Frappante Parallelen zur Abstiegssaison nehmen zu / FCZ – Basel Vorschau
Anfang September wurde hier auf Züri Live ein Artikel mit dem Titel „FCZ im Abstiegskampf – was lehrt uns die Saison 15/16?“ publiziert. In diesem wurden Parallelen zur Abstiegssaison beschrieben und diese haben seither nicht wie man denken könnte, abgenommen, sondern im Gegenteil zugenommen! Wie damals hat der FCZ in der Vorsaison um den Titel gespielt. Wieder war man im Europacup engagiert, diesmal noch deutlich länger und intensiver. Die Rotation durch den Dreitage-Spielrhythmus führte zu personeller Inkonstanz. Wie zu Beginn der Abstiegssaison war man zudem in der Startphase dieser Saison häufig die Mannschaft mit den besseren Torchancen, nutzte diese aber nicht. Von den ersten 14 Partien unter Franco Foda verlor der FCZ nur eine einzige nach “Expected Goals“.
Hyypiä von Ende Oktober bis Mitte April besser als Henriksen
Zu den Parallelen, die nun seit dem September-Artikel dazugekommen sind, gehört die frühe Trainerfreistellung. In der Saison 15/16 durfte Urs Meier das Team gerade mal drei Liga-Runden coachen, bei Franco Foda waren es acht. 15/16 fiel man in der Übergangsphase unter Interimscoach Massimo Rizzo auf den letzten Platz zurück. Diesmal gab es ebenfalls eine nicht sonderlich erfolgreiche Übergangsphase unter Genesio Colatrella. Man handelte sich sowohl 15/16 wie auch 22/23 im ersten Viertel der Saison eine so grosse Hypothek ein, dass man sich für den Rest der Saison zwangsläufig auf dünnem Eis bewegte. Aus so einem Loch kommt man bis Saisonende in der Super League in der Regel nicht mehr raus. Und wie bei der Credit Suisse genügt in einer dergestalt geschwächten Position ein einziges negatives Ereignis, um den Absturz zu besiegeln. Die letzten Jahre seit dem Wiederaufstieg war das nie so gewesen. Die Vorrunde beendete man unter Forte, Magnin, Rizzo und Breitenreiter immer mindestens auf dem Vierten Platz.
Weitere Parallele: Sowohl 15/16 wie auch 22/23 kam im Herbst ein neuer Trainer mit „H“ aus Nordeuropa. Und in beiden Fällen ging es mit den Resultaten aufwärts. Sami Hyypiäs Punkteschnitt von Ende Oktober bis Mitte April war sogar besser als der aktuelle Punkteschnitt von Bo Henriksen! Dies gilt sowohl inklusive internationale Spiele, als auch wenn man nur die Partien auf nationaler Ebene berücksichtigt! Unter anderem erreichte man unter Hyypiä in dieser Phase mit Auswärtssiegen gegen drei Super League-isten (YB, Thun, Sion) den Cupfinal.
Brecher, Xhaka, Nef, Callà, Contini – gleiche Protagonisten wie vor sieben Jahren
Damals wie heute traf man in der 27. Runde auf den FC Basel! Ein schlechtes Omen? Kommt es zur Wiederauferstehung der Geister der Vergangenheit? Sowohl die beiden heutigen Captains Yanick Brecher und Taulant Xhaka, wie auch die beiden Assistenztrainer Alain Nef und Davide Callà standen am 10. April 2016 auf dem Platz. Michael Lang hatte sich in der Woche davor einen Muskelfaserriss zugezogen und der an einer Schulterverletzung laborierende Philipp Degen zierte im Anzug das Matchprogramm. Der FC Zürich hatte vor der Partie auf dem achten Rang liegend sieben Punkte Vorsprung auf den Letztplatzierten Vaduz. Die Liechtensteiner hatten am Wochenende davor in Luzern mit 1:5 verloren, der andere Konkurrent im Abstiegskampf, Lugano, gar 0:6 gegen Sion. Der FCZ galt zu diesem Zeitpunkt in der Medienlandschaft als „gerettet“.
Das 2:2 im St. Jakob Park (nach 2:0-Führung) wurde als positives Resultat betrachtet, obwohl dadurch der Vorsprung auf Vaduz auf fünf Punkte schrumpfte. Die damals von Giorgio Contini trainierten Liechtensteiner hatten einen 3:0-Derbysieg gegen St. Gallen gefeiert – während Zdenek Zeman’s Lugano in Bern am gleichen Wochenende sogar 0:7 auf die Kappe bekam. Heute hat Henriksen’s FCZ vor dem Basel-Spiel der 27. Runde ebenfalls auf dem achten Platz liegend nur drei Punkte Vorsprung auf die beiden Letztplatzierten Winterthur und Sion. Damals wie heute reicht(e) der Neunte Rang für den Klassenerhalt.
