Krasniqi und Emmanuel verstehen sich fast wie blind: Lausanne-Sport – FCZ 1:2 Analyse

FC Zürich testet die Heimstärke der Waadtländer / Lausanne-Sport – FCZ Vorschau mit möglichen taktischen Formationen (Züri Live)

Nachdem Lausanne-Sport letzte Saison dem FC Zürich den Platz in der Championship Group noch weggeschnappt und letztendlich gar einen Europacupplatz erreicht hat, konnte sich der FCZ nun mit dem Auswärtssieg etwas dafür revanchieren. Es ist der nach der Auftaktniederlage gegen Sion und dem Remis in Luzern der erste Saisonsieg unter dem neuen Coach Mitchell Van der Gaag. Dieser ist gegen einen heimstarken Gegner auf dem Kunstrasen der Tuilière verdient, auch wenn die Waadtländer am Ende noch hätten ausgleichen können. Wie in Luzern stand der FC Zürich aussergewöhnlich tief. Die vier Punkte aus zwei Auswärtsspielen holte man sich mit einer zurückhaltenden Taktik. Wenn man mal ein Hohes Pressing anreissen wollte, funktionierte es weiterhin nicht gut. Das ist man sich vom FC Zürich nicht gewohnt. Der Defensivauftritt mit Raumdeckung im 4-3-3 erinnert etwas an die Franco Foda-Zeit.

Lausanne muss über die Seiten ausweichen

Steven Zuber war überraschend von Beginn weg dabei und an beiden Toren entscheidend beteiligt, hatte aber ansonsten auch diesmal recht viele Ballverluste. Auch die gute Form des Duos Krasniqi / Emmanuel bestätigte sich in dieser Partie. Jorge Segura steigerte sich wie sein Kolumbianischer Defensivkollege Nelson Palacio in der 2. Halbzeit. Die Lausanner Angriffe durchs Zentrum konnte man erfolgreich stoppen, so dass die Waadtländer immer wieder auf die Seiten ausweichen mussten. Genauso gewährte man ihnen nicht so viele und entscheidende Ballverluste im Spielaufbau durch die Mitte, sondern baute auch deshalb vermehrt über die Seiten auf.

Der Verlierer: Kevin Mouanga, Lausanne. Immer wieder wirds über seine rechte Abwehrseite gefährlich. Sieht gegen die wirbligen FCZ-Flügelspieler immer wieder alt aus.

– sport.ch

Am letzten Wochenende beim 1:1 in Luzern fehlte Steven Zuber den Zürchern noch. Umso deutlicher wurde in Lausanne, wie wichtig der 56-fache Schweizer Internationale für den FCZ ist.

– Blue

Personalien – Phaëton und Bangoura enttäuschend

  • Nelson Palacio: Beim Gegentor war erstmals der Nelson Palacio aus seiner Zeit bei Real Salt Lake zu sehen, der nicht konsequent genug in die Defensive umschaltet. Wenn die Abwehrkette Richtung Grundlinie gedrängt wird, muss der Sechser sich um die möglichen Anspielstationen für Cutbacks in der Linie dahinter kümmern – Kaly Sène dürfte nicht so frei stehen. Wie in Luzern steigerte sich Palacio aber in der 2. Halbzeit und spielte da auch defensiv stark.
  • Neil Volken: Das Passspiel und die Flanken sind normalerweise eine seiner grössten Stärken. Diesmal kamen aber seine Zuspiele von der Schärfe und Richtung her nicht so präzis wie gewohnt.
  • Jahnoah Markelo: Bekommt durchaus gute Bälle, kann sich aber zu wenig häufig durchsetzen und vergibt gleich zu Beginn eine Topchance. Dazu mit defensiven Mankos.
  • Jorge Segura: Obwohl er eigentlich nach Plan in der 60. Minute hätte ausgewechselt werden sollen, steigerte er sich in der 2. Halbzeit enorm und wurde dafür bei seinem ersten Einsatz gleich mit seinem Premièrentreffer belohnt. Gewinnt in Lausanne jeden Zweikampf an der Mittellinie, wenn der FC Zürich hoch steht. Dies im Kontrast zu einem Nikola Katic, der in seiner Zürcher Zeit an der Mittellinie fast jeden Zweikampf verlor. Die Grätsche gegen Butler-Oyedeji an der Strafraumgrenze ist zu riskant – auch wenn die Aktion letztendlich zu Recht als Schwalbe des Lausanne-Stürmers gewertet wird. In Bulgarien hat Segura solche Grätschen öfters ausgepackt, aber dort waren die gegnerischen Stürmer weniger flink und schnell.
  • Steven Zuber: Weiter Licht und Schatten. Entscheidend an beiden Toren beteiligt. Und bei gegnerischen Standards im eigenen Strafraum defensiv clever. Gleichzeitig verliert er viele Bälle. Und er hat das Hohe Pressing nicht im Griff. Soll dieses anführen und gibt dabei verwirrende Anweisungen, kommt selbst häufig zu spät – in diesem Bereich kein Vergleich zu einem Antonio Marchesano, der im Pressing jahrelang der Schlüsselspieler war.
  • Umeh Emmanuel: Weiterhin im Formhoch, hilft auch defensiv gut mit.
  • Bledian Krasniqi: Nach seinem Traum-Assist beim 1:1 in Luzern in Lausanne an beiden Toren beteiligt. Das erste leitet er ein und schliesst selbst ab. MVP mit einer offensiven Top-Leistung, ist aber auch defensiv sehr wichtig. Neben dem Platz ein Herz und eine Seele mit Lindrit Kamberi, versteht er sich auf dem Platz auf der linken Seite fast wie blind mit Umeh Emmanuel. Die beiden arbeiten sowohl defensiv wie offensiv gut zusammen.
  • Mohamed Bangoura – Weiterhin in der Mannschaft nicht angekommen. Es misslingt ihm alles. Die Mitspieler müssen ständig für ihn einsspringen und das Gefühl haben, man könne ihm den Ball nicht überlassen. Will zu viel, sollte einfacher spielen.
  • Livano Comenencia – Wird bei seinem Début am Rechten Flügel eingesetzt, hilft in der Schlussphase aber vor allem defensiv mit.
  • Mathias Phaëton – Weiterhin zu wenig handlungsschnell und auch die Schnelligkeit mit Ball ist nicht genügend – eine enttäuschende Leistung des Franzosen.

