, um an der Dreierabwehr Omeragic / Kryeziu / Aliti zu rütteln. Möglicherweise wird der wiedergenesene Guerrero physisch behutsam herangeführt und könnte daher unter der Woche eine kleine Zwischenpause einlegen. Ebenfalls auf der Ersatzbank beginnen könnte Blerim Dzemaili (gleiches Alter wie Clichy). Im Verhältnis zwischen Condé und Mathew feilt Bo Henriksen in den letzten Partien noch etwas an der Rollenverteilung. Diejenige des St. Gallen-Spiels mit Condé als Abräumer auf der Sechserposition und Mathew etwas weiter vorne hat sehr gut geklappt. Auf der Rechnung haben muss man auch, dass Selnaes wieder einmal von Beginn weg auflaufen könnte.

Hilfe, wir haben den Ball! / Luzern – FCZ Analyse mit Randnotiz: neue Kandidatur für den Schwalbenkönig

Macht Roko wieder den Simic? / Luzern – FCZ Vorschau (Züri Live)

Die angesprochenen Parallelen zur Abstiegssaison gehen weiter. Damals hatte der FCZ in der 27. Runde gegen den FC Basel unentschieden gespielt und lag damals wie heute danach auf dem 8. Platz – 15/16 sogar mit deutlich mehr Vorsprung als heute. Dann kam in der 28. Runde die Niederlage gegen Luzern, welche den Auftakt zu einer Serie von sieben Partien mit nur einem Punkt darstellte.

Wenig Ballbesitz, mehr Erfolg

Die 1:2-Heimniederlage vor zwei Spieltagen gegen den FC Sion war ein Schock für Luzern: viel mehr Ballbesitz und ein klares Chancenplus – und trotzdem baute man die Walliser auf, anstatt sich in der Tabelle nach vorne orientieren zu können. Trainer Mario Frick lernte daraus und zog sein Team in den folgenden Partien in Winterthur und gegen den FCZ in die eigene Platzhälfte zurück, suchte das Heil in schnellen Gegenstössen. Das funktionierte ausgezeichnet! Zwei Spiele, zwei Siege.

Die gleiche Schlussfolgerung könnte der FC Zürich nach der klaren Niederlage in der Swissporarena ziehen. Zuletzt hatte man in St. Gallen und gegen den FCB mit wenig Ballbesitz jeweils die besseren Torchancen herausgespielt. In Luzern hingegen hatte man deutlich mehr den Ball – und zog den Kürzeren. Dazu kam als zusätzliches Indiz: die einzige Spielphase, in der Luzern mehr Ballbesitz hatte, war das letzte Viertel – und dieses war gleichzeitig die beste Phase des FCZ. Für beide Teams scheint also zur Zeit zu gelten: „Hilfe, wir haben den Ball (zu lange)!“.

Verbesserung auf der linken Seite dank dem Duo Aliti / Hodza

Trotz ähnlicher Kontertaktik wie in Winterthur machte Coach Frick gegen den FCZ eine Umstellung taktischer Art vom üblichen Rhombus-System auf ein 4-2-3-1. So wie dies vor ein paar Wochen bereits Raphael Wicky in Zürich gemacht hatte. Die Innerschweizer zogen sich stark zurück. Dejan Sorgic wartete vorne allein auf weiter Flur auf die Auslösung eines überfallartigen Konters. Wenn Luzern aber mal zum Aufbauspiel kam, dann versuchte man es der taktischen Änderung entsprechend häufiger über die Seiten, als noch in Winterthur. Das 4:1 in der 64. Minute fiel dann auch durch einen Angriff über die linke Seite.

