In der Europa League-Kampagne vor zwei Jahren gewann der FCZ in Belfast gegen Linfield (Tore: Tosin, Gnonto) und in Edinburgh (Tor: Rohner) gegen die Hearts. In London gegen „The“ Arsenal gewann man den Stimmungscontest auf den Tribünen und verlor auf dem Platz gegen den damaligen Leader der weltweit besten Liga knapp mit 0:1. Mit Dublin folgt innert zwei Jahren die vierte Britische Hauptstadt – und wie damals im nördlichen Teil der Insel gegen Linfield sind die Zürcher auch gegen den aktuellen Leader der League of Ireland, Shelbourne FC, Favorit. Nach dem 3:0-Hinspielsieg im Letzigrund sowieso. FCZ-Coach Ricardo Moniz macht denn auch an der Pressekonferenz am Tag vor dem Spiel klar, dass man weiter daran arbeiten wolle, proaktiv zu sein, den eigenen Spielstil zu verfeinern und nicht allzu stark auf den Gegner zu schauen.
UEFA Conference League 24/25, 2. Runde Rückspiel - Live ab 20:35 (CH-Zeit) hier auf www.zuerilive.ch
Damien Duff: „Wir wollen, ja, wir müssen mehr den Ball haben“
Die Hauptfrage im taktischen Bereich, die sich Moniz vor einer Partie aktuell jeweils stellt, ist, ob er im Vierer-Rhombus mit zwei Stürmern oder einem Dreiermittelfeld mit Dreimannsturm antreten wolle. Für seine Flügelstürmer setzt er dabei die Latte hoch, indem er immer wieder die Spanier Yamal und Williams als Vorbilder nennt. Immerhin haben Chouiar und Oko-Flex auf diesen Positionen gegen Winterthur die ersten beiden Tore vorbereitet. Armstrong Oko-Flex sitzt denn auch in seiner alten Heimat Dublin neben Moniz bei der Pressekonferenz und erinnert sich daran, dass er mit Shelbourne-Linksverteidiger Kameron Ledwidge dieselbe Primarschule besucht hat. Noch in seinem späten Grundschulalter zog die Familie Oko-Flex dann aber nach London, wo Armstrong sofort in der Arsenal-Jugend Aufnahme fand. In Bezug auf Akzent und Ausdrucksweise scheint er sich voll in der Kapitale des ehemaligen Empires assimiliert zu haben. Er drückt sich distinguiert aus und schaut seinem Gegenüber in die Augen – der blumige und möglichst den Blickkontakt vermeidende irische Ansatz geht ihm ab. „Wir haben neun Flügel. Er muss sich durchsetzen. Dies wird ein entscheidendes Jahr in seiner Karriere“ meint FCZ-Coach Moniz zum Thema Oko-Flex. Dieser nickt dazu bestimmt.
Drei Stunden davor hatte sich Shelbourne-Coach Damien Duff gleichenorts auf die erste Begegnung mit dem FCZ angesprochen unter anderem an die Athletik des Gegners erinnert – und dabei sicherlich auch an den eingewechselten Iren Oko-Flex gedacht. „Das ist auch irgendwo Gott gegeben. Unser Athletikcoach bei Shelbourne hat Champions League-Niveau. Aber manche FCZ-Spieler sind auch einfach von Natur aus athletischer. Wenn du auf dem Platz vor denen stehst, dann denkst du: Hoppla!“. Von Züri Live darauf angesprochen, dass Shelbourne ein Ballbesitz-Team sei, das im Letzigrund kaum den Ball hatte, verzieht Duff das Gesicht. „Ja, natürlich sind wir das, und wir wollen, ja, wir müssen im Rückspiel mehr den Ball haben“. Der Spielstil von Shelbourne unter Duff entspricht wie vor zwei Jahren derjenige von FCZ-Gegner Heart of Midlothian überhaupt nicht dem kontinentaleuropäischen Cliché über den britischen Fussball, welches sich in der Ära Guardiola / Arteta und Jahrzehnte nach der englischen „Fussball-Revolution“ durch den Elsässer Arsène Wenger sowieso längst überholt hat.
Das kommende Weekend höchstens im Hinterkopf
Dass seine Mannschaft mit dem Ball umzugehen weiss, hat man durchaus auch im Hinspiel in gewissen, wenn auch sehr kurzen Phasen der 2. Halbzeit gesehen. Zu diesem Zeitpunkt hatte Duff sein ursprüngliches 5-4-1 auf ein 4-2-3-1 umgestellt gehabt. EIne Fünferabwehr entspricht eigentlich überhaupt nicht der Ausrichtung seines Teams in der League or Ireland. Und nach 28 Sekunden lag man obendrein trotzdem bereits zurück. „Acht kleine Fehler“ hat Duff in der Video-Analyse in diesen 28 Sekunden bei seinem Team gezählt: „Kleine Fehler sind entscheidend, vor allem wenn sie sich summieren“. Es habe zu viele „De Bruynes“ und „Trapattoni-Momente“. Auf den Gesichtern der anwesenden irischen Journalisten bildeten sich Fragezeichen. „Wir haben für alles einen Namen“, fügte Duff erklärend an. „Jeder Move und jedes Situation wird nach einem Spieler, Trainer oder manchmal auch Schauspieler benannt“. Dies bestätigte Minuten später Verteidiger Shaun Griffin. „Das ist eine sehr einprägsame Methode. Man kann sich so besser merken, was der Trainer zu erklären versucht“. Und es scheint zu wirken. Nach 18 schwierigen Jahren hat Shelbourne endlich wieder einmal die Chance auf den Meistertitel. So sehr Coach Duff immer wieder betont, wie wichtig und grossartig der Europacup sei, so stellt er ebenso klar: „Silverware“ (also Titel) zu gewinnen sei wichtiger. „Und auf europäischer Ebene werden wir das realistischerweise nicht tun können“. Der Irische Meistertitel 2006 war für Shelbourne der letzte für lange Zeit – während der FCZ im gleichen Jahr den ersten Titel seit langer Zeit gewann – auf legendäre Art und Weise.
Und nun steht bereits am kommenden Montag im Tolka Park das Spitzenspiel gegen Derry City an. Der Klub, der theoretisch in Nordirland beheimatet ist, aber in der League of Ireland gegen die Teams aus dem Südteil der Insel antritt. Die im Kalenderjahr von Frühling bis Herbst gespielte Meisterschaft tritt in die entscheidende Phase. „Wir müssen clever sein“ meint Duff, auf die Aufstellung gegen den FCZ angesprochen. Dies könnte bedeuten, dass erfahrene, in der League of Ireland wirkungsvolle, aber physisch sich nicht mehr auf Topniveau befindliche Spieler wie Coyle oder O’Sullivan eine Pause erhalten. Der FCZ hingegen scheint auf das bereits am Sonntag anstehende Duell in Bern gegen Serienmeister YB nicht gross Rücksicht nehmen zu wollen. „Hätten wir mit vier Toren Differenz gewonnen, hätte ich rotiert, aber mit drei Toren Unterschied ist die Sache noch nicht gegessen“, sagt dazu Ricardo Moniz, bevor der 60-jährige etwas später auf dem Rasen des Tolka Park wie üblich die Laufeinheit zum Aufwärmen anführt. Ein Bild, das man seit Sami Hyypiä beim FCZ kaum mehr gesehen hat.
Heisse Atmosphäre in der Stadt der Möwen
Gerade zwei Kilometer trennt den Tolka Park von der Irischen See. Über dem Stadion kreisen wie in der ganzen Stadt die Möwen. Nachdem dies dem protestantischen Vereinigten Königreich in der Vergangenheit nicht gelungen ist, nehmen nun diese Seevögel das katholische Dublin ein. Denn diese kümmern sich nicht um Religion. Am Donnerstagabend sollen sie aber von den beiden Fanblocks übertönt werden: der sehr jungen aktiven Fanszene von Shelbourne, die sich traditionell auf der Gegentribüne breit macht, und die mitgereisten Zürcher, denen die linke Ecke der kleineren Haupttribüne zugewiesen wurde. Natürlich hätten in Zürich mehr als die zur Verfügung gestellten Tickets verkauft werden können. Die Hintertor-Stehplatztribüne wäre der eigentliche Auswärtssektor – und deutlich grösser. Dieser wurde für die europäische Begegnung aber nicht zugelassen. Ebenfalls nicht „zugelassen“ ist wie schon im Hinspiel der erfahrene Rechtsverteidiger Sean Gannon, der die zweite seiner drei Spielsperren absitzt. Im Tumult der Schlussphase war er in Gibraltar im Rücksspiel gegen St. Joseph’s vom Platz gestellt worden. Auf eine Einsprache bei der UEFA hat Shelbourne verzichtet. Deren Coach Damien Duff spricht über die Kosten des Einspruchs (5’000 Euro) und die wohl geringe Aussicht auf Erfolg. Dies obwohl in den TV-Bildern keine Verfehlung sichtbar gewesen sei. „Wir haben die Bilder von vorne bis hinten, von oben nach unten, farbig, schwarz-weiss, mit O-Ton und mit Musik hinterlegt angeschaut. Da war nichts. Er hat sich bloss „mit den Leuten unterhalten“ – und dafür hat er Rot bekommen“.
