Mit veränderter Taktik gegen aufstrebenden FCB das bessere Team / FCB – FCZ Analyse mit Randnotizen: Katics Alptraumszenario, Bodenturner Condé und zweifelhafte VAR-Intervention gegen Rohner

TEUERSTES KADER TRIFFT AUF „WACHGEKÜSSTE“ STÜRMER / FCB – FCZ VORSCHAU (Züri Live)

Mit einem Züri Live-Notenschnitt von 7,3 gelingt dem FCZ bei einem aufstrebenden FCB sein bisher bestes Spiel der Saison. Dies trifft vor allem auf die 2. Halbzeit zu. Diese hat man 1:0 gewonnen und hätte auch den Siegtreffer verdient gehabt. Der von Ref Sandro Schärer erst ausgesprochene Penalty für den FC Zürich wurde nach VAR-Konsultation (Sven Wolfensberger) zu Unrecht zurückgenommen. Rohner beging bei seiner exzellenten Kopfballweiterleitung in die Tiefe für Okita kein Foul an Schmid. Dass Rohners Arm in dessen Gesicht war, lag einzig daran, dass Schmid zu spät ins Luftduell kam und von unten in den den Ball spielenden Rohner hineinsprang. Jonathan Okita hätte nicht nur diesen Penalty herausgeholt, sondern war davor bereits am 1:0-Führungstreffer durch Lindrit Kamberi und einer „hundertprozentigen“ Grosschance Nikola Katics entscheidend beteiligt gewesen – allerdings auch an den beiden Kontertoren des FC Basel.

Okitas Auftritt zwischen Fluch und Segen

Nach dem 2:2 gegen Stade Lausanne-Ouchy mit einer sehr dominanten Ersten und einer zu passiven Zweiten Halbzeit, änderte der FC Zürich seine Spielweise komplett und kehrte mit Taktik und Spielweise wieder zum direkten „Breitenreiter-Fussball“ im 3-4-1-2 zurück, was in Basel ganz offensichtlich gut funktionierte. Die Expected Goals des FC Zürich waren mit 1,41 doppelt so hoch wie die des Gegners. Defensiv war es zusammen mit dem 0:0 bei YB in der ersten Saisonphase ebenfalls die beste Partie der Saison. Der FCZ machte kaum Defensivfehler, der FCB nutzte diese wenigen Fehler aber konsequent aus.

Highlights – Condé wieder gegen Basel

Personalien – Mathew kommt über den Kampf besser ins Spiel

  • Marc Hornschuh: Erste Spielminuten nach seinem heroischen Teileinsatz vor Weihnachten in St. Gallen.
  • Ifeanyi Mathew: Erstmals Züri Live-MVP in dieser Saison! Nach seinem ausgezeichneten Start in sein Zürich-Abenteuer vor einem Jahr etwas überraschend, dass es 23/24 bis zu diesem Moment so lange gedauert hat. Im Unterschied zu vielen anderen Partien kam Mathew in Basel über Defensivaktionen ins Spiel und glänzte darauf aufbauend später dann auch Offensiv. Es tut ihm gut, wenn er sich bei der Defensivarbeit nicht zu stark auf seinen Mittelfeldpartner Cheick Condé verlässt, sondern von Beginn weg selbst über den Kampf ins Spiel findet.
  • Mirlind Kryeziu: Erstmals in dieser Saison bester Spieler der 1. Halbzeit. Sehr viele starke Diagonalbälle.
  • Amadou Dante: Sein zweiter Corner führt zum 2:2-Ausgleichstreffer.
  • Nikola Katic: Scheint sich wie Mathew noch etwas stärker als sonst auf die Defensive zu fokussieren, verliert aber 73% seiner Zweikämpfe. Dazu gehören auch einige Luftduelle mit Thierno Barry.
  • Jonathan Okita: Wie in den letzten Wochen häufig an beiden Gegentoren entscheidend beteiligt. Vor dem Basler 1:1 zu zögerlich bei einer Top-Chance allein vor FCB-Keeper Marwin Hitz, da er den Ball aufspringen lässt – und tut anschliessend nichts, um den schnellen FCB-Konter im Ansatz zu verzögern. Vor der FCB-Umschaltsituation zum 2:1 springt Okita nur pro forma auf, will tatsächlich den Ball weder weiterleiten noch Gegenspieler Van Breemen stören. Seine Corner-Flanke zum 1:0 in der 6. Minute ist sein erstes Assist seit Ende Januar. Nach drei Viertel der Partie noch mit einer klar ungenügenden Note „3“ steigert sich Okita im letzten Spielviertel auf eine „5“.
  • Nikola Boranijasevic: Mit seinen Hereingaben und Seitenwechseln speziell zu Beginn an mehreren gefährlichen Umschaltmomenten in zentraler Rolle beteiligt.