Die Einwechslung von Pascal Schürpf für Sofyan Chader zur Pause war einer der Gründe, warum die in der 1. Halbzeit noch gut spielende rechte Zürcher Seite mit Omeragic und Boranijasevic in der zweiten Hälfte einen richtiggehenden Einbruch erlitt. Das letzte FCZ-Gegentor mit einem Angriff über diese Seite fiel ebenfalls in Luzern kurz nach der Winterpause, als beim damaligen 2:0-Führungstreffer der Luzerner Boranijasevic sich hoch in der gegnerischen Hälfte düpieren liess. Ansonsten war zuletzt die linke Zürcher Seite anfälliger gewesen mit drei Gegentoren hintereinander gegen YB. Servette und in Lugano, als jeweils das Duo Aliti / Kamberi verteidigte. Mit Hodza als Aussenläufer und Aliti links in der Dreierabwehr scheint diese Seite defensiv besser zu funktionieren. Die Pässe, die Aliti zu Gast bei seinem Ex-Klub konstant von hinten heraus spielte, waren zudem eine echte Augenweide.

Katic bei der Spielweise unter Henriksen ein Sicherheitsrisiko

Zuletzt gegen Basel setzte der FCZ den durch das Cupspiel unter der Woche etwas müden Gegner richtigerweise durch hohes Pressing stark unter Druck und zwang diesen zu vielen Fehlern. Die Stürmer machten daraus in Abwesenheit von Tosin dann aber zu wenig. Es brauchte einen Weitschuss von Condé, um zu reüssieren. Auch in Luzern benötigte es ein Weitschusstor eines Mittelfeldspielers, um ins gegnerische Gehäuse zu treffen. In der Kategorie Weitschusstore (6) liegt der FCZ mittlerweile an zweiter Position der Liga. Zu Magnin-Zeiten war man in dieser Kategorie jeweils bei den Schlusslichtern.

Es fällt auf, wie viele gegnerische Trainer in letzter Zeit ihre Taktik gegen den FCZ umstellen – sicherlich auch aufgrund der zuletzt insgesamt eher positiven Resultate des Letzigrund-Teams. Luzerns Konzept war ganz auf den grössten Zürcher Schwachpunkt, die Langsamkeit der Verteidiger, speziell von Katic, ausgerichtet. Der FCZ stand aber nicht nur wegen Luzern hoch und hatte viel Ballbesitz, sondern er will dies unter Bo Henriksen auch. Das Problem dabei: das Stärken-/Schwächen-Profil der Mehrheit der eingesetzten Spieler passt nicht zu diesem Spielstil (siehe Randnotiz im Winterthur-Artikel). Nikola Katic ist nur eines von mehreren Beispielen dafür, aber wahrscheinlich das klarste. In einer wie letzte Saison unter André Breitenreiter tief stehenden Mannschaft, die in erster Linie auf schnelles Umschaltspiel ausgelegt ist, könnte Katic auf Super League-Niveau wohl bestehen. Man erinnere sich beispielsweise an die „Abwehrschlacht“ in Unterzahl in Basel, als kurz vor Schluss Rohner mit einem Konter beinahe noch das Siegtor erzielte. In einem hoch stehenden Team mit viel Ballbesitz ist er hingegen ein viel zu grosses Sicherheitsrisiko.

Forwards können sich in Luzern kaum durchsetzen

Bei der Beurteilung der Partie nicht vergessen werden darf, dass die junge Luzerner Mannschaft wirklich stark spielte – allen voran Marco Burch und Nicky Beloko. Sie benötigten für ihren Powerfussball in den ersten drei Vierteln der Partie aber auch viel Kraft, so dass der FCZ bei einem knapperen Spielstand in den letzten 15-20 Minuten die Partie durchaus noch hätte drehen können. Daher war für Luzern der Treffer zum 4:1 äusserst wichtig. Er nahm dem FCZ den Glauben an die Wende, wodurch die nachlassenden Kräfte in der Schlussphase weniger ins Gewicht fielen. Pius Dorn gelang zum ersten Mal in seiner Profikarriere ein Doppelpack. Zuletzt hatte er dies in der U19 des SC Freiburg (drei Mal) geschafft, als er noch auf einer offensiveren Position eingesetzt wurde.