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Routiniers mit Anfängerfehlern: FCZ – Sion 2:3 Analyse

Aufstrebende Eigengewächse zum Auftakt auf beiden Seiten / FCZ – Sion Vorschau mit möglichen taktischen Formationen (Züri Live)

Zum Auftakt der neuen Saison gibt es wie zum Ende der letzten wieder eine 2:3-Niederlage gegen einen Klub aus der Westschweiz. Wieder dominierte der FC Zürich über weite Strecken das Spiel und der Gegner schoss innerhalb von 10-15 Minuten drei Tore. Auch damals stand mit Jean-Philippe Gbamin ein Routinier vor allem defensiv völlig neben den Schuhen – diesmal ist es Steven Zuber. In der Züri Live-Leserumfrage wurde er gerade noch mit überwältigendem Mehr zum Spieler der Saison 24/25 gewählt. Hier Zubers wichtigste Szenen gegen Sion im Schnelldurchlauf:

  • 4. Minute: Steven Zubers Motor stottert zu Beginn. Innert derselben Minute verliert er wegen fehlender Handlungsschnelligkeit gleich zwei Mal den Ball.
  • 7. Minute: Guter Querpass von Miguel Reichmuth vor dem gegnerischen Strafraum auf Steven Zuber, dem unbedrängt der Ball weit verspringt. Reichmuth holt diesen mit einem herzhaften Sprint in Richtung eigenes Tor wieder zurück.
  • 12. Minute: Zuber rutscht an der Seitenlinie erneut ein einfacher Ball unter dem Schlappen durch und geht ins Seitenaus.
  • 15. Minute: Erste Abschlussbeteiligung. Bei einem schnellen Konter ausgelöst von Gomez über Reichmuth bedient Zuber Phaëton.
  • 27. Minute: Das grosse Highlight! Da sich Emmanuel wuchtig im Eins-gegen-eins gegen Kabacalman durchsetzen kann, eilt der zweite Sion Sechser Sow diesem zu Hilfe. Dadurch hat Zuber viel freien Raum vor sich als Emmanuel ihn mit dem richtigen Timing bedient. Die Nummer Zehn des FCZ nutzt diesen Raum optimal aus und haut den Ball entschlossen aus 23m herrlich zum 1:0 ins rechte Lattenkreuz.
  • 35. Minute: Kamberi mit einem Top-Diagonalball auf Volken, der eine gute Flanke an die Fünfmetergrenze bringt, wo Zuber beim Kopfballversuch das Timing etwas fehlt.
  • 40. Minute: Zuber humpelt nach einem Sprint – ohne Einwirkung des Gegners . Bis zur Pause kann er defensiv nicht mehr richtig mithelfen, was die Sion-Gegenstösse sofort gefährlicher macht.
  • 45. Minute: Nach dem Pausenpfiff rennt Zuber als Erster in die Kabine. Um sich behandeln zu lassen?
  • 55. Minute: Beim 2:0 Reversons nach einer langen Passkombination durch die Zürcher Reihen ist Zuber nicht direkt beteiligt. Allerdings hilft er mit seinem Lauf Richtung Tor mit den Raum zu schaffen in den sich Reverson zurückfallen lassen und freistehend einnetzen kann.
  • 63. Minute: Erster FCZ-Corner! Zuber spielt mit Palacio kurz und überlegt hin und her bis er frei zum Flanken kommt. Die Flanke an den zweiten Pfosten gerät aber etwas zu weit.
  • 70. Minute: Ab diesem Zeitpunkt lässt Zuber speziell in seiner Defensivarbeit wieder stark nach. Dies trägt neben den Sion-Einwechslungen, -Systemumstellungen und grösserer Risikobereitschaft wesentlich zum Aufbau der Sion-Druckphase bei.
  • 77. Minute: Zweiter Zuber-Eckball – Racioppi lässt diesen auf den ersten Blick relativ einfachen Ball aus den Händen gleiten. Der FCZ kann aber nicht profitieren.
  • 81. Minute: Am Ursprung des 1:2-Anschlusstreffers von Sion steht, dass Liam Chipperfield zentral in der FCZ-Platzhälfte mit seinem starken linken Fuss enorm viel Raum und Zeit hat um unbedrängt einen präzisen, scharfen Ball an den rechten Flügel auf Chouaref zu spielen. Durch die Schärfe und Präzision dieses Balles geht anschliessend alles sehr schnell. Zuber verhält sich bereits seit der 70. Minute defensiv sehr passiv und lässt einerseits Chipperfield frei, läuft aber gleichzeitig auch Kronig nicht richtig an, der Chipperfield unbedrängt mit einem Zuspiel bedienen kann. Hätte Zuber Chipperfield zugestellt, hätte Kronig den Diagonalball auf rechts spielen müssen. Der Ball wäre wesentlich länger in der Luft gewesen. Emmanuel auf aussen und Gomez in der Mitte wären so nicht jeweils einen halben Schritt zu spät gekommen.
  • 81. Minute Doppelwechsel beim FCZ. Krasniqi und Nvendo kommen für Emmanuel und Phaëton. Steven Zuber wechselt von der Doppel-Acht auf den Linken Flügel, die Position von Emmanuel.
  • 84. Minute: Anfängerfehler von Zuber – Fehlpass von der Seitenlinie vor den eigenen Strafraum. Krasniqi winkt, Zuber wartet aber zu lange mit dem Abspiel, so dass Bouchlarhem den Pass abfangen kann.
  • 85. Minute: Zuber erneut sehr passiv auf der linken Seite. Er überlässt es Volken, allein gegen zwei Gegenspieler zu verteidigen. Glücklicherweise ist die Hereingabe Lukembilas in den Zürcher Strafraum schlecht.
  • 87. Minute: Zuber mit einem unnötigen Foul an Chouaref in der eigenen Platzhälfte an der Seitenlinie. Es mag wie Zuber meint eine Fifty-Fifty Entscheidung gewesen sein: beide halten, Chouaref fällt. Trotzdem eine sehr ungeschickte Aktion, die man einem jungen Débutanten als „Lehrblätz“ mal zugestehen könnte, aber eigentlich nicht einem Routinier.
  • 87. Minute: Weiter „Juniorenfussball“ von Zuber. Darf einem Profi nicht passieren. Nach dem Foul gibt er den Ball nonchalant ziemlich schnell dem Gegner. Während seine Mitspieler daran sind, sich alle auf ihre Freistoss-Verteidigungsposition an der Strafraumgrenze zu begeben, will Zuber noch mit dem Schiedsrichter über dessen Entscheidung diskutieren. Anstatt vor den Ball zu stehen oder zumindest genau aufzupassen, was Sion macht. Währenddessen spielt Berdayes den Freistoss schnell auf Chouaref. Dieser kann völlig unbedrängt hinter die sich noch in der Formierung begriffene Zürcher Abwehrreihe flanken – Lukembila trifft wie zuvor Nivokazi am nahen Pfosten.
  • 93. Minute: FCZ macht Druck und kommt nochmal zu einer letzten Möglichkeit. Zuber verpatzt aber den richtigen Zeitpunkt zum Flanken so dass Lavanchy blocken kann. Im schnellen Gegenzug versucht Chouaref noch Brecher aus der Distanz zu überwinden.

