Im «Reaktionsmodus» kommt man nicht weit / FCZ – Luzern 1:1 Audio-Highlights und Analyse

Der FCZ bricht die Serie von sieben Niederlagen in Folge zu Hause gegen den FC Luzern, bleibt aber weiterhin sieglos. Die Erste Halbzeit ist eine voraussehbare Enttäuschung. Schon während dem Einlaufen ist der Unterschied zwischen den auf den Super League-Match fokussierten Luzernern und den im Vergleich dazu eher wie in der Vorbereitung auf ein Testspiel wirkenden Zürchern allzu offensichtlich. Das Letzigrund-Team ist zur Zeit immer in der Lage, nach einem Rückschlag eine Reaktion zu zeigen. So auch in der Zweiten Halbzeit gegen Luzern. Das ist mehr als Nichts – und gelingt dies bis zum Ende der Saison, dann ist der Abstieg kein Thema. Für einen Europacupplatz oder einen Erfolg im Schweizer Cup genügt dieser Modus aber nicht. In den ersten 45 Minuten war der FCZ wie schon gegen Thun gegen hoch stehende Luzerner permanent unter Druck und teilweise gar überfordert. Torhüter Vanins sprach nach der Partie richtigerweise von «Chaos».

Das Team von Trainer Uli Forte begann die Partie taktisch so, wie sie das siegreiche Spiel in St. Gallen aufgehört hatte. In einem 3-5-2 mit den beiden eher offensiv geprägten «Achtern» Marchesano und Rodriguez vor Sangoné Sarr. Die eher abwartende Taktik war aber nicht wirklich das Problem. Ist dies doch wohl der beste Weg zum Erfolg für die aktuelle Mannschaft. Das Problem war die gleichzeitig zu zögerliche individuelle Verhaltensweise sowohl im Spiel mit wie auch ohne Ball. Denn grundsätzlich hätte der FCZ auf jeden Fall die Mittel, sich aus einer Umklammerung wie derjenigen Luzerns zu lösen und erfolgreich zu kontern, auch wenn der für einmal nicht optimale Letzigrund-Rasen dies zusätzlich erschwert hat. Dem nach seiner längeren Verletzungspause noch nicht wirklich eingespielten Antonio Marchesano unterliefen zudem in der Ersten Halbzeit so viele Fehlpässe wie wohl noch selten in seiner Karriere. So schafft man es erneut nicht, gegen Luzern zu einer genügenden Anzahl von Abschlüssen zu kommen. Auf der Basis der nach SFL-Methoden erhobenen Daten kommt der FCZ in der aktuellen Saison gegen Luzern zu am zweitwenigsten Abschlüssen aufs Tor (siehe Graphik).

Zudem wurden so die individuellen Schwächen in der Zürcher Hintermannschaft wieder schonungslos aufgedeckt. Wie schon in St. Gallen und bei allen früheren Gelegenheiten zeigte sich «Grobmotoriker» Victor Palsson in Bezug auf Technik und Handlungsschnelligkeit auf Super League-Niveau als ungeeignet für die Rolle in der zentralen Hintermannschaft. Das 0:1 durch Christian Schneuwly entstand aus einem der mittlerweile unzähligen fatalen Fehlpässe Palssons vor dem eigenen Strafraum. Dem Gegner einen schnellen Umschaltmoment in der Nähe des eigenen Tores zu schenken, wird in der Super League sehr häufig sofort bestraft. Man erinnerte sich in diesem Moment unter anderem mit Grauen an die Aktionen des Isländers vor der Winterpause in Lausanne zurück. Auch bei den anderen beiden Grosschancen Luzerns war Palsson im negativen Sinne beteiligt. Nach dem ebenso katastrophalen Fehlpass von Sangoné Sarr hätte die Situation noch bereinigt werden können, aber Palsson agierte im Zweikampf mit Gvilia viel zu pomadig, so dass der FCZ nur dank einer starken Intervention von Andris Vanins gegen Tomi Juric um ein weiteres Gegentor herumkam.

