18 Derbys hat Blerim Dzemaili bisher in seiner Karriere bestritten. Kommt er heute gegen GC zum Einsatz, ist es sein letztes. Obwohl die Äras mit Dzemaili beim FCZ erfolgreich waren, ist seine Derby-Bilanz bisher „nur“ ausgeglichen. Ganze fünf Siege bei ebenso vielen Niederlagen und acht Unentschieden! Falls Dzemaili zum Einsatz kommt, entscheidet diese Partie aber nicht nur seine persönliche Karriere Derby-Bilanz. Der FCZ kann im vierten Derby der Saison auch den Klassenerhalt klar machen – und zum fünften Mal in Folge die Zürcher Meisterschaft gewinnen. Ab der zweiten Saison seit dem Wiederaufstieg war der FCZ immer die Nummer 1 der Stadt. Diese Saison ist die Derbybilanz aber noch ausgeglichen – mit der besseren Tordifferenz für GC. Blerim Dzemaili traf beim ersten Heimderby per Penalty zum späten 1:4. Es war sein ebenfalls erst zweites Derby-Tor. Das erste hatte er in der Meistersaison bei einem Zürcher Konter (Fehler von Margreitter) aus der Distanz erzielt (Endstand: 3:3).
Dritter Derby-Sieg in vier Tagen?
GC hat in den letzten zehn Partien sechs Mal gewonnen und vier Mal verloren – ohne ein einziges Unentschieden! Dies liegt unter anderem an der risikovollen Spielweise nach vorne mit viel hohem Pressing, das sich auch darum ausbezahlt hat, weil ein torreiches Spiel eher einen Sieger bringt und zwei Spiele mit einem Sieg und einer Niederlage mehr Punkte abwerfen als zwei Unentschieden. Wenn auch die Spielweise in den letzten Partien konsistent war, wechselte Coach Contini die taktischen Formationen häufig. Zuletzt gegen Luzern (2:0) war es ein Rhombus.
Der FCZ scheint in Sachen Formstand der einzelnen Spieler auf dem Zahnfleisch zu laufen und hat wenig valable Alternativen. Dzemaili und ein wiedergenesener Tosin könnten darum beispielsweise von der Bank noch wichtige Impulse bringen. Calixte „Junior“ Ligue hat diese Woche einen intensiven FIFA Blue Stars Youth Cup gespielt und wird daher wohl kaum in der Startformation stehen. Gelingt den Profis nach den U19-Junioren und den Frauen der dritte Derby-Sieg innert vier Tagen?
Nach der Partie meinte FCZ-Trainer Bo Henriksen in der Pressekonferenz: „Ich hätte zur Pause zehn Spieler auswechseln können“. Aus teampsychologischer Sicht macht die Aussage Sinn. Tatsächlich waren die Leistungen der Spieler aber sehr unterschiedlich. Krasniqi und Kamberi kehrten in die Startaufstellung zurück und beide spielten eine gute Erste Halbzeit, dasselbe gilt für Tosin. Schlecht spielten zwei Spieler in zentralen Positionen: Nikola Katic (Note „1“) und Antonio Marchesano („2“). Marchesano wurde ausgewechselt, Katic steigerte sich nach der Pause. Die Zweite Halbzeit des Innenverteidigers (Note „8“) war seine erste gute seit der Winterpause.
Züri Live-Leserfrage vor der Partie
Nach der Pause schneller, direkter und grossräumiger
Wie schon in der Anfangsphase gegen St. Gallen vermochte der FCZ mit dem Dreimannsturm Tosin / Simic / Okita viel mehr Druck zu entfachen, ohne dass dies auf Kosten der defensiven Stabilität ging: im Gegenteil. Es wurde schneller, direkter und grossräumiger gespielt – mit langen Bällen und vielen gelungenen Seitenwechseln. In der Züri Live-Statistik zeigt sich dies unter anderem daran, dass es auf 14 Abschlüsse nur 12 Pre-Vorlagen gab. Jonathan Okita und der eingewechselte Blerim Dzemaili schlugen zudem ausgezeichnete Standards. Ganz allgemein war die Offensivleistung gut – mit einer Offensivdurchschnittsnote von 6,7, die auf gleicher Höhe mit dem St. Gallen-Spiel liegt. Der FCZ hatte eindrückliche 34% seines Ballbesitzes im Angriffsdrittel des Platzes. Defensiv bekam man abgesehen von den Anfangsminuten gar nicht so viel zu tun, beging gemessen daran aber überdurchschnittlich viele Fehler – allen voran Nikola Katic mit einer Defensivnote „1“.
Personalien
Bledian Krasniqi: Da Cheick Condé immer mehr zur defensiven „Bank“ im Mittelfeld wird, kann sich Bledian Krasniqi nun häufiger seinem eigentlichen Spezialgebiet, dem kreativen Spiel nach vorne, widmen.
Jonathan Okita: An den gefährlichsten FCZ-Aktionen immer beteiligt. Zu Beginn noch etwas zögerlich, dann kommt er immer besser ins Spiel.
Aiyegun Tosin: Schiesst in der 2. Halbzeit seinen Doppelpack, insgesamt aber in der 1. Halbzeit mit der besseren Leistung.
