FCZ Sommer-Fazit: Nils Reichmuth überzeugt, gutes Bar-Début, Katic weiterhin Schwachpunkt

In den letzten Jahren hat wohl noch nie ein FCZ-Trainer so stark auf Kontinuität gesetzt, wie Bo Henriksen – selbst André Breitenreiter nicht. Dieser Eindruck deutete sich bereits letzte Saison an und verstärkte sich in der Sommervorbereitung noch weiter. Weder personell, noch bezüglich Spielformation noch von der Spielweise her gibt es Experimente. Henriksen und die sportliche Führung insgesamt setzt darauf, dass die einzelnen Spieler und das Team als Ganzes sich in der anstehenden Saison weiterentwickeln und zusammenwachsen. Super League-Klubs sind mit Ausnahme von YB und FCB kaum je in der Lage, Spieler für die 1. Mannschaft verpflichten oder heranziehen zu können, die sofort „einschlagen“. Jeder neue Spieler bringt normalerweise gewisse Mankos mit: noch nicht ganz reif für die Liga, schlechte Statistiken, länger verletzt gewesen oder zuletzt in einer tiefer einzuschätzenden Liga gespielt. Wenn man die richtige Wahl trifft, kann so ein Spieler dann aber in der dritten oder vierten Saison, manchmal auch schon in der zweiten aufblühen. Der FCZ hat viele Spieler im Kader, deren Entwicklungspotential noch nicht ausgeschöpft ist oder die bisher noch nicht ihr wahres Gesicht gezeigt haben.

Aliti, Krasniqi, Bar mit „Nationalmannschafts-Handicap“

Der FCZ betont in seinen eigenen Publikationen die resultatmässig erfolgreiche Testspielserie (fünf Siege in fünf Spielen). Dabei darf allerdings nicht vergessen werden, dass die Resultate ausschliesslich gegen unterklassige Teams zustande gekommen sind. Selbst bei den Zweitligisten Schaffhausen und Greuther Fürth standen zu den Zeitpunkten, als der FCZ den jeweiligen Sieg klar gemacht hat, einige äusserst unerfahrene Junioren auf dem Platz. Die Wahl der Testgegner muss trotzdem nicht falsch gewesen sein. Die graduelle Steigerung der Stärke der Gegner von Spiel zu Spiel entspricht dem jeweiligen Vorbereitungsstand. Es lassen sich so die im Training eingeübten Inhalte einfacher im Spiel umsetzen. Zu starke Gegner, speziell zu Beginn der Vorbereitung, bergen die Gefahr, dass man zu früh in den Kampf- und Wettkampfmodus gerät – und dabei die Inhalte zu kurz kommen. Letztendlich haben Testspielgegner und – resultate sowieso noch nie etwas über den Erfolg oder Misserfolg beim Saisonstart ausgesagt.

Auf individueller Ebene haben Testspiele hingegen durchaus eine gewisse Aussagekraft. Berücksichtigt werden muss dabei allerdings der unterschiedliche Vorbereitungsstand. Die in den Nationalteams engagierten Kaderspieler sind erst später dazugestossen und haben dementsprechend ein Handicap. Dies kann dem Einen oder Anderen den Platz in der Startformation zum Saisonstart kosten. Vor allem bei Fidan Aliti oder Bledian Krasniqi ist dies relevant, aber natürlich auch bei Neuverpflichtung Arad Bar, der erst im letzten Test gegen die SpVgg Greuther Fürth sein Début im FCZ-Trikot gefeiert hat. Tosin ist davon vermutlich weniger stark betroffen, da seine Position in der Hierarchie der Stammformation gesicherter ist. Die sich grundsätzlich auf dem Sprung in die Super League befindlichen Stürmer Calixte Ligue und Labinot Bajrami kamen den ganzen Juni lang noch in den U18-Playoffs und nun dafür in der Vorbereitung der 1. Mannschaft nicht zum Einsatz – Ligue war (genauso wie Innenverteidiger Kryeziu) beim letzten Test gegen Greuther Fürth angeschlagen, Bajrami zusammen mit Stephan Seiler zudem ebenfalls auf der Tribüne.

Arad Bar überzeugt beim ersten Auftritt

Der FCZ agierte wie schon letzte Saison meist unter Trainer Henriksen (mit Ausnahme von einzelnen Partien gegen den FCB oder YB) ausgerichtet auf Ballbesitz und soweit es die Temperaturen zuliessen auch so häufig wie möglich hochstehend. Dabei offenbarten sich selbst gegen schwächere Gegner einmal mehr die grossen Schwächen der Dreierkette, wenn die Mannschaft hoch steht. Nikola Katic ist wie über weite Strecken der Rückrunde weiterhin der grosse Schwachpunkt – sehr langsam, fällt häufig falsche Entscheidungen, überschätzt sich, spielt viele Fehlpässe – nicht selten im eigenen Strafraum – und gibt dann wahlweise dem Platz, dem Schiedsrichter oder den Mitspielern die Schuld dafür. Lindrit Kamberi, Fabio Daprelà oder Fidan Aliti sind alle ebenfalls keine Sprintraketen. Mit einfachen hohen Bällen hinter die Zürcher Abwehr wird es so tendenziell jedes Mal sehr gefährlich. Mit Daprelà hat der FCZ einen weiteren Linksfuss verpflichtet, der deutlich mehr Ruhe und Sicherheit ausstrahlt, als Katic, vorläufig aber wohl auf der halblinken Position (für Aliti) zum Einsatz kommen wird. Die Rückkehr von Mirlind Kryeziu auf die zentrale Innenverteidigerposition (mit Daprelà als Alternative) an Stelle von Katic, würde der Zürcher Hintermannschaft mehr Stabilität und Sicherheit verleihen. Auf der rechten Innenverteidigerposition machte nicht nur in dieser Vorbereitung, sondern auch schon zuvor Daniel Denoon (U21) den sichereren und reiferen Eindruck als der vom FC Wil zurückgeholte Silvan Wallner – Physis und Speed bringt er ebenfalls mit.

Arad Bar vor der ersten Einwechslung im FCZ-Trikot mit der Nummer 8

Der vom israelischen Zweitligisten Maccabi Petah Tikva verpflichtete Arad Bar hat bei seinem ersten Einsatz gegen Greuther Fürth gleich mal gezeigt, was er drauf hat. Auf seiner angestammten Position im Zentralen Mittelfeld hat sich zwar mittlerweile das Duo Condé / Mathew ziemlich gut eingespielt, der israelische U21-Nationalspieler steht aber sicherlich als offensivere Variante zu Beginn schon für Teileinsätze zur Verfügung und hat sich mit seinem Drive und starken Flanken, obwohl er Rechtsfüsser ist, gleich auch noch als erste Alternative für Adrian Guerrero auf der linken Seite empfohlen – noch vor den ebenfalls auf dieser Position getesteten Fischer und Guzzo.

Ohne Marchesano im Dreimann-Sturm

Coach Bo Henriksen liess in jedem der fünf Vorbereitungspartien mit Dreierabwehr und fast durchgehend mit flachem Vierermittelfeld spielen. Die Formation der drei Forwards änderte sich hingegen. Gegen Kreuzlingen spielte man in der 1. Halbzeit noch mit nur einem 6-er (Hanke) und den beiden 8-ern Nils Reichmuth und Seiler hinter dem Zweimannsturm Rohner / Okita. In der 2. Halbzeit war es dann bereits die Formation mit den zwei 6-ern Condé / Mathew und davor den beiden Reichmuth-Brüdern auf der Doppel-10 hinter der einzigen Spitze Marchesano. Gegen Dietikon bildete bis zum verletzungsbedingten Ausfall Marchesanos der Tessiner die Doppel-10 mit MIguel Reichmuth und wurde dann durch Fischer ersetzt. Nils Reichmuth ersetzte seinen Bruder Miguel zur Pause. Einzige Sturmspitze war erst Okita und dann Avdijaj.

