FCZ Saisonanalyse – Teil 3: Fast so wenig Gegentore wie in der Challenge League-Saison

2023/24 ist der FC Zürich mit einem Schnitt von ziemlich genau einem Gegentor pro Wettbewerbspartie Defensiv hervorragend aufgetreten. Der Trend der sinkenden Anzahl Gegentore pro Spiel seit 19/20 wurde nach einer letztjährigen Delle fortgesetzt. Speziell zu Beginn der Saison konnte man mit mehreren „Clean Sheets“ aufwarten. Seit 2010 hat man nur in der Challenge League-Saison eine leicht bessere Defensivbilanz gehabt. Offensiv steigerte sich der FCZ im Vergleich zur Vorsaison ebenfalls, wenn auch nicht im gleichen Masse. Die Meistersaison 21/22 präsentiert sich in der Statistik mit 2,33 Toren pro Spiel Offensiv als eine Ausnahmesaison. Nach dem Aufstieg erzielte der Stadtclub 17/18 ebenfalls einen sehr guten Schnitt von 1,78 Treffern pro Partie. Danach erreichte man die Torquoten von der Zeit vor dem Abstieg mit Ausnahme der Meistersaison nicht mehr. Zum Abstieg kam es vor allem auch deshalb, weil bei ähnlicher Offensivleistung die Defensive Phase von 2010 bis 2016 von Saison zu Saison kontinuierlich schlechter wurde – speziell in der Abstiegssaison 15/16 selbst, als man erstmals in jenem Jahrzehnt über alle Wettbewerbe hinweg mehr Gegentore kassierte, als man selbst schoss. Dies war danach auch 22/23 so – und am stärksten in der „Corona-Saison“ 19/20. In all den erwähnten Saisons mit aussergewöhnlich vielen Gegentoren spielte jeweils die schlechte Form Yanick Brechers eine Rolle – angefangen mit der Abstiegssaison, in welcher er in der Liga mehr als zwei Gegentore im Schnitt kassierte (deutlich mehr als der ebenfalls viel eingesetzte Anthony Favre).

Erhöhte Probleme bei gegnerischen Freistössen und Einwürfen

Positiv herauszustreichen gilt: die aus dem Spiel heraus kassierten Tore haben sich in der abgelaufenen Saison stark reduziert – sowohl was das Aufbau- als auch das Umschaltspiel der Gegner betrifft. Es wurde dabei ein grosser Sprung nach vorne gemacht. Seit Beginn der Züri Live-Messung in der Saison 19/20 hat der FC Zürich noch nie so wenige Tore aus dem Spiel heraus kassiert. Man hat sich dabei über die Jahre unter verschiedenen Trainern kontinuierlich verbessert – mit einer kleinen Baisse 22/23 (wiederum unter anderem aufgrund einer schlechten Phase Yanick Brechers zu Beginn der Saison direkt nach seiner Vertragsverlängerung). Nur noch in jedem vierten Spiel gelang 23/24 den Gegnern ein Tor aus kontrolliertem Aufbauspiel gegen den FCZ – halb so häufig wie in der Vorsaison. Noch in der Saison 19/20 kassierte man in drei Spielen zwei solche Gegentore – nun nicht mal eines. Dass der FCZ 23/24 die Hälfte seiner Gegentore auf Standards kassierte, lag einerseits an dieser kontinuierlichen Verringerung der Gegentore aus dem Spiel heraus. Andererseits lag es aber auch an einer Verschlechterung der defensiven Standardstatistik. Seit der Saison 20/21 hat man nicht mehr so viele Gegentore auf Ruhende Bälle kassiert – nämlich in jedem zweiten Spiel eines.

Und dies obwohl man sich bei gegnerischen Eckbällen weiter verbessert hat! Seit 20/21 fängt der FC Zürich von Saison zu Saison immer weniger Gegentore auf Corner ein. Dieser Trend setzte sich letztendlich auch in der abgelaufenen Saison fort, obwohl es im Frühling nach der Umstellung auf Raumdeckung die ein oder andere Unsicherheit gab. Die Gegentore auf Penaltys sind ungefähr auf gleicher Höhe geblieben. Zugenommen haben die Gegentore auf eine „Zweite Welle“ nach einem Standard. Vor allem aber haben die Gegentore auf Einwürfe und Freistösse stark zugenommen. Diese sind für die stark verschlechterte defensive Standardbilanz verantwortlich. In der Vorsaison 22/23 hatte man es geschafft, keinen einzigen Gegentreffer nach einem Einwurf hinnehmen zu müssen. Das sah in der abgelaufenen Saison ganz anders aus. Vor allem aber merkten die Gegner, dass der FC Zürich auf Freistösse verwundbar ist. So wurde der FCZ mehr als einmal bei einem seitlichen Freistoss düpiert, der relativ kurz in die Tiefe gespielt wurde. Der FC Zürich hatte jeweils alle seine starken Kopfballspieler weit entfernt vom Geschehen auf der Höhe des Zweiten Pfostens massiert, während auf kurze Distanz auf Höhe des Ersten Pfostens Antonio Marchesano und Co in Unterzahl verteidigten und bei den kurz in die tiefe gespielten Bällen wenig Reaktionszeit zur Verfügung hatten. Auf Anstoss oder Abstoss hat man hingegen auch diese Saison kein Gegentor kassiert.

Gegner können sich selten in der Zürcher Platzhälfte installieren – und wenn, verteidigt der FCZ gut

Penaltys gegen den FCZ entstanden in den letzten fünf Jahren häufig aus anderen Standardsituationen wie Einwürfen, Freistössen, Eckbällen oder einer Zweiten Welle.

Aus dem Spiel heraus kassierte der FC Zürich in der abgelaufenen Saison immer noch am meisten Gegentreffer via Konterangriffe des Gegners, auch wenn sich diese Art von Gegentoren seit der Saison 19/20 ständig weiter reduziert haben. Damals kassierte man in jedem zweiten Spiel ein Kontergegentor – nun nur noch in jedem fünften. Auch Gegentore wenn der FCZ tief stand oder der Gegner ein Mittelfeldpressing aufzog, haben sich stark reduziert. Wesentlich zugenommen haben aus dem Spiel heraus eigentlich nur die Gegentore bei gegnerischen kontrollierten Angriffen bei welchen der FC Zürich hoch stand. Auf Angriffspressing oder Gegenpressing gelang den Gegnern hingegen kaum mal ein Tor. Der FCZ fand also die Mittel, um gegnerisches Pressing weitgehend wirkungslos werden zu lassen. Die Gegentore bei kontrolliertem Aufbau des Gegners gegen einen tief stehenden FCZ haben sich stark reduziert. Auch weil es diese Situationen seltener gab.

Wieder mehr Standard-Tore

Beim Aufbauspiel des Gegners wurden speziell Gegentore durch die Mitte und über die linke Zürcher Abwehrseite (Rechte Aufbauseite des Gegners) im Vergleich zur letzten Saison stark reduziert. Zusammenfassend lässt sich also festhalten, dass sich das Team 23/24 Defensiv weiter verbessert hat. Verhindern muss man aber in Zukunft vermehrt, dass die Gegner kontrolliert aufbauen können, wenn der FCZ hoch steht. Ausserdem muss der FCZ die Verteidigung von Freistössen und Einwürfen detailliert unter die Lupe nehmen.

Immerhin 53 Liga-Tore bedeuten zusammen mit 20/21 den zweithöchsten offensiven Super League-Wert des FCZ seit der Saison 14/15 – bei zwei Spielen mehr. In der Vorsaison 22/23 hatte man übrigens klubrekordverdächtige 17 Europacup-Tore erzielt und 22 kassiert. Auch bei den erzielten Toren stechen die Standards mit 44% hervor. Nach einem extremen Absturz 22/23 bezüglich Standard-Toren im Vergleich zur Meistersaison, hat man sich diesbezüglich wieder halbwegs berappelt und ist ungefähr wieder auf dem Level der Saison 20/21.

Freistossmagie noch nicht wiederentdeckt

Aus Umschaltspiel hat man zudem nicht nur absolut sondern auch prozentual mehr Tore erzielt als erhalten. In allen Kategorien (Aufbauspiel, Umschaltspiel, Standards) und auch aus einer Hohen Position hat der FC Zürich mehr Tore erzielt als letzte Saison – und gleichzeitig jeweils deutlich weniger als in der Meistersaison. Nur in der Torerzielung aus einer Tiefen Position hielt der Abwärtstrend an. Dies unter anderem auch aufgrund einer veränderten Spielphilosophie. Man lockt die Gegner nicht mehr (sei es absichtlich oder notgedrungen) in die eigene Platzhälte, um Räume für Gegenstösse zu nutzen, sondern versucht sich möglichst in der gegnerischen Platzhälfte zu installieren. Bei den erzielten Toren aus Aufbauspiel liegt man weiterhin über den Saisons 19/20 und 20/21, beim Umschaltspiel hingegen weiterhin darunter.

