Aufstrebende Eigengewächse zum Auftakt auf beiden Seiten / FCZ – Sion Vorschau mit möglichen taktischen Formationen

Zwei Tage nach dem EM-Halbfinal im Letzigrund zwischen Spanien und Deutschland startet der FCZ zu Hause gegen den FC Sion in die Saison 25/26. In der letzten Saison haben die meisten Spieler unter Coach Ricardo Moniz einen Schritt nach vorne gemacht. Bledian Krasniqi entwickelt sich immer mehr zum Leistungsträger, hat so viel gespielt und so viele Skorerpunkte erzielt wie noch nie – und kam zu seinem Début in der Kosovarischen Nationalmannschaft. Nikola Katic konnte sich im Bosnischen Nationalteam etablieren. Daniel Denoon und JP Gbamin gelang der Wechsel in eine Top-Liga.

Positive Entwicklung vieler FCZ-Spieler unter Ricardo Moniz

Mariano Gomez entwickelte sich zu einem umsichtigen Abwehrchef. Der aus dem Kreis 11 stammende Junior Ligue hatte als 19-jähriger am fünftmeisten Spielminuten des ganzen Kaders. Mounir Chouiar, JP Gbamin und Juan José Perea konnten sich nach komplizierten Zeiten anderswo nun beim FCZ wieder aufpäppeln. Lindrit Kamberi schoss als Rechtsverteidiger erneut vier Tore, davon ein Weitschusstreffer im Derby mit Links. Steven Zuber überzeugte von Anfang an, nachdem der ehemalige AEK-Meisterspieler nach einem Trainerwechsel in Athen nicht mehr wie gewohnt zum Zug gekommen war. Der zu Beginn der Saison 17-jährige Cheveyo Tsawa etablierte sich mehr und mehr als Stammspieler. Samuel Ballet weckte international Interesse.

Damienus Reverson lieferte in der wenigen Spielzeit sofort mit Toren ab. Sein vom Kroatischen Drittligisten Kustosija via Celje gekommener Landsmann Jahnoah Markelo entwickelte sich innerhalb einer Saison vom U21-Spieler zum wohl besten Rechten Flügel der Super League. Der zuvor lange stagnierende Miguel Reichmuth machte sich für die 1. Mannschaft interessant. Silvan Wallner hatte zum Saisonbeginn und vor seinem Wechsel nach Österreich die mit Abstand beste Phase seiner letztendlich relativ kurzen Karriere. Die jungen David Vujevic, Vincent Nvendo, Cosimo Fiorini, Neil Volken, Mohammad Mahmoud, Norbu Lhakpa und Parfait Coulibaly machten alle ihre ersten Schritte in der Super League und zeigten gute Ansätze. All dies bei gleichzeitig einem grossen Kaderumbruch und Umstellung des Spielsystems war eine Parforce-Leistung. Gegenbeispiele gab es nur wenige: Yanick Brecher spielte eine schlechtere Saison als 23/24, von Umeh Emmanuel wurde in seinem ersten FCZ-Jahr sicherlich eine etwas schnellere Entwicklung erwartet, Selmin Hodza stagnierte, die Linksverteidiger Doron Leidner und Benjamin Mendy enttäuschten.

Volken und Stork mit guten Einsatzchancen

Unter dem Strich waren die individuellen Entwicklungen der Spieler deutlich im Plus. Das ist die erfreuliche Basis des Teams, das gegen den FC Sion am Freitagabend die Super League-Saison 25/26 eröffnen darf. Bei den Neuverpflichtungen gibt es hingegen noch Fragezeichen. Der den Rhythmus eines Super League-Teams nicht gewohnte Ilan Sauter musste gleich in zwei Testspielen angeschlagen ausgewechselt werden. Nelson Palacio und Matthias Phaeton hatten noch kaum Zeit, sich in die Mannschaft einzufügen. Das Spielsystem 4-3-3 bleibt unter dem neuen Trainer Van der Gaag gleich. Genauso wie die letztjährigen offensiven und defensiven Rollen von für das Zürcher Spiel zentralen Akteuren wie Lindrit Kamberi, Bledian Krasniqi oder Steven Zuber. Van der Gaag hat aber von Anfang an auch seine Prägung als langjähriger Coach von portugiesischen Underdog-Teams betont. Tatsächlich macht unter ihm im Vergleich zum Vorgänger alles einen ruhigeren und ausgewogeneren Eindruck. Man geht im Pressing weniger Risiko. Und in den Testspielen hatte viel von Van der Gaags Coaching mit Absicherung zu tun. Von der guten Vorarbeit von Moniz kann Van der Gaag dabei profitieren und darauf aufbauen.

In der Sommervorbereitung wechselten sich gute und weniger gute Leistungen ab, wobei die Mannschaft von Mitchell van der Gaag gegen Gegner mit unterschiedlichem Niveau unterschiedliche Ergebnisse erzielte. (Messerscharfe Analyse der FCZ-Saisonvorbereitung auf fcsion.ch)

Zum Auftakt muss der FC Zürich auf die verletzten / angeschlagenen David Vujevic, Junior Ligue und Isaiah Okafor verzichten. Der beim letzten Testspiel in Ulm fehlende Jahnoah Markelo ist ein Fragezeichen. Für Ilan Sauter könnte allenfalls auch Gian Stork, der noch kein Wettbewerbsspiel für die U21 bestritten hat, zu seinem Super League-Début kommen. Er passt als Ergänzung besser zu Abwehrchef Gomez als der weniger schnelle letztjährige U21-Abwehrchef Ihendu. Der ebenfalls 18-jährige Neil Volken wird zudem vermutlich sein Startelf-Début feiern. Und auf welcher Position spielt Steven Zuber? In der Vorbereitung wurde er wie unter Ricardo Moniz vorwiegend auf der Doppel-Acht eingesetzt. Kann sich der FC Zürich in der gegnerischen Hälfte festsetzen, agiert Zuber dabei wie schon letzte Saison eher als der offensivere der beiden Achter, der sich zusammen mit Rechtsverteidiger Kamberi in die vordere Fünferkette bewegt, während der andere Achter dann in einem 3-2-5 eher zurückstaffelt. Beim letzten Test gegen den SSV Ulm begann Zuber die Partie allerdings wieder mal auf dem Linken Flügel.

Wieder mehr Rouge et Blanc beim FC Sion

Wie FCZ-Trainer Van der Gaag an der Pressekonferenz vor der Auftaktpartie richtig angedeutet hat, sind beim FC Sion vor allem die Vorderreihen breit und gut aufgestellt. Seit letzter Saison setzt man beim FC Sion zudem wieder deutlich mehr auf Walliser Eigengewächse als in den Jahren davor. Vor diesem Hintergrund schmerzt es Sportchef Barthélemy Constantin vermutlich, dass sich Edimilson Fernandes bei seiner Rückkehr in die Schweiz für YB entschieden hat. Mit Hajrizi und Kronig könnten zwei Walliser in Zürich in der Startaufstellung stehen und Top-Talent Adrien Llukes (17) steht ebenfalls bereits in den Startlöchern. Die letzte Saison bei Bellinzona zusammen spielenden Sauter und Nivokazi könnten direkt aufeinandertreffen. In der Abwehrreihe ist das Team von Trainer Tholot hingegen wie aktuell der FCZ eher dünn aufgestellt. Und die neue Nummer 1 Anthony Racioppi (vom 1. FC Köln gekommen) hat zuvor in der Super League noch nicht konstant gute Leistungen abrufen können.