Uma’s Woche der verlorenen Luftduelle / YB – FCZ Analyse

YB geht gegen den FCZ diesmal nicht mit der gewohnten Physis ins Spiel und lässt den Gästen aus der Limmatstadt mehr Raum als üblich. Diese nutzen dies unter anderem mit Neuverpflichtung Grégory Sertic, der mit seiner Ruhe und präzisen Bällen in der ersten halben Stunde immer wieder für Entlastung sorgt. Danach baut der Franzose deutlich ab und verpasst mit wenig erbaulicher Körpersprache die Möglichkeit, den Konter zum 2:0 YB’s noch aufzuhalten oder zumindest zu bremsen. Gleichzeitig kommt YB immer mehr auf, und als der FCZ nach dem Wiederanpfiff ein paar Minuten lang viel zu zögerlich in die Zweikämpfe geht, kommt der YB-Express richtig ins Rollen. Zusammen mit der 1:3-Niederlage in St. Gallen zum Rückrundenauftakt resultiert somit nach 60 Minuten weitgehend fehlenden Dagegenhaltens am Ende mit 4,1 die tiefste Durchschnittsnote der Saison.

Wie im Nachhinein bekannt wurde, spielte Joel Untersee die gesamte Zweite Halbzeit mit gebrochenem Lendenwirbel – eine Fraktur, die er sich ganz offensichtlich vor der Pause zugezogen hatte, als er mit gespreizten Beinen in der Luft eine Berner Flanke zum Corner klärte, in diesem Moment von der «Dampfwalze» N’Samé umgemäht wurde, und auf den Rücken fiel. Trotzdem zeigte Untersee eine ordentliche bis gute Partie und war letztendlich gar der einzige Zürcher Seitenspieler mit einer positiven Züri Live-Bewertung. Obwohl bei YB Kevin Mbabu fehlte, war gerade die linke Zürcher Seite anfällig, auf welcher Marco Schönbächler den gegen einen solchen Gegner häufig noch etwas unbedarft agierenden Levan Kharabadze immer wieder im Stich liess. Der eingewechselte Débutant Lavdim Zumberi (19) spielte auf einer der beiden 8er-Positionen, fand da aber in den letzten 18 Minuten nicht mehr richtig ins Spiel, wie überhaupt die Einwechslungen zum zweiten Mal in dieser Rückrunde wenig fruchteten.

Wenige Tage nachdem Umaru Bangura gegen Napoli mit Koulibaly bei Eckbällen so viel Mühe gehabt hatte, und nur mit Glück in solchen Szenen um ein Gegentor herumgekommen war, liess der Zentrale Abwehrspieler seinen Gegenspieler Christian Fassnacht kurz nach der Pause auf einen Corner von Thorsten Schick das 1:0 köpfen. Nur mit Andreas Maxsø alleine wird es für den FCZ bei solchen Standards eng, wenn der Gegner mehr als einen wirklich guten Offensivmann in der oberen Etage hat, wie das bei YB selbst ohne Hoarau der Fall ist. Assan Ceesay kann am nahen Pfosten hilfreich sein, ist aber für die Manndeckung trotz seiner Grösse wohl nicht wirklich geeignet. Etwas unerklärlich mutet hingegen an, dass Umaru Bangura selbst bei hohen Bällen durch YB-Keeper Von Ballmoos zum Teil ebenfalls an Stelle von Maxsø ins Luftduell mit N’Samé ging.

In der Startformation des FCZ standen mit Yanick Brecher, Toni Domgjoni und Antonio Marchesano drei Akteure, welche vor einem halben Jahr bei der 0:4-Niederlage gleichenorts aufgelaufen waren (bei YB: sieben). Es scheint, als ob wenig personelle Veränderungen zu mehr Erfolg führen. Oder ist es umgekehrt? Erfolg führt zu wenig personellen Veränderungen? Letztendlich ist es wohl so richtig: ist man auf einem guten Weg, bergen zu grosse personelle Veränderungen die Gefahr, von diesem Weg abzukommen – zu wenige allerdings auch (fehlende Konkurrenz). Hat man hingegen gemessen an den eigenen Ansprüchen noch zu wenig Erfolg, tendiert man stärker dazu, alles in Frage zu stellen – unter anderem auch das Personal.