Blick und Züri Live mit umgekehrten Benotungen

Trotz des wunderschönen Tores zum 1:0 ist die Bilanz Zubers gegen Sion letztendlich klar negativ. Der FCZ war auch ohne Zuber und ohne das 1:0 gut im Spiel. Sion kam hingegen ganz wesentlich durch Anfängerfehler und schlechte Defensivarbeit Zubers ins Spiel – und drehte es noch. Die beiden ersten Gegentore gehen zu grossen Teilen auf seine Kappe. Möglich, dass die in der 40. Minute zugezogene leichte Verletzung einen wesentlichen Einfluss auf Zubers Auftritt gehabt hat. Er hätte sich dies in diesem Fall dann aber eingestehen und einen Wechsel verlangen sollen. Die Trainer wollten wohl einen der wenigen Routiniers auf dem Platz lassen. Dieser beging danach aber eine Reihe von entscheidenden Anfängerfehlern, während die Jungen im FCZ-Dress eine reife Leistung zeigten. Das Alter per se sagt nichts aus – wie Zuber selbst danach auch in einem Interview bemerkt hat.

„Blick“ sah Zuber als besten Spieler und Neil Volken als schlechtesten. Bei Züri Live ist es genau umgekehrt. Numa Lavanchy und Ilyas Chouaref haben am Freitagabend beide zum neunten Mal im Sion-Dress gegen den FC Zürich gespielt. Sie standen in dieser Zeit wohl noch nie einem FCZ-Linksverteidiger gegenüber, der ihnen Mal für Mal so zuverlässig den Ball vom Fuss stibitzt wie Volken bei dessen Startelf-Début. Es war lange Zeit zum Verzweifeln für die zwei. Normalerweise gibt es von ihnen mehr Bälle und Vorstösse in den Strafraum. Chouaref wich nach der Auswechslung Kolollis zwischenzeitlich sogar mal auf die ungeliebte linke Seite aus, in der Hoffnung dort mehr ausrichten zu können.

Chouaref und Lavanchy kommen gegen Volken nicht durch

Das Aufbauspiel lief beim FCZ lange Zeit vorwiegend über die linke Seite mit Sauter und Volken. Sion verschob sich jeweils mehrheitlich auf diese Seite. Volken fand dabei gegen eine gegnerische Überzahl immer wieder gute Lösungen – und so konnte dann jeweils mit einem Diagonalball der auf der rechten Seite völlig freistehende Phaëton bedient werden. Nicht zuletzt half Volkens wie am Lineal gezogener Pass scharf der Seitenlinie entlang Emmanuel vor dem 2:0 den seitlich rausgerückten Sion-Innenverteidiger Hajrizi zu überwinden.

Der Beste: Wirklich auffällig war er über die 90 Minuten nicht. Doch das macht einen Unterschiedsspieler eben aus: Die neue Nummer 10 des FCZ, Steven Zuber, eröffnet die Super-League-Saison mit einem traumhaften Weitschuss nach 27 Spielminuten.

Der Schlechteste: Der 18-jährige FCZ-Linksverteidiger Neil Volken hat einen gebrauchten Tag erwischt. Die ersten zwei Tore liefen über seine linke Seite, beim Missverständnis zum dritten Gegentor hat er die Füsse massgeblich mit im Spiel und auch sonst war er mehr als nur überfordert.

– Tobias Wedermann, Pascal Keusch, Blick

Die beiden Flügel Emmanuel und Phaëton hatten von Trainer Mitchell Van der Gaag die Aufgabe bei Vorstoss des gegnerischen Aussenverteidigers bis ganz nach hinten den äussersten Raum an der Seitenlinie zu verteidigen. So bildete sich in diesen Situationen hinten jeweils eine Fünferkette wobei die Zürcher Aussenverteidiger (Volken / Kamberi) leicht einrückten. Daher war es Emmanuels und nicht Volkens Aufgabe beim ersten Sion-Tor ganz aussen an der Seitenlinie die Flanke zu verhindern. Dies schaffte der Nigerianer knapp nicht – vor allem auch wegen vorhergehenden groben Versäumnissen des Zürcher Mittelfeldes (Zuber, und wohl auch Palacio). Das Gegentor fiel also zwar über „Volkens Seite“, aber dass es zu dieser Flanke Chouarefs kam, lag nicht in erster Linie an ihm. Beim zweiten Gegentor gilt dies noch weniger, denn hier handelte es sich um eine Freistosssituation, wo die Raumzuteilung jeweils völlig anders ist, als bei laufendem Spiel. Zuber war derjenige Spieler, welcher dieses Gegentor eindeutig am meisten hätte verhindern können und müssen.

Brecher bringt seine Verteidiger in die Bredouille – und ermöglicht Winsley Boteli den FCZ zum zweiten Mal „abzuschiessen“

Dann der Nackenschlag des dritten Gegentores zum 2:3. Eine Drop & Chase-Aktion wie man sie aus dem Eishockey kennt. Von ganz hinten nach ganz vorne gespielt (in diesem Fall von Torhüter Racioppi). Die Verteidiger des FCZ jagen dem Ball nach mit den gegnerischen Stürmern im Nacken. Das Schlechteste was ein Torhüter in so einer Situation machen könnte, wäre rauszukommen und seinen Verteidigern ins Handwerk zu pfuschen. Aber genau das macht Yanick Brecher. Mitchell Van der Gaag hatte in der 86. Minute mit Ihendu und Stork zwei Innenverteidiger eingewechselt um einerseits den gegen Ende der Partie abbauenden Sauter zu ersetzen und andererseits auf Fünferkette umzustellen – um die zunehmenden Sion-Angriffe über die Seiten noch besser verteidigen zu können. Dann fällt das 2:2 auf einen unnötig verursachten Standard.

Vor dem 2:3 zahlt sich hingegen die Fünferkette eigentlich aus. Mit dem linken Innenverteidiger Stork und Linksverteidiger Volken sind beim Drop & Chase in der Rückwärtsbewegung gleich zwei Zürcher am nächsten zum Ball – mit Ilyas Chouaref in ihrem Rücken. Die Situation ist unter Kontrolle. Die Zürcher Verteidiger könnten den Ball mindestens ins Seitenaus schlagen oder mit ihrer spielerischen Qualität möglicherweise gar direkt wieder einen Gegenangriff starten. Dass Brecher in dieser Situation rauskommt ist völlig unnötig und bringt seine Vorderleute in die Bredouille. Anstatt sich um den Ball zu kümmern, müssen Stork und Volken nun plötzlich mit aller Kraft verhindern, dass der von hinten anstürmende Chouaref vor Brecher an den Ball kommt. Die beiden reagieren und kooperieren dabei optimal! Der kräftigere Stork kümmert sich sofort um Chouaref und stellt sich in dessen Laufweg, während der kleinere Volken möglichst nahe am Ball bleibt und diesen eng abdeckt – da er ja nicht wissen kann wie lange Stork es in seinem Rücken schafft, Chouaref aufzuhalten. Dank der guten Arbeit von Stork und Volken kommt dann Brecher tatsächlich vor Chouaref an den Ball, könnte diesen wegschlagen, zögert aber einen Moment, kommt so unter Druck und spielt ihn dann Boteli in die Füsse, der ins verwaiste Tor trifft. Dass Brecher anschliessend auf dem Platz auch noch öffentlichkeitswirksam den Startelf-Débutanten anschnauzt, obwohl er selbst den Fehler gemacht hat, ist nicht Captain-like. Auch in Interviews nach dem Spiel schob Brecher weiter seinen jungen Verteidigern die Schuld zu. Passt auch nicht zum Südkurven-Motto vor der Partie: „Gmeinsam starch wie e ballti Fuscht“.

