Cheick Condé – Abräumer und Spielgestalter in einem / Servette – FCZ Analyse mit Randnotiz: Irreguläres Tor, aber auch der dritte dem FCZ verweigerte Penalty in Folge

SERVETTE SEIT ANFANG SEPTEMBER IN JEDER LIGA-PARTIE DAS BESSERE TEAM / SERVETTE – FCZ VORSCHAU (Züri Live)

Nach fünf Partien in Folge mit positivem Expected Goals-Verhältnis und vier sieglosen Spielen en suite gewinnt der FC Zürich ausgerechnet als er seit langem wieder einmal ein negatives Chancenverhältnis aufweist. Speziell Servette-Stürmer Takuma Nishimura fehlte es bei seinen zwei Lattenschüssen aus kurzer Distanz an der Abschlusseffizienz – aber auch Jérémy Guillemenot agierte im Strafraum unglücklich. Insgesamt hatte der FC Zürich im Stade de Genève defensiv so viel Arbeit wie noch selten zuvor in dieser Saison. In der animierten Startviertelstunde mit ausgeglichenem Chancenverhältnis hatte der FC Zürich 60% Ballbesitz. Dann war eine Viertelstunde lang in den Strafräumen wenig los, als vorwiegend Servette den Ball hatte. Der FC Zürich übernahm dann in der Viertelstunde vor der Pause wieder das Szepter und in der Nachspielzeit wurde es dann richtig turbulent.

Die Zürcher Fans protestieren mit einem Walkout und reisen vorzeitig ab. Sie verpassen einen starken, vor allem kämpferischen Auftritt ihrer Mannschaft auswärts in Genf.

Mathias Kainz, Nau

Zuvor hatte allerdings (von den Medien nicht thematisiert) Schiedsrichter Kanagasingam dem FC Zürich in der 41. Minute einen Penalty verweigert, als Yoan Severin im eigenen Strafraum mit dem Ellbogen zum Ball geht. Servette hatte, als zum Saisonstart fast an der gleichen Stelle Ifeanyi Mathew mit der Fingerspitze den Ball streifte, einen Penalty zugesprochen erhalten. Für den FCZ war es im dritten Spiel in Folge (Basel, FCW, Servette) der dritte zu Unrecht verweigerte Elfmeter. Sieben Minuten später erzielte Amadou Dante mit dem Aussenrist sein erstes Tor im FCZ-Trikot. Okita hatte den Ball in der gegnerischen Hälfte leichtfertig verloren, der in dieser Partie speziell aufmerksame Kamberi diesen aber sofort wieder zurückgeholt. Die Boranijasevic-Flanke nach Krasniqi-Zuspiel wurde für Servette-Torhüter Mall durch Mitspieler Mazikou unglücklich abgefälscht, so dass er nur bis zu Dante klären konnte. Allerdings hatte zuvor Marchesano Tsunemoto mit beiden Händen zurückgehalten. Auch wenn die Aktion auf die Entstehung des Treffers keinen Einfluss hatte, war es ein (unnötiges) Stürmerfoul und der Treffer somit irregulär.

Zwar erzielte Amadou Dante das einzige Tor des Spiels, doch Katic ist in der Innenverteidigung der Aggressiv-Leader. Der Kroate zeigt sich kompromisslos und liefert sich hochklassige Duelle mit Enzo Crivelli.

Tim Guillemin & Matteo Bonomo, Blick

In der 2. Halbzeit war dann zu Hause in Rückstand liegend vorwiegend Servette am Drücker. Die FCZ-Stürmer Okita und Marchesano hatten bereits in der 1. Halbzeit bei vielversprechenden Umschaltsituationen zu umständlich agiert – beide beendeten die 1. Halbzeit mit einer Note 3. Marchesano steigerte sich im Gegensatz zu Okita dann im zweiten Durchgang. Mit der Hereinnahme von Rohner wurde das Zürcher Umschaltspiel besser. Der FCZ passte sich wie schon in Basel auf das Direktspiel des Gegners an und agierte wieder im altbewährten 3-4-1-2 aus der Meistersaison, was scheinbar auch wieder das Wettkampfglück anzog. Gegen Ende der Partie verteidigte man dann ungewohnt pragmatisch in einem 5-4-1, was etwas an den letzten Sieg im Stadtderby erinnerte.