Und als bei einem Luzerner Konter in der Zweiten Halbzeit Thelander mit seinem Gegenspieler Schneuwly mitging, hätte der Zentrale Abwehrmann Palsson sofort das offene Zentrum zumachen müssen, anstatt ebenfalls noch und viel zu halbherzig Schneuwly anzugreifen. Sarr, der noch hätte eingreifen können, entging dieser Lapsus von Palsson und somit war das Zürcher «Duo Infernale» erneut in Aktion, um Francisco Rodriguez auf für den FCZ beinahe schon peinliche Art und Weise zentral vors Tor ziehen und zu einer ‘’Hundertprozentigen’’ kommen zu lassen. Positiv zu erwähnen sind die aufsteigende Form Raphael Dwamenas, Pa Modou, dem wieder eines seiner etwas besseren Spiele gelang, und Débutant Lavdrim Rexhepi, welcher nach kurzen Anfangsschwierigkeiten relativ schnell ins Spiel fand. Einfacher wird es für den FCZ in den kommenden Partien nicht. YB, Basel, das aufstrebende Lugano und am kommenden Wochenende das Derby warten alle noch in dieser dritten von vier Saisonphasen.

FCZ – Luzern 1:1 (0:1)

Tore: 28. Schneuwly (Juric) 0:1; 60. Dwamena (Marchesano) 1:1.

FC Zürich: Vanins; Nef (80. Bangura), Palsson, Thelander; Winter, Sarr, Pa Modou; Marchesano (69. Rexhepi), Rodriguez; Dwamena (84. Odey), Frey..

Luzern: Omlin; Grether, Knezevic, Schulz, Lustenberger; Kryeziu, Voca; Schneuwly (87. Custodio), Gvilia (67. Cirkovic), Rodriguez (78. Demhasaj); Juric.

 

FCZ vor dem Rückrundenstart, Teil 3: die Aussenläufer

Noch etwas dünner als im Abwehrzentrum war in der Vorrunde die Personaldecke der berücksichtigten Spieler auf den Aussenpositionen. Pa Modou verpasste nur drei Spiele (Lausanne-Ouchy, Basel auswärts, Lausanne auswärts), Adrian Winter gar nur eines (Cupspiel in Chippis). Kay Voser war bis im Oktober eine Alternative auf beiden Seiten. Nach seinen Auftritten in Thun und im Derby, wo er in beiden Partien schlechtester Mann auf dem Platz war, wurde er aber nicht mehr berücksichtigt. Weiterhin eine Alternative als Aushilfe blieb Cédric Brunner, der aber in der Dreierabwehr zur Zeit wertvoller für die Mannschaft ist. Fabian Rohner, der als schneller und torgefährlicher Mann auch in der vordersten Reihe eingesetzt werden kann, kam erst in den letzten beiden Partien der Vorrunde zu Teileinsätzen in der Zweiten Halbzeit.

Adrian Winter begann wie schon vor Jahresfrist die Saison sehr gut und musste dann gegen den Winter hin (aufgrund des Familiennamens erstaunlicherweise) beissen, hatte aber nochmal einen grossen Glanzpunkt im Cup-Viertelfinal gegen Thun, dazu kam sein schönes Tor in St. Gallen. Pa Modous Leistungen gingen sowohl zwischen den Spielen wie auch innerhalb derselben Partie rauf und runter wie eine Achterbahn. Seine Ballverluste gaben ihm aber immer wieder die Möglichkeit zu schnellen Ballrückeroberungen, welche den Gegner dann manchmal auf dem falschen Fuss erwischten.

Fast alle jungen Spieler wurden in der Wintervorbereitung auf den Aussenläuferpositionen eingesetzt. Fabian Rohners Speed und Offensivqualitäten sind schon lange bekannt. In der Ersten Mannschaft hat er aber auch defensiv zugelegt und gewinnt mittlerweile die Mehrheit seiner Kopfballduelle im Mittelfeld. Wenn er seine gesundheitlichen Probleme in den Griff kriegen kann, hat er wohl gute Chancen, sich einen Stammplatz erfolgreich erspielen, erkämpfen und errennen zu können. Der ursprünglich im Zentrum beheimatete Izer Aliu hat auf der Seite ebenfalls Potential. Der 18-jährige versucht nicht wie Rohner mit Tempo, sondern mit spielerischen Mitteln hinter die Abwehr zu kommen.

Aliu hat wie Rohner einen guten Abschluss, kann aber auch von der Grundlinie den entscheidenden Pass spielen und ist zudem ein sehr guter Eckball- und Freistossschütze. Unvergessen bleibt in diesem Zusammenhang beispielsweise der U18-Meisterschaftshalbfinal im Basler St.Jakob Campus, als der FCZ dank drei gefährlichen Aliu-Freistössen zum 3:3 die Verlängerung, das Penaltyschiessen und schlussendlich den Final erreichte. Weitere (unter anderem) auf der Seite eingesetzte junge Spieler waren in der Wintervorbereitung Maren Haile-Selassie und Lavdrim Rexhepi. Haile-Selassie ist zur Zeit etwas in einem Leistungsloch, nachdem er zu Beginn der Saison noch stark begonnen hatte. Rexhepi spielte ordentlich, durfte zudem in der Regel alle Standards treten, wenn er auf dem Feld stand, konnte dabei aber nicht erkennen lassen, dass er in diesem Bereich ein mit Aliu vergleichbares Talent besitzt.