Der FC Zürich gewinnt dank einer klaren Leistungssteigerung im Vergleich zu den letzten Spielen verdient gegen Servette, welches somit nach einer Serie von keineswegs schlechten, aber unglücklichen Auftritten seine Meisterambitionen begraben muss. Der FCZ startet gut in die Partie, hat aber mit Cheick Condé einen jungen Spieler auf dem Platz, der auch im ersten Spiel nach seiner Sperre in einzelnen Szenen zu ungestüm und unkonzentriert agiert. So entsteht der Führungstreffer Servettes durch David Douline nach einem Baron-Freistoss von der linken Seite. Der Es FC Zürich kassiert erneut aus einem gegnerischen Standard ein Gegentor – das vierte in den letzten vier Partien, davon drei Freistösse. David Douline ist dafür dann auch an den beiden Zürcher Toren beteiligt. Der FC Zürich ist etwas weniger Ballbesitz orientiert als in den Partien in welchen Murat Ural das Sagen hatte, überzeugt mit viel Bewegung und Positionswechseln, und sucht im Angriffsdrittel den Weg ins Zentrum. In der Schlussphase werden die Versuche Servettes mit viel Kampfgeist und Einsatz im Ansatz geblockt.
Ricardo Moniz reagierte auf die schwache 1. Halbzeit mit einem Doppelwechsel zur Pause. Unter anderem verhalf er dem 18-jährigen Joseph Sabobo zu seinem Super-League-Debüt. Der FCZ zeigte auch auf dem Platz ein anderes, entschlosseneres Gesicht.
SRF
FCZ beendet mit Leistungssteigerung Servettes Meisterträume
Der FCZ beendet somit auch die Saisonduelle mit Servette mit einer positiven Bilanz (2 Siege / 1 Unentschieden / 1 Niederlage). Positiv fällt in der 1. Halbzeit die vor allem offensiv starke Rechte Seite mit Rodrigo Conceição und Nils Reichmuth auf. In der 2. Halbzeit hilft dann der eingewechselte Cheveyo Tsawa erneut entscheidend, den Vorsprung über die Runden zu bringen. Der Pausenrückstand wurde durch Tore in der 54. und 70. Minute gedreht. An beiden Toren sind mehrheitlich die gleichen Spieler beteiligt. Der ansonsten durchschnittlich auftretende Antonio Marchesano ist mit einem Tor und einem Assist sehr effizient. Armstrong Oko-Flex hat ebenfalls bei beiden Treffern seine Füsse im Spiel. Ivan Santini sorgt in beiden Fällen für Betrieb und Ablenkung in der Genfer Viererabwehrreihe. Und Rodrigo Conceição ist mit einem Assist beim ersten und entscheidenden Ballgewinn vor dem eigenen Strafraum beim zweiten Tor beteiligt. Ausgleichende Gerechtigkeit wurde in diesem Spiel dadurch hergestellt, dass auf beiden Seiten eine 50/50-Penaltyszene nicht gepfiffen wurde. Und dank VAR-Intervention kam der FC Zürich in der Schlussphase zu Recht um einen angeblichen Handspenalty herum.
Die Genfer schliesslich haben ihren Teil dazu beigetragen, um nach 70 Minuten plötzlich doch hinten zu liegen. Nach Doulines 1:0 in der Startviertelstunde brauchen sie ganze 50 Minuten, um wieder einmal auf das Tor von Yanick Brecher zu schiessen. Insgesamt kommen sie auf drei Torschüsse.
Marcel Rohner, Tages-Anzeiger
Highlights: Hochverdient für den FCZ
Personalien – Cheick Condé von Sperre zurück, verursacht Gegentor, zur Pause wieder raus
Amadou Dante: Benötigt Defensiv immer wieder Unterstützung aus dem Zentrum. Hat seine Gegenspieler nicht im Griff.
Cheveyo Tsawa: Nach Winterthur zum zweiten Mal in Folge Defensiv Bester beim FC Zürich.
Cheick Condé: Startet zurück von seiner Sperre schlecht in die Partie. Ist am Genfer Führungstor mit seinem unnötigen Foul und der unaufmerksamen Deckungsarbeit beim Freistoss gleich doppelt beteiligt. Zur Pause ausgewechselt.
Ifeanyi Mathew: Wenig am Spiel beteiligt. Spult sein Pensum wie ein „Buchhalter“ ab.
Rodrigo Conceição: Wie in Winterthur bester FCZ-Spieler der 2. Halbzeit und erstmals Offensiv Bester. Beinahe die gleiche Punktzahl wie MVP Nils Reichmuth und ebenfalls ausgewechselt.
Nikola Katic: Gehörte in der 1. Halbzeit zu den Besten beim FCZ. In dieser Phase an vier der fünf Torchancen beteiligt.
Nils Reichmuth: Spielt eigentlich eine starke 1. Halbzeit – offensiv sowieso, aber auch defensiv mit einem guten Auftritt. Es geht aber trotzdem mit einem 0:1-Rückstand in die Pause und Reichmuth wird ausgewechselt.
Antonio Marchesano: Lange geht ihm vieles zu schnell in dieser Partie. Ist letztendlich dann trotzdem an den beiden Toren entscheidend beteiligt.
Armstrong Oko-Flex: Taucht nach aktivem Start etwas ab. Wechselt zur Pause von Links auf Rechts.
Ivan Santini: Ist mit seiner Störarbeit an beiden Toren beteiligt. Ansonsten aber häufig zu langsam und mit mehreren Ballverlusten.
Joseph Sabobo: Leicht ungenügende Note bei seinem Début.
Yanick Brecher: Nicht sein Tag: hat kaum etwas zu tun und wenn doch mal, gelingt es ihm nicht optimal.
Es sind solch enge und verknorzte Spiele, in denen die Klasse und Routine von Altmeister Antonio Marchesano besonders wertvoll sind: Der Altmeister sorgt für das schnelle 1:1 nach der Pause und bereitet Krasniqis 2:1 mustergültig vor.
Sebastian Wendel, Matteo Bonomo (Blick)
Randnotiz, 43. Minute: alle 20 Feldspieler auf engem Raum in der Servette-Platzhälfte
Kommentare: Kein Joga Bonito von Dante – Santini holt alles nach
Nach drei Niederlagen in Folge gelingt dem FC Zürich ein Auswärtssieg beim FC Winterthur. Damit gewinnt man diese Saison in den Liga-Direktduellen nicht nur das Stadtduell, sondern auch die „Kantonsmeisterschaft“. Es ist aber im zweiten Spiel unter dem neuen Coach Ricardo Moniz alles andere als ein überzeugender Sieg. Vielmehr kehrte für die zuletzt etwas vom Pech verfolgten Zürcher diesmal wieder das Glück zurück. In den ersten fünf Minuten nach der Pause verpasst Winterthur den vermeintlichen 2:2-Ausgleich zwei Mal hauchdünn – erst steht Silvan Sidler nach einem schnell ausgeführten Freistoss, bei welchem der FCZ „schläft“, bei seinem Treffer ganz knapp im Offside – dann prallt der Weitschusshammer Basil Stillharts von der Lattenunterkante nur wenig vor die Torlinie.
Das Glück kehrt zurück
Wir hatten etwas Glück beim Abseitstor.
Marc Hornschuh bei Nau
Zuvor in dieser Saison war im Kantonsderby das Glück mehrmals auf der Seite des FCW gestanden. Diesmal machte der FC Zürich einen wichtigen Schritt in Richtung Europacupplatz. MIt der Tiefstnote von 5.3 war es zusammen mit dem Heimspiel gegen St. Gallen und der Auswärtspartie in Tuggen im Herbst, und dem 2:2 gegen Lausanne-Sport sowie der 0:3-Niederlage in Yverdon nach der Winterpause die schlechteste Partie der Saison. Interessanterweise wurde von diesen fünf Partien mit der schlechtesten Leistung nur eine verloren. Und in Winterthur gab es sogar einen Sieg. Dies hatte vor allem auch damit zu tun, dass beim FCW seit dem knappen Ausscheiden im Cup-Halbfinal gegen Servette etwas der Wurm drin ist. Vergleichsweise schlecht waren auf Seiten des FCZ vor allem die Defensivleistung und der Auftritt in der 2. Halbzeit. Es brauchte in den zweiten 45 Minuten speziell den Einsatz und die Ballsicherheit des eingewechselten Cheveyo Tsawa, um den FCW nicht nochmal ins Spiel zu bringen.