Dass die Standardtore stark zugenommen haben ist erstaunlich, da die Penaltytore, welche in der Vorsaison mit Abstand den grössten Teil der Standardtreffer ausmachten, deutlich weniger wurden. In der Liga durfte der FCZ 23/24 nur vier Penaltys treten, von welchen Jonathan Okita einen in Yverdon verschoss. Dazu kam ein Penaltytreffer im Schweizer Cup in Tuggen. Stark gestiegen sind die Anzahl Tore aus Eckbällen und Einwürfen, also Standards von der Seite – beides sogar über das Niveau der Meistersaison! Beinahe in jedem fünften Spiel erzielte der FC Zürich ein Tor aus einem Einwurf – bei Eckbällen beinahe in jedem vierten. Bereits in der Spieleranalyse wurde eruiert, dass Lindrit Kamberi und Nikola Katic 23/24 bei Eckbällen zu den besten Torschützen der Liga gehörten. In der Meistersaison wurden die meisten Standardtore mit Freistössen erzielt. Diese Art der Torerzielung nahm in der abgelaufenen Saison hingegen weiter ab. Antonio Marchesano und Co. haben die Freristossmagie der ersten Monate der Saison 21/22 noch nicht wiederentdeckt.

FCZ mit mehr Fokus und Erfolg bei Pressing und Gegenpressing

In den letzten vier Jahren hat der FCZ am häufigsten Penaltys, die aus Freistössen entstanden sind, erfolgreich verwertet. Auffällig zudem, dass man in dieser Zeit prozentual deutlich mehr Penaltys aus Konterangriffen rausgeholt (14%) statt gegen sich gepfiffen erhalten hat (5%).

Dabei haben FCZ-Tore, die direkt aus Konterangriffen erzielt worden sind, in der abgelaufenen Saison weiter stark abgenommen und sind nun wieder auf dem Niveau von vor der Ankunft André Breitenreiters. Dass schnelle Umschaltmomente und der direkte Weg zum Tor aus einer tiefen Position kaum mehr forciert werden, zeigt sich auch darin, dass die Tore aus kontrolliertem Aufbauspiel aus einer tiefen Position mit den Kontertoren mittlerweile gleichauf sind. Am meisten Tore aus dem Spiel heraus werden neu aus Hohem Pressing und Gegenpressing in der gegnerischen Platzhälfte heraus erzielt. Gleichzeitig lässt man wie oben gesehen solche Tore der Gegner kaum zu.

Die veränderte Spielphilosophie bildet sich also auch in der Art der erzielten Tore ab. Es werden weiterhin viele Tore aus Umschaltsituationen erzielt, aber nun aus Hohem Pressing und Gegenpressing statt Konterattacken. Die Effizienz von Eckbällen und Einwürfen wurde weiter stark verbessert. Gegen YB erzielte man gar ein Tor aus dem ersten Anstoss der Partie – ebenfalls eine Standardsituation. Dass sich die Anzahl der Tore aus Standards klar erhöht hat, obwohl letzte Saison kaum Penaltys zugesprochen wurden, ist ein gutes Zeichen.

FCZ SAISONANALYSE 23/24 – TEIL 1: SPIELERNOTEN, MVP’S UND TRANSFERS

FCZ SAISONANALYSE 23/24 – TEIL 2: KAMBERI MIT HOHER TORBETEILIGUNG, ROHNER UND OKO-FLEX WIE TYPISCHE MITTELSTÜRMER

FCZ Saisonanalyse 23/24 – Teil 2: Kamberi mit hoher Torbeteiligung, Rohner und Oko-Flex wie typische Mittelstürmer

Jonathan Okita entschloss sich in der Super League-Saison 23/24 so häufig wie kein anderer Spieler der Liga in den Abschluss zu gehen: insgesamt 88 Mal – davon genau die Hälfte aus der Distanz (ausserhalb des Strafraumes). In der Statistik der Schüsse pro 90 Minuten liegt der Belgier mit kongolesischen Wurzeln ligaweit auf Rang 16, da verschiedene Offensivspieler mit deutlich weniger Einsatzzeit wie Chader (Luzern), Kalu (Lausanne-Sport) oder Danho (Stade Lausanne-Ouchy) sich noch häufiger im Abschluss versuchten. Okitas Torproduktion fiel im Verhältnis zu wenig gut aus – zumal er drei und damit die Mehrzahl der Zürcher Penaltys treten durfte. Sein Drehschuss mit Rechts aus der Distanz in die rechte obere Torecke ist Okitas Markenzeichen. Tore erzielte er so aber fast nur in Umschaltsituationen, wenn der gegnerische Torhüter weiter vorne als normal postiert war. Gleichzeitig trug er als FCZ-Standardschütze Nr.1 (neben 60% der Penaltys rund 40% der Corner und Freistösse in Strafraumnähe) einiges zur guten Bilanz bei Offensivstandards bei. Lindrit Kamberi und Nikola Katic erzielten je vier Treffer auf Corner, was ansonsten nur noch Kevin Carlos (Yverdon Sport) und Albert Vallci (St. Gallen) gelang. Insgesamt war Okita genauso wie Antonio Marchesano an beinahe der Hälfte der FCZ-Tore der Saison 23/24 beteiligt.

Diese Daten von Wyscout beziehen sich nur auf die Liga

Warum Fabian Rohner eher ein Stürmer ist als Jonathan Okita

Okitas eigenes Kopfballspiel ist bezüglich Timing und Präzision eigentlich gut, aber er scheint jeglichen mit harten Bandagen geführten Luftkämpfen aus dem Weg zu gehen und nur auf Hohe Bälle zu gehen, wenn er unbedrängt ist. Anders beispielsweise Fabian Rohner, der Jahre nach seinen Schwindelproblemen nach LIndrit Kamberi am häufigsten die hohen Bälle Yanick Brechers im Mittelfeld in die Tiefe weiterleitete. Das zum FC Winterthur wechselnde Eigengewächs konnte sich zudem in der Liga effektiv als Assistgeber einbringen. Rohners 0.24 Torvorlagen pro 90 Minuten sind der zehntbeste Ligawert und der zweitbeste teamintern – knapp hinter Adrian Guerrero (0.25). Ebenfalls ligaweit in den Top 10 und die nr. 1 teamintern war Rohner bei der Anzahl Key Passes pro 90 Minuten (0.84). Dies sind Zuspiele, welche dem Adressaten eine besonders gute Torchance eröffnen. Dank guter Technik in hohem Tempo mit wenigen Ballberührungen kann Rohner eine hohe Effizienz im Abschluss und der Torvorbereitung ausweisen: 20% seiner Abschlüsse und 29% seiner Zuspiele führten zu einem Tor – was beides sehr hohe Werte sind. Rohner schlug nach „Flankengott“ Nikola Boranijasevic und Amadou Dante zudem am drittmeisten Hereingaben pro 90 Minuten in den Strafraum. Beim Abschluss und dem letzten Pass liegen seine Stärken, beim Spielaufbau hingegen nicht: kein einziges seiner 15 Pre-Zuspiele führte zu einem Tor. Unter anderem deshalb wurde er zuletzt von verschiedenen Trainern im Sturm eingesetzt.

Diese Daten von Wyscout beziehen sich nur auf die Liga

Antonio Marchesano bringt weniger gute Werte als Rohner mit, ist aber wie dieser ebenfalls auf den Abschluss oder Letzten Pass ausgerichtet: 15% seiner Abschlüsse und 20% seiner Zuspiele landen im Tornetz, während „nur“ 7% seiner Pre-Zuspiele zu einem Torerfolg führen. Umgekehrt ist die Bilanz bei Jonathan Okita, bei welchem 15% der Pre-Zuspiele zu einem Torerfolg führen, aber nur 9% seiner Letzten Pässe (und 13% der Abschlüsse). Er ist also als Aufbauer von Angriffen erfolgreicher, als in der Rolle als Assistgeber oder Torschütze. Dazu zählen allerdings auch indirekt gespielte Standards wie die beiden von Marc Hornschuh weitergeleiteten Eckbälle zuletzt in Winterthur. Der wenig eingesetzte Deutsche hat dank dieser zwei Aktionen eine hohe Torbeteiligungsquote von 0.8 pro 90 Minuten (und eine Zuspiel-Effizienz von 50%!), obwohl er in der ganzen Saison nur noch an einem weiteren Treffer beteiligt gewesen war (Ballgewinn vor dem Penalty zum 2:0 in Tuggen).

