Von der Beinahe-Sensationsmannschaft ist kaum noch jemand da / Stade Nyonnais – FCZ Vorschau mit möglichen taktischen Formationen

Die 1. Mannschaft des FC Zürich spielt im 1/16-Final des Schweizer Cups 2025/26 zum ersten Mal gegen den FC Stade Nyonnais. Nyons Trainer Andrea Binotto hat hingegen Stade Lausanne-Ouchy in den Profifussball geführt und in dieser Zeit im Cup zwei Mal gegen die 1. Mannschaft des FCZ gecoacht. 2013 als SLO noch in der 2. Liga Interregional spielte, waren die Waadtländer beim 2:3 nahe an der Überraschung. 2017 hatte sich Stade Lausanne-Ouchy mit Binotto bereits in die Promotion League hochgearbeitet. Der FC Zürich trat diesmal aber fokussierter an und gewann 4:1. Für die U21 ist Stade Nyonnais hingegen historisch nach Transfermarkt-Statistik der achthäufigste Gegner. Seit der Gründung der Promotion League 2012 bis zum Challenge League-Aufstieg Nyons 2023 trat die Zürcher Reserve Saison für Saison am UEFA-Hauptsitz an. Die Bilanz war dabei knapp negativ.

Jüngste Mannschaft der Challenge League

Die Gelb-Schwarzen, unter anderem Stammklub von Nationalstürmer Dan Ndoye, gingen diesen Sommer in ihre dritte Challenge League-Saison und liegen aktuell auf dem 6. Platz. Vor Jahresfrist sind die Waadtländer im 1/16-Final in extremis am FC Basel gescheitert. Nach einem hart gepfiffenen Penalty („Foul“ von Ex FCB-Stürmer Jaiteh an Shaqiri) ging der FCB erst in der Nachspielzeit der 2. Halbzeit der Verlängerung mit 1:0 in Führung. Praktisch im Gegenzug erhielt Nyon von Schiedsrichter Cibelli ebenfalls einen Elfmeter zugesprochen, den Franck Koré aber verschoss. Von der Startelf gegen den FCB ist aber ein Jahr später abgesehen von Torhüter Mastil aber kein einziger Spieler mehr dabei.

Wie so häufig gab es auch diesen Sommer wieder einen grossen Umbruch im Colovray, inklusive neuem Trainer. Nyon ist die jüngste Mannschaft der Challenge League mit einigen von Servette, Lausanne-Sport und Sion ausgeliehenen Jungprofis. Die zweite Gruppe im Kader sind 21- bis 24-jährige Spieler, die ebenfallls aus den genennten Akademien stammen, die Nyon aber mittlerweile fix übernehmen konnte. Ein Spezialfall ist dabei der aus dem Servette-Nachwuchs stammende sehr talentierte ehemalige Junioren-Nationalspieler Leorat Bega, der nach Stationen beim SC Freiburg und in Wil beinahe zwei Jahre pausiert hat.

Nyon sucht die Elfmetersituationen

Eine dritte Gruppe im Nyon-Kader sind die ausländischen Spieler, welche vorwiegend aus der Dritten bis Fünften Liga Italiens, Frankreichs oder Spaniens verpflichtet werden. Statistisch herausragend dabei der 19-jährige Stürmer Joris Manquant aus dem Lyon-Nachwuchs. Dieser führt nach sieben Runden mit sechs Toren zusammen mit Valon Fazliu und Antonio Marchesano die Challenge League-Torschützenliste an – darunter waren allerdings vier erfolgreich verwandelte Penaltys. Dies zeigt aber bereits eine der Aspekte, auf welche die FCZ-Defensive achtgeben muss: Stade Nyonnais-Offensivspieler versuchen im gegnerischen Strafraum häufig einen Elfmeter zu provozieren.

Markelo wieder in der Startformation?

Der FC Zürich wird weitgehend mit der Stammformaton antreten. Möglich, dass Janoah Markelo wieder mal in der Startformation steht und andererseits Steven Zuber oder Milan Rodic nicht von Beginn weg spielt.

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Schwitzende Favoriten / Wettswil-Bonstetten – FCZ Vorschau mit möglichen taktischen Formationen

Die Resultate sprechen für sich: 1:2 und 0:2 gegen Winterthur, 0:2 gegen Basel, 1:2 gegen Thun, 0:2 gegen Servette. Der FC Wettswil-Bonstetten hat in den letzten 15 Jahren schon manch „Grossen“ empfangen und ordentlich ins Schwitzen und teilweise gar Zittern gebracht. Für eine Verlängerung, Penaltyschiessen oder gar eine Sensation hat es bisher nicht gereicht. Speziell nicht beim 1:5 gegen YB in der Saison 12/13 und dem 0:4 gegen GC im August 2022, dem gemäss Transfermarkt bisherigen Rekordspiel auf dem Sportplatz Moos (4’500 Zuschauer).