Gegen Rapperswil-Jona begann man dann erstmals mit einem klassischen Dreimann-Sturm mit Linksfuss Nils Reichmuth auf dem rechten und Rechtsfuss Okita auf dem linken Flügel – mit Donis Avdijaj in der Mitte. Nach den Wechseln spielte Hanke auf der Zehn hinter dem Zweimannsturm Santini / Nils Reichmuth. Gegen Schaffhausen begann der Dreimannsturm Rohner / Avdijaj / Okita, der sich im Verlaufe der Partie durch Wechsel zum Trio Nils Reichmuth / Santini / Afriyie wandelte. Gegen Greuther Fürth blieb Henriksen beim Dreimannsturm und begann mit Rohner / Tosin / Okita. Nach einer Stunde ersetzte Afriyie Tosin in der zentralen Sturmposition. Nach 75 Minuten wurden auch Rohner und Okita ausgewechselt. Nun lautete das Sturmtrio Nils Reichmuth / Afriyie / Avdijaj. Für das letzte Spielviertel kam dann auch noch Santini rein, Afriyie rückte auf den Flügel und Nils Reichmuth auf die Doppel-6. Damit beendete man die Testspielreihe mit dem Sturmtrio Afriyie / Santini / Avdijaj.

Reichmuth & Reichmuth: FCZ geht mit Brüderpaar in die Saison

Was auffällt: die Art und Weise wie die vordersten drei Spieler formiert wurden, war in erster Linie abhängig vom vorhandenen Personal. Zu Beginn der Vorbereitung stand kein einziger klassischer Mittelstürmer zur Verfügung. Ab der zweiten Partie mit dem verletzungsbedingten Ausfall Antonio Marchesanos zeichnete sich mit der Zeit dann immer mehr der klassische Dreimannsturm als aktuelle Lösung ab. Ivan Santini und der junge Labinot Bajrami sind typische Mittelstürmer. Der Grossteil der Zürcher Forwards ist vorne hingegen flexibel einsetzbar. Avdijaj, Rohner, Afriyie, Ligue, Okita und Tosin haben alle schon viele Spiele sowohl auf der Flügelposition wie auch im Sturmzentrum gemacht. Man kann im Gegensatz zur Situation vor ein paar Jahren heute wahrlich nicht davon sprechen, dass der FCZ zu wenig Stürmer hätte. Zudem ist eine grosse Diversität von unterschiedlichen Stürmertypen vorhanden. Nils Reichmuths ideale Position ist auf der Zehn oder als hängende Spitze – er wurde in der Vorbereitung aber auch als Rechter Flügel eingesetzt. Letztendlich hat nicht zuletzt der neue Champions League-Sieger das Stereotyp vom zwingenden Profil des blitzschnellen Offensivflügels etwas ins Wanken gebracht. Auch technisch starke „Zehner“-Typen können auf dem Flügel ihre Wirkung gut entfalten.

Mehr als acht Jahre ist es her, als mit den Verteidigern Raphaël und Philippe Koch letztmals ein Brüderpaar im Kader der 1. Mannschaft stand. Jetzt ist es mit den Mittelfeldspielern Nils (21) und Miguel (19) Reichmuth wieder soweit. Zumindest vorerst: denn eine Leihe speziell von Miguel ist denkbar. Beide haben ihre Qualitäten eher im technischen Bereich. Rechtsfuss Miguel zeigte in den Testspielen ordentlich bis gute Leistungen. Linksfuss Nils ist torgefährlicher, und bringt mit den zwei Challenge League-Jahren in Wil mehr Erfahrung mit. Er hat in dieser Sommervorbereitung am meisten gespielt, und liegt zudem bei den Torvorlagen vorne. Mittlerweile ist Nils noch etwas zielstrebiger geworden und bringt auch eine gewisse für die Super League notwendige Pace mit, so dass er als der wohl grösste Gewinner der Sommer-Testspielserie bezeichnet werden kann. Letztendlich zählt aber Sonntag 23. Juli, 16:30 gegen Yverdon-Sport im Letzigrund!

FCZ vor dem Restart: Stürmerproblem gelöst? (mit Testspielstatistik)

Nach sieben Testpartien im Sommer hat der FCZ in der verlängerten Winterpause sechs Freundschaftsspiele absolviert. Wir erinnern uns: im Sommer gab es sechs Siege aus sieben Spielen bei einem Torverhältnis von 33:7. Die einzige Niederlage (2:3) setzte es in der letzten Partie in Friedrichshafen gegen den VfB Stuttgart ab – nach einer 1:0-Führung durch Willy Gnonto. Die Testresultate und auch die Leistungen waren deutlich besser gewesen, als im Sommer vor der Meistersaison. Aber diesmal musste man zum Auftakt gleich nach Bern und verlor nach einer guten Leistung am Ende klar. Antonio Marchesno, der vor Jahresfrist einen Freistoss nach dem anderen aus 20 Metern über die Mauer gezirkelt direkt verwandelte, verschoss vom Elfmeterpunkt. Häufig läuft es in der Meisterschaft genau umgekehrt wie bei den Tests. Auch in Theaterkreisen gilt: schlechte Hauptprobe bedeutet gute Première – und umgekehrt. Die Testpartien können bezüglich Hierarchien, Taktiken und der Entwicklung einzelner Spieler durchaus Aufschlüsse bieten – nicht aber im Hinblick auf eine Prognose des Startes in die neue Wettbewerbsrunde.

Bledi, Marc, Juni,… – die Zweite Reihe macht Druck

Jetzt im Winter gab es drei Siege, zwei Unentschieden und eine Niederlage bei einer Tordifferenz von 13:12. In jeder der 13 Freundschaftsspiele der Saison hat der FC Zürich ins Netz getroffen. Zum Abschluss wurde der FC Wil bereits zum zweiten Mal in dieser Saison mit dem Resultat von 3:2 besiegt – diesmal im Heerenschürli über 140 Minuten. Die unter Franco Foda gepflegte Spielweise wurde kaum verändert. Sie ist weiterhin von Raumdeckung und Ballkontrolle geprägt. Der neue Trainer Henriksen hat ja auch von Anfang an betont, dass er in erster Linie im kommunikativen Bereich eine Änderung bewirken will – und nicht taktisch.

Die beste Testspielform hatten zuletzt Spieler, die zum Auftakt in Luzern tendenziell auf der Bank erwartet werden können und diesen Status noch verbessern wollen. Marc Hornschuh machte einen sehr erholten, spielfreudigen Eindruck, Bledian Krasniqi steuerte in mehreren Partien mit Toren, Assists und Tempodribblings einen wesentlichen Teil der wenigen Glanzpunkte bei. Roko Simic, der durchaus von Beginn weg Startelfchancen hat, hatte Zug aufs gegnerische Tor. Auch Calixte Ligue bestätigte das Vertrauen von Trainer Henriksen und der Klubführung. So weit wie der zwei Jahre ältere Roko Simic ist er aber natürlich noch nicht. Möglichst viele LInksfüsser im Kader zu haben ist aber immer gut – mit Karol Mets ist in der Winterpause zwar einer gegangen, aber mit den aus Genesio Colatrella’s U21 beförderten Ramon Guzzo und Calixte Ligue zwei weitere hinzugekommen.

Verteidiger in der Rückwärtsbewegung schlecht

Gianni De Nitti machte zumindest in den Testpartien den etwas besseren Eindruck, als Zivko Kostadinovic. Kostadinovic ist grundsätzlich aktuell höher einzustufen, aber er konnte in den Vorbereitungsspielen wenig überzeugen und ist genauso wie De Nitti mit den Füssen deutlich schlechter als Brecher, was in der Liga auf das Zürcher Aufbauspiel einen grossen Einfluss haben wird. Ivan Santini, der im Herbst von den Einsatzzeiten her nur die Nummer 22 im Kader war, konnte sich in den Wintertestspielen nicht empfehlen. Bohdan Vyunnik arbeitet viel für die Mannschaft. Der Ukrainer hat in dieser Saison nach Fabian Rohner (13) in Testpartien am zweitmeisten Skorerpunkte erzielt (fünf Tore, vier Assists). Assan Ceesay war beim FCZ ebenfalls erst der „Testspiel-Goalgetter“, bevor er dann später zum echten Topskorer wurde. Dauerläufer Adrian Guerrero wurde diese Saison auch in Vorbereitungsspielen mit 825 Minuten mit Abstand am meisten eingesetzt. Potentielle Back-Ups gibt es mit Fidan Aliti, Ramon Guzzo, Selmin Hodza, Calixte Ligue, Jonathan Okita und Daniel Afriyie einige. Aber keiner von diesen bringt das Laufvermögen des Spaniers mit.