Diese Daten von Züri Live beziehen sich auf alle Wettbewerbsspiele

FCZ erzielt Tore dank Kamberis Arbeitseifer, Daprelàs Zielstrebigkeit, Kryezius Raumgewinnen und Mathews Passspiel

Freuen können sich FCZ-Fans, wenn Fabio Daprelà an den Ball kommt, denn 33% seiner Zuspiele sowie 21% seiner Pre-Zuspiele führen zu einem Tor! Er war damit nach Hornschuh der zweiteffizienteste Torvorbereiter. Wohlgemerkt: ein Pass gilt nur dann als „Zuspiel“ oder „Pre-Zuspiel“, wenn daraus eine Torchance resultiert. Die Statistik illustriert die Zielstrebigkeit, welche Daprelà einbringt, wenn er sich mal nach vorne einschaltet. In dieser Hinsicht erinnert er etwas an Alain Nef. Verteidigerkollege Mirlind Kryeziu hat bezüglich Effizienz in der Chancenvorbereitung ebenfalls einen relativ hohen Wert, wenn auch nicht auf dem Level Daprelàs. In den Statistiken zeigen sich bei Mirlind Kryeziu und Cheick Condé sowohl defensive wie offensive Qualitäten. Kryeziu blockte die meisten gegnerischen Schüsse und sorgt gleichzeitig für die grössten Raumgewinne im Spiel nach vorne. Condé führte in der abgelaufenen Saison die meisten Defensivzweikämpfe der ganzen Liga (300), spielte gleichzeitig aber auch am fünftmeisten Bälle ins Angriffsdrittel (272). Die Erfolgsquote seiner Schnittstellenpässe ist dabei ordentlich (nr. 30 der Liga). Nikola Boranijasevics Stärken liegen hingegen klar in der Offensiven Phase, in welcher der Serbe die höchste teaminterne Erfolgsquote bei Offensiven 1 vs. 1 – Situationen aufweist. Defensiv lässt er hingegen auf seiner Rechten Seite am meisten gegnerische raumgreifende Zuspiele passieren.

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Daran, dass die rechte Zürcher Seite offensiv produktiv war, hatte aber auch Lindrit Kamberi einen wesentlichen Anteil. Neben seinen eigenen Abschlussqualitäten bei Standards war der Zürcher auch noch teamintern am meisten in der Torvorbereitung erfolgreich. 13 Pre-Assists sind klarer Bestwert. Selbst wenn man Pre-Assists und Assists zusammenzählt, liegt Kamberi mit 14 Torvorbereitungen auf gleicher Höhe mit Antonio Marchesano und Standardspezialist Jonathan Okita. Einerseits war Kamberi mit 94 Pre-Zuspielen nach Ifeanyi Mathew und Cheick Condé am häufigsten an der Erarbeitung von Torchancen im Spielaufbau beteiligt (nr. 4 übrigens Yanick Brecher mit 75), hatte dabei aber mit 14% eine substantiell bessere Erfolgsquote als die beiden Zentralen Mittelfeldspieler. Mit anderen Worten: lief der Angriff über Kamberi, wurde es häufig gefährlich. Mit der Umstellung auf Viererabwehr rutschte er denn auch vermehrt auf die Position als Schienenspieler auf der Rechten Seite, auf welcher er bereits zu Zeiten der Dreierabwehr bei Langen Bällen Yanick Brechers oder Mirlind Kryezius an Stelle des in der Luft ungenügenden Boranijasevics häufig agiert hatte. Ein Paradebeispiel dafür war seine Kopfballweiterleitung zum rekordverdächtig schnellen Führungstreffer Ifeanyi Mathews im zweiten Heimspiel gegen YB. Wie Mathew war Kamberi an rund 30% der FCZ-Tore der Saison 23/24 beteiligt, was für einen Verteidiger ein sehr hoher Wert ist. Und er führte gleichzeitig nach FCB-Stürmer Thierno Barry ligaweit die zweitmeisten Luftduelle (239). Mathew spielte nach Noë Dussene (Lausanne-Sport) am zweitmeisten Bälle ins Angriffsdrittel sowie nach Ardon Jashari (Luzern) und Renato Steffen (Lugano) am drittmeisten Schnittstellenpässe (40) – und am sechstmeisten Pässe insgesamt (1’574). Wie bei seinem Ex-Verein Lilleström hält der Nigerianer das Angriffsspiel mit vielen möglichst einfachen Pässen zuverlässig am Laufen.

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Hornschuh, Daprelà, Rohner und Afriyie mit grösster Vorlageneffizienz

Adrian Guerrero war an mehr als 20% der Zürcher Saisontore beteiligt, obwohl er weniger als 1’700 Minuten gespielt hat. Mitverantwortlich dafür sind natürlich seine Standards. Der Linksfuss schlug immerhin 31% der Eckbälle und 33% der Freistösse in Strafraumnähe. Rodrigo Conceição ist (mit Bledian Krasniqi) der Dribbler und Ballträger des Teams. Yanick Brecher hat 0.99 Gegentore pro 90 Minuten kassiert – nur David Von Ballmoos, Anthony Racioppi und Joêl Mall mussten noch weniger häufig hinter sich greifen. Bei der Anzahl erfolgreicher Paraden hat Brecher allerdings zusammen mit St. Gallens Zigi mit 2.44 pro 90 Minuten den tiefsten Wert der Liga. Der Prevented Goals-Wert ist bis Ende Saison sogar noch in den negativen Bereich gefallen. Der Zürcher Torhüter hat also sicherlich auch von der Defensivarbeit seiner Feldspieler profitiert, so dass es gar nicht zu vielen gefährlichen Abschlüssen der gegnerischen Teams kam. Nach vorne spielte Brecher nach den Torhüterkollegen Keller und Loretz, sowie Lausanne-Sport-Abwehrchef Dussene am viertmeisten Lange Bälle (359).

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Wie bereits im 1. Teil der Saisonanalyse klar wurde, war die Saison 23/24 für Junior Ligue keine erfolgreiche, was auch durch die Statistiken in diesem Zweiten Teil illustriert wird: keine einzige Torbeteiligung, weniger als ein Abschluss und weniger als drei Abschlussbeteiligungen pro 90 Minuten Einsatzzeit. Sein gleichaltriger U21-Sturmpartner Labinot Bajrami kam bei bloss 57 Minuten Einsatzzeit zu drei Abschlussbeteiligungen, wovon eine gleich zu einem Tor führte. Nevio Di Giusto und Miguel Reichmuth suchten noch häufiger den direkten Weg zum Tor und hatten daher die höchste Abschlussquote des Teams aufzuweisen (je 3.46 Abschlüsse pro 90 Minuten). Die höchste Abschlusseffizienz können Armstrong Oko-Flex (33%) und Ivan Santini (30%) vorweisen. Santini erzielte seine drei Saisontore allerdings alle im Cup gegen unterklassige Gegner. Flügelspieler Oko-Flex bewies hingegen, dass er auch auf Super League-Niveau dank seiner Beweglichkeit auf engem Raum am und im gegnerischen Strafraum gefährlich sein kann. Daniel Afriyie beging als Einziger des Teams im Schnitt beinahe zwei Fouls pro 90 Minuten-Einsatz. Seine Abschlusseffizienz war schlecht (nur 4%). Als Zulieferer des Letzten Passes agierte der Ghanaer hingegen deutlich erfolgreicher. 21% seiner Zuspiele führten zu einem Tor, was nach Hornschuh, Daprelà und Rohner den vierthöchsten Wert darstellt.

Diese Daten von Züri Live beziehen sich auf alle Wettbewerbsspiele
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FCZ SAISONANALYSE 23/24 – TEIL 1: SPIELERNOTEN, MVP’S UND TRANSFERS

Daten: Züri Live, Wyscout

Le Pogam, Leipzig und die wiederkehrende Frage der FCZ-Spielphilosophie / Yverdon-Sport – FCZ Analyse mit Randnotiz: Condé fehlt das Fingerspitzengefühl, Cibelli die Übersicht

FCZ STARTET VORAUSSICHTLICH MIT SYSTEMUMSTELLUNG IM MUNICIPAL / YVERDON-SPORT – FCZ VORSCHAU (Züri Live)

In einer Partie mit wenig Torchancen auf beiden Seiten war das 1:0 wegweisend. Erzielt wurde es nach einem seitlichen Tasar-Freistoss durch Linksverteidiger William Le Pogam. Man sieht sich immer zwei Mal im Leben – im Fussball sowieso. Was viele nicht wissen oder sich vielleicht nicht mehr daran erinnern: Le Pogam trug einst das FCZ-Trikot mit der Nummer 33 – wenn auch nur für ein Testspiel im Juli 2019. Diese Partie war aus vielen Gründen denkwürdig. Es war das erste Spiel des damals frischgebackenen RB Leipzig-Trainers Julian Nagelsmann. Der FCZ gewann 4:1. Das Ehrentor Leipzigs ergab sich aus einem Penalty, welchen der heutige Basel-Stürmer Jean-Kevin Augustin “herausholte“, als er von Mimoun Mahi an der Grundlinie abgedrängt worden war. Der Hauptgrund für den klaren -FCZ-Sieg gegen den Bundesliga-Mitfavoriten, bei dem alle Stammspieler zum Einsatz kamen, lag im unterschiedlichen Vorbereitungsstand der beiden Teams.