Das Spiel des FCZ war im ersten Viertel grundsätzlich gut, auch wenn man sich danach aus dieser Phase vor allem an einzelne gefährliche Luzerner Szenen erinnern wird, die aufgrund des defensiven Schwachpunktes Katic entstanden. Im zweiten und dritten Spielviertel wurde dann die Leistung von mehreren Spielern schlechter, bevor im letzten Viertel nach den Wechseln der FCZ die bessere Mannschaft war. Insgesamt spielte der FCZ aber zu wenig einfach, schnell und schnörkellos. Und die Stürmer stiessen gegen die jungen Luzerner Verteidiger an ihre Grenzen. Insgesamt hatte der FCZ bei dieser klaren Niederlage in Luzern erstaunlicherweise die höchste bisher von Züri Live gemessene Anzahl an guten Offensivaktionen im Jahr 2023, aber gleichzeitig auch am zweitmeisten schlecht ausgeführte Aktionen im Spiel mit Ball.

Mehrere taktische Wechsel während der Partie

Die in den Medien nach der Partie viel thematisierte Pausenansprache Henriksens war im übrigen nicht eine klassische „Brandrede“, sondern beinhaltete viel eher (in lautem Ton vorgetragene) konkrete Anweisungen an das Team insgesamt und an einzelne Spieler. Henriksen stand dabei ganz offensichtlich vor einer Taktiktafel, blickte konkrete Spieler an und sagte Dinge wie: «ich erwarte von Dir, dass Du in diesen Raum gehst».

Taktische Veränderungen gab es beim FCZ während dem Spiel einige. Man begann so wie man das mit 2:1 gewonnene Heimspiel gegen Luzern aufgehört hatte: im 3-4-1-2. Aufgrund des überraschenden 4-2-3-1 von Luzern stellte man aber bereits nach fünf Minuten auf ein 3-3-2-2 um – das heisst, Cheick Condé stand höher und Bledian Krasniqi weniger zentral. Dadurch ergab sich zwischenzeitlich eine stärkere Mannorientierung im Zentrum. Nach dem Gegentor zum 0:1 wechselte der FCZ dann aber etwas hektisch wieder zurück auf das zu Beginn angewendete 3-4-1-2, was dem Zürcher Spiel nicht gut tat. Das System und die Zürcher Probleme setzten sich nach der Pause fort, auch mit dem eingewechselten Roko Simic auf der Zehnerposition für Bledian Krasniqi. Mit einer weiteren Umstellung auf ein 3-4-3 ab der 60. Minute wurde es dann deutlich besser.

Fragezeichen bei den Eckbällen

Normalerweise gibt es beim FCZ auch taktische Auswechslungen. Diesmal aber wechselte Coach Henriksen schlicht die fünf schlecht spielenden Spieler aus, erstmals auch Katic. Bei Eckbällen hatten beide Teams zu Beginn defensiv etwas Probleme. Beim ersten Zürcher Corner standen Krasniqi und Condé völlig frei. Beim zweiten wurde dies aber sofort korrigiert und die entsprechenden Zürcher Spieler von Jashari und Ottiger gedeckt. Bei Luzerner Eckbällen stand hingegen Dorn immer frei, weil der FCZ nun wieder drei statt zwei Spieler für die Raumdeckung abstellt. Den Sinn und Zweck, Marchesano auf den Kreuzungspunkt von nahem Pfosten und Elfmeterpunkt in den Raum zu stellen, erschliesst sich auf den ersten Blick nicht. In diesem Raum landet so gut wie nie ein Eckball.

