Achterbahnfahrt von der besten 1. Halbzeit in die schlechteste 2. Halbzeit der Saison / 284. Derby-Analyse

DAS ZÜRCHER DERBY WIRD IMMER POPULÄRER / 284. DERBY-VORSCHAU (Züri Live)

Wie kann so etwas passieren? Die 1. Halbzeit des FC Zürich im 284. Zürcher Derby ist überragend! Mit einem Notenschnitt von 7,1 die beste der ganzen Saison. Nach der Pause der Absturz: Notenschnitt 4,8 und somit die schlechteste 2. Halbzeit der ganzen Saison. Fast mit dem Schlusspfiff erzielt dann auch noch Pascal Schürpf den vielumjubelten 2:1-Siegtreffer für GC. Auf der gleichen Platzseite wie in der Meistersaison Assan Ceesay für den FCZ.

Justin Hammel mit der Torwart-Aktion der Saison

Das erste Duell nach der Übernahme von GC durch den LAFC beginnt äusserst flott. Der FCZ gibt mit viel Direktspiel Vollgas. Schon nach wenigen Sekunden köpft Afriyie einen Flankenball Guerreros nach einer 180 Grad-Drehung Conceiçãos auf der linken Seite knapp am Pfosten vorbei. Bledian Krasniqi erzielt in der 20. Minute ein spektakuläres Tor zur 1:0-Führung. GC-Goalie Justin Hammel hält seine Mannschaft daraufhin aber im Spiel. In der 30. Minute wohl mit der bisherigen Torwart-Aktion der Saison! Bei einer Vierfachchance (!) des FCZ pariert der 23-jährige innert Sekundenfrist die ersten drei Abschlüsse aus kurzer Distanz mit drei verschiedenen Körperteilen. In der 43. Minute stoppt er den allein aufs Tor zustürmenden Daniel Afriyie erfolgreich – – und in der Nachspielzeit der 1. Halbzeit lenkt er einen Conceição-Drehschuss spektakulär an die Latte.

Gehörte die 1. Halbzeit dem FC Zürich, so gestaltete sich das dritte Viertel der Partie ausgeglichen. Diesmal startete GC mit viel Tempo. Schon in der Ersten Minute nach der Pause haute Fink an der 5 Meter-Grenze etwas am Ball vorbei. Auf der anderen Seite hielt Hammel mit einer weiteren spektakulären Flugeinlage einen Drehschuss Conceiçãos aus 25 Metern in der Luft. Letzterer drang zudem in der 63. Minute gefährlich in den Strafraum und wurde von Dirk Abels leicht am Arm zurückgerissen. Der FCZ hatte es mehrmals verpasst, die Führung auszubauen.

Wende mit der Einwechslung von Babunski / Schürpf

Die Wende läutete dann in der 71. Minute die Einwechslung des Duos Babunski / Schürpf ein. Nicht nur wurde die GC-Formation von einem 4-1-4-1 auf ein 4-4-2 angepasst, sondern auch die Spielweise – mit viel direkterem Spiel Richrung gegnerisches Tor. Momoh rückte vom Linken Mittelfeld in den Zweimannsturm mit Babunski. Den gegenteiligen Effekt hatten die FCZ-Einwechslungen. Cheick Condé brachte keine Energie, sondern eher Lethargie auf den Platz. Reichmuth, Ligue und Santini vermochten nichts zu bewegen – genauso wenig wie die Umstellung auf ein 4-3-3 mit der Einwechslung Santinis in der 84. Minute. In der Schlussphase machte der FCZ den Fehler, taktisch, personell und von der Spielweise her alles nach vorne zu werfen während Momentum und Energielevel längst auf die GC-Seite gekippt waren. So tauchte in der 89. Minute sogar Nikola Katic am gegnerischen Strafraum auf und ging dort ins Dribbling. In so einem Moment wäre es cleverer gewesen, nicht mehr so viel zu riskieren. Man muss sich letztendlich vorwerfen, nach einer 1:0-Führung in zwei gegnerische Konter gelaufen zu sein.

Unter dem Strich war die Leistung der FCZ-Startelf ziemlich ausgeglichen und gut. Die Differenz der Leistungen der Einwechselspieler machten den Unterschied. Nicht nur brachten beim FCZ die Einwechselspieler zu wenig, sondern es wurden mit Marchesano, Boranijasevic und Daprelà auch noch die besten Spieler ausgewechselt. Und dass Conceição für den ausgewechselten Boranijasevic zurück auf die Position des Rechten Aussenläufers rückte, machte diese Seite defensiv anfälliger. Bei GC fiel zudem erneut Innenverteidiger Joshua Laws positiv auf, der in den Derbys jeweils bis in die Haarspitzen motiviert ist, und seine besten Leistungen zu zeigen scheint. Die Offensivleistung des FCZ war unter dem Strich eher überdurchschnittlich, die Defensivleistung hingegen die viertschlechteste der Saison nach den Auswärtspartien in Winterthur und Tuggen sowie dem Heimspiel gegen St. Gallen.