Link zum Spielbericht RB Leipzig – FC Zürich (mit William Le Pogam)
Link zum Stream RB Leipzig – FC Zürich (ab Einwechslung Le Pogam)

Der sich schliessende Kreis mit Le Pogam und die Frage der Spielphilosophie

Trotzdem wurde in diesem Spiel auf dem Gelände der Red Bull-Akademie augenfällig, wie gut der FC Zürich im Umschaltspiel funktioniert. Speziell aus einer tiefen Position heraus mit einer „Rakete“ wie Assan Ceesay in der Spitze. Von diesem Moment an wurde auf Züri Live zwei Jahre lang immer wieder gefordert, der FCZ solle sich auf einen solchen Spielstil fokussieren. Es war aber nicht der präferierte Stil von Ludovic Magnin. Der damalige FCZ-Trainer wich nur ungern und nur in gewissen Spielen (wie in Leipzig) von seinem Ballbesitzfussball ab. Auch dessen Nachfolger Massimo Rizzo fokussierte nur in seiner (erfolgreichen) Anfangszeit als Cheftrainer auf das Umschaltspiel. Bis letztlich im Sommer 2021 André Breitenreiter kam und konsequent eine ganze Saison lang auf Konter und geringen Ballbesitz setzte. Assan Ceesay war zu dem Zeitpunkt glücklicherweise immer noch da. Magnin zeigte sich später in einem Interview mit „24 heures“ einsichtig und nannte sein Festhalten am Ballbesitzfussball als Hauptgrund für seine durchzogenen Resultate als FCZ-Trainer.

William Le Pogam wurde bei dem Spiel in Leipzig (von Züri Live live übertragen) als Backup für den schwankende Leistungen zeigenden Linksverteidiger Levan Kharabadze getestet. Kurioserweise hatte Drittligist San Fernando kurz vor Le Pogams Auftritt mit dem FCZ seinen Transfer vermeldet. Letztendlich landete Le Pogam aber weder in Spanien noch beim FC Zürich, sondern in der Challenge League bei Stade Lausanne-Ouchy. Von dort zog er ein Jahr später weiter an den Neuenburgersee, wo er mit YS zwei Mal aufstieg und nun trotz umfassendem Kaderumbruch unter dem neuen amerikanischen Besitzer immer noch Stammspieler ist. Und als solcher schoss er das Game Winning Goal gegen den FCZ in einer Partie in welcher es beim Stadtklub wieder exemplarisch um die Frage der Spielphilosophie ging. Ein zweiter Kreis mit „Leipzig“, der sich schliesst – und wieder auftut.

Viel Ballbesitz im Mittelfeld, aber so wenige gute Offensivszenen wie noch nie in dieser Saison

Nachdem der FC Zürich in den Wochen zuvor mehrmals in der 2. Halbzeit auf ein 4-3-3 umgestellt hatte, agierte man in Yverdon nun erstmals von Beginn weg so. Zum x-ten Mal in den letzten Jahren nimmt man wieder einen Anlauf, um eine dominante Spielweise zu installieren. Die neue sportliche Leitung mit Malenovic, Milicevic und Moniz soll nun den erneuten Anlauf endlich zum Erfolg bringen. Man kann und soll den Verantwortlichen Glück wünschen. Vielleicht klappt es ja diesmal. Auch wenn Assan Ceesay nicht mehr da ist, ist die aktuelle Mannschaft weiterhin sowohl Defensiv wie Offensiv besser für das Spiel aus einer tiefen Position heraus geeignet. Ein Spiel alleine sagt zwar noch nicht allzu viel aus, aber in Yverdon biss man sich mit der neuen Spielweise bereits wieder am Gegner die Zähne aus.

Noch nie in dieser Saison hatte das Letzigrund-Team so wenige gute Offensivaktionen wie in Yverdon. Dies obwohl es erstaunlich viele Abschlüsse gab: 16, davon 13 in der 2. Halbzeit bei 10-vs.-11 und 10-vs.-10. 14 Flanken sind ebenfalls ein hoher Wert. Die Offensivstandards funktionieren hingegen nicht mehr so gut wie noch in der Vorrunde. Der FCZ agierte Defensiv im Hohen Pressing, Yverdon stand tief und nahe an ihren Gegenspielern dran – und nutzte die Räume hinter Katic & Co. konsequent. Die Waadtländer warteten jeweils als Trigger auf den FCZ-Pass auf einen Aussenverteidiger und griffen diesen dann auf Höhe der Mittellinie an. Die Durchschnittsnote der Mannschaft ist mit 5,3 die schlechteste der Saison, ex aequo mit dem Lausanne Sport-Heimspiel wenige Tage davor, dem Heimspiel gegen St. Gallen und der Auswärtspartie im Schweizer Cup in Tuggen.

Highlights – Yverdon Spezialist auf Standards

Personalien – Kaum Arbeit für Brecher, Katic erneut an drei Gegentoren wesentlich beteiligt

  • Nikola Boranijasevic: Zu Beginn mehrere verunglückte Offensivaktionen, kämpft sich dann aber noch während der ersten Viertelstunde zurück ins Spiel.
  • Adrian Guerrero: Wie Bledian Krasniqi einer derjenigen Spieler, die zum Anpfiff jeweils voll da sind. Die beiden waren in den letzten sechs Partien je drei Mal die Besten der 1. Halbzeit. Guerrero baut aber in Yverdon in der 2. Halbzeit wieder stark ab.
  • Cheikh Condé: Kommt nach einem harzigen Start ins 2024 in der 1. Halbzeit in Yverdon mit jeder Minute besser ins Spiel, fängt auf der 6er-Position mehrere im Ansatz gefährliche Bälle ab, gewinnt Zweikämpfe. Bis zur Roten Karte (die Minuspunkte gibt) der Beste beim FCZ.
  • Armstrong Oko-Flex: Zum zweiten Mal hintereinander und zum dritten Mal insgesamt Offensiv Bester.
  • Jonathan Okita: Macht weiterhin zu wenig aus vielversprechenden Situationen, bleibt im 1-vs.-1 in den letzten Wochen und Monaten fast immer hängen. Die Gegenspieler haben sich auf ihn eingestellt.
  • Antonio Marchesano: Bis in die 2. Halbzeit hinein an keiner Torchance beteiligt, danach verbessert.
  • Nikola Katic: Wie schon gegen Lausanne-Sport stehen auch in Yverdon seine Fehler am Ursprung aller drei Gegentore (inklusive des aberkannten Lausanner 3:2). Die Partie beginnt bereits beim Anstoss zum wiederholten Mal mit einem langen Ball von Katic ins Seitenaus. Es ist seine sechste ungenügende / schlechte Note in den letzten acht Spielen. – zum zweiten Mal hintereinander mit einer Defensiv-Note “1“.
  • Daniel Afriyie: MVP und erstmals Defensiv Bester in dieser Saison. Trägt zur verbesserten Leistung der 2. Halbzeit bei.
  • Junior Ligue: Stand schon nach 58 Minuten zur Einwechslung bereit, kam dann letztendlich erst in der 80. Minute rein.
  • Yanick Brecher: Hat fast keine Arbeit zu verrichten – und muss trotzdem drei Mal den Ball aus dem Netz holen.