Kommentare – Im Joggeli fast wie zu Hause

Randnotiz I – 42. Minute: Alptraumszenario – Nikola Katic trifft mit dem schwächeren Linken Fuss aus fünf Metern die leere Hälfte des Tores nicht („Ach hätte ich doch in meiner Jugend wie vom Trainer empfohlen meine täglichen Repetitionen mit dem rechten und linken Fuss gemacht“)

Randnotiz II – 54. Minute: Auch sein zweites Tor für den FCZ erzielt Cheick Condé gegen den FCB und lässt beim Torjubel vor der eigenen Fankurve manchen Schweizer Bodenturner vor Neid erblassen

Randnotiz III – 85. Minute: Nach dem Foul von Vouilloz an Okita im Strafraum müsste es Penalty für den FC Zürich geben, aber VAR Sven Wolfensberger hat etwas dagegen wegen angeblichem vorgängigen „Foul“ von Fabian Rohner im Luftduell mit Dominik Schmid, wofür Rohner anschliessend auch noch Gelb sieht

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Tore auf Champions League-Niveau / FCB – FCZ in der Züri Live-Analyse

Im Meisterspiel im St. Jakob Park wendet der FCZ das Rezept an, das er im Verlauf der Saison gegen YB und den FCB immer besser hat umsetzen können. Es gelingt, ein Spiel mit wenig Torchancen zu erzwingen, in welchem der FCZ als effizientere Mannschaft am Ende als Sieger hervorgeht. Eingeübte Spielzüge auf hohem Niveau nach stehenden Bällen entscheiden die Partie. Es ist das zehnte Saisontor nach einem Freistoss und das zweite nach einem eigenen Abstoss. Nur in der 3./4. Minute hatte Basel zwei gute Torchancen hintereinander, bei welchen der FCZ allerdings viele Beine zwischen Ball und dem eigenen Gehäuse stehen hatte. Es fiel letztendlich nicht ins Gewicht, dass der im gegnerischen Strafraum am häufigsten gesuchte Kryeziu erneut mit seinem schlechten Offensiv-Timing viele Chancen im Ansatz „versemmelte“. Denn Basel erlebte nach den frühen verletzungsbedingten Auswechslungen von Lang und Stocker einen Bruch in seinem Spiel.

Déjà Vu für Nikola Boranijasevic und Blerim Dzemaili

Nikola Boranijasevic schoss zum dritten Mal in Folge gegen Basel ein Tor, zwei Mal davon auf Vorlage seines Pendants Adrian Guerrero. Dazu kommt sein entscheidender Assist beim 3:3-Ausgleichstreffer Assan Ceesays im Oktober im Letzigrund in der 95. Minute. Ausserdem holte Boranijasevic gegen Liam Millar den Freistoss heraus, der diesmal zum 1:0-Führungstreffer des FCZ führte. Blerim Dzemaili führte diesen acht Meter zu weit vorne aus. Er hatte bereits bei seinem ersten Auftritt im St. Jakob Park nach seiner Rückkehr vor anderthalb Jahren ein Freistossassist gegeben – damals für Lasse Sobiech. In den letzten zwei Saisons hat der FCZ gegen den FCB nun eine Bilanz von fünf Siegen und zwei Niederlagen bei einem Unentschieden. Das Unentschieden ist aussergewöhnlich nicht nur in der Art und Weise wie es zustandekam, sondern auch weil es das einzige in den letzten 16 Direktbegegnungen war.

