Wie letztes Jahr kehrt der FC Zürich an Auffahrt 2023 erneut mit einem Turniersieg von der Buchlern nach Hause ins Heerenschürli. Nach den Juniorinnen 2022 sind diesmal die von den U21-Trainern Genesio Colatrella und Vincenzo Zinnà gecoachten Junioren erfolgreich – mit einem Finalsieg gegen Corinthians aus Sao Paolo. 2022 waren die Jungs Dritter geworden. Die Mädels platzierten sich diesmal im 4. Rang hinter Vancouver Whitecaps, FCB und YB. Resultatmässig schlecht schnitten die europäischen Grossklubs ab – Liverpool und Olympique de Marseille bei den Männern sowie Arsenal und Juventus bei den Frauen klassierten sich auf den hintersten Rängen. Die bei den Zuschauern beliebteste Mannschaft war das Männerteam der Académie Génération Foot aus Senegal (Dritter Platz). Die UEFA Youth League wurde dieses Jahr von AZ Alkmaar im Final gegen Hajduk Split gewonnen. Auch am FIFA Blue Stars Youth Cup bestätigt sich immer wieder, dass im Juniorenbereich Teams aus Ländern wie Kroatien, Holland, Portugal oder auch der Schweiz häufig besser arbeiten und sogar stärker spielen, als Gleichaltrige von Klubs deren 1. Mannschaft in einer Topliga engagiert ist.

Mehr Ausgeglichenheit und Konkurrenz im Männer-Turnier

Die FCZ-Teams und ihr Abschneiden stehen exemplarisch für die unterschiedliche Leistungsdichte der Blue Stars-Turniere bei den Frauen und Männern. 2022 dominierten die beiden damals 15-jährigen Leela Egli und Sydney Schertenleib dieses prestigeträchtige internationale U19-Turnier. Diesmal fehlten die beiden aufgrund ihrer Teilnahme mit der Schweizer U17-Nati an der EM-Endrunde in Estland (0:3-Niederlage gegen Spanien nach 4:0-Auftaktsieg gegen die Gastgeberinnen). Viele der älteren Spielerinnen aus der letztjährigen Siegermannschaft waren auch dieses Jahr wieder mit dabei, stellten aber ohne Egli und Schertenleib nur besseren Durchschnitt dar. Allerdings wurden verschiedene Zürcher Spielerinnen an diesem Turnier zu Ausbildungszwecken häufig nicht auf ihrer angestammten / stärksten Position eingesetzt. Trotzdem: YB hatte das fussballerisch deutlich besser entwickelte Team – und Basel landete mit dem Beinahe-Turniersieg (Ausgleich der Whitecaps in letzter Minute des Finals und anschliessende Niederlage im Penaltyschiessen) um ein Haar einen Coup.

Bei den FCZ Männern fehlten mit Léon Grando, Elohim Kamoko, Mattia Rizzo und Cheveyo Tsawa gleich vier Spieler aufgrund ihrer Teilnahme an der U17 EM-Endrunde (2:0-Sieg zum Auftakt gegen die Niederlande! Grando, Kamoko und Tsawa in der Startformation). Dies fiel aber nicht ins Gewicht, denn es wären wohl ohne EM höchstens zwei von ihnen überhaupt im FCZ-Aufgebot auf der Buchlern gestanden, und auch diese hätten im Turnierverlauf aktuell wohl noch kaum eine tragende Rolle gespielt. Im Männerturnier ist es für einen Spieler jüngeren Jahrgangs aufgrund der grösseren internen sowie auch externen Konkurrenz (speziell im physischen Bereich) deutlich schwieriger, einem solchen Turnier den Stempel aufzudrücken, als bei den Frauen.

Verdienter Turniersieg des FCZ

Speziell am diesjährigen Turnier waren die Resultate von Finalist Corinthians. Die Brasilianer entpuppten sich als defensives Bollwerk par excellence und kassierten in den fünf Partien keinen einzigen Gegentreffer. Ihr Innenverteidiger Moscardo wurde zum besten Spieler des Turniers gewählt – und ihr Torhüter Kaue zum besten Schlussmann. Allerdings trafen sie einzig in der Auftaktpartie gegen den alljährlichen Turnieraussenseiter Blue Stars ins Netz (3:0). Ihre vier weiteren Partien gingen alle 0:0 aus, wobei sie im Halbfinal das Penaltyschiessen gegen die Académie Génération Foot mit 4:3 gewannen und im Final dasselbige aufgrund von vier Fehlschüssen gegen den FCZ verloren.

Der FCZ war trotz des 2. Platzes in seiner Gruppe der verdiente Turniersieger. Der Stadtclub blieb als einziges Team ungeschlagen, erzielte die meisten Tore (7) und war sowohl im Halbfinalderby (2:0) wie im Final das bessere Team. Genesio Colatrellas Markenzeichen in der U21 ist, dass er grosso modo eine Stammformation die ganze Saison durchspielen lässt – Personal, Positionen und Spielweise werden kaum geändert. Und Standardsituationen sind jeweils ein wichtiges Offensivelement. Diese resultatorientierte Vorgehensweise wendete er auch in diesem Turnier an. Der Vorteil neben den Resultaten an und für sich ist dabei, dass die in der Stammformation eingesetzten Talente auf diese Art und Weise viel Erfahrung, Sicherheit und Selbstvertrauen sammeln können – und genug Zeit für ihre Entwicklung erhalten.

Sturmduo Ligue / Bajrami – die rare Spezies im FCZ-Universum

Schaut man sich die Siegermannschaft des Turniers 2023 genauer an, fällt sofort auf, dass gleich sieben der eingesetzten 15 Feldspieler Linksfüsser sind – in gewissen Partien traf dies gleich auf alle drei Zentralen Mittelfeldspieler auf dem Platz zu. Ein relativ hoher Anteil an LInksfüssern war auch ein Markenzeichen der FCZ-Meistermannschaft von 2022. Der FCZ spielte auf der Buchlern teilweise im 4-3-3 oder auch mal mit einem Zweimannsturm und Vierermittelfeld mit Rhombus. Der Kern der Mannschaft bestand aus der im Alltag von Umberto Romano trainierten U18. Dieses Team hat speziell im Mittelfeld, aber auch in der Abwehr eine aussergewöhnliche Anzahl an guten Talenten, die in der Meisterschaft durchaus jeweils noch deutlich mehr aus ihren Möglichkeiten herausholen könnten, und häufig etwas mit „angezogener Handbremse“ unterwegs zu sein scheinen.

Eigentlich müsste der FCZ aktuell auf dieser Altersstufe mit diesem Mittelfeld die Spiele deutlich mehr dominieren. Es ist unter Coach Romano auch wenig individuelle Entwicklung erkennbar. Allerdings fehlt es vorne auch etwas an Durchschlagskraft. Das für die U18 spielberechtigte Sturmduo Calixte Ligue und Labinot Bajrami spielt in der 1. Mannschaft und in der U21. Ein Sturmduo aus dem gleichen Jahrgang des eigenen Nachwuchses mit einer solchen Qualität hat der FCZ möglicherweise noch nie gehabt. Sturmtalente von diesem Niveau gibt es beim Stadtclub ganz allgemein selten, und wenn, dann ist es ein Einzelner pro Jahrgang. Während Ligue als Stadtzürcher früh zum FCZ gestossen ist, hat Bajrami das Fussball-ABC bei den Winterthurer Vereinen Veltheim und FCW gelernt und dann über einen kurzen Abstecher von 18 Monaten via Niederhasli in der U16 den Weg ins Heerenschürli gefunden. Die beiden ergänzen sich gut. Der dynamische Ligue hat unter Bo Henriksen schon neun Super League-Einsätze absolvieren können. Der klassische Strafraumstürmer und Torjäger (per Kopf und mit beiden Füssen) Bajrami scheint leistungsmässig ebenfalls nahe an der 1. Mannschaft dran zu sein.

