Brecher, Marchesano, Guerrero gut – FCZ gut: Leistungsbilanz der 1. Saisonhälfte

In der ersten FCZ-Saisonhälfte 23/24 waren mit Yanick Brecher, Antonio Marchesano und Adrian Guerrero die Leistungsträger aus der Meistersaison 21/22 auffälligerweise die besten regelmässig eingesetzten Akteure. Es waren auch genau diese Spieler gewesen (zusammen mit Blerim Dzemaili und Wilfried Gnonto), welche unter Franco Foda den grössten Leistungseinbruch erlitten hatten – und nun unter Bo Henriksen wieder aufblühen. Mit anderen Worten: spielen Brecher, Marchesano und Guerrero gut, spielt der FCZ gut. Guerrero hat dabei nach seinem verletzungsbedingten Ausfall während vier Partien Mitte der Vorrunde in der 2. Hälfte des Herbstes erst so richtig aufzudrehen begonnen und dabei sein Pendant Nikola Boranijasevic noch überholt, der mit zwei ungenügenden Noten in Winterthur und St. Gallen am Ende noch nachliess. Ebenfalls im oberen Drittel des Notenschnittes befinden sich die beiden Zentrumsspieler Condé und Mathew sowie der in der Winterpause in die U21 versetzte Fabian Rohner. Vor allem aufgrund der ersten Hälfte der Vorrunde sind die Durchschnittsnoten der 1. Halbzeit generell besser als diejenigen der 2. Halbzeit. Allerdings hat sich dieses Verhältnis gegen Ende der Vorrunde eher umgedreht.

Dreierabwehr der schwächste Mannschaftsteil

Die Intensität in den ersten 45 Minuten war im Sommer und Frühherbst die grosse Stärke des FC Zürich gewesen. Man ging immer in Führung und konnte dann meist den Sieg nach Hause bringen. Antonio Marchesano verkörperte diese Spielweise gut. Mit 7,4 war er bisher der Beste in der 1. Halbzeit und hatte dann in der 2. Halbzeit eine um 0,7 tiefere Durchschnittsnote. Dies obwohl er als Einwechselspieler gute Leistungen zeigte. Die schlechteren 2. Halbzeit-Noten stammen von seinen Einsätzen, in denen er in der Startformation stand. Möglicherweise deutet sich hier beim 33-jährigen ein Phänomen an, das bei Blerim Dzemaili ganz ausgeprägt war: über bis zu 45 Minuten in der Lage, die Super League-Intensität mitzugehen und die individuelle Qualität auszuspielen, aber gleichzeitig mit starkem Leistungsabfall und vielen Fehlern bei längeren Einsätzen. Gegen die Wintermonate hin wurde die 1. Halbzeit immer häufiger regelrecht “verschlafen“. In denjenigen Partien, in denen der FCZ in Rückstand geriet, holte er nur ein einziges Mal (gegen Stade Lausanne-Ouchy) noch einen Punkt. In den anderen drei Fällen (Servette (H), Winterthur (A), St. Gallen (A)) wurde ein Niederlage draus. Nikola Katic ist die grosse Ausnahme der Regel. Seine 1. Halbzeiten waren im Schnitt mit 4.3 deutlich ungenügend, die 2. Halbzeit dann aber um gleich 1,2 Noten besser. Der Kroate braucht jeweils eine 45-minütige Anlaufzeit, um richtig in die Partie zu kommen. Von den mehr als 500 Minuten eingesetzten Spielern war ansonsten nur noch Lindrit Kamberi in der 2. Halbzeit leicht besser, als in den ersten 45 Minuten.

Vier Spieler waren im Herbst insgesamt ungenügend: Katic und die drei weniger als 500 Minuten eingesetzten Avdijaj, Bar und Hodza. Alle diese drei Spieler gehören mittlerweile nicht mehr zum (engeren) Kader der 1. Mannschaft. Nach Positionen betrachtet hat der FCZ des Herbstes seine starken Mannschaftsteile im Tor und im Vierermittelfeld mit Boranijasevic – Condé – Mathew – Guerrero. Der schwächste Mannschaftsteil ist die Dreierabwehr – vor allem in defensiver Hinsicht. Mit einem Notenschnitt von 6,0 liegt Fabio Daprelà im Mittelfeld der Noten und ist dabei gleichzeitig der beste Abwehrspieler. Der ehemalige GC- und Lugano-Abwehrmann ist gleichzeitig der Einzige aus der Dreierabwehr, welcher Defensiv eine bessere Note zu verzeichnen hat, als Offensiv. Insgesamt die beste Offensivnote der regelmässig eingesetzten Spieler erzielte Adrian Guerrero mit 7,9. Am anderen Ende der Skala befindet sich Jonathan Okita mit 5,2. Gemeinsam haben die beiden, dass sie meist gute Standards schlagen. Defensiv überzeugte Yanick Brecher (7,4) am meisten mit Nikola Katic (4,4) als dem Gegenstück am anderen Ende der Skala.

Afriyie und Marchesano sollten in der Offensiven Phase häufiger die Position tauschen

Trotz eher durchschnittlicher Abschlusseffizienz von 18% war Jonathan Okita dank der Menge seiner Abschlüsse (55) der beste FCZ-Torschütze der Vorrunde (10). Ignoriert man die beiden Penaltytreffer (mit einer statistischen Trefferwahrscheinlichkeit von rund 75%) hat Okita aus dem Spiel heraus eine Abschlusseffizienz von 15% zu verzeichnen gehabt. Inklusive der beiden Penaltys kommt Okita auf eine Torbeteiligungsquote (inklusive Pre-Assists) von 1,07 pro 90 Minuten. Fabian Rohners, Ivan Santinis und vor allem Antonio Marchesanos Torbeteiligungen pro 90 Minuten waren noch wesentlich höher – wobei Santini einen hohen Anteil Spielminuten in Cup-Partien gegen Unterklassige in der Statistik hat (57%). Auch die wenig eingesetzten und sich im oberen Drittel der Torbeteiligungen pro 90 Minuten befindlichen Avdijaj, Oko-Flex und Hodza haben einen hohen Anteil Spielminuten in Cup-Partien. Bei Santini und Oko-Flex war jeder zweite Abschluss ein Tor.