Siegtorschütze Winsley Boteli hatte im Servette-Dress den FC Zürich bereits vor drei Jahren mit zwei frühen Toren im U16-Meisterschaftsfinal “abgeschossen“. Auf FCZ-Seite stand damals wie heute Neil Volken in der Startformation – dazu der aktuell verletzte David Vujevic (hier geht’s zum Matchtelegramm). Der ebenfalls eingewechselte Ausgleichstorschütze Josias Lukembila traf zudem ebenfalls bereits gegen den FC Zürich – vor gerade mal zwei Monaten am 13. Mai zur Führung des FC Winterthur im Letzigrund. Sion begann im üblichen 4-2-3-1 grösstenteils mit dem letztjährigen Team – und änderte dann im Verlauf der 2. Halbzeit auch aufgrund des Zweitore-Rückstandes die Taktik und brachte neues Personal. Erst auf ein 4-3-3, dann wieder zurück zum 4-2-3-1 und schliesslich auf ein 4-2-4. Der FCZ agierte im üblichen 4-3-3, defensiv aber etwas kompakter als noch unter Ricardo Moniz. Mit der Sion-Umstellung aufs 4-2-4 hatte der FCZ phasenweise Probleme, gerade im Mittelfeld. Alle drei Sion-Tore wurden durch Neuzugänge erzielt.

Drei Sommer-Zugänge sorgten mit ihren Treffern in der 81., 87. und 91. Minute für die nicht mehr für möglich gehaltene Wende. Zunächst gelang Rilind Nivokazi, im letzten Jahr bester Torschütze in der Challenge League, der Anschlusstreffer. Dann glich Josias Lukembila per Kopf aus, ehe Winsley Boteli von einem Missgeschick des Zürcher Goalies profitierte und ins leere Tor traf.

– Blue

Personalien – Emmanuel gereift

  • Matthias Phaëton: Ist an vielen Abschlüssen beteiligt und arbeitet auch defensiv mit. Kann seine Freiheiten aber nicht zu Zählbarem nutzen.
  • Nelson Palacio: Zu Beginn mit Ballverlusten. Defensiv insgesamt okay, abgesehen von einzelnen Stellungsfehlern.
  • Ilan Sauter: Muss sich erst noch an die Super League-Intensität gewöhnen. Seine Spieleröffnung ist beim Trainer aber sicherlich ein Pluspunkt im Vergleich zur Konkurrenz.
  • Gian Stork: Machte in der kurzen Einsatzzeit defensiv und im Spielaufbau alles richtig. Gelungenes Début.
  • Daniel Ihendu: Zwei entschlossene Klärungen aus dem Strafraum. Wurde am Ende noch als „Brecher“ nach vorne geschickt.
  • Damienus Reverson: Lange Zeit wenig im Spiel, schiesst aber in der Super League bisher alle 71 Minuten ein Tor (fünf Tore in 357 Minuten). Zu Beginn der Partie Ballgewinne für den FC Zürich durch engagiertes Forechecking Reversons.
  • Yanick Brecher: Hat gemäss dbfcz mit 343 Wettbewerbsspielen für den FC Zürich Alain Nef und Urs Fischer eingeholt. Ist 80 Minuten lang abgesehen von seiner Beteiligung am Spielaufbau praktisch beschäftigungslos. Begeht dann in der Nachspielzeit zwei entscheidende Fehler (übermotiviertes Herauskommen, Fehlpass auf Boteli), die Sion das Siegtor bringen.
  • Umeh Emmanuel: Schon letzte Saison hat er gegen Sion und Yverdon seine besten Partien gemacht. Er wirkt aber auch allgemein nach einem Jahr in Zürich persönlich und fussballerisch gereift. Die klaren Leitlinien unter Van der Gaag scheinen ihm zusätzlich gut zu tun. Setzt sich bei beiden Assists erst mit seiner Wucht gegen Kabacalman / Hajrizi durch und legt dann im richtigen Moment überlegt ab für den besser postierten Mitspieler (Zuber / Reverson). Sein taktisches Verhalten war letzte Saison bis zum Schluss sein grösstes Manko. Nun verhielt er sich bereits im ersten Spiel offensiv-taktisch sehr gut und defensiv-zumindest stark verbessert. Positionierung und Laufweg vor dem 2:0 war einstudiert. Vor dem 1:2 Sions kommt er bei einem sehr gut gespielten Sion-Spielzug gegen Chouaref einen kleinen Schritt zu spät. Im Vergleich zu den Versäumnissen Zubers bei den ersten beiden Gegentreffern war das aber ein kleiner Fehler
  • Miguel Reichmuth: Bester Mann der 1. Halbzeit, konnte seine Startelfnomination rechtfertigen.

Einen «Horrorstart» nennt es Miguel Reichmuth, der im Zentrum starten darf und eine gute Leistung zeigt. Vor allem in der ersten Halbzeit überzeugt der 21-Jährige aus dem eigenen Nachwuchs durch viele Balleroberungen und kluge Seitenverlagerungen. Er ist einer dieser Lichtblicke, von denen es, zumindest bis zum zweiten Zürcher Tor durch Damienus Reverson (55.), doch einige gab.

– Loris Brasser, Tages-Anzeiger

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Zwei Tage nach dem EM-Halbfinal im Letzigrund zwischen Spanien und Deutschland startet der FCZ zu Hause gegen den FC Sion in die Saison 25/26. In der letzten Saison haben die meisten Spieler unter Coach Ricardo Moniz einen Schritt nach vorne gemacht. Bledian Krasniqi entwickelt sich immer mehr zum Leistungsträger, hat so viel gespielt und so viele Skorerpunkte erzielt wie noch nie – und kam zu seinem Début in der Kosovarischen Nationalmannschaft. Nikola Katic konnte sich im Bosnischen Nationalteam etablieren. Daniel Denoon und JP Gbamin gelang der Wechsel in eine Top-Liga.

