Condé-, Okita- und Cibelli-Fehler entscheiden chancenarme Partie / FCZ – YB mit Randnotizen: Irreguläres YB-Führungstor, Unsportlichste Aktion der Saison, Getriggert, Gehemmt, Getroffen
ROHNER UND CONCEIÇÃO MIT STARTELF-CHANCE / FCZ – YOUNG BOYS VORSCHAU (Züri Live)
In seiner ersten Partie als FCZ-Interimstrainer wählte Ricardo Moniz im Mittelfeld eine Rhombus-Formation, welche den durch YB-Interimscoach Joël Magnin von Vorgänger Wicky übernommenen YB-Rhombus spiegelte. Dadurch entstand ein Spiel mit vielen Zweikämpfen und wenig Torchancen. Die physisch starken Condé und Mathew sowie der flinke Krasniqi kamen auf FCZ-Seite gut damit zurecht – andere weniger. Vom Sturmduo Rohner / Okita kam nach vorne so gut wie nichts. Die Aussenverteidiger Kamberi / Conceicão waren wacklig. Innenverteidiger Kryeziu zog einen mässigen Tag ein. Es war insgesamt eines der schlechtesten Spiele der Saison – vor allem aufgrund zu vieler Defensivfehler. Nur vier Partien (Heimspiele gegen St. Gallen und Lausanne-Sport, sowie Auswärtspartien in Tuggen und Yverdon) hatten einen noch leicht schlechteren Notenschnitt.
Condé, Okita und Cibelli mit groben Schnitzern
Erstaunlich, dass der FC Zürich trotz all dem bei numerischem Gleichstand die etwas bessere Mannschaft war – denn YB spielte noch schlechter. In der Ersten Halbzeit hatten die Gäste aus Bern ganze zwei Abschlüsse zu verzeichnen – einer von Darian Males verfehlte das Ziel, der Fallrückzieher Silvère Ganvoulas traf hingegen ins Schwarze. Die Führung YB’s in der 42. Minute kam „aus dem Nichts“ – und war irregulär. Das Reglement spricht eine klare Sprache. Wenn ein sich in der Nähe befindlicher Spieler am Spielen des Balles gehindert wird, weil er eine Verletzung befürchtet, ist es Gefährliches Spiel. Der linke Fuss Ganvoulas zischt Zentimeter am Kopf von Ifeanyi Mathew vorbei, der sich daher schützen muss. Ein weiterer Faktor gemäss Reglement ist, dass Ganvoula mit seinem Fallrückzieher direkt am Mann zusätzlich sich selbst gefährdet. Es handelt sich um eine klare Fehlentscheidung von Luca Cibelli – und somit hätte der VAR eingreifen müssen. Spielraum gibt es in einer solchen Situation nicht.
Dass Ganvoula überhaupt zu diesem Fallrückzieher kam, lag aber an zwei vorangegangenen vermeidbaren Fehlern auf FCZ-Seite. Der Freistoss von Darian Males entstand aus einem zu rustikalen Einsteigen Cheick Condés vor dem eigenen Strafraum. Nach Blocks von Kryeziu gegen Camara und Rohner gegen Hadjam hatte Jonathan Okita genug Zeit und Raum, den Ball zu klären. Stattdessen lupfte er diesen wie bei einer Aufwärmübung nonchalant aus dem Stand beinahe senkrecht hoch und legte ihn so Ganvoula im eigenen Strafraum pfannenfertig auf. In der 48. Minute applaudierte Condé Schiedsrichter Cibelli dann demonstrativ für eine korrekte Entscheidung (Foul und Gelb) und flog vom Platz: der zweite grosse Fehler des ansonsten in den ersten 45 Minuten gut spielenden Guineers.
Für sieben Minuten den Faden verloren
In den ersten drei Minuten nach der Pause hatte der eingewechselte Armstrong Oko-Flex sofort Druck gemacht und zwei gute Flanken von rechts in den Strafraum gebracht. Nach der Gelb / Roten Karte verlor der FCZ den Faden für sieben Minuten komplett. Ein Abstimmungsproblem zwischen Oko-Flex und Kamberi führte zum Diagonalball Monteiros, den Itten allein vor Yanick Brecher verwerten konnte. Nach diesem zweiten Gegentor reagierte der FCZ dann aber und kam wieder besser in die Partie. In den folgenden 40 Minuten war man trotz Unterzahl mehr im Angriff als der Gegner. Gerade auch Nils Reichmuth und Daniel Afriyie brachten nochmal etwas Schwung.
Highlights – Das war Gefährliches Spiel
Personalien – Condé mit gutem Spiel bis zum Platzverweis
- Ifeanyi Mathew: Beim bisher besten FCZ-Saisonspiel zuletzt in Basel (2:2) war er zum ersten Mal diese Saison MVP – nun erst zum zweiten Mal. Wie damals ebenfalls Bester der 2. Halbzeit – und zum dritten Mal der Offensiv Beste.
- Lindrit Kamberi: Fokussiert sich in der 1. Halbzeit vorwiegend auf seine Defensivarbeit. Zu Beginn der 2. Halbzeit eine Reihe von ungenauen Zuspielen und Einwürfen.
- Bledian Krasniqi: Nach dem 0:0 zu Hause gegen den FC Basel in der Vorrunde zum zweiten Mal diese Saison Defensiv Bester beim FCZ.
- Jonathan Okita: Müsste als einziger grossgewachsener Spieler vorne bei hohen Bällen mehr mithelfen. Verpasst es bei Umschaltsituationen beim Stand von 0:0 mehrmals besser postierte Mitspieler zu bedienen. Dafür legt er mit einem unmotivierten, nonchalanten Lupfer im eigenen Strafraum den Ball Gegenspieler Ganvoula pfannenfertig für dessen irreguläres 0:1 auf.
- Yanick Brecher: Spielt immer wieder hohe Bälle auf Spieler, die in den Luftduellen gegen ihre Gegenspieler keine Chance haben.
- Cheick Condé: Wie bei der 0:3-Niederlage in Yverdon ein gutes Spiel bis zum Platzverweis. Hat aber manchmal die Tendenz, bei einem guten Auftritt übermütig zu werden. Wie damals heisst der Schiedsrichter Luca Cibelli. Und wie damals fühlt sich Condé offenbar von diesem „getriggert“. Verantwortlich für das unnötige Foul gegen Males, welches zum Freistoss vor dem 0:1 führt. Reklamiert bereits nach dieser Szene übermässig bei Cibelli. Wieder hat sich der Guineer nicht im Griff und lässt sich von Nebensächlichkeiten ablenken.
- Fabian Rohner: Verhält sich Defensiv nicht optimal und lässt sich leicht aus der Position locken.
- Rodrigo Conceição: Vor den Augen seiner Eltern und Geschwister kommts zu einem seiner schlechtesten Spiele.
Randnotiz I – Irreguläres YB-Führungstor
Möglich, dass Schiedsrichter Luca Cibelli auf gefährliches Spiel hätte entscheiden können, weil Ganvoulas Füsse ihre Wucht über der Kopfhöhe von Ifeanyi Mathew entfalten. Aber erstens ist der Treffer zu schön, um aberkannt zu werden. Und zweitens müsste der FCZ-Spieler deutlich engagierter ins Duell steigen, um sich einen Freistosspfiff zu verdienen.
Florian Raz, Tages-Anzeiger
Es ist kein Zaubertor, sondern ein irreguläres Tor.
Yanick Brecher