Leider werden die irregulären Treffer von YB im Wankdorf langsam zur Gewohnheit. Zum dritten Mal in den letzten vier Duellen profitierten die Berner bei einem wichtigen Tor gegen den FCZ von einem nicht gepfiffenen Foulspiel – nach Mbabu gegen Rüegg und Hoarau gegen Winter war es diesmal ein Foul Von Bergens am eigenen Strafraum gegen den sich in ausgezeichneter Passposition befindlichen Khelifi, was nicht nur eine gute Zürcher Ausgleichschance verhinderte, sondern gleich auch noch das 2:0 durch Nicolas Moumi Ngamaleu ermöglichte.

YB – FCZ 2:0 (0:0)

Tore: 48. Fassnacht (Schick) 1:0, 59. Moumi (N’Samé) 2:0.

 YB: Von Ballmoos; Schick, Wüthrich, Von Bergen, Benito; Fassnacht (79. Gaudino), Sow, Lauper, Moumi (89. Mambimbi); Assalé (75. Garcia), N’Samé.

 FCZ: Brecher; Untersee, Bangura, Maxsø, Kharabadze; Sertic, Domgjoni; Khelifi (72. Odey), Marchesano (75. Winter), Schönbächler (72. Zumberi); Ceesay.

 

 

 

Ludovic Magnin: „Es braucht mehr als ein Wunder“

Die Verletztenliste ist mit den beiden italienischsprechenden Joel Untersee und Antonio Marchesano (Gute Besserung!) nach dem YB-Match noch etwas grösser geworden. Es fehlen gleich drei Aussenverteidiger. Alle zur Zeit verfügbaren und gemäss UEFA-Liste einsetzbaren Spieler der 1. Mannschaft sind daher an den Fuss des Vesuv mitgereist – plus U18-Torhüter Serkan Polat. Trainer Ludovic Magnin spricht im Interview mit Radio Zürisee und Züri Live über Metaphern und die bevorstehende Herausforderung im San Paolo:

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Niederlage trotz 43 Top-Defensivaktionen / FCZ – Napoli 1:3 Analyse

In den meisten Fällen ist es so: die nachträgliche Analyse eines Spiels nach Studium der Bilder deckt sich grosso modo mit den Eindrücken am Spiel – in der Regel mit der ein oder anderen Ausnahme. Dann gibt es ab und zu aber auch Partien wie das Napoli-Heimspiel. Der Eindruck von der Leistung des FCZ im Stadion und kurz nach der Partie war schlecht. Die nachträgliche Analyse revidierte dieses Bild dann aber wesentlich. Es ist nicht so, dass es sich nun auf einmal um eine Glanzleistung handelte, aber medioker wars ebenfalls nicht. Am stärksten drückt sich dies bei der Statistik der Anzahl Top-Defensivaktionen aus: 43 bedeuten Rekord nicht nur für diese Saison, sondern es wäre auch letzte Saison der höchste Wert gewesen – jeweils mit Abstand. Der zweithöchste Wert in der aktuellen Saison beträgt 32 und stammt vom Heimspiel gegen YB (3:3).

Ganz generell hatte der FCZ in umkämpften Heimspielen gegen mehrheitlich starke Gegner am meisten Top-Defensivaktionen – Napoli, YB, Leverkusen, GC und St.Gallen. Der Limmatstadtclub scheint im Letzigrund bissiger aufzutreten und hat in der Meisterschaft zu Hause bisher mehr als zweieinhalb Mal weniger Gegentore als auswärts erhalten. Starke Gegner und umkämpfte Spiele wiederum stellen in jeder einzelnen Aktion Herausforderungen dar, welche die Mannschaft grossmehrheitlich bestanden hat. Dies gilt selbst für das Heimspiel gegen Napoli, sonst hätte es eine negative Durchschnittsnote abgesetzt – wie das in Basel, Razgrad oder zuletzt in St. Gallen der Fall gewesen war.