Highlights – Schönster Sieg für Bruno Berner

Personalien – Kamberi ungeduldig, Condé unterirdisch

  • Nikola Boranijasevic: Zum dritten Mal bester FCZ-Akteur in der Offensiven Phase, an den schönsten Offensivaktionen beteiligt, tunnelt vor dem 1:0 elegant Gegenspieler Hoxha, gute Flanken und Pässe.
  • Fabio Daprelà: Zum dritten Mal der Beste beim FCZ in der 2. Halbzeit. Hält gegen seinen Jugendklub aussergewöhnlicherweise mal über beinahe 90 Minuten gut durch.
  • Cheikh Condé: Interessante Option als Zielspieler für Brechers hohe Bälle. Kommt als Einwechselspieler rein. Seine Defensivleistung ist unterirdisch und trägt zum Umschwung zuungunsten des FCZ bei.
  • Adrian Guerrero: Bester FCZ-Akteur in der starken 1. Halbzeit. In der 2. Halbzeit lässt beinahe die ganze Mannschaft nach – aber Guerrero am meisten.
  • Yanick Brecher: Lange Bälle teilweise bis beinahe an den gegnerischen Strafraum. Lässt ebenfalls in der 2. Halbzeit aussergewöhnlich stark nach.
  • Lindrit Kamberi: Will in der Schlussphase den Siegtreffer unbedingt, nimmt in mehreren Situationen, so auch vor dem 1:2, Risiko und ist gedanklich schon voll im Angriffsmodus, wenn der Ball noch nicht sicher unter Kontrolle ist.
  • Antonio Marchesano: Arbeitstier, kämpft und rackert für die Mannschaft. MVP und defensiv Bester.
  • Nikola Katic: Note “6“ ist eine positive Meldung. Überrascht speziell in der 1. Halbzeit positiv, in der er normalerweise schwach spielt. Beste 1. Halbzeit seiner bisherigen Saison zusammen mit jener beim 4:1-Auswärtssieg in Luzern. Startet dann in die 2. Halbzeit mit einem ungenauen langen Ball – auch der Anstoss nach dem ersten Gegentor geht ins Seitenaus. Das bringt negative Vibes.
  • Bledian Krasniqi: Wenn eine Offensivaktion gefährlich wird, ist er meist beteiligt. Trifft wieder im Derby – und dies mit einem Traumtor!

Kommentare – Genau umgekehrt zur Meistersaison

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Der durch Konzerte verursachte schlechte Rasen prägt die Partie. Die Startphase ist auch eine Testphase für beide Teams. Was für Spielzüge funktionieren unter Wettkampfbedingungen auf dieser Unterlage? Und was lassen wir lieber bleiben? Dazu kamen Spielunterbrechungen wegen des wetterbedingt sich immer wieder im Stadioninnern festsetzenden Rauchs aus der Kurve (wunder(kerzen)schöne Choreo!). Der FCZ startet trotzdem mit viel Energie ins Derby, GC wirkt zu Beginn extrem passiv und lässt sich weit zurückdrängen, begnügt sich ausserdem über weite Strecken mit Raumdeckung. Die Hoppers kommen zwischendurch in der 22. und 25. in beiden Fällen begünstigt durch haarsträubendes Abwehrverhalten Nikola Katics zu zwei Konterchancen. Yanick Brecher muss aber keinen Abschluss parieren. Wie üblich lässt der FCZ, der jeweils viel Energie in die 1. Halbzeit steckt, gegen Ende dar Partie nach. Da aber das eingewechselte Duo Marchesano / Rohner schnell für das Game Winning Goal sorgt und am Ende Yannick Brecher auch noch einen Schuss des ebenfalls eingewechselten Laws pariert, bleibt es bei den drei Punkten im ersten Derby der Saison.

Bei GC kommen die Besten erst spät rein

Man kann sich die Frage stellen, warum Coach Henriksen Jonathan Okita, der in der 2. Halbzeit fast immer stark nachlässt, jeweils nicht etwas früher als drei Minuten vor Schluss auswechselt. Wenn man dann aber den missglückten Kurzeinsatz seines Ersatzes Oko-Flex sieht, beantwortet sich die Frage vielleicht auch schon wieder von selbst. Obwohl GC in der 1. Halbzeit ausser zwei Kontern nach vorne nichts zustande brachte, hat das Team von Bruno Berner am Ende insgesamt die besseren Torchancen. Der FCZ macht mit Effizienz aus sechs Abschlüssen zwei Tore. Der FC Zürich profitiert in diesem ersten Derby auch davon, dass sich bei GC die Mannschaft immer noch im Aufbau befindet. Aus unterschiedlichen Gründen kommen bei GC die besten Spieler Schürpf, Laws und Mabil erst im Verlauf der 2. Halbzeit auf den Platz (ihr eigentlich potentiell bester Vertediger Lonwijk ist immer noch verletzt). Der von Wellington Phoenix gekommene Schotte Joshua Laws hatte zuvor in Derby-Stimmung schon während dem Einlaufen wie ein Box-Coach seinen Kollegen von aussen bei jedem Zweikampf Hinweise und Ermunterungen aufs Spielfeld gerufen.