Positive Entwicklung vieler FCZ-Spieler unter Ricardo Moniz

Mariano Gomez entwickelte sich zu einem umsichtigen Abwehrchef. Der aus dem Kreis 11 stammende Junior Ligue hatte als 19-jähriger am fünftmeisten Spielminuten des ganzen Kaders. Mounir Chouiar, JP Gbamin und Juan José Perea konnten sich nach komplizierten Zeiten anderswo nun beim FCZ wieder aufpäppeln. Lindrit Kamberi schoss als Rechtsverteidiger erneut vier Tore, davon ein Weitschusstreffer im Derby mit Links. Steven Zuber überzeugte von Anfang an, nachdem der ehemalige AEK-Meisterspieler nach einem Trainerwechsel in Athen nicht mehr wie gewohnt zum Zug gekommen war. Der zu Beginn der Saison 17-jährige Cheveyo Tsawa etablierte sich mehr und mehr als Stammspieler. Samuel Ballet weckte international Interesse.

Damienus Reverson lieferte in der wenigen Spielzeit sofort mit Toren ab. Sein vom Kroatischen Drittligisten Kustosija via Celje gekommener Landsmann Jahnoah Markelo entwickelte sich innerhalb einer Saison vom U21-Spieler zum wohl besten Rechten Flügel der Super League. Der zuvor lange stagnierende Miguel Reichmuth machte sich für die 1. Mannschaft interessant. Silvan Wallner hatte zum Saisonbeginn und vor seinem Wechsel nach Österreich die mit Abstand beste Phase seiner letztendlich relativ kurzen Karriere. Die jungen David Vujevic, Vincent Nvendo, Cosimo Fiorini, Neil Volken, Mohammad Mahmoud, Norbu Lhakpa und Parfait Coulibaly machten alle ihre ersten Schritte in der Super League und zeigten gute Ansätze. All dies bei gleichzeitig einem grossen Kaderumbruch und Umstellung des Spielsystems war eine Parforce-Leistung. Gegenbeispiele gab es nur wenige: Yanick Brecher spielte eine schlechtere Saison als 23/24, von Umeh Emmanuel wurde in seinem ersten FCZ-Jahr sicherlich eine etwas schnellere Entwicklung erwartet, Selmin Hodza stagnierte, die Linksverteidiger Doron Leidner und Benjamin Mendy enttäuschten.

Volken und Stork mit guten Einsatzchancen

Unter dem Strich waren die individuellen Entwicklungen der Spieler deutlich im Plus. Das ist die erfreuliche Basis des Teams, das gegen den FC Sion am Freitagabend die Super League-Saison 25/26 eröffnen darf. Bei den Neuverpflichtungen gibt es hingegen noch Fragezeichen. Der den Rhythmus eines Super League-Teams nicht gewohnte Ilan Sauter musste gleich in zwei Testspielen angeschlagen ausgewechselt werden. Nelson Palacio und Matthias Phaeton hatten noch kaum Zeit, sich in die Mannschaft einzufügen. Das Spielsystem 4-3-3 bleibt unter dem neuen Trainer Van der Gaag gleich. Genauso wie die letztjährigen offensiven und defensiven Rollen von für das Zürcher Spiel zentralen Akteuren wie Lindrit Kamberi, Bledian Krasniqi oder Steven Zuber. Van der Gaag hat aber von Anfang an auch seine Prägung als langjähriger Coach von portugiesischen Underdog-Teams betont. Tatsächlich macht unter ihm im Vergleich zum Vorgänger alles einen ruhigeren und ausgewogeneren Eindruck. Man geht im Pressing weniger Risiko. Und in den Testspielen hatte viel von Van der Gaags Coaching mit Absicherung zu tun. Von der guten Vorarbeit von Moniz kann Van der Gaag dabei profitieren und darauf aufbauen.

In der Sommervorbereitung wechselten sich gute und weniger gute Leistungen ab, wobei die Mannschaft von Mitchell van der Gaag gegen Gegner mit unterschiedlichem Niveau unterschiedliche Ergebnisse erzielte. (Messerscharfe Analyse der FCZ-Saisonvorbereitung auf fcsion.ch)

Zum Auftakt muss der FC Zürich auf die verletzten / angeschlagenen David Vujevic, Junior Ligue und Isaiah Okafor verzichten. Der beim letzten Testspiel in Ulm fehlende Jahnoah Markelo ist ein Fragezeichen. Für Ilan Sauter könnte allenfalls auch Gian Stork, der noch kein Wettbewerbsspiel für die U21 bestritten hat, zu seinem Super League-Début kommen. Er passt als Ergänzung besser zu Abwehrchef Gomez als der weniger schnelle letztjährige U21-Abwehrchef Ihendu. Der ebenfalls 18-jährige Neil Volken wird zudem vermutlich sein Startelf-Début feiern. Und auf welcher Position spielt Steven Zuber? In der Vorbereitung wurde er wie unter Ricardo Moniz vorwiegend auf der Doppel-Acht eingesetzt. Kann sich der FC Zürich in der gegnerischen Hälfte festsetzen, agiert Zuber dabei wie schon letzte Saison eher als der offensivere der beiden Achter, der sich zusammen mit Rechtsverteidiger Kamberi in die vordere Fünferkette bewegt, während der andere Achter dann in einem 3-2-5 eher zurückstaffelt. Beim letzten Test gegen den SSV Ulm begann Zuber die Partie allerdings wieder mal auf dem Linken Flügel.

Wieder mehr Rouge et Blanc beim FC Sion

Wie FCZ-Trainer Van der Gaag an der Pressekonferenz vor der Auftaktpartie richtig angedeutet hat, sind beim FC Sion vor allem die Vorderreihen breit und gut aufgestellt. Seit letzter Saison setzt man beim FC Sion zudem wieder deutlich mehr auf Walliser Eigengewächse als in den Jahren davor. Vor diesem Hintergrund schmerzt es Sportchef Barthélemy Constantin vermutlich, dass sich Edimilson Fernandes bei seiner Rückkehr in die Schweiz für YB entschieden hat. Mit Hajrizi und Kronig könnten zwei Walliser in Zürich in der Startaufstellung stehen und Top-Talent Adrien Llukes (17) steht ebenfalls bereits in den Startlöchern. Die letzte Saison bei Bellinzona zusammen spielenden Sauter und Nivokazi könnten direkt aufeinandertreffen. In der Abwehrreihe ist das Team von Trainer Tholot hingegen wie aktuell der FCZ eher dünn aufgestellt. Und die neue Nummer 1 Anthony Racioppi (vom 1. FC Köln gekommen) hat zuvor in der Super League noch nicht konstant gute Leistungen abrufen können.