Academy-Transfers: der FCZ dreht den Spiess um

Den gleichen Jahrgang wie Bajrami und Ligue hat Testspieler Joseph Sabobo Banda aus Sambia, der zu den grössten Offensivtalenten seines Landes zählt. Am Turnier benötigte er durchaus etwas Anlaufzeit, konnte dann aber sein Potential speziell in Sachen Antrittsschnelligkeit und Unberechenbarkeit am Ball andeuten. Noch ein halbes Jahr jünger ist der zum Saisonstart von Fiorentina in die FCZ U18 gewechselte Cosimo Fiorini. Zu dem Zeitpunkt war er Captain der italienischen U17-Nationalmannschaft. Fiorini schlägt gefährliche Standards und nimmt das Spiel in die Hand, scheint aber physisch ähnlich wie Becir Omeragic und anders als beispielsweise Landsmann Willy Gnonto etwas anfällig zu sein. Über viele Jahre waren externe Talente keine Erfolgsgeschichte im Zürcher Nachwuchszentrum gewesen. Viele Espoirs mit Vorschusslorbeeren kamen aus der Genfersee-Region nach Zürich Nord und schienen hier einfach nicht richtig gedeihen und sich entwickeln zu wollen. Im Endeffekt hatten jeweils die aus der Region Zürich stammenden Alterskollegen mehr Biss. Ausserdem gab es ausländische Youngster beispielsweise aus skandinavischen Ländern, die beim Stadtclub aufgenommen wurden, sich nicht durchsetzen konnten und schnell wieder weg waren.

Mittlerweile scheint sich der FCZ aber eine Position erarbeitet zu haben, in der man wählerisch sein kann und zu den in Zürich gut ausgebildeten Junioren von extern nur noch Talente dazuholt, die in ihren Juniorennationalteams bereits zu den Leistungsträgern gehören – wie Omeragic (Servette), Gnonto (Inter), Tsawa (St. Gallen), Fiorini (Fiorentina) oder Bajrami / Xhemaili (GC). Zuletzt war der Wechsel des Zürcher Talents Zidan Tairi nach Hoffenheim dem BLICK eine Schlagzeile wert. Zu Saisonbeginn wechselte bereits Niklas Sörensen zum gleichen Verein – und davor Filip Stojilkovic. Andi Hoti (Inter) ist ein weiteres kürzliches Beispiel. Im Unterschied zu früher sind mittlerweile aber die Zugänge in die FCZ Academy (U16, U18) und U21 mindestens so hochkarätig wie die Abgänge. Joseph Sabobo könnte ein weiteres Beispiel dafür werden. Kommt der Sambier nach Zürich, würde er analog dem Vorbild Willy Gnonto ziemlich sicher mit Einsätzen in der U21 starten. Er wäre damit nach Ligue und Bajrami der dritte hoffnungsvolle Stürmer mit 2005-er Jahrgang beim FC Zürich.

Zum Abschluss der Super League-Vorrundenanalyse werfen wir traditionellerweise einen Blick auf die Integration des Nachwuchses in die jeweiligen 1. Mannschaften. Es gibt dabei einige neue Entwicklungen zu beobachten. So hat neuerdings Servette eigenen Nachwuchsspielern im U21-Alter am meisten Einsatzzeit gegeben! Die Genfer waren lange Zeit in dieser Hinsicht eines der grössten Sorgenkinder gewesen. Eigene Nachwuchskräfte wanderten auch deshalb reihenweise ab – unter anderem zum FC Zürich. Nun haben sie reagiert. Der sich immer noch im U21-Alter befindliche Kastriot Imeri schaffte nach langer Anlaufzeit (viereinhalb Jahre, mittlerweile 138 Spiele für die 1. Mannschaft) den Durchbruch zum Leistungsträger und steht nun praktisch immer in der Startaufstellung. Daneben erhielten auch Nicolas Vouilloz, Alexis Antunes und Edin Omeragic jeweils hunderte von Einsatzminuten. Ausserdem kamen Azevedo, Nyakossi und Sawadogo (mittlerweile leider verletzt) zu Super League-Spielzeit. Die Einsatzzeit eigener junger Spieler in der 1. Mannschaft, die seit der Übernahme durch die neue Klubführung um Didier Fischer und zu Beginn auch unter Trainer Alain Geiger in den Keller gerasselt war, zeigt nun nach oben.

Dicht dahinter folgt an 2. Position Lausanne-Sport. Die aus dem eigenen Nachwuchs stammenden Anel Husic (20) und Karim Sow (18) waren über weite Strecken der Vorrunde Stammspieler. Husic legte einen raketenhaften Aufstieg praktisch aus dem Nichts zum Stammspieler der U21-Nationalmannschaft hin und stand diesen Herbst kurzzeitig gar nahe an einem Aufgebot für die A-Nationalmannschaft Murat Yakins. Ebenfalls sowohl in seinem Stammklub und in der U21-Nationalmannschaft profilieren konnte sich Gabriel Barès (21, in der Winterpause Transfer zu Montpellier in die Ligue 1) und der aus der See-Region, aber nicht aus dem Lausanne-Nachwuchs stammende Zeki Amdouni (21). Mehrere Chancen, sich zu zeigen, erhielt auch der aus dem eigenen Nachwuchs stammende Alvyn Sanches (19). Dazu kam der ebenfalls aus dem eigenen Nachwuchs stammende Marc Tsoungui. Und dabei ist ein Cameron Puertas gar nicht mitgerechnet, weil er erstens schon 23 ist und zweitens im Team Vaud nur in der “U21“ (2. Mannschaft) gespielt hat, welche zum Erwachsenenfussball zählt.

Nachdem Lausanne über Jahrzehnte in den Schweizer Nachwuchsauswahlen meist untervertreten war, bildeten diesen Herbst auf einmal Husic, Barès und Amdouni die “Achse“ von Mauro Lustrinellis neuer U21-Nati. Die grosse Mehrheit der Super League-Konkurrenten hat nicht annähernd so viel auf den eigenen Nachwuchs gesetzt, wie die Waadtländer unter Ilija Borenovic. Zusammen mit nicht aus dem eigenen Nachwuchs stammenden jungen Spielern wie den Ivorern N’Guessan, Zohouri oder Ouattara setzte Lausanne mit Abstand am meisten Spieler im U21-Alter ein. Das Beispiel Lausanne zeigt, dass in Klubs mit ausländischen Besitzern nicht automatisch weniger auf den eigenen Nachwuchs gesetzt wird.

Keine einzige Einsatzminute für den Basler Nachwuchs

Im Super League-Mittelfeld bezüglich Einsatz eigener Nachwuchsspieler befinden sich in dieser Vorrunde Luzern, St. Gallen und YB mit Talenten wie Burch, Rupp, Stergiou, Besio, Mambimbi und Rieder. Der FCZ führt hingegen in dieser Wertung nur die hintere Tabellenregion an. Die unter Massimo Rizzo eingesetzte Abwärtstendenz hat sich unter André Breitenreiter noch weiter akzentuiert – nachdem zuvor unter Magnin der FCZ am meisten eigene Junioren eingesetzt hatte. Nur Bledian Krasniqi kam diesen Herbst regelmässig zum Einsatz. Dazu gesellten sich sehr knapp bemessene Kurzeinsätze von Silvan Wallner und Stephan Seiler. Hinter dem FCZ folgt Sion mit Theler und Berdayes. GC (Hoxha, Kacuri) und Lugano (Nikolas Muci) gaben diesen Herbst eigenen Nachwuchsspielern so gut wie keine Einsatzzeit. Noch schlimmer wars beim FC Basel: Null. Nada. Keine einzige Einsatzminute für den eigenen Nachwuchs beim zwischenzeitlichen Vorzeigeverein bezüglich Nachwuchsausbildung der Schweiz! Schaut man hingegen auf die Einsatzzeit von Spielern im U21-Alter ingesamt, dann liegt der FCB hinter Lausanne an zweiter Position.

Freipass für eigenen Nachwuchs wie unter Magnin vorbei

Der FCZ ist in dieser Hinsicht an fünfter Postion. Nur 28% der Einsatzzeit von U21-Spielern ging an Spieler aus der eigenen Academy. Mit den jungen Grgic, Buff, Brunner und Brecher aus dem eigenen Nachwuchs als Stammspieler ist der FCZ 15/16 abgestiegen. Unter Ludovic Magnin kamen jeweils rund ein Dutzend Academy-Spieler zu ihren Wettbewerbs-Einsätzen – in der Corona-geprägten Saison 19/20 waren es gar deren 19. In der aktuellen Saison unter Breitenreiter hingegen bisher erst drei. Über die letzten 10 Jahre gesehen liegt der FCZ bezüglich Einsatzminuten eigener Nachwuchsspieler im Vergleich mit den anderen Vetretern der „Big6“ YB, FCB, GC, Lausanne und Servette immer noch klar vorne. Aber die Zeiten, wo Academy-Spieler einfach weil sie jung sind und in der U21 zwei, drei ansprechende Spiele gemacht haben, zu Super League-Einsatzminuten kommen, sind wohl vorbei.