Die Rückwärtsbewegung von Verteidigern wie Nikola Katic, Lindrit Kamberi oder Ilan Sauter war in den Testpartien auch gegen Gegner wie Dornbirn oder Wil sehr schlecht. Da kann man nur hoffen, dass es alleine an der Spritzigkeit lag – und diese zum Auftakt gegen Luzern wieder da sein wird. Auf insgesamt 545 beziehungsweise 453 Minuten in den Testspielen kommen mit Sauter und Seiler zwei Spieler, die in Wettbewerbspartien für den FCZ in dieser Saison noch keine oder fast keine Rolle gespielt haben. Basierend auf den Auftritten vor allem von Sauter wird sich das wohl auch kaum wesentlich ändern.

Drei neue Stürmer auf der Mannschaftsliste

Die häufigste Spielformation in Ballbesitz war in den Testspielen weiterhin das 3-3-2-2 System, welches im Spiel gegen den Ball häufig zu einem 3-4-3 mit beispielsweise Antonio Marchesano auf dem Linken Flügel wird – wie unter Foda. Gegen Universitatea Cluj und Schalke 04 hat man für die letzten zehn Minuten eine Variante durchgespielt mit Wechsel auf 4-2-3-1 (Hornschuh beziehungsweise Katic auf der Zehner-Position) mit Hohem Pressing. Beide Male hat man so tatsächlich noch ein Tor erzielt. Allerdings kann man in Testspielen mit taktischen Wechseln oder Rhythmuswechseln sehr einfach reüssieren, weil die Gegner jeweils taktisch nicht reagieren, wie dies in einem Meisterschaftsspiel der Fall wäre.

Der FCZ hatte in den ersten 16 Runden Super League 2022/23 gemessen an den zugelassenen Torchancen, man höre und staune, die beste Defensive der Liga! Das grosse Problem war im Herbst die Offensive und dabei wiederum die Position der Stürmer. Diese trugen zu wenig dazu bei, gute Torchancen zu kreieren und waren zudem auch noch im Gegensatz zu letzter Saison im Abschluss sehr ineffizient. Nach der Winterpause tauchen auf dieser Position nun drei neue Namen auf der Mannschaftsliste auf: Roko Simic (Leihe von Salzburg), Daniel Afriyie (Hearts of Oak) und Calixte Ligue (aus dem eigenen Nachwuchs).

Neu wieder mit Alternativen auf dem Flügel

Mittelstürmer Roko Simic hat trotz seiner 19 Jahre das Potential, dem FCZ in der Rückrunde helfen zu können. Das Stürmerblut, der Zug zum Tor ist vorhanden. Er ist gross und bringt eine gute technische Ausbildung mit. Vieles wird bei ihm davon abhängen, wie lange es dauert, bis er sein erstes Tor erzielt. Gelingt es ihm in den ersten drei Spielen, wird es eine gute Runde für ihn. Muss er sechs, sieben Spiele darauf warten, könnte die Halbsaison in Zürich eine zu kurze Episode werden, um positive Spuren zu hinterlassen. Roko’s Vater Dario Simic bestritt vorwiegend als Rechtsverteidiger 100 Länderspiele für Kroatien, stand 1998 im WM-Halbfinal und im Gruppenspiel gegen die Schweiz (0:0) an der EM 2004 ebenfalls in der Startformation.

Daniel Afriyie ist ein typischer Flügelstürmer, der aktuell an den African Nations Championships in Algerien sein Heimatland Ghana vertritt. Im ersten Gruppenspiel gegen Madagaskar (1:2-Niederlage) lief er in einem Zweimann-Sturm auf. Bei seinem ersten Einsatz im Nationalteam im Juni wurde er in der Schlussphase auf der Position des Linken Aussenläufers eingewechselt als Nationalcoach Otto Addo die Dreierabwehr testete, welche dieser später an der WM im Auftaktspiel gegen den Gruppenfavoriten Portugal auch umsetzte. Schritt für Schritt hat der FCZ auf der eine gewisse Zeit lang kaum besetzten Position des Offensivflügels wieder aufgestockt, so dass für ein 4-3-3, 3-4-3 oder 4-2-3-1 auch auf den Flügelpositionen genügend Alternativen für die Startformation und Einwechslungen vorhanden sind: Jonathan Okita, Fabian Rohner, Donis Avdijaj, Aiyegun Tosin, Calixte Ligue und Daniel Afriyie.

Afriyie bereits diese Woche in Zürich?

Afriyie kann sich im Alter von 21 Jahren bereits Meister von Burkina Faso (mit Überraschungsteam Rahimo FC) und Ghana (mit Traditionsklub Hearts of Oak) nennen. Er war zudem Captain von Ghanas U20-Nationalmannschaft mit der er vor zwei Jahren Afrikameister wurde und im Final gegen Uganda die zwei Tore zum 2:0-Sieg erzielte. Im Testspiel gegen die Schweiz kurz vor der WM 2022 kam er zum Einsatz, am anschliessenden Turnier aber nicht. Die African Nations Championship (CHAN) sind exklusiv in Afrika geborenen Spielern vorbehalten, die in afrikanischen Ligen aktiv sind. Die Spiele des Turniers gelten offziell als „Freundschaftsspiele“ und die Qualifikationspartien werden in vielen Statistiken gar nicht erst als Länderspiele mitgezählt. Afriyie hat in der Qualifikation in drei der vier Partien gegen Benin und Nigeria je einen Treffer erzielt.

Daniel Afriyie gegen Madagaskar in Erwartung eines Penaltys, der dann vom VAR unterbunden wird.

Die 1:2-Niederlage zum Auftakt gegen Madagaskar ist nun aber ein herber Dämpfer. Solomampionona Razafindranaivo und Tokinantenaina Randriatsiferana brachten Madagaskar in Führung, bevor Augustine Agyapong mit einem Flankenball der Anschlusstreffer gelang. Viele Spieler rutschten auf dem Rasen im algerischen Constantine immer wieder weg. Das gleiche passierte auch Afriyie bei einem Richtungswechsel im gegnerischen Strafraum. Der Schiedsrichter entschied überraschend auf Strafstoss. Afriyie bereitete sich darauf vor, den Penalty gleich selbst zu schiessen, aber durch VAR-Intervention wurde dieser nach mehreren Minuten dann doch noch annulliert. Da WM-Halbfinalist Marokko kurzfristig nicht mit von der Partie ist, hat sich die Ghana-Gruppe auf drei Teams reduziert. Somit könnte man bereits am Donnerstag nach der Partie gegen den Sudan ausgeschieden sein.

Das „Bibbern“ hat ein Ende – Ligue in der Super League

Generell lässt sich sagen, dass Afriyie ein wirbliger Spieler mit Überraschungsmomenten ist. Sein Vertrag bei Hearts of Oak lief aus. Er soll im Dezember ein Angebot des spanischen Zweitligisten Leganés (Nachbarort von Getafe im Süden von Madrid) abgelehnt und sich für den FCZ entschieden haben. Gegen Madagaskar gelang Afriyie auf der von ihm nicht präferierten Position im Sturmzentrum allerdings nicht viel. Immer wieder auffällig auch in früheren Spielen mit dem Nationalteam oder mit Hearts of Oak ist, dass Afriyie viel über die Mitspieler lamentiert und bei einem Assist oder Torerfolg meist alleine jubelt. In dieser Hinsicht passt er im negativen Sinn ein wenig ins aktuelle FCZ-Team, bei welchem sich mehrere Spieler selbst in Testspielen ständig benachteiligt fühlen, beim Schiedsrichter heftig reklamieren, und Gegenspieler für ein Freundschaftsspiel unangemessen heftig attackieren. Dzemaili, Marchesano, Katic oder Aliti geben diesbezüglich die Richtung vor und jüngere Spieler wie Condé oder Rohner lassen sich davon anstacheln.