Der seit einem Jahr vom langjährigen Nationalspieler Stephan Lichtsteiner trainierten FCWB ist aktuell wohl sogar noch stärker einzuschätzen als in den Jahren davor. Denn erstmals seit einem Jahrzehnt hat man diesen Frühling wieder einmal die Aufstiegsspiele in die Promotion League erreicht, ist dort dann knapp an der Reserve von Lausanne-Sport hängen geblieben. Wettswil-Bonstetten ist ein extrem eingespieltes Team mit sehr vielen langjährigen Akteuren – angeführt von Rekordspieler und -torschütze Flavio Peter. Davon haben viele die FCZ-Juniorenabteilung durchlaufen. Mit Nicolas Stettler ist auch ein Ex FCZ-Profi dabei, der in der Challenge League-Saison zu regelmässigen Einsätzen, davon auch ein Europacupspiel gegen Steaua, gekommen ist. Der sich in der Folge auf sein ETH-Studium fokussierende 29-jährige ist beim aktuellen FCWB allerdings kein Stammspieler.

Wer beginnt für den FCZ auf dem Moos-Kunstrasen?

Für den FC Zürich ist es nach zwei Testspielen die erste Cup-Begegnung mit dem Klub von der anderen Seite des Üetlibergs. Man wird den Gegner sicherlich Ernst nehmen. Dies wird aber wohl auch bedeuten, dass mindestens punktuell frische Akteure wie Lisandru Tramoni eine Chance erhalten, sich zu zeigen.

Wettswil-Bonstetten – FCZ Live Radio

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Marathonprogramm der U18-Jungs – FCZ mit letztem Aufgebot bei FCWB zum 1:1

FCZ Frauen gewinnen Cupfinal mit Topleistung – goldene Zeiten im Schweizer Ligafussball

Die FCZ Frauen gewinnen den Schweizer Cup 2025 dank eines 1:0-Sieges gegen den FC Basel im Letzigrund. Das entscheidende Tor erzielt Chiara Bücher in der 80. Minute nach einem Einwurf Viktoria Szabos und Traum-Assist des eingewechselten Eigengewächses Martina Cavar. Damit werden die Rekordmeisterinnen (24 Meistertitel) mit 16 Cup-Titeln neu auch zum alleinigen Rekord-Cupsieger vor YB (15). Dies bei bisher 42 Austragungen dieses Wettbewerbes. Acht Cup-Titel hat der FC Zürich dabei in den letzten 13 Austragungen unter dem Dach des Stadtclubs gewonnen – während alle YB-Cuptitel aus der Zeit des Vorgängerteams FFC Bern stammen. Man kann aber sicherlich die Meinung vertreten, dass hinter dem aktuellen Titel die grösste Leistung aller bisherigen 16 Cup-Titel steckt. Denn erstmals gingen die FCZ Frauen als klarer Aussenseiter in einen Final. Davor war man jeweils entweder auf einen ebenbürtigen Gegner getroffen oder Favorit gewesen.

Ein drei Sommer dauernder Grossumbruch und die Auflösung des U21-Teams

Denn im letzten Sommer hatte es im Heerenschürli den dritten Teil des grossen Umbruchs gegeben. 2022 waren Lesley Ramseier, Meri Terchoun, Lydia Andrade , Rahel Kiwic, Livia Peng, Riana Fischer und Martina Moser weggegangen oder hingen die Fussballschuhe auf Super League-Niveau an den Nagel. 2023 mussten die Abgänge von Sydney Scherteinleib, Eleni Markou, Seraina Friedli, Alayah Pilgrim, Marie Höbinger, Nadine Riesen, Leela Egli, Irina Pando, Rahel Moser, Laura Vetterlein und Annina Enz verkraftet werden. 2024 letztlich sah auch noch die Abgänge von Seraina Piubel (West Ham), Julia Stierli (SC Freiburg) und Viktoria Pinther (Dijon), die alle drei in Topligen wechselten, dazu Oliwia Wos und Marion Rey zum Konkurrenten FCB. FCZ-Legende Fabienne Humm (15 Jahre ununterbrochen die Torschützin vom Dienst) und Vanessa Bernauer (mit 91 Länderspielen die Nummer 10 der Ewigen Rangliste des Schweizer Frauen-Nationalteams) traten zudem zurück.