Von den regelmässig eingesetzten Spielern weiterhin am wenigsten an FCZ-Treffern beteiligt waren Silvan Wallner und Rodrigo Conceição – sogar die Torhüter Yanick Brecher und Zivko Kostadinovic hatten mehr Torbeteiligungen pro 90 Minuten Einsatzzeit. Daniel Afriyie traf im Herbst nur zwei Mal ins Netz (Doppelpack gegen Lugano). Dies lag nicht an der Anzahl Abschlüsse (mit 39 am drittmeisten nach Okita und Marchesano), sondern an seiner geringen Abschlusseffizienz von 5%. Die Torvorbereitung scheint dem Ghanaer besser zu liegen. Defensiv verrichtete er seine Aufgabe auf der 10er-Position zwar meist gut, aber offensiv erzielt er jeweils mehr Wirkung, wenn er über die rechte Halbposition kommt. Dementsprechend könnte es Sinn machen, dass beispielsweise Afriyie und Marchesano beim Umschalten von Defensive auf Offensive häufiger die Position tauschen würden.

Condé und Conceição treffen das Tor nicht

Jonathan Okita war bisher in dieser Saison an 122 Abschlüssen beteiligt. Dahinter folgen Antonio Marchesano (97), Ifeanyi Mathew (94), sowie Adrian Guerrero und Nikola Boranijasevic (je 88). Cheick Condé und Rodrigo Conceição haben mit 15 am meisten Abschlüsse abgefeuert ohne dabei einen Treffer erzielt zu haben.

Neues Sturm-duo Für den FCZ? / Lugano – FCZ VORSCHAU

Direktbegegnungen im Überblick (dbfcz)

Der FC Lugano schafft es genauso wie Servette mit dem zusätzlichen Europacup-Engagement besser umzugehen, als der FC Zürich und der FC Basel es letzte Saison taten. So sind die Tessiner trotz einer guten Europacup-Saison sowohl in der Liga als auch im Cup immer noch im Rennen. Nach vier Punkten aus den ersten zwei Partien der Conference League-Gruppenphase gab es zuletzt zwei Niederlagen gegen den FC Brügge. Brügge hat den mit Abstand höchsten Marktwert aller belgischen Mannschaften (fünf Mal höher als Lugano). Die Stammspieler dieses Kaders würden auch der FC Basel oder YB nicht verpflichten können. So beispielsweise den vor einem Jahr in der Europa League-Gruppenphase gegen den FCZ überzeugenden Mittelfeldspieler Hugo Vetlesen, der für rund CHF 8 Millionen von Bodø / Glimt in die belgische Metropole stiess. Das ersatzgeschwächte Team von Coach Mattia Croci-Torti zeigte trotz der 0:2-Niederlage in Belgien eine mental, spielerisch und taktisch reife und auch mutige Leistung. Der Gegner wurde dabei mit sechs bis acht Mann hoch in der gegnerischen Hälfte angegriffen.

Taktikfuchs Croci-Torti mit beschränkten Optionen

Davor hatte Lugano zu Hause gegen YB 1:1 Unentschieden gespielt und daraufhin im Cup Lausanne-Sport 4:0 auswärts geschlagen. Anschliessend folgte auf der Tuilière das Meisterschaftsspiel gegen den gleichen Gegner, welches 1:3 verloren ging. In dieser Partie waltete für die Luganesi “Murphy’s Law“: es ging so ziemlich alles schief, was schief laufen kann. Obwohl man früh in der Partie den verletzungsbedingten Ausfall von Mattia Bottani verkraften musste, hielt man bei numerischem Gleichstand das 0:0. In der 70. Minute wurde dann aber Aussenverteidiger Marques mit Gelb-Rot vom Platz gestellt. Dann gelangen dem neuen Lausanne-Flügel Samuel Kalu zwei aussergewöhnliche Standards zum 1:0 und 2:1. Anderen Super League-Gegnern von Lausanne werden diese wohl auch noch Kopfzerbrechen bereiten. Dazwischen hatte Lugano in Unterzahl durch Captain Sabbatini ausgeglichen. Aber das nützte letztendlich nichts, weil auch noch Aushilfs-Keeper Steven Deana in entscheidenden Szenen nicht die beste Figur abgab.

Aufgrund der Ausfälle von Marques, Hajrizi, Bottani, Celar, Grgic, Valenzuela und Vladi bleiben Lugano-Trainer Croci-Torti für die Aufstellung gegen den FCZ nicht viele Alternativen. Variante A wäre ein Formation wie gegen YB und in Brügge, als die Bianconeri mit einer Dreierabwehr und hoch pressenden Aussenläufern aufliefen. In diesem Fall hätte der 19-jährige Ayman El Wafi eine Chance, von Beginn weg zum Zug zu kommen. Variante B wäre das klassische 4-3-3. So oder so fehlt Lugano abgesehen vom eher formschwachen Boris Babic zur Zeit ein klassischer Mittelstürmer. Positive News für die Tessiner sind, dass Wirbelwind Ignacio Aliseda erstmals wieder zur Verfügung steht. Für ihn muss der FCZ ebenso gewappnet sein, wie für Unterschiedsspieler Renato Steffen. Durch den Ausfall des spielerisch starken Sechsers Anto Grgic wird diese Position wieder durch den klassischen “Ausputzer“ Sabbatini interpretiert. Der Uruguayer bietet seiner Abwehrreihe viel Unterstützung an. Davor hatte der Lugano-Captain auf der Achterposition eher Pressingaufgaben weiter vorne übernommen.

Rohner und Oko-Flex harmonieren gut

Beim FCZ sind alle wieder an Bord. Man muss dabei Wege finden, vorne wieder so treffsicher aufzutreten wie zu Beginn der Saison. Für Fabio Daprelà wäre ein Auftritt in Lugano, wo er in sechs Jahren annähernd 200 Wettbewerbsspiele gemeistert hat, speziell. Zuletzt zeigte seine Formkurve aber nach unten. Er kam angeschlagen zum FCZ und scheint immer noch an diesem Problem zu knabbern – und es kamen zuletzt neue Problemzonen hinzu. Guerrero hat zuletzt gut gespielt und würde eine Startelfnomination verdienen. Vorne könnte es Bo Henriksen mal mit dem Duo Rohner / Oko-Flex versuchen. Die beiden haben sich bezüglich Laufwege und Timing sowohl in Cup-, als auch in Liga- und Testspielen bisher immer sehr gut verstanden. Gegen ein Lugano, das relativ viel Ballbesitz hat, bietet sich dieses Umschalt-Duo noch zusätzlich an. Dazu kommt, dass Okita und Marchesano zuletzt als Einwechselspieler besser performten, als wenn sie von Beginn weg aufliefen.

Marchesano glänzt auch dank Afriyie – Das FCZ-Kader 23/24 in der Zwischenbilanz, Teil 1

Der FCZ hat einen sensationellen Saisonstart in die Super League erwischt und ist weiterhin ungeschlagen. Dafür braucht es in erster Linie eine gute Team-Leistung. Heute schauen wir uns in einer Spezial-Analyse aber die Entwicklung der einzelnen Spieler an. Wer hat sich im Vergleich zur letzten Saison am meisten gesteigert? Wer hat noch Potential? Welcher Mannschaftsteil trägt am meisten zum guten Lauf bei? Wie machen sich die Neuen? Und vor allem: wie sieht die Leistungsentwicklung der einzelnen Spieler vom Saisonstart bis heute aus? Die Analyse berücksichtigt die ersten elf Super League-Runden (bis und mit dem Spitzenkampf in Bern) und die zwei Cup-Runden. Die insgesamt 13 Spiele machen knapp unter einem Drittel der Saison aus.