Kommentare – S Schpiilfäld isch „z’churz“

Randnotiz – Condé fehlt das Fingerspitzengefühl, Cibelli die Übersicht

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Defensive Fortschritte / Offensiv fehlt den Teamleadern die Inspiration der Meistersaison: Analyse Tore und Gegentore 19/20 – 22/23

Defensiv hatte der FCZ was die Leistung der Feldspieler betrifft in der Saison 22/23 sehr gute Werte, wie an dieser Stelle bereits gezeigt. Wie kommt es dazu? Schauen wir uns dieses Phänomen etwas genauer an! Ein wirklich erstaunliches Bild zeigt sich bereits in der ersten Grafik. Von 19/20 bis 22/23 hat der FC Zürich über mehrere Saisons hinweg unter verschiedenen Trainern (Magnin, Rizzo, Breitenreiter, Foda, Colatrella, Henriksen) die Verteidigung der gegnerischen Standards Schritt für Schritt stark verbessert (von rund 0,7 Standardgegentoren pro Partie auf unter 0,3). Auch nach der Meistersaison ist das Team in diesem Bereich noch einmal deutlich stärker geworden. Dies mag einige Leser erstaunen. Denn ohne eine systematische Untersuchung eines Phänomens hält man sich für die Beurteilung in der Regel an einzelne besonders in Erinnerung gebliebene Situationen und Spiele. Dazu gehört für die Saison 22/23 mit Sicherheit die 2:4-Heimniederlage gegen den FC Basel am 28. August mit gleich drei Standardgegentoren nach den Freistössen von Taulant Xhaka und dem Eckball durch Darian Males. Dieses Spiel war aber wie die Statistik zeigt, die Ausnahme, welche die Regel bestätigt.

Bessere Vorwärtsverteidigung und Abwehr von Standards als in der Meistersaison!

Beinahe ebenso stark wurden in der gleichen Zeitperiode die Gegentore aus dem Spiel heraus reduziert, wenn der Gegner aus einer tiefen Position angreift. Das heisst, man verteidigt von Saison zu Saison besser in hoher Position – und hat sich auf diesem Gebiet auch 22/23 im Vergleich zur Meistersaison nochmal verbessert! Der über Jahre anhaltende positive Trend in der Reduktion der Gegentore beim Umschaltspiel, Aufbauspiel und bei einer Hohen Position des Gegners konnte hingegen nicht fortgesetzt werden. In diesen Bereichen gab es einen Rückschritt – am meisten bei gegnerischem Aufbauspiel. Der FCZ verteidigt weniger gut als noch letzte Saison unter Breitenreiter, wenn er sich hinten reindrängen lässt.

Die verbesserte Verteidigung von Standards im Vergleich zur Meistersaison betrifft alle Bereiche mit Ausnahme der Penaltys. Am stärksten verbessert hat man sich bei gegnerischen Einwürfen. Bei gegnerischen Eckbällen hat der fC Zürich im Verlauf der letzten Monate leichte Anpassungen in der Formierung vorgenommen und setzt nun auf zwei oder teilweise gar drei Raumdecker. Wenn der FCZ trotzdem wieder mal ein Corner-Gegentor kassiert, dann liegt dies jeweils eher nicht an der Taktik, sondern individuellen Unaufmerksamkeiten wie beim 2:3 durch Douline in Genf in letzter Sekunde oder einem vermeidbaren Gegentreffer Schettines im einzigen verlorenen Derby der Saison. Penaltys gegen den FCZ entstanden in der Zeitperiode 2019 bis 2023 am häufigsten nach Freistössen oder Einwürfen (je 3 Mal).

Linke Seite nicht mehr so wasserdicht, wie in der Meistersaison

Am meisten Gegenreffer kassiert der FC Zürich immer noch via Konterangriffe des Gegners, auch wenn sich dies seit der Saison 19/20 reduziert und im Vergleich zur Meistersaison auf dem Niveau von einem solchen Gegentreffer alle vier Spiele gehalten hat. Weiter reduziert haben sich aber die Gegentreffer bei gegnerischem (langsamem) Spielaufbau, wenn der FCZ hoch steht. Zu Magnin-Zeiten war in solchen Situationen die Verteidigungsarbeit der Stürmer und Mittelfeldspieler immer wieder mal ungenügend gewesen. Wie bereits weiter oben erwähnt nahmen die Gegentore des FCZ etwas zu, wenn er tief oder in einer mittleren Position gegen einen aufbauenden Gegner verteidigte. Gegentore aus Pressing- oder Gegenpressing-Situationen blieben hingegen relativ selten.

Obwohl die Standardgegentore weiter reduziert wurden, haben die Kopfballgegentore im Vergleich zur Meistersaison 22/23 wieder zugenommen, ohne dass es im Vorfeld von Gegentreffern mehr Flanken (definiert als Bälle von der Seite von ausserhalb des Strafraumes) gegeben hätte. Dies deutet vermehrt auf Kopfballgegentore aus dem Spiel heraus hin, teilweise durch kurze Chipbälle von innerhalb des Strafraumes. Weitschussgegentreffer haben im Vergleich zur letzten Saison hingegen abgenommen, was für die gute Arbeit speziell der FCZ-Akteure auf der 6er-Position (in erster Linie Cheick Condé) spricht. Deutlich zugenommen haben hingegen Tore auf gegnerische Angriffe durch die Mitte und über rechts (also die linke Zürcher Abwehrseite). Letztere hatten sich in der Meistersaison auf null reduziert. 22/23 konnten Guerrero, Aliti und Co. ihre Seite hingegen nicht mehr so gut schliessen, wie noch ein Jahr davor.

Inspiration bei den Offensivstandards ging verloren

Das Problem des FCZ 22/23 im Vergleich zur vorherigen Spielzeit lag in der Offensive, so viel ist schon länger bekannt. „Offensive“ bedeutet aber nicht automatisch „Stürmer“. Beispielsweise der Spielaufbau aus der Zone 1 in der eigenen Platzhälfte in die Zone rund um die Mittellinie schien in der Meistersaison besser zu funktionieren. Die Torausbeute hat in allen Spielphasen (Aufbau, Umschalten, Standards) und sowohl aus einer hohen wie auch tiefen Position durchs Band deutlich abgenommen, wobei dabei eine geringere Abschlusseffizienz eine gewisse Rolle spielte. Am stärksten reduziert hat sich die Ausbeute von Standards.

Schaut man die Standardtore im Detail an, sieht man einen leichten Anstieg bei den Penaltytreffern, aber eine starke Reduktion von FCZ-Treffern, die aus Freistössen und Eckbällen erzielt wurden – und zwar auf das tiefste Level der letzten vier Jahre. Was ist der Grund, dass Marchesano, Guerrero und Dzemaili nicht mehr so gute Freistösse und Corner hinkriegten wie in der Meistersaison? Dieses Rätsel zu lösen ist ein wichtiger Faktor für den offensiven Erfolg der kommenden Saison. Denn dass Marchesano, Guerrero, Krasniqi, Okita, Kryeziu und Co. grundsätzlich gute Standards drauf haben, ist unbestritten.

Weniger Erfolg im Knacken von tief stehenden Gegnern über die Seiten

In den letzten vier Jahren hat der FCZ am häufigsten Penaltys aus Freistössen und Konterangriffen erhalten. Auch aus Angriffen gegen tief stehende Gegner sowie aus Eckbällen gab es häufiger Penalty für als gegen den FCZ.

Aus dem Spiel heraus erzielt der FCZ weiterhin am meisten Tore aus dem Aufbauspiel gegen tief stehende Gegner sowie aus Konterangriffen, wobei vor allem ersteres in der abgelaufenen Saison stark abgenommen hat.

Offensiv fehlte die Überzeugung, das Zusammenspiel und das Timing bei den Standards aus der Meistersaison

Kopfballtore haben in der Saison 22/23 sehr stark abgenommen – von „einem in drei Spielen“ auf „eines in zehn Partien“. Dies hängt direkt zusammen mit der ebenfalls starken Abnahme von Toren aus „Angriffen über rechts“. Nikola Boranijasevic hat zwar insgesamt 22/23 gute Leistungen gezeigt, aber das Timing und Zusammenspiel mit den Stürmern in den entscheidenden Momenten funktionierte nicht mehr so traumwandlerisch sicher wie noch 21/22.

Durch die Analyse der Tore und Gegentore verdichtet sich das Bild über die Unterschiede zwischen der Saison 21/22 und der Saison 22/23. Die Teamleader Antonio Marchesano, Blerim Dzemaili, Adrian Guerrero, Willy Gnonto und Yanick Brecher zeigten sich von allen Kaderspielern als zu wenig anpassungsfähig an den Trainerwechsel und begannen die Spielzeit uninspiriert. Defensiv spielte die Mannschaft als Ganzes eine ganz gute Saison – speziell die neu verpflichteten Cheick Condé und später Ifeanyi Mathew sorgten im Zentrum für Stabilität. Ausserdem verbesserte man sich beim Verteidigen von gegnerischen Standards weiter. Offensiv fehlte hingegen die Überzeugung, das Zusammenspiel und das Timing bei den Standards, beim Abschluss und beim letzten Pass, welches die Breitenreiter-Mannschaft so ausgezeichnet hatte – exemplarisch illustriert durch die unglaubliche Serie direkt verwandelter Freistösse durch Marchesano, Kryeziu und Coric zum Saisonbeginn 21/22 im Kontrast mit dem verschossenen Penalty Marchesanos zum Auftakt 22/23 in Bern. Über die rechte Seite von Boranijasevic wurden nicht mehr so viele Tore vorbereitet wie noch in der Meistersaison, und die linke Seite mit Guerrero und Aliti war defensiv zwar immer noch gut, aber nicht mehr so ein wasserdichtes Bollwerk, wie noch im Jahr zuvor.

