U17 und U19 bestimmen und verlieren ihre Cupfinals

Es war der Abend an welchem Manchester City im Champions League Viertelfinal-Rückspiel gegen ein während der ganzen Spielzeit inklusive Verlängerung tief stehendes und auf Konter lauerndes Real Madrid mit 67% Ballbesitz, 33:8 Schüssen und 18:1 Eckbällen nach Penaltyschiessen ausschied. Sehr ähnlich liefen die beiden Cupfinals der U17 und U19 des FCZ ab. In beiden Fällen bestimmten die FCZ-Junioren mit viel Pressing und mit ihrer hintersten Linie praktisch konstant aufgerückt an der Mittellinie die Partie – die beiden Gegner verteidigten herzhaft und diszipliniert – und lauerten wie Real auf ihre Konterchancen.

U17 erwischt nicht ihren besten Tag

Der U17-Cupfinal gegen YB fand am späten Nachmittag in Biel unter garstigen Bedingungen mit viel Wind, Regen und einem Temperatursturz statt. Beide Teams hatten etwas Mühe mit dem tiefen Geläuf. Die FCZ U17 bestimmte in der 1. Halbzeit zwar das Spiel, mehrere Spieler waren in ihren Leistungen aber relativ weit von ihrem üblichen Leistungsvermögen entfernt – speziell die beiden Flügel Slavko „Sly“ Vidovic und Melvin Hodza. Der vorne auf allen Positionen einsetzbare Fin Sommer rief hingegen seine Leistung während 90 Minuten ab und erzielte mit einem Drehschuss den zwischenzeitlichen 1:1-Ausgleich. Der Stürmer hatte vor fünfeinhalb Wochen am selben Weekend sowohl der U19 (Samstags, als Einwechselspieler) als auch der U17 (Sonntags, von Beginn weg) geholfen, den Cupfinal zu erreichen!

Gemessen daran, dass die FCZ U17 mit einer hohen Linie agierte, ging man individuell vorne etwas zu wenig intensiv und vor allem zu unstrukturiert ins Pressing. YB konnte sich so zu häufig hinten heraus lösen. Beispielhaft dafür der 2:1-Führungstreffer kurz vor der Pause, bei welchem der grossgewachsene Rechtsverteidiger Souza sich mit einem Rush übers ganze Spielfeld bis vors gegnerische Tor vorpreschen konnte. Das Umschalten in die Defensive ist sicherlich etwas, woran dieses FCZ-Team noch arbeiten muss. Ihr letztes Meisterschaftsresultat war ein 7:6 (!) gegen den FC St. Gallen. Nach dem Pausentee kam man besser aus der Kabine und erzielte durch Vidovic sofort den erneuten Ausgleich zum 2:2. Beide FCZ-Tore hatte der schnelle Pascal Utz vorbereitet. Insgesamt konnte das Team des Trainerduos Gygax / Ramadani ein Chancenplus verzeichnen.

U19-Final deutlich besser und abwechslungsreicher

Der eingewechselte 15-jährige Stürmer Norbu Lhakpa hatte in der 87. Minute den Matchball auf dem Fuss und war dann nach dem Penaltyschiessen, in welchem YB die besseren Schützen auf seiner Seite hatte, erstmal untröstlich. Die Berner bringen wie es ihrer Selektions-Philosophie entspricht auch in diesem Jahrgang eines der körpergrössten und physisch stärksten Teams der Liga auf den Platz. In den Zweikämpfen und Eins-gegen-eins Situationen konnten sich ihre Stürmer und Offensiven Mittelfeldspieler wie Wyss, Etoski oder Isa immer wieder gegen eine nicht immer sattelfeste Zürcher „Restverteidigung“ durchsetzen. In der Meisterschaft liegt YB knapp hinter dem erstplatzierten FCZ auf dem 3. Platz, und hat dabei bisher deutlich am meisten Tore erzielt.