Antonio Marchesanos Konstanz: immer beteiligt, wenn der FCZ Tore erzielt

Als Erstes schauen wir auf die Statistik der Torbeteiligungen. Der FCZ gehört aktuell zu den offensiv stärksten Mannschaften der Liga und hat in den 13 Partien (inklusive Cup) insgesamt 28 Treffer erzielt. Die Werte der fünf Spieler Kostadinovic, Kryeziu, Bar, Nils Reichmuth und Miguel Reichmuth sind dabei mit Vorsicht zu geniessen, da sie jeweils nur einen oder zwei Einsätze im Cup gegen unterklassige Gegner hatten. Ivan Santinis Torbeteiligungsquote liegt bei 2,08 pro 90 Minuten. Allerdings gehen alle seine bisherigen Torbeteiligungen (drei Tore) auf die beiden Cup-Partien zurück. Die hohe Quote ergibt sich dann vor allem aus seinen bisher nur sehr kurzen Einsätzen in der Liga. Schon letzte Saison war Santini bei den Tor- und Torbeteiligungsstatistiken pro 90 Minuten ganz vorne, damals hatte er aber immerhin zwei Tore im Europacup gegen deutlich stärkere Gegner als Red Star oder Tuggen erzielt.

Abgesehen von Santini sticht der Wert von Antonio Marchesano heraus. 1,84 sind ein sensationell hoher Wert. Die einzigen beiden Einsätze, in welchen der Tessiner nicht an einem Tor beteiligt war, waren die beiden 0:0 in Lausanne und Bern. Ohne Marchesano und seine gute Form wäre das aktuelle Tabellenhoch des FCZ undenkbar. Seit seiner Ankunft im Sommer 2016 hat der Offensivspieler eine sehr hohe Konstanz an den Tag gelegt, ist nie unter ein zumindest ordentlich bis gutes Niveau gefallen. Seine erste Saison in der Challenge League war sehr gut. Dann fiel sein Züri Live-Notenschnitt in der kommenden Saison um rund anderthalb Noten, weil er sich erst ans Super League-Niveau gewöhnen musste. Seine Leistungskurve steigerte sich dann aber von Saison zu Saison kontinuierlich, mit dem Höhepunkt der Meistersaison, als er von den regelmässig eingesetzten Spielern der Notenbeste war. Nach einer kleinen Baisse in der vergangenen Saison ist er nun nach 13 Partien von den regelmässig eingesetzten Akteuren gemeinsam mit Yanick Brecher wieder der Notenbeste.

Bemerkungen: Nur Spieler mit mindestens 10 Saisoneinsätzen berücksichtigt. Saison 23/24: Stand nach 13 Partien.

Fabian Rohners Effizienz: mehr als jede vierte Abschlussbeteiligung ist ein Tor

In der Mehrzahl seiner bisherigen FCZ-Saisons hatte auch Fabian Rohner eine gute bis sehr gute Note. Aktuell ist er nach Marchesano mit 1,34 Torbeteiligunen pro 90 Minuten der zweiteffektivste Spieler in der Offensive und liegt auch ligaweit in gewissen Offensivstatistiken weit vorne. Seit Mitte September hat Rohner genauso wie Marchesano in jeder Partie in welcher der FCZ getroffen hat, seine ein bis zwei Torbeteiligungen gehabt. Armstrong Oko-Flex ist in der Statistik fast auf gleicher Höhe mit Rohner. Seine bisher einzigen Torbeteiligungen waren die beiden späten und für die Punkteverteilung nicht mehr relevanten Treffer bei den klaren Auswärtssiegen in Tuggen und Luzern. Jonathan Okita hatte in den ersten sieben Saisonspielen zehn Torbeteiligungen. Seither ist seine Quote etwas gesunken. Adrian Guerreros Torbeteiligungsquote liegt über derjenigen von Stürmer Daniel Afriyie. Von den Aussenläufern die mit Abstand schlechteste Torbeteiligungsquote hat Rodrigo Conceição.

Die gesamte Anzahl an von Züri Live erfassten Abschlussbeteiligungen pro Spiel reichten von 20 im Wankdorf gegen YB bis zu 81 im Auswärtsspiel bei Lausanne-Sport. Eine hohe Anzahl von Abschlussbeteiligungen deutet nicht nur auf viele Torchancen hin, sondern auch auf eher durch kontrolliertes Aufbauspiel herausgespielte Abschlussmöglichkeiten. Im schnellen Umschaltspiel kommt man dagegen häufig nach ein oder zwei Pässen bereits zum Abschluss. Die Höchstwerte in dieser Saison liegen bei Bledian Krasniqi, der in den Cup-Partien gegen Red Star und Tuggen zwölf und elf Abschlussbeteiligungen hatte. Lindrit Kamberi kam in der Liga beim Saisonauftakt gegen Yverdon ebenfalls auf elf. Miguel Reichmuth, der die Wertung anführt, hatte 100%, der zweitplatzierte Avdijaj 60% seiner Einsatzzeit gegen Red Star. Bei den regelmässig eingesetzten Stürmern liegt Marchesano vorne, allerdings nicht so deutlich wie bei den Torbeteiligungen. Dies zeigt mit anderen Worten, dass Marchesanos Abschlussbeteiligungen häufiger zu Toren führen, als bei anderen Zürcher Offensivkräften. Noch extremer ist diese Effizienz bei Fabian Rohner: mehr als jede vierte seiner Abschlussbeteiligungen führt zu einem Tor. Ebenfalls eine sehr gute Effizienz der Abschlussbeteiligungen hat Fabio Daprelà (beinahe jede vierte ist drin). Daprelà fokussiert sich noch stärker aufs Verteidigen als sein Vorgänger Aliti, aber wenn er sich mal vorne einschaltet, wird es nicht selten gefährlich.

