Wie erwartet mehr Spannung an der Spitze der NLA: die FCZ Frauen mit vielversprechender Entwicklung im ersten Saisonviertel

Nach einem Viertel der Saison liegt der FCZ in der Nationalliga A mit einem Spiel und drei Punkten weniger als Leader Servette Chênois auf dem Dritten Platz. Dazwischen platziert sich der FC Basel. Dieses Spitzentrio vermochte sich zuletzt vom Rest der Liga etwas abzusetzen und könnte durchaus bis Ende Saison einen Dreikampf um den Titel führen, auch wenn man den FC Luzern wohl noch nicht abschreiben sollte. Das aufgrund vieler Wechsel traditionsgemäss mässig startende Lugano wäre wohl im Verlauf der Saison ebenfalls Teil dieser Spitzengruppe geworden, aber das Migrationsamt des Kantons Tessin verbot überraschend den aus dem College-Fussball stammenden Amerikanischen Austauschstudentinnen (Nicht EU-Ausländerinnen) nach drei Jahren der Duldung, weiter ohne Arbeitserlaubnis in der Nationalliga A zu spielen, da diese von den Tessiner Behörden als „Profiliga“ beziehungsweise Leistungssport eingestuft wurde. Dies nur wenige Tage nach dem bisherigen Höhepunkt des Tessiner Frauenfussballs, den beiden Champions League-Sechzehntelfinalpartien gegen Manchester City.

Die spielerische Entwicklung unter dem neuen FCZ-Trainer Ivan Dal Santo (in der Saison 03/04 Teamkollege von Dani Gygax, Blerim Dzemaili, Alain Nef, Alhassane Keita, Iulian Filipescu und Co.) ist gut. Die erfahrene Martina Moser gibt mit ihren spielerischen Qualitäten den Takt vor. Die Direktkombinationen über mehrere Stationen sorgen immer wieder für attraktive Momente im Spiel. Das Zentrale Mittelfeld bilden mit Moser die aufblühende Cinzia Zehnder auf der Sechserpositon und die proaktive Vanesa Hoti, die sich seit ihrem Sommertransfer von der Basler Ersatzbank in relativ kurzer Zeit gut entwickelt hat. Fabienne Humm liegt hinter der Luzernerin Irina Pando (-Brütsch) mit acht Treffern an zweiter Stelle der Torschützenliste und hat damit aktuell eine bessere Trefferquote als in den letzten Saisons aufzuweisen.

Barla Deplazes wird nach ihrer längeren Verletzung zur Zeit vorwiegend als Joker eingesetzt und Meriame Terchoun ist noch einiges von einem Comeback entfernt. Dementsprechend erhalten junge Spielerinnen wie Seraina Piubel, Kim Dubs, Lydia Andrade oder als Joker auch Ella Ljustina ihre Einsatzchancen im Dreiersturm. Die kampfstarke Lorena Baumann hat sich rechts hinten zu einer wichtigen Teamstütze entwickelt und auch Julia Stierli auf links wird immer konstanter. Eine leichte Schwachstelle hat der FCZ in der Innenverteidigung, wo Rahel Moser und Riana Fischer gegen starke Mittelstürmerinnen im Antritt oder auch bei hohen Bällen an ihre Grenzen stossen. Aussergewöhnlich hingegen Goalkeeperin Livia Peng, die mit 17 Jahren neben ihrer besseren technischen Ausbildung auch häufiger die richtige Entscheidung trifft, als beispielsweise Nationaltorhüterin Gaëlle Thalmann.

Servette Chênois hat gemäss dem Schweizer Frauenfussballmedium „abseits.ch“ als einziges Nationalliga A-Team beim Verband Profispielerinnen angemeldet und zwar gleich acht. Und tatsächlich sind die Genferinnen das am ambitioniertesten zusammengestellte Team. Hugo Kostezer, Trainer des NLB-Teams Rot-Schwarz Thun, vermutet ebenfalls auf „abseits.ch“, dass die Sportliche Leitung der Calvinstädterinnen in der Winterpause im Hinblick auf den Titelkampf diesbezüglich gar noch nachlegen könnte. Eine etwas gegenteilige Entwicklung nimmt der FC Basel. Das dank langjähriger Champions League-Einnahmen der Profis am besten alimentierte Frauenteam der Schweiz hat trotz weiterhin hoher Ambitionen eine Verjüngungskur vorgenommen – und ist vielleicht gerade deshalb aktuell so gut unterwegs wie schon lange nicht mehr.