Rückkehr zum 3-4-1-2 mit Pressing

Servette griff in beiden Halbzeiten vorwiegend über links an, agierte in der 1. Halbzeit allerdings nach der Verschiebung der Zürcher Abwehr häufig mit Seitenwechseln nach rechts, wo Dante und Kryeziu Probleme mit Stevanovic & Co. bekamen. Kryeziu wurde zur Pause ausgewechselt. In der 2. Halbzeit wurden die Servette-Angriffe hingegen meist über den eingewechselten Kutesa über links fertig gespielt – was allerdings sicherlich auch etwas mit der wenig mannschaftsdienlichen Spielweise des Neo-Nationalstürmers zu tun hatte. Mit der Einwechslung von Rohner für Boranijasevic auf der rechten Zürcher Seite versuchten Ural / Romano Kutesa in den Griff zu bekommen.

Highlights – Dante per Dropkick

Personalien – Cheick Condé: Abräumer und Spielgestalter in einem

  • Antonio Marchesano: Hat mittlerweile entdeckt, dass für ihn beim Ausweichen auf die Seite Doppelpässe das effektivste Mittel für einen positiven Impact aufs Offensivspiel sind.
  • Ifeanyi Mathew: In der 1. Halbzeit fehlerlos mit Ball. Dreht im letzten Spielviertel noch mehr auf.
  • Mirlind Kryeziu: Nach seiner Top-Partie gegen Winterthur ein durchschnittlicher Auftritt in den ersten 45 Minuten von Genf, wird dann ausgewechselt.
  • Amadou Dante: Erstes Tor, öffnende Zuspiele nach vorne, lässt sich andererseits von Tsunemoto zu häufig „austanzen“.
  • Bledian Krasniqi: Sehr guter Start in die Partie, Steigerung im Vergleich zum Winterthur-Spiel. Baut in der 2. Halbzeit dann etwas ab.
  • Jonathan Okita: Erneut ein zu nonchalanter Auftritt. Klar schlechtester Spieler beim FCZ. Unterbindet vielversprechende Angriffe der eigenen Mannschaft.
  • Fabian Rohner: Zum dritten Mal Offensiv Bester – immer auswärts. Gleich seine erste Ballberührung ist eine der zum Markenzeichen gewordenen effektiven Kopfballverlängerungen.
  • Adrian Guerrero: Kommt in der Schlussviertelstunde zu seinem ersten Einsatz seit dem 285. Derby.
  • Cheick Condé: Maximalnote 10 (erstmals auch offensiv) und zum vierten Mal MVP in dieser Saison – zum dritten Mal gegen einen Gegner aus der französischsprachigen Schweiz. Einerseits erfüllt er die Rolle des klassischen Abräumers mehr als zufriedenstellend, ist gleichzeitig aber auch mit Ball der wirkungsvollste Spieler der Startformation.
  • Silvan Wallner: Zweiter Kürzesteinsatz im Kalenderjahr 2024. Ist ebenfalls etwas aus den Traktanden gefallen.
  • Lindrit Kamberi: Gehört zu den Formstärksten im Kader. Fängt viele Bälle dank starker Antizipation ab. Im teaminternen Vergleich in Genf mit einem Rekord an Top-Defensivaktionen. Zum dritten Mal Defensiv Bester, erstmals mit einer Note 10.