Teil 1: Torhüter

Teil 2: Dreierkette

Uli Forte und Thomas Bickel im Interview vor dem Rückrundenstart

Die Rückrunde beginnt mit dem Heimspiel gegen den FC Thun am Sonntag. Der FCZ steht auf dem Dritten Platz, aber zwischen diesem und dem Platz 10 (FC Sion) ist alles sehr nah beieinander. Wie sieht die sportliche Leitung des Klubs in Person von Trainer Uli Forte und Leiter Sport Thomas Bickel dem Rückrundenstart entgegen – und wie sieht die mittelfristige Planung aus?

Fest steht: YB hätte in der Vorrunde gerne immer gegen Thun gewonnen, wie dies dem FCZ gelungen ist, aber dazu benötigte das Forte-Team das ein oder andere Mal auch etwas Wettkampfglück. Diesmal muss man wirklich besser sein, um die formstarken und verstärkten Berner Oberländer zum Auftakt schlagen zu können!

Toni Domgjoni und Lavdrim Rexhepi haben im Trainingslager den höheren Rhythmus gemäss Bickel erstaunlich schnell annehmen können, Aliu soll in der Rückrunde auf der neuen Position seine Chance nutzen. Bickel sieht bezüglich Winter-Zuzügen keine Not, schliesst aber auch nicht aus, dass es noch einen Transfer geben könnte – aber natürlich nur, wenn die Qualität stimmt. Noch in der Schwebe ist die Situation von Kilian Pagliuca beim FC Wohlen.

Echte Toptalente schaffen in der Regel schon im Alter von 17 (oder gar 16) den Sprung in die Erste Mannschaft. Im 01-er Jahrgang gibt es mehrere Kandidaten, die den Sprung diesen Sommer schaffen könnten. Auf der Ebene der erfahreneren Spieler ist zudem für den gleichen Zeitpunkt eine mögliche Rückkehr Davide Marianis definitiv ein heisses Thema, aber trotz überaus hoher Verbundenheit Marianis zum Klub und auslaufendem Vertrag in Lugano keineswegs ein Selbstläufer.

«Eins» und U21 testen parallel und halten die Null

Nach der Rückkehr aus dem Trainingslager in der Südtürkei testete der FCZ zum zweitletzten Mal vor dem Rückrundenstart in der Region und besiegt dabei in Altach den dortigen SC Rheindorf (7. der Österreichischen Bundesliga) mit 2:0 durch zwei Tore von Roberto Rodriguez. Die beiden Teams hätten theoretisch auch schon im Trainingslager gegeneinander spielen können. Auch Altach war in Belek und verlor dort gegen GC ebenfalls mit 0:2. Gleichzeitig mit der Partie in Altach bestritt die U21 von Trainer Ludovic Magnin das erste Testspiel ihrer Rückrundenvorbereitung vor rund 300 Zuschauern im Heerenschürli gegen GC – man trennte sich am Ende 0:0.

Altach liegt in Österreich zur Zeit nur einen Punkt hinter Austria und sechs Zähler von den Europacupplätzen entfernt. In der Wintervorbereitung gab es bisher drei Niederlagen in vier Testmatches. Gegen den FCZ wirkten die Altacher bemüht, aber eine gewisse Verunsicherung war aufgrund der wenigen erzielten Tore doch etwas zu spüren, dazu die verletzungsbedingte Abwesenheit der Stammspieler Dobras und Piesinger. Der FCZ konnte im «Schnabelholz» immerhin zwei Tore durch Roberto Rodriguez erzielen – einmal aus kurzer Distanz nach langem Zuspiel von Koné, einmal von ausserhalb des Strafraumes nach einem Fehler in der Abwehr der Vorarlberger. Ganz generell kam der Stadtclub fast ausschliesslich aufgrund von Missgeschicken des Gegners zu Chancen. Und hinten spielte Andris Vanins gut mit, und konnte Bälle hinter die Zürcher Abwehr vor seinem Strafraum jeweils rechtzeitig erreichen, sowie adäquat verarbeiten.