Brecher, Marchesano, Boranijasevic: die Säulen der Mannschaft

Die beste Durchschnittsnote 23/24 hat bisher Miguel Reichmuth. Diese basiert allerdings auf seinem einzigen (Teil-)Einsatz gegen Red Star. Das Team wird in dieser Saison bisher getragen von drei Spielern: Yanick Brecher, Antonio Marchesano und Nikola Boranijasevic. Diese drei haben von allen regelmässig eingesetzten Spielern die mit Abstand beste Durchschnittsnote. Alle drei haben sich zudem im ersten Saisondrittel im Vergleich zur letzten Spielzeit gesteigert, am meisten Brecher. Seine Statistiken sind nicht nur bei Züri Live, sondern auch bei anderen Datenerfassern deutlich besser als in der vergangenen Spielzeit. Dahinter folgt eine Sechser-Gruppe angeführt von Cheick Condé mit Guerrero, Rohner, Mathew, Daprelà und Afriyie mit einem Notenschnitt zwichen 6.0 und 7.0, welche die drei High Performer unterstützen. Mit Daprelà ist unter diesen neun nur ein Verteidiger dabei. Kamberi sowie vor allem Wallner und Katic hinken dem allgemeinen Niveau bisher hinterher. Nikola Katic hat sich im Vergleich zur letzten Saison am meisten gesteigert, sein Notenschnitt ist aber immer noch ungenügend, wenn auch mit klar steigender Tendenz im Verlauf dieser immer noch jungen Saison. Mit Ausnahme von Fabio Daprelà haben die neu zum Team gestossenen Spieler die Mannschaft noch nicht besser gemacht, auch wenn bei Rodrigo Conceição eine positive Tendenz sichtbar ist. Armstrong Oko-Flex zum Beispiel macht noch zu viele potentiell entscheidende Fehler. Obwohl es allgemein bisher sehr gut läuft, gibt es auch Spieler, die letzte Saison besser gespielt haben, als in der aktuellen Spielzeit. Am meisten trifft dies auf Selmin Hodza, Donis Avdijaj, Bledian Krasniqi und Ifeanyi Mathew zu. Dementsprechend ist gerade bei diesen Spielern (abgesehen vom wegtransferierten Avdijaj) mit das grösste Verbesserungspotential zu suchen.

Offensiv überzeugen in dieser Saison bisher Nikola Boranijasevic und Antonio Marchesano am meisten. Dahinter folgen unter anderem Yanick Brecher und Adrian Guerrero. Marchesano an erster Stelle hat sich im Spiel mit Ball im Vergleich zu letzter Saison wieder sehr stark gesteigert. Auch Boranijasevic, Afriyie, Santini und Katic zeigen sich diese Saison offensiv stark verbessert. Jonathan Okita ist der Mann für die speziellen Aktionen, der diese Saison vor allem mit seinen konstant gut geschlagenen Standards überzeugt. Gleichzeitig ist er auch der Mann mit den mit Abstand meisten unnötigen Ballverlusten und falschen Entscheidungen im Offensivspiel. In Erinnerung bleiben werden seine tollen Tore. Die Benotung seiner Aktionen wird hingegen von den vielen Fehlern ebenfalls beeinflusst. Zumindest hat sich trotz allem seine Gesamtnote im Vergleich zur letzten Saison verbessert.

Daniel Afriyie entlastet Marchesano

Die Defensiv-Noten sind diese Saison bisher tiefer als die Offensiv-Noten. Kein regelmässig eingesetzter Spieler erreicht defensiv eine Note über 7.5. Yanick Brecher steht an erster Stelle gefolgt von Daniel Afriyie, Cheikh Condé und Fabio Daprelà. Antonio Marchesanos Defensivleistung ist hingegen weniger gut, als letzte Saison. Hier zeigt sich auch eine Veränderung der Rollenverteilung. Afriyie wird teilweise für seine geringen Skorerpunkte kritisiert. Dabei muss aber berücksichtigt werden, dass der Ghanaer diese Saison viele Defensivaufgaben übernimmt, die letzte Saison noch Antonio Marchesano erledigt hat. Dieser kann sich dadurch wieder mehr auf die Offensive Phase fokussieren. So übernimt Afriyie im Zentrum zum Beispiel häufig die Manndeckung des gegnerischen spielmachenden Sechsers. Zuletzt gegen YB war Afriyie zudem auch bei der Verteidigung gegnerischer Standards im eigenen Strafraum stark. Mehr auf die Offensive fokussiert sich diese Saison auch Bledian Krasniqi, allerdings eher mit negativem Effekt. Der Techniker hat auch schon in der Vergangenheit immer nur dann auf Super League-Niveau wirklich gut gespielt, wenn er über den Kampf ins Spiel fand. Mirlind Kryeziu machte in den beiden Cup-Spielen gegen Red Star und Tuggen defensiv keinen guten Eindruck. Nikola Katic hatte auch diese Saison wieder einzelne katastrophale Auftritte gegen Yverdon und im Stadtderby, aber nicht mehr so häufig wie noch letzte Saison. Der Kroate spielt mittlerweile mehrheitlich genügend – und zuletzt in Bern sogar sehr gut.

Allmend, Freistoss, Marchesano / Luzern – FCZ Analyse

TAKTISCH INTERESSANTES SPITZENSPIEL AM PILATUS / LUZERN – FCZ VORSCHAU (Züri Live)

In Luzern gelingt dem FCZ auf viel besserer Unterlage als im Letzigrund eine der besten Partien der bisherigen Saison. Offensiv macht man kaum Fehler und Defensiv funktioniert das Pressing immer besser. Der FCZ spielt im Ligavergleich wenig Pässe, vor allem deutlich weniger Querpässe und Rückpässe als die Konkurrenz. -Die „Smart Passes“ und die Anzahl Pässe ins Angriffsdrittel ist hingegen relativ hoch. Die 1. Halbzeit war mit einer Durchschnittsnote von 6,5 die zweitbeste Halbzeit der bisherigen Saison nach der 1. Halbzeit in Basel. Die 2. Halbzeit war leistungsmässig trotz der drei Tore insgesamt eher durchschnittlich. Es ist bereits das sechste Spiel in Folge mit besserer 1. Halbzeit. Dies liegt einerseits an der Energie, mit welcher die Mannschaft jeweils zu Beginn in eine Partie geht und dabei fast immer das wichtige Führungstor erzielt – so auch diesmal. Dies kann man jeweils nicht über 90 Minuten durchziehen. Es kommt dann jeweils sehr auf die Leistung der frischen Einwechselspieler an, inwieweit man bis zum Schlusspfiff trotzdem noch ein gewisses Energielevel halten kann.