Der Zürcher Calixte Ligue (17) aus dem eigenen Nachwuchs ist der Dritte im Bunde der neuen Stürmer im Kader der 1. Mannschaft. Von allen Talenten aus dem FCZ-Nachwuchs musste in den letzten Jahren bei ihm sicherlich am meisten „gebibbert“ werden, dass er nicht (zu früh) wechselt. Beobachtet wurde er im Heerenschürli und anderswo von ausländischen Scouts schon lange. Denn im Gegensatz zur Mehrheit der Zürcher Talente brachte er schon früh auch die physischen Komponenten mit, die ihn international begehrt machten. Nun hat er aber glücklicherweise den nachweislich erfolgsversprechenderen Weg eingeschlagen, in seiner näheren Umgebung die ersten Schritte im Profibereich zu tätigen und sich zu etablieren. Ligue ist grundsätzlich Mittelstürmer, wurde in den letzten Jahren aber auch viel als Flügelstürmer eingesetzt – und am letzten Blue Stars/FIFA Youth Cup mit guten Leistungen sogar als Aussenläufer in einem 3-5-2 System.

Santini und Avdijaj am effizientesten

Was ist mit den bisherigen Stürmern? Aiyegun Tosin war in seiner Karriere bisher noch nie der grosse Torjäger. Man kann seine bloss vier Ligatreffer (davon drei im letzten Spiel gegen Servette) beklagen, aber sein Torkonto Ende der letzten beiden vollen Saisons beim FCZ lag bei bloss sechs Treffern. Auf seine Entwicklung und eine Leistungsexplosion à la Assan Ceesay wurde beim FCZ zu Beginn der Saison stark gesetzt. Tosin spielt aber vorderhand gleich weiter wie in den Jahren zuvor. Er möchte immer wieder das Spiel in die Hand nehmen und sich spielerisch beteiligen. Entscheidungssituationen mit mehreren Optionen sind aber nicht seine Stärke. Tosin ist viel besser in Drucksituationen, wenn nur noch eine sinnvolle Lösung übrigbleibt. Jonathan Okita ist noch zu stark auf seine „Signature Moves“ fokussiert und müsste häufiger auch mal altermative, einfachere Lösungen wählen.

Antonio Marchesano spielt bisher insgesamt eine durchaus gute Saison, hat aber seine Abschlussqualitäten vorläufig eingebüsst. Mit Willy Gnonto zusammen hatte er von allen Torschützen der bisherigen Vorrunde die tiefste Torquote pro 90 Spielminuten. Anders sieht dies bei Donis Avdijaj und Ivan Santini aus. Diese beiden Stürmer brachten bisher in dieser Saison die so dringend benötigte Effizienz mit. 27,3% aller Abschlüsse von Donis Avdijaj fanden unter Coach Franco Foda den Weg ins gegnerische Gehäuse und Santini hat in jener Zeit 0,6 Treffer pro 90 Einsatzminuten erzielt. Das sind die jeweils klar höchsten Werte im Team. Santini gelang ein sehr gutes Spiel gegen Lausanne-Sport. Zum Zeitpunkt seiner Auswechslung führte der FCZ 2:1 und hatte die Partie im Griff. Die Art und Weise wie Schiedsrichter Bieri gegenüber Lausanne-Verteidiger Anel Husic in dessen unfair geführten Zweikämpfen mit Santini mehr als ein Auge zudrückte, machte danach aber Schule. Statt Husic schien Santini bei den Referees auf einer „Schwarzen Liste“ gelandet zu sein, was den weiteren Verlauf seiner Vorrunde zusätzlich zur ansonsten bereits geringen Einsatzzeit erschwerte.

FCZ-Testspielbilanz & erste Einschätzungen zur neuen Mannschaft – Teil 2

Die Innenverteidigung der letzten Saison Omeragic / Kamberi – Kryeziu – Aliti ist zusammengeblieben. In der Super League hat sich diese Formation letzte Saison gut bewiesen. Die internationalen Spiele werden aber sicherlich zu einer interessanten Herausforderung, auch wenn die Akteure über die verschiedenen Nationalteams bereits einige internationale Erfahrung mitbringen. Alternative Marc Hornschuh hat zuletzt gegen Altach in der Verteidigung einen besseren Eindruck hinterlassen als im Mittelfeld. Karol Mets ist nach der späteren Rückkehr aufgrund der Nationalmannschaftseinsätze noch relativ weit von der Wettkampfform entfernt. Silvan Wallner bringt defensiv weiterhin nicht genügend Format mit. Testspieler Fabao scheint von seinen Voraussetzungen her, speziell bezüglich Speed, eher ein Mann für die Promotion League-Equipe als Ersatz für den zum FC Wil gewechselten Genis Montolio zu sein. Dafür wäre aber wohl notwendig, dass der Brasilianer auch einen europäischen Pass besitzt.

Dino Lamberti im Züri Live-Podcast: „Fabao wurde bei Flamengo mit Vinicius Junior ausgebildet“

Cheick Condé – das fehlende Puzzle-Stück

Cheick Condé ist der wohl wichtigste Neuzugang des Sommers. Der 21-jährige Guineer bringt ein Element in die Mannschaft, das letzte Saison trotz Meistertitel gefehlt hat: ein ruhender Pol im Zentrum mit starker Physis und sehr gutem Positionsspiel. Blerim Dzemaili war sicherlich in der ein oder anderen Form beteiligt am Transfer seines Ex-Teamkollegen Ole Selnaes und hat damit gleich seinen eigenen Konkurrenten mit nach Zürich gelotst. Die Stärke von beiden sind lange Bälle aus dem Rückraum, während gleichzeitig beide in den Zweikämpfen, in der Rückwärtsbewegung und allgemein im Defensivverhalten ihre Mankos haben. Selnaes gelang gegen YF Juventus ein Weitschusstor mit dem Aussenrist aus 20 Metern.

Neuverpflichtungen klatschen sich ab: Ole Selnaes geht wenige Augenblicke nach seinem Premierentreffer für den FCZ gegen YF Juventus raus, Ivan Santini kommt rein

Konditionell hat der ehemalige Leistungsträger von Rosenborg aber noch sehr viel Rückstand. Diesbezüglich hat Bledian Krasniqi sicherlich einen Vorteil. Er scheint die aufsteigende Form der letzten Saisonwochen über die Sommerpause konserviert zu haben und will sich ganz offensichtlich aufdrängen. Krasniqi streitet sich wohl als Dritter im Bunde mit Dzemaili und Selnaes um einen Platz. Die ebenfalls in der Vorbereitung eingesetzten Izer Aliu und Leo Aversa haben hingegen wohl kaum eine Chance. Miguel Reichmuth scheint sich in der 2. Mannschaft bei Roberto Rodriguez (wie Reichmuth ebenfalls Schweizer mit Chilenischen Wurzeln) unter anderem bei Standards einiges abgeguckt zu haben. Stephan Seiler könnte als Backup für Condé fungieren. Seine Testpartien waren aber wie schon vor einem Jahr durchzogen. Bei ihm scheint der mentale Aspekt eine wichtige Rolle zu spielen. Wenn Seiler befreit aufspielen kann, wie gegen Ende Saison in St. Gallen, ist er zu phänomenalen Leistungen fähig.

Tosin und Vyunnik blühen auf

Dreh- und Angelpunkt der Mannschaft ist und bleibt Antonio Marchesano – ob auf der 10er-Position oder wie gegen Altach im Zweimannsturm mit seinem möglicherweise neuen Partner im Zentrum, Aiyegun Tosin. Schon seit Jahren ist der Tessiner auch für die (defensive) Organisation der Zürcher Vordermannschaft zuständig. Während Captain Yanick Brecher die Spieler der Hintermannschaft von hinten mit Hinweisen beschallt, sorgt Marchesano bei den Stürmern, offensiven Mittelfeldspielern und Fl¨ügeln für Ordnung. In einzelnen Fällen der letzten Jahre hat Marchesano auch mal auf der Achterposition oder gar auf dem Flügel agiert, aber grundsätzlich sollte er wenn immer möglich auf einer Position spielen, wo er seine Stärken am besten ausspielen kann – also auf der 10 oder als (hängende) Spitze. Dies schränkt die Auswahl an sinnvollen Formationen etwas ein. Wie sein Kumpel Adrian Guerrero ist Marchesano nicht einfach ersetzbar. Einer der beiden Reichmuth-Brüder oder Stephan Seiler würden am ehesten passen. Oder die taktische Formation wird geändert.