In den letzten vier Spielen haben wir immer gut gespielt und verloren.
Basil Stillhart bei Nau
Der FC Winterthur zog sich noch mehr zurück, als bereits in den bisherigen Saisonduellen. Der FCZ forcierte mit einem 4-3-3 in der Startformation aufgrund der Spielweise des Gegners im Vergleich zum YB-Heimspiel die Breite stärker. Interessanterweise wurde das FCZ-Pressing (in der Angriffszone in einem 4-1-3-2) zu Beginn vom Duo Marchesano / Krasniqi angeführt – Okita und Oko-Flex staffelten zurück. Die Linke Seite des FCZ mit Amadou Dante bekundete aber immer wieder Probleme gegen Adrian Gantenbein.
Bledian Krasniqi, Antonio Marchesano und auch Ifeanyi Mathew, alle gegen YB noch ungewohnt blass, beissen sich über die Defensivarbeit ins Spiel.
Nick Erne und Florian Raz, Tages-Anzeiger
Kein guter San-Tag, dank VAR aber keine spielentscheidenden Fehler
Es gab verschiedene seltsame Entscheidungen von Ref Fedayi San, wobei keine klar spielentscheidend war. Die zwei Mal als Sayfallah Ltaief im Zürcher Strafraum fällt, war es korrekt, nicht auf Penalty zu entscheiden – auch wenn Conceição und Katic in den Szenen die Grenze des Erlaubten ausreizten. Die zweite Szene, als Ltaief allein vor Brecher bei diesem aufläuft war wohl sowieso knapp Offside gewesen. Bei der ersten FCZ-Torchance aus dem Spiel heraus in der 42. Minute übersieht San aber ein Stürmerfoul Krasniqis an Durrer – Keller parierte die gute Torchance stark. In der gleichen Minute übersieht das Schiedrichterteam die Abfälschung Arnolds eines Kryeziu-Kopfballs und gibt Abstoss anstatt Corner. In der 46. Minute begeht Durrer ein klares Handspiel knapp vor dem eigenen Strafraum, welches nicht gepfiffen wird. Zwei Minuten später muss der VAR eingreifen, um das Offsidetor von Sidler rückgängig zu machen. In der 58. Minute tritt Stillhart mit der Sohle voran voll auf den Knöchel Krasniqis und bleibt auf diesem noch stehen. Es gab nicht mal Gelb für eine Szene, die einen Platzverweis verdient gehabt hätte. In der 76. Minute spitzelt Conceição in der Nähe des eigenen Strafraums Schneider den Ball sauber weg – San entscheidet aber auf Freistoss.
Highlights – Hornschuh unterschätzt Baroan zum zweiten Mal
Personalien – Wenig Erbauliches, abgesehen von Krasniqis toller Offensivleistung
Bledian Krasniqi: Ist je zum sechsten Mal MVP, bester Offensivspieler und bester Spieler der 1. Halbzeit diese Saison beim FC Zürich.
Cheveyo Tsawa: Erstmals in dieser Saison Defensiv Bester beim FCZ.
Fabio Daprelà: Gegen St. Gallen war er noch klar bester Defensivspieler (Note: 10), nun mit einer Defensivnote 1 das Gegenteil. Findet gar nicht mehr ins Spiel.
Mirlind Kryezeiu: Wieder ungenügend, nachdem schon das YB-Spiel nicht so gut war. Vor allem der Start in die Partie misslingt ihm.
Rodrigo Conceição: Nach dem schlechten Auftritt gegen YB vor den Augen der Familie steigert er sich in Winterthur von Minute zu Minute und ist am Ende gar bester FCZ-Spieler der 2. Halbzeit.
Marc Hornschuh: Seine beiden Assists sind top. In den anderen Szenen wird aber auch der Kontrast zum 17-jährigen Cheveyo Tsawa offensichtlich, der deutlich flinker und technisch sauberer agiert.
Der Platzverweis von vergangener Woche gegen Cheick Condé erweist sich für den FCZ als Glücksfall. Ersatzmann Hornschuh liefert ein starkes Spiel ab. Als Winti überlegen ist und führt, köpfelt er zweimal in die gefährliche Zone und lässt sich zwei Assists gutschreiben. In vorher 53 Super-League-Spielen ist ihm kein einziger gelungen.
Jonathan Okita entschloss sich in der Super League-Saison 23/24 so häufig wie kein anderer Spieler der Liga in den Abschluss zu gehen: insgesamt 88 Mal – davon genau die Hälfte aus der Distanz (ausserhalb des Strafraumes). In der Statistik der Schüsse pro 90 Minuten liegt der Belgier mit kongolesischen Wurzeln ligaweit auf Rang 16, da verschiedene Offensivspieler mit deutlich weniger Einsatzzeit wie Chader (Luzern), Kalu (Lausanne-Sport) oder Danho (Stade Lausanne-Ouchy) sich noch häufiger im Abschluss versuchten. Okitas Torproduktion fiel im Verhältnis zu wenig gut aus – zumal er drei und damit die Mehrzahl der Zürcher Penaltys treten durfte. Sein Drehschuss mit Rechts aus der Distanz in die rechte obere Torecke ist Okitas Markenzeichen. Tore erzielte er so aber fast nur in Umschaltsituationen, wenn der gegnerische Torhüter weiter vorne als normal postiert war. Gleichzeitig trug er als FCZ-Standardschütze Nr.1 (neben 60% der Penaltys rund 40% der Corner und Freistösse in Strafraumnähe) einiges zur guten Bilanz bei Offensivstandards bei. Lindrit Kamberi und Nikola Katic erzielten je vier Treffer auf Corner, was ansonsten nur noch Kevin Carlos (Yverdon Sport) und Albert Vallci (St. Gallen) gelang. Insgesamt war Okita genauso wie Antonio Marchesano an beinahe der Hälfte der FCZ-Tore der Saison 23/24 beteiligt.
Warum Fabian Rohner eher ein Stürmer ist als Jonathan Okita
Okitas eigenes Kopfballspiel ist bezüglich Timing und Präzision eigentlich gut, aber er scheint jeglichen mit harten Bandagen geführten Luftkämpfen aus dem Weg zu gehen und nur auf Hohe Bälle zu gehen, wenn er unbedrängt ist. Anders beispielsweise Fabian Rohner, der Jahre nach seinen Schwindelproblemen nach LIndrit Kamberi am häufigsten die hohen Bälle Yanick Brechers im Mittelfeld in die Tiefe weiterleitete. Das zum FC Winterthur wechselnde Eigengewächs konnte sich zudem in der Liga effektiv als Assistgeber einbringen. Rohners 0.24 Torvorlagen pro 90 Minuten sind der zehntbeste Ligawert und der zweitbeste teamintern – knapp hinter Adrian Guerrero (0.25). Ebenfalls ligaweit in den Top 10 und die nr. 1 teamintern war Rohner bei der Anzahl Key Passes pro 90 Minuten (0.84). Dies sind Zuspiele, welche dem Adressaten eine besonders gute Torchance eröffnen. Dank guter Technik in hohem Tempo mit wenigen Ballberührungen kann Rohner eine hohe Effizienz im Abschluss und der Torvorbereitung ausweisen: 20% seiner Abschlüsse und 29% seiner Zuspiele führten zu einem Tor – was beides sehr hohe Werte sind. Rohner schlug nach „Flankengott“ Nikola Boranijasevic und Amadou Dante zudem am drittmeisten Hereingaben pro 90 Minuten in den Strafraum. Beim Abschluss und dem letzten Pass liegen seine Stärken, beim Spielaufbau hingegen nicht: kein einziges seiner 15 Pre-Zuspiele führte zu einem Tor. Unter anderem deshalb wurde er zuletzt von verschiedenen Trainern im Sturm eingesetzt.