Die drei „Kapitäne“ sind im St. Jakob Park voll da

Die drei vor der Saison definierten „Kapitäne“ waren beim entscheidenden Schritt zur Meisterschaft für einmal alle zusammen voll da. Bei Antonio Marchesano ist dies sowieso fast immer und bei Yanick Brecher zuletzt immer häufiger der Fall gewesen. Blerim Dzemaili hingegen legte nach einigen eher schwächeren Auftritten seine beste Leistung seit dem Auswärtssieg in Luzern hin. Mirlind Kryeziu war in der Druckphase Basels zu Beginn sehr wichtig, baute dann mit zunehmender Spieldauer ab. Assan Ceesay bewies einmal mehr seinen grossen Wert für den FC Zürich und Lindrit Kamberi agierte erneut sehr ruhig und solide. Tosin hingegen bestätigte einmal mehr, dass er meistens eher unterdurchschnittlich spielt, wenn er in der Startformation steht. Als Joker war der für Benin spielende Nigerianer hingegen zuletzt fast immer stark. Ousmane Doumbia erwischte einen ganz schlechten Start in die Partie. Adrian Guerrero lief erneut sehr viel, seine Fehlerquote hat sich im letzten Saisonviertel aber erhöht.

Antonio Marchesano – würdiger MVP im Meisterspiel

MVP ist Antonio Marchesano – zum neunten Mal in dieser Saison, davon zwei Mal in der Rückrunde (YB auswärts als Einwechselspieler und FCB auswärts). Wie in den letzten Jahren war der Tessiner der auf hohem Niveau konstanteste und damit über die ganze Saison hinweg erneut beste FCZ-Spieler. Die aktuelle Ära des FCZ muss von Spielerseite her am stärksten mit seinem Namen verbunden werden. Nicht nur seine Offensivqualitäten sind für Super League-Verhältnisse aussergewöhnlich. Er ist gleichzeitig seit Jahren auch einer der Defensivchefs auf dem Platz. Marchesano organisiert die Defensivarbeit der Stürmer und teilweise auch des Mittelfeldes. In dieser Saison konnte er dies unaufgeregt tun, weil seine Vorder- und Nebenleute ihre Arbeit im Spiel ohne Ball weitgehend diszipliniert und professionell verrichteten. In den Saisons davor sah man Marchesano häufig auf dem Platz regelrecht ausflippen, weil immer wieder Mitspieler ihre Laufwege nicht verrichtet hatten. So konnte sich der Tessiner in dieser Saison stärker auf seine eigenen Aktionen fokussieren. Seine Rekordserie an Direkten Freistosstoren zu Beginn der Saison trug viel zum positiven Momentum bei. In der Liga steht er mittlerweile bei zwölf Toren und fünf Assists (total 16/6). Als langjähriger Challenge League-Spieler ist „Anto“ zum FCZ gewechselt. Nach seinen wesentlichen Beiträgen zu Aufstieg, Cuptitel und Meisterschaft, wartet auf ihn im Sommer die nächste Herausforderung: Champions League-Qualifikation. Eine seiner bisher besten Partien im FCZ-Dress hat der „Bernardo Silva für Arme“ gegen Bayer Leverkusen gespielt.

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FCB – FCZ 0:2 (0:2)
Tore: 40. Ceesay (Dzemaili) 0:1, 45.+3 Boranijasevic (Guerrero) 0:2.
Basel – Lindner; Lang (14. Katterbach, 67. Pavlovic), Frei, Pelmard, Lopez; Burger, Xhaka; Ndoye, Stocker (25. Kasami), Millar (67. Fernandes); Esposito (67. Szalai).
FCZ – Brecher; Kamberi, Kryeziu, Aliti; Boranijasevic (84. Rohner), Doumbia, Dzemaili (64. Hornschuh), Guerrero; Marchesano (64. Coric); Ceesay (46. Kramer), Tosin (72. Gnonto).

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