Beide Teams spielten (abgesehen von den Langzeitverletzten) weitgehend in ihrer Stammformation. Beim FCZ ist dies im zweitletzten Test jeweils das übliche Vorgehen (während im letzten Test jeweils die Ersatzleute zum Zug kommen). Es könnte dementsprechend ein Zeichen sein, dass Alain Nef und Antonio Marchesano zur Zeit nicht zur Stammformation gehören. Mit der Einwechslung von Fabian Rohner für Cédric Brunner nahm das Zürcher Trainerteam nur einen einzigen Wechsel vor. Pa Modou spielte daher die Schlussphase in der Dreierabwehr. Dies könnte auch ein typischer Wechsel in der Rückrunde werden, denn Rohner scheint sich in der Vorbereitung weiter aufgedrängt zu haben.

SCR Altach – FCZ 0:2 (0:0)

Tore: 60. Rodriguez (Koné) 0:1, 78. Rodriguez 0:2.

SCR Altach: Kobras; Janeczek (69. Lienhart), Zech, Netzer, Honsak (56. Nussbaumer); Zwischenbrugger, Salomon, Nutz (61. Ngwat-Mahop), Gebauer, Meilinger (45. Schreiner); Grbic (61. Aigner).

FC Zürich: Vanins; Thelander, Bangura, Brunner (70. Rohner); Winter, Palsson, Rüegg, Pa Modou; Koné, Frey, Rodriguez.

Die ebenfalls im Trainingslager der Ersten Mannschaft dabeigewesenen Toni Domgjoni, Lavdrim Rexhepi, Mirlind Kryeziu, Izer Aliu und Maren Haile-Selassie traten gleichzeitig mit der U21 im Heerenschürli im Testspielderby gegen GC an. Der FCZ dominierte die Anfangsphase, liess dann aber den Gegner immer mehr ins Spiel kommen. Über die ganzen 90 Minuten hinweg hatte der FCZ die besseren Torchancen, aber Yannik Kouamé, Eric Tia und Filip Stojilkovic (U18) agierten im Abschluss noch deutlich zu wenig zielstrebig. Aus der U18 kamen neben Stojilkovic Torhüter Serkan Polat, Verteidiger Noah Lovisa und Mittelfeldspieler Guillaume Furrer zum Einsatz, dazu Torhüter Luka Deronjic aus der U16. U18-Keeper Calvin Heim war derweil in Altach als Ersatz mit dabei.

Bester Mann auf dem Platz war Routinier Florian Stahel, dem das Duell mit GC U21 gerade zum rechten Zeitpunkt zu kommen schien, um schnell wieder auf Betriebstemperatur zu finden. Die letzten rund 20 Minuten spielte der FCZ zu zehnt zu Ende, nachdem Lavdim Zumberi angeschlagen raus musste. Auch einen Testspieler konnte man beim FCZ begutachten. Auf der linken Seite agierte der aus dem Bieler Nachwuchs stammende Ambre Nsumbu. Der mittlerweile 20-jährige war beim FC Biel mit Mirlind Kryeziu während dessen Leihe ins Seeland zusammen im Team und kam in der Saison 15/16 zu drei Challenge League-Einsätzen. Seit Winter 2016 bis Sommer 2017 war er dann anderthalb Jahre lang Stammspieler in der U21 des FC Basel – und seither in den letzten Monaten auf Clubsuche. Der kräftige Aussenspieler konnte sich unter anderem mit guten Flanken durchaus empfehlen, auch wenn er teilweise etwas schnell ins Hadern geriet.

FCZ II – GC II 0:0

FC Zürich (1.Hz.): Polat; Dalvand, Stahel, Kryeziu; Dixon, Ndau, Nsumbu; Domgjoni, Furrer; Tia, Kouamé.

FC Zürich (2.Hz.): Deronjic; Kamberi, Dervenic, Berisha; Sadiku, Rexhepi, Lovisa; Aliu, Zumberi; Haile-Selassie, Stojilkovic.

Ein paar Perspektiven und viele Grenzen aufgezeigt: Hajduk – FCZ 4:1

Der FCZ kassiert im Trainingslager in Belek die zweite Testspielniederlage der Wintervorbereitung. Die Partie muss dabei aus Zürcher Sicht in drei Abschnitte eingeteilt werden. Im ersten Spielviertel ging der FCZ von der ersten Sekunde an bewusst Vollgas und spielte über seinen eigentlichen physischen Möglichkeiten zu diesem Zeitpunkt der Vorbereitung. Diese Phase der Partie war denn auch die bisher beste der ganzen Vorbereitung, man war klar dominant und konnte mit Direktpassspiel über beide Seiten den Gegner deutlich dominieren. Es hätte in diesem Spielabschnitt auch noch mehr als das eine Tor durch Dwamena (Schlenzer in die entfernte linke Ecke nach Frey-Vorarbeit in der 7. Minute) fallen können oder dürfen.