Tosin wirkte in den Testspielen so fokussiert und zielstrebig wie noch nie in seiner bisher wechselhaften FCZ-Zeit. Er könnte durchaus mit dem (spiel-)intelligenten Marchesano in ähnlicher Weise zusammenfinden, wie dies beim Duo Ceesay / Marchesano der Fall gewesen war. Im Zentrum ist der seit diesem Jahr für Benin spielende Nigerianer auf jeden Fall effektiver, als auf der Seite. Bohdan Vyunnik gewinnt nach mehreren Monaten beim FCZ mittlerweile Woche für Woche mehr Sicherheit. Ivan Santini ist zwar nicht so schnell wie Blaz Kramer, dafür technisch und im Abschluss deutlich besser.

Variabler durch Flügelzange

Okita als typischer Flügelspieler aus dem Holländischen Fussball bringt zusätzliche taktische Flexibilität. Gnonto sieht Foda vermutlich auch eher auf der Flügelposition. Dazu kommen allenfalls auch noch Janko, Haile-Selassie, Gogia, Rohner oder Tosin auf einer möglichen vorderen Seitenposition im 4-4-2, 4-3-3 oder 3-4-3. Insgesamt ist das Gesicht und der Groove der Mannschaft 21/22 auch in der Vorbereitung zur neuen Saison erkennbar. Und dieses hat zusätzliche Facetten / Varianten dazu erhalten. Zwei grosse Fragen bleiben aber trotzdem offen: Wie gut gelingt der Start? Und: wie schlägt sich dieses Team international? Die Mannschaft ist besser als 16/17 und 18/19. Die Gegner sind in der Zwischenzeit aber auch besser geworden.

FCZ-Testspielbilanz & erste Einschätzungen zur neuen Mannschaft – Teil 1

FCZ-Testspielbilanz & erste Einschätzungen zur neuen Mannschaft – Teil 1

Vor der abschliessenden Begegnung in Friedrichshafen gegen den VfB Stuttgart hat der FC Zürich eine makellose Testspielbilanz. Grosse Aussagekraft hat dies freilich nicht. Letzten Sommer hatte man nach Tests gegen fast ausschliesslich unterklassige Gegner eine negative Bilanz vorgewiesen. Neben drei Niederlagen gegen Aarau (0:1), Xamax (1:4) und Feyenoord (0:1) resultierten zwei Unentschieden gegen Wil (2:2) und Vaduz (0:0), und nur ein einziger Erfolg gegen den SC Kriens (6:1).

Vor einem Jahr: Fokus auf die positiven Aspekte trotz schlechter Testspiele

Und was machte der damalige Trainer André Breitenreiter? Statt sich und die Mannschaft kurz vor Saisonstart in einer ausgiebigen Fehleranalyse selbst zu zerfleischen, zeigte er vertieft die Bilder vom einzigen Sieg gegen den SC Kriens – als Blaupause dafür, wie eine Woche später zum Super League-Start in Lugano gespielt werden soll. Und zwar zeigte er dabei sicherlich einzig die ersten 30 Minuten der Partie. Denn danach war der später frühzeitig feststehende Absteiger aus der Challenge League eher die bessere Mannschaft gewesen.

Dies notabene mit einer unter anderem durch Corona stark ersatzgeschwächten Equipe, welche die Anweisungen ihres neuen Coaches Morandi noch nicht zu verstehen schien, und bei der im Verlauf der 2. Halbzeit der dritte FCZ-Torhüter Gianni De Nitti zwischen die Pfosten musste, weil sich mit Neuenschwander auch noch der letzte zur Verfügung stehende Torhüter verletzt hatte. Am gleichen Nachmittag im Heerenschürli war die zweite Hälfte der Zürcher Stammelf gegen Xamax chancenlos geblieben. Breitenreiter redete in Bezug auf die Vorbereitung danach gegen aussen aber nur vom Kriens-Spiel. Was folgte, war die Meistersaison 21/22 mit am Ende 14 Punkten Vorsprung auf den zweitplatzierten FC Basel.

Der FCZ weiterhin häufig mit Blitzstart

Diesen Sommer hinterliess der FCZ in den Testpartien den deutlich besseren Eindruck. Ein Teil davon ist sicherlich erklärbar durch das im Verlauf der letzten Saison entwickelte Selbstverständnis der Mannschaft. Ein Teil auch durch den gestiegenen Respekt der Gegner, ähnlich wie dies in der Challenge League-Saison 16/17 in den Meisterschaftspartien der Fall gewesen war. Ein grosser Teil könnte aber durchaus auch davon herrühren, dass man in den Testpartien ambitionierter angetreten ist, als die jeweiligen Gegner. Und daher der Spielverlauf wenig Aussagekraft hat. Man will beim FCZ mittlerweile einfach immer gewinnen – ob im Training, in Testspielen vor leeren Rängen und natürlich auch dann, wenns wieder um die Wurst geht.

Die Partie FCZ – Altach musste mit rund zehn Minuten Verspätung starten, weil die Letzigrund-Crew vergessen hatte, die Sprinkleranlage auszuschalten

In vier von sechs Testpartien schoss der FCZ bereits in den ersten fünf Minuten das 1:0 – was an einige Meisterschaftsspiele der letzten Saison erinnert. Das in die 2. Liga Interregional abgestiegene Thalwil gab 45 Minuten Vollgas und brach danach ein. Der FC Baden wirkte hingegen kurz nach dem nach acht Jahren an der Spitze der 1. Liga Gruppe 3 endlich realisierten Aufstieg in die Promotion League etwas demotiviert – oder noch angeschlagen von den Feierlichkeiten. Gegen den FC Wil musste der FCZ dann erstmals auf einen Rückstand reagieren. Viktoria Köln wurde mit einer Tempoverschärfung nach der Pause bezwungen. Gegen YF Juventus machte zugunsten der „2. Garde“ des FCZ die schon deutlich weiter fortgeschrittene Saisonvorbereitung und Ole Selnaes‘ Klasse am Ball den Unterschied. Gegen Altach zeigten dann die aktuellen Favoriten auf die Startformation für den Super League-Start in Bern vor allem in der Anfangsphase eine starke Leistung und guten Spirit.

„Turbo Fabian“ eiskalt vor dem gegnerischen Gehäuse

Der neue Trainer Franco Foda probierte unterschiedliche Spielformationen aus, experimentierte aber etwas weniger, als dies Breitenreiter in seiner Sommer-Vorbereitung tat: das letztjährig meist implementierte 3-4-1-2 war die favorisierte Formation. Trotzdem waren auch ein klassisches 4-4-2 (in dieser Formation gelang die bisher beste Halbzeit gegen Altach), ein 4-3-3 und sogar ein 3-4-3 mit dabei.

Fabian Rohner war immer wieder eiskalt vor dem gegnerischen Kasten und steuerte acht Tore sowie drei Assists bei. Schon vor einem Jahr hatte „Turbo-Fabian“ in der Vorbereitung als Stürmer oder zurückhängende Spitze am meisten überzeugt. Zuletzt gegen Altach in der 2. Halbzeit hat ihn Trainer Foda in einem 3-4-3 am Rechten Flügel eingesetzt. Der Rheinhesse sieht Rohner so wie es aussieht als Alternative weiter vorne als noch sein Vorgänger Breitenreiter, bei welchem Rohner während der ganzen Saison der Backup von Nikola Boranijasevic war. Kommende Saison könnte möglicherweise Selmin Hodza diese Rolle übernehmen. Der Backup für Adrian Guerrero auf der linken Seite fehlt noch. Buschman wird es sicherlich nicht. Unter anderem wurde Offensivmann Kedus Haile-Selassie auf dieser Position getestet und hat gegen Baden auch defensiv ganz gut mitgearbeitet. Zur Zeit ist der jüngere Bruder von Maren Haile-Selassie allerdings im Test beim FC Schaffhausen. Es könnte sich eine Leihe anbahnen.