Stiel und die Coulibaly-Brüder bringen frischen Wind

Im Verlauf der Rückkehr nach seinem Kreuzbandriss kassierte Yanick Brecher (damals 24) vor etwas mehr als acht Jahren bei einem 9:1-Testspielsieg gegen den FC Dietikon ein Gegentor durch Marijan Jelec abgefeuert im Bereich der Mittellinie. Silas Huber (19) unterlief beim Test in Dietikon gegen YF Juventus dasselbe bei einem Weitschuss des Ex FCZ-Juniors Albion Avdijaj. Es war in der 2. Minute das 1:0 für den Nummer 3-Klub der Stadt, welcher zuletzt genauso wie die GC U21 in der Finalrunde der Aufstiegsspiele in die Promotion League knapp gescheitert war. Lausanne- Sport U21 erzwang in der Tuilière im Rückspiel in der 88. Minute durch einen an Marco Van Basten erinnernden Drehschuss von Innenverteidiger Rodolfo Lippo die Verlängerung und konnte sich dort letztlich durchsetzen.

Konkurrenz für Kamberi

Die Aufstellung des im traditionellen Young Fellows Gelb-Rot angetretenen Teams des neuen Coaches Nzuzi Toko im Test gegen den FC Zürich zeigt, dass der Appetit mit dem Essen noch gestiegen zu schein scheint. Neben dem prominenten Sturmduo Avdijaj / Chagas starteten neu auch die langjährigen Profis Samir Ramizi (zuletzt Xamax) und Joel Kiassumbua (Stade Nyonnais). Der FCZ reagierte aber sofort und drehte die Partie mit Toren in der 3. und 6. Minute. Gegen das traditionell offensiv orientierte YF Juventus führte unter anderem eine gute Chancenverwertung zum 4:1-Sieg nach 45 Minuten. Die von Steven Zuber angeführte Equipe legte einen konzentrierten Auftritt hin, besser als derjenige der im ersten 45 Minuten-Spiel gegen den FC Dietikon (2:0-Sieg) angetretenen Elf.

Aus dieser Partie lassen sich nur drei Spieler positiv hervorheben: der sich am Rechten Flügel gut behauptende Nevio Di Giusto, Cheveyo Tsawa und Jill Stiel (17), welcher als Einwechselspieler nach elf Minuten reinkam, sich aber trotzdem am meisten Torchancen erarbeiten konnte (vier) und zudem entscheidend an der Vorbereitung des 1:0-Führungstreffers in der 37. Minute beteiligt war. Die Innenverteidigung hatte mehr Probleme als dies gegen einen solchen Gegner der Fall sein sollte. David Vujevic musste nach einem unglücklichen Start in die Partie angeschlagen ausgewechselt werden. Dem immer wieder relativ grosse Leistungsschwankungen durchlebenden Lindrit Kamberi erwächst mit Mattia Rizzo echte Konkurrenz – nicht nur aufgrund dessen Tores zum 1:1-Ausgleich gegen YF Juventus.

Emmanuel bereitet zwei Reverson-Tore vor

Neben Stiel feierte auch der im Winter von Werder Bremen gekommene Daniel Ihendu (19) sein Début in der 1. Mannschaft. Er erzielte dabei gleich ein Abstaubertor und konnte sich defensiv gegen die Dietiker Angreifer meist durchsetzen – allerdings mit Mühe. Von einem Okafor, Fiorini oder Oko-Flex (trotz seines Tores) muss zudem mehr kommen. Mittelstürmer Vincent Nvendo hatte wenig Bälle, lieferte immerhin den Assist zum Führungstreffer. Räume zu schaffen und Bälle für Mitspieler aufzulegen ist sowieso bisher seine Hauptrolle – auch bei den Meisterschaftseinsätzen für die 1. Mannschaft in der abgelaufenen Saison.

Das Duo Emmanuel / Reverson war gegen YF Juventus gut für die beiden Tore zum 2:1 und 3:1. Beim ersten der beiden Treffer legte Emmanuel über links mit einem herzhaften Antritt gefühlt zehn Meter Distanz zwischen sich und dem gegnerischen Aussenverteidiger und flankte präzis auf den Kopf seines Mittelstürmers Reverson. Beim zweiten Tor des Holländers bediente ihn der Nigerianer aus zentraler Position in die Tiefe. Auch wenn es nur ein Testspiel war, bestätigte Reverson einmal mehr seine bereits letzte Saison angedeutete und im Meisterschaftsbetrieb so wichtige Effizienz in Chancenerarbeitung und Abschluss. Umeh Emmanuels Début-Saison beim FC Zürich ist missglückt und es war ihm anzumerken, dass er die Chance zum Neustart unter Trainer Mitchell Van der Gaag packen will.

Einfluss von Van der Gaag bereits spürbar

Neben Ihendu und Stiel kam mit Raphael Coulibaly (15) ein dritter Spieler zu seinem Début in der 1. Mannschaft. Für die letzte Viertelstunde auf der 8er-Position neben Miguel Reichmuth eingewechselt spielte er nicht wie ein 15-jähriger und bereitete mit seinem Zuspiel die Situation vor in der Steven Zuber im Strafraum gefoult wurde. Dieser verwertete den Penalty gegen den seine letzte Partie bestreitende und für die Schlussphase ebenfalls eingewechselte langjährige FCZ-ler Novem Baumann. Raphael Coulibalys älterer Bruder Parfait (16) wurde 45 Minuten auf dem Rechten Flügel eingesetzt und hinterliess ebenfalls einen positiven Eindruck. Er war in der abgelaufenen Saison ja bereits in Lugano zu einem Super League-Einsatz gekommen.

Von der Grundausrichtung her baut Mitchell Van der Gaag nach einer Trainingswoche auf der Vorarbeit der letzten Saison auf. Ein 4-3-3 mit einem häufig in die vorderste Linie vorstossenden offensiven 8er (Zuber, Stiel) und Rechten Aussenverteidiger (Kamberi, Rizzo) per Diagonallauf in die Halbposition. Auch die Rolle Steven Zubers zuerst auf der 8er-Position und danach im Sturmzentrum wurde (noch) nicht angepasst. Dies obwohl dieser im Zentrum selbst gegen Gegner aus dem Spitzenamateurbereich häufig etwas zu spät kommt und andererseits über den Flügel sehr effektiv agieren kann – nicht zuletzt mit seinen Top-Flanken. Trotzdem kann man selbst nach so kurzer Zeit auch bereits gewisse Veränderungen beobachten. Das Team reflektiert auf dem Platz die grundlegend andere Persönlichkeit des Trainers und wirkt dabei zwar weiterhin proaktiv, aber in einer ruhigeren und bedachteren Art und Weise. Dazu kommt gefühlt eine grössere Variabilität im Angriffsspiel. Man wechselt nahtlos zwischen Angriffen über die Seiten und durch die Mitte, Seitenwechseln, kontrolliertem Aufbauspiel und Bällen hinter die Abwehr.