Personalien

  • Bledian Krasniqi: War zeitweise alleine gegen das Duo Beloko und Jashari. Hatte aber auch einen schlechten Tag und wirkte weniger spritzig als in anderen Partien – null Abschlussbeteiligungen und nach vorne praktisch wirkungslos.
  • Jonathan Okita: Zeigte nach dem zweiten und vierten Gegentor eine Reaktion. So zielstrebig und schnörkellos wie in diesen Momenten müsste er von Beginn weg spielen. Seine lässige Ballannahme in Rücklage mit gestrecktem Bein erinnert an Feierabendfussball mit Kollegen, und führt in der Super League, wo die Verteidiger im Schnitt hartnäckiger agieren als in Holland, zu vielen Ballverlusten.
  • Becir Omeragic: Hatte insgesamt eigentlich eine gute 1. Halbzeit, kümmerte sich beispielsweise zuerst aufmerksam um den bei Standards gefährlichen Burch. War dann aber bei den gefährlichsten Luzerner Szenen auch negativ im Fokus, was ihm etwas das Selbstvertrauen zu rauben schien. Jedenfalls fiel er in der 2. Halbzeit in ein Loch.
  • Nikola Katic: Wieder eine Note „1“ wie im ersten Spiel nach der Winterpause in Luzern, im Jahr 2023 bisher fast ausschliesslich ungenügende bis schlechte Noten. Nach zuletzt immerhin aufsteigender Tendenz wieder ein extremer Rückfall. Die Defensivleistung ist miserabel. Gegen eine konternde Mannschaft auf Super League-Niveau viel zu langsam – und passt dabei seinen Spielstil trotzdem nicht à là Filipescu an diese Realität an – als würde er diese ignorieren. Die Gegner nutzen dies systematisch aus. Stürmer wie Sorgic locken Katic mit ihren Laufwegen in die gegnerische Platzhälfte oder an die Seitenlinie und lassen ihn dann dort stehen wie ein unabgeholtes Paket auf der Post. Die Szene wiederholt sich Spiel für Spiel, immer und immer wieder.
  • Mirlind Kryeziu: Ist aktuell relativ weit von seiner Bestform von letzter Saison entfernt, aber trotzdem ruhiger, überlegter und schneller als Katic.
  • Fidan Aliti: Wenn nur alle in der Mannschaft so ein Passspiel hätten! Die Präzision, die Dosierung, die Konstanz! Keine Kunst, aber Qualitätshandwerk. Auch von Alitis Schnörkellosigkeit könnten sich viele eine Scheibe abschneiden. Geht auch in der Nachspielzeit beim Stand von 1:4 noch volle Pulle.
  • Ifeanyi Mathew: Begann gut. liess sich dann phasenweise vom Auftritt einiger Mitspieler mit runterziehen. Als Selnaes ins Spiel kam, blühte er wieder auf. Premièrentor aus der Distanz mit dem schwächeren Fuss.
  • Selmin Hodza: Abgesehen von ein, zwei taktischen Fehlern bestätigte er den positiven Eindruck vom Basel-Spiel; einer der aufmerksamsten FCZ-ler auf dem Platz.
  • Antonio Marchesano: Hat etwas das Pech, dass er ausgewechselt wird, kurz bevor Luzern ausgepowert ist. Gegen das hochtourige Luzern der ersten drei Viertel der Partie kann er sich nicht durchsetzen. Die Gegenspieler sind praktisch immer schneller am Ball. In so einer Situation unterläuft ihm dann auch noch mehrmals der typische Tosin-Fehler der letzten Jahre: abrupte Richtungsänderung in einem Moment, wo der Mitspieler den Ball bereits am Zuspielen ist.
  • Calixte Ligue: Kam bei weitem nicht so gut in die Partie wie bei seinem ersten Einsatz nach der Winterpause in Luzern. Begann mit zwei unnötigen Fouls und stand defensiv zeitweise etwas verloren im Raum.
  • Ole Selnaes: Wie eine frische nordische Brise für das Zürcher Spiel. Machte dieses mit seiner Spielingelligenz und gutem Passspiel deutlich strukturierter. Profitierte dabei aber auch von nachlassenden Luzernern.

Randnotiz – neue Kandidatur für den Schwalbenkönig

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