Testspieler Fabao, Dzemaili und Boranijasevic beim Auftakt in Thalwil, Sportplatz Brand

Das Breitenreiter-Team im Formcheck (FCZ-Sommer, Teil 3)

Wilfried Gnonto fällt auf durch seinen Kampfgeist und sein Engagement, welches er für seine Farben einsetzt – auf und neben dem Platz. Und nicht nur gegen Kriens, sondern zuvor auch schon gegen Aarau brachte er einen ansprechenden Kopfball aufs gegnerische Tor. Sogar ein für seine Verhältnisse völlig ungewöhnlich präziser und wuchtiger Kopfballtreffer gelang Blaz Kramer nach einer Musterflanke Rodrigo Polleros gegen Xamax. Abgesehen von dieser einen Szene kam vom Uruguayer im ersten Einsatz noch nicht viel. Interessant war sein toller Assist auch deshalb, weil er in der Challenge League bei gerade mal sechs Assists und gleichzeitig 26 Toren in 60 Partien eindeutig als Finisher aufgefallen war – und selbst die paar wenigen Assists waren (fast) alles keine Flanken. Assan Ceesay hatte in seinen ersten Einsätzen Mühe, steigerte sich dann aber parallel mit seinem kongenialen Partner Antonio Marchesano in der letzten Partie gegen Kriens.

Hadern mit Doumbia

Stephan Seilers Auftritte in den Testpartien waren ungenügend und an Nils Reichmuth liefen die Partien fast völlig vorbei, auch wenn gegen Ende der Vorbereitung eine kleine Steigerung ersichtlich war. Bereits gut eingefunden hat sich hingegen Bledian Krasniqi. Im Spiel mit Ball findet der 20-jährige mit seiner Vista praktisch immer die beste Lösung. Vasilije Janjicic steigerte sich im Verlauf der Vorbereitung. Mit dem taktischen Verhalten von Ousmane Doumbia scheint das Zürcher Trainerteam bisher noch mit am meisten zu hadern. Der Ivorer, welcher sich auch auf persönlicher Ebene im Team sehr wohl zu fühlen scheint, überrascht den Gegner immer wieder mit unerwarteten Balleroberungen – aber eben auch die eigenen Mitspieler und Trainer häufig mit unerwarteten Stellungsfehlern. Bis zu einem gewissen Grad sind das zwei Seiten derselben Medaille. An Buschman-Dormond kritisiert Breitenreiter, dass er zu viele «Tricks» versuche. Findet der Kanadier allerdings den Raum zum Kontern vor, wie beim 6:1-Treffer gegen Kriens (Vorbereitung für Ceesay nach einem Eckball der Innerschweizer), kann er seine Schnelligkeit ausspielen.

Energie sparen mit Boranijasevic und Aliti

Der sich in einer schwierigen Karrierephase befindliche Mirlind Kryeziu könnte aufgrund seiner Physis zu den Gewinnern unter dem neuen Trainer gehören, obwohl ihm gegen Xamax ein entscheidender Fehler unterlief, als er kurz nach der Pause den Ball vor dem eigenen Strafraum gegen Veloso verlor, was das frühe und wegweisende 2:1 für die Gäste bewirkte. Bei einer Dreierabwehr wechselte sich im Verlauf der Vorbereitung Kryeziu in der zentralen Position mit Hornschuh und Kamberi ab. Lindrit Kamberi konnte weitgehend an die positiven Eindrücke von Ende letzter Saison anknüpfen, Silvan Wallner hingegen vorwiegend an die negativen. Fidan Aliti spielte genau Fifty-Fifty als Linksverteidiger oder links in der Dreierkette – aber nie als linker Aussenläufer. Er und Neuverpflichtung Nikola Boranijasevic schienen teilweise etwas mit angezogener Handbremse in den Tests aufzutreten – als sparten sie ihre Energie für den richtigen Saisonstart auf. Willie Britto war bezüglich Positionierung teilweise das Pendant zu Aliti auf der rechten Seite – allerdings wurde er auch als Aussenläufer eingesetzt und hat gleichzeitig nicht die gleichen Einsatzchancen wie der Kosovarische Nationalspieler.

Reifen mit Frei

Adrian Guerrero ist ein Mann auf der linken Seite mit gutem Spiel- und Raumverständnis und schlägt zudem gute Standards mit dem linken Fuss – er kann aber aufgrund seiner Konstitution von Gegner auch ziemlich einfach zur Seite gedrückt werden. Dies passiert Filip Frei mittlerweile deutlich weniger als früher. Der letztjährige U20-Nationalspieler hat einen Schritt nach vorne gemacht und sich in den Vorbereitungsspielen erfolgreich von seiner besten Seite gezeigt. Sein enorm fehlerbehaftetes Spiel von früher hat er abgestellt und spielt nun sehr verlässlich, trotz gleichzeitig weiter verbesserter Dynamik. Frei wird von Breitenreiter als Alternative auf allen erdenklichen Aussenpositionen auf beiden Seiten eingesetzt, zusätzlich zur Dreierabwehr – und ist damit zur Zeit der grösste Allrounder im Team.

Aushelfen mit Hornschuh

Marc Hornschuh wurde als wichtige Kaderergänzung geholt, der auf den zentralen Defensivpositionen als verlässliche Option bereitstehen soll, wenn es ihn braucht – wohl vor allem in der Dreierabwehr, denn seine Auftritte im Mittelfeld waren jeweils wenig erbaulich. Becir Omeragic wurde am letzten Spieltag der Vorbereitung genauso wie Buschman zwei Mal als Einwechselspieler eingesetzt. Während dies bei Buschman durchaus ein Zeichen seiner aktuellen Position in der sportlichen Mannschaftshierarchie darstellte, war es bei Omeragic bedingt durch seine vorherige Ferienabwesenheit aufgrund der EM-Endrunde. Ihn schon auf das Lugano-Spiel hinzubekommen, wäre wohl zu knapp und auch etwas riskant.

Fremdgehen mit De Nitti

Bei den Torhütern feierte der von der U18 hochgezogene Gianni De Nitti seine ersten Teileinsätze im Fanionteam (einen davon im Tor des SC Kriens gegen den FCZ). Zivko Kostadinovic agierte in seiner Kernkompetenz als «Torhüter» gewohnt solide. Trainer Breitenreiter war mit seinen Entscheidungen bei den Abstössen aber nicht immer zufrieden. Yanick Brecher hatte wieder zwei, drei Unkonzentriertheiten bei Gegentreffern dabei und schrie sich in der Endphase gegen Xamax, als nichts mehr ging, vergeblich die Lunge aus dem Leib.

6:1 gegen Kriens, 1:4 gegen Xamax – wo liegt die Wahrheit? (FCZ-Sommer, Teil 1)

Totale taktische Variabilität unter Breitenreiter (FCZ-Sommer, Teil 2)

6:1 gegen Kriens, 1:4 gegen Xamax – wo liegt die Wahrheit? (FCZ-Sommer, Teil 1)

Die letzten beiden Testpartien gegen Kriens (6:1) und Xamax (1:4) im Heerenschürli waren das Abbild einer grossen Bandbreite von Gesichtern, die der FCZ in den Vorbereitungsspielen des Sommers gezeigt hat. Was machte den Unterschied zwischen den beiden so diametral unterschiedlichen Resultaten gegen zwei Teams, die letzte Saison in der Schlusstabelle sehr nahe beieinander lagen? Kriens hatte ja als Achter der Challenge League zwei Punkte vor Xamax gelegen, welches nur dank der leicht besseren Tordifferenz gegenüber Chiasso die Klasse hielt.

1. Differenz: das Personal

Unterschied Nummer Eins war personeller Art. Zwar trat der FCZ in beiden Partien mit «gemischten» Teams aus potentiellen Startern und Spielern aus der zweiten Reihe an, aber gegen Kriens spielten Antonio Marchesano und Fabian Rohner. Rohner war eindeutig der konstanteste Spieler im positiven Sinne in dieser Testphase – und lieferte ein klares Empfehlungsschreiben ab. Und dies obwohl er auf vier verschiedenen Positionen eingesetzt wurde: Rechter Flügel, Doppel-10 mit Marchesano, im Zweimannsturm oder als Rechter Verteidiger. Zwar hatte Trainer Breitenreiter in der 2. Halbzeit gegen Kriens auch an Rohner mal etwas Taktisches zu monieren, aber der Grund für den taktischen Fehler lag nicht an Unkenntnis oder Unvermögen, sondern an Rohners Müdigkeit zu diesem Zeitpunkt des Spiels / der Vorbereitung, in der er sich voll reingehauen hat.