Antonio Marchesano bringt weniger gute Werte als Rohner mit, ist aber wie dieser ebenfalls auf den Abschluss oder Letzten Pass ausgerichtet: 15% seiner Abschlüsse und 20% seiner Zuspiele landen im Tornetz, während „nur“ 7% seiner Pre-Zuspiele zu einem Torerfolg führen. Umgekehrt ist die Bilanz bei Jonathan Okita, bei welchem 15% der Pre-Zuspiele zu einem Torerfolg führen, aber nur 9% seiner Letzten Pässe (und 13% der Abschlüsse). Er ist also als Aufbauer von Angriffen erfolgreicher, als in der Rolle als Assistgeber oder Torschütze. Dazu zählen allerdings auch indirekt gespielte Standards wie die beiden von Marc Hornschuh weitergeleiteten Eckbälle zuletzt in Winterthur. Der wenig eingesetzte Deutsche hat dank dieser zwei Aktionen eine hohe Torbeteiligungsquote von 0.8 pro 90 Minuten (und eine Zuspiel-Effizienz von 50%!), obwohl er in der ganzen Saison nur noch an einem weiteren Treffer beteiligt gewesen war (Ballgewinn vor dem Penalty zum 2:0 in Tuggen).
Freuen können sich FCZ-Fans, wenn Fabio Daprelà an den Ball kommt, denn 33% seiner Zuspiele sowie 21% seiner Pre-Zuspiele führen zu einem Tor! Er war damit nach Hornschuh der zweiteffizienteste Torvorbereiter. Wohlgemerkt: ein Pass gilt nur dann als „Zuspiel“ oder „Pre-Zuspiel“, wenn daraus eine Torchance resultiert. Die Statistik illustriert die Zielstrebigkeit, welche Daprelà einbringt, wenn er sich mal nach vorne einschaltet. In dieser Hinsicht erinnert er etwas an Alain Nef. Verteidigerkollege Mirlind Kryeziu hat bezüglich Effizienz in der Chancenvorbereitung ebenfalls einen relativ hohen Wert, wenn auch nicht auf dem Level Daprelàs. In den Statistiken zeigen sich bei Mirlind Kryeziu und Cheick Condé sowohl defensive wie offensive Qualitäten. Kryeziu blockte die meisten gegnerischen Schüsse und sorgt gleichzeitig für die grössten Raumgewinne im Spiel nach vorne. Condé führte in der abgelaufenen Saison die meisten Defensivzweikämpfe der ganzen Liga (300), spielte gleichzeitig aber auch am fünftmeisten Bälle ins Angriffsdrittel (272). Die Erfolgsquote seiner Schnittstellenpässe ist dabei ordentlich (nr. 30 der Liga). Nikola Boranijasevics Stärken liegen hingegen klar in der Offensiven Phase, in welcher der Serbe die höchste teaminterne Erfolgsquote bei Offensiven 1 vs. 1 – Situationen aufweist. Defensiv lässt er hingegen auf seiner Rechten Seite am meisten gegnerische raumgreifende Zuspiele passieren.
Daran, dass die rechte Zürcher Seite offensiv produktiv war, hatte aber auch Lindrit Kamberi einen wesentlichen Anteil. Neben seinen eigenen Abschlussqualitäten bei Standards war der Zürcher auch noch teamintern am meisten in der Torvorbereitung erfolgreich. 13 Pre-Assists sind klarer Bestwert. Selbst wenn man Pre-Assists und Assists zusammenzählt, liegt Kamberi mit 14 Torvorbereitungen auf gleicher Höhe mit Antonio Marchesano und Standardspezialist Jonathan Okita. Einerseits war Kamberi mit 94 Pre-Zuspielen nach Ifeanyi Mathew und Cheick Condé am häufigsten an der Erarbeitung von Torchancen im Spielaufbau beteiligt (nr. 4 übrigens Yanick Brecher mit 75), hatte dabei aber mit 14% eine substantiell bessere Erfolgsquote als die beiden Zentralen Mittelfeldspieler. Mit anderen Worten: lief der Angriff über Kamberi, wurde es häufig gefährlich. Mit der Umstellung auf Viererabwehr rutschte er denn auch vermehrt auf die Position als Schienenspieler auf der Rechten Seite, auf welcher er bereits zu Zeiten der Dreierabwehr bei Langen Bällen Yanick Brechers oder Mirlind Kryezius an Stelle des in der Luft ungenügenden Boranijasevics häufig agiert hatte. Ein Paradebeispiel dafür war seine Kopfballweiterleitung zum rekordverdächtig schnellen Führungstreffer Ifeanyi Mathews im zweiten Heimspiel gegen YB. Wie Mathew war Kamberi an rund 30% der FCZ-Tore der Saison 23/24 beteiligt, was für einen Verteidiger ein sehr hoher Wert ist. Und er führte gleichzeitig nach FCB-Stürmer Thierno Barry ligaweit die zweitmeisten Luftduelle (239). Mathew spielte nach Noë Dussene (Lausanne-Sport) am zweitmeisten Bälle ins Angriffsdrittel sowie nach Ardon Jashari (Luzern) und Renato Steffen (Lugano) am drittmeisten Schnittstellenpässe (40) – und am sechstmeisten Pässe insgesamt (1’574). Wie bei seinem Ex-Verein Lilleström hält der Nigerianer das Angriffsspiel mit vielen möglichst einfachen Pässen zuverlässig am Laufen.
Hornschuh, Daprelà, Rohner und Afriyie mit grösster Vorlageneffizienz
Adrian Guerrero war an mehr als 20% der Zürcher Saisontore beteiligt, obwohl er weniger als 1’700 Minuten gespielt hat. Mitverantwortlich dafür sind natürlich seine Standards. Der Linksfuss schlug immerhin 31% der Eckbälle und 33% der Freistösse in Strafraumnähe. Rodrigo Conceição ist (mit Bledian Krasniqi) der Dribbler und Ballträger des Teams. Yanick Brecher hat 0.99 Gegentore pro 90 Minuten kassiert – nur David Von Ballmoos, Anthony Racioppi und Joêl Mall mussten noch weniger häufig hinter sich greifen. Bei der Anzahl erfolgreicher Paraden hat Brecher allerdings zusammen mit St. Gallens Zigi mit 2.44 pro 90 Minuten den tiefsten Wert der Liga. Der Prevented Goals-Wert ist bis Ende Saison sogar noch in den negativen Bereich gefallen. Der Zürcher Torhüter hat also sicherlich auch von der Defensivarbeit seiner Feldspieler profitiert, so dass es gar nicht zu vielen gefährlichen Abschlüssen der gegnerischen Teams kam. Nach vorne spielte Brecher nach den Torhüterkollegen Keller und Loretz, sowie Lausanne-Sport-Abwehrchef Dussene am viertmeisten Lange Bälle (359).
Wie bereits im 1. Teil der Saisonanalyse klar wurde, war die Saison 23/24 für Junior Ligue keine erfolgreiche, was auch durch die Statistiken in diesem Zweiten Teil illustriert wird: keine einzige Torbeteiligung, weniger als ein Abschluss und weniger als drei Abschlussbeteiligungen pro 90 Minuten Einsatzzeit. Sein gleichaltriger U21-Sturmpartner Labinot Bajrami kam bei bloss 57 Minuten Einsatzzeit zu drei Abschlussbeteiligungen, wovon eine gleich zu einem Tor führte. Nevio Di Giusto und Miguel Reichmuth suchten noch häufiger den direkten Weg zum Tor und hatten daher die höchste Abschlussquote des Teams aufzuweisen (je 3.46 Abschlüsse pro 90 Minuten). Die höchste Abschlusseffizienz können Armstrong Oko-Flex (33%) und Ivan Santini (30%) vorweisen. Santini erzielte seine drei Saisontore allerdings alle im Cup gegen unterklassige Gegner. Flügelspieler Oko-Flex bewies hingegen, dass er auch auf Super League-Niveau dank seiner Beweglichkeit auf engem Raum am und im gegnerischen Strafraum gefährlich sein kann. Daniel Afriyie beging als Einziger des Teams im Schnitt beinahe zwei Fouls pro 90 Minuten-Einsatz. Seine Abschlusseffizienz war schlecht (nur 4%). Als Zulieferer des Letzten Passes agierte der Ghanaer hingegen deutlich erfolgreicher. 21% seiner Zuspiele führten zu einem Tor, was nach Hornschuh, Daprelà und Rohner den vierthöchsten Wert darstellt.