Highlights – Abubakar macht ein Riesentheater

Personalien – Marchesano und Katic ausgerechnet in Luzern mit persönlichen Highlights

  • Yannick Brecher: Hat defensiv so gut wie nichts zu tun, speziell in den ersten drei Vierteln der Partie.
  • Nikola Katic: Ausgerechnet in Luzern, wo er im April die damalige 1:4-Niederlage fast im Alleingang verschuldet hatte, gelingt Katic nur wenige Tage nach seinem schlechten Derby seine bisher beste Saisonleistung.
  • Fabio Daprelà: Erstmals seit dem St. Gallen-Heimspiel kann er wieder einmal 90 Minuten durchspielen.
  • Nikola Boranijasevic: Vier Pre-Assists in den letzten fünf Spielen. In der Anfangsphase läuft das Zürcher Spiel überall durch, aber nicht über Boranijasevic. Es wird über Links oder durch die Mitte gespielt. Und wenn ein Ball nach rechts vorne kommt, dann ist es ein hoher Ball, für welchen Kamberi der Zielspieler ist.
  • Ifeanyi Mathew: Einziger Spieler der Startformation mit einer ungenügenden Note. Bei gegnerischen Eckbällen mehrmals unaufmerksam. In der 40. Minute beispielsweise bemerkt er nicht, dass Dorn und Jashari ihre Rollen tauschen und in der 61. Minute steht Abubakar völlig frei – wohl weil Mathew die kurz zuvor getätigten Luzerner Wechsel nicht mitbekommen hat.
  • Antonio Marchesano: Vor zwei Jahren gelang Marchesano eine im Schweizer Fussball wohl einmalige Serie von vier Direkten Freistosstoren in fünf Spielen. Die Serie begann auf der Allmend und endete 1km Luftlinie entfernt auf dem Kleinfeld. Nun trifft Marchesano erneut in Luzern mit einem Direkten Freistoss – und legt im gleichen Spiel noch ein weiteres Tor nach. Seine Handlungsschnelligkeit ist wieder auf dem Niveau seiner besten Zeiten. Dazu ist er in Luzern erstmals in dieser Saison auch noch der defensiv Beste seines Teams.
  • Daniel Afriyie: Defensiv nach Marchesano der zweitbeste Spieler beim FCZ (Note „8“). Der Erfolg in Luzern war vor allem darum möglich, weil die Stürmer sehr gut verteidigten. Afriyie hängte sich wie ein Rucksack an Luzern-Schlüsselspieler Jashari und ermöglichte zudem im Pressing das 3:1 mit einem Assist. Offensiv mit Note „9“ sogar noch besser. Liess in der letzten Viertelstunde der Partie etwas nach.
  • Jonathan Okita: Seine beste Offensivnote der Saison („8“). Eine Entwicklung ist zu sehen: der grossgewachsene Stürmer beginnt nun auch Kopfballverlängerungen bei langen hohen Bällen zu machen, denen er bisher immer tunlichst aus dem Weg gegangen ist.
  • Fabian Rohner: Vier Assists in den letzten vier Spielen. Rohner ist mit einem praktisch tadellosen Einsatz mitverantwortlich für die Siegsicherung und mit Maximalnote „10“ erstmals in dieser Saison MVP und offensiv bester Spieler der Partie auf FCZ-Seite.
  • Armstrong Oko-Flex: Sein Einsatz startet wenig erbaulich mit einem Handspiel bei der Ballannahme und weiteren Ballverlusten – letztendlich trotzdem genügend.

Kommentare – Haas kommuniziert am meisten

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Neuverpflichtungen als Sorgenkinder / Tuggen – FCZ Analyse

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Es ist alles angerichtet, ein Fussballfest zu feiern (Höfner Volksblatt)

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In der Liga gehören die kontinuierlichen teilweise extremen Auf und Abs zur DNA des Stadtclubs. Im Schweizer Cup hingegen muss man in der Historie des FCZ (im Gegensatz zu den meisten grösseren Schweizer Vereinen) sehr weit zurückblättern, um auf ein Ausscheiden gegen ein Team unterhalb der beiden obersten Ligen zu stossen. Ein solches Ereignis scheint es letztmals im Jahr 1955 gegeben zu haben – gegen den damals kurzzeitig drittklassigen FC Aarau. Aus dieser Perspektive war der 3:0-Sieg in Tuggen die Fortführung einer langen Tradition. Dank der Top-Organisation des FC Tuggen und den gut aufgelegten FCZ-Supportern verkörperte das Spiel von den Rahmenbedingungen her geradezu den Inbegriff des häufig beschworenen “Cup-Charakters“. Das romantisierte Idealbild wurde für ein paar Stunden in der March zur Realität. Speziell die zahlreichen Kinder und Jugendlichen genossen die Nähe zur 1. Mannschaft in vollen Zügen. Den Wert solcher Spiele für den Schweizer Fussball sollte man nicht unterschätzen.

Defensive Fehlerquote wie gegen einen Super League-Gegner

Offensiv war es vom FCZ in Tuggen eine durchschnittliche Leistung, wobei grosse Diskrepanzen bestanden – Krasniqi, Kryeziu und Boranijasevic setzten der Partie ihren Stempel auf, während gleichzeitig fünf Spieler (Conceição, Bar, Afriyie, sowie die zwei Torschützen Oko-Flex und Santini) offensiv ungenügend waren. Die drei Stürmer der Startformation schossen alle ihr Tor, der eingewechselte Rohner bereitete zwei vor. Zwei der drei Tore erzielte der FCZ mit langen hohen Bällen Mirlind Kryezius hinter die gegnerische Abwehr. Diese Saison hat man zum ersten Mal auf diese Art und Weise Tore erzielt. Letzte Saison gab es drei solche FCZ-Treffer, interessanterweise alle im Europacup: der lange Ball von Cheick Condé genau in den Lauf von Willy Gnonto zum 2:0 in Belfast gegen Linfield, der Ball von Brecher beinahe von der Mittellinie auf Adrian Guerrero, den dieser in St. Gallen gegen Hearts spektakulär zum 1:1-Ausgleich verwertete – und der 1:1-Augleich im Heimspiel gegen Bodö / Glimt mit einem langen hohen Ball von Fidan Aliti, den Blerim Dzemaili per Kopf auf Jonathan Okita weiterleitete (das Tor erzielte Nikola Boranijasevic). Das Mittel des langen hohen Balles hinter die gegnerische Abwehr macht am meisten Sinn, wenn der Gegner hinten etwas aufrückt und gleichzeitig vorne keinen Druck auf den Ballführenden ausübt – was in der Super League selten vorkommt.

Defensiv war es hingegen die mit Abstand schlechteste Leistung der bisherigen Saison. Man liess viel zu viel zu und musste auch etwas Glück beanspruchen. Die defensive Fehlerquote des FCZ gegen Tuggen war ähnlich hoch wie gegen einen starken Super League-Gegner, was eigentlich nicht der Fall sein dürfte. Die Defensivnote ist dementsprechend mit 4,6 ungenügend. Kein eingesetzter Spieler war in defensiver Hinsicht wirklich gut. Die Diskrepanz zwischen ordentlicher Offensive und schlechter Defensive wird auch am Beispiel Fabian Rohners deutlich. Ohne defensiv wirklich gut zu spielen, hat er von allen eingesetzten FCZ-Akteuren im Spiel ohne Ball die höchste Punktzahl – agierte gleichzeitig offensiv aber deutlich besser.