Die Züri Live-Durchschnittsnote gegen Napoli war 5,8. Dies ist vergleichbar mit beispielsweise dem Heimspiel gegen Basel (1:1), der Auswärtspartie bei AEK Larnaca (1:0), dem Vorrunden-Auswärtsspiel in St. Gallen (2:3) oder dem Heimspiel gegen Lugano (0:0) zum Abschluss der Vorrunde. Partien mit unterschiedlichem Ausgang, die aber alle zu den besseren 50% der FCZ-Partien der Vorrunde gehörten. Beim Heimsieg gegen Leverkusen (3:2) erreichte das Team mit 6,9 den bisher höchsten Notenschnitt der Saison, mehr als eine ganze Note höher als gegen Napoli. Leverkusen hat auch zum jetzigen Zeitpunkt nicht das Niveau von Napoli und hatte es in der sportlichen Krise des Herbstes erst recht nicht. Um gegen Napoli einen Punkt erreichen zu können, hätte die FCZ-Durchschnittsnote im Vergleich zum Leverkusen-Heimspiel wohl noch eine Note höher (statt tiefer) sein müssen.

Es war vom FCZ eine tendenziell eher gute Leistung, aber man war weit davon entfernt, eine Saisonbestleistung abzuliefern. Einzelne Spieler agierten für ihre Verhältnisse trotzdem überdurchschnittlich. Toni Domgjoni ist hier speziell hervorzuheben. Der 20-jährige wirkte von Beginn weg deutlich spritziger, aufmerksamer und vor allem defensiv effektiver als zuletzt, als er mit vier ungenügenden Züri Live-Noten in den letzten sieben Spielen eine klare Abwärtstendenz gezeigt hatte. In den durchaus erfreulichen ersten 10 Minuten der Partie ging Domgjoni mit gutem Beispiel voran und stopfte auch dann noch unauffällig aber effektiv manches Loch, als der FCZ als Team nach dem unnötigen 0:1 stark unter Druck kam.

https://soundcloud.com/fcz-radio/haben-das-gegenteil-geplant-nef-heki-kryeziu-brecher-nach-napoli-heimspiel

Yanick Brecher ist ein weiterer typischer Fall. Wie kann ein Torhüter mit einem groben, spielentscheidenden Schnitzer im Endeffekt mit Note 7 deutlich über seinem eigenen Züri Live-Saisonschnitt von 5,2 liegen? Erstens: dass der Fehler entscheidend für das erste Gegentor war, wurde in der Punktevergabe durchaus berücksichtigt. Andererseits blieb es aber der einzige echte Fehler Brechers in diesem Spiel – im Gegensatz zu anderen Partien in der heimischen Liga, wo der Zürcher Keeper immer wieder mal drei oder vier schlechte Aktionen hat, die dann aber viel weniger effektiv von den jeweiligen Gegnern ausgenutzt werden. Die Bewertung der Leistung der Spieler sollte aber unabhängig von der Stärke und Effizienz des Gegners sein.

Zweitens hatte Brecher gegen Napoli mehr Gelegenheiten sich auszuzeichnen, und hat dies tendenziell gut gemacht. Drittens: auch wenn der entscheidende Fehler zum frühen 0:1 dem erfolglosen Versuch entsprang, den Ball auf dem sich in unterdurchschnittlichem Zustand befindlichen Letzigrundrasen hinten herauszuspielen, schlug Brecher gleichzeitig gegen Napoli auch mehr lange hohe Bälle nach vorne als sonst, da er ganz generell relativ viele Ballkontakte hatte und Napoli gut „presste“. Und diese langen hohen Bälle mit beiden Füssen sind die grösste Stärke des 25-jährigen Männedorfers.