Ende Flaute: Boranijasevic effektiv über rechts – Halbzeitanalyse 21/22, Teil 6

Bei den Standardtoren hat sich der FCZ in allen wesentlichen Diszplinen nochmal deutlich verbessert. Wenn man den Nachschuss von Kramer in Luzern freundlich mitzählt, dann wurden alle Liga-Penaltys aus dem Spiel heraus in dieser Vorrunde verwandelt – was in Testspielen oder im Penaltyschiessen in Yverdon bei weitem nicht immer der Fall war. Phänomenal ist natürlich die Freistossbilanz mit sieben Treffern in einer Halbserie – davon sechs direkt! Aber auch die in der Regel überlegt ausgeführten Eckbälle und Einwürfe waren wichtig. Es gab eine Zeit vor zwei, drei Jahren als weite Einwürfe beim FCZ (Pa Modou) und in der Liga allgemein als gefährliche Offensivwaffe angesehen wurden. Dies hat sich in der Realität aber nicht bewahrheitet. Es gibt auch weltweit kaum Einwerfer, die in dieser Weise in einer gewissen Regelmässigkeit Tore herbeiführen können. Nur weit einwerfen alleine genügt nicht. Da erscheint das unspektakuläre Vorgehen eines Nikola Boranijasevic mit seinem guten Timing effektiver. Es geht dabei ganz simpel darum, den Vorteil des Agierens in den eigenen Reihen zu behalten und vom Einwurf weg mit drei, vier abgesprochenen Spielzügen hintereinander immer einen Schritt schneller als der Gegner zu sein – und so schlussendlich in gute Abschlussposition zu gelangen.

Penaltys: Blaz Kramer erst im Nachschuss

Sechs Penaltys durfte der FCZ im Herbst treten, die Hälfte davon verwandelte Antonio Marchesano souverän. Gnonto traf gegen Solothurn vom Punkt, Ceesay war im letzten Spiel gegen St. Gallen erfolgreich – Kramer traf zu Beginn der Saison im Nachschuss in Luzern und jubelte vor dem gegnerischen Anhang.

Wegen seines verletzungsbedingten Ausfalles in der Mitte der Vorrunde hat Blaz Kramer rechnerisch in jedem fünften Spiel über 90 Minuten einen Penalty getreten und ist damit pro Zeiteinheit häufiger angetreten als Antonio Marchesano.

Coric und Guerrero die ersten unter vielen Standardspezialisten

58% der Eckbälle wurden von Adrian Guerrero getreten. Der Katalane trat diese je nach Variante von beiden Seiten.

Ziehen wir hingegen die Daten für die Anzahl Corner pro 90 Minuten, so steht Rechtsfuss Ante Coric beinahe auf gleiher Höhe mit Guerrero. Wenn der Kroate auf dem Platz stand, war er also einer der beiden hauptsächlichen Verantwortlichen für Eckbälle. Ansonsten übernahmen andere Rechtsfüsser wie Antonio Marchesano (häufig), Moritz Leitner oder Bledian Krasniqi seine Rolle.

Adrian Guerrero ist auch der mit Abstand häufigste Freistossschütze in Strafraumnähe – allerdings mit insgesamt etwas weniger als 50%. Krasniqi trat keinen einzigen solchen Freistoss, dafür waren Blerim Dzemaili und Mirlind Kryeziu ebenfalls für solche Situationen vorgesehen.

Auch bei den Freistössen sind allerdings Guerrero und Coric die Hauptschützen, wobei der Kroate in dieser Disziplin sogar noch etwas mehr Standards pro 90 Minuten augeführt hat, als der Spanier.

Umschaltspiel für einen Grossteil der Freistösse aus gefährlichen Positionen verantwortlich

Penaltys und vor allem zu Toren führende Freistösse sind in dieser Vorrunde überwiegend aus Umschaltsituationen entstanden. Rechnet man diese Treffer mit, dann haben insgesamt auch die FCZ-Tore aus Umschaltsituationen zugenommen. Am stärksten war die Zunahme bei den Kontertoren. Vor allem die Schnelligkeit von Assan Ceesay wurde dabei immer wieder beispielhaft ausgenutzt.

FCZ phasenweise spielbestimmend im Letzigrund

Auffällig die starke Zunahme an Toren aus dem Aufbauspiel gegen einen tief stehenden Gegner. Im ersten Vorrundendrittel erzielte der FCZ allerdings nur gegen Solothurn solche Treffer (gleich fünf an der Zahl). Im zweiten Vorrundendrittel gelangen solche Tore dann aber auch regelmässig in der Liga gegen Servette, Sion (2), GC und Basel (2) – alle im Letzigrund erzielt. Im letzten Vorrundendrittel wiederum erlahmte die Torproduktion aus diesen Spielsituationen heraus. Es kam nur noch indirekt zu einem Torerfolg im Aufbau gegen einen Tief stehenden Gegner beim Penaltytor in Lausanne. Auch gegen hoch stehende Gegner hat der FCZ in dieser Vorrunde aus dem Aufbauspiel mehr Tore erzielt, als in den Halbsaisons davor.

FCZ behebt Offensivflaute über rechts

Während defensiv die linke Zürcher Seite mit null (!) Gegentoren aus dem Aufbauspiel der Gegner brilliert, fällt offensiv der grosse Sprung nach vorne bei den Toren aus dem Spielaufbau über die rechte Seite (mit dem Duo Boranijasevic / Omeragic) ins Auge. Aber auch über links und vor allem durch die Mitte hat die Torproduktion im Aufbauspiel zugenommen. Dazu entstanden beinahe doppelt so viele Treffer wie letzte Saison in einem halben Jahr direkt oder indirekt aus einer Flanke. Auch mit Seitenwechseln vor dem Strafraum wurde vermehrt erfolgreich gearbeitet. Die Anzahl Weitschusstore hingegen blieb auf dem gleichen Niveau.

Beinahe die Hälfte aller Flanken der Vorrunde stammen von den beiden Aussenläufern Guerrero und Boranijasevic. Aber auch Zentrumsspieler wie Marchesano, Ceesay oder Gnonto weichen häufig auf die Seite aus und bereiten eine Strafraumchance für einen Mitspieler vor.

Pro 90 Minuten liegt hingegen Fabian Rohner mit 4,13 Flanken an der Spitze, deutlich vor Guerrero und Boranijasevic. Interessanterweise gibt es nur vier eingesetzte Feldspieler, die in der ganzen Vorrunde keine einzige Flanke von der Seite in den Strafraum gebracht haben: Mirlind Kryeziu, Marc Hornschuh, Stephan Seiler und Rodrigo Pollero.

Tosin baut gerne mit auf

Die Steilpässe sind noch stärker auf verschiedene Spieler verteilt – Antonio Marchesano hat dabei fast einen Viertel der Zürcher Steilzuspiele der Vorrunde gespielt.

Auch bei den Steilpässen pro 90 Minten liegt Marchesano an der Spitze. Danach folgt aber Tosin, der obwohl in erster Linie als Zielspieler stark, sich immer wieder gerne auch am Spielaufbau beteiligt.

Halbzeitanalyse, Teil 1 – Erfolgsfaktoren, Folgerungen und Ausblick

Halbzeitanalyse, Teil 2 – Mehr Gegentore auf Konter und Weitschüsse

Ceesay defensiv schon vor zwei Jahren mit Quantensprung / Halbzeitbilanz 21/22, Teil 3

Für welchen Gegner welche Taktik? – Halbzeitanalyse 21/22, Teil 4

Tosin, Marchesano und Gnonto die Offensivstützen – Halbzeitanalyse 21/22, Teil 5

Trends der Vorrunde setzen sich fort – FCZ-Testspielbilanz Winter 21/22

Nur drei Testspiele hat der FCZ in der Wintervorbereitung 21/22 absolviert und dabei gegen den Wuppertaler SV und das polnische Spitzenteam Pogon Szczecin (Spitzname: „Hafenarbeiter“) in Belek unentschieden gespielt – und eine Woche vor Rückrundenstart den FC Wil im Heerenschürli 1:0 geschlagen. Erstmals konnte dabei die 1. Mannschaft direkt aus der frisch bezogenen Kabine im neuen „Home of FCZ“ direkt hinaus auf den Platz zum Testspiel laufen. Auch die Büro-Crew ist bereits weitgehend in Schwamendingen eingerichtet. DIe eigentlichen FCZ-Trainingsplätze sind allerdings immer noch im Umbau.