In seiner ersten Partie als FCZ-Interimstrainer wählte Ricardo Moniz im Mittelfeld eine Rhombus-Formation, welche den durch YB-Interimscoach Joël Magnin von Vorgänger Wicky übernommenen YB-Rhombus spiegelte. Dadurch entstand ein Spiel mit vielen Zweikämpfen und wenig Torchancen. Die physisch starken Condé und Mathew sowie der flinke Krasniqi kamen auf FCZ-Seite gut damit zurecht – andere weniger. Vom Sturmduo Rohner / Okita kam nach vorne so gut wie nichts. Die Aussenverteidiger Kamberi / Conceicão waren wacklig. Innenverteidiger Kryeziu zog einen mässigen Tag ein. Es war insgesamt eines der schlechtesten Spiele der Saison – vor allem aufgrund zu vieler Defensivfehler. Nur vier Partien (Heimspiele gegen St. Gallen und Lausanne-Sport, sowie Auswärtspartien in Tuggen und Yverdon) hatten einen noch leicht schlechteren Notenschnitt.
Condé, Okita und Cibelli mit groben Schnitzern
Erstaunlich, dass der FC Zürich trotz all dem bei numerischem Gleichstand die etwas bessere Mannschaft war – denn YB spielte noch schlechter. In der Ersten Halbzeit hatten die Gäste aus Bern ganze zwei Abschlüsse zu verzeichnen – einer von Darian Males verfehlte das Ziel, der Fallrückzieher Silvère Ganvoulas traf hingegen ins Schwarze. Die Führung YB’s in der 42. Minute kam „aus dem Nichts“ – und war irregulär. Das Reglement spricht eine klare Sprache. Wenn ein sich in der Nähe befindlicher Spieler am Spielen des Balles gehindert wird, weil er eine Verletzung befürchtet, ist es Gefährliches Spiel. Der linke Fuss Ganvoulas zischt Zentimeter am Kopf von Ifeanyi Mathew vorbei, der sich daher schützen muss. Ein weiterer Faktor gemäss Reglement ist, dass Ganvoula mit seinem Fallrückzieher direkt am Mann zusätzlich sich selbst gefährdet. Es handelt sich um eine klare Fehlentscheidung von Luca Cibelli – und somit hätte der VAR eingreifen müssen. Spielraum gibt es in einer solchen Situation nicht.
Dass Ganvoula überhaupt zu diesem Fallrückzieher kam, lag aber an zwei vorangegangenen vermeidbaren Fehlern auf FCZ-Seite. Der Freistoss von Darian Males entstand aus einem zu rustikalen Einsteigen Cheick Condés vor dem eigenen Strafraum. Nach Blocks von Kryeziu gegen Camara und Rohner gegen Hadjam hatte Jonathan Okita genug Zeit und Raum, den Ball zu klären. Stattdessen lupfte er diesen wie bei einer Aufwärmübung nonchalant aus dem Stand beinahe senkrecht hoch und legte ihn so Ganvoula im eigenen Strafraum pfannenfertig auf. In der 48. Minute applaudierte Condé Schiedsrichter Cibelli dann demonstrativ für eine korrekte Entscheidung (Foul und Gelb) und flog vom Platz: der zweite grosse Fehler des ansonsten in den ersten 45 Minuten gut spielenden Guineers.
Für sieben Minuten den Faden verloren
In den ersten drei Minuten nach der Pause hatte der eingewechselte Armstrong Oko-Flex sofort Druck gemacht und zwei gute Flanken von rechts in den Strafraum gebracht. Nach der Gelb / Roten Karte verlor der FCZ den Faden für sieben Minuten komplett. Ein Abstimmungsproblem zwischen Oko-Flex und Kamberi führte zum Diagonalball Monteiros, den Itten allein vor Yanick Brecher verwerten konnte. Nach diesem zweiten Gegentor reagierte der FCZ dann aber und kam wieder besser in die Partie. In den folgenden 40 Minuten war man trotz Unterzahl mehr im Angriff als der Gegner. Gerade auch Nils Reichmuth und Daniel Afriyie brachten nochmal etwas Schwung.
Highlights – Das war Gefährliches Spiel
Personalien – Condé mit gutem Spiel bis zum Platzverweis
Ifeanyi Mathew: Beim bisher besten FCZ-Saisonspiel zuletzt in Basel (2:2) war er zum ersten Mal diese Saison MVP – nun erst zum zweiten Mal. Wie damals ebenfalls Bester der 2. Halbzeit – und zum dritten Mal der Offensiv Beste.
Lindrit Kamberi: Fokussiert sich in der 1. Halbzeit vorwiegend auf seine Defensivarbeit. Zu Beginn der 2. Halbzeit eine Reihe von ungenauen Zuspielen und Einwürfen.
Bledian Krasniqi: Nach dem 0:0 zu Hause gegen den FC Basel in der Vorrunde zum zweiten Mal diese Saison Defensiv Bester beim FCZ.
Jonathan Okita: Müsste als einziger grossgewachsener Spieler vorne bei hohen Bällen mehr mithelfen. Verpasst es bei Umschaltsituationen beim Stand von 0:0 mehrmals besser postierte Mitspieler zu bedienen. Dafür legt er mit einem unmotivierten, nonchalanten Lupfer im eigenen Strafraum den Ball Gegenspieler Ganvoula pfannenfertig für dessen irreguläres 0:1 auf.
Yanick Brecher: Spielt immer wieder hohe Bälle auf Spieler, die in den Luftduellen gegen ihre Gegenspieler keine Chance haben.
Cheick Condé: Wie bei der 0:3-Niederlage in Yverdon ein gutes Spiel bis zum Platzverweis. Hat aber manchmal die Tendenz, bei einem guten Auftritt übermütig zu werden. Wie damals heisst der Schiedsrichter Luca Cibelli. Und wie damals fühlt sich Condé offenbar von diesem „getriggert“. Verantwortlich für das unnötige Foul gegen Males, welches zum Freistoss vor dem 0:1 führt. Reklamiert bereits nach dieser Szene übermässig bei Cibelli. Wieder hat sich der Guineer nicht im Griff und lässt sich von Nebensächlichkeiten ablenken.
Fabian Rohner: Verhält sich Defensiv nicht optimal und lässt sich leicht aus der Position locken.
Rodrigo Conceição: Vor den Augen seiner Eltern und Geschwister kommts zu einem seiner schlechtesten Spiele.
Randnotiz I – Irreguläres YB-Führungstor
Möglich, dass Schiedsrichter Luca Cibelli auf gefährliches Spiel hätte entscheiden können, weil Ganvoulas Füsse ihre Wucht über der Kopfhöhe von Ifeanyi Mathew entfalten. Aber erstens ist der Treffer zu schön, um aberkannt zu werden. Und zweitens müsste der FCZ-Spieler deutlich engagierter ins Duell steigen, um sich einen Freistosspfiff zu verdienen.
Florian Raz, Tages-Anzeiger
Es ist kein Zaubertor, sondern ein irreguläres Tor.
Yanick Brecher
Randnotiz II – Unsportlichste Aktion der Saison
Randnotiz III – Getriggert, Gehemmt, Getroffen
Kommentare – Es gaat drum z zeige wär Herr im Huus isch
Die Schweizer Fussball-Meisterschaft 2023/24 ist vor zwei Wochen zu Ende gegangen. Während die Mannschaften nach der kurzen Sommer-Pause nun eine nach der anderen wieder in die lange Vorbereitung auf den Saisonstart am 20. Juli hin einsteigen, hat Züri Live mittlerweile alle 42 FCZ-Wettbewerbspartien der abgelaufenen Saison komplett im Detail durchgearbeitet und analysiert. Die Einzel-Artikel zu den letzten fünf Partien sind zwar noch nicht publiziert. Trotzdem ist alles bereit für die Saisonanalyse – als Höhepunkt der „Analyse-Saison“ auf Züri Live. Wir hoffen, dass sie unseren treuen Lesern interessante Erkenntnisse bringt und dabei auch die Bilder, Emotionen und Diskussionen rund um Spiele und deren Protagonisten nochmal aufleben lässt. Wir haben alle viel dafür investiert. Da soll auch möglichst viel davon in Erinnerung bleiben.