Ein nach einer leichten Berührung Thelanders an Fomitschow zu hart gepfiffener Penalty leitete dann im zweiten Viertel der Partie einen Torreigen der Kroaten ein. Der FCZ musste seinem Anfangstempo nun Tribut zollen. Der 57-fache Portugiesische Nationalstürmer Hugo Almeida verwandelte den Penalty in der 24. Minute sicher zentral unter die Latte. In der 36. Minute trifft der ehemalige Italienische U19-Nationalspieler Ahmed Said zur 2:1-Führung, drei Minuten später Ex-Barcelona B-Innenverteidiger Lopez am nahen Pfosten per Kopf nach einem Eckball von rechts gar zum 3:1 und zwei Minuten vor der Pause schiesst Almeida nach Vorarbeit von Said sein zweites Tor – 4:1. Bei allen drei Gegentoren konnte Hajduk in erster Linie aber nicht nur von Fehlern des FCZ-Verteidigers Mirlind Kryeziu profitieren.

Beim 2:1 hatte Kryeziu gleich zwei Mal die Chance, den Ball vor Said zu erlaufen, war aber sowohl mit den Füssen wie auch gedanklich zu wenig schnell. Dazwischen ging der so unter Druck gesetzte herauseilende Torhüter Vanins im Zweikampf mit Said zu viel Risiko. Beim 3:1 konnte Kryeziu seinen Gegenspieler Lopez nicht am Kopfball hindern. Und beim 4:1 ging der 1,97m-Hüne an der Grundlinie auch weil er erneut nicht schnell genug vor Ort war, zu übermotiviert und naiv in den Zweikampf mit Said, und liess sich einfach austanzen. Es gab in dieser Phase noch zwei, drei weitere Szenen bei denen Kryeziu mit dem Tempo nicht mithalten konnte. Diese 22 Minuten waren für ihn auf jeden Fall lehrreich, denn sie zeigten auf, woran gearbeitet werden muss. Das Potential ist vorhanden – und auch ein anderer Verteidiger aus dem Kanton Zürich, der vor wenigen Tagen für 20 Millionen in die Bundesliga gewechselt ist, hat noch vor etwa zwei Jahren ähnliche Testauftritte gezeigt.

Kryeziu war aber schlussendlich nur die «Spitze des Eisberges». Das ganze Team bekam im zweiten Spielviertel in der defensiven Phase seine Grenzen aufgezeigt, und erinnerte stark an die letzten zwei Auftritte vor der Winterpause. Angefangen vorne bei Michael Frey, der seinem Team bei weitem nicht mehr im gleichen Ausmass defensiv helfen kann, wie lange Zeit während der Vorrunde. Antonio Marchesano im Mittelfeld im Team zu haben, ist bei eigenem Ballbesitz wunderbar, aber die defensive Stabilität geht verloren. Das war schon in der Challenge League jeweils der Fall gewesen. Umaru Bangura wurde im Zentralen Mittelfeld getestet – eine Rolle, die der 30-jährige früher in Norwegen bei Hönefoss auch schon ausgefüllt hatte. Dies könnte grundsätzlich durchaus funktionieren, nur: Bangura ist ebenfalls einer derjenigen Defensivspieler, die zuletzt ausser Form waren und immer noch sind – genauso wie Rasmus Thelander.

Wirklich solide tritt von den Innenverteidigern zur Zeit nur Cédric Brunner auf. Wie schon während den ersten beiden Testpartien agierte Sangoné Sarr im Zentrum der Abwehr und wirkte dabei defensiv weiterhin noch nicht auf der Höhe dieser Aufgabe. Dabei wäre es aus Sicht des Offensivspiels durchaus die Idealposition für Sarr, denn er hat wohl die beste Spieleröffnung von hinten heraus. Aber die Offensivphase macht halt eben nur 50% des Spiels aus. Im zweiten Durchgang wurde dann mit Victor Palsson ein weiterer Mittelfeldmann im Abwehrzentrum gebracht. Diesem unterliefen aber wie zuletzt in jedem seiner Spiele im und am eigenen Strafraum Unkonzentriertheiten und Abspielfehler.