Für das Abendspiel verbesserten sich die Wetterbedingungen dann wesentlich. Regen und Wind stoppten – und es wurde wieder etwas wärmer. Liess die Qualität und Intensität im U17-Final gemessen am Leistungsvermögen der beiden Teams etwas zu wünschen übrig, war der U19-Final gegen den FC Luzern von der ersten Minute an schnell, intensiv, sehr abwechslungsreich und auf hohem Niveau. Dies lag vor allem am Team von Dennis Hediger und Luca Tranquilli. Der FC Zürich dominierte die ersten 37 Minuten fast nach belieben. Luzern kam kaum aus der eigenen Platzhälfte heraus und hatte keine Torchance. Die 2:0-Führung durch Sajawal Mahars Drehschuss und Mattia Rizzos Treffer mit dem Aussenrist war zu diesem Zeitpunkt eher zu tief.

Dennis Hediger übersteuert sein Team vor der Pause

Luzern-Keeper Lionel Huwiler rief sein Team zum Kriegsrat zusammen. Und tatsächlich drehten die Zentralschweizer die Partie noch vor der Pause innert sechs Minuten von einem 0:2 zu einem 3:2. FCZ-Coach Hediger pushte sein Team noch mehr nach vorne. Es war der Tick zu lange und zu viel. Vor dem Anschlusstreffer Luzerns befand sich Aussenverteidiger Mattia Rizzo und vor dem Ausgleich Innenverteidiger Aron Martins im Pressing weit in der Mitte der gegnerischen Platzhälfte. Luzern konterte beide Male konsequent. Das 2:3 legte dann FCZ-Torhüter Silas Huber mit einem schlechten Zuspiel im Aufbau hintenheraus quasi pfannenfertig auf. In der Aktion verletzte sich auch noch Innenverteidiger Yanik Kunz, der dann zur Pause ausgewechselt werden musste. Junioren-Nationalkeeper Huber glänzt immer wieder durch seine Reflexe und Strafraumbeherrschung, hat aber fussballerisch (noch) einen Schwachpunkt.

In der 2. Halbzeit konnte Luzern durch sein Konterspiel zwei Mal einen Zwei Tore-Vorsprung herausspielen, den der FCZ durch einen Penalty Mario Grecos (nach Foul an Mahar) und einen Weitschuss Cheveyo Tsawas jeweils zum Schlussresultat von 4:5 verkürzen konnte. Nach der grossen Arbeit, welche die Mannschaft bis zum 2:0 geleistet hatte, war die schnelle Wende zum 2:3 nicht einfach zu verkraften gewesen. Die Mannschaft kämpfte trotzdem weiter. Etwas mehr Nüchternheit und Ballkontrolle für die paar Minuten vor der Pause hätte dem am Anschlag laufenden Team sicherlich gut getan, an Stelle eines noch extremeren Pressings – und ziemlich sicher ein positiveres Endresultat zur Folge gehabt.

FCZ bei den Jahrgängen 2005 und jünger mit Vorteilen

Beim FC Luzern überzeugten mit Hannes Knaak, Lionel Huwiler oder Andrej Vasovic zusammen mit Doppeltorschütze und Sportchef-Sohn Sascha Meyer die Jüngsten am meisten. Das war beim FCZ, der im Schnitt eine noch etwas jüngere Mannschaft auf dem Platz hatte, ähnlich. Unter anderem mit Innenverteidiger Aron Martins, der selbst im U17-Final der jüngste Spieler auf dem Platz gewesen wäre. Nevio Di Giusto hatte hingegen einen eher unglücklichen Auftritt. Als Linksfüsser auf dem Rechten Flügel eingesetzt, wollte er manchmal etwas zu viel – und da er zuvor noch nie unter Coach Dennis Hediger in einem Wettbewerbsspiel zum Einsatz gekommen war, bekundete er auch taktische Probleme.