Forte und Moniz haben ihre Teams gefunden / FCZ – FC Winterthur mit möglichen taktischen Formationen

In den letzten drei Runden haben der FC Winterthur und der FC Zürich zusammen drei Mal am Stück GC bezwungen. Nun treffen FCZ und FCW im Letzigrund-Kantonsderby aufeinander. Wie gegen GC ist dem FC Zürich auch gegen Winterthur die positive Saisonbilanz nach zwei Siegen und einem Unentschieden nicht mehr zu nehmen. Gegen die drei Teams, die sich aktuell im direkten Abstiegskampf befinden hat man viele Punkte gewinnen können. Dies deutet darauf hin, dass die neue Spielweise funktioniert – es fehlte bisher einfach die Qualität, diese auch gegen stärkere Gegner häufiger durchdrücken zu können.

Moniz hat sein Team gefunden

Der FCZ wechselt taktisch zwischen einem 4-3-3 und 4-2-4. Im mit 3:0 gewonnenen Derby am Samstag war es wieder das 4-3-3 mit dementsprechend drei Mann im verstärkten Mittelfeld. Auch wenn GC im Derby am Samstag nicht der schwierigste Gegner der Saison war, hat man trotzdem das Gefühl, dass Ricardo Moniz nun gegen Ende Saison endlich sein Team gefunden hat – mit den passenden Rollen für die einzelnen Spieler. Daher kann man sich trotz der kurzen Pause seit dem Stadtderby vorstellen, dass er im Kantonsderby nochmal gleich aufstellen wird. Für die letzten beiden Partien in St. Gallen und Yverdon könnte der U21-Abstiegskampf hingegen wieder einen Einfluss auf die Aufstellung der 1. Mannschaft haben. Wenn Tsawa und Reichmuth im Kampf um den Klassenerhalt gegen das zuletzt acht Spiele in Folge unbesiegte Bavois und das viertplatzierte FC Basel II gebraucht werden, könnte allenfalls sogar Ifeanyi Mathew zum Abschied nochmal zu Einsätzen in der 1. Mannschaft kommen. .

Wenn der FC Zürich hoch steht und das Spiel macht, macht es Sinn, dass Miguel Reichmuth wie gegen GC als Abfangjäger mit guter Antizipation auf der Sechser-Position agiert. Die Grasshoppers zogen sich zurück und setzten voll auf Konterattacken, von denen einzelne im Ansatz auch gefährlich aussahen – aber sie wurden meist von Reichmuth im Keim erstickt, weil dieser fast immer am richtigen Ort stand. Falls dies nicht half, kam als Rettungsring Junior Ligue mit seinen Sprints zum Zug, die er diesmal richtigerweise voll für die Defensiven Umschaltsituationen einsetzte. Cheveyo Tsawa kommt mit seiner Vielseitigkeit häufig zu Torbeteiligungen, wenn er auf der Doppel-Acht eingesetzt wird – und kann defensiv seine Qualitäten im Hohen Pressing einbringen. Gegen GC verstand er sich auf der linken Seite zudem sehr gut mit Mounir Chouiar – Bledian Krasniqi spielte unüblicherweise halbrechts, im Zusammenspiel mit Jahnoah Markelo. Auf diese Weise agiert auf beiden Seiten je ein gradliniger und ein spielfreudiger Mann, was besser zusammenpasst. Steven Zuber konnte sich nach einer gewissen Leistungsbaisse im Derby wieder steigern und ist vorne zusammen mit dem gegen GC häufig gesuchten Chouiar und Markelo als Sturmtrio gesetzt. Lindrit Kamberi ist aktuell als Rechtsverteidiger mit seinen Diagonalvorstössen auf die Halbposition (ähnlich wie früher Nikola Boranijasevic) ebenso ein wichtiges Element. Einzig Krasniqi und Gbamin waren im Derby eher durchschnittlich.

Forte eliminiert defensive Schwachpunkte – Offensivspieler kommen in Form

Beim FC Winterthur hat Coach Uli Forte einen Fokus darauf gelegt, die defensiven Schwachpunkte zu eliminieren – auch personell. Ex-Captain Granit Lekaj spielt seit Monaten keine Rolle mehr, Fabian Frei oder Adrian Durrer kommen im Mittelfeld nicht mehr zum Zug, und vor allem verzichtete Forte zuletzt auf die Dienste des immer wieder “wackeligen“ Linksverteidigerduos Schättin / Diaby. Silvan Sidler rückte dafür auf diese Position. In den letzten fünf Partien hat der FCW nur ein einziges Gegentor kassiert. Dazu kommt die Einsatzfähigkeit und steigende Formkurve von Nishan Burkart, Josias Lukembila und Alexandre Jankewitz. Speziell Ex FCZ-Junior Burkart bringt im Letzigrund, wo sein Vater früher häufig als Leichtathlet aktiv war, immer wieder seine besten Leistungen. Die drei besten Torschützen des aktuellen Winterthur-Kaders stammen alle aus dem FCZ-Nachwuchs (Matteo Di Giusto, Labinot Bajrami, Nishan Burkart).

FCZ steigt mit guter Derbybilanz aber fünf sieglosen Spielen in Folge ins letzte Derby der Saison / 290. Derby Vorschau mit möglichen taktischen Formationen

Der FC Zürich hat die Stadt-Meisterschaft bereits vor diesem fünften Saisonderby gewonnen – und dies zum siebten Mal in Folge. Rund um die FCZ Challenge League-Saison war letztmals GC drei Mal in Folge vorne. Die Hoppers kämpfen in erster Linie mit Winterthur und Yverdon gegen den Abstieg. Zuletzt bei der 0:2-Niederlage in Winterthur hatte das Team von Trainer Tomas Oral viel Pech. Ein knappes Offside-Tor von Schürpf wurde nicht gegeben genauso wenig wie drei mögliche Penaltys. Der FC Zürich erzielte bei der 1:2-Niederlage im Tourbillon gegen den FC Sion gleich zwei Treffer, die wegen knappen Offsides aberkannt wurden.

Emmanuel wie in Sion im Sturmzentrum?

Der Derby-Mann der Saison heisst bisher Mounir Chouiar. Der Franzose war in den Duellen mit GC in den entscheidenden Momenten jeweils da und war an einem grossen Teil der FCZ-Tore beteiligt. Beim 2:1-Sieg Ende März schlug er den Eckball zum 1:0 von Jean-Philippe Gbamin und auch die Flanke auf den Kopf von Bledian Krasniqi beim 2:0. Dieser bringt in den letzten Wochen eine von ihm noch selten gesehene Konstanz auf den Platz. Nach Yanick Brecher, Mariano Gomez und Mounir Chouiar hat Krasniqi in dieser Saison die viertmeisten Einsatzminuten und mit bisher zehn Skorerpunkten einen neuen persönlichen Bestwert aufgestellt. Der angesprochene Derbysieg Ende März war allerdings der letzte Vollerfolg des FC Zürich – seither gab es nur zwei Punkte aus fünf Partien. GC hat hingegen in der Zwischenzeit immerhin gegen Luzern und in Yverdon zwei Spiele gewinnen können.