Nach Baisse im Vorjahr: Yanick Brecher 23/24 bester FCZ-Spieler
Die beste Durchschnittsnote der Saison 2023/24 hat Miguel Reichmuth mit 8.0 (auf einer Skala von 1-10). Dies allerdings mit nur einem einzigen Einsatz – und dies erst noch gegen den unterklassigen Partnerklub Red Star in der 1. Hauptrunde des Schweizer Cups. Bei seinem Wettbewerbs-Début für den FC Zürich wurde er am 19. August zusammen mit seinem älteren Bruder Nils in der 63. Minute für das mittlerweile nicht mehr beim FCZ aktive Duo Avdijaj / Bar eingewechselt. „Kein anderer eingesetzter Spieler überzeugte sowohl defensiv wie offensiv so wie der 19-jährige Mittelfeldspieler“ hiess es damals im Analyse-Artikelzu seinem Einsatz. Das bislang letzte seiner bisher 26 Jugend-Länderspiele bestritt der technisch beschlagene Rechtsfuss ein halbes Jahr davor mit der U20 gegen Dänemark. Der Durchbruch im Profibereich fällt ihm aber auch aufgrund Verbesserungspotential in der Defensiven Phase und bezüglich Zielstrebigkeit schwer – und damit bleibt auch der Schritt in die U21-Nati verwehrt, nachdem Reichmuth zuvor auf mehreren Stufen Stammspieler seines Jahrgangs gewesen war. Eine Leihe in die Challenge League könnte wie bei Linksfuss Nils, der zwei Jahre in Wil war, Sinn machen.
Miguel Reichmuth ist wie alle Spieler mit weniger als 500 Minuten Einsatzzeit in der Notentabelle kursiv vermerkt. Der eigentliche Saisonbeste ist somit Torhüter Yanick Brecher mit einer Durchschnittsnote von 7.1. Dies ist eine Steigerung um beinahe eine ganze Note im Vergleich zur Saison 22/23, als Brecher in der Züri Live-Bewertung nur auf Rang 13 des Kaders klassiert war. Brecher hatte speziell direkt nach seiner Vertragsverlängerung unter dem damaligen Coach Franco Foda schlecht gespielt. Seine Vorderleute liessen unter Foda kaum mehr gegnerische Torchancen zu als unter dessen Vorgänger Breitenreiter – Brecher liess aber deutlich mehr dieser gegnerischen Abschlüsse passieren. Nun konnte er sich wieder wesentlich steigern. Auch der Wechsel des Torhütertrainers schien dem FCZ-Captain nochmal einen weiteren Schub zu verleihen. Inklusive Cup 15 “Clean-Sheets“, acht Mal Züri Live-MVP (je zwei Mal gegen YB und SLO) und vier Mal Maximalnote “10“ sprechen eine deutliche Sprache.
Cheveyo Tsawa rutscht in die Rolle von Marc Hornschuh
HInter Brecher folgen als weitere Leistungsträger Bledian Krasniqi, Ifeanyi Mathew, Adrian Guerrero, Cheick Condé, Antonio Marchesano, Nikola Boranijasevic, Mirlind Kryeziu und in der Schlussphase der Saison als wichtiger Defensiv-Joker Cheveyo Tsawa. Der 17-jährige aus dem eigenen Nachwuchs hat somit in dieser Phase die Rolle von Marc Hornschuh übernommen, die vier Siege in Folge in der Schlussphase der Partien ins Ziel zu bringen: als “Staubsauger“ im Mittelfeld mit ähnlichem Engagement und Zweikampfstärke verbunden mit besserer Antrittsschnelligkeit und Technik. Bezüglich Note der 1. Halbzeit gehören Nils Reichmuth, Nevio Di Giusto und Calixte “Junior“ Ligue zu den besten des Kaders. Es kann sich also stark lohnen, junge Spieler in der Startformation laufen zu lassen. Die wie Hornschuh diesen Sommer vom FCZ scheidenden Aussenläufer Nikola Boranijasevic und Adrian Guerrero waren (auch) diese Saison vor allem offensiv top. Sie trugen wie in der Meistersaison 21/22 mit ihren Diagonalläufen, Flanken und Standards viel dazu bei, die gegnerischen Defensiven zu knacken. Torhüter Yanick Brecher ist mit Ball einer der Liga-Besten. Zentrumsspieler Ifeanyi Mathew hat seine Stärken ebenfalls vorwiegend im Offensivbereich. Boranijasevic ist genauso wie Mirlind Kryeziu ein Spieler, der in der 2. Halbzeit noch zusetzen kann, wenn andere abbauen. Dass Antonio Marchesano zusammen mit Yanick Brecher am häufigsten bester Spieler der 2. Halbzeit war, liegt hingegen eher daran, dass er bei seinen wenigen Joker-Einsätzen besonders gut spielte.
Vor allem war es offensiv aber auch die Saison von Bledian Krasniqi. Sein Wettbewerbs-Début für den FCZ gab der Tempodribbler im November 2018 gegen AEK Larnaca. Nach den zwei Leih-Saisons in Wil holte er nach seiner Rückkehr gleich die erste Trophäe. Im Meisterteam war er eine wichtige Stütze und teilte sich die Position neben Ousmane Doumbia Fifty-Fifty mit dem häufig angeschlagenen Blerim Dzemaili. In der Saison 22/23 steigerten sich seine Einsatzzeiten sowohl unter Franco Foda wie unter Bo Henriksen weiter. Er legte in seiner Entwicklung dabei einen Fokus auf die verbesserungsfähige Defensivphase. Mit dieser Basis stieg er ins Spieljahr 23/24, wo er nun seine Offensivqualitäten zum blühen brachte. Seine Skorerquote aus der Challenge League-Saison 20/21 hat er nun erstmals in der Super League bestätigt. Krasniqis ZL-Defensivnote fiel 23/24 von 7.1 auf 6.3, während er gleichzeitig die Offensivnote von 6.1 auf 7.5 steigerte. Der Aufbau stimmt. Das Ziel für 24/25 muss nun sein, die offensiven und defensiven Elemente zusammen mit Konstanz Woche für Woche auf den Platz zu bringen. Wenn man dann am Ende beim Erstellen eines “Teams der Saison“ nicht mehr an Krasniqi vorbeikommt, war sein Entwicklungsschritt erfolgreich.
Neu: Keine U19-Playoffs mehr für Kaderspieler der 1. Mannschaft
Insgesamt haben sich im Vergleich zur letzten Saison vor allem aufgrund verbesserter Offensivleistung elf Kaderspieler gesteigert, sechs sind hingegen schlechter geworden. Die grösste Steigerung gab es bei Nikola Katic (von tiefem Niveau aus), die grösste Verschlechterung bei Junior Ligue, Selmin Hodza und Donis Avdijaj. Für Ligue scheint im letzten Sommer die Kombination von Juniorenfinals nach einer langen Saison in verschiedenen Teams und danach gleich wieder einrücken zu den ausgeruhten Kollegen der 1. Mannschaft zur Saisonvorbereitung zu viel gewesen zu sein. Auch junge Spieler müssen nach einer langen Saison mal abschalten und danach gleichzeitig mit ihren Teamkollegen der 1. Mannschaft in die Vorbereitung starten können. Diesen Sommer scheint man dies beherzigt zu haben. Die zum Trainingsstart 24/25 für die 1. Mannschaft vorgesehenen Spieler wie beispielsweise Cheveyo Tsawa wurden nach Super League-Saisonende nicht auch noch in den U19-Playoffs eingesetzt. Man nahm dabei in Kauf, dass diese Spieler dem Qualifikationssieger in den Playoffs fehlten. Letzte Saison schoss das Duo Ligue / Bajrami eine insgesamt eher mässig auftretende U19 in den Playoff-Final. Der diesjährige Jahrgang trat mehrheitlich deutlich besser auf, zog aber im Viertelfinal-Rückspiel gegen den späteren Finalisten Servette einen mässigen Tag ein.
Die Spieler, welche bereits in der Saison 22/23 dabei waren, haben in der abgelaufenen Saison im Schnitt besser abgeschnitten, als die neu dazugestossenen. Im oberen Drittel befinden sich mit Cheveyo Tsawa (17) und Miguel Reichmuth nur zwei Kaderneulinge – beide aus dem eigenen Nachwuchs. Kein von aussen neu verpflichteter Spieler schaffte es in seiner ersten Saison in die Top 50% des Kaders! Auch wenn bereits seit längerer Zeit nicht nur eigene Junioren sondern auch von extern verpflichtete Spieler wie beispielsweise ein Assan Ceesay oder Aiyegun Tosin zwei oder drei Jahre Anlaufzeit benötigten, um zum Leistungsträger aufzusteigen, ist dies eine schlechte Quote. Fabio Daprelà kam angeschlagen nach Zürich und schien seine Verletzungsprobleme die ganze Saison hindurch nie richtig hinter sich lassen zu können. Dass Lugano ihn abgegeben hat, hatte ja durchaus seine Gründe. Trotzdem war seine Mentalität und Cleverness speziell während der langen Ungeschlagen-Serie zu Beginn der Saison ein wichtiges Element.