Becir Omeragic: Nach seiner Einwechslung für den verletzten Adrian Guerrero in der 22. Minute halblinks in der Verteidigung, tauscht mit Lindrit Kamberi in der 55. Minute dann aber die Position.
Blerim Dzemaili: Wie schon im ersten Heimspiel gegen Luzern wieder MVP, spielt auf 10er-Position und trägt mit seiner Defensivarbeit viel zur Sicherung des Derbysieges bei. Sehr gute Standards. Wie im Kantonsderby Stephan Seiler sowohl offensiv wie defensiv mit Maximalnote „10“.
Randnotiz – Fidan Alitis wichtiger Beitrag zum Siegtreffer
GC-Trainer Giorgio Contini klagte nach dem Spiel in der Pressekonferenz: „Es ist jedes Mal ein Anderer, der den entscheidenden Fehler macht“. Tsiy Ndenge und Bendeguz Bolla gehören zu den konstantesten Akteuren in Continis Kader, aber ersterer verlor den Ball gegen Tosin vor dem Ausgleich und der Zweite liess die Flanke Okitas zu, die zum 2:1-Siegtreffer des FCZ führte. Entscheidend dafür war aber auch Fidan Alitis Lauf in die Tiefe ohne den Bolla und Ndenge Okita wohl hätten doppeln und die Flanke verhindern können.
Nach sechs Jahren kommt es wieder zum Kantonsderby! Dank dem dramatischen Aufstieg des FCW letzte Saison diesmal in der Super League! Zürich ist der einzige Kanton der Schweiz, in dem ein Duell von zwei Grossstädten überhaupt möglich ist. Im Juli 2016 kamen im Letzigrund mehr als 13’000 Fans zum damals ersten Kantonsderby seit damals mehr als 21 Jahren. Es war der erste Wettbewerbseinsatz des ehemaligen FCW-Mittelfeldspielers Antonio Marchesano für den FC Zürich. Dieser die folgenden sechs Jahre des Stadtclubs stark mitgeprägt und sollte in Kürze zu seinem 200. offiziellen Spiel für den FCZ kommen.
Diesmal kein Nebel – und neue taktische Ausrichtung in Winterthur
Die Wege der beiden „Schwesterklubs“, die 1896 fast gleichzeitig gegründet worden waren, kreuzten sich in den folgenden 125 Jahren erstaunlich selten. Nur von Mitte 60er bis Mitte 70er-Jahre gab es eine Zeitperiode, wo man sich mehr als ein Jahrzehnt lang Saison für Saison duellierte. Beide Klubs hatten zu dieser Zeit ihre Hochblüte. In der Challenge League-Saison 16/17 konnte der FCZ gegen das damals in der Liga eine schlechte Phase durchlebende Winterthur drei Siege und ein Unentschieden erzielen. Unvergessen dabei auch das „Nebel-Spiel“ auf der Schützenwiese im Dezember, das auch für die Kommentatoren von Züri Live eine Herausforderung darstellte. Das im wahrsten Sinne des Wortes undurchsichtige Spiel liess viel Raum für Spekulation, Interpretation, Träume und Wunschvorstellungen.
Diesmal trifft man sich aber an einem klaren Sommertag anschliessend an die Street Parade auf der für die Super League leicht umgebauten Schützi. Winterthur hat nach den Auftaktpartien gegen Basel, St. Gallen und Lugano (total 1 Punkt) das System und die Spielweise radikal umgestellt. In Genf gegen Servette hat dies letzte Woche schon ziemlich gut funktioniert, und man verlor etwas unglücklich durch einen Penalty in der Schlussphase mit 0:1. Bruno Berner liess sich bei der Neuausrichtung seiner Mannschaft ganz offensichtlich von Mario Frick’s FC Vaduz inspirieren, welcher mit dem gleichen System und Spielweise in der Rückrunde der Saison 20/21 (mit den heutigen Winterthurern Schmid und Di Giusto) gleich viele Punkte wie der FC Basel holte und nur knapp den Klassenerhalt verpasste.
Mehr Fragezeichen beim FCZ vor der Partie
Das 5-4-1 mit Rhombus hat Berners Mannschaft in Genf bereits gut umgesetzt. Man zieht sich in der Regel zurück und lauert auf Konter, läuft dabei den Gegner aber teilweise bereits im Mittelfeld aggressiv an. Entscheidend für das Funktionieren der Spielweise ist, dass die vier Mittelfeldspieler sich seitlich schnell verschieben und häufig in Ballnähe eine Überzahl schaffen. Mit Ball wird dann wann immer möglich direkt nach vorne gespielt. Innenverteidiger Yannick Schmid ist nach seinem Zusammenstoss mit seinem eigenen Torhüter Fayulu in Genf noch fraglich. Vier FCW-Spieler stammen aus dem FCZ-Nachwuchs (Gelmi, Cavar, Dakaj, Di Giusto) und drei weitere haben ebenfalls für den FCZ gespielt (Schättin, H. Kryeziu, F. Rodriguez).
Bringt Franco Foda beim FCZ in der Abwehr wieder die „Liga-Besetzung“ Omeragic und Mets? Oder setzt er auf die bewährten Kräfte Kamberi / Kryeziu / Aliti? Starten im Mittelfeld wie gegen Linfield Condé und Selnaes? Oder werden die beiden durch Hornschuh und Krasniqi ersetzt? Vorne wird der Deutsche Coach wohl nicht auf die formstarken Avdijaj und Marchesano verzichten. Gnonto könnte wieder für Tosin reinkommen. Fast sicher ist: Brecher, Boranijasevic und Guerrero werden wie immer dabei sein.