https://soundcloud.com/fcz-radio/riisaflop-fcz-napoli-13-highlights

Napoli war gewarnt, dass der FCZ versuchen wird, von Beginn weg Vollgas zu gehen, spielte daher erstmal äusserst vorsichtig, und wollte um jeden Preis Ballverluste vermeiden. Der FCZ trat nicht wie viele kleinere Serie A-Klubs mit einer Fünferabwehr, sondern in einem 4-1-4-1 an. Umaru Bangura übernahm dabei die Rolle des «6-ers». Diese Position hatte er zu Beginn seiner Profikarriere beim Norwegischen Hönefoss regelmässig und später bei Haugesund gegen Spitzenteams wie Rosenborg ebenfalls punktuell gespielt. Der Nationalspieler Sierra Leones vermochte im Europa League Sechzehntelfinal-Hinspiel aber speziell defensiv nicht zu genügen – mit Ausnahme eines dank seiner Schnelligkeit abgefangenen schnellen Gegenstosses. Napoli nutzte die Lücken hinter der vorderen Zürcher Viererreihe allerdings auch besonders geschickt, indem es systematisch dem ballführenden Spieler in der Spieleröffnung zwei nahe beieinanderliegende Anspielstationen bot, von denen Bangura nur eine, manchmal auch gar keine abzudecken vermochte.

Auch die Aufgabe, Kalidou Koulibaly bei gegnerischen Eckbällen in Manndeckung zu nehmen, war eine Nummer zu gross für Bangura. Er verlor den für Senegal spielenden Franzosen jedes Mal aus den Augen und das eine Mal, als dies nicht passierte, hätte es wegen «Klammerns» eigentlich Penalty für Napoli geben müssen. Überhaupt hatte das Trio um Champions League-Finalschiedsrichter Milorad Mazic auch im Letzigrund keinen guten Tag. In der Nachspielzeit verweigerte dieser auch dem FCZ einen klaren Penalty, als Koulibaly im eigenen Strafraum den Ball zwischen Arm und Körper einklemmte. Dazu wurden mehrere Handspiele in der Offensivzone (Milik, Zielinski, Kololli) trotz guter Sicht auf das Spielgeschehen genauso übersehen wie vier klare Offsidepositionen Napolis, von denen glücklicherweise keine zu einem Treffer führte. Dazu kamen falsche Einwurfentscheidungen direkt vor der Nase der Assistenten und eine schlechte Positioniering Mazics, mit der er einen Querpass Maxsøs abfälschte und einen Konter Napolis einleitete, den Hekuran Kryeziu mit einem taktischen Foul stoppte – was diesem die Sperre fürs Rückspiel einbrachte. Dafür wird „Heki“ nun für das wichtige Heimspiel gegen Luzern wohl ausgeruht antreten können.

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Die Führung mit einem und dann zwei Toren kam den Gästen vom Vesuv natürlich entgegen. Im Zweiten Durchgang fuhr Napoli einen Gang zurück und machte es dem FCZ deutlich einfacher. Ein Leistungsträger nach dem anderen wurde schonungshalber ausgewechselt (allerdings gingen beim FCZ mit Domgjoni und Winter ebenfalls zwei der besten relativ früh vom Feld). Dies ging aus Napoli-Sicht beinahe noch schief, denn das Team von Magnin / Van Eck / Kadar / Taini hätte in der Schlussphase mit etwas mehr Glück noch ein Unentschieden erreichen können. Zu diesem Zeitpunkt stand auch der in der Angriffszone weiterhin eher glücklos agierende Stephen Odey (keine einzige Torchance!) nicht mehr auf dem Platz – bei Napoli hingegen der eingewechselte Verteidiger Sebastiano Luperto, zusammen mit Starspieler Lorenzo Insigne der einzige Spieler aus dem eigenen Nachwuchs im Kader (beim FCZ sind es 13). Das war aber wohl kaum der Grund, warum das Letzigrundteam bei Eckbällen jeweils zwei Mann am vorderen Pfosten und zwei vor dem Strafraum, aber keinen beim Narrenfreiheit geniessenden Luperto postiert hatte.