Henriksens wenige Einwechslungen in der Meisterschaft verständlich

Auffällig beim FCZ zudem die ungenügende linke Seite mit Kamberi, Conceição und Débutant Oko-Flex., die diesmal ausschliesslich mit Rechtsfüssern bestückt war. Die Neuverpflichtungen sind ganz allgemein aktuell die Sorgenkinder. Basierend auf den Auftritten in Tuggen begreift man einmal mehr gut, warum Coach Bo Henriksen mit dem Einsatz dieser Spieler bisher zurückhaltend war und gewöhnlich in der Meisterschaft wenig Einwechslungen vornimmt. Wenn man sich gleichzeitig die Partien der U21 zu Gemüte führt, dann scheint ein Nevio Di Giusto aktuell nicht weit von einem Armstrong Oko-Flex, Miguel Reichmuth nicht weit von Arad Bar und Lenny Janko nicht weit von einem Rodrigo Conceição entfernt zu sein. Und Labinot Bajrami kann man sich gut als Santini-Ersatz vorstellen. Sicherlich muss man den Neuen Zeit geben, aber sie müssen sich im Training dann auch aufdrängen – und im Spiel performen.

Highlights – Ivan Santini: Mr. Cup

Personalien

  • Nikola Boranijasevic: Von der 1. Minute an parat. Mit einem Offensiv-Notenschnitt von 8,6 aktuell der Beste beim FCZ im Spiel mit Ball.
  • Daniel Afriyie: Engagiert, will unbedingt auch sein Tor erzielen – aber grösstenteils wenig ergiebig in seinen Aktionen.
  • Bledian Krasniqi: Offensiv diese Saison entweder top oder flop. In Tuggen spielt er seine spielerischen Stärken voll aus, wie ganz zu Beginn gegen Yverdon-Sport (jeweils Note 10), tritt zudem gute Standards. Gegen Lugano und bei Stade Lausanne-Ouchy war er im Spiel mit Ball hingegen völlig von der Rolle (jeweils Note 1).
  • Armstrong Oko-Flex: In der 1. Halbzeit gelingt ihm so gut wie nichts. Sein Abschluss ins leere Tor in der 46. Minute ist seine erste gute Offensivaktion. Danach wird es zwar besser, trotzdem ist sein erster offizieller FCZ-Auftritt in offensiver Hinsicht unter dem Strich schlecht.
  • Fabian Rohner: Hohe Effizienz in der Torvorbereitung: seine ersten beiden Abschlussbeteiligungen sind Assists. Wechselt ab der 62. Minute von der Position des Rechten Flügelstürmers auf diejenige des Rechten Aussenläufers.
  • Rodrigo Conceição: Liegt fast mehr am Boden, als dass er dem Ball nachläuft. Entweder extrem fragil oder er liebt es, zu simulieren.
  • Antonio Marchesano: Gute 1. Halbzeit vornehmlich wie zuletzt immer auf dem Rechten Flügel – wie die Weltklasse-Version Marchesanos, Bernardo Silva, letzte Saison bei Manchester City. Übernimmt nach dem Santini-Ausfall die zentrale Position im Dreimannsturm, baut nach der Pause ab.

Kommentare – Alli am flexä

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Zürcher Szenenkenner unterstützen Schwyzer Polizeikollegen bei Fussballspiel (Bote der Urschweiz)

Kein Tor für Tuggen – dafür ein grandioser Stadionrekord (FC Tuggen)

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Stade de Genève liegt Avdijaj nicht / Servette FC – FCZ Analyse

Stilbruch unter dem neuen Coach Weiler / SERVETTE – FCZ VORSCHAU (Züri Live)

Auch im zweiten Spiel gegen Servette ist ersichtlich, dass der FCZ offensiv in allen Spielsituationen (Aufbauspiel, Umschaltspiel, Standards) eine ganze Palette an Lösungen und Varianten parat hat, die funktionieren. Man baut auf der personellen und taktischen Eingespieltheit und der Saisonvorbereitung auf. Coach Bo Henriksen schickt dasselbe Team auf den Platz wie gegen Yverdon-Sport. Mitentscheidend für den Punktgewinn in Genf ist die Präsenz des aufmerksamen und manchmal auch etwas giftigen Fabio Daprelà, der gewisse defensive Herausforderungen reaktiv löst, andere sogar proaktiv eindämmt oder verhindert. Gegen Yverdon war der 32-jährige noch nach einem mässigen Teileinsatz zur Pause angeschlagen ausgewechselt worden. Im ersten Spiel ging es noch weitgehend ohne Daprelà – im zweiten wäre das nicht mehr so gewesen.

Nach starker 1. Halbzeit Leistungsabfall nach der Pause

Servette tritt unter dem neuen Coach René Weiler ganz anders auf, als in all den Jahren unter Alain Geiger. Man kann fast schon vom puren Gegenteil sprechen! Vorbei die Zeit des eleganten Kombinationsspiels und der Vermeidung von Zweikämpfen. Unter Weiler wird Torhüter Frick zum wichtigsten Aufbauspieler mit seinen hohen Bällen hinten heraus. Speziell zu Beginn wartete an vorderster Front eine Genfer Fünferreihe mit den beiden Mittelstürmern, den Flügeln plus Rechtsverteidiger Tsunemoto auf die langen Bälle. Spielmacher Timothé Cognat hat sich grundsätzlich bereits gut an den neuen Stil adaptiert, wurde gegen den FCZ aber früh „aus dem Spiel genommen“. Nicht mehr mit dabei ist hingegen der vom FCZ jahrelang so gefürchtete Eckball-Spezialist Théo Valls. Die Rollen sind nun plötzlich in vielen Bereichen vertauscht. Aktuell ist der FC Zürich bei Cornern mit Guerrero und Okita gefährlicher als die Genfer. Servette seinerseits brachte von der 30. Minute bis zum Schlusspfiff ein ausgeprägtes Pressing auf den Platz. Beim FCZ ging im Verlauf der 1. Halbzeit die defensive Disziplin lokal teilweise verloren. Während Fabian Rohner im Spiel ohne Ball meist in der Nähe von Servette-Linksverteidiger Mazikou anzutreffen war, liess auf der anderen Seite Jonathan Okita seinem Gegenspieler Tsunemoto viele Freiheiten, die dieser aber nur selten zu nutzen vermochte.