Der FC Luzern hat eine sehr gute Nachwuchsentwicklung und auch in der aktuellen U19 wieder zwei, drei Kandidaten für die 1. Mannschaft mit dabei, wenn auch nicht mehr so viele wie bei den starken Luzerner Jahrgängen 2003 und 2004. Die Ausgangssituation des FCZ für 2005 und jünger ist noch etwas besser. Die FCZ-Talente der entsprechenden Jahrgänge haben schon deutlich mehr Einsatzminuten in der 1. Mannschaft gehabt. Und während bei den Luzernern alle relevanten Spieler mit Jahrgang 2005 und jünger am U19-Final mit dabei waren, hätte der FCZ theoretisch ein ganzes Matchkader zusätzlich aufbieten können. So waren die beim U19-Cupfinal spielberechtigt gewesenen Sebastian Walker, Noah Leao, Calixte Ligue, Bleon Xhemaili, Sinan Ulu, Doron Lichtenstein und Dylan Munroe am gleichen Abend mit der U21 in Bulle. Letzterer hätte auch im U17-Final spielen können. Aufgrund der 0:1-Niederlage wurde im Kanton Freiburg sechs Runden vor Schluss der definitive Klassenerhalt in der Promotion League vorläufig noch nicht klar gemacht. Weitere vielversprechende Talente wie Labinot Bajrami, Ivan Kovacevic, Cosimo Fiorini, Enea Heiniger, Elohim Kamoko, Yuro Bohon und weitere sind grösstenteils angeschlagen / verletzt / im Aufbau. Ein Teil davon unterstützte das Team von der Tribüne aus genauso wie eine stattliche Abordnung der Südkurve, welche auf die U19-Abendpartie hin in Biel eintraf, für tollen Support sorgte und die kämpferische Leistung ihrer Mannschaft auch estimierte.

Titellose Saison der Academy – Dani Gygax im Interview nach verlorenem U16-Cupfinal

Die FCZ U16 der Coaches Gygax und Ramadani verliert den Cupfinal in Biel gegen Favorit Luzern mit 0:2 – beide Treffer erzielt Nationalspieler Tyron Owusu. Somit geht die FCZ Academy diese Saison auf nationaler Ebene leer aus, wenn man davon absieht, dass Ercüment Sahins U17 das beste Team seines Jahrgangs war und in der Abschlusstabelle knapp hinter St. Gallens U18 auf U17-Stufe auf dem Zweiten Platz landete. Die physisch stärkeren Innerschweizer, welche bereits den Meisterschafts-Halbfinal gegen den FCZ gewonnen und danach Basel im Final mit 2:1 geschlagen hatten, dominierten die 1. Halbzeit, allerdings ohne zu vielen Tormöglichkeiten gegen die sich zurückziehenden Zürcher zu kommen. Fast als Einziger gefährlich wurde der zu Borussia Dortmund wechselnde  Luzerner Stürmer Bradley Fink zwei Mal im FCZ-Strafraum und traf dabei ein Mal den Pfosten. Ansonsten agierte Gianni De Nitti im Zürcher Tor sicher, bis in der 39. Minute nach ungenügender Defensivarbeit von FCZ-Flügel Sehar Etemi Luzerns Tyron Owusu in den Strafraum vordringen und sich zum 1:0 “durchzuwursteln“ vermochte.

FCZ-Captain Selmin Hodza musste in der Pause verletzungsbedingt in der Kabine bleiben. Der für ihn eingewechselte Stürmer Daris Sabotic vermochte schon nach wenigen Sekunden mit einer Topchance im gegnerischen Strafraum nach Vorlage von Mehmet Yigit ein Zeichen zu setzen. Diesem vielversprechenden Wiederbeginn folgte aber nur eine Minute später ein herber Dämpfer, als Owusu nach einer Freistossflanke per Kopf zum 2:0 traf. In der Folge kam der FCZ, der mit Dominik Fleischli schon früh einen weiteren Stürmer einwechselte, zu mehr Ballgewinnen in der gegnerischen Hälfte und Chancen im gegnerischen Strafraum, aber der Luzerner Keeper Pascal Loretz war unter anderem beim Abschluss von Ardi Morina nach Hereingabe des schnellen Silvan Schiess aus kurzer Distanz reaktionsschnell auf dem Posten. In der Schlussphase liess Luzern dann nichts mehr anbrennen. Sofort im Anschluss der Partie stellte sich FCZ-Trainer Dani Gygax den Fragen von Züri Live und strich dabei bei seinem Team vor allem die Steigerung in der Rückrunde nach einem „guten Trainingslager“ heraus:

Luzern U16 – FCZ U16 2:0 (1:0)

Tore: 39. Owusu 1:0; 47. Owusu (Ru. Dantas) 2:0.