FCZ – Napoli 1:3 (0:2)

Tore: 12. Insigne (Milik) 0:1, 21. Callejon (Malcuit) 0:2; 77. Zielinski (Callejon) 0:3, 83. Kololli (Handspenalty) 1:3.

FCZ: Brecher; Untersee, Nef, Maxsø, Pa Modou; Bangura; Winter (67. Ceesay), H. Kryeziu, Domgjoni (46. Marchesano), Kharabadze; Odey (80. Khelifi).

Napoli: Meret; Malcuit, Maksimovic, Koulibaly, Ghoulam (76. Luperto); Callejon, Allan (59. Diawara), Ruiz, Zielinski; Milik, Insigne (68. Ounas).

 

Schönbi mit erster Torchance seit vier Monaten / FCZ – GC Derby-Analyse

https://soundcloud.com/fcz-radio/marchesano-prallt-bei-diani-ab-wie-ein-laubblatt-fcz-gc-spielinfos

Nach dem 1:3 zum Auftakt in St. Gallen ist der FCZ im 273.Derby mit dem gleichen Ergebnis auf der Siegerseite und gewinnt auch das dritte Derby der Saison mit zwei Toren Unterschied. Der Ballbesitz war diesmal allerdings ausgeglichener verteilt als in den ersten zwei Stadtduellen, als Verlierer GC jeweils klar mehr den Ball in den eigenen Reihen hatte. Der FCZ profitierte dabei auch von in der Zweiten Halbzeit wie so häufig in dieser Saison stark nachlassenden Grasshoppers. Es kam in den Zweikämpfen mit zunehmender Spieldauer deutlich weniger Druck vom Gegner, so dass Bangura zu Vorstössen über den halben Platz ansetzen und Hekuran Kryeziu die Bälle gleich im Multipack locker mit jeweils einer Ballberührung in alle Richtungen verteilen konnte. In der 1. Halbzeit erzielte Neuverpflichtung Levan Kharabadze früh in seinem zweiten Wettbewerbsspiel für den FCZ bereits sein erstes Tor. Es war gleichzeitig das erste FCZ-Super League-Tor der Saison auf einen Standard.

https://soundcloud.com/fcz-radio/fcz-gc-31-highlights-273-zurcher-derby

In der Schlussviertelstunde, wo nur der FC Basel noch mehr Gegentore kassiert, als GC, sorgten Andreas Maxsø (ebenfalls sein erstes Tor für den FCZ) und Toni Domgjoni für die Entscheidung. Bei beiden Treffern war Hekuran Kryeziu im Rückraum richtig gestanden und hatte den Ball jeweils direkt und schnell zur Zweiten Welle nach einem Einwurf beziehungsweise Eckball für den FCZ wieder ins Spiel gebracht. Beim 2:1 Maxsøs, der es sichtlich genoss, auch mal ein eigenes Tor vor der Südkurve bejubeln zu dürfen, fokussierten sich beim Gegner Cvetkovic und Diani beide auf Kololli und vergassen dabei den FCZ-Dänen. Zur Pause hatte der FCZ vom 3-4-1-2 auf ein 4-4-1-1 umgestellt, um die Abwehr numerisch zu verstärken und die Seiten besser dicht zu machen. Die im ersten Durchgang immer wieder für Gefahr sorgenden GC-Flügel Ngoy und Ravet vermochten ihre Wirkung nicht im gleichen Mass aufrecht zu erhalten.