Exemplarisch für die neue Strategie steht die 18-jährige Deutsche Juniorennationalstürmerin Ivana Fuso, die im Vergleich beispielsweise zur aus Basel abgewanderten langjährigen Bayern-Mittelfeldspielerin Nicole Banecki (31)  deutlich mehr Wirkung entfaltet. Zu den mit 24 Jahren bereits älteren Spielerinnen in der Stammformation gehört die nach drei Jahren aus Therwil (Nationalliga B) zurückgekehrte Andrea, jüngere Schwester von U18-Trainer Alex Frei. Innert kürzester Zeit zu einer Leistungsträgerin geworden ist die erst 16-jährige Riola Xhemaili, welche letzte Saison vorwiegend unter Giuseppe Morello bei den U15-Jungs eingesetzt worden ist.

Das FCZ-Pendant zu Xhemaili heisst Anna Matsushita. Die Zürcher Mittelfeldspielerin ist gar erst 15 und kam im September-Derby im GC Campus von Beginn weg zum Einsatz. Auch sie spielte letzte Saison häufig mit den Academy-Jungs, profitierte bei ihrem NLA-Einsatz allerdings auch von der Rotation von Trainer Dal Santo in den Englischen Wochen rund um die Champions League-Spiele gegen den FK Minsk. In diesem Sechzehntelfinal ist der FCZ bekanntlich mit zwei Niederlagen (0:1 auswärts und 1:3 vor eher konservativ gezählten 2’700 Zuschauern im Letzigrund, darunter die komplette Academy inklusive U21) gegen den Weissrussischen Serienmeister ausgeschieden.

Das Hinspiel in Minsk wurde von den Zürcherinnen dabei etwas verschlafen und ein mögliches Auswärtstor verpasst. Im Rückspiel zeigten sie hingegen eine starke Leistung und waren das bessere Team. Für den Unterschied zwischen den beiden Mannschaften sorgte schlussendlich mit Emueje Ogbiagbevha eine einzelne Spielerin, die drei Minsker Tore selber ezielte und zum vierten die entscheidende Vorarbeit lieferte. Mit ihrer an einen männlichen Profistürmer erinnernden Wucht war sie bei ihren Einzelaktionen von den FCZ-Verteidigerinnen nicht mehr einzufangen, wenn sie einmal Fahrt aufgenommen hatte.

Nach der bitteren Niederlage vor heimischem Publikum äusserten sich Seraina Piubel und Martina Moser bei Züri Live folgendermassen:

 

Auch neue U19 mit sieben FCZ-lerinnen weiter erfolglos

Die Schweizer U19-Nationalmannschaft der Frauen empfängt als Gastgeber im nächsten Juli die europäische Elite zur EM-Endrunde in Biel, Zug, Wohlen und Fribourg. Als erster Test diente dafür ein einwöchiges ebenfalls selbst organisiertes Viernationenturnier mit Gegnerinnen auf EM-Endrundenniveau (Schweden, Norwegen, Holland) in Weggis, Brunnen und Zug. Die Qualifikation für die EM 2017 war zuvor im Juni mit nur einem Punkt aus drei Spielen verpasst worden. Nun konnte auch der Heimvorteil am Viernationenturnier nicht genutzt werden. Die Gegnerinnen waren für diese Schweiz zu stark, und am Ende standen die Eidgenossinnen mit 0 Punkten aus den drei Partien auf dem Letzten Platz da. Auf das 0:1 gegen Norwegen in Weggis folgte eine 2:5-Klatsche nach 2:0-Pausenführung in Brunnen gegen die Niederlande und zum Abschluss ein 0:2 gegen Schweden, welche das Turnier gewannen.