Luzern:  Loretz; A. Willimann, Bucher, Huwyler, Amdebrhan; Owusu (81. Lokaj), M. Willimann, Rupp (74. Bieri); Löpping (64. Berisha), Fink, Ru. Dantas (90+1 Von Euw).

FCZ: De Nitti; Hodza (46. Sabotic), Curic, Hoti, Kunz; Yigit (72. Revel), Morina (58. Fleischli), M. Reichmuth; Etemi (79. Jakovljevic), Hanke, Schiess.

 

 

Die FCZ Frauen nach dem 10. Double – ein Rückblick und Ausblick

Am Ende schafften es die FCZ Frauen sowohl in Meisterschaft wie im Cup als Erste über die Ziellinie – und feierten in der Saison 2017/18 das zehnte Double (fünf davon in den letzten sieben Spielzeiten!). Die Frauen und Männer holten also zusammen 2017/18 drei von vier möglichen Schweizer Titel an die Limmat. Züri Live übertrug auch in der abgelaufenen Saison zwei Partien der FCZ Frauen live – neben dem Champions League-Heimspiel gegen Gintras Universitetas im Letzigrund war dies der Cupfinal gegen Lugano in der Bieler Tissot Arena mit Expertin Meri Terchoun, welche nach dem Schlusspfiff mit Medaille um den Hals auf dem Siegerphoto präsent war. Dies nachdem ihre Teamkolleginnen bei intensiver Sonneneinstrahlung in einer mässigen Partie sehr viel Mühe bekundeten, Gegner Lugano in Schwierigkeiten zu bringen.

Spitzenteams werden in 8-er Liga mehr gefordert

Der Knoten konnte erst mit der Einwechslung der mit 22 Jahren schon sehr erfahrenen Offensivspielerin Barla Deplazes etwas gelöst werden. Spielerisch, im Eins-gegen-eins und mit dem Rücken zum gegnerischen Tor macht abgesehen von Ramona Bachmann kaum eine Schweizer Spielerin Deplazes etwas vor. Nach ihrer Vorarbeit erzielte die im gegnerischen Strafraum dank ihrem Torriecher und ihrer Reichweite immer wieder erfolgreiche Verteidigerin Julia Stierli in der Verlängerung schlussendlich das entscheidende Tor. Das Spiel wurde von SRF live im TV übertragen, die Zuschauerkulisse vor Ort war aber enttäuschend. Hätte der FCZ nicht seine ganze Frauenabteilung inklusive Juniorinnen im Reisecar nach Biel verfrachtet, wären die Tribünen fast ganz leer gewesen.

Mehr als zwei Drittel der 28 Meisterschaftsspiele vermochten die FCZ Frauen zu gewinnen – bei nur einer Niederlage (gegen YB). Die Mannschaften direkt hinter der nationalen Spitze (YB, Luzern, GC, Lugano) haben in der abgelaufenen Saison weitere Fortschritte gemacht. Dies führte dazu, dass die Spitzenteams FCZ und FCB dank der Ligareduktion auf acht Mannschaften in 20 von 28 Spielen gefordert wurden und Siege im Schongang in den meisten Partien nicht mehr möglich waren. YB, Luzern und GC wurden dabei von mehrheitlich jungen Spielerinnen geprägt – mit mehreren Teenagern, die sich zu Top-Leistungsträgerinnen ihrer Teams entwickelten. Cupfinalgegner Lugano seinerseits besteht hauptsächlich aus Studentinnen mittleren Alters aus dem College-Fussball Nordamerikas.