Gemessen an den Züri Live-Durchschnittsnoten war der FCZ am Fusse des Salève im Vergleich zum Yverdon-Spiel defensiv etwa gleich gut, offensiv hingegen deutlich schlechter. Ein wirklich grosser Unterschied besteht zwischen der Leistung in der 1. Halbzeit (hervorragende Durchschnittsnote „6,5“) und derjenigen der zweiten 45 Minuten, die mit „4,8“ ungenügend war. Nachdem man im ersten Durchgang die Partie im Griff gehabt hatte, liess man Servette nach der Pause ins Spiel kommen. Der 2:0-Führungstreffer durch einen Mathew-Weitschuss in der 57. Minute fiel zu diesem Zeitpunkt entgegen dem Spielverlauf. Dafür hatte man bei beiden Gegentoren Pech. Beim ersten entdeckte VAR Sandro Schärer in Volketswil ein Handspiel von Ifeanyi Mathew an der Strafraumgrenze, das auf dem Platz und im Stadion niemand gesehen hatte – und meldete sich eine Minute nach der Szene. Der Ball schien wirklich die Fingerspitzen des Nigerianers berührt zu haben und von diesen abgelenkt worden zu sein. Allerdings flog der Ball von Mathews Oberschenkel und damit einem eigenen Körperteil an die Finger – und dies gilt nach der gängigen Auslegung eigentlich nicht als Handspiel. Beim zweiten Gegentor rutschte Guillemenot bei einem Richtungswechsel im Mittelfeld aus und stand dabei Boranijasevic auf den Fuss. Der FCZ spielte weiter und vertändelte durch Mathew den Ball. Beim Genfer Gegenstoss stand dann Dereck Kutesa auf seiner Seite völlig blank, weil der von Guillemenot getroffene Boranijasevic sich natürlich nicht auf seiner Position befand. In diesem Fall ging VAR Schärer nicht auf die Foulszene ein.

Highlights

Personalien

  • Lindrit Kamberi: Beim Saisonstart gegen Yverdon erneut parat und MVP. In Genf hingegen eine ungenügende 1. Halbzeit. Als es in der Schlussphase hart auf hart geht, kommt er etwas besser ins Spiel.
  • Nikola Katic: Im Gegensatz zum Auftakt gegen Yverdon diesmal offensiv deutlich ungenügend. Beginnt die Partie mit zwei Bällen ins Niemandsland – am Ball gelingt ihm so gut wie nichts. Defensiv hingegen ist der Kroate diesmal genügend.
  • Nikola Boranijasevic und Adrian Guerrero: Beide beginnen stark und haben am Ende der Partie aussergewöhnlicherweise sowohl offensiv wie defensiv identische Züri Live-Punktzahlen – und damit auch total. Guerrero ist knapp vor Boranijasevic der beste FCZ-Spieler der 1. Halbzeit. Boranijasevic hat als einziger Spieler in den beiden Auftaktpartien gegen Yverdon und in Genf mindestens eine Note „8“.
  • Fabian Rohner: Legt offensiv mit seinem Tempo über rechts nicht nur mehrere ausgezeichnete Torchancen auf, sondern überzeugt auch mit seinen Kopfballweiterleitungen bei hohen Bällen Yanick Brechers.
  • Daniel Afriyie: Wieder in der Startformation als 10er / „falsche 9“ und erstmals mit einer Leistung auf Super League-Niveau.
  • Yanick Brecher: Zum Auftakt gegen Yverdon mit zwei wichtigen Paraden defensiv der beste FCZ-Spieler, diesmal mit seiner Spielauslösung offensiv der Beste und auch insgesamt MVP.
  • Fabio Daprelà: Verletzungsbedingt ein schwieriger Start gegen Yverdon. In Genf hingegen bereits ein wichtiges Element, speziell in defensiver Hinsicht. Setzte gleich zu Beginn gegen den aktuell besten Servette-Spieler Timothé Cognat eine „Duftmarke“ als er ihn mit Okita ins Sandwich nahm. Cognat blieb in der Folge blass und wurde früh ausgewechselt.
  • Cheikh Condé: Trägt bei Defensivstandards deutlich mehr Verantwortung als noch letzte Saison. Condé deckt nun jeweils häufig den stärksten gegnerischen Kopfballspieler (in diesem Fall: Steve Rouiller).
  • Ifeanyi Mathew: Geht wenig in die Zweikämpfe. Nach gutem Beginn abnehmende Leistungskurve im Spiel. Erzielt zwischenzeitlich aus dem Nichts per Weitschuss die 2:0-Führung, vertändelt dann vor dem 2:2 aber auch unnötig den Ball.
  • Jonathan Okita: Nach ordentlich bis gutem Beginn nimmt seine Leistungskurve im Verlauf der Partie stark ab. Ab der 25. Minute macht er defensiv nicht mehr viel, die Standards werden deutlich schlehchter, und er ist am 2:2-Ausgleich Servettes beteiligt. Von der Sturmreihe kommt allgemein in der 2. Halbzeit zu wenig.
  • Donis Avdijaj:: Bei der 2:3-Niederlage vor Jahresfrist wurde Donis Avdijaj eingewechselt und brachte vorne sowohl defensiv wie offensiv auch unter Berücksichtigung der Unterzahl-Situation (Platzverweis gegen Okita) viel zu wenig zustande (Züri Live-Note: „2“). Diesmal war der Teileinsatz des Deutschen im Stade de Genève sogar noch etwas schlimmer (Note „1“). Das Stadion oder der Gegner scheint ihm nicht zu liegen.

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Was für ein Kontrast zum Saisonstart vor Jahresfrist! Anstatt als Meister in der 1. Runde zum zweiten Mal in zwei Jahren auswärts beim Ligadominator YB starten zu müssen, diesmal zum Auftakt ein Heimspiel gegen Aufsteiger Yverdon-Sport. Der FCZ war mental und taktisch parat und liess den nach einem relativ grossen Umbruch noch uneingespielten Liganeuling nicht ins Spiel kommen. Der für Tosin (Vertragsverhandlungen) zu seinem Startelfdébut kommende Daniel Afriyie (22) aus Kumasi heftete sich im Spiel ohne Ball meist an die Fersen von Yverdons “6er“ Boris Cespedes. In den letzten Testpartien hatte man vorne in der Tendenz noch Raumdeckung im 3-4-3 gespielt gehabt – so hingegen wurde es auch im Spiel mit Ball eher wieder das übliche 3-4-1-2, wobei Fabian Rohner und Jonathan Okita je nach Spielsituation durchaus auch mal über die Seiten kamen. Mit anderen Worten: es war eine hybride taktische Formation.