Ein Österreichischer Meister mit Leistungsdiskrepanzen
Rodrigo Conceição hatte in den ersten Partien grosse Probleme, sich an den hiesigen Fussball anzupassen. Mit der Zeit lief es etwas besser. Beim Besuch seiner Familie im Letzigrund gelang ihm aber kein guter Match. Auch die Auftritte von Armstrong Oko-Flex gestalteten sich wechselhaft. Der Ire fühlte sich am wohlsten, wenn der FCZ dominant und mit einem Dreimann-Sturm auftrat. Bei seinem Assist zu Marchesanos Last Minute-Siegtreffer in Luzern und seinem Tor in Winterthur zeigte sich seine Qualität in der Verarbeitung von aufspringenden Bällen. Der Ansatz des neuen Coaches Ricardo Moniz scheint einem Stürmer wie Oko-Flex entgegen zu kommen. Vor allem war er bisher der einzige klassische Flügelstürmer im Kader der 1. Mannschaft. Mit dem hochziehen des 15-jährigen Dylan Munroe aus dem eigenen Nachwuchs kommt nun ein zweiter hinzu.
Der vom frischgebackenen österreichischen Meister Sturm Graz geliehene Amadou Dante gehört zu den vier Spielern mit einer ungenügenden Durchschnittsnote. Die Differenz zwischen seinen Offensiv- (Note: 6.5) und Defensivleistungen (3.3) war dabei enorm. Die Art und Weise wie Dante mit seiner speziellen Fussstellung Bälle von der Seite hinter die Abwehr spielen oder im Tor versenken konnte, war aussergewöhnlich. Der Malier sorgte immer für Gefahr nach vorne, aber eben auch nach hinten. Beim in einer Dreierabwehr auftretenden Meisterteam konnte man sich mit Boranijasevic und Guerrero zwei offensiv starke und defensiv eher eingeschränkte Aussenläufer leisten. Dantes Diskrepanz diesbezüglich ist aber noch grösser als bei diesen beiden – und der FCZ agiert nun meist mit Viererabwehr. Er würde in so einer Formation fast eher als Flügelstürmer in Frage kommen. In gewisser Weise das Gegenteil von Dante war Cheick Condé, der Offensiv (1x) und Defensiv (3x) zusammengezählt weniger häufig Bester Spieler war, als in der Gesamtleistung (5x). Dies illustriert sein ausgeglichenes Profil mit gleichermassen offensiven wie defensiven Qualitäten. Unausgeglichen sind die Leistungen des Guineers aber in Bezug auf den Spielverlauf. Seine Auftritte in der 2. Halbzeit sind im Schnitt deutlich schlechter als diejenigen in den ersten 45 Minuten. In seiner ersten vollen Saison hatte Daniel Afriyie unter Bo Henriksen im Offensivzentrum seinen Stammplatz. Bei gegnerischem Ballbesitz hing er meist “wie eine Klette“ am gegnerischen Sechser und störte den Spielaufbau des Gegners effektiv. Bei eigenem Ballbesitz stiess er dann jeweils auf die Mittelstürmerposition vor, war in dieser Funktion aber weniger produktiv. Im Spiel mit Ball wirkte der Ghanaer jeweils am gefährlichsten, wenn er auf dem Rechten Flügel seine flinken Bewegungen am Ball ausspielen konnte. Unter dem Trainerduo Ural / Romano wurde Afriyie dann mit einer Jokerrolle betraut. Unter Ricardo Moniz spielte er in den letzten beiden Partien wieder von Beginn weg – nun in einem Zweimann-Sturm mit Jonathan Okita vor der Nummer 10 Antonio Marchesano.
Ukrainische Flüchtlinge als Nachwuchshoffnungen
Arad Bar stiess im Sommer nach einer äusserst erfolgreichen U21-EM in Georgien (Halbfinal) spät zum Team. In seinem ersten Test gegen Greuther Fürth in Innsbruck schlug der Israeli nach seiner Einwechslung als Linker Aussenläufer gute Flanken in den Strafraum. Seine Position im Zentrum war aber schon vergeben. Condé / Mathew / Krasniqi sollten im Lauf der Saison zum Zürcher Herzstück werden. Bar konnte nach seinem Wechsel aus der Liga Leumit (2. Liga Israel) den höheren Rhythmus nicht so schnell mitgehen und zog im Winter weiter ostwärts in ein vom Krieg erschüttertes Land, zum Aufsteiger LNZ Cherkasy. Nach Bogdan Vyunnik (April 2022 bis Februar 2023 in der 1. Mannschaft), der mittlerweile nach Österreich und dann Polen weiter gezogen ist, hat der FCZ im übrigen mit Yevheniia Bielova (Frauen U21, NLB) und Yevhen Morozov (U17 / U19 / U21) umgekehrt zwei weitere Ukrainische Flüchtlinge in der Academy. Morozov ist einer der talentiertesten Torhüter im Heerenschürli.
Donis Avdijaj wiederum wirkte zu Beginn der Saison nicht top motiviert. In Hartberg fühlt er sich hingegen weiterhin wohl – 18 Skorerpunkte in der österreichischen Bundesliga-Saison, obwohl er die ersten fünf Runden verpasst hat. Der sensationelle fünfte Platz hätte eigentlich mit der verdienten Europacup-Qualifikation belohnt werden sollen, aber im österreichischen Modus musste der David aus der Steiermark gegen den achtplatzierten Goliath FK Austria aus Wien noch in den Europacup-Playoff, der verloren ging. Joseph Sabobo aus Sambia letztlich nahm diesen Frühling bereits an seinem zweiten Blue Stars / FIFA Youth Cup auf der Buchlern im FCZ-Trikot teil – diesmal als etablierter Academy-Spieler. Der Titel des Vorjahres konnte nicht verteidigt werden, weil im Final mit RB Salzburg ein Gegner von überragender Qualität wartete. Wenig später kam Sabobo zu seinen ersten Super League-Einsätzen. In der kurzen Spielzeit gelang ihm offensiv wenig, defensiv konnte er sich als Joker hingegen jeweils gut ins Spiel kämpfen.
Fabian Gloor und Noah Leao mehr als “Lückenbüsser“?
Die letzte Transferperiode im Sommer 2023 war vor allem vom Abgang Aiyegun Tosins geprägt gewesen. Der Nigerianer brauchte lange, um auf Niveau Super League eine gewisse Souveränität im Spiel zu erlangen. im letzten Sommer war er so gut drauf wie noch nie, bereit für eine Leistungsexplosion à la Assan Ceesay, und hätte beim FCZ 23/24 vermutlich seine beste Saison gespielt. Der FC Zürich hätte ihn gut gebrauchen können. Stattdessen wechselte er als Letzter aus dem Meister-Sturmquartett (Ceesay, Kramer, Gnonto, Tosin). In der Ligue 1 muss er nun aber natürlich erst mal wieder fast bei Null beginnen. Ansonsten verliessen auch einige langsame oder wenig motiviert wirkende Spieler im letzten Sommer das Team. Die Zugänge hatten im Schnitt ein höheres Mass an Zielstrebigkeit, Mentalität und Cleverness. Die zahlenmässig geringe Anzahl Zugänge half zudem dem Teamgeist. Aus sportlicher / taktischer Sicht stechen vor allem die Aussenläufer- / Aussenverteidiger-Alternativen Conceição (auf beiden Seiten einsetzbar) und Dante ins Auge. Boranijasevic und Guerrero hatte man zuvor bei Sperren, Verletzungen oder Formschwächen kaum intern ersetzen können. Drei dieser vier Aussenspieler sind nun aber bereits wieder weg – und der vierte, Conceição, verletzt.
Mariano Gomez, der erste Neuzugang für die 1. Mannschaft in der neuen Transferperiode ist im Vergleich mit einem Nikola Katic ruhiger, spielt technisch und taktisch einen saubereren Fussball. Für die Art und Weise wie der FCZ spielen will, ist er ein passenderer Innenverteidiger. Man kann davon ausgehen, dass der FC Zürich noch einen Linksverteidiger und einen Stürmer verpflichten wird. Auf den Aussenverteidigerpositionen können sich vorerst mal Noah Leao aus der U21 und Baden-Rückkehrer Fabian Gloor zeigen. Beide werden aufgrund des aktuellen Mankos an Aussenverteidigern gebraucht. Bei Gloor könnte man sich vorstellen, dass er Ende der Transferperiode, wenn Conceiçao langsam wieder zurückkehrt, noch wechseln wird. Leao könnte je nach Personalsituation unter Umständen eine Saison mit der 1. Mannschaft bestreiten. Mittel- bis langfristig werden auf seiner Position aber eher die talentierteren Neil Volken und Sebastian Walker (und rechts Mattia Rizzo) in Frage kommen. Diese Eigengewächse müssen sich vorläufig aber erst mal noch in der Promotion League beweisen. Mittlerweile ist man im FCZ-Nachwuchs wohl auf den Flügelpositionen am besten besetzt – mit mittelfristig gleich mehreren aussichtsreichen Kandidaten für die 1. Mannschaft – aber auch in der Defensivzentrale gibt es mehrere interessante Talente.