Übrig blieben einzig der neue Captain Naomi Mégroz und Kim Dubs (zum Trainingsstart beide 25) als potentielle neue Teamleaderinnen. Der neue Trainer Renato Gligoroski war zudem bereit, vielen Spielerinnen des im Sommer aufgelösten U21-Teams eine Chance in der 1. Mannschaft zu geben. Der FC Zürich hatte ein Jahrzehnt lang als einziger Klub der Schweiz ein Frauen U21-Team unterhalten, und dieses war sehr erfolgreich gewesen. In der zweithöchsten Spielklasse (Nationalliga B) landete die FCZ U21 Saison für Saison unter den besten drei, durfte aber natürlich nicht aufsteigen. Aufgelöst wurde die Mannschaft aufgrund der vom SFV neu eingeführten U20-Liga (anstelle der bisherigen U19). Diejenigen, dies es nicht in die 1. Mannschaft schafften, wechselten typischerweise zu Winterthur, Rapperswil-Jona, Aarau oder eben in die neu gegründete FCZ U20.

FCZ setzt auf eigenen Nachwuchs, FCB nicht

Das FCZ-Team, das im Letzigrund den FC Basel schlug, hatte ein Durchschnittsalter von knapp 22 Jahren. Die Hälfte dieser Mannschaft (acht der eingesetzten 16 Spielerinnen) stammt dabei aus dem eigenen Nachwuchs. Dies kontrastiert stark mit dem Final-Gegner: fast ausschliesslich Ausländerinnen mit einem Durchschnittsalter von 26 Jahren, und dabei keine einzige eingesetzte Spielerin aus dem FCB-Nachwuchs – obwohl in diesem durchaus gute Arbeit geleistet wird und in den letzten Jahren ein paar vielversprechende Talente produziert wurden. Diese kommen aber nicht zum Zug. Nicht genug: von den vier aus der Schweiz stammenden Spielerinnen beim FCB waren drei Zürcherinnen und von diesen stammen zwei (Coumba Sow, Sabina Jackson) ebenfalls aus dem FCZ-Nachwuchs.

Die Partie hatte im ersten Viertel ein hohes Tempo mit vielen Umschaltsituationen, wobei der FCZ im Hohen Pressing noch etwas mutiger agierte und der FCB dies das ein oder andere Mal ausnutzen konnte. Im ersten Spielviertel hatte Basel die besseren Torchancen und vergab eine frühe Führung. In dieser Phase konnten die Rotblauen ihre Routine, Technik und Physis in Offensive und Defensive ausspielen. Während der FCZ in dieser Partie konsequent mit einer Dreierabwehr agierte, sicherte der FCB mit seiner Viererabwehr und der Doppelsechs Sow / Kamber auch in den Umschaltsituationen hinten schneller und stärker ab. Im Gegensatz zu Basel fand Zürich bei Kontern kaum wirklich freie Räume vor. Die beiden Zürcher Aussenläuferinnen Blumenthal und Szabo bewegten sich sowohl in der Vorwärtsbewegung mit Ball als auch im Pressing häufig weit vorne im Bereich der Stürmerinnen. Nicht per Zufall hatte Blumenthal eine der wenigen guten Tormöglichkeiten der Zürcherinnen in der 1. Halbzeit an vorderster Front aus fünf Metern.

Unaufmerksamkeit von Coumba Sow erneut entscheidend

Nach dem ersten Viertel der Partie glich sich die Partie mehr und mehr aus. Die jungen Zürcherinnen vermochten ihr Spiel besser durchzuziehen und zumindest in Ansätzen eine gewisse Dominanz zu entwickeln, auch wenn dafür häufig noch die Präzision fehlte. Wie schon im Meisterschaftsduell im Herbst im St. Jakob Park kümmerte sich Marlene Deyss weitgehend um die physisch starke Mittelstürmerin Milena Nikolic und stiess nicht so häufig ins Mittelfeld vor, wie sie das normalerweise tut. Die zweite Power-Spielerin im Kader, die eingewechselte Chiara Bücher, traf wie schon mehrmals in einem wichtigen Spiel. Als Aussenläuferin eingewechselt, half sie sowohl hinten mit zu verteidigen, tauchte dann aber gleichzeitig immer wieder auf ihrer angestammten Mittelstürmerposition auf und erzielte mit einem im Zusammenspiel mit Martina Cavar exzellent abgestimmten Run hinter die Abwehr mit Durchsetzungsvermögen das entscheidende Tor. Eine regelmässige Torschützin wie es früher Fabienne Humm war, haben die FC Zürich Frauen aktuell nicht. Sanja Kovacevic, die häufig auf der 10er-Position spielt, war mit fünf Treffern die beste Zürcher Torschützin in der Meisterschaft (18 Runden). Daher braucht es solche spezielle Aktionen, um gegen einen Gegner wie dem FCB in einem Cupfinal zum Erfolg zu kommen.