„Offense wins games, defense wins championships“ ist ein geflügeltes Wort aus dem amerikanischen Profisport, welches häufig auch auf den Fussball angewendet wird. Urs Meier war diese Saison schon zwei Mal bei Züri Live (Derby-3:3und Luzern-4:0) und schwärmte von den Offensivspielern „seiner“ FCZ-Mannschaft. Dieses offensiv-orientierte Team hat tatsächlich auch ein paar grosse Spiele wie den Cupfinal 2014 gegen den FCB oder in der Europa League gegen Villarreal gewonnen. Das Auswärtsspiel hatte der FCZ nach vier Djimsiti-Fehlern in Spanien klar verloren. Im Heimspiel konnte Meier Marcelino, den damaligen Trainer des aktuellen Europa League-Gewinners und zweifachen Champions League-Halbfinalisten, taktisch auf dem falschen Fuss erwischen. Dies trug zu einer frühen 3:2-Führung bei, die bis zum Ende der Partie hielt.
Ohne Defence – kein Championship!
Für die Meisterschaft hat es hingegen dem geflügelten Wort entsprechend nicht gereicht. In jener Saison 14/15 habe die Mannschaft den Titel in den Beinen gehabt, war im Züri Live-Podcast Nummer 2 Davide Chiumiento überzeugt. Man war bis im November an der Spitze dabei, bis zum Foul des ehemaligen FCB-Juniors Sandro Wieser an Gilles Yapi im Brügglifeld. Das zweite defensive Gewissen, Burim Kukeli, spürte zudem nach zwei Jahren Verletzungspause immer noch die Spätfolgen des Fouls des ebenfalls ehemaligen FCB-Juniors Simon Grether in einem Testspiel 2012 und fand nicht mehr auf sein altes Niveau. Ohne gute Defence – kein Championship!
FCZ heute im Gegensatz zur Meier-Ära ohne defensiv unterdurchschnittliche „Offensivstars“
Meier erklärt auch, dass er mit diesem „fast schon Überangebot“ an offensivorientierten Spielern wie Chikhaoui, Chiumiento, Buff, Gavranovic, Etoundi, Chermiti oder Sadiku nicht eine Taktik mit einer sicheren Deckung als Basis habe implementieren können. Im Gegensatz zu André Breitenreiter heute, möchte man anmerken, der ein Team ohne „Offensivstars“ zu einer gerade auch defensiv starken solidarischen Einheit formen konnte – und nahe am ersten Meistertitel seit 2009 steht. Es wäre der 13. bei aktuell 13 Punkten Vorsprung an einem Ort, der für den 13. Mai bekannt ist.
Pechsträhne nach starker Vorrunde 14/15 hängt als Damoklesschwert über dem Saisonstart 15/16
Man muss Urs Meier zustimmen, dass in der Saison 2014/15 wirklich einiges zusammenkam, was gegen den FCZ lief. Meier erwähnt den Afrika-Cup im Januar mit dem Skandalspiel Äquatorialguinea – Tunesien, von welchem sich die mit Titelhoffnungen nach Westafrika gereisten FCZ-Tunesier lange nicht hätten erholen können. Es kam eine beispiellose Serie an Fehlentscheiden hinzu, die in der heutigen VAR-Zeit in dieser Häufung kaum noch denkbar wäre. Trotzdem gelangen dem FCZ in dieser Saison rekordhohe fünf Derbysiege und mit dem 3. Platz erreichte man die Europa League-Qualifikation. Die in vielerlei Hinsicht unbefriedigende Rückrunde trug Meier dann aber als Rucksack über den Sommer mit und als zum Saisonauftakt 15/16 zwar die Leistungen, nicht aber die Resultate stimmten, kam als Folge davon die Freistellung – und ein langes Warten auf den neuen Trainer Hyypiä, was in der Abstiegssaison wertvolle Zeit kostete. „Der Zeitpunkt war schlecht“ meint Meier heute. Er ist aber dankbar, dass er beim FCZ eine tolle Mannschaft habe trainieren dürfen. Heute ist seine Tochter Seraina Piubel Stammspielerin der FCZ Frauen und hat ihr Début in der Nationalmannschaft gegeben.
Meier traut dem FCZ früh den Titel zu
Voll gesetzt hat Meier in seiner FCZ-Trainerzeit auf den eigenen Junior Berat Djimsiti. Kein anderer Spieler hat unter ihm so viele Einsätze gehabt – 158 Wettbewerbspartien. Bei seinem zweiten grossen Förderer Gian Piero Gasperini sind es aktuell mittlerweile 152 Einsätze. Ausserdem sprach Meier bei Züri Live über die Stimmung im Verein, als er auf die Meistersaison 05/06 hin zur FCZ Academy stiess, und dass die Zuzüge von Admir Mehmedi und Innocent Emeghara aus dem Winterthurer Nachwuchs damals auf seine Empfehlung getätigt wurden. Schon beim Derby im Oktober 2021 zeigt sich Meier zudem als einer der ersten auf einen Steilpass von René Borkovic hin öffentlich optimistisch bezüglich FCZ-Chancen auf den Meistertitel in der laufenden Saison 21/22.