In der Pause wechselten beide Trainer das ganze Team. Einzige Ausnahmen waren FCZ-Torhüter Vanins  sowie Hajduk-Verteidiger Ismajli, die auch im zweiten Durchgang auf dem Platz blieben. Beim FCZ durfte Lavdrim Rexhepi diesmal im Zentralen Mittelfeld neben Kevin Rüegg ran und erneut alle Standards treten. In der 81. Minute konnte Rexhepi eine Grosschance aus sechs Metern nicht zum zweiten Zürcher Tor nutzen. Die jungen Haile-Selassie, Aliu, Koné (in der 80. Minute für Domgjoni angeschlagen ausgewechselt) und Odey zeigten mehrmals gutes Kombinationsspiel – im Abschluss schaute dann aber wenig raus.

Insgesamt hatte Hajduk im zweiten Abschnitt mehr vom Spiel, kam aber im Duell der beiden «B-Teams» trotzdem nicht zu mehr guten Torchancen, als der FCZ. Trotz der klaren Niederlage gab es neben dem starken ersten Spielviertel noch einen zweiten kleinen Lichtblick beim FCZ. Izer Aliu scheint auf gutem Wege zu sein, sich zu einer echten Alternative auf der linken Seite zu entwickeln, und konnte sich in diesem Spiel von allen Jungen am meisten empfehlen. Der 19-jährige Linksfüsser setzt seine spielerischen Qualitäten zielgerichteter ein, als in der Vergangenheit – und hat physisch sowie mental zugelegt. Es war insgesamt eine sehr lehrreiche Partie für den FCZ, denn es wurden sowohl ein paar Perspektiven, wie auch sehr viele Grenzen der Mannschaft im Ganzen und der Spieler im Einzelnen aufgezeigt.

Hajduk – FCZ 4:1 (4:1)
Tore: 7. Dwamena (Frey) 0:1, 24. Hugo Almeida (Penalty, Formitschow) 1:1, 36. Said 2:1, 39. Lopez (Basic) 3:1, 43. Hugo Almeida (Said) 4:1.
Hajduk (1. Hz): Stipica; Tudor, Ismajli, Lopez, Formitschow; Hamza, Radosevic, Basic; Ohandza, Hugo Almeida, Said.
Hajduk (2. Hz): Grbic; Juranovic, Ismajli, Savvas, Bradaric; Juric, Kozulj, Nejasmic; Sego, Kovacevic, Sehic.
FC Zürich (1. Hz): Vanins; Thelander, Sarr, Kryeziu; Rohner, Marchesano, Bangura, Pa Modou; Dwamena, Frey, Rodriguez.
FC Zürich (2. Hz): Vanins; Nef, Palsson, Brunner; Winter, Rüegg, Rexhepi, Aliu; Koné (80. Domgjoni), Odey, Haile-Selassie.

Rodriguez-Corner führt zu erstem Testspielsieg 2018

Erster Testspielsieg 2018 für den Stadtklub in Belek gegen den Fussballklub Qäbälä! Bereits vor zwei Jahren hatte der FCZ gleichenorts im Wintertrainingslager gegen den aktuellen Meisterschaftszweiten Azerbaidschans und Europa League-Gruppenphasenteilnehmer gespielt – und 0:4 verloren. Von den damals von Sami Hyypiä eingesetzten Spielern waren nur noch Yanick Brecher, Alain Nef und Sangoné Sarr mit dabei. Und am Schluss der Partie gegen einen diesmal allerdings deutlich müder auftretenden Gegner stand ein 1:0-Sieg. Es war dies die 34. Niederlage Qäbäläs in ihrem 95. internationalen Spiel der Vereinsgeschichte.

Trainer Uli Forte liess gegen Qäbälä ähnlich spielen, wie im ersten Test des Winters gegen Schaffhausen (0:2). Die Teams der beiden Halbzeiten wurden einfach etwas anders gemischt, und Pa Modou war neu wieder dabei, dafür kam Toni Domgjoni zu keinem Einsatz. Marchesano spielte diesmal zentral im Mittelfeld, anstatt hinter den Spitzen, und Lavdrim Rexhepi im Dreimannsturm, statt auf der Seite. In beiden Halbzeiten wurde im 3-4-3 gespielt. Die Erste Halbzeit wurde klar vom FCZ bestimmt, was sich auch durch ein deutliches Plus bei den Abschlüssen und Eckbällen (10:2) ausdrückte.