Eine Parallele zu den Playoff-Halbfinals von letzter Saison war, dass in entscheidenden Momenten die Unaufmerksamkeit und Unentschlossenheit von Coumba Sow dem FCZ zugute kam. Beim Einwurf vor dem 1:0 ist sie ein, zwei Sekunden in ihre Gedankenwelt abgetaucht und passt nicht auf, was Martina Cavar viel freien Raum für ihr Assist verschafft. Sow geht die Fähigkeit ab, über 90 Minuten konsequent aufmerksam zu sein und die Position zu halten. Sie ist eher eine unberechenbare Spielerin, die gewisse Freiräume braucht. Bei Servette wurde sie längere Zeit gar als Mittelstürmerin eingesetzt. FCB-Trainerin Kim Kulig kategorisiert sie aber womöglich aufgrund ihrer Physis weiterhin als Sechser. Mit dem steigenden Niveau der Liga können ihre Schwachpunkte da aber gerade in wichtigen Spielen und gerade gegen den FCZ immer wieder ausgenutzt werden.

Goldene Zeiten im Schweizer Ligafussball

Die FCZ Frauen gewinnen den Final mit zwei Spielerinnen in der Startaufstellung, die in diesem Spiel den ersten längeren Einsatz nach ihrer Verletzungspause hatten: Borbala Vincze (17) und Amelie Schuster (21). Beide sind noch einiges von ihrer Bestform entfernt, was im Spiel auch klar ersichtlich wurde. In der Abwehr musste auch aufgrund der Sperre von Briana Eads (24) Luana Bürge (19) auf der ungewohnten halblinken Position antreten, erledigte dort ihre Aufgabe aber hervorragend und gehörte in dieser Partie zu den Leistungsträgerinnen. Und auf Torhüterin Noemi Benz (21) kann sich die Mannschaft ebenfalls verlassen.

Wir befinden uns gewisserweise, vielleicht ohne es zu merken, in einer goldenen Ära des Schweizer Ligafussballs auf der höchsten Stufe. Nicht nur bei den Männern, sondern auch bei den Frauen ist die Spannung und Vielfalt im Kampf um die Meisterschaft zur Zeit so gross wie wohl noch nie zuvor. Der FCZ hat den angesprochenen grossen Umbruch hinter sich. Servette wirkt nicht mehr so dominant wie in den Jahren zuvor. Und bei Basel scheint es weiterhin egal zu sein, welche guten Spielerinnen geholt werden – es hapert immer wieder an verschiedenen kleinen Dingen. Gleichzeitig haben YB, St. Gallen, GC und Aarau grosse Fortschritte gemacht. Aarau gehört aufgrund der fehlenden Unterschiedsspielerinnen wohl trotzdem nicht zu den Titelkandidaten, aber die anderen drei mittlerweile schon. YB war schon immer vorbildlich bei der Integration ihres guten Nachwuchses in die 1. Mannschaft, hat mittlerweile aber zusätzlich auch noch sechs, sieben erfahrene ausländische Spielerinnen dazu geholt. Playoff Viertelfinal-Gegner St. Gallen mit der ehemaligen FCZ-Assistenztrainerin Marisa Wunderlin an der Linie (Hinspiel Samstag 12.4. 16:00 voraussichtlich im Utogrund) scheint dem FCZ nicht besonders zu liegen. Das Rennen ist offen.

Transfers verbesserungswürdig

Die Spielerinnen und das Trainerteam der FC Zürich Frauen haben in dieser Saison bisher schon viel aus sich selbst herausgeholt und auch am Selbstvertrauen mangelt es nicht. Mittel- bis langfristig gesehen muss aber schon auch mal die Transferbilanz näher angeschaut werden. Die jungen Spielerinnen entwickeln sich mehrheitlich gut. Der Spielstil ist auch auf sie ausgerichtet. Aber die Verpflichtungen von erfahreneren ausländischen Spielerinnen sind qualitativ meilenweit von den Zeiten von Team Manager Markus Schärer oder Sportchef Theo Karapetsas entfernt. Müsste da angesichts eines offenbar deutlich erhöhten Budgets nicht mindestens dasselbe Niveau wie in früheren Zeiten drin liegen?

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