Der FCZ bleibt im vierten Jahr in Folge die Nr.1 der Stadt, das war schon vor der Partie klar. Nach dem vierten Derby der Saison kann man zusätzlich sagen: ungeschlagen. Diesmal war der FCZ bei einem Expected Goals-Verhältnis von 2,35 zu 1,1 und insgesamt 20 Abschlüssen ineffizient, angefangen beim ersten in einem Wettbewerbsspiel für den FCZ verschossenen Penalty Antonio Marchesanos. Dies nach 14 verwandelten in Folge (ohne Berücksichtigung des Penaltyschiessens in Yverdon)! Der FCZ-Notenschnitt von Züri Live ist mit 5,6 der tiefste seit dem 1:0-Auswärtssieg in Sion in der 14. Runde. GC setzte fünf Spieler ein, die aus dem eigenen Nachwuchs stammen (Arigoni, Loosli, Morandi, Kacuri, Rastoder), der FCZ in Abwesenheit des gesperrten Mirlind Kryeziu nur vier (Brecher, Dzemaili, Krasniqi, Rohner).
Sturmduo Gnonto / Kramer kann Räume in die Tiefe nicht nutzen
GC setzte im 90er-Jahre Stil auf ein konsequentes Mittelfeldpressing. Die hintere Fünferreihe stand hoch und vor der Mittellinie setzten die drei Stürmer die Zürcher Hintermannschaft im richtigen Moment so unter Druck, dass es dem Breitenreiter-Team sehr selten gelang, einen präzisen Ball nach vorne zu spielen. Raum wäre speziell in der 1. Halbzeit hinter der GC-Abwehr vorhanden gewesen, aber da fehlte zu diesem Zeitpunkt ein Assan Cessay, welcher diesen Raum auch hätte ausnutzen können. Kramer und Gnonto erhielten nach ihren positiven Auftritten zuletzt in Bern die Chance von Beginn weg und konnten diese nicht nutzen. Gnonto blieb ungewohnt blass und Kramer fehlte das richtige Timing oder in anderen Situationen die Ballkontrolle.
Morandi / Bolla provozieren ungewohnte Abstimmungsprobleme bei Guerrero / Aliti
In der Hinterreihe mussten Omeragic, Mets und Aliti häufig ohne Absicherung in den Eins-gegen-Eins Duellen gegen Sène (Omeragic), Momoh (Mets) und Morandi (Aliti) bestehen. Der aus den Nachwuchsabteilungen des Team Ticino und GC’s stammende Giotto Morandi kam nach seinem Kreuzbandriss erstmals in der Startformation zum Einsatz. erzielte den Führungstreffer und stellte die linke Zürcher Seite unterstützt von Bendegúz Bolla auch im Pressing vor Probleme. Der abgesehen von seiner Torvorbereitung eher einen schlechten Tag einziehende Adrián Guerrero (ungewohnt viele Unpräzisionen) und Fidan Aliti hatten in dieser Partie Schwierigkeiten mit dem richtigen Timing beim situativen Wechsel von Manndeckung auf Raumdeckung und umgekehrt. Der tiefe Platz trug das Seinige dazu bei, dass der FCZ seine üblichen Stärken in Form von Offensiv-Automatismen nicht so wie üblich ausspielen konnte.
Omeragic und Dzemaili in der 2. Halbzeit am Anschlag
Der GC-Führungstreffer wurde durch einen Fehlpass Nikola Boranijasevics in der gegnerischen Hälfte eingeleitet und Becir Omeragic liess sich daraufhin im Mittelfeld nachdem ihm Kaly Sène den Ball eigentlich bereits „geschenkt“ hatte, diesen viel zu einfach vom Senegalesen wieder abluchsen. Boranijasevic hatte im dritten Viertel der Partie eine schwache Phase, in welcher ihm fast alles misslang. Er wird genauso wie Coric in Genf gesperrt sein, was einem mit zwiespältigen Erinnerungen mit dem Stade de Genève verbundenen Fabian Rohner zu einem Starteinsatz verhelfen dürfte. Omeragic baute ebenfalls nach der Pause stark ab, hatte speziell in der Rückwärtsbewegung grosse Probleme. Dies zog sich bis zu seinem verletzungsbedingten Ausfall hin – als ob die beiden Einsätze in der U21-Nationalmannschaft als Rechtsverteidiger zu viel für ihn gewesen wären. Die Meniskusverletzung holte er sich in einer Szene, in welcher er in der Rückwärtsbewegung zu wenig investierte und sich so selbstverschuldet in eine Stresssituation brachte. Auch der bereits in den ersten 45 Minuten ungenügend spielende Blerim Dzemaili baute im Verlauf der 2. Halbzeit noch weiter ab. Ausgewechselt wurde aber Doumbia. Nach zwischendurch guten Leistungen gegen Basel und in Luzern fiel Dzemaili zuletzt gegen St. Gallen, in Bern und gegen GC im Vergleich zum Rest der Mannschaft wieder ab. Das Total von 69 Defensivpunkten für das ganze Team in dieser Partie ist niedrig.