Viel Pressing in den ersten beiden Testspielen

Gegen Wuppertal liess Trainer Breitenreiter in den zwei Mal 60 Minuten jeweils mit Viererabwehr spielen – zuerst mit einem Rhombus im Mittelfeld, dann in einem 4-3-3 (präziser: 4-1-2-3) wie in den Cuppartien in Solothurn und Yverdon. In den anderen beiden Partien formierte sich die Mannschaft dann wieder im üblichen 3-4-1-2. Beim 3:3 gegen Wuppertal agierte der FCZ viel im Pressing – sowohl die eigenen wie auch die gegnerischen Tore entstanden aus FCZ-Pressingsituationen. Ähnlich agierte man 35 Minuten auch gegen Pogon und ging durch einen Marchesano-Ablenker am nahen Pfosten nach einem Dzemaili-Freistoss von der Seite zwischenzeitlich mit 1:0 in Führung.

Déjà Vu bei Standards

Dzemaili trat im letzten Testspiel gegen den FC Wil auch die Mehrzahl der Eckbälle. Aus einem solchen von der rechten Seite entstand das einzige Tor der Partie. Es war praktisch eine Kopie des 3:3-Ausgleichstreffers im August in St. Gallen mit einem schönen Aliti-Ablenker auf Höhe des nahen Pfostens und Gnonto, der den Ball am entfernten Pfosten auf oder vielleicht auch bereits etwas hinter der Torlinie ins Netz lenkte – nur wurde diesmal der Ball eher flach statt hoch gespielt. In einer weiteren Szene hätte Gnonto das Skore erhöhen können. Diese war sozusagen eine Kopie seines 2:0-Führungstreffers vor der Winterpause in Lausanne. Diesmal lenkte Kamberi nach einem Eckball den Ball an die Fünfergrenze, wo Gnonto mit seinem Abschluss aus einer 180 Grad-Drehung an Wils Torhüter Marvin Keller scheiterte. Viele Torchancen liess auch Blaz Kramer liegen, worüber sich der Slowene ärgerte. Gleichzeitig hat sich sein Engagement in der Defensive und im Spielaufbau seit seiner Rückkehr vor der Winterpause im Vergleich zu vorher stark verbessert.

Im 4-1-2-3 über die Seiten anfällig

Im 4-1-2-3 hatte der FCZ defensiv Probleme. Die Aussenverteidiger hatten bei einem so hoch stehenden Flügel zu wenig Unterstützung, wurden über beide Seiten überspielt und im eigenen Strafraum stand nach der Flanke gleichzeitig immer wieder ein Gegenspieler frei. Das erinnerte an eine Reihe von Gegentoren in den letzten Saisons. Die Kombination von äusserem Innenverteidiger plus weit nach hinten arbeitendem Aussenläufer zusammen mit den aussen helfenden Mittelfeldspielern im 3-4-1-2 hat sich zur Abdeckung der Seiten in der Vorrunde und auch der Wintervorbereitung deutlich besser bewährt.

Mets trotz „Wacklern“ ein Startelfkandidat

Auch personell hat sich über den Wintermonat wenig geändert. Die Hierarchie im Tor ist klar. Mirlind Kryeziu wird weiterhin die zentrale Position in der Dreierabwehr einnehmen. Gerade gegen Wil wurde der FCZ in erster Linie über Spieleröffnungen Kryezius nach vorne gefährlich. Neben den Standards. Auf diesen Erfolgsfaktor baut man auch in der Rückrunde. Und diesbezüglich hat man eine hohe Variabilität im Kader. Guerrero, Marchesano, Coric nicht dabei? Dann tritt halt Dzemaili oder Khelifi an – die können das auch sehr gut. Und die Automatismen bei den Standards werden mit zunehmendem Saisonverlauf eher noch besser.

In der Sommervorbereitung war Becir Omeragic am letzten Testspieltag gegen Kriens und Xamax im Heerenschürli zumindest noch zwei Mal zu einem Teileinsatz gekommen. Diesmal reichte es nicht mal dafür. In allen Testpartien dieser Saison zusammengezählt lief der Genfer ganze 74 Minuten auf. Auf der einen Seite hat Trainer Breitenreiter sicherlich das Vertrauen in ihn, auch ohne Testspielminuten in den Beinen. Falls er aber in einer Woche gegen seinen Stammklub noch nicht bereit wäre, dann könnte es zu einer Dreierabwehr mit drei Linksfüssern Mets, Kryeziu und Aliti kommen – mit Mets auf der rechten Seite. Der Este hat wohl einen leichten Vorteil gegenüber Kamberi, auch wenn er gegen Pogon das Gegentor verursacht und einen identischen Fehler (diesmal ohne Folgen) gleich nochmal gegen Wil begangen hat.

Gogia in Zukunft vermehrt auf der linken Aussenbahn?

Auf den Aussenbahnen ist die Situation ebenfalls klar. Bornijasevic und Guerrero sind eine Bank und haben sich ihren erspielten und vor allem erlaufenen Status verdient. Rohner ist der Ersatz auf rechts. Links hat Fidan Aliti gute Ansätze gezeigt, auch wenn er speziell gegen Wil auch etwas unglücklich agiert hat. Andy Gogia gibt sich Mühe, sich defensiv zu verbessern, wenn er als Aussenläufer eingesetzt wird. Ob er mittlerweile wirklich über 90 Minuten auf Super League-Niveau auf dieser Position solide genug auftreten könnte, ist noch eine offene Frage. Aber eine solche Variante scheint zumindest die deutlich bessere Option zu sein, als das System auf zwei offensive Flügel zu ändern. In einer solchen Formation hat Gogia in Wettbewerbsspielen und Tests jeweils enttäuscht. Defensiv gefordert zu werden, tut Gogia und seinem Spiel besser, als wenn er zu viel (vermeintliche) Pausen und Zeit zum Nachdenken hat.

Gnonto und Dzemaili im Aufschwung, Khelifi eine Alternative im Sturm

Im Zentrum scheint alles auf ein Duo Doumbia / Dzemaili herauszulaufen. Dzemaili versucht noch einmal auf ein höheres Niveau zu kommen, was natürlich ein Wettkampf gegen die Zeit ist. Man hat es bei Servette’s ehemaligem Weltklassemann Gaël Clichy gesehen, der zuletzt altersbedingt nicht mehr so dominant aufgetreten ist, wie noch zu Beginn seiner Servette-Zeit. Oder Christian Gentner – der Musterprofi hat nach Manuel Neuer von allen Aktiven am zweitmeisten Bundesligaeinsätze und konnte in der Vorrunde bei Luzern zwar noch mithalten, aber keine wesentlichen Impulse setzen. Auf jeden Fall scheint die Formkurve Dzemailis aktuell nach oben zu zeigen. Wie weit und lange dies in der Super League noch reicht, wird sich zeigen. Bledian Krasniqi zeigte ein paar gute Ansätze, aber von ihm muss sicherlich noch mehr kommen, wenn er einen Stammplatz erobern will. Antonio Marchesano stand gegen Wil nicht im Einsatz. Im letzten Sommer schafften er und andere Zürcher Akteure es genau auf den Saisonstart in Lugano in die beste Verfassung zu kommen. Auch aktuell wieder gegen Servette in einer Woche?

Ante Coric und Moritz Leitner sind zur Zeit etwas aussen vor. Stephan Seiler scheint einen kleinen Schritt nach vorne gemacht haben und wirkte etwas reifer. Von den beiden aus der U21 ins Trainingslager mitgenommenen Jungs wurde Rechtsverteidiger Selmin Hodza auf verschiedenen Positionen eingesetzt, vorwiegend als „Achter“ im Zentralen Mittelfeld. Er bekundete sowohl mit dem Niveau bei den Profis wie auch mit der Position Mühe. Anders der flinke Techniker Miguel Reichmuth, welcher als Alternative für die 10-er oder 8-er Position durchaus einen gewissen Eindruck beim Trainerteam hinterlassen haben dürfte. Auch Henri Koide ist definitiv wieder zurück von seiner Verletzung und hätte dem FCZ als Alternative im Sturm durchaus helfen können. Der Fokus liegt aber auf seiner Entwicklung und Spielpraxis – und die holt er sich in der Rückrunde in der Challenge League bei Xamax auf einem höheren Niveau als der Promotion League. Kramer hat in der Vorbereitung ein Mal getroffen – trotzdem scheinen ihm noch etwas weitere Erfolgserlebnisse zu fehlen. Ob Tosin zum Rückrundenstart fit ist, ist noch unsicher. Eine Bank ist hingegen seit der Schlussphase der Vorrunde Wilfried Gnonto. Der Italiener scheint seine gute Form über den Winter konserviert zu haben. Salim Khelifi ist am ehesten eine Alternative im Sturm und hat da mehr überzeugt, als auf der Achterposition. Khelifi steht da in Konkurrenz zu Rodrigo Pollero. Einer von beiden könnte aufgrund der möglichen Abwesenden zum Auftakt die Chance auf einen Teileinsatz haben.