Wer auf Junge setzt, muss Vollgas-Fussball spielen lassen

Leider ist es nicht von der Hand zu weisen, dass ein Ausbau von Einsatzzeiten für junge Spieler, speziell solche aus dem eigenen Nachwuchs, in den letzten Jahren tendenziell zu Rückschlägen in der Tabelle und anschliessenden Trainerentlassungen geführt haben. Magnin (FCZ) und Borenovic (Lausanne) sind zwei der klarsten Beispiele dafür. Aber auch YB und Basel haben mehr Probleme, eine gewisse Konstanz zu erreichen, wenn sie mehr junge Spieler einsetzen. Die Wende zum Erfolg bei den Bernern kam, als unter Christoph Spycher und Adi Hütter die Einsatzzeiten der eigenen Nachwuchsspieler nach der Bickel-Ära drastisch zurückgefahren wurden. Eine Ausnahme bildet der FC St. Gallen in der Saison 19/20, aber auch dieser konnte seinen zwischenzeitlichen Höhenflug mit einer jungen Mannschaft noch nicht bestätigen. Bezeichnend auch, dass dieses Beispiel vor allem darum funktionierte, weil die Spielweise stark auf die Qualitäten von jungen Spielern (körperliche Belastbarkeit, Schnelligkeit, Aggressivität) ausgerichtet war. Dem gleichen Prinzip folgen auch Klubs wie Salzburg oder Leipzig.

Wilfried Gnonto und Becir Omeragic statt Matteo Di Giusto und Arbenit Xhemajli

Talent ist nicht gleich Talent. Aussschlaggebend ist ein hohes Potential in allen wichtigen Bereichen wie Technik, Physis, Schnelligkeit, Mentalität und Spielverständnis. Nachwuchsspieler vom Level eines künftigen Nati-Stammspielers wie Nico Elvedi oder Ricardo Rodriguez erhöhen die Qualität einer Super League-Mannschaft schon mit 17 oder 18 Jahren. Jeder Trainer, der ein Auge für Qualität hat, setzt sofort auf solche Spieler – nicht nur wenn er ein Herz für den Nachwuchs hat, sondern auch wenn er nichts anderes als Erfolg will. Nur: Talente von diesem Schlage gibt es in den meisten Jahrgängen nicht. Zusätzlich auch weil in der Vergangenheit die Mehrzahl von Talenten, die dem Niveau eines Elvedi oder Rodriguez nahe kamen, zu früh in eine Nachwuchsakademie nach England oder Italien gewechselt sind, und dort dann stagniert haben. Einige von ihnen haben dank ihrem Talent später immer noch einen ordentlichen Werdegang, aber nicht mehr die Top-Karriere, die möglich gewesen wäre.

Zur nächsten Talentstufe könnte man einen Bledian Krasniqi zählen. Talente, die nicht ganz die Voraussetzungen mitbringen, schon mit 17, 18 Jahren in der Super League einzuschlagen, danach aber schon – vorausgesetzt, sie erhalten genug Spielzeit in einer Liga, die von der Qualität her nahe an der Super League anzusiedeln ist. Das könnte beispielsweise die oberste Liga Schwedens oder Polens sein. Oder eben die Challenge League. Dank dem Modus mit zwei Zehnerligen, hat die Challenge League eine Qualität nahe der Super League. Es spielen da die Teams Nummer 11 bis 20 des Schweizer Fussballs. Von Gegenspielern von der Qualität eines Fatkic, Hasler oder Njie werden Talente vom Schlage eines Krasniqi genügend gefordert, ohne dass sie überfordert werden, wie dies mit 17 gegen einen Fabian Frei oder Théo Valls der Fall gewesen ist / wäre. Einem Anto Grgic beispielsweise, der in der Abstiegssaison Stammspieler war, hätten zu dem Zeitpunkt zuerst mal ein bis zwei Jahre Challenge League von denen ein Manuel Akanji (BVB) oder Denis Zakaria (Juve) profitieren durften, für seine Entwicklung wohl gut getan.

Bei allem, was talentmässig hingegen darunter anzusiedeln ist, macht es letztendlich wenig Sinn, Spielzeit in der obersten Liga zu gewähren – ausser man richtet wie St. Gallen die Spielweise voll auf die Jungen aus. Ein wichtiger Faktor dabei ist, dass in der Schweiz und anderswo die Toptalente und deren Umfeld im Vergleich zu vor 10 Jahren deutlich vernünftiger geworden sind und ihre Karriere Step by Step aufbauen. Genauso wie ein Krasniqi zwei Jahre Aufbau in der Challenge League bei Wil gebraucht hat, sind ein Wilfried Gnonto oder Becir Omeragic trotz vieler Angebote von reicheren Klubs aus grösseren Ligen schon früh einen Vertrag in einer Top 5-Liga zu erhalten, den Schritt zum FC Zürich gegangen. Sie nehmen nun die entsprechenden Plätze im Kader der 1. Mannschaft ein. An Stelle von etwas weniger talentierten Spielern aus dem eigenen Nachwuchs wie beispielsweise Arbenit Xhemajli oder Matteo Di Giusto. Für das Niveau und den Erfolg der 1. Mannschaft ist dies positiv. Die Hürde für den Schritt in die 1. Mannschaft ist anspruchsvoller geworden. Das heisst auch: wenn einer jetzt den Schritt schafft, hat dies eine grössere Bedeutung. Man kann es bei weitem nicht mehr einfach „erwarten“.

Halbzeitanalyse, Teil 1 – Erfolgsfaktoren, Folgerungen und Ausblick

Halbzeitanalyse, Teil 2 – Mehr Gegentore auf Konter und Weitschüsse

Ceesay defensiv schon vor zwei Jahren mit Quantensprung / Halbzeitbilanz 21/22, Teil 3

Für welchen Gegner welche Taktik? – Halbzeitanalyse 21/22, Teil 4

Tosin, Marchesano und Gnonto die Offensivstützen – Halbzeitanalyse 21/22, Teil 5

Ende Flaute: Boranijasevic effektiv über rechts – Halbzeitanalyse 21/22, Teil 6

Tosin und Pollero die produktivsten Torschützen, Ceesays Fehlen zum Start kein Nachteil – Halbzeitanalyse, Teil 7

Tosin Notenbester, Plus- / Minusbilanz spricht für Coric – Halbzeitanalyse, Teil 8

Konstanz als Erfolgsfaktor in der Super League – Halbzeitanalyse, Teil 9

In Teil 1 dieser Artikel-Serie ging es letzte Woche um die drei fundamentalen Probleme, mit denen FCZ-Trainer Ludovic Magnin zu Beginn seiner zweieinhalbjährigen Ära konfrontiert war und die entscheidende Rolle des 98er-Jahrgangs beim Trainerwechsel von Forte zu Magnin: Hier gehts zu Teil 1. Der heutige Zweiten Teil liefert einen grossen Vergleich der Integration von Talenten in die 1. Mannschaft der sechs wichtigsten Schweizer Academies im letzten Jahrzehnt. Wie hat sich der FCZ im Vergleich entwickelt? Welchen Einfluss hatten Trainer, Sportchefs und Präsidenten in den einzelnen Klubs auf die Entwicklung?

Der Generationenwechsel wurde beim FCZ in der Saison 16/17 durch die Strategie des sofortigen Wiederaufstieges vertagt. Als dieser dann aber ein Jahr später aufgrund der Inkompatibilität der 98er-Generation mit Fortes Spielstil und Personalpolitik immer noch auf sich warten liess, wurde die Vereinsführung schnell ungeduldig. Diese Ungeduld übersetzte sich bei Ludovic Magnin nach dessen Berufung zum Cheftrainer in Hektik: der Waadtländer versuchte alles aufs Mal umzusetzen: Generationenwechsel, komplett andere Trainingsgestaltung und Umbau der Spielphilosophie der 1. Mannschaft, so dass diese wieder stärker in Einklang mit der Vereinsphilosophie und der Academy stand. 

Der Cupfinal 2018 als Sinnbild der unterschiedlichen Strategie von FCZ und YB

Dies alles bei laufendem Spielbetrieb und nebenbei dem dramatischen Sieg im unvergesslichen Cup-Halbfinal-Derby und einer grossen Willensleistung im Wankdorf-Final in Unterzahl. Direktbeteiligte erinnern sich heute noch daran, wie heiss und geladen das Team nach einer emotional berührenden Einstimmung in das Duell gegen Meister YB gestiegen war. Abgesehen vom übermotivierten Rotsünder Sangoné Sarr zeigte jeder Spieler seine Bestleistung im FCZ-Dress. Domgjoni beispielsweise gelang bis zu seiner verletzungsbedingten Auswechslung eine Top-Leistung, Palsson wurde urplötzlich als Spezialbewacher von Hoarau zum Kopfballmonster, dem ansonsten eher unsicheren Thelander gelang die entscheidende Rettungsaktion auf der Linie und Marchesano erzielte ein Game Winning Goal, wie es ihm in dieser Art zuvor und danach nie gelungen ist.