Offensivkopfball ein FCZ-Schwachpunkt
Auch Fidan Alitis Auftritt war lange Zeit mässig, sein Ausgleichstreffer (erstes Tor im 77. Super League-Spiel) beflügelte ihn in der Schlussphase dann aber sichtlich. Aliti ist ganz allgemein zur Zeit der Haupt-Zielspieler bei Standards im gegnerischen Strafraum – trotz der für einen Super League- Innenverteidiger eher geringen Körpergrösse von 1,83m, wodurch der Kosovarische Nationalspieler trotz grossen Einsatzes viele Kopfballduelle verliert. Eines der grössten Offensivprobleme des aktuellen FCZ besteht darin, dass die grossgewachsenen Spieler alle schlecht im Offensivkopfball sind. So nutzt es am Ende dann häufig auch nichts, dass man relativ gute Standardschützen hat. Nicht zufällig wurde ein wesentlicher Teil der diesjährigen Standardtore direkt verwandelt. Alitis Abstauber war das neunte FCZ-Wettbewerbstor der Saison auf einen Freistoss. Adrián Guerrero schlug diesen so hervorragend in den Strafraum, dass man bei GC Bendegúz Bolla wegen dessen Abpraller keine allzu grossen Vorwürfe machen kann.
Bledian Krasniqi bringt entscheidenden Schwung
Das Gegentor Morandis war der Weckruf. Zuerst reagierte die Südkurve. Kaum hatte Schiedsrichter Schärer auf den Punkt gezeigt, begann diese richtig Gas zu geben. Die Mannschaft zog mit. Vor allem aber brachten einmal mehr gewisse Einwechslungen Schwung. Bledian Krasniqi trug wesentlich dazu bei, dass sich der FCZ in der gegnerischen Hälfte installieren und in der Schlussphase zu einigen guten Torchancen kommen konnte. Auch den Freistoss zum Ausgleich holte der 20-jährige heraus. Es war seine bisher beste Saisonpartie (erstmals MVP). Neben ein paar guten Auftritten auswärts in Luzern zu Beginn der Saison, beim 6:2 gegen Sion, beim Cup-Aus in Yverdon und dem Auswärtssieg in Lausanne vor der Winterpause war auch viel Leerlauf dabei. Die Kürze des Auftrittes, der Derbycharakter und gewisse Denkpausen zwischendurch haben wohl ihren Teil dazu beigetragen, dass Krasniqi deutlich konkreter auftrat, als in den meisten seiner bisherigen Einsätze der Saison. Vom ersten Ballkontakt an machte er die kleinen Dinge besser, zum Beispiel Kurzpässe in der richtigen Schärfe oder am Ball durch proaktives Handeln zu verhindern, dass der Gegner überhaupt in den Zweikampf kommt. Aus der Startformation hingegen konnten nur Marchesano und Doumbia überzeugen. Dzemaili, Omeragic, Guerrero und Einwechselspieler Coric erhalten im vierten Derby der Saison eine ungenügende Note.
FCZ und Pressing: Extreme Wandlung im Saisonverlauf
GC ging in der 1. Halbzeit ein relativ hohes Tempo, und konnte dieses dann nicht durchziehen, Speziell im mittleren Teil der 2. Halbzeit liessen die Hoppers nach, was der FCZ mit dem durch aggressives Pressing erzwungenen 2:1 nutzte. Bezüglich Pressing hat sich der FCZ im Verlauf der Saison stark verändert. Zu Beginn lag das Breitenreiter-Team bei einem PPDA-Wert zwischen 13 und 14, was dem aktuellen Saisondurchschnittswert des in dieser Wertung „letztplatzierten“ Sion entspricht. Der Wert sagt aus, dass die Walliser ihre Gegner im Durchschnitt in deren eigener Platzhälfte und in der Zone um die Mittellinie (insgesamt 60% des Spielfeldes) 13 bis 14 mal einen Pass spielen lassen, bevor Sion entweder einen Ball abfängt, zu einem Sliding Tackling ansetzt, einen Defensiv-Zweikampf gewinnt, oder ein Foul begeht. Interessant ist der Röstigraben und Risottograben in dieser Wertung. Die Welschen Teams und Lugano (und der FCZ Anfangs Saison) machen am wenigsten Pressing. Luzern, das über weite Strecken einen welschen Trainer hatte, ist im Saisonschnitt in der Mitte anzutreffen.
Die Deutschschweizer Teams machen hingegen viel Pressing. Von den rund 100 Klubs aus Topligen haben nur zwei einen noch tieferen PPDA-Wert als YB: Barcelona und Torino. Auch Basel, St. Gallen und GC sind im Vergleich mit Top-Liga Teams in den oberen 20%. Wolverhampton Wanderers hingegen macht sogar deutlich weniger Pressing als Sion. Die Spielweise des englischen Partnerklubs unterscheidet sich somit sehr stark von derjenigen von GC. Der gerade neu ausgeliehene Bruno Jordao wird sich da erst mal adaptieren müssen. Im Saisonschnitt liegt der FCZ noch zwischen Luzern und GC – bezogen auf die letzten fünf Partien hingegen mittlerweile auf der Höhe des in dieser Wertung Erstplatzierten YB. Und dabei ist der Ausreisser in Lausanne mit einem PPDA-Wert von 11,17 sogar mitgezählt, als sich die Zürcher in der 2. Halbzeit nach der 2:0-Führung zurückzogen. Gegen GC kam der FCZ auf einen Wert von 6,38, was in den Top-Ligen kein Team im Durchschnitt erreicht.