Die zweite Auswärtspartie bei einem FCL hintereinander brachte nach dem starken Auftritt in Luzern einen Rückschlag. Der sich aktuell in einer sehr guten Verfassung befindliche FC Lugano war für den sich im Umbruch befindlichen FCZ an diesem Tag zu gut. Das Pressing Luganos ist nicht so intensiv wie dasjenige des FCZ, aber dafür clever. Dadurch schafften es die Tessiner als erstes Team überhaupt in dieser Saison gegen den FCZ ein Tor (das 2:0) aus einem Hohen Pressing zu erzielen – nicht nur das: auch der Penalty zum 1:0 entstand aus einer solchen Situation. Natürlich waren diese Premièren auch durch die neue Spielweise des FC Zürich bedingt. Der 17-jährige Débutant Cheveyo Tsawa verkörperte das mutige Direktspiel des FC Zürich durchs Mittelfeld. Neben Tsawa kamen gleichzeitig Dante und Oko-Flex zu ihren Startelf-Débuts in der Liga. Und Nils Reichmuth spielte in dieser Saison ebenfalls zum ersten Mal in der Super League von Anfang an. Dante, Tsawa und Oko-Flex kommen alle auf eine ungenügende Note „3“.
FCZ in der 2. Halbzeit variabler
Es heisst, man solle den gleichen Fehler nicht zwei Mal begehen. Dies passierte aber vor dem wegweisenden 1:0 Luganos Lindrit Kamberi. Schon im 284. Derby hatte er kurz vor Schluss den Ball aus den Augen verloren und ein Zuspiel Cheick Condés passieren lassen, weil er mit einem Seitenblick hektisch zum anstürmenden Pascal Schürpf schaute. Dasselbe wiederholte sich in Lugano, als Kamberi ein Zuspiel seines Torhüter Yanick Brecher am eigenen Strafraum ohne Probleme hätte erreichen und verarbeiten können, wenn er nicht seinen Lauf gebremst, mit einem Seitenblick zum anstürmenden Hicham Mahou geschaut – und so den Ball aus den Augen verloren hätte. Ob man beim anschliessenden Tackling Kryezius im Strafraum gegen Mattia Bottani wirklich auf Penalty entscheiden musste, ist eine andere Frage (siehe Randnotiz).
Der FCZ agierte wie in Luzern in der 1. Halbzeit im 4-2-3-1, nahm dann aber auf die 2. Halbzeit hin einige Umstellungen vor – und brachte mehr Variabilität in sein Spiel. Di Giusto und Okita kamen für Tsawa und Oko-Flex rein. Man lief nun in einer 4-3-3 Grundformation auf, mit Di Giusto und Marchesano auf den beiden 8er-Positionen vor dem 6er Mathew. Wenn immer möglich, versuchte man daraus in der gegnerischen Hälfte in 3-3-4 zu machen. Dafür verschob sich Conceição rechts auf die Höhe der Stürmer und machte zusammen mit Okita das Spiel breit. Lugano vermochte so den FCZ nicht mehr so effektiv im Spielaufbau zu stören. Die Positionen wurden viel rotiert – umso mehr nach der Einwechslung Boranijasevics, der dafür ein Spezialist ist.
In der Offensivleistung grosse Diskrepanzen im Team
Während es für den FCZ in der 2. Halbzeit taktisch besser lief, schien gleichzeitig aber nach den läuferisch sehr intensiven ersten 45 Minuten die Team-Energie im zweiten Durchgang sich nicht mehr auf dem gleichen Level zu befinden. Insgesamt ist die Züri Live-Teamnote mit 5,6 unterdurchschnittlich, vergleichbar mit den beiden letzten Derbys. Defensiv war die Fehlerquote relativ hoch. Offensiv herrschte eine grosse Diskrepanz zwischen den auf hohem Niveau agierenden Boranijasevic, Marchesano und Mathew – und den ungenügend auftretenden Oko-Flex oder Tsawa am anderen Ende der Skala.
Highlights – Fand es ein deutliches Hands
Personalien – Nils Reichmuth findet Räume und Anspielstationen “aus dem Nichts“
Ifeanyi Mathew: Offensiv stark, mit den meisten Abschlüssen – defensiv aber fehlerbehaftet. Von allen eingesetzten Spielern die meisten Defensiv-Minuspunkte – unter anderem am 2:0-Treffer Luganos mit schlechter Zweikampfführung beteiligt.
Cheveyo Tsawa: Bei seinem Startelf-Début mutig, stark im Direktspiel, aber noch mit dem ein oder anderen Fehlpass zu viel.
Nevio Di Giusto: Spiel läuft zu Beginn seines Einsatzes noch etwas an ihm vorbei, steigert sich dann aber schnell.
Rodrigo Conceiçâo: Gegen eine im Schnitt eher kleingewachsene gegnerische Mannschaft scheint er sich besser durchsetzen zu können. Ist erstmals der Defensiv und zum dritten Mal in der 1. Halbzeit der Beste beim FCZ, baut allerdings in der 2. Halbzeit stark ab.
Nikola Boranijasevic: Zum ersten Mal in dieser Saison der beste FCZ-Spieler einer Partie. Hingegen bereits zum vierten Mal der beste Spieler der 2. Halbzeit und ebenfalls bereits zum vierten Mal der beste Spieler in der Offensiven Phase. Nach seiner Einwechslung speziell offensiv mit viel Impact, aber letztendlich ohne Ertrag, weil von den Mitspielern insgesamt in der Schlussphase zu wenig Unterstützung kommt – und Lugano diszipliniert und abgezockt agiert.
Armstrong Oko-Flex: Kann seine Chance in der Startformation (erstmals in der Liga) nicht nutzen. Unter anderem zu wenig engagiert im Gegenpressing. Positiv kann man die sofort und friktionslos funktionierende gegenseitige Abstimmung mit Dante auf der linken Seite erwähnen.
Jonathan Okita: Seine Standards sind auch in diesem Spiel gut. Den ersten Eckball kann er allerdings erst in der 91. Minute treten. Davor gab es für den FCZ keinen. LIefert fast die Hälfte der Abschlussvorlagen. Man spürt aber trotzdem bei ihm zu wenig den unbedingten Willen eines Einwechselspielers, die Partie noch zu drehen. Verliert die Bälle teilweise zu einfach.
Nils Reichmuth: Erster Startelf-Einsatz der Saison. Findet Räume und Anspielstationen “aus dem Nichts“, so auch bei seiner Vorlage zur einzigen FCZ-Torchance der 1. Halbzeit durch Junior Ligue. Unter dem Strich aber immer noch etwas zu wenig solide.
Kommentare – Luxusproblem: viele Auswärtsfans
Randnotiz 1 – (Potentielle) Penaltyszenen
Randnotiz 2 – Veränderte Spielweise des FCZ in Zahlen
Footballytics hat die Daten des FCZ unter Bo Henriksen (Saison 23/24) mit denjenigen der ersten beiden Partien der Nach-Henriksen Ära verglichen. Natürlich ist es eigentlich zu früh, Schlussfolgerungen zu ziehen. Die Mannschaft befindet sich in einer Anpassungs- und Übergangsphase. Kurzfristig hat sich auf jeden Fall der Ballbesitz wie vermutet von 48% auf 58% erhöht. Dementsprechend gibt es praktisch keine Konter mehr und es werden 40% mehr Pässe und gleichzeitig anteilsmässig deutlich weniger Lange Bälle gespielt. Das Pressing wurde stark intensiviert. Entscheidend dabei aber: die Expected Goals-Werte haben sich deutlich verschlechtert. Die Erwarteten Tore pro Spiel haben sich von 1,52 auf 0,7 mehr als halbiert. Gleichzeitig haben sich die Erwarteten Tore für die Gegner von 1,04 auf 1,74 erhöht. Eine positive Chancenbilanz wurde zu einer stark negativen. Dazu passt, dass trotz oder gerade wegen deutlich mehr Ballbesitz die Anzahl Ballberührungen im gegnerischen Strafraum um 46% zurückgegangen sind.