Eine einprägsame TV-Szene aus diesem Final war der provokative Jubel des von seinem Stammverein YB «verschmähten» FCZ-Stürmer Michi Frey nach seinem 1:0-Führungstreffer vor seinem ehemaligen Trainer Adi Hütter. Was in diesem Zusammenhang kaum beachtet wurde: Hütter war eigentlich nicht der richtige Adressat für Freys Geste, sondern eher Sportchef Christoph Spycher. Frey ist ein Kind der Ära Fredy Bickel, welcher wie zuvor beim FCZ und zuletzt auch wieder bei GC ein grosses Augenmerk auf Verjüngung und den Einbau eigener Junioren legte. In den Bickel-Jahren schwang sich YB geradezu zu einem Ligavorbild in Sachen Juniorenförderung auf und bot der Spielergeneration rund um den 94er-Jahrgang mit Michi Frey, Leonardo Bertone, Florent Hadergjonaj, Yvon Mvogo und Grégory Wüthrich sehr viel Einsatzzeit.

Hütter, der von Bickel geholt worden war, führte diese Jugendförderung vorerst weiter. Erst mit dem Sportchefwechsel zu Christoph Spycher änderte sich die Berner Personalpolitik radikal. YB verlegte sich nun darauf, 20- bis 24-jährigen Profis mit Qualität, deren Karriere etwas ins Stocken geraten war, eine Plattform für einen zweiten Anlauf zu bieten. Der Erfolg der 1. Mannschaft gibt Spycher recht, aber für die eigenen Junioren war dies der Beginn einer regelrechten Eiszeit. Die grossen Sturmtalente Tushi und Touré sprangen, letzterer mit grossem Getöse, nach Basel und Newcastle ab. Auch ein Kronig, Kasongo oder Malula finden im Kader der Gelbschwarzen keinen Platz. Die Ansprüche sind heute enorm hoch – und der eigene Nachwuchs wird diesem nicht gerecht.

Sinkende Einsatzzeiten für eigene Junioren in den Saisons vor dem Abstieg

In die gleiche Richtung wie YB entwickelte sich in den letzten Jahren Servette. Seit dem Einstieg von Präsident Didier Fischer mit seiner «Fondation 1890» sind die Einsatzzeiten der eigenen Junioren in der 1. Mannschaft dramatisch gesunken. Trainer Alain Geiger hat diese Entwicklung noch akzentuiert. Zwar machte Servette genauso wie YB von den Resultaten her einen Sprung nach oben, aber gleichzeitig haben der Reihe nach Denis Zakaria, Kevin Bua, Dereck Kutesa, Jérémy Guillemenot, Lorenzo Gonzalez, Guillaume Furrer, Christopher Lungoyi, Alexandre Jankewitz und Becir Omeragic den Verein verlassen – unter anderem deshalb, weil sie anderswo bessere Einsatzchancen sahen. Zum Beispiel beim FCZ, der zusammen mit dem FCB, Lausanne-Sport und GC zu denjenigen vier aus den «Big Six» des Schweizer Fussballs gehört, die in den letzten Jahren wieder stärker auf den eigenen Nachwuchs setzen – und damit einen Gegenpol zu YB und Servette bilden. Luzern, St. Gallen, Aarau und andere Vereine haben in den letzten Jahren im Academy-Bereich stark aufgeholt, trotzdem macht langfristig der statistische Vergleich mit den anderen fünf Klubs aus den fünf grössten Schweizer Städten mit dem entsprechenden Einzugsgebiet und besten Palmarès sowohl bei Junioren wie Profis am meisten Sinn.

Und diese Statistik zeigt: unter Trainer Magnin sind die Einsatzzeiten für die FCZ-Nachwuchskräfte stark gewachsen. Innerhalb der letzten drei Saisons ist der FCZ in diesem Bereich zurück auf die Erste Position gesprungen – wieder auf gleichem Niveau wie in der Saison 12/13, als in der Anfangszeit von Trainer Urs Meier Berat Djimsiti, Josip Drmic und Oli Buff Stammkräfte waren und Davide Mariani ebenfalls viel eingesetzt wurde. Meier hatte damals mit Chermiti, Gavranovic, Drmic und Schönbächler ein spielerisch starkes Offensivquartett in guter Verfassung zur Verfügung, von welchem Alle regelmässig Tore erzielten – dazu ein Adis Jahovic als Joker. Bis heute ist es nicht mehr vorgekommen, dass der FCZ wie damals deutlich über dem Ligaschnitt Tore produzierte. Drmic war dabei sicherlich das entscheidende Zünglein an der Waage, der das noch fehlende dynamische Element in diese Sturmreihe brachte. Dieses Offensivquartett nahm mit seiner Präsenz und Ballsicherheit so viel Druck von der Defensive, dass man es sich sogar leisten konnte, mit Gajic und Kukuruzovic (beziehungsweise Mariani) ausschliesslich spielerisch und offensiv starke Sechser einzusetzen. Auch die Aussenverteidiger Benito und Koch hatten ihre Qualitäten in erster Linie im Spiel nach vorne.

Für so ein Szenario war der FCZ seither vorne sowohl qualitativ wie quantitativ zu wenig gut besetzt. Vor allem hat die Nachwuchsabteilung im Sturm seither keinen Josip Drmic mehr hervorgebracht. Die aktuelle U15 und U16 zeigen, dass man das Problem erkannt hat und daran arbeitet. Aber auf die Früchte dieser Arbeit muss man auf jeden Fall noch zwei, drei Jahre warten. Marco Schönbächler hat das Niveau von 12/13 später nicht mehr konstant erreicht. Auch Gavranovics und Chermitis Performance liess zwischenzeitlich nach. In der Abstiegssaison 15/16 war Mittelfeldspieler Buff mit acht Treffern bester Zürcher Torschütze. Jene Spielzeit war auch gekennzeichnet durch sehr wenig Einsatzzeiten der eigenen Junioren. Fehlende Blutauffrischung ist meist kein gutes Zeichen und trägt bei Mittelfeldklubs immer wieder mit zum Absturz bei. Beim FCZ hatte dieser Abwärtstrend bereits unter dem ehemaligen Academy-Trainer Meier eingesetzt und sich unter Hyypiä (und danach Forte) weiter verstärkt. Noch extremere Beispiele dafür waren Lausanne-Sport 17/18 und Servette in der Saison 12/13, die fast gar keine eigenen Junioren mehr einsetzten – und abstiegen.

GC setzt die meisten externen jungen Spieler ein

Eine scheinbare Ausnahme dieser Regel bildet GC, das seinen Eigengewächsen in der Abstiegssaison eine immerhin durchschnittliche Spielzeit zugestand. Dort war aber der auf den ersten Blick erkennbare Zickzack-Kurs das Problem des gesamten Jahrzehnts. Zuerst eine klare Jugendpolitik gepusht unter Trainer Sforza und anschliessend weitergeführt durch Forte mit einem Fast-Abstieg gefolgt von einem Fast-Meistertitel mit der Generation Zuber / Izet Hajrovic / Toko. Dann kam Michael Skibbe – und die Juniorenförderung rasselte in den Keller. Anschliessend übernahm der ehemalige Nachwuchs-Nationaltrainer Pierluigi Tami und fuhr das Ganze wieder hoch. Als nächstes warf Murat Yakin das Steuer erneut um 180 Grad herum. Der ehemalige Nati-Verteidiger ist ein Coach, welcher traditionell wenig auf die Jungen setzt. Daraufhin wurde der massvolle Jugendförderer Thorsten Fink geholt, welcher praktisch vom Nullpunkt aus wieder mehr Academy-Spieler einzubauen begann. Allerdings brachten sowohl die Achse der Routiniers, auf die man setzte, genauso wie der junge Hoffnungsträger Nedim Bajrami ihre Leistung nicht – und GC stieg ab. In der Folge nutzte man anders als der FCZ die Challenge League-Saison, um mit Pusic, Morandi, Dickenmann, Mesonero oder Fehr viele Eigengewächse als Stammspieler zu pushen – und verpasste Ende Saison den Aufstieg.

Neben dem FCZ und GC haben auch Basel und Lausanne einen klaren Kurs in Richtung stärkerem Einbau von Academy-Spielern in die 1. Mannschaft aufgenommen. Bei Lausanne sieht man seit dem Einstieg des neuen Klubbesitzers INEOS beziehungsweise dem Start der Ära Contini ein moderates Wachstum in diesem Bereich. Beim FCB hat hingegen der neue Besitzer Bernhard Burgener den von ihm und seinem damaligen Team mit Marco Streller und Alex Frei bei der Übernahme ausgerufenen Plan in die Tat umgesetzt. Die Rotblauen als ehemalige wichtige Talentschmiede (Shaqiri, Granit Xhaka, Embolo) waren in den Jahren zuvor zum Klub mit den wenigsten Einsätzen von eigenen Junioren abgerutscht, was sich unter Burgener und dessen Trainern Wicky, Koller und nun Sforza radikal geändert hat.