Die Standards wurden in der Ersten Halbzeit alle von Linksfüsser Rexhepi geschlagen. Richtig zur Sache gingen beide Teams nicht. Es ist noch früh in der Vorbereitung und daher alles mit Vorsicht zu geniessen. Unter diesen Prämissen agierte Frey wie gegen Schaffhausen wenig inspiriert und von den Zentralen Mittelfeldspielern kam kaum etwas. Palsson (in Halbzeit 1) und Marchesano (im zweiten Durchgang) hatten in der Nähe des eigenen Strafraumes mehrere gefährliche Ballverluste, aber auch Rüegg und Aliu konnten sich wenig auszeichnen. In der Zweiten Halbzeit vermochte Qäbälä das Spielgeschehen etwas auszugleichen. Der FCZ war in den zweiten 45 Minuten mit Kontern gefährlich. Diese wurden meist aber nicht sauber zu Ende gespielt.

Das Verhältnis an Grosschancen war in etwa ausgeglichen und beide Teams erzielten je ein Offsidetor.  Auf Zürcher Seite war dafür der wie schon gegen Schaffhausen zentral in der Verteidigung eingesetzte, da aber nicht wirklich überzeugende Sangoné Sarr verantwortlich. Das einzige Tor des Spiels erzielte der FCZ auf einen Corner von Rodriguez von der linken Seite. In einem Spielerknäuel am entfernten Pfosten schraubte sich Cédric Brunner am stärksten hoch und provozierte so ein Eigentor seines Gegenspielers. Es war zum zweiten Mal in dieser Saison (nach Daprelà vom FC Lugano), dass Rodriguez einen Corner so in den Strafraum schlägt, dass einem Gegenspieler ein Eigentor unterläuft.

Qäbälä – FCZ 0:1 (0:0)

Tore: 57. Eigentor (Corner Rodriguez) 0:1.

FC Zürich (1. Hz): Brecher; Nef, Bangura, Kryeziu; Winter, Rüegg, Palsson, Pa Modou; Dwamena, Odey, Rexhepi.

FC Zürich (2. Hz): Vanins; Thelander, Sarr, Brunner; Rohner, Marchesano, Aliu, Haile-Selassie; Koné, Frey, Rodriguez.

 

0:2 in Schaffhausen – FCZ noch nicht auf Betriebstemperatur

Wer einen Sinn für Esoterik, Zeichen und Omen hat, wird nach der 0:2-Testspielniederlage in Schaffhausen optimistisch auf die anstehende FCZ-Rückrunde blicken. Zum vierten Mal hintereinander traf der FCZ in der Vorbereitung auf den FC Schaffhausen. Nach den beiden Niederlagen gegen die Munotstädter in den Saisonvorbereitungen 2016 und 2017 spielte der Stadtclub jeweils eine gute Vorrunde. Der 3:1-Sieg im allerersten Match im nigelnagelneuen LIPO Park vor Jahresfrist und die anschliessenden weiteren tollen Leistungen und Resultate der Wintervorbereitung läuteten hingegen eine eher durchzogene Rückrunde ein, die nur dank dem vorangegangenen starken Herbst den Wiederaufstieg in die Super League nicht in den Sand setzte. Ein Testsieg gegen Schaffhausen scheint also ein schlechtes Zeichen, eine Testniederlage gegen den gleichen Gegner hingegen ein gutes Zeichen zu sein.

Das Stadion war im Januar 2017 noch eine Baustelle im Endstadium gewesen, und die inoffizielle Stadioneröffnung dementsprechend unter Ausschluss der Öffentlichkeit gespielt worden. Diesmal liessen sich 300 Fans (etwas mehr Zürcher, als Schaffhauser) den Match am frühen Mittwoch Nachmittag nicht entgehen. Sie sahen ein typisches Auftaktspiel in die Vorbereitung, ein etwas besseres «Anschwitzen». Betriebstemperatur wurde aber bei weitem noch nicht erreicht. Der FCZ war über weite Strecken spielbestimmend, Schaffhausen fokussierte sich wie auch in der Liga auf schnelles Umschaltspiel.

Aus solch einer Umschaltsituation entstand auch das 1:0, als die Gelb-Schwarzen in der 12. Minute erstmals am Zürcher Strafraum auftauchten und Tranquilli den in offsideverdächtiger Position halbrechts im Strafraum freistehenden Hélios Sessolo (11 Skorerpunkte in der aktuellen Challenge League-Saison) bediente, und dieser alleine vor Torhüter Vanins den Ball über den Lettischen Fussballer des Jahres lupfte. Der Offensivmann aus dem Waadtland war es dann auch, der in der 26. Minute nach einem Umfaller Tranquillis im Anschluss an ein Del Toro-Dribbling von rechts an der Grundlinie in den Strafraum den von Ref Schärer etwas übereifrig gepfiffenen Elfmeter souverän zum Endresultat von 2:0 verwandeln konnte.