Fluide Formation: Vogel wie Magnin
2016 trat in Basel der eingewechselte Cédric Itten den Zürcher Abwehrchef Leonardo Sanchez von Schiedsrichter Fedayi San ungestraft mit einer Attacke von hinten vom Platz. Aufgrund des Muskelfaserrisses des Argentiniers wurde die zuvor dank ihm stabilisierte FCZ-Defensive wacklig und es folgte ein Serie von nur einem Punkt in sieben Partien. Der FCZ war wieder Letzter! Diesmal zog sich schon eine Woche vor dem Basel-Match der aktuell wohl wichtigste FCZ-Akteur, Aiyegun Tosin, ebenfalls eine Muskelverletzung zu. Diesmal ohne wesentliche Fremdeinwirkung, als er im Kybunpark kurz vor der Pause bei einer “hundertprozentigen“ Torchance am Ball vorbeischlug. Tosin hat sieben der letzten zehn FCZ-Tore erzielt. Ohne seine Treffer hätte man in diesen sieben Partien nur einen einzigen Punkt geholt.
Wie 15/16 spielte der FC Basel vor dem Duell der 27. Runde gegen den FCZ zu Hause gegen YB. Der Mann des Sanchez-Fouls, Cédric Itten, schoss dabei zwei Treffer für die Berner. Der FCB schied im Cup-Halbfinal aus. Wie früher der FCZ unter Coach Ludo Magnin formiert FCB-Trainer Vogel sein Team in der offensiven und defensiven Phase häufig unterschiedlich. Während man im 4-4-2 verteidigt, greift man dann jeweils im 3-4-1-2 an. Einer der Aussenverteidiger, Lang oder Calafiori, rückt dann nach innen, der andere rückt vor auf die Höhe des Flügels. Der zweite Flügel (Amdouni links oder Ndoye rechts) rückt ins Zentrum auf die Zehnerposition.
Sechserposition gegen Basel entscheidend
Der Formationswechsel beim Umschalten in die Defensive funktioniert aber gerade gegen Gegner von der Qualität YB’s nicht immer wunschgemäss. Der FCZ muss gegen Basel vor allem den Raum vor dem eigenen Strafraum im Griff haben, denn aus diesem heraus fallen fast alle FCB-Tore. Der FCB versucht mit Kombinationsspiel in der mittleren Zone die gegnerischen Mittelfeldspieler herauszulocken und den entscheidenden Raum zwischen gegnerischer Verteidigungs- und Mittelfeldlinie so freizuschaufeln. Der FCZ-Sechser (wohl wieder Cheick Condé) muss seine Position daher unbedingt halten, wenn möglich unterstützt durch Ifeanyi Mathew, der in St. Gallen als Condé’s Ersatz auf dieser Position bester Zürcher war.
Ausserdem sollten möglichst wenig Standardsituationen versursacht werden, denn Taulant Xhaka ist in diesen Situationen weiterhin gefährlich – genauso wie Linksfüsser Darian Males. Vor allem profitiert der FCB vorne aber davon, dass viele Spieler auf verschiedene Arten Tore erzielen können. Die drei jungen Westschweizer Nationalstürmer Amdouni, Ndoye und Zeqiri beispielsweise treffen das Tor jeweils mit beiden Füssen – und auch per Kopf. Gleichzeitig ist der FCB selbst bei gegnerischen Standards ebenfalls verletzlich. Die Verteidiger gehen Risiko und sind fehleranfällig. Der Anteil des defensiven Gewissens der Mannschaft ist gering.
Darf Hornschuh von Beginn weg ran?
Beim FCZ fällt mit Tosin „Mister 70%“ aus, denn der für Benin spielende Nigerianer hat zuletzt 70% der Zürcher Tore erzielt, nachdem er zu Beginn der Saison vor dem gegnerischen Gehäuse noch ineffizient gewesen war. Adrian Guerrero hat diese Woche wieder mittrainiert und Ole Selnaes kam in St. Gallen nach der Gelb-Roten Karte gegen Becir Omeragic in den Schlussminuten zu seinem Comeback. Bei beiden geht die Tendenz in Richtung Matchkader ja, Startformation nein. Katic und Kryeziu werden wohl tendenziell eher nicht gemeinsam auflaufen, was zu einem Startelfeinsatz von Marc Hornschuh in der Dreierabwehr führen könnte.