Berücksichtigen muss man bei der Analyse der Statistik der eingesetzten eigenen Junioren, dass diese nicht nur von der Klubpolitik, sondern auch von Schwankungen in der Qualität der Jahrgänge und von Verletzungen beeinflusst wird. So würde die Kurve unter Urs Meier wohl nicht so stark nach unten zeigen, wenn Armin Alesevic und Mike Kleiber nicht chronisch verletzt ausgefallen wären. Insgesamt hat der FCZ über die letzten zehn Jahre seinen im U21-Alter befindlichen eigenen Junioren beinahe 6’000 Minuten Einsatzzeit pro Saison ermöglicht und liegt damit an der Spitze der sechs Vergleichsklubs – vor GC und Lausanne. Am wenigsten gefördert wurde der eigene Nachwuchs in der letzten Dekade bei Servette – und dies trotz grossem Talentreservoir und langen Aufenthalten in der zweithöchsten oder gar dritthöchsten Liga, wo es viel Gelegenheit zum vermehrten Einsatz der Jungen gegeben hätte. Am zweitschlechtesten schneidet YB ab. Die negative Bilanz der letzten Jahre fällt mehr ins Gewicht, als die Juniorenförderung unter Bickel. Der FCZ liegt auch beim Anteil der eigenen Junioren an den im Profiteam eingesetzten U21-Spielern vorne – es waren über zehn Jahre hinweg mehr als zwei Drittel (68%). An zweiter Position in dieser Wertung liegt Lausanne-Sport. GC’s Quote liegt mit 47% deutlich tiefer. Eine leichte Mehrheit der bei den Grasshoppers im letzten Jahrzehnt eingesetzten U21-Spieler stammten also nicht aus dem eigenen Nachwuchs.

Einerseits hatte der Zürcher Stadtrivale speziell im Abstiegsjahr eine ganze Armee von jungen ausländischen Spielern im Einsatz, die sich die Klinke in die Hand gaben und schneller wieder weg waren, als sie überhaupt «Grasshoppers» buchstabieren konnten. Vor allem aber stammte lange Zeit ein Grossteil der in der 1. Mannschaft im Profibereich debütierenden jungen Spielern nicht aus dem eigenen Nachwuchs. Vor allem in der Nachwuchsabteilung des FC Winterthur bediente man sich gerne, aber auch Talente aus der Westschweiz oder zuletzt dem Tessin wurden immer wieder auf den Campus gelockt, wo ein Teil von ihnen auch wohnte. Die Gesamtzahl Spielminuten von U21-Spielern (inklusive externe) ist bei GC mit beinahe 10’000 Minuten deshalb pro Jahr am höchsten – mit dem FCZ an zweiter Position. 

UEFA-Standard: beispielsweise für die Saison 2020/21 höchstens Jahrgang 1999.

Definition „U21-Spieler“

Spieler im U21-Alter, die mindestens in der U18 desselben Klubs eingesetzt wurden. Dementsprechend gilt Fabian Frei als FCB-Junior, Valentin Stocker (SC Kriens) hingegen nicht.  Nassim Ben Khalifa (Lausanne-Sport) oder Moritz Bauer (Winterthur) gelten nicht als GC-Junioren und Philippe Koch (Solothurn) oder Francisco Rodriguez (Winterthur) nicht als solche des FCZ.

Definition „Eigene U21-Spieler“

Dieser Artikel ist in voller Länge im aktuellen „Daléo“ unter dem von der Redaktion gesetzten Titel „Bilanz eines Versagens“ zu lesen. Hier auf Züri Live wird der dritte von vier Teilen Ende Woche publiziert.

Statistiken: Züri Live basierend auf Daten von transfermarkt.ch

Gegen YB kommt der grössere Teil des Kaders der 1. Mannschaft direkt aus der Quarantäne wieder auf den Platz zurück. Trotzdem ist nicht ausgeschlossen, dass es auf dem Matchblatt den ein oder anderen Platz frei hat für Spieler, die sich in Basel empfehlen konnten.

Frage zum Spiel: Welche der in Basel eingesetzten U21/U18-Spieler würdest Du gerne bis Ende Saison nochmal spielen sehen? (mehrere Antworten möglich)

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Mit einem Mythos wollen wir gleich zu Beginn der Analyse aufräumen: am Durchschnittsalter der Mannschaft lag es nicht, dass der FCZ gegen den FCB zum dritten Mal diese Saison mit 0:4 verloren hat. Die Startelf war im Schnitt immerhin 24,4 Jahre alt und damit nur ein Jahr jünger als der Gegner. Mehr als das: der FC Zürich hat diese Saison schon fünf Mal eine jüngere Startformation aufs Feld geschickt – und alle diese Partien gewonnen (3:2 vs. Basel, 4:2 vs. Sion, 3:0 vs. Luzern, 1:0 bei Xamax, 1:0 vs. Lugano)! Bei all diesen siegreichen Partien standen Becir Omeragic (17), Kevin Rüegg (21), Aiyegun Tosin (22) und im Zentrum jeweils zwei aus dem Trio Simon Sohm (19), Toni Domgjoni (21) und Vasilije Janjicic (21) von Beginn weg auf dem Platz. Eine auch in zentralen Positionen junge Mannschaft scheint daher im Gegenteil fast schon ein Erfolgsrezept zu sein – nicht nur in St. Gallen, sondern auch in Zürich, selbst „ennet den Gleisen“. Seit GC in der Challenge League mit vielen jungen Spielern aus dem eigenen Nachwuchs antritt, sind die Resultate deutlich besser geworden.

Vier Teenager in der Startaufstellung wie mit Silvan Wallner (18), Ilan Sauter (19), Nils Reichmuth (18) und Soheil Arghandewall (18) ist ebenfalls nicht einzigartig – und ein Débutalter von 18 Jahren nicht wirklich jung. Richtig talentierte Jungs wie Simon Sohm, Bledian Krasniqi, Izer Aliu, Becir Omeragic, Blerim Dzemaili, Almen Abdi. Admir Mehmedi, Josip Drmic, Ricardo Rodriguez, Daniel Gygax, Marco Schönbächler, Dimitri Oberlin oder Köbi Kuhn hatten mit 17 oder teilweise 16 Jahren ihren ersten FCZ-Pflichtspieleinsatz. Kommt ein Spieler erst mit 18 Jahren erstmals in der Super League zum Zuge, kann man in aller Regel davon ausgehen, dass es sich nicht um ein Top-Talent handelt. Ein gewisses Super League-Potential bringen sowohl Wallner wie auch Reichmuth und Arghandewall immerhin mit. Für sie werden mit 18 aber nicht die nächsten Jahre, sondern schon die nächsten Monate weichenstellend für die Zukunft sein. Durchaus möglich, dass der unverhoffte Einsatz im St. Jakob Park dem Einen oder Anderen kurzfristig nochmal einen wichtigen Motivationsschub gibt. Dies nachdem beispielsweise der vielversprechende Allrounder Arghandewall in den letzten drei Jahren in seiner Entwicklung eher stagniert hat.

Vor Wochenfrist in Neuenburg krank gemeldet, spielte der in Basel als Captain auflaufende Urdorfer so, als sei er direkt vom Krankenbett an den Rhein gefahren.