Gintra Universitetas als Tiefpunkt der Saison

Das Double für den FCZ ist bemerkenswert, weil gerade die Vorrunde ziemlich harzig verlief. Nach erfolgreichen Jahren unter Trainer Dorjee Tsawa musste sich die Mannschaft in neuer Konstellation mit Luca Fiorina erst finden. Aus der Bundesliga kamen Cinzia Zehnder (SC Freiburg), Martina Moser (Hoffenheim) und Caroline Abbé (Bayern) in die Schweiz zurück. Die durch ihr Medizinstudium stark beanspruchte Zehnder konnte bisher aber nicht an ihre im jugendlichen Alter gezeigten FCZ-Leistungen anknüpfen. Die aus dem Nationalteam zurückgetretenen Rekordnationalspielerinnen Martina Moser und Caroline Abbé können beim FCZ (Moser) und SFV (Abbé) im Büro den Übergang ins künftige Berufsleben in Angriff nehmen. Während sich Moser im Verlaufe der Saison im FCZ-Trikot steigerte und zur wichtigsten Offensivspielerin avancierte, hatte Innenverteidigerin Abbé mit den jungen, flinken Stürmerinnen der Nationalliga A immer wieder ihre liebe Mühe.

Ein Tiefpunkt der Saison war das Ausscheiden im Champions League-Sechzehntelfinal gegen die Litauerinnen von Gintra Universitetas, welche in der darauffolgenden Runde ihrerseits gegen Barcelona mit dem Gesamtskore von 0:9 sang- und klanglos untergingen. Die Chance, in den Achtelfinal vorzustossen, konnte so gegen einen Gegner, den man in früheren Jahren mit ziemlicher Sicherheit bezwungen hätte, nicht genutzt werden – dies nach einer nur mit viel Glück überhaupt noch zustandegekommenen Qualifikation für den Sechzehntelfinal, weil der FCZ in seiner Qualifikationsgruppe diesmal nicht den 1. Platz erreichen konnte.

Durchschlagskraft im Sturm wird zum Fragezeichen

Die hoffnungsvollsten Talente wie Seraina Piubel, Federica Cavicchia oder Malin Gut erhielten während der ganzen Saison vergleichsweise wenig Spielzeit. Das Element der energiegeladenen, topmotivierten und sich schnell entwickelnden jungen Talente kam im Vergleich zu den vorangehenden Jahren wenig zum Tragen. Dies trotz gleichzeitig einigen ins Gewicht fallenden längeren Verletzungsabsenzen der Nationalspielerinnen Selina Kuster, welche leider ihre Karriere mittlerweile beenden musste, Sandrine Mauron, Meriame Terchoun oder Naomi Mégroz.

Taktisch, als Team und im Spielaufbau konnte sich die Mannschaft trotzdem im Verlauf der Saison positiv entwickeln. In der Tendenz immer stärker zu einer Hypothek wird aber die abnehmende Durchschlagskraft im Sturm. Die 31-jährige Fabienne Humm, welche die zuletzt so erfolgreiche Ära der FCZ Frauen wie keine andere Spielerin geprägt hat, kommt mittlerweile in der Mehrzahl der Laufduelle einen Schritt zu spät, so dass viele Torchancen von den Gegnerinnen auch auf NLA-Niveau schon im Ansatz unterbunden werden können. Sturmpartnerin Patricia Willi (26) wurde zwar ex aequo mit Eunice Beckmann (Basel) und Caroline Müller (GC) Torschützenkönigin, gehört aber ebenfalls nicht zu den vom Potential her hoffnungsvollsten Stürmerinnen der Liga.