Der FCZ spielte in der Ersten Halbzeit im gewohnten 3-4-3. Zu Beginn der letzten Rückrunde war Mirlind Kryeziu während drei Partien in Uli Fortes Team in der Startformation gestanden, und hatte dabei bei einem 4:1-Sieg in Wil auch gleich sein erstes Profitor erzielt gehabt (seinen Einstieg im Profibereich hatte er zuvor während einer Leihe zum FC Biel gefeiert). Ein durch einen Kreuzbandriss geprägtes Jahr später nimmt der 20-jährige Zürcher einen neuen Anlauf und machte seine Sache vergleichsweise gut. Seine routinierten Nebenleute Bangura und Thelander wirkten deutlich weniger solide und fokussiert. Und gerade auch der häufig hadernde Michael Frey präsentierte sich zum Auftakt ähnlich uninspiriert kämpfend wie zeitweise zum Vorrundenabschluss in Lausanne.

Izer Aliu hatte in der Ersten Halbzeit am meisten Spielanteile und suchte immer wieder mit Maren Haile-Selassie, Michi Frey, Fabian Rohner oder Roberto Rodriguez den Doppelpass. Der 19-jährige musste sich aber auch ein, zwei Mal von den „viferen“ Challenge League-Profis Schaffhausens den Ball abluchsen lassen. Maren Haile-Selassie hatte auf der linken Seite etwas mehr gute Szenen als Fabian Rohner auf rechts, der in diesen ersten 45 Minuten noch nicht ganz die Bindung zum Spiel fand.

Zur Halbzeit wechselte Forte das gesamte Team aus. Lavdrim Rexhepi kam dabei auf links zu seinem ersten Einsatz in der 1. Mannschaft und bestätigte seine zuletzt guten Trainingseindrücke. Wie gegenüber Züri Live in einem Kurzinterview geäussert will der Offensivmann das Beste herausholen – und dies in jeder Situation, sei es im Spiel oder im Training. Etwas weniger zu sehen war von Mittelfeldspieler Toni Domgjoni. Dieser war zwar bemüht, bekam aber kaum mal einen Ball in die Füsse. Mit Marchesano feierte der zweite «Toni» wie Kryeziu nach Verletzungspause sein Comeback. Für den Tessiner wurde das System in der Zweiten Halbzeit leicht angepasst. Aus dem offensiven Dreizack Koné – Frey – Rodriguez der Ersten Halbzeit wurde der Triangel mit Marchesano auf der 10-er Position hinter einem Zweimannsturm Dwamena – Odey.

Der FCZ-Anzug für die Zweite Halbzeit begann gut, schien aber im Verlauf des Durchganges bereits relativ früh müde zu werden, so dass dann gegen Ende der Partie nie wirklich das Gefühl aufkam, der FCZ könnte noch die zwei Tore zum Ausgleich erzielen. Schaffhausen-Coach Smiljanic wechselte etwas weniger und später, als sein Gegenüber auf der Zürcher Trainerbank. Der 22-jährige Innenverteidiger Stefan Umjenovic vom Österreichischen Zweitligisten Florisdorfer AC wurde 78 Minuten lang getestet und für die Schlussphase durch Pedro Pacheco vom FC Basel ersetzt. Beide sind Kandidaten als Ersatz für den zu GC gewechselten Juniorennationalspieler Jean-Pierre Rhyner. Weitere neue Gesichter bei den Gelb-Schwarzen waren Mittelfeldspieler Yannick Helbling von Rapperswil-Jona als möglicher Ersatz für den ebenfalls zu GC gewechselten Bujar Lika, und der 18-jährige Jovan Rether aus der Zweiten Mannschaft.

Schaffhausen – FCZ 2:0 (2:0)

Tore: 12. Sessolo (Tranquilli) 1:0, 26. Sessolo (Penalty, Tranquilli) 2:0.

Schaffhausen: Grasseler; Gonçalves (46. Loosli), Umjenovic (78. Pacheco), Mevlja; Tranquilli, Bunjaku (62. Rether), Helbling (78. A. Demhasaj), Mikari (46. Fioravanti); Del Toro (46. Castroman); Sessolo (62. Gül), Barry.

FC Zürich (1. Hz): Vanins; Thelander, Bangura, Kryeziu; Rohner, Palsson, Aliu, Haile-Selassie; Koné, Frey, Rodriguez.

FC Zürich (2. Hz): Brecher; Nef, Sarr, Brunner; Winter, Rüegg, Domgjoni, Rexhepi; Marchesano; Dwamena, Odey.

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