2. Differenz: der Gameplan

Die Steuerung des Energiehaushaltes war Unterschied Nummer Zwei zwischen dem Kriens- und dem Xamax-Spiel. Während das Zürcher Team A gegen Kriens in der ersten halben Stunde von der Intensität her über dem aktuellen eigenen Kräftelimit spielte, agierte Team B gegen Xamax im konstanten Rhythmus über 90 Minuten – und wirkte immer etwas matt, kam ständig einen halben Schritt zu spät. Das Team A verausgabte sich hingegen in den ersten 30 Minuten voll, ging in dieser Zeit 5:0 in Führung, und war daraufhin dann aber nicht nur «matt», sondern regelrecht «platt». Mit einem solchen Zwischenresultat war dann aber auch der Anfangsmut beim Gegner etwas gebrochen, und man schaukelte den Vorsprung ins Ziel. In den Tests zuvor hatte Kriens durchaus gute Resultate produziert: knappes 1:2 gegen YB, 4:2-Sieg im Derby gegen Luzern und ein 2:1-Testerfolg gegen Challenge League-Favorit Thun. Die «30 Minuten Vollgas»-Strategie hatte der FCZ bereits im Test gegen Aarau gefahren – dort hagelte es aber Aluminium-Treffer und einen von zwei in dieser Vorbereitung verschossenen Marchesano-Penalties.

«30 Minuten-Vollgas» ist ein altbekanntes Mittel des sogenannten «Gameplan». In der Rückrunde hatte dies beispielsweise der FC Luzern beim 2:1-Sieg im Letzigrund angewandt. Sie gingen prompt früh 2:0 in Führung, bevor ab der 30. Minute der FCZ gegen nachlassende Luzerner immer dominanter wurde. Dem FC Zürich gelang aber nicht mehr als ein Tor als Antwort. Umgekehrt in Lausanne: der FCZ gab zu Beginn volle Pulle, ging gegen überrumpelte Waadtländer ebenfalls früh 2:0 in Front und musste kräftemässig ab der 30. Minute leiden. Lausanne gelangen dann noch zwei Tore als Antwort. Am Ende wars trotzdem ein wichtiger Punkt für das Letzigrund-Team. Gerade wenn man die eigene Equipe kräftemässig insgesamt etwas schwächer als den Gegner einstuft, ist eine kurze Vollgas-Phase abgesehen von Standards eines der wenigen Mittel, um Punkte mitzunehmen. So kann man wenigstens einzelne Phasen des Spiels dominieren und muss in dieser Zeit dann einfach möglichst effizient sein.

Antonio Marchesano verschoss die beiden Penalties nicht, weil er die Treffsicherheit vom Punkt verlernt hätte – er sah in den ersten Testspielen ganz allgemein kaum einen Ball. Zum Vorbereitungsabschluss gegen Kriens deutete der Zürcher Regisseur aber an, dass er rechtzeitig vor dem Saisonauftakt in seiner Tessiner Heimat in Form zu kommen scheint. Kriens’ neuer Trainer Morandi fluchte neckisch bei jeder gelungenen Marchesano-Aktion auf Italienisch, er solle doch «aufhören mit dem Scheiss» (sinngemäss, O-Ton nicht druckreif). Und wie bereits seit längerem bekannt, hat Marchesanos Präsenz und positive Formkurve immer einen positiven Einfluss speziell auf Assan Ceesay, dem drei Treffer gelangen.

3. Differenz: die Taktik

Unterschied Nummer Drei zwischen dem Kriens- und Xamax-Spiel war taktischer Natur. Gegen das konterstarke Kriens agierte der FCZ konservativ in einem 4-4-2, liess den Gegner kommen, und zog die vorderste Verteidigungslinie erst kurz vor der Mittellinie auf. Bei Balleroberung drückte man zudem nicht um jeden Preis aufs Tempo, sondern präferierte Ballkontrolle, und spielte meist erst hintenrum, um dann im richtigen Moment mit einem Rhythmuswechsel im Spielaufbau zuzuschlagen. Gegen Xamax zog man hingegen im 3-4-1-2 ein Hohes Pressing auf, welches aber wenig Wirkung entfaltete und im Gegenteil dem Gegner Raum für seine eigenen Angriffe bot. Fazit: Kramer, Pollero und Nils Reichmuth ganz vorne ist wohl zur Zeit so ziemlich die schlechtestmögliche FCZ-Aufstellung, wenn man Hohes Pressing spielen will.

4. Differenz: der Gegner

Letztendlich hatten auch die Gegner etwas mit den unterschiedlichen Resultaten zu tun. Kriens zwar vor dem FCZ-Match mit guten Testresultaten, trat aber trotzdem mit einem Rumpfteam an, zudem möglicherweise COVID-geschwächt – mit fehlenden Alternativen speziell in der Innenverteidigung und im Tor, wo der angeschlagene Joshua Neuenschwander (Neuverpflichtung aus dem YB-Nachwuchs) für die Schlussphase durch den dritten FCZ-Goalie Gianni De Nitti ersetzt werden musste. Xamax-Besitzer Jeff Collet hingegen scheint der Schock des beinahe freien Falls von der Super League in die Promotion League letzte Saison ganz schön in die Knochen gefahren zu sein, denn die Neuenburger haben deutlich aufgerüstet und ihr Team hat kommende Saison gute Chancen, im Aufstiegsrennen mit Thun, Aarau und Vaduz ein Wörtchen mitzureden. Rückkehrer Max Veloso strahlt viel Offensivgefahr aus, als wäre er nie weggewesen, was dem letzte Saison häufig unzufrieden auftretenden Raphael Nuzzolo (38!) nochmal einen zusätzlichen Boost zu geben scheint. Maren Haile-Selassie deutete an, dass der definitive Schritt in die Westschweiz seinen immer noch andauernden Reifeprozess beschleunigen könnte. Am lautesten dirigierend und konfrontativsten auf dem Platz war der frühere Captain der FCZ U21 Liridon Berisha – auf Französisch wohlgemerkt. Mit ihm und dem Ex-Aarauer Mats Hammerich hat Xamax ganz bewusst ein bisher noch etwas fehlendes Element in ihr Team geholt.

Nicht mit dabei im Matchkader der Neuenburger war übrigens Lague Byiringiro aus Ruanda. Dessen Berater hatte diesen Sommer online für viel Betrieb gesorgt. Die Behauptung wurde in den Raum gestellt, der FC Zürich sei interessiert an seinem Schützling, was nicht stimmte. Eine Halbzeit lang eingesetzt wurde Byiringiro hingegen von Xamax im mit 1:0 gewonnenen Test gegen den FC Thun, wo er als einziger Spieler eine Gelbe Karte wegen groben Foulspiels holte. Xamax hatte in den 45 Minuten genug gesehen. In Zürich war Byiringiro bereits nicht mehr dabei und sieht sich nun anderweitig um.  

Trainer André Breitenreiter und Leiter Videoanalyse Fabian Sander im Gespräch nach einem Testspiel im Sommer 2021

Rohner / Domgjoni / Koide machen Dampf, Kryeziu / Kramer sorgen für Ärger: Gewinner und Verlierer der Vorbereitung

Die Partie gegen den FC Winterthur im Letzigrund war nicht so, wie man sich eine Hauptprobe vor dem Meisterschaftsstart vorstellt. Aufgrund von Krankheit (gute Besserung Vasi!), Nationalteamaufgeboten (Gratulation Simon, Becir & Co.!) und dem gleichzeitigen Meisterschaftsauftritt der U21 gegen Brühl (2:3, zwei Sulejmani-Penalties), standen Trainer Ludovic Magnin mit Adrian Winter und Salim Khelifi gerade mal zwei Feldspieler als Reserve zur Verfügung. Und während das Spiel lief, wurde in den Sozialen Medien der neue Innenverteidiger Lasse Sobiech vorgestellt.

Beim FC Winterthur fielen gleich beide Torhüter aus und es standen mit Marzino und Scheithauer zwei Testspieler in der Startformation. In der ersten Halbzeit kontrollierte der FCZ weitgehend das Spiel und ging 2:0 in Führung. Die zweite Halbzeit war ausgeglichener. Nach einer Serie von Zürcher Topchancen gelang Adi Winter das 3:0 in der 80. Minute nachdem der andere Einwechselspieler Khelifi zuvor noch an Marzino gescheitert war. Die letzten zehn Minuten liess der FCZ dann aber stark nach und Winterthur drehte nochmal auf, ohne aber zu einem Torerfolg zu kommen. Am augenfälligsten ersichtlich war dies bei Stephan Seiler, der in der letzten Viertelstunde auf dem Zahnfleich lief und dem gar nichts mehr gelang.