Die Wandlung im Saisonverlauf ist also dramatisch. Gegen Ende der Vorrunde schien es noch, als würde der FCZ den Trend zu mehr Pressing wieder etwas zurückfahren. Unter Berücksichtigung der Testspiele und der ersten zwei Rückrundenpartien muss man hingegen nun sagen: der FCZ ist zu einem distinktiven Pressingteam geworden – in dieser Hinsicht vergleichbar mit YB. Sowohl gegen Luzern und St. Gallen am Ende der Vorrunde wie auch nun gegen Servette und GC lag der PPDA-Wert des FCZ zwischen 6,3 und 7,5. Auch in den Testspielen wurde trotz Müdigkeit viel und schnell in der Angriffszone und im Mittelfeld Druck auf den Gegner gemacht. Speziell das konsequente Gegenpressing führt dazu, dass der Gegner zu langen Bällen gezwungen wird und so die FCZ-Mannschaft immer mehr auseinandergezogen wird und ihre Kompaktheit verliert. Trotzdem wirkt man defensiv auch mit dieser Spielweise auf einem guten Weg. Luzern entwickelt sich unter dem neuen Trainer Mario Frick in dieselbe Richtung wie der FCZ (PPDA-Wert beim Spiel in Lugano: 6,53), so dass alle Deutschschweizer Teams nun in dieser Hinsicht „beisammen“ sind.
Positionstausch Doumbia / Dzemaili – Lösungsansatz fürs Zentrum
Taktisch trat GC wie von Züri Live vermutet aufgrund ihrer Personalsituation gezwungenermassen in einem Rhombus-System mit Viererabwehr an. Adrian Guerrero und Nikola Boranijasevic mussten so im Pressing extra weite Wege gehen (Anlaufen der gegnerischen Aussenverteidiger). Der FCZ spielte dementsprechend als Antwort auf den GC-Rhombus wie schon häufig mit einem Sechser und zwei Achtern. Ousmane Doumbia sagt in vielerlei Hinsicht die Achter-Rolle besser zu, als die des Sechsers. Der Sechser im modernen Fussball muss ein Stratege mit einem optimalen Positionsspiel sein. Das ist ganz und gar nicht die Stärke von Doumbia. Er lebt (ähnlich wie Stephan Seiler) von Spontaneität, Beweglichkeit und Energieanfällen. Um so mehr wenn der FCZ wie oben beschrieben immer mehr zu einer Pressingmannschaft wird, dann braucht es Doumbia dort, wo in so einem Fall die Bälle erobert werden sollen: nämlich vorne. Wie vor dem 2:1-Führungstreffer gegen GC, als Doumbia weit vorne Kawabe so unter Stress versetzte, dass dieser einen zu kurzen Rückpass Richtung eigenen Torhüter spielte, von welchem Tosin profitieren konnte. Als Sechser wäre Doumbia auch nicht in die Position gekommen, wie beim 1:1-Ausgleichstreffer seine Top-Flanke aus dem Halbfeld in Gaël Clichy-Manier hinter die GC-Abwehr auf Assan Ceesay zu schlagen.
Blerim Dzemaili seinerseits bringt in dieser Saison klar bessere Leistungen auf der „Sechs“, als auf der Achterposition. Er entspricht auch viel eher dem Profil des spielintelligenten Strategen und Ballverteilers mit langen Bällen. Daher wäre es sehr empfehlenswert, wenn Doumbia und Dzemaili für den Rest der Rückrunde permanent ihre Positionen tauschen würden. Auf die kommende Saison hin könnte der „Königstransfer“ des FCZ ein strategisch starker Sechser, der auch noch physische Qualitäten mitbringt, sein. Als Idealtyp einer wie der in der Vorrunde bei St. Gallen aktive Ousmane Diakité. Natürlich ist es alles andere als simpel, so einen Spieler fix zu verpflichten. Gute Perspektiven für die kommende Saison könnten das aber etwas vereinfachen. Becir Omeragic hat gegen GC auf der Sechs nicht überzeugt und in der Innenverteidigung verspricht das Trio Mets – Kryeziu – Aliti am meisten Stabilität. Unter anderem führte ein zu riskantes Zuspiel Omeragics zum 0:1-Rückstand. Auch Bledian Krasniqi konnte sich im Derby wie schon gegen Servette nicht empfehlen.
Mirlind Kryeziu, der gegen Servette noch defensiv wie offensiv stark gespielt hatte, war diesmal durchschnittlich. Der in der Vorrunde bestbenotete Tosin trotz seines Tores gar leicht ungenügend. Einige Male machte der Nigerianer aus guten Situationen am gegnerischen Strafraum oder in der Konterauslösung viel zu wenig. Wenn der Nigerianer mit Ball zu viel Zeit zum Nachdenken hat, geht es meist schief. Handelt er intuitiv und schnell, dann klappt es deutlich besser. Ante Coric hingegen bestätigte seine Vorrundenbilanz als FCZ-Kaderspieler mit der besten Plus-/Minusbilanz. Auch gegen GC kam er beim Stand von 1:1 rein und trug unter anderem mit seinem stark geschlagenen Corner zum 3:1 zu den drei Punkten bei. Das Team insgesamt hatte in diesem Derby den tiefsten Wert an Negativpunkten der ganzen Liga-Saison. Man kann also wohl konstatieren, dass es die fokussierteste Leistung der Saison war.