Die Variante mit Benjamin Kololli als zweiter Stürmer neben Stephen Odey scheint aber trotzdem Potential zu haben, weil sich diese beiden relativ gut ergänzen. Gar nicht in die Partie fand hingegen Antonio Marchesano auf der 10-er Position – und prallte am gegnerischen «Sechser» Djibril Diani mal für mal wie ein Curling-Stein ab. Der in der 66. Mimute eingewechselte Marco Schönbächler gefiel hingegen als Joker und kam zusätzlich zu seinem Assist zum 3:1 zu seiner ersten Torchance seit dem Heimspiel gegen Ludogorets am 4. Oktober, welche aber von GC-Keeper Heinz Lindner pariert werden konnte. «Ich hatte zu zentral gezielt», meinte «Schönbi» anschliessend in der Mixed Zone gegenüber Züri Live.

FCZ – GC 3:1 (1:0)

Tore: 7. Kharabadze (Kololli) 1:0, 38. Holzhauser (Handspenalty) 1:1; 80. Maxsø (Nef) 2:1, 85. Domgjoni (Schönbächler) 3:1.

FCZ: Brecher; Nef, Bangura, Maxsø; Winter (89. M. Kryeziu), H. Kryeziu, Domgjoni, Kharabadze; Marchesano (66. Schönbächler); Odey, Kololli (82. Khelifi).

 GC: Lindner; Gjorgjev, Cvetkovic, Rhyner, Goelzer; Diani, Holzhauser; Ravet, Bajrami (83. Taipi), Ngoy (80. Mallé); Djuricin (70. Tarashaj).

 

Levan Kharabadze, wie fühlst du dich nach diesem Derby?

Levan Kharabadze, wie fühlst du dich nach diesem Derby?

Es ist sehr schön hier zu spielen. Heute haben wir alle gut gespielt. Ich bin zufrieden, dass ich ein Tor erzielen konnte. Ich werde mir Mühe geben, mit dem FCZ weitere gute Spiele abzuliefern.

Wie war der Moment, als du das Tor erzielt hast?

Ich habe es selbst nicht geglaubt, dass ich jetzt grad dieses Tor erzielt habe. Und war natürlich happy.

Hast du überhaupt schon mal zuvor im Profibereich ein Kopfballtor erzielt?

Ja, das ist mir schon zuvor mal gelungen.

Wie kommst du im Team zurecht? Wie verständigst du dich?

Die Jungs helfen mir. Andris Vanins kann gut Russisch und übersetzt für mich alles. Der Trainer ist auch gut zu mir. Und das ganze Team tut alles dafür, dass ich mich wohl fühle.

Wie ist es dazu gekommen, dass du in Zürich gelandet bist? Hattest du noch andere Angebote?

Der FCZ-Sportchef ist zu uns nach Georgien geflogen und hat mich spielen gesehen. Ich weiss nicht, aber offenbar hat ihm das gefallen. Und der FCZ hat mich genommen.

Und wie ist jetzt der Kontakt mit den Eltern?

Wir telephonieren regelmässig. Sie kommen in ein paar Tagen nach Zürich und bleiben eine Woche.

Wohnst du nun zum ersten Mal alleine? Wie steht es mit Haushalt, Kochen,…?

Das ist kein Problem. Meine Mutter hat mir alles beigebracht.

Wie sind die Reaktionen bei den Fussballfans und -kommentatoren in Georgien?

Sie haben mir gratuliert. Sie sind alle happy, dass ich hier beim FCZ bin.

FCZ heute wieder mit erfolgreicher Derby-Taktik?

Im 273. Zürcher Derby wird FCZ-Trainer Magnin nicht auf der FCZ-Bank sitzen. Somit entgeht dem Publikum die mögliche Fortsetzung des Disputs mit GC-Trainer Thorsten Fink nach dem letzten Derby, als der Waadtländer von seinen jungen Spielern redete und dass der FCZ noch mehr Tore hätte schiessen können, was den GC-Coach kurz nach der empfindlichen Niederlage auf die Palme brachte. In Bezug auf das Durchschnittsalter der beiden Mannschaften durchaus etwas verständlich. GC trat schon damals mit einer jungen Equipe (Durchschnittsalter: 23,3 Jahre, mit Bajrami, Zesiger, Diani, Pinga, Ngoy, Kamber) an im Vergleich zum FCZ, der mit Durchschnittsalter 27,8 Jahren (unter anderem mit Bangura, Nef und Winter) eigentlich eine sehr erfahrene Truppe aufs Feld geschickt hatte. Dies war beim ebenfalls mit 2:0 durch den FCZ gewonnenen ersten Derby der Saison noch anders gewesen, als die beiden Startformationen (25,2 vs. 25,1 Jahre) gleich alt gewesen waren.