Insgesamt wirkte in allen vier Vorbereitungsspielen weder der FCZ noch die jeweiligen Gegner auch nur annähernd auf Meisterschaftsniveau spielend. Im Normalfall nähert man sich gegen Ende der Vorbereitung diesem Niveau an. Eine Steigerung von Spiel zu Spiel war durchaus ersichtlich, aber ob es reichen wird, bereits in einer Woche in Chiasso im Cup das notwendige Niveau auf den Platz zu bringen – darauf darf man gespannt sein. Es wurde in allen vier Vorbereitungsspielen mit demselben System gespielt. Von den verschiedenen Phasen der letzten Saison orientierte sich das Zürcher Trainerteam dabei personell und taktisch stark am zweiten Saisonviertel, in welchem man ohne wirklich zu glänzen eine gute Resultatserie hatte hinlegen können.

Einzelne gute Automatismen in der Überwindung der Mittelzone des Spielfeldes waren zu sehen, sowohl mit schnellem Direktspiel, als auch mit geduldigem Aufbau – allerdings ohne auch nur annähernd die gleiche Gegenwehr auf dem Platz zu haben, wie sie den FCZ zum Meisterschaftsstart erwarten wird. Auch gegen Top-Gegner wird allerdings sicherlich Fabian Rohner eine Offensivwaffe sein. Immer wenn nach vorne nichts läuft, dann sorgt der Rechte Aussenverteidiger mit vertikalen oder diagonalen Läufen für Unruhe und Unordnung im gegnerischen Abwehrdispositiv. Rohner ist nicht nur nochmal eine ganze Spur schneller als Kevin Rüegg, sondern hat auch eine solidere Grundtechnik, als der Richtung Italien ziehende Captain der U21-Nationalmannschaft.

Ebenfalls Stammspieler in der U21-Nationalmannschaft ist Toni Domgjoni, der beim 4:1-Heimsieg gegen die Slowakei als Schaltzentrale und Wasserträger in einem im Schweizer Mittelfeldzentrum genauso eine gute Partie machte, wie weitgehend auch in den Vorbereitungspartien mit dem FCZ. Der dritte Gewinner der Vorbereitung ist Henri Koide, welcher nahtlos an die guten Leistungen der letzten Saisonphase 19/20 anzuschliessen scheint. Nicht nur gegen Schaffhausen gelang dem 19-jährigen Zürcher mit einer Klasse-Einzelleistung ein Treffer, sondern er erzielte auch das einzige Tor beim 1:0-Sieg mit der U19-Nationalmannschaft gegen Neuchâtel Xamax (mit unter anderem dem ehemaligen FCZ U21-Stürmer Eric Tia im Test).

Gegen den FC Winterthur an allen drei Treffern beteiligt war Assan Ceesay. Der Gambier hatte allerdings schon letzten Sommer in den Testpartien sehr gute Skorerwerte, welche anschliessend in der Meisterschaft wieder in den Keller sanken, als der FCZ mit einem anderen Spielstil auftrat. Auch wenn es immer noch der gleiche Assan Ceesay ist: ein gewisser Reifeprozess durch seine Zeit in Osnabrück ist ersichtlich – der 26-jährige Nationalstürmer wirkt etwas fokussierter, gradliniger und effizienter, als noch vor Jahresfrist. Und gleichzeitig versteht er sich auf dem Platz weiterhin sehr gut mit Antonio Marchesano – ein nicht zu unterschätzender Faktor. Zivko Kostadinovic schliesslich hat angedeutet, dass er in Bezug auf die Sicherheit, eine solide Nummer Zwei hinter Yanick Brecher zur Verfügung zu haben, im Vergleich mit vielen anderen Kandidaten der letzten Jahre wohl ein Schritt nach vorne für den FCZ ist.

Auf der Verliererseite der Saisonvorbereitung steht sicherlich an erster Stelle Mirlind Kryeziu: nach einem zu unkonzentrierten Auftritt mit zwei groben Schnitzern im ersten Testspiel gegen Schaffhausen vom Präsidentenehepaar ins Gebet genommen und seither im Kader der weiteren Testspiele nicht mehr aufgetaucht. Ebenfalls im wahrsten Sinne des Wortes wachgerüttelt wurde in der Pause des Testspieles gegen den FC Luzern Stürmer Blaz Kramer von Captain Yanick Brecher, nachdem der Slowene schon gegen Schaffhausen nicht mit dem Kopf bei der Sache zu sein schien.

Obwohl nicht eingesetzt als Verlierer vorkommen muss sich Michael Kempter, mit dem sich der FCZ nicht auf einen neuen Vertrag hat einigen können. Der Rudolfstetter war auf der linken Zürcher Seite nach der Coronapause endlich wieder einmal ein Spieler, der nicht nur im Spiel nach vorne eine der wichtigsten Zürcher Waffen in dieser Phase war, sondern obendrein auch noch so konsequent verteidigte, wie dies (mit Ausnahme phasenweise Pa Modou) schon seit vielen Jahren keinem FCZ-Linksverteidiger mehr gelungen war. Mit Tobias Schättin hingegen kommt von Winterthur ein Ersatz, der deutlich mehr Mängel im Spiel ohne Ball mitbringt und das Zürcher Defensivproblem auf links wohl kaum lösen wird. Auch das Testspiel gegen Winterthur bestätigte diesen Eindruck.

Lavdim Zumberi hatte in Basel mit der „U21 verstärkt“ einen zwar nicht fehlerfreien, aber trotzdem ziemlich guten Auftritt hingelegt gehabt. Mittlerweile findet er aber beim FCZ weder auf dem Matchblatt noch auf der Team-Seite (Webpage) noch Erwähnung. Mit seinen 20 Jahren muss er unbedingt im Profibereich zu mehr Spielzeit kommen – Vertrag hätte er noch zwei Jahre. Der FC Wil wäre für den Ostschweizer eine naheliegende Variante, aber auch ein Transfer zum FC St. Gallen oder FC Vaduz ist alles andere als undenkbar. Mit seiner direkten Spielweise und Stärke bei langen Bällen würde er ins Team von Peter Zeidler passen. Geschenkt wurde dem guten Distanzschützen beim FCZ in der 1. Mansnchaft in den letzten Jahren nichts – obwohl oder vielleicht gerade weil er zu Juniorenzeiten zu den Lieblingsspielern Ludovic Magnins gehörte.

Salim Khelifi schliesslich zeigte in der Vorbereitung dasselbe, was man schon von ihm kannte, als er vor einem Jahr nach Deutschland ausgeliehen wurde. Einzelne Highlights wie der Freistoss zu Nathans Kopfballtor, aber daneben auch (zu) viel Leerlauf, vergebene Top-Möglichkeiten und fehlende Defensivqualität. Mit Marco Schönbächler hat der FC Zürich bereits einen ähnlichen (aber insgesamt etwas besseren) Spieler im Kader. Ein zweiter solcher Mann ist tendenziell zu viel. Dann gibt es durch die Verpflichtung von Lasse Sobiech noch ein kleines Fragezeichen bezüglich der Rolle von Nathan. Sobiech ist ein ähnlicher Spielertyp, der aber mit mehr Ruhe und Souveränität agiert und die immer wieder von Magnin auf den Platz gerufene Vorgabe „ohne Foul“ wohl besser umsetzen kann, als der emotionale Brasilianer.

FC Zürich – Winterthur 3:0 (2:0)
Tore: 17. Ceesay (Marchesano) 1:0, 44. Ceesay (Marchesano) 2:0; 80. Winter (Khelifi) 3:0.
FCZ: Brecher; Rohner, Nathan, Bangura, Schättin; Schönbächler (64. Khelifi), Britto, Seiler, Gnonto (46. Winter); Marchesano; Ceesay.
Winterthur: Marzino; Gantenbein, Isik (46. Lekaj), Scheithauer, Schüpbach (64. Pauli); Arnold (46. Hamdiu), Pepsi (46. Doumbia); Callà (46. Ltaief), Ramizi (64. Rama), Mahamid (46. Alves); Buess.

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