Im Gegensatz zu letzter Woche findet diesmal das U21-Spiel (zu Hause gegen den SC Cham) am Tag nach dem Spiel der 1. Mannschaft statt, was bezüglich dem Einsatzplan der jungen Spieler wohl schon einen Unterschied ausmacht. In Sion setzte es für den FCZ die Niederlage weil einerseits der sich in Abstiegsgefahr befindliche Gegner zwei, drei Prozentpunkte mehr auf den Platz brachte und andererseits Junior Ligue (trotz Familiensupport im Tourbillon) und Daniel Denoon völlig neben den Schuhen standen. Im Derby kann man sich solche Disziplinlosigkeiten und Konzentrationsschwächen noch weniger leisten. Lindrit Kamberi kehrt von seiner Sperre zurück. Rodrigo Conceição könnte eine Option auf der LInksverteidiger-Position sein. Eine offene Frage ist, ob Jean-Philippe Gbamin wie in Sion wieder in der Innenverteidigung beginnt oder im Mittelfeld. Gbamins Auftritt im Wallis war sein bisher wohl bester im FCZ-Dress und eine klare Steigerung im Vergleich zu den Wochen davor. Emmanuel hatte im Wallis auf dem LInken Flügel begonnen, wechselte dann aber relativ rasch im Verlauf der 1. Halbzeit ins Sturmzentrum, wo er das zentrale Duo mit Steven Zuber bildete. Er steuerte auf dieser Position ein Assist bei und erzielte ein Offside-Tor.

Abrashi und Schürpf zuletzt als Starter mit Mühe

Bei GC ist Trainer Oral gesperrt und Tsiy Ndenge fällt weiterhin verletzt aus. Amir Abrashi hatte zuletzt Mühe, mit dem Super League-Tempo noch mitzuhalten – Pascal Schürpf ist weiterhin am effektivsten als Joker. Bei der Niederlage in Winterthur begannen beide in der Startformation – Schürpf war dabei an der Entstehung des ersten Gegentores beteiligt. Wie bereits beim letzten GC Derbysieg im Januar 2024, als der Basler als Einwechselspieler in der Nachspielzeit die Partie drehte. Zu den offensiv effektivsten Spielern bei den Grasshoppers gehört weiterhin Linksverteidiger Persson. Bei Mittelstürmer Adama Bojang hängt alles von der Tagesform ab. Der ehemalige FCZ-Junior und heutige GC U21-Captain Yannick Bettkober kam zuletzt zu seinen ersten Einsatzminuten in der Super League.

Duell im Zeichen der Negativserien von Zuber, Gbamin und Kololli / Sion – FCZ Vorschau mit möglichen taktischen Formationen

Die 1:2-Niederlage in Bern setzte die Serie der Spiele in den letzten Wochen und Monaten fort, in denen der FCZ jeweils verlor, wenn Steven Zuber als alleiniger Mittelstürmer begann. Wenn Zuber hingegen auf einer anderen Position ins Spiel startete, gab es immer Punkte. Das letzte Mal, dass diese Regel nicht zutraf ,war die 1:2-Niederlage in Sion am 15. Februar. Zuber agierte da mit Chouiar als Doppel-10 hinter der Spitze Perea. Es war auch das bisher letzte Mal in dieser Saison gewesen, dass der FCZ mit einer Dreierabwehr antrat. Mit einer solchen wurde unter Ricardo Moniz als Testlauf erstmals beim Cup-Spiel in Le Locle und danach beim 2:0-Sieg in Basel gespielt – und dann zwei Monate lang bis Mitte November beibehalten. Danach wurde während Monaten hin und her gewechselt, bis man nach der Niederlage im Tourbillon definitiv wieder zur besser zur neuen FCZ-Spielstil passenden Viererabwehr zurückfand.

Routiniers am fehleranfälligsten

Jean-Philippe Gbamin leitete zuletzt in Bern das wegweisende Führungstor YB’s mit einem fürchterlichen Fehlpass im Mittelfeld ein. Schon mehrere solche Fehler von ihm führten direkt zu einem Gegentor – so wie in den letzten Wochen ganz allgemein fast ausschliesslich den älteren Spieler (neben Gbamin auch Mendy, Brecher, Chouiar und Zuber) die entscheidenden Schnitzer unterliefen, welche den FCZ Punkte kosteten. Gbamin wird aber trotzdem in Sion mit grosser Wahrscheinlichkeit von Beginn weg auflaufen. Miguel Reichmuth hat grosse Chancen neben Bledian Krasniqi auf der Doppel-Acht zu beginnen. Beim 2:1-Sieg in Unterzahl gegen die U21 des FC Luzern leitete er das Siegtor kurz vor Schluss ein und erzielte es nach Doppelpass mit Bohon per Kopf gleich selbst. Gestern beim 3:1-Sieg der U21 bei Grand Saconnex war Reichmuth hingegen nicht dabei. Tsawa und 1:0-Torschütze Nvendo wurden in der 60. Minute ausgewechselt, was darauf hindeutet, dass sie im Tourbillon auf der Ersatzbank starten.

Mit Kololli geht es abwärts, ohne ihn aufwärts

Der FC Sion spielt seit Saisonbeginn konstant mit jeweils mehr oder weniger dem gleichen Personal und Taktik. Die Resultate in den letzten Wochen waren aber negativ, wodurch das Tholot-Team in die Abstiegskampf-Zone gerutscht ist. Seit dem 2:1-Heimsieg Anfang März gegen den FC Lugano haben die Walliser nicht mehr gewinnen können. Sie kassieren in der Regel ein oder zwei Gegentore – und schiessen eines oder keines. Auf den Abgang von Innenverteidiger Joel Schmied in der Winterpause zum 1. FC Köln wurde durch die Verpflichtungen der Verteidiger Hajrizi und Barba sowie Offensivmann Kololli reagiert. Letzterer ist somit zurück bei seinem Jugendklub und kann wie so häufig in der Anfangsphase bei einem neuen Team immer wieder einzelne offensive Glanzpunkte setzen. Gleichzeitig nehmen Teams in denen Kololli dabei ist, immer wieder eine negative Entwicklung. Lausanne-Sport und Shimizu S-Pulse stiegen mit ihm im Kader ab. Gleichzeitig blühen Teams auf, nachdem Kololli gegangen ist – wie der FCZ in der Meistersaison oder aktuell der FC Basel. Neuerdings ist der Waadtländer aber sowieso verletzt.

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