Für heute könnte der FCZ durchaus wieder eher mit einer erfahreneren Mannschaft antreten, da Alain Nef (vor allem im Falle einer Dreierabwehr) oder Adrian Winter (nachdem die Flügelspieler in St. Gallen nicht wirklich überzeugt hatten) echte Alternativen für die Anfangsformation darstellen. Angesichts des weiteren Ausfalls von Pa Modou (und Kevin Rüegg) wird das Aussenduo im Falle einer Viererabwehr wohl erneut Untersee / Kharabadze lauten und damit relativ jung sein – Adrian Winter wäre aber rechts auch in diesem Fall eine Alternative. Im Derby vom Dezember hatte GC «keinen Stich» gehabt, was die damalige Aufregung bei Coach Fink miterklärt. Es war das offensiv harmloseste Spiel der «Heugümper» im gesamten letzten Jahr mit einem mickrigen statistischen Wert von gerade mal 0,05 erwarteter Tore («expected Goals»). Anders gesagt: GC hätte in 20 solcher Spiele nach Einschätzung der Analysten total nur 1 Tor erzielt. Dieser Wert war sogar noch tiefer als bei der 0:4-Klatsche mit einem Mann weniger zuletzt gegen den FC Basel (0,07).

Aber Achtung! Der dritttiefste Wert an erwarteten Toren im Laufe des letzten Jahres (0,09) reichte GC beim Derby vom 25. Februar trotzdem zum Sieg. Das 1:0 von Jeffren in der 16. Minute bedeutete gleichzeitig das Endresultat. Es war der letzte Derbysieg der Grasshoppers, damals noch unter Trainer Murat Yakin und beim Amtsantritt Ludovic Magnins. Rasmus Thelander hatte beim entscheidenden Gegentreffer eine «lange Leitung», erwartete immer noch einen GC-Angriff über die Seite inklusive Anweisung an Kevin Rüegg, höher zu stehen, als die GC-Attacke sich längst Richtung Mitte verlagert hatte. Dann kam der später mit Gelb-Rot vom Platz fliegende Cédric Brunner auch noch zu optimistisch aus seiner Position raus. Am Ende wurde aus den 0,09 expected Goals aber nur ein Tor, weil einerseits der Abschluss von Jeffren stark war und andererseits vor allem Yanick Brecher falsch stand und den eigentlich vom Druck machenden Bangura wesentlich begrenzten Abschlusswinkel nicht wirklich abdeckte. Den Assist mit einer direkten Weiterleitung hatte übrigens Rifet Kapic geliefert, der gestern bei seinem Ex-Verein und Bosnischen Tabellenführer FK Sarajevo als Leihspieler von GC vorgestellt wurde.

Der FCZ kann nach drei Jahren, in welcher GC die Oberhand hatte, diese Saison bereits im dritten Derby das Stadtduell für sich entscheiden! Speziell an den ersten beiden Derbies der Saison war, dass sie gleichzeitig die Spiele mit dem kleinsten FCZ-Ballbesitz darstellten. Die Jungs von der Allmend Brunau hatten gegen GC also im Schnitt noch weniger Ballbesitz als gegen YB, Basel oder Leverkusen. Wird das heute von Assistenztrainer und ehemaligen Verteidigerhaudegen René Van Eck an der Linie gecoachte Team dem Gegner auch diesmal das Szepter überlassen und sich (ähnlich wie St. Gallen gegen den FCZ am Mittwoch) fast ausschliesslich aufs Kontern und Toreschiessen fokussieren?

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