Serienmeister FCZ und Krösus FCB mit Budgetreduktion

Die FCZ Frauen profitierten in der abgelaufenen Saison davon, dass der Hauptkonkurrent Basel sportlich nicht an das Niveau des Vorjahresrivalen Neunkirch herankam. Trotz des höchsten Budgets im Schweizer Frauenfussball gab es für den FCB auch dieses Jahr keinen Meistertitel. Mit Eunice Beckmann und Nicole Banecki standen regelrechte Starspielerinnen aus Deutschland im Basler Kader. Die 120-fache Neuseeländische Nationalspielerin Ria Percival spricht davon, in ihrer Karriere noch nie so gute Bedingungen angetroffen zu haben, wie beim FC Basel – und sie war unter anderem beim national und international erfolgreichsten deutschen Frauenteam FFC Frankfurt engagiert gewesen. Die von den Basler Männern erwirtschafteten Gelder bewegten sich dank Champions League, hohen Transfererlösen und rund 25’000 Jahresabos bei den Profis im «Joggeli» in den letzten Jahren in Dimensionen, welche es der AG ermöglichte, die im Verein FC Basel beheimatete Frauenequipe grosszügig zu alimentieren, ohne die relative Wettbewerbsfähigkeit der Super League-Equipe wesentlich zu beeinträchtigen.

Der finanzielle Abstand zwischen dem FCB und YB hat sich in den letzten 12-18 Monaten nun aber verringert, und die Klubpolitik des FCB gleichzeitig verändert. Im Zuge dessen werden die Mittel der Frauenequipe laut der Basler «Tageswoche» auf die nächste Saison hin um rund 20-30% gekürzt. Analog der Super League-Equipe soll bei den Frauen der Anteil der aus der Region stammenden Spielerinnen und die Durchlässigkeit vom Nachwuchs zur 1. Mannschaft erhöht werden. Die Anzahl ausländische Spielerinnen soll auf 3-4 reduziert werden (der FCZ hatte zum Vergleich zuletzt keine echte Ausländerin im Kader). Man will zudem vermehrt Schweizer Toptalente anlocken. Der abtretende Leiter Frauenfussball Benno Kaiser verspricht sich aber viel von in Zukunft noch weiter verstärkt den Frauen zur Verfügung gestellten Ressourcen aus der Academy. Mit diesen sollte seiner Meinung nach der Titel erreicht werden können, sonst würde man etwas falsch machen. Schliesslich wird das Budget der FCB Frauen schweizweit das mit Abstand grösste bleiben – rund doppelt so hoch wie bei den finanziell an zweiter Stelle liegenden FCZ Frauen. Denn bei den FCZ Frauen wird die Budgetreduktion auf die neue Saison hin gemäss «NZZ» gar deutlich über 30% betragen, unter anderem weil der ursprünglich für ein neues Stadion gesprochene Beitrag der FIFA, der dann stattdessen auch in den Zürcher Frauenfussball floss, aufgebraucht ist. In Absenz von lukrativen Champions League-Geldern und einem deutlich tieferen Super League-Zuschauerschnitt als in Basel oder Bern basiert der für Schweizer Verhältnisse gut abgesicherte Betrieb der FCZ Frauen weiterhin stark auf dem hohen Engagement durch das Besitzerehepaar Canepa.

Verstärkungen aus dem Lazarett

Beide Klubs mussten nach Saisonende einen neuen Trainer suchen. Die ehemalige Bayern-Trainerin Sissy Raith sagte dem Klub am Rheinknie nach zwei Jahren «Servus», und auch Luca Fiorina verlässt die FCZ Frauen bereits wieder nach einer Saison. Man kann aber davon ausgehen, dass der neue Trainer Andy Ladner (als Assistent Schweizer Meister 2009 unter Bernard Challandes) mit den Budgeteinbussen keine Probleme haben wird. Im Vergleich zu den Verhältnissen beim von der Spielergewerkschaft SAFP geführten Promotion League-Absteiger Zürich United, wo Ladner zuletzt nicht nur Trainer, sondern gleichzeitig auch «Mädchen für alles» war, wird er die finanziellen Verhältnisse und Arbeitsbedingungen bei den FCZ Frauen für das Trainerteam und die Spielerinnen als deutlich besser empfinden.