Mit dabei waren sieben FCZ-lerinnen: Malin Gut, Elvira Herzog und Seraina Piubel gehören zum Kader der 1. Mannschaft – Sabina Jackson, Luna Lempèrière, Annina Rauber und Alissia Piperata spielen in der U21 (Nationalliga B). Die dritte Partie gegen Schweden verlief ziemlich ereignislos. Beide Teams schafften es nicht, richtig Druck aufs Tor zu erzeugen – bis die Schwedinnen in der 2. Halbzeit zum ein oder anderen gefährlichen Konter kamen. Die Differenz zwischen den beiden Teams machten vor allem die deutlich reiferen, schnelleren und zielstrebigeren Offensivspielerinnen wie Kajsa Akerberg, Loretta Kullashi und Olivia Wänglund. Bei den Schweizerinnen bestätigte sich einmal mehr der Eindruck, dass viele in der U17-Nati noch begeisternd an ihrem Limit agierenden Nationalspielerinnen in der U19 ihr Potential nicht mehr ausschöpfen können, oder gar Rückschritte gemacht zu haben scheinen.

Beim letzten Spiel in Zug wurden alle sieben Zürcherinnen eingesetzt. Torhüterin Elvira Herzog machte dabei einen ziemlich sicheren Eindruck, auch wenn sie nicht allzu viel zu tun hatte. Innenverteidigerin Annina Rauber fehlt es auf diesem Niveau an Schnelligkeit und zudem an Ruhe im Spielaufbau. Anders Luna Lempérière, die rechts in der Dreierabwehr agierte, und durch praktisch fehlerfreies, klares Spiel auffiel. Sabina Jackson und Alissia Piperata agierten hingegen ziemlich wirkungslos und waren keine grosse Hilfe. Die potentiellen Leistungsträgerinnen Malin Gut und Seraina Piubel wiederum präsentierten sich im Nationalteam weit unter ihren beim FCZ immer wieder gezeigten grossen Möglichkeiten. Dies konnte man schon in der letztjährigen U19-Mannschaft bei den FCZ-lerinnen Rahel Moser und Nathalie Lienhard beobachten.

Das A-Nationalteam hingegen startet mit zwei Siegen in die Qualifikation für die WM 2019 in Frankreich. Der Auftakt mit dem 4:1 im Albanischen Elbasan gegen das von allen europäischen Qualifikationsteilnehmern im Ranking am drittschlechtesten klassierte Team war aus Schweizer Sicht ziemlich harzig. Immerhin kam FCZ-Verteidigerin Julia Stierli zu ihrem Länderspieldébut. Nachdem sie in Albanien in der 65. Minute für die linke Seite eingewechselt worden war, begann Stierli beim anschliessenden Heimspiel gegen Polen in Biel neben Lia Wälti in der Innenverteidigung gar in der Startformation. Trotz des knapperen Resultates (2:1) war gegen die Polinnen um Ewa Pajor (Wolfsburg) und Katrzyna Kiedrzynek (PSG) eine Leistungssteigerung erkennbar. Cinzia Zehnder zeigte im 4-4-2 im Zentralen Mittelfeld neben Vanessa Bernauer eine starke Leistung und bestätigte, dass sie eine der Leistungsträgerinnen des nach sechs Rücktritten (darunter die FCZ-Spielerinnen Fabienne Humm, Martina Moser und Caroline Abbé sowie die Ex FCZ-lerinnen Sandra Betschart und Stenia Michel) etwas verjüngten Nationalteams werden kann. In beiden Partien wurde die FCZ-Mittelfeldspielerin über 90 Minuten eingesetzt. Schon länger zu den Teamleaderinnen gehört Lia Wälti (Turbine Potsdam) – wenn die Emmentalerin in der Innenverteidigung statt im Mittelfeld eingesetzt wird, spielt die Nationalmannschaft in der Regel besser. Als dritte aktuelle FCZ-Akteurin neben Zehnder und Stierli kam Meriam Terchoun in der 2. Halbzeit in Albanien zum Einsatz – Seraina Friedli und Lesley Ramseier sassen auf der Bank – Nathalie Lienhard stand auf Abruf bereit – Selina Kuster, Naomi Mégroz und Sandrine Mauron sind verletzt.