Kommentar zu Marco Schönbächler

Den Umständen entsprechend (direkt aus den Ferien auf einen Super League-Platz) „metzgete“ sich der Teil der Zürcher Reservemannschaft, der für die Partie aufgeboten werden konnte, gut. Am Einsatz und Willen fehlte es nicht. Die Mannschaft mit insgesamt neun Super League-Débutanten gewann gar die Mehrheit der Zweikämpfe. Einzelne Schwachpunkte verhinderten aber, dass es gegen einen aktuell mit schwankenden Leistungen aufwartenden Gegner zu einer spannungsgeladenen Begegnung mit offenem Ausgang reichte. An erster Stelle muss hier mit Marco Schönbächler ein Routinier genannt werden. Vor Wochenfrist in Neuenburg krank gemeldet, spielte der in Basel als Captain auflaufende Urdorfer so, als sei er direkt vom Krankenbett an den Rhein gefahren: „katastrophal“ triffts am besten. Fast alle guten Torchancen des FC Basel der 1. Halbzeit entstanden in erster Linie aufgrund schlechter Defensivarbeit Schönbächlers, darunter auch die beiden Gegentore – und liess dabei jeweils den im Verlaufe der Partie sich steigernden Pa Modou im Stich. Dies ist auch unter Berücksichtigung der Tatsache, dass Gegenspieler Silvan Widmer diese Saison zu den besten Akteuren der Liga gehört, zu viel. Basel schien wie schon in der Vergangenheit ihr Spiel an den Zürcher Schwachpunkten auszurichten. Als Schönbächler mit Nils Reichmuth die Seiten getauscht hatte, wechselten die Rotblauen den Fokus ihres Aufbauspiels ebenfalls stärker auf die andere Seite, um weiterhin von Schönbächlers Defensivschwäche maximal profitieren zu können. Nils Reichmuth hatte dort in der 1. Halbzeit gegen Alderete besser verteidigt gehabt, als später Schönbächler, der von Trainer Jurendic schlussendlich dann in den Sturm beordert wurde. Gegen Widmer bekam Reichmuth dann aber auch seine Probleme. Daher war für den FCZ die Viertelstunde nach der Pause am schlimmsten – trotz Systemumstellung vom 4-2-3-1 auf ein 4-1-4-1. Dass man in dieser Zeit um den dritten Gegentreffer herumkam, war zu grossen Teilen dem Basler Unvermögen im Abschluss geschuldet.

Ab der 62. Minute änderte sich dies mit der Einwechslung des Duos Diego Corvalan / Lenny Janko komplett. Plötzlich hatte der FCZ auf den beiden Flügelpositionen konsequent verteidigende und die Seiten zumachende Akteure auf dem Platz. Etwas, was man jahrelang vermisst hatte. Es war eine reine Wohltat! Kein Dauerstress mehr aufgrund des offenen Einfallstors. Nun kam der FC Zürich wieder besser in die Partie und auch selbst zu Torchancen. Mehrmals war man am 1:2-Anschlusstreffer nahe dran. Silvan Widmer kam auf der Seite nicht mehr durch. Basel musste daraufhin über die Seiten mehr Risiken eingehen, und spielte Bälle ins Seitenaus oder zu steil – oder man bremste den Angriff ab und versuchte es durch die Mitte mit erfolglosen Abschlüssen aus der Distanz. Dies änderte sich erst wieder teilweise, als in der 77. Minute Basil Erne reinkam und Janko in den Sturm wechselte. Der fleissige Erne agierte zwar defensiv nicht so schlecht wie Schönbächler, war aber weit von Jankos Präsenz entfernt. Zusammengefasst ist die Erkenntnis nicht neu, dass der FCZ in Zukunft gegen Teams wie den FCB nur eine Chance auf Punkte haben wird, wenn der langjährige (defensive) FCZ-Schwachpunkt auf dem Flügel gelöst werden kann. Ansonsten werden offensiv starke gegnerische Aussenspieler wie Widmer, Stevanovic, Kasami, Ngamaleu, Sulejmani, die beiden Hefti-Brüder, Lavanchy und Co. weiterhin Spiele für die Gegner (hoch) gewinnen.

83. Minute: Im Eins-gegen-Eins sollte sich ein Torhüter breit machen und möglichst viel Fläche abdecken – Baumann dreht sich aber im Duell mit Van Wolfswinkel ab und macht sich klein.

In den Lobeshymnen auf Torhüter Novem Baumann von Seiten mehrerer Journalisten während und nach der Partie schwang viel Ignoranz gegenüber dem Rest der Zürcher Mannschaft mit – ähnlich wie im Eishockey, wo die mehrheitlich einheimischen Juroren bei der gegnerischen Mannschaft meist den Torhüter zum „Best Player“ wählen. Dabei hatte der 24-jährige Zürcher Keeper am Ende der Partie nach Expected Goals-Statistik keine höhere Niederlage verhindert. Aufgrund der Torchancen konnten vier Basler Tore erwartet werden und es wurden auch vier erzielt. Und bei drei der vier Gegentore hätte er deutlich mehr Gegenwehr leisten – und damit eines oder zwei davon verhindern können. Baumann offenbarte in Basel, was schon lange von ihm bekannt ist: fussballerisch auch für die Challenge League deutlich ungenügend, mit enormen Problemen im Eins-gegen-Eins und in der Strafraumbeherrschung. Fabian Frei (fünf Tore gegen den FCZ in der Rückrunde!) nutzte zwei Mal den Fakt aus, dass Baumann die Breite des Tores bei weitem nicht abzudecken vermag. Einmal hatte Baumann am Pfosten „festklebend“ Glück, dass er von Tician Tushi ungeachtet eines mehr als halbleeren Tores aus kurzer Distanz angeschossen wurde – genauso wie später auch von Widmer.

90.+2 3:0 FC Basel – wieder dreht sich Baumann beim Abschluss von Van Wolfswinkel ab und schützt sich selbst, anstatt das Zürcher Tor.

Nur bei einem Abschluss des omnipräsenten Basler Aussenverteidigers antizipierte Baumann gut die richtige Ecke. Ansonsten profitierte er vor allem von unplatzierten Basler Abschlüssen. Die Journalisten liessen sich von ein paar wenigen spektakulär aussehenden Reflexen, die man im gleichen Stil in Cup-Matches mit Beteiligung FCB auch von manchem gegnerischen Amateurgoalie zu sehen bekommt, etwas gar einfach die Sinne vernebeln. Vor drei Jahren hatte Baumann bei einer 0:2-Niederlage gegen den FC Wil das bisher einzige Mal einen Wettbewerbseinsatz für die 1. Mannschaft des FCZ bestritten. Beim FC Rapperswil-Jona konnte er sich unter Ex FCZ-Trainer Urs Meier nicht für die Challenge League empfehlen. Und in der Promotion League gehört Baumann nicht nur optisch, sondern auch auch statistisch zu den schlechtesten Torhütern der Liga. Die Schwächen, die Baumann zeigt, sind nicht untypisch für beim FCZ ausgebildete Torhüter im Allgemeinen. Selbst Yanick Brecher brauchte im Profialter sehr lange, um sich diese zumindest teilweise wieder abzugewöhnen. Aktuell ist der FC Basel U21-Torwart Niklas Steffen in der Promotion League-Mannschaft des FCZ im Test. Dazu kommt der schon im Winter aus Italien geholte Tessiner Thomas Candeloro. Die aufgrund der ungenügenden eigenen Torwartentwicklung und zum Teil auch -auswahl entstehenden Löcher mussten in den letzten Jahren durch von extern verpflichtete Keeper wie Hadzikic, Milosavljevic, Fillion, Vanins oder Favre immer wieder gestopft werden.

Best Player für den FCZ in Basel war Lavdim Zumberi. Dieser bildete zusammen mit Antonio Marchesano das Zentrale Mittelfeld und agierte als umsichtiger Ballverteiler und konsequenter Abräumer. In der 1. Halbzeit vor allem defensiv ausgelastet, vermochte er im Verlauf der Partie auch immer mehr offensive Akzente setzen. Schon seit einiger Zeit versucht man beim FCZ den schussstarken 20-jährigen vom 10-er zum 6-er umzufunktionieren, weil seine Stärke im Bereich der langen Bälle liegt und weniger im Antritt, der Beweglichkeit und Kurzpassspiel, das weiter vorne gefragt ist. Die Partie in Basel war in dieser Rolle wohl seine bisher beste Performance. Allerdings ist da die Konkurrenzsituation beim FC Zürich auch am stärksten. Simon Sohm ist mit Becir Omeragic das grösste Talent im aktuellen FCZ-Kader und im Normalfall gesetzt. Dazu kommen die beiden Leadertypen Toni Domgjoni und Hekuran Kryeziu. Diese drei haben für die je nach Spielsystem 1-2 verfügbaren Sechserpositionen die Nase klar vorne. Dann folgt Vasilije Janjicic, welcher vom Spielertyp her Zumberi am ähnlichsten ist und somit der direkte Konkurrent. Balleroberer Stephan Seiler, der auf verschiedenen Positionen eingesetzt werden kann, kommt ebenfalls noch dazu. Kevin Rüegg ist eine zusätzliche Option. Nils Reichmuth hingegen mit seinen auch in Basel gezeigten Schnittstellenpässen und dem räumlichen Vorstellungsvermögen ist eher ein Pendant zu Antonio Marchesano weiter vorne. Würde der gebürtige Ostschweizer Zumberi zum Beispiel zum FC St. Gallen wechseln, hätte er mit seinem Direktspiel und langen Bällen gute Chancen, sich zu etablieren. Er würde zum Spielstil der Grünweissen passen, wo Trainer Peter Zeidler mit Betim Fazliji bereits einen ähnlichen und keineswegs talentierteren jungen Spieler Super League-tauglich gekriegt hat.