Mit Luana Bühler wechselt die einzige FCZ-Spielerin, die in der abgelaufenen Saison einen grossen Schritt in ihrer Entwicklung gemacht hat, zu Hoffenheim. Auch YB, Luzern und Basel verlieren wichtige Spielerinnen in die Bundesliga. Verstärkungen für die FCZ Frauen sind sicherlich die aus Verletzungen zurückkehrenden Akteurinnen. Bereits während der Rückrunde war Naomi Mégroz mehr und mehr wieder verfügbar, dazu kommen Lorena Baumann, Sandrine Mauron und last but not least, wenn auch wohl erst nach dem Saisonstart wieder, Meri Terchoun. Aus der U21 (vierter Platz Nationalliga B hinter Servette Chênois, Therwil und dem fusionierten St.Gallen-Staad) erhalten zur Zeit Talente wie Annina Enz, Fiona Kümin, Lydia Andrade oder Sabina Jackson die Gelegenheit sich in der Vorbereitung in der 1. Mannschaft zu beweisen.

FCZ Frauen in 1/16-Final der Champions League gesetzt

Mit Servette Chênois ist in der Nationalliga A erstmals eine Mannschaft aus Genf dabei und ersetzt dabei den FC Aarau. Chênois hatte letzte Saison erst mit dem Engagement von Servette, dann mit dem Zuzug der langjährigen Nationalspielerin Sandy Maendly, mit der Elimination des favorisierten YB im Cup-Achtelfinal im Stade de Genève und schliesslich mit dem Aufstieg auf sich aufmerksam gemacht. Es wird interessant zu verfolgen sein, ob es den Genferinnen gelingt, den seit eh und je her fast ausschliesslich in der Deutschschweiz vorangetriebenen Frauenfussball auch in der Westschweiz populärer zu machen. Obwohl mit Yverdon schon länger ein kleineres Team in der NLA dabei ist, sind die Unterschiede zwischen den beiden grössten Schweizer Sprachregionen in diesem Bereich weiterhin frappant.

Trotz der Enttäuschung der Saison 17/18 gegen Gintras Universitetas haben die internationalen Leistungen der FCZ Frauen über die letzten Jahre und die damit gewonnenen Punkte in der UEFA-Wertung insgesamt dazu geführt, dass mit dem Meisterschaftszweiten FC Basel sich erstmals ein zweites Schweizer Frauenteam in der Champions League beweisen darf. Die Baslerinnen hatten Losglück und treffen in der Qualifikation im August auf Breznica Plevljia (Montenegro) und Kiryat Gat (Israel). Der dritte Gegner, Serienmeister Spartak Subotica aus Serbien mit der einen oder anderen ausländischen Spielerin im Team, wird die Baslerinnen am ehesten fordern, sollte aber ebenfalls schlagbar sein. Der FCZ seinerseits ist diesmal direkt für die 1/16-Finals im September qualifiziert und dort sogar gesetzt! Gegner könnte ein Qualifikationsgruppensieger sein – oder aber auch der Italienische Meister Juventus mit der ehemaligen FCZ-Stürmerin Sanni Franssi in dessen Reihen.

U19-EM im nahen Zug (Herti) und Wohlen (Niedermatten) 

Zuvor steht aber vom 18. – 30. Juli die U19-EM an. Vom FCZ befinden sich Malin Gut, Sabina Jackson, Alissia Piperata, Seraina Piubel, Annina Enz sowie die drei Torhüterinnen Fiona Flühler, Elvira Herzog und Livia Peng im 29-er Kader, welches sich in diesen Tagen in Weggis auf das Turnier vorbereitet und aus welchem am 9. Juli das 21 Frau-Kader für die EM gebildet wird. Die Schweizerinnen spielen an den von Zürich aus nahegelegenen Spielorten Zug und Wohlen in ihrer Gruppe gegen Frankreich, Spanien und Norwegen. Die zweite Vierergruppe mit Holland, Dänemark, Deutschland und Italien tritt in Biel und Yverdon auf. Halbfinals und Final finden im Schweizerischen Frauenfussball-Nachwuchszentrum, der Tissot Arena in Biel, statt.