Nikola Boranijasevic: per Aussenrist zum MVP
Nikola Boranijasevic wurde von André Breitenreiter nicht ohne Grund bei der Auswechslung besonders innig geherzt. Dem Serben gelang in der Züri Live-Bewertung sein bisher bestes Spiel im FCZ-Trikot mit seiner ersten glatten „10“. Obwohl er diesmal kein Tor oder Assist verbuchen konnte. Sowohl bei den Offensivpunkten wie bei den Defensivpunkten und Negativpunkten schnitt Boranijasevic im Derby deutlich besser ab, als üblich. Fast schon penetrant spielte der 29-jährige einen Aussenristpass am anderen – und dies penetrant gut! Zum Beispiel das raumöffnende Zuspiel auf Doumbia vor dem 1:1-Ausgleich.
Afrika-Cup Karma an der Super League-Spitze
Er kam sah und traf! Auch direkt nach Siegen mit Gambia am Afrika-Cup hatte Assan Ceesay über Social Media Video- und Text-Nachrichten direkt aus der Kabine an die FCZ-Fangemeinde gerichtet. Er war dankbar, bei der ersten Teilnahme seines Heimatlandes an einem internationalen Turnier dabei zu sein – und freute sich gleichzeitig bereits auf die Rückkehr nach Zürich und die Rückrunde mit dem FCZ. Gambia zeichnete ähnlich wie sein Zürcher Team ein grossartiger Teamspirit aus. Der Belgische Trainer Tom Saintfiet stellte sehr variabel ein und auf – hervorragend auf die jeweiligen Gegner eingestellt. Es kamen Spieler von Dänischen Drittligisten, Englischen Viertligisten und sogar Schweizer Fünftligisten in Startformationen zum Einsatz – und kämpften sich sensationell bis in den Viertelfinal gegen Gastgeber Kamerun. Nach der Rückkehr in die Schweiz war Ceesay zwar müde, aber voller positiver Emotionen für Gambia und den FCZ – und trug ganz wesentlich zum Resultatumschwung in der 2. Halbzeit des 277. Zürcher Derbys bei.
Szenenwechsel: Basel, St. Jakob Park. In der 81. Minute des Heimspiels gegen Sion führt der FCB gemessen an den Torchancen etwas glücklich mit 3:2, als Nasser Djiga für Taulant Xhaka eingewechselt wird. Der 19-jährige ist gerade einmal neun Sekunden (!) auf dem Feld, als er im eigenen Strafraum ungeschickt von hinten bei Gaëtan Karlen aufläuft. Penalty! Der aus der FCZ Academy stammende Anto Grgic hatte den Steilpass in den Strafraum gespielt und verwandelte danach auch den Penalty zum 3:3-Ausgleich (Endstand). Anschliessend erhielt er von Schiedsrichter Piccolo Gelb wegen seiner Finger vor den Mund-Geste gegenüber der pfeifenden Muttenzerkurve. Schon zuvor hatte Grgic das Führungstor Itaitingas mit einem ideal ge-time-nten Zuspiel aufgelegt und den 2:2-Ausgleich mit einem magistralen Direkten Freistoss erzielt.
Djiga ist auch nach dieser Szene völlig von der Rolle und sorgt mit zwei unmotivierten Fehlpässen in der eigenen Platzhälfte beinahe noch im Alleingang für die Basler Niederlage – nur eine grandiose Parade Heinz Lindners gegen einen Wesley-Weitschuss verhindert dies. Die Führungsriege des FC Basel hatte Djiga die Freigabe für den Afrika-Cup verweigert, was in dessen Heimatland Burkina Faso grosse Wellen warf. Vom Rheinknie aus musste Djiga mitverfolgen, wie seine Mannschaft sich für die Achtelfinals qualifizierte und auch dort weiterkam. Einen Tag nach der Halbfinalqualifikation seines Teams durch einen 1:0-Sieg gegen den Favoriten Tunesien sass Djiga zum Auftakt der Super League-Rückrunde in Luzern 90 Minuten auf der Ersatzbank. An seiner Stelle spielte der gelernte Mittelfeldspieler Wouter Burger neben Andy Pelmard in der Innenverteidigung. Im Abwehrzentrum Burkina Fasos kamen an der Seite des gesetzten Tapsoba derweil Akteure wie Ouattara oder Dayo zum Einsatz, die in der Marokkanischen Liga engagiert sind. Den Halbfinal verlor Burkina Faso so mit 1:3 gegen den Senegal.
Die Schlüsse aus den zwei Geschichten von Assan Ceesay und Nasser Djiga soll jeder selbst ziehen. Aber es gibt Menschen, die in solchen Fällen von Karma sprechen.