Die Viererabwehrkette um José Gonçalves schien besser koordiniert zu sein, als zuletzt in anderer Besetzung, als man des öfteren nicht auf einer Linie stand. Ilan Sauter hat eine gute Antizipation und Spieleröffnung, kriegt aber auf kleinem Raum auf Super League-Niveau Probleme mit Antritt und Beweglichkeit, wie beispielsweise vor dem 0:3 Ricky Van Wolfswinkels gut ersichtlich. Silvan Wallner hingegen bringt in allen wichtigen Bereichen die notwendigen Basisqualitäten mit. Verglichen aber beispielsweise mit Basels Innenverteidiger Elis Isufi fehlen ihm etwas die überdurchschnittlichen Qualitäten für eine bestimmte Position. Lenny Janko und Diego Corvalan brachten wichtige Impulse und schlossen als Flügel die Seiten, wobei Corvalan wie in der Academy mit seinem etwas chaotischen Spielstil auch eine Reihe Fehler unterliefen. Potential ist aber vorhanden. Vielleicht dürfen die zwei gegen YB noch einmal ran? Lavdrim Rexhepi hat seit der Unterzeichnung seines längerfristigen Vertrages von allem Anfang an die Erwartungen nicht erfüllen können. Auch bei einer Leihe zu Rapperswil-Jona in die Challenge League konnte er sich nicht durchsetzen. Auch sein vierter Super League-Einsatz in den letzten zwei Jahren gibt wenig Hoffnung und stellt die knifflige Frage, wie die zwei kommenden Vertragsjahre bestritten werden sollen. Begnadeter Linksfuss, Aussenristpässe, ein Abschluss aus der Distanz: all das gabs im Joggeli wie immer von Rexhepi zu sehen – aber auch ungenügende taktische Disziplin und Laufleistung. Bei Eckbällen, welche die U21 im Gegensatz zur 1. Mannschaft in Manndeckung spielte, war Rexhepi (gegen Van der Werff) zudem der Einzige, welcher seinen Gegenspieler nicht ganz in den Griff bekam, obwohl er sich Mühe gab. Für Becirs Bruder Nedim Omeragic war der Kurzauftritt in Basel nach zwei Toren in fünf Challenge League-Partien mit Servette ebenfalls das erste Super League-Spiel. Er könnte als Angriffs-Joker mit seinen Laufwegen und seinem Torhunger durchaus eine gute Alternative für die restlichen Partien der Saison sein – zumal auf dieser Position Bedarf herrscht. Dem ebenfalls kurz vor Schluss eingewechselten Enit Sadiku ist hingegen eher der Schritt in die Challenge League zuzutrauen.

Er könnte als Angriffs-Joker mit seinen Laufwegen und seinem Torhunger durchaus eine gute Alternative für die restlichen Partien der Saison sein.

Kommentar zu Nedim Omeragic

Basel – FC Zürich 4:0 (2:0)
Tore: 14. Frei (Campo) 1:0, 37. Stocker (Tushi) 2:0; 90.+2 Van Wolfswinkel (Ademi) 3:0, 90.+4 Frei (Alderete) 4:0.
Basel – Omlin; Widmer, Cömert (46. Isufi), Van der Werff, Alderete; Xhaka (46. Marchand), Frei; Tushi (75. Oberlin), Campo, Stocker (64. Van Wolfswinkel); Cabral (46. Ademi).
FCZ – Baumann; Wallner, Sauter, Gonçalves (86. Sadiku), Pa Modou; Zumberi, Marchesano; N. Reichmuth (62. Corvalan), Rexhepi (77. Erne), Schönbächler (86. N. Omeragic); Arghandewall (62. Janko).

(Standbilder: Teleclub)

Es kommt im vierten Aufeinandertreffen des FCB und FCZ der Saison wieder mal zu einer Begegnung, die aufgrund der speziellen Situation so oder so in die Geschichtsbücher eingehen wird.

Frage zum Spiel: Wie schlägt sich die "U21 verstärkt" in Basel?

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Wie schon in früheren Begegnungen gegen den gleichen Gegner bekundete der FCZ in der 1. Cuprunde bei Black Stars (2:1) Mühe und kam in erster Linie dank den Standards von Denis Popovic (direkt verwandelter Eckball, Nathan köpft Freistoss ins Netz) weiter. Dies obwohl das Letzigrund-Team in den ersten 20 Minuten stark beginnt. Dann nehmen Popovic und Omeragic die Sache einen Moment lang zu locker, Black Stars nutzt die Möglichkeit sofort hoch zu attackieren, Andris Vanins kommt unter Druck und Gomes profitiert zum 1:1-Ausgleich. Von diesem Moment an kehrt die Partie, die Basler glauben an ihre Chance und für den FCZ wird der Schweizer Cup schon früh zum Überlebenskampf.

So wichtig seine Standards sind, aus dem Spiel heraus gelingt Mittelfeldspieler Denis Popovic wenig. Toni Domgjoni hingegen beginnt schlecht. Trainer Ludovic Magnin wird gegenüber seinem ehemaligen U18-Captain früh laut. Dieser reagiert auf den Weckruf vorbildlich, und zeigt in der Folge eine sehr konstante Leistung auf gutem Niveau.

Die personelle Situation beim FCZ ist vor dem Duell in Bern gegen die Young Boys so angespannt wie seit Jahren nicht mehr. Auf die Ersatzbank nachnominiert werden fast ausschliesslich junge Spieler, die noch nie in einem Wettbewerbsspiel für die 1. Mannschaft aufgelaufen sind. Mit Matteo Di Giusto und Ilan Sauter kommen zwei Spieler, die erst gerade im Begriff sind, sich mit der Reserve an das Niveau der Promotion League heranzutasten, früher als geplant nach der Halbzeitpause zu ihrem Début. Diese Situation in Verbindung mit früheren Erfahrungen im Wankdorf haben das Zürcher Trainerteam zu einer aussergewöhnlichen taktischen Aufstellung animiert: 5-2-1-2. Normalerweise hat jedes Team zwei hauptsächliche Defensivlinien – den Mittelfeldriegel und den Abwehrriegel. Der FCZ verzichtet hingegen in Bern in der ersten halben Stunde auf einen Mittelfeldriegel und verteidigt nur mit insgesamt sieben Mann. Marchesano, Kramer und Ceesay machen kaum den Versuch, die Berner Angriffe zu stoppen, sondern bewegen sich von Anfang an in den Rücken des Berner Ballführenden in den Bereich der Mittellinie und warten dort auf Konterchancen.

Die Idee ist einleuchtend. Man geht davon aus, dass in Bern nur eine Chance auf Punkte besteht, wenn man 1:0 in Führung geht und nimmt daher von Beginn weg Risiko. Diese 1:0-Führung soll zudem wenn möglich in der 1. Halbzeit fallen, wenn noch kein „Rookie“ auf dem Platz steht. Die höchsten Erfolgschancen auf den Führungstreffer erhofft man sich von Konterattacken. Darum zieht man sich zurück, lässt YB kommen und betraut drei Spieler mit der ausschliesslichen Aufgabe, das 1:0 per Konter so früh wie möglich zu erzielen. Es entwickelt sich das vom FCZ erwartete Spiel. Man überlässt YB den Ball. Die Berner können mit Ball am Fuss kreuz und quer in der Gegend herumspazieren und bis vor den Zürcher Strafraum vordringen. Da der dortige verstärkte 5 Mann-Abwehrriegel des FCZ aber hält, kommen die Berner trotz klarer Ballbesitzhoheit zu kaum einer Torchance. Stürmer Jean-Pierre Nsamé ist so abgeschnitten vom Berner Spiel, dass er sich in seinem Bedürfnis, auch mal den Ball in die eigenen Füsse zu erhalten, mehrmals ins Mittelfeld zurückfallen lässt, was der Franzose sonst nicht tut.