Für welchen Gegner welche Taktik? – Halbzeitanalyse 21/22, Teil 4

Während der FCZ defensiv in der Vorrunde eher durchschnittlich war, hat er offensiv so viele Super League-Tore erzielt (43) wie seit der Saison 05/06 nicht mehr (45).

FCZ stark mit seinen Standards

Von den drei Spielsituationen liegen dabei die Standards an erster Stelle. Dies unter anderem dank der sehr guten Detailarbeit bisher unter Trainer André Breitenreiter. Das Umschaltspiel war für etwas weniger als einen Drittel der Zürcher Treffer verantwortlich. Am wenigsten häufig gabe es Tore aus einem Aufbauspiel – mit 28%.

Fokussieren wir uns nur auf Liga-Spiele, dann liegt das Umschaltspiel zusammen mit den Standards ex-aequo an erster Stelle. Im Cup gegen unterklassige Gegner war der Anteil der Umschalttore klein, was nicht überrascht.

Starke Zunahme an Toren aus Aufbauspiel und Hoher Position

Der hohe Wert an Umschalttoren des letzten Saisonviertels 20/21 konnte in dieser Vorrunde gehalten werden. Die Anzahl Standardtore und vor allem die Tore aus dem Aufbauspiel haben aber stark zugenomen. Die Zahlen im Ersten Quartal sind etwas verzerrt durch das 10:0 beim FC Solothurn, aber auch im Zweiten Quartal wurden direkt aus dem Aufbauspiel sechs Tore erzielt. Ausserdem ist aus den Züri Live-Daten ersichtlich, dass vor allem die aus einer Hohen Position erzielten Tore stark zugenommen haben. Dies lässt die gleichzeitige Zunahme der Gegentore aus einer Hohen Position aus der Defensivanalyse in einem freundlicheren Licht erscheinen. Vor allem weil die erzielten Tore aus dieser Position stärker zugenommen haben, als die Gegentore. Somit sind diese zusätzlichen Gegentore die natürliche Folge eines im Vergleich zur Rizzo-Zeit allgemein häufiger höher stehenden Teams. Wie im ersten Teil der Halbzeitanalyse erwähnt, ist der FCZ im Ligavergleich beim Hohen Pressing im Mittelfeld anzusiedeln. Allerdings wurde in diesem Artikel die Aussage gemacht, das Breitenreiter-Team habe sogar weniger Pressing-Tore erzielt, als in der Rizzo-Zeit. Dies stimmt, wenn man nur die direkt aus dem Pressing erzielten Tore anschaut. Zählt man hingegen die aus Pressingsituationen entstandenen Penalty- und Direkten Freistosstore hinzu, dann sind es mehr.

FCZ erzielt seine Tore variabel

Bei den erzielten Toren lassen sich pro Gegner nicht so klare Profile erstellen wie bei den Gegentoren. Der FCZ erzielt seine Tore gegen die meisten Gegner auf variable Art und Weise. Am stärksten auf Standardtore ist der FCZ gegen Teams wie Lugano, Thun oder den FC Vaduz angewiesen. Mit Umschaltspiel am erfolgreichsten ist das Letzigrund-Team gegen Sion, GC und YB. Das Aufbauspiel führt nur gegen Xamax (und Solothurn) am ehesten zum Erfolg. Gegen Basel sind Umschaltspiel und Standards auf gleicher Höhe.

Gegen Sion, Luzern, Vaduz, Thun, Solothurn, Kriens und Chiasso hat der FCZ aus einer Hohen Position mehr Tore erzielt – gegen St. Gallen, Lausanne, YB und (mit kleinem Unterschied) Lugano oder Servette eher aus einer Tiefen Position. Bei einen Grossteil der Gegner ist die Bilanz diesbezüglich aber in den letzten zweieinhalb Jahren Fifty-Fifty oder beinahe.

Gegen YB, FCB, Servette, Lugano und St. Gallen aus Tiefer Position erfolgreicher

Führt man die Daten zur Offensive mit denjenigen zur Defensive zusammen, ergibt sich folgendes Bild. Gegen mehr als die Hälfte der Liga ist TIEF stehen sowohl aus Offensiver wie aus Defensiver Sicht auf Basis der Tore und Gegentore seit Sommer 2019 die vorteilhafte Option für den FCZ. Und zwar gegen die Spitzenteams YB und FCB sowie auch gegen Servette, St. Gallen und Lugano. Gegen diese Mannschaften spielt der FC Zürich am erfolgreichsten, wenn er möglichst immer mit allen Mannen hinter dem Ball ist. Mit Bällen in die Tiefe können diese Gegner am besten geknackt werden. Und defensiv sollte man sich keine Blösse geben und solidarisch verteidigen. Selbst Servette ist gegen den FCZ im Umschaltspiel immer wieder gefährlich. Gegen YB, Servette und St. Gallen ist die tiefe Position sowohl aus defensiven wie aus offensiven Gründen vorteilhaft – gegen Basel hingegen nur aus defensiven und gegen Lugano nur aus offensiven Gründen. Gegen den FCB geht es also in erster Linie darum, dem Gegner keinen Raum zum spielen zu lassen, während man gegen Lugano fast nur Tore erzielen kann, wenn der Gegner mal etwas aus seiner tiefen Position herausgelockt werden kann.

Taktik gegen Lausanne: erst Hohes Pressing, dann aus der Deckung locken

Der einzige aktuelle Liga-Konkurrent gegen welchen in den letzten zweieinhalb Jahren sowohl offensiv wie defensiv HOCH stehen am vorteilhaftesten war, ist Sion. Gegen die Walliser sollte der Ball also möglichst in der gegnerischen Hälfte gehalten werden. Gegen Lausanne ist der FCZ defensiv tief und offensiv hoch am erfolgreichsten, was zu einer speziellen Empfehlung führt: offenbar kann man gegen die Waadtländer den Ball gut in der gegnerischen Hälfte mit einem Pressing gewinnen, dann aber sollte man den Gegner rauslocken, allenfalls mit Rückpässen bis zum eigenen Torhüter, um mit Ball die Räume zwischen den Linien und hinter der Abwehr des Teams von Captain Stjepan Kukuruzovic zu finden. Geradezu exemplarisch dafür steht der 2:0-Führungstreffer Wilfried Gnontos zuletzt beim Auswärtssieg in den Tuilières, als man mit einem Rückpass zu Torhüter Brecher sogar ein in Unterzahl spielendes Lausanne entscheidend rauslocken konnte und so die Räume zwischen Abwehr und Mittelfeld der Waadtländer weit offen waren.

Gegen Luzern sind aggressives Gegenpressing und spielerische Lösungen wichtig

Der umgekehrte Fall ist Luzern. Gegen die Innerschweizer ist der FCZ offensiv HOCH und defensiv TIEF stehend am besten. Dies bedeutet, dass bei Ballverlust ein schnelles, aggressives Gegenpressing und Unterbinden des Luzerner Angriffs, allenfalls auch mit Fouls, besonders wichtig ist – damit man sich wieder in einer tiefen Position formieren kann. Mit Ball ist hingegen, sofern man diesen nicht im Gegenpressing gewonnen hat, geduldiges, spielerisches Aufbauspiel gefragt – mit langsamem Zurückdrängen und Einschnüren des Gegners. Keine Präferenz sowohl defensiv wie offensiv gibt es bei GC. Die Gegentore in den bisherigen zwei Derbys beispielsweise sind ausschliesslich auf Standards gefallen. Nicht berücksichtigt in dieser Analyse und den resultierenden Empfehlungen ist die Art und Weise der Entstehung der Standardtore. Und natürlich basiert sie auf Daten seit Sommer 2019. Auch wenn die meisten Kontrahenten in dieser Zeitspanne ihren Spielstil nicht wesentlich verändert haben, hat sich beispielsweise durch Trainerwechsel trotzdem die eine oder andere taktische Anpassung im Laufe der Zeit ergeben.

Halbzeitanalyse, Teil 1 – Erfolgsfaktoren, Folgerungen und Ausblick

Halbzeitanalyse, Teil 2 – Mehr Gegentore auf Konter und Weitschüsse

Ceesay defensiv schon vor zwei Jahren mit Quantensprung / Halbzeitbilanz 21/22, Teil 3

Für welchen Gegner welche Taktik? – Halbzeitanalyse 21/22, Teil 4

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