GC ist im 276. Zürcher Derby lange Zeit die bessere Mannschaft. Der FCZ geht durch zwei Fehler des Gegners trotzdem früh mit 2:0 in Führung. Stürmer Rodrigo Pollero erzielt nach einem Omeragic-Vorstoss sein erstes Ligator, nachdem Noah Loosli das Offside aufgehoben hatte. Der FCZ nutzt bei diesem Treffer also einen ähnlichen Fehler aus, wie schon beim Siegtreffer gegen Lugano. Beim 2:0 durch Blerim Dzemaili in der 10. Minute (erstes Tor für seinen Stammklub nach beinahe 15 Jahren!) macht Christian Herc bei einem Zuspiel von Georg Margreitter hinten heraus im falschen Moment einen Richtungswechsel.
Brecher und Dzemaili nicht parat
Dass GC danach die Partie bis zur 35. Minute auf 3:2 dreht, entspricht eher dem Gezeigten, auch wenn drei Standards dafür verantwortlich sind. Nach Leo Bonatinis Penaltytreffer ist auch der hervorragend ausgeführte Eckball von Petar Pusic und das Kopfballtor von Margreitter am nahen Pfosten für den FCZ fast nicht zu verteidigen, auch wenn Yanick Brecher im Moment des Abschlusses für diesen nicht bereit ist. Der Eckball war aus einem Pass Mirlind Kryezius ins Mittelfeld entstanden, bei dem Blerim Dzemaili im lockeren Rückwärtsschritt ebenfalls nicht genügend parat für das Zuspiel war.
Déjà vu aus dem ersten Derby
Das 3:2 der Grasshoppers war dann wiederum eine stark umgesetzte Einwurf-Situation, die an den 2:1-Siegtreffer Assan Ceesays im ersten Derby der Saison erinnerte. Der Einwurf entstand im Anschluss an einen Ballverlust von Marchesano gegen Kawabe in der eigenen Hälfte. Das Gegentor wäre wohl verhindert worden, wenn Fidan Aliti Petar Pusic ausserhalb des Strafraumes so in den Rücken gestossen hätte, wie das die “Hoppers“ in dieser Partie umgekehrt häufig ungestraft praktizieren durften. Unverständlich, dass zur Zeit mehrere Liga-Schiedsrichter auch in Partien mit Beteiligung von anderen Klubs Mühe damit haben, das Verletzungsgefahr mit sich bringende und dem gepflegten Offensivspiel abträgliche Stossen mit den Händen in den Rücken von einer normalen (und erlaubten) Körpercharge zu unterscheiden.
Adrian Guerrero als Antreiber des FCZ-Spiels
Erst ab der 60. Minute unmittelbar nach der Einwechslung Wilfried Gnontos, kam der FCZ endlich ins Spiel. Der Italiener sorgte für viel Bewegung in der Spitze. Antonio Marchesano rückte ins Mittelfeld zurück. Auch der zehn Minuten vor Schluss eingewechselte Ante Coric war ein Gewinn. Aus der Startformation spielte vor allem Adrian Guerrero stark. Nach einer gewissen Delle seiner Leistungskurve in den letzten Partien war der Spanier gerade in der 2. Halbzeit der eigentliche Antreiber des Zürcher Spiels. Auch Nikola Boranijasevic auf der anderen Seite spielte (vor allem defensiv) gut. Aus dem Zentrum kam hingegen etwas zu wenig. Aktuell ist Marchesano nicht mehr ganz in seiner Topverfassung. Sturmpartner Pollero hatte viele Ballverlusten – erzielte aber auch zwei Tore und hatte nach Vorarbeit von Gnonto am Ende noch die Chance zum Siegtreffer.
Erstes Saisontor auf eine Flanke
Auch Guerreros Standards und Flanken (mit beiden Füssen) kamen wieder gut – eine davon fand den Kopf von Rodrigo Pollero zum 3:3- Ausgleich in der 66. Minute. GC rückte in dieser Situation in der Mitte nicht raus, der Rechte Aussenläufer Dominik Schmid sah sich deshalb bemüssigt an die Mittellinie ins Forechecking zu stürmen, und liess dabei seine Seite für Guerrero frei. Der 3:3-Ausgleich war auch das erste Saisontor des FCZ auf eine klassische Flanke und erst das zweite auf eine Hereingabe von der Seite nach dem 1:1-Ausgleich im ersten Derby, als Marchesano durch Ceesay von der Seite bedient worden war. Positiv beim FCZ herauszuheben sind sicherlich die einstudierten Varianten bei Cornern von Krasniqi und Coric.
FC Zürich mit Abschlusseffizienz
Insgesamt war das Derby zwar spannend, intensiv und torreich, aber die Anzahl guter Offensiv- und Defensivaktionen war kleiner, als in anderen Spielen. Es wurde speziell von FCZ-Seite viel mit Hohen Bällen agiert. Beim Ballbesitz (58%) gab es beim FCZ eine weitere Steigerung. Bezüglich Abschlüssen insgesamt war das Breitenreiter-Team (dank der letzten halben Stunde) etwas im Vorteil, GC hatte statistisch hingegen die besseren Möglichkeiten bei einer Expected Goals-Quote von 0,64 : 1,78 aus FCZ-Sicht. Selbst wenn man den Penalty (Expected Goals: 0,76) nicht miteinberechnet, ist das Verhältnis immer noch 0,64 : 1,02. Auch der Fakt, dass der FC Zürich in der 66. Minute seinen dritten Treffer mit dem erst sechsten Abschluss erzielte, spricht für die hohe Effizienz in dieser Partie.