Randnotiz – Irreguläres Tor, aber auch der dritte dem FCZ verweigerte Penalty in Folge

Kommentare – Züri in Harmlosigkeit angekommen

Weitere Berichte

Telegramm (transfermarkt)

Tor-Debütant Dante versetzt Servette nächsten Nackenschlag (Blick)

FCZ schlägt Servette im Spitzenspiel mit 1:0 (Nau)

FCZ gewinnt dank Schiri-Entscheid und Alu-Glück (20 Minuten)

Dante führt den FCZ mit umstrittenem Tor zum Sieg bei Servette (SRF)

Der FCZ gewinnt mit viel Glück – doch seine Fans reisen vorzeitig ab (Zürcher Unterländer)

FCZ gegen Servette: Fan-Ärger in Genf – kaum Fans im Stadion (Nau)

Servette reicht nach Krawallen Anzeige ein (Blick)

Servette erstattet wegen Krawallen Anzeige (Blue)

FC Zürich: Hier strömen die Fans in Genf aus dem Stadion (Nau)

Cédric Brunner im Cup „on fire“ / FCZ – GC 2:1 Stats & Spielinfos

Cédric Brunner und der Schweizer Cup, das passt zusammen. Sein erstes Tor für die 1. Mannschaft erzielte der Zürcher im August 2014 in Schönbühl nach Zuspiel von Namensvetter Maurice aus 20 bis 25 Metern. Hier das Züri Live-Interview mit Brunner nach jenem Spiel (7:0):  

In der aktuellen Saison wurde der Allrounder im Cupwettbewerb drei Mal eingesetzt: in Bassersdorf, bei Stade Lausanne-Ouchy und nun auch im Halbfinalderby gegen GC – zum dritten Mal wird Brunner mit einer Topleistung zum Züri Live-MVP gekürt. In der Liga hat der Arztsohn diese Auszeichnung in der aktuellen Saison hingegen noch nie zugesprochen erhalten. Gegen GC sorgte Brunner sowohl im Spielaufbau wie auch vorne für Druck und Torgefahr. Zusammen mit Antonio Marchesano hatte der Verteidiger die höchste Anzahl Top-Offensivaktionen (8). Bei Kopfbällen im gegnerischen Strafraum hatte er im Gegensatz zu den in den letzten Wochen in diesem Bereich wenig überzeugenden Teamkollegen das richtige Timing und sorgte zwei Mal für erhebliche Gefahr im Fünfmeterraum. Das erste Tor bereitete er mit einer scharfen Direktflanke mit links von der linken Seite entscheidend vor und das Siegtor schoss er in der Nachspielzeit selbst.

Verteidiger Brunner zusammen mit Marchesano bester Offensivspieler – und Michael Frey einmal mehr bester Defensivmann mit fünf Top-Defensivaktionen. Auch der Fakt, dass abgesehen von Torhüter Brecher und dem in der Nachspielzeit eingewechselten Fabian Rohner (keine Ballberührung) alle eingesetzten FCZ-Spieler an Torchancen und/oder Toren beteiligt waren, illustriert die gute Teamleistung. Die Topchance von Adrian Winter in der 62. Minute beispielsweise war ein über 14 Stationen aufgebauter Angriff. Kein Feldspieler hatte im Halbfinal-Derby eine ungenügende Note, was aussergewöhnlich ist.

Beide Zürcher Tore entstanden nach Standards (Einwurf, Freistoss) durch gefährliche Hereingaben in den Strafraum (durch Brunner, Rüegg), welche Rhyner beziehungsweise Bergström nur bis an die Strafraumgrenze klären konnten, wo wiederum Rüegg / Brunner bereit standen. Kapic beziehungsweise Taipi verteidigten diesen Raum dabei jeweils zu wenig konsequent. Bereits in der 13. Minute hätte der FCZ einen Handspenalty zugesprochen erhalten müssen. Bergströms Oberarm ging zum Ball, der zuvor bei einem weiten Einwurf von Alain Nef lange in der Luft war. Stattdessen pfiff Ref Fedayi San «Stürmerfoul» von Raphael Dwamena, der sich festgehalten von Bergström nicht bewegte, als der rückwärtslaufende Basic in ihn prallte. Dazu kam das Foul von GC-Keeper Lindner gegen Dwamena in der 59. Minute, welches nach einem verunglückten Rückpass von Rhyner ebenfalls hätte Elfmeter geben können.