FCZ taktisch gut eingestellt

Der FCZ legte Wert darauf, im Spielaufbau eine klare Überzahl zu haben und die Ansätze des Yverdon-Pressings im Keim zu ersticken. Man profitierte dabei allerdings auch davon, dass die beiden Yverdon-Spitzen Beyer und Kevin Carlos wenig Defensivarbeit verrichteten. Im Vergleich zu den letzten Saisons befanden sich die FCZ-Akteure in der 1. Halbzeit viel in Bewegung und dies mit gutem Timing. Häufig hatte der Ballführende zwei Anspielstationen, die sich beide (in unterschiedliche Richtungen) in Bewegung befanden. Auch wurden im 3-4-1-2 häufig Positionswechsel vorgenommen. So tauchten abwechslungsweise Mathew oder Condé im Spielaufbau in der Dreierabwehrkette auf, Kamberi rückte auf die rechte Aussenbahn und Boranijasevic ins Mittelfeldzentrum. Auch die drei Stürmer tauschten flexibel ihre Positionen untereinander.

Kurze Anläufe mit Ball in der Mitte von Katic machten vor allem für LIndrit Kamberi über halbrechts nach einem diagonalen Rückpass Raum für Vorstösse in die gegnerische Platzhälfte frei. Dies vor allem auch, weil Yverdon sich aufgrund der Zürcher Dominanz bald mal in der eigenen Platzhälfte in ein 6-2-2 zurückzog. Die zentralen Abstände dieser Sechserkette waren aber aus lauter Vorsicht und Respekt vor dem Gegner so gering gehalten, dass der FCZ trotz allem über aussen mit einer fast unbedrängten Rohner-Massflanke hinter die Abwehr zum 1:0-Führungstreffer kam. Yverdon’s Innenverteidiger-Neuverpflichtung Mohamed Tijani wirkte während seines ganzen Einsatzes bis zu seiner verletzungsbedingten Auswechslung in der 53. Minute etwas überfordert, obwohl er sich aus der tschechischen Fortuna Liga einen ähnlichen Rhythmus wie in der Super League eigentlich gewohnt sein sollte. In der 28. Minute stoppte er als letzter Mann den schnellen Fabian Rohner mit einem Notbremsefoul, für das er eigentlich hätte vom Platz fliegen müssen. Ein weiterer Stoss in den Rücken von Afriyie an der Strafraumgrenze und von Rohner im Strafraum drin waren in der Tendenz ebenfalls regelwidrig. Ein etwas ähnlicher Fall auf Zürcher Seite war mit Fabio Daprelà ebenfalls eine Neuverpflichtung, die nach einer wenig überzeugenden 1. Halbzeit mit muskulären Problemen ausschied. Der FC Zürich legte einen Fokus aufs Gegenpressing. Wenn dieses mal unzureichend funktionierte, dann wegen individuellen Unzulänglichkeiten.

Wie üblich: mehr FCZ-Torchancen bei weniger Ballbesitz

In der 1. Halbzeit hatte der FCZ 60% Ballbesitz. Mit der Führung im Rücken überliess er Yverdon in der 2. Halbzeit das Spieldiktat. Die Waadtländer riskierten gezwungenermassen mehr, ihre Aussenmittelfeldspieler standen höher. Wie in den letzten Jahren üblich, kam der FCZ mit wenig Ballbesitz (38% in der 2. Halbzeit) zu deutlich mehr Torchancen. Über die gesamten 90 Minuten betrug der FCZ-Ballbesitz 48.4%, das Schussverhältnis 17:5 und die Expected Goals 1.79:0.23. Dazu passten die Einwechslungen von Bledian Krasniqi und Donis Avdijaj in der 69. Minute, die beide im Umschaltspiel ihre Stärken haben. Durch taktische Kniffe verschaffte der FCZ seinen Stürmern beim Kontern zusätzlichen Platz. Die Züri Live-Analyse der Tore und Gegentore hat ergeben, dass die starke Reduktion von Standard- und Kopfballtoren 22/23 im Vergleich zur Meistersaison das grösste Problem war. Gegen Yverdon nahm sich der FCZ diese Erkenntnis zu Herzen. Wie schon in den Testspielen angedeutet funktionierten die Standards wieder besser. Und man erzielte zwei Kopfballtore – eines davon nach einer Kopfballweiterleitung bei einem Eckball.

Personalien

  • Lindrit Kamberi: beim Saisonstart erneut parat. Wie schon beim Startspiel in Bern vor Jahresfrist ist der 23-jährige der beste Mann beim FCZ. Lässt im Gegensatz zu Katic oder Daprelà seinen Gegenspielern keinen Meter Raum, ist zudem in der Vorbereitung des 1:0-Fphrungstreffers entscheidend beteiligt. Nicht nur das: kein Spieler beim FCZ war an so vielen Abschlüssen beteiligt (11) wie der Volketswiler.
  • Nikola Katic: Ein Tor erzielt, aber in der defensiven Phase erneut Note “1“. Hatte als einziger Spieler der Startformation bis zur 63. Minute keine einzige Defensivaktion, die Pluspunkte verdient gehabt hätte.
  • Nikola Boranijasevic: Nach einem durchschnittlichen Start in die Partie sprudelte der Serbe in der 2. Halbzeit nur so vor Spielfreude und bot dem Publikum ein Schmankerl nach dem anderen.
  • Fabian Rohner: Offensiv mit seiner Monsterflanke zum 1:0 mitentscheidend. In der Anfangsphase der Partie war er aber vor allem im Gegenpressing sehr wichtig und verhinderte den ein oder anderen schnellen Yverdon-Gegenstoss. Baute in der 2. Halbzeit ab.
  • Daniel Afriyie: Die Bewertung „bemüht“ wird in Arbeitszeugnissen in der Regel eher negativ bewertet. Auf die 1. Halbzeit von Afriyie traf dieser Ausdruck sowohl im Negativen wie im Positiven zu. Mit dem Rücken zum Tor verlor der Ghanaer zu viele Bälle und leitete so den ein oder anderen Yverdon-Konter ein. Zudem stand er in einzelnen Situationen falsch. Er steigerte sich aber bereits nach der Pause.
  • Bledian Krasniqi: Schon letzte Saison fiel auf, dass seine Offensiv- und Defensivleistung häufig sehr unterschiedlich gut ist – wie wenn er sich in einem Spiel nur auf eines von beidem konzentrieren könnte. Krasniqi hat von Haus aus in erster Linie offensive Qualitäten. Letzte Saison fokussierte er sich als Teil seiner Entwicklung bewusst stärker auf die defensive Phase, und war dabei speziell bei gegnerischen Umschaltsituationen immer wieder wichtig. Nun werden von Krasniqi aber wieder mehr Assists und Tore erwartet. Nach seiner Einwechslung galt sein Fokus daher ganz offensichtlich diesem Ziel. Krasniqi war mehrmals nahe dran, dieses auch in die Tat umzusetzen. Seine Performance in der defensiven Phase litt aber darunter.

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