Die beste Torchance der ersten halben Stunde hat nicht YB, sondern die Gäste aus Zürich mit einem durch Von Ballmoos gut parierten Hammerschuss von Toni Domgjoni in der 25. Minute. Die meisten Dinge laufen für den FCZ also nach Plan, aber etwas Entscheidendes spielt sich nicht wie gewünscht ab: die drei Stürmer machen zu wenig aus ihren Freiheiten und suchen bei den Konterangriffen nicht schnell und direkt genug die Tiefe. Dies trifft vor allem auf Antonio Marchesano und Assan Ceesay zu. Blaz Kramer wiederum ist in den ersten halben Stunde abgesehen von einer knapp verpassten Kopfballchance nach Flanke des stärksten Zürchers Kharabadze (zur Pause verletzungsbedingt ausgewechselt) praktisch unsichtbar. In mehreren Aktionen kann zudem auf Berner Seite speziell Nicolas Bürgy mit ungeahndeten klaren Foulspielen, zum Teil direkt vor der Nase von Schiedsrichter Stephan Klossner, vielversprechende Zürcher Angriffe stoppen. Auf der anderen Seite pfeift Klossner dann in der 28. Minute ein viel weniger gravierendes Zupfen von Ceesay als Foulspiel ab, und dies erst nachdem in der Folge davon YB den Ball verloren hatte. Der daraus resultierende Freistoss Gianluca Gaudinos ist die erste gute YB-Chance und diese verwertet Christian Fassnacht auch gleich per Kopf zum 1:0.

Mit der Berner Führung kann der FCZ nicht mehr in gleicher Weise auf seine Kontertaktik bauen und angesichts der drei Stürmer, die ihren Job offensichtlich nicht wie gewünscht zu erledigen im Stande sind, macht diese sowieso nicht mehr viel Sinn. Eine Minute später stellt Ludovic Magnin daher auf ein 4-1-4-1 um, mit dem als Rechter Innenverteidiger startenden Simon Sohm als Sechser und Blaz Kramer auf dem Rechten sowie Antonio Marchesano auf dem Linken Flügel. Kramer benötigt eine Minute, um die Umstellung mitzubekommen und muss von Nathan nochmal speziell darauf hingewiesen werden. Die Ballbesitzverhältnisse gleichen sich daraufhin sofort aus und dies bleibt für das ganze zweite Drittel der Partie so. Der zur Pause eingewechselte Débutant Matteo Di Giusto macht seine Sache auf dem Rechten Flügel gut, währenddem hingegen Ilan Sauter als Linksverteidiger (eine Position, die er auch in der U21 ab und zu spielt) mit der Qualität seiner Gegenspieler etliche Mühe bekundet. Eine Reihe von gravierenden Fehlentscheiden von Ref Klossner zusammen mit der Doppeleinwechslung von Moumi und Aebischer in der 66. Minute sorgen dann nach rund einer Stunde für die Entscheidung. Die letzten 20 Minuten sind aus Zürcher Sicht nur noch eine Qual. YB, das im Hinblick auf das kapitale Champions League-Qualifikationsspiel in Belgrad gegen den FCZ eine Dreierabwehr und Neuverpflichtung Frederik Sörensen vom 1. FC Köln getestet hat, muss in dieser Phase des Spiels keine Kräfte mehr verpuffen.

Die Personalnot verschärft sich in der darauffolgenden Nationalmannschaftspause durch die verschiedentlichen Aufgebote in die Landesauswahlen noch zusätzlich. Beim Testspiel in Schaffhausen (1:1) tritt der FCZ daher mit einer verstärkten U21 an. Nur noch Schönbächler, Marchesano, Kololli und Kramer sind aus dem engeren Kreis der 1. Mannschaft dabei. Und nachdem Kenith Catari angeschlagen vom Feld muss, kommt Ersatztorhüter Novem Baumann für die letzten zehn Minuten als Rechter Flügelspieler auf den Platz und erspielt sich dabei sogar zwei Torchancen. Beim 40 Jahr-Jubiläum von Üetlibergnachbar Wettswil-Bonstetten (1:1) drei Tage später müssen gar die vier U18-Spieler Andi Hoti, Diego Corvalan, Silvan Wallner und Kedus Haile-Selassie gleich nach ihrem 5:0-Meisterschaftssieg gegen Thun im Heerenschürli auf die andere Seite der Stadt verfrachtet werden, um die 1. Mannschaft etwas mehr als eine Stunde später im Test genauso zu unterstützen, wie die überzähligen Marvin Graf, Doriano Tanzillo, Arlind Dakaj, Osman Hadzikic und Yann Kasai aus der parallel spielenden U21. Goalietrainer Davide Taini wurde diesmal als Ersatzkeeper geführt. Mit diesen zehn Notverstärkungen ergänzend zu Nathan, Marchesano, Schönbächler und Kololli (Kramer hatte sich in der Zwischenzeit auch noch verletzt) kamen so insgesamt 14 Akteure zusammen, die mithalfen, das Jubiläum des Erstligisten in einem auf 2×35 Minuten verkürzten Auftritt vor zahlreichen Zuschauern nicht ins Wasser fallen zu lassen.

Eine Woche später in Wil sind zum Cup-Achtelfinal die (Junioren-)Nationalspieler wieder zurück und Pa Modou gibt auf der Linksverteidigerposition aufgrund des verletzungsbedingten Ausfalles von Levan Kharabadze wohl etwas früher als geplant sein Comeback – und erzielt das entscheidende 2:1 per Kopf, nachdem Kololli einen weiteren stark getretenen Popovic-Eckball am entfernten Pfosten vor den Fünfmeterraum lenkt. Der in der Zwischenzeit zusätzlich verpflichtete Aiyegun Tosin ist hingegen noch nicht dabei. Der FC Wil agiert lange Zeit mindestens ebenbürtig. Schönbächler trifft in der 36. Minute wie aus dem Nichts zum 1:1. Die Führung der Äbtestädter erzielt nach einer Viertelstunde der ehemalige GC-Junior Valon Fazliu vor dem FCZ-Anhang. Entscheidend in der Vorbereitung des Führungstreffers ist der junge FCZ-Leihspieler Bledian Krasniqi, der sich auf der linken Seite mit Mut, Entschlossenheit und viel Ballgefühl gegen Popovic und Bangura durchsetzt. Ausgangspunkt des Wiler Konters ist einer von mehreren unnötigen Ballverlusten Benjamin Kolollis.

Denis Popovic zeigt insgesamt im Vergleich zu den letzten Partien gegen allerdings in vielerlei Bereichen auch noch relativ unerfahrene Ostschweizer eine Steigerung. Allerdings erreicht trotz des Sieges kein Spieler eine höhere Note als „6“ auf einer Skala von 1-10.

 

Hier gehts zu Teil 1:Bitte keine Überzahl!“

Hier gehts zu Teil 3: „Simon Sohm erobert Stammplatz“

„Kontinuität“ ist das am meisten benutzte Wort an der FCZ-Pressekonferenz vor dem Rückrundenauftakt am Samstag gegen Luzern, welche nauch im Zeichen der wenige Minuten davor erfolgten Vertragsverlängerung von Trainer Ludovic Magnin steht. Der Waadtländer ist mittlerweile ein Viertel seines Lebens im FC Zürich – vor genau 10 Jahren wechselte er als routinierter Spieler vom VfB Stuttgart in die Limmatstadt. Wie gross Kontinuität und Identifikation geschrieben werden, sieht man unter anderem daran, dass selbst ohne die ausgeliehenen Spieler mitzuzählen mit Yanick Brecher, Mirlind Kryeziu, Kevin Rüegg, Simon Sohm, Toni Domgjoni, Vasilie Janjicic und Marco Schönbächler fast ein Drittel der 1. Mannschaft sogar noch länger als ein Jahrzehnt im Verein sind. Kontinuierlich soll sich auch jeder einzelne Spieler und die Mannschaft als Ganzes in der Rückrunde 2019/2020 weiterentwickeln. In der Vorbereitung und speziell im Trainingslager wurde vor allem Wert darauf gelegt, das Teamgefüge noch robuster werden zu lassen, damit in Zukunft mit Rückschlägen im Spiel besser umgegangen werden kann.

Neben den Leihen von Assan Ceesay und Osman Hadzikic ins Ausland wird weiterhin eine Lösung für Denis Popovic gesucht, welcher mittlerweile mit der U21 trainiert. Am Samstag ab 19 Uhr gilt der Fokus den 18 Spielern, welche Trainer Magnin ins Matchkader aufbieten wird. Getreu dem Motto von Züri Live, „mehr als 93 Minuten“, dreht sich das Gespräch mit Leiter Sport Thomas Bickel aber vorher zuerst mal noch in einer ausführlichen Auslegeordnung um diejenigen Spieler, die da nicht dazugehören werden – darunter neun ins In- und Ausland verliehene FCZ-Profis. Dabei werden Fragen geklärt wie: „Wie ist der Kontakt zu den Leihspielern?“, „Warum hat der FCZ Filip Stojilkovic nicht zurückgeholt?“, „Wie gross sind Levan Kharabadzes Chancen auf eine Zukunft beim FC Zürich?“ oder „Woran muss Maren Haile-Selassie noch am meisten arbeiten?“: