Über den kleinen, aber feinen Unterschied – und etwas Fake News / FCZ – Winterthur Cup-Viertelfinal Analyse mit Randnotizen: FCZ schiesst in starken 1. Halbzeiten zu wenig Tore

FCW ERSTMALS FAVORIT / FCZ – WINTERTHUR CUP-VIERTELFINAL VORSCHAU (Züri Live)

An der Pressekonferenz nach der Partie verbreitete FCW-Trainer Patrick Rahmen mit einer Spitze gegen FCZ “Co-Cheftrainer“ Umberto Romano unnötigerweise noch etwas Fake News: „Ich bin nicht damit einverstanden, dass wir nur hinten rein gestanden sind, wir hatten glaub 53% Ballbesitz…“. In der Hitze des Gefechtes kurz nach einem Spiel kann es natürlich vorkommen, dass man eine Zahl mal falsch liest oder hört. Aber dass diese Zahl nicht stimmen kann, hätte Rahmen mit seiner langjährigen Trainererfahrung eigentlich erahnen müssen. Tatsächlich waren es 43%. Auch die Pressing-Werte (PPDA FCZ: 5,95, FCW: 16,56) redeten eine klare Sprache, dass der FCZ in der gegnerischen Hälfte deutlich mehr Druck machte. Phasenweise stand die Viererabwehrkette des FCZ weit in der gegnerischen Platzhälfte. Die sehr hohe Zahl von 25 Ballgewinnen im Angriffsdrittel und die ungenauen hohen Bälle von FCW-Torhüter Marvin Keller konnte das Heimteam aber nicht in ein Tor ummünzen.

Der kleine, aber feine Unterschied zwischen Jonathan Okita und Sayfallah Ltaief

Rahmen hätte allen Grund gehabt, auch einfach Stolz auf die Defensivleistung seiner Mannschaft zu sein, welche den Unterschied ausmachte und dank der sie verdient in den Cup-Halbfinal einzog. Speziell im Zentrum stellte der FCW dank seiner Kompaktheit und Laufarbeit im Mittelfeld konsequent fast alle Passwege zu – und blockte beherzt viele FCZ-Abschlüsse am und im Strafraum. Der FCZ musste viel über die Seiten ausweichen, von wo die 16 Flanken (zweithöchster Saisonwert) nicht genügend gefährlich wurden. Bereits in der 3. Minute stellte Remo Arnold im eigenen Strafraum seinen Rücken in einen Drehschuss Antonio Marchesanos, dem ansonsten sein Torhüter Keller wohl nur noch auf den Weg in den rechten Torkranz hätte hinterherblicken können. Kryeziu, Okita, Boranijasevic, Kamberi, Di Giusto oder Santini vergaben weitere gute Torchancen im Strafraum.

Winterthur hatte abgesehen von den beiden Weitschüssen, die zu den Burkart-Toren führten, keinen einzigen Abschluss in der 2. Halbzeit. In der 1. Halbzeit hatten die Gäste vier Abschlüsse, wovon einer (Di Giusto-Freistoss aus der Distanz) aufs Tor von Yanick Brecher kam. Diese vier Abschlüsse entsprachen zusammengezählt einem Expected Goals-Wert von gerade mal 0,1. Der FC Zürich hätte aufgrund seines Expected Goals-Wertes von 1,27 mindestens ein Tor erzielen müssen. Auf FCZ-Seite arbeitete Jonathan Okita durchaus defensiv mit, liess aber in den entscheidenden Szenen vor den beiden Gegentoren etwas die Bissigkeit und Konsequenz im Verteidigen vermissen. Der FC Winterthur hat mit Sayfallah Ltaief einen Spieler, der grundsätzlich auch einen Hang zum etwas inkonsequenten Verteidigen hat. Dieser agierte für einmal auf dem Rechten Flügel und schloss in den wichtigen Szenen die entscheidenden Räume, agierte in den Zweikämpfen konsequenter. So trat Winterthur als die etwas kompaktere Einheit auf. Ein kleiner, aber feiner Unterschied.

Beste 1. Halbzeit der Saison

Trotzdem hatte Okita in der 33. Minute beim Stand von 0:0 eine sehr ähnliche Weitschussmöglichkeit wie Ltaief später vor dem Winterthurer 0:1 – sogar aus zentralerer Position. Calixte Ligue spekulierte und war genau gleich wie später Nishan Burkart auf den Abpraller beim Torhüter bereit. Der Schuss von Okita ging aber knapp am linken Pfosten vorbei, statt scharf aufs Tor zu kommen. Weil der FCZ mehr Ballbesitz hatte und der FC Winterthur tatsächlich vorwiegend hintenrein stand, setzte Okita umringt von mehreren Winterthurer Verteidigern zu seinem Abschluss an und schoss auch deshalb knapp daneben. Seine tollen Weitschusstore gegen YB, St. Gallen oder in Lugano entstanden alle aus Umschaltsituationen, in denen Okita Platz und Zeit für seinen raumgreifenden Bewegungsablauf hatte.

Die Motivation, wieder einmal einen Cup-Halbfinal erreichen zu können, war beim FC Zürich von der 1. Minute an gross – dies zeigt unter anderem der Züri Live-Notenschnitt der 1. Halbzeit von 7,2 – der beste der bisherigen Saison! Die 2. Halbzeit war dann allerdings die zweitschlechteste im Kalenderjahr 2024. Offensivaktionen gab es so viele wie wohl noch nie in dieser Saison über 90 Minuten. Da aber die FCZ-Stürmer weiter Ladehemmung haben und einer der aktuellen Goalgetter Bledian Krasniqi von seiner Position auf der Doppel-6 aus zu keinem Abschluss kam, kann trotzdem eine torlose Partie dabei herausschauen. Man hatte den Eindruck, der FCZ hätte an dem Abend noch lange spielen können, ohne ein Tor zu erzielen. Auch die Schlussminuten im “Brechstangen-Modus“ nach der Einwechslung von Teilzeit-Stürmer Nikola Katic änderten nichts daran.

Personalien – Nevio Di Giusto bringt im ersten Spiel gegen Bruder Matteo Bestleistung

  • Calixte Ligue: Läuft als Mittelstürmer auf, ist aber bis zur 49. Minute der Einzige im FCZ-Trikot ohne Abschlussbeteiligung. Antizipiert zu wenig oft die Verhaltensweisen von Mitspielern und Gegenspielern. Ausnahmen gibt es, aber es fehlt häufig noch der “Riecher“ für die jeweilige Situation in der Angriffszone. Trifft auch im Pressing falsche Entscheidungen.
  • Yanick Brecher: Wie in Luzern Bester der 1. Halbzeit.
  • Nevio Di Giusto: Spielt erstmals gegen seinen Bruder Matteo, ist beim FCZ MVP und bester Spieler in der Offensiv-Phase.
  • Lindrit Kamberi: Wie beim Heimspiel gegen Lausanne-Sport Bester der Defensiven Phase – wieder ohne dabei eine Top-Note zu haben, was nicht für die Defensivleistung des Teams spricht.
  • Nikola Boranijasevic: Kam in Lugano als Einwechselspieler zum Einsatz und hatte dabei die beste Züri Live-Bewertung, Nun wieder von Beginn weg dabei.
  • Bledian Krasniqi: Hat zuletzt mehrmals das Tor getroffen, kommt gegen den FCW selbst aber nicht zum Abschluss. Legt dafür am meisten Torchancen direkt auf (5) und ist an rund der Hälfte der Abschlüsse beteiligt. Von den zwei Top-Vorbereitungen innnerhalb ein und derselben 85. Minute (ein Freistoss und ein Dribbling im Strafraum) hätte einer der beiden Abschlüsse (Kamberi, Di Giusto) im Tor landen müssen.
  • Jonathan Okita: Hat am meisten Abschlüsse (4) auf Seiten des FCZ. Auf der anderen Seite an beiden Gegentoren entscheidend beteiligt. Beim 0:1 nimmt er seine Deckungsaufgabe zu locker und kommt zu spät, um den Schuss von Sayfallah Ltaief zu verhindern – oder zumindest zu blocken. Vor dem 0:2 lässt er sich zu einfach von FCW-Innenverteidiger Remo Arnold vernaschen.
  • Fabian Rohner: Wird viel mit hohen Diagonalbällen gesucht, lenkt diese per Kopf vielversprechend in Abschlusszonen. Seine Flanken (5) bringen hingegen weniger Gefahr für Winterthur.

Randnotiz – FCZ schiesst in starken 1. Halbzeiten zu wenig Tore

Ein Grundproblem für den FCZ in dieser Saison besteht darin, dass er in starken 1. Halbzeiten zu wenig Tore erzielt. In den sechs besten 1. Halbzeiten der bisherigen Saison (nach Züri Live-Noten) kassierte man zwar kein einziges Gegentor, erzielte aber auch nur zwei Tore: Ifeanyi Mathew traf kurz vor dem Pausenpfiff in Basel und Bledian Krasniqi im 284. Derby. Die Folge davon ist, dass die starken ersten 45 Minuten zu wenig belohnt werden. Man hat nur eines dieser sechs Spiele letztendlich gewinnen können – zwei endeten gar in einer Niederlage, davon eines nun im Cup gegen Winterthur. Die beste 1. Halbzeit der Saison endete 0:0 – und Winterthur nutzte danach seine einzigen zwei Torchancen der 2. Halbzeit für den Halbfinal-Einzug.

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Möglicherweise zum ersten Mal in der Geschichte dieses Duells ist der FC Winterthur Favorit – auch wenn dies die Buchmacher noch anders sehen. In der Super League-Jahrestabelle 2024 hat der FC Winterthur aus sieben Partien vier Punkte mehr auf dem Konto und nur ein Spiel verloren. Die Eulachstädter schiessen immer ein oder zwei Tore, manchmal auch drei. Der FCZ hingegen schoss in den letzten vier Spielen eines oder keines. Nach dem pragmatisch ermauerten Derby-Sieg (1:0) brachte das Team von Ural / Romano in Luzern und Lugano viel Intensität und Spielfreude auf den Platz und hatte beim Ballbesitz ein Übergewicht. Die Anzahl erarbeiteter Torchancen liessen aber gerade in Lugano noch zu wünschen übrig. Der FCZ ist voll im Umbruch, Winterthur hingegen im Flow.

Di Giusto-Bruderduell durchaus realistisch

Dass es zum Duell zwischen Matteo Di Giusto (23, FCW) und seinem jüngeren Bruder Nevio (18, FCZ) kommt, ist durchaus denkbar. Beim FCW ist die Entscheidung zwischen Matteo Di Giusto oder Randy Schneider auf der 10er-Position eine enge Kiste. Ebenso beim FCZ diejenige zwischen Nevio Di Giusto und Antonio Marchesano. Di Giusto hat in Lugano in der 2. Halbzeit stark gespielt. Marchesano ist trotz seiner Tore im Derby (Penalty) und in Luzern nicht in Bestform und in letzter Zeit meist am besten, wenn er als Joker reinkam. Einen wie Marchesano auf der Bank in der Hinterhand haben zu können, könnte den Ausschlag für Di Giusto geben – gerade in einem Cup-Spiel, das allenfalls auch in eine Verlängerung gehen könnte.

Beim FC Winterthur wird es wohl trotz der Englischen Woche nicht viele Änderungen geben. Einerseits ist das “Abstiegsgespenst“ für die Winterthurer beinahe schon vertrieben, was die Bedeutung des Cup-Duells erhöht. Andererseits hat sich in den letzten Wochen auch mehr und mehr eine Stammelf herauskristallisiert, von der Trainer Rahmen sicherlich nur ungern abweichen will. Auf der rechten Seite beispielsweise hat sich das Duo Sidler / Gantenbein bewährt. Zuffi und Fofana (zuletzt in zwei Spielen in Folge getroffen) sind gut in Form. Ltaief hat zuletzt etwas geschwächelt, spielt aber gegen seinen Stammklub FCZ meist gut. Für den angeschlagenen Jankewitz gibt es mehrere Varianten: Stillhart, Corbaz oder vielleicht als Überraschung gar Durrer.

Sabobo erstmals im Aufgebot?

Beim FCZ sehen die Vorschau-Aufstellungen aktuell ganz anders aus, als noch unter Bo Henriksen, als diese Woche für Woche quasi allein mit der Copy-Paste Funktion erstellt werden konnten. Möglich, dass das Duo Ural / Romano beispielsweise mit Joseph Sabobo einen Überraschungsmoment in der Startformation bringen. Einen Spieler, der auf dem Linken Flügel mit seiner Technik und Beweglichkeit für mehr Wirbel sorgen könnte, als der zuletzt enttäuschende Jonathan Okita, welcher zudem für diese Position auch schlechter geeignet ist als für die Halbposition im 3-4-3, auf der er unter Henriksen agierte.

Defensiv schwach, ungenügende Chancenverwertung und VAR-Pech / Kantonsderby in der Analyse

SCHWIERIGE WITTERUNGSBEDINGUNGEN HABEN TRADITION / WINTERTHUR – FCZ VORSCHAU (Züri Live)

18:15 Abschlüsse, 8:3 Schüsse aufs Tor, 1,83:1,36 Erwartete Tore. Nach Torchancen hätte eher der FCZ die Partie auf der Schützenwiese gewinnen müssen. Speziell in der Schlussphase gingen die Gäste Risiko und machten viel Druck. Winterthur kam aber nach einem FCZ-Eckball mit einem Konter noch einmal in die FCZ-Hälfte und erzielte auf zweifelhafte Art und Weise (siehe Rubrik: Randnotiz) den erlösenden späten Siegtreffer durch den früheren FCZ-Junior Nishan Burkart. Dieses Gegentor war gleichzeitig eine Saison-Première. Zum ersten Mal erhielt der FCZ ein Gegentor aus dem Spiel heraus aus einer tiefen Position. Dafür wurde allerdings aus Sicht von Winterthur auch etwas die Hilfe von Schiedsrichter Von Mandach benötigt, der Condé beim hinten herausspielen im Weg stand. Mit Sayfallah Ltaief war ein weiterer ehemaliger FCZ-Junior an der Entstehung des ersten Tores entscheidend beteiligt. Auch der ehemalige FCZ-Profi Aldin Turkes war nicht nur erneut an einem Tor gegen seinen Ex-Klub involviert und bestürmte danach Schiedsrichter Von Mandach, dass er den Ball dabei nicht berührt habe – er fiel auch durch eine Schauspieleinlage auf, als er von LIndrit Kamberi leicht angestupst sich mit Händen vor dem Kopf am Boden wälzte und auf unsportliche Art und Weise einen Platzverweis gegen den gegnerischen Verteidiger erschleichen wollte. Im Eishockey gibt so etwas Zwei Minuten wegen “Embellishment“.

Winterthurer Fokus auf Vermeidung von FCZ-Eckbällen

Dass zudem Basil Stillhart und Silvan Sidler an den Winterthurer Toren beteiligt waren, passte ebenfalls ins Bild: auch diese zwei Spieler konnten in der Vergangenheit in den Dresses von Thun oder Luzern gegen den FCZ immer wieder ihre Bestleistung abrufen. Coach Patrick Rahmen hatte sicherlich keine Probleme, sein Team zu motivieren. Dadurch dass der FC Zürich aktuell an der Liga-Spitze mit dabei ist, erhöht sich der meist sowieso schon hohe Fokus auf die Partien gegen den Stadtclub bei vielen Gegnern noch mehr. Eine gegenteilige Entwicklung war nur bei YB festzustellen, wo im letzten Direktduell einzelne Spieler mit dem Kopf etwas mehr bei der Champions League gewesen zu sein schienen. Die Züri Live-Durchschnittsnote der Mannschaft ist mit 6,1 zwar deutlich schlechter als zuletzt gegen YB und Luzern, aber besser, als gegen Servette und in Lugano in den Partien davor. Offensiv war der Auftritt in Winterthur sogar einer der besseren der bisherigen Saison, auch wenn die Raumaufteilung zu Beginn ungewohnt ungeordnet schien. Defensiv war es hingegen das schlechteste der bisher 20 Wettbewerbsspiele. Mehr als die Hälfte der eingesetzten FCZ-Spieler hat defensiv eine ungenügende Note, am schlechtesten Okita und Rohner mit je einer “2“.

Der FCZ hatte Mühe mit den Winterthurer Konterangriffen. Vor allem die rechte Seite mit den etwas ausser Form geratenen Kamberi und Boranijasevic war eine Problemzone, die auf Winterthurer Seite Ltaief und Schättin (ebenfalls Ex-FCZ) immer wieder gut auszunutzen vermochten. Der FCZ vermochte gegen den tiefstehenden Gegner und auf dem tiefen Untergrund sein übliches Direktspiel durch die Mitte nicht in gewünschtem Masse umzusetzen. Man musste auf die Seiten ausweichen und schlug eine saisonrekordhohe Anzahl Flanken in den gegnerischen Strafraum. In der Innenverteidigung ist der FCW mit dem Duo Lüthi / Arnold mittlerweile aber besser aufgestellt, als noch zu Beginn der Saison – und ist daher auf Hereingaben von der Seite nicht mehr so verwundbar. Winterthur war daher darauf bedacht, lieber eine Flanke mehr zuzulassen, als einen der gefährlichen FCZ-Eckbälle zu verursachen. Die Eulachstädter machten insgesamt nicht wirklich ein gutes Spiel, aber dank herzhafter Verteidigungsarbeit im eigenen Strafraum gegen einen defensiv schwachen FCZ mit geringer Abschlusseffizienz und mit der zusätzlichen kleinen Unterstützung durch Schiedsrichter und VAR reichte es trotzdem zum Sieg.

Highlights – Zuerst hatten wir kein Glück, und dann kam auch noch Pech dazu

Personalien – Guerrero weiterhin Mann der Stunde, Reichmuth nahe am 2:1

  • Nikola Boranijasevic: Erstmals diese Saison mit einer ungenügenden Note. Sein Start in die Partie ist schlecht. Der Serbe steigert sich dann im zweiten Viertel. Drei Minuten vor der Pause sorgt er gar für das technisch / artistische Highlight des Spiels, als er einen weiten Flankenball Guerreros am Fünfmeterraum gekonnt in der Luft mit dem Aussenrist sich selbst vorlegte und den Ball dann aus der Drehung von der Grundlinie in die gefährliche Zone vor dem Tor spielte. Der Rechte Aussenläufer führte viele Duelle mit dem weit zurückstaffelnden ungestümen Flügel Ballet. In der 59. Minute deckt Boranijasevic in einem weiteren Zweikampf den von Ballet zuletzt gespielten Ball ab. Ballet versucht erfolglos den drohenden Eckball zu verhindern. Als der Ball dann über der Linie ist, hebt Ballet trotzdem den Arm, um den Assistenten zusammen mit seinem hinzugeeilten Konditionstrainer Alex Kern zu beeinflussen – und hat Erfolg. Boranijasevic enerviert sich über die Fehlentscheidung und lässt in der Folge bis zu seiner Auswechslung in der 83. Minute wieder etwas nach.
  • Silvan Wallner: Erst zum zweiten Mal in dieser Saison mit einer Note “7“. Allerdings besteht eine grosse Diskrepanz zwischen seiner sehr guten Offensiv- und ungenügenden Defensivnote.
  • Ifeanyi Mathew: An zehn Abschlüssen beteiligt. Allgemein ziemlich typisch für den Auftritt des FCZ in Winterthur: defensiv ungenügend, offensiv sehr gut.
  • Adrian Guerrero: Weiterhin der wohl wichtigste Spieler in der aktuellen Phase. Bereits das vierte Assist in den letzten vier Partien, zum dritten Mal MVP in den letzten fünf Partien und mit einem Notenschnitt von 8,3 in den letzten sechs Begegnungen. Ausserdem ist der Spanier zum dritten Mal bester Spieler der 1. Halbzeit und hat zum vierten Mal in der Offensiven Phase eine Note “10“. An ihm lag der mässige Start in die Partie nicht.
  • Cheikh Condé: Ungewöhnlich viele Defensivfehler, startet am schlechtesten in die Partie, steigert sich dann.
  • Jonathan Okita: Erst gerade gegen Luzern zum zweiten Mal MVP und zum ersten Mal mit Note “10′ – in Winterthur nun aber vor allem durch seine ungenügende Defensivarbeit bei beiden Gegentreffern aufgefallen.
  • Antonio Marchesano: Im von Seiten des Teams insgesamt ungenügenden ersten Viertel der Partie war Marchesano mit Note “8“ noch der Beste. Als er nach dem 0:1 zwischendurch von rechts auf die linke Seite wechselte, funktionierte das Zürcher Spiel da besser. Marchesano versteht sich nicht nur privat sondern auch auf dem Platz praktisch “blind“ mit Adrian Guerrero. Im Zusammenspiel mit Mathew und Afriyie konnten sich die zwei über links flüssig durchkombinieren. Die Position ist aber aktuell grundsätzlich durch Okita besetzt.
  • Nikola Katic: Erstmals seit dem Stadtderby mit einer ungenügenden Note in der Zweiten Halbzeit. Sein Notenschnitt in den Zweiten Halbzeiten ist mit 5,4 deutlich besser als in den Ersten Halbzeiten (4,4). Häufig braucht Katic also 45 Minuten Anlaufzeit, um in ein Spiel zu kommen. Diesmal aber wurde er nach einem genügenden ersten Durchgang nach dem Pausentee schlechter.
  • Nils Reichmuth: Trägt in der Schlussphase mit seinem schnellen Kurzpassspiel und Abschlüssen viel dazu bei, dass der FCZ eigentlich 2:1 in Führung gehen müsste. Remo Arnolds langes Bein verhindert in der 89. Minute den praktisch sicheren Treffer Reichmuths bei einem Rebound aus 9m, der als Drehschuss wohl unhaltbar für Torhüter Keller in die linke Torecke unterwegs war. Ein weiterer Abschluss von der Strafraumgrenze wird durch Corbaz und Keller in Corner gelenkt. Korrigiert somit seinen Notenschnitt nach dem schlechten Teileinsatz gegen Red Star nach oben.
  • Yanick Brecher: Bereits zum achten Mal in dieser Saison Defensiv bester Mann beim FCZ, ohne dass es dazu eine überragende Leistung gebraucht hätte.
  • Lindrit Kamberi: Sowohl mit wie auch ohne Ball in mehreren Szenen unkonzentriert.

Randnotiz – FCW im VAR- und Schiedsrichter-Glück

Winterthur hatte in diesem Kantonsderby wie ganz allgemein im Jahr 2023 relativ häufig Glück mit den Schiedsrichter- und VAR-Entscheiden. Man erinnert sich in diesem Zusammenhang beispielsweise an die entscheidenden Duelle im Abstiegskampf gegen Sion, in welchen sich die Walliser für einmal zu Recht benachteiligt fühlten. Gegen den FCZ stand Schiedsrichter Von Mandach schon in der 1. Minute bei einem Querpass Condés im Weg. Der Kreis schloss sich in der 93. Minute, als Von Mandach erneut im Passweg Condés stand, als dieser einen Ball vom Strafraum nach vorne zu Okita spielen wollte. Condé versuchte den Ball um Von Mandach herumzuspielen und verfehlte so auch Okita. Daraus entstand der 2:1-Siegtreffer für den FC Winterthur. Auch mit der Erkennung von Handspielen hatte der Schiedsrichter der Partie seine Probleme. In der Entstehung des Eckballs, der zum 1:0-Führungstreffer des FCW führte, übersah Von Mandach ein Handspiel von Remo Arnold im Zürcher Strafraum, welches Winterthur ermöglichte, in Ballbesitz zu bleiben. In der 31. Minute übersah er genauso, wie sich Randy Schneider im Mittelfeld den Ball mit dem Arm vorlegte, woraus eine Torchance Ltaiefs entstand. Stattdessen gab es in der Szene Gelb gegen FCZ-Innenverteidiger Nikola Katic, der das Handspiel beim Referee moniert hatte. Beim 2:1-Siegtreffer Winterthurs in der 93. Minute war es dann VAR Urs Schnyder, welcher die nach Ansicht der TV-Bilder wahrscheinlich korrekte Offside-Entscheidung des Schiedsrichtertrios revidierte. Schnyder schien sich dabei so sicher zu sein, dass er Von Mandach die Bilder nicht einmal mehr anschauen liess.

Kommentare – Erster Derby-Sieg seit den 80er-Jahren

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Zum ersten Kantonsderby der Saison kamen 19’000 Zuschauer und das zweite ist schon länger ausverkauft. Spezielle Witterungsbedingungen in Winterthur? Das erinnert an das “Nebelspiel“ in der Challenge League-Saison. Zuletzt hat der FCW trotz phasenweise guter Leistungen gegen YB, St. Gallen, Luzern und Lugano vier Mal in Folge verloren. Matteo Di Giusto war wohl auch aus verständlichen persönlichen Gründen nicht mehr ganz so gut in Form, spielte aber bisher trotzdem jeweils von Anfang an. Die offensive Stärke von Winterthur besteht weiterhin in Eins-gegen-Eins Situationen, Doppelpässen und flachen oder halbhohen Hereingaben von der Seite des Strafraumes, der mit viel Präsenz bevölkert wird. Goalie Marvin Keller und Captain Luca Zuffi sind gesetzt.

Wer ersetzt beim FCW Mittelfeldspieler Jankewitz?

Da Roman Buess Mühe hat, sich gegen starke Super League-Gegner durchzusetzen, spielt in der Regel Aldin Turkes in der Spitze. In Lugano kam aber wieder mal Buess zum Zug. Für den auf der Doppelsechs ausfallenden Alexandre Jankewitz gibt es drei Varianten: der zuletzt nicht wirklich überzeugende Thibault Corbaz erhält eine weitere Chance, Remo Arnold rückt von der Innenverteidigung wieder auf seine Stammposition im Mittelfeld, oder der technisch versierte Randy Schneider beginnt auf dieser Position, auf welcher er zuletzt schon häufiger bei Rückstand in der Schlussphase einer Partie agiert hat. Schneider ist auch eine Alternative für Di Giusto oder Ballet. Rückt Arnold ins Mittelfeld, könnte wie schon in Lugano in der Innenverteidigung U21-Captain Loris Lüthi zum Zug kommen. Er war auch schon in St. Gallen für Schmid eingewechselt worden. Auf den Aussenverteidigerpositionen wechseln sich zur Zeit die Paare Sidler / Diaby und Gantenbein / Schättin ab, und werden auch häufig während einer Partie für einander eingewechselt.

Beim FCZ gibt es deutlich weniger Fragezeichen. Der erst gerade wieder genesene Daprelà könnte pausieren und Silvan Wallner Platz machen. Marchesano könnte für den verletzten Conceição beginnen – und Krasniqi für Afriyie.

Vorschau letztes Kantonsderby: WARUM SPIELWEISE UND AUSRICHTUNG DES NEUEN FCW DEM FC ZÜRICH ENTGEGENKOMMT

Analyse letztes Kantonsderby: OFFENSIVQUALITÄTEN VON MATHEW, MARCHESANO UND CONCEIÇÃO ENTSCHEIDEN DAS KANTONSDERBY

NEF UND FORTE FÜHREN FCZ ÜBER ZIELLINIE DER 1.SAISONETAPPE: FCW – FCZ TORE, STATS & SPIELINFOS

FCW VS. FCZ: MEHR ALS EIN KANTONSDERBY – GESCHICHTE, EINDRÜCKE, ATMOSPHÄRE UND METEO-BERICHT VON ZÜRI LIVE

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