Die Gesamtnote der Mannschaft ist mit 5,6 trotz erschwerter Bedingungen nur leicht unterdurchschnittlich. Die 2. Halbzeit war allerdings der zweitschlechteste FCZ-Halbzeit der bisherigen Saison nach der 2. Halbzeit in Genf. Die Offensivnote ist mit 5,6 identisch wie diejenige in Genf: nur gegen St. Gallen und Red Star war der FCZ in dieser Saison im Spiel mit Ball noch schlechter. Defensiv gab es nur sehr wenige gelungene Aktionen, es machte aber abgesehen von Katic (mehr als ein Drittel der Defensiv-Minuspunkte gehen auf sein Konto) auch niemand in absoluten Zahlen eine grosse Anzahl an Fehlern (Hodza und Oko-Flex relativ zu ihrer kurzen Spielzeit schon).

Highlights – Rauchpausen und schlechter Rasen

Personalien – mehrere Spieler mit grossen Leistungsschwankungen innerhalb der Partie

  • Yannick Brecher: Hatte in der 1. Halbzeit im Strafraum so gut wie keine Arbeit, spielte den aufmerksamen „Ausputzer“ auf der Libero-Position ausserhalb des Sechzehners. Nach den Begegnungen gegen die drei Waadtländer Teams YS, SLO und LS zum vierten Mal der defensiv Beste beim FCZ.
  • Nikola Katic: Nach zwei ordentlichen Auftritten in Basel und Lausanne präsentiert sich Katic im Derby wieder von seiner schlechten Seite. Der Freistoss, den er in der 83. Minute in eine völlig andere Richtung als gewollt ins Seitenaus schoss, hatte Slapstick-Charakter und war sinnbildlich für das mit Ballverlusten gespickte Spiel. Katic wurde immer wieder von Morandi oder Babunski aus der Abwehrreihe gelockt ohne dass der FCZ-Verteidiger die Weiterleitungen der GC-Stürmer in den von ihm geöffneten Raum im Zentrum auch nur im Ansatz stören oder gar zu verhindern vermochte. Allerdings muss differenziert werden, dass die Note Katics von seinem katastrophalen zweiten Viertel der Partie stark heruntergezogen wird, mit einer Punktzahl die sogar weit unter der Skala der Tiefstnote „1“ liegt. Sein erstes Viertel wird hingegen mit einer ordentlichen Züri Live-Note „5“ bewertet und für die 2. Halbzeit gibt es eine zwar ungenügende, aber nicht schlechte „4“. Bei den Statistiken zu „Clearances“ und „Interceptions“ ist Katic relativ häufig vorne anzutreffen. Dies kommt positionsbedingt durch seine absichernde Rolle in der Mitte einer Dreierabwehr zustande. So wie ein Mittelstürmer im Normalfall die meisten Abschlüsse haben sollte, und ein Zentraler Mittelfeldspieler viele Ballkontakte. Aussergewöhnlich wäre, wenn ein Spieler bei den für die jeweilige Position typischen Werten nicht vorne wäre.
  • Fabio Daprelà: Konnte das Spiel nicht wie gewohnt defensiv prägen. Und da er zudem in der 66. Minute ausgewechselt wurde, liegt die Vermutung nahe, dass er immer noch etwas angeschlagen ins Spiel ging.
  • Cheikh Condé: Seine Wichtigkeit für die Mannschaft zeigt sich unter anderem auch darin, dass Coach Bo Henriksen Condé bis zum Schluss auf dem Platz lässt, obwohl er bereits in der 6. Minute (unberechtigterweise) verwarnt worden war.
  • Rodrigo Conceição: Der beste FCZ-Mann der 1. Halbzeit schien nach der Pause seinen unbedarften Zwillingsbruder auf den Platz geschickt zu haben. Die zwei Halbzeiten Conceiçãos waren wie Tag und Nacht. Das bei Katic so katastrophale zweite Viertel der Partie war Conceiçãos beste Phase – unter anderem mit der überzeugenden Vorbereitung des 1:0.
  • Antonio Marchesano: Erstmals in dieser Saison der Züri Live-MVP einer Partie. Offensiv bester Mann war er bereits gegen Red Star und in Basel.
  • Silvan Wallner: Die Emotionen des auf dem Platz miterlebten 2:0 Marchesanos motivieren Verteidiger Wallner anschliessend noch zusätzlich.
  • Bledian Krasniqi: Zweites Super League-Tor, das erste aus dem Spiel heraus – und dies ausgerechnet im Derby! Pusht die Fans. Je nach Spielsituation agiert Krasniqi auf dem Rechten Flügel oder im Zentrum.
  • Daniel Afriyie: Das Spiel läuft im Derby etwas am Ghanaer vorbei.
  • Jonathan Okita: Wie bei Conceição eine grosse Diskrepanz zwischen ordentlich bis guter 1. Halbzeit und schlechter 2. Halbzeit. Zu viele Ballverluste, weil er beispielsweise bei vielversprechenden Umschaltsituationen zu wenig investiert, um an den Ball zu kommen oder am Ball zu bleiben.
  • Fabian Rohner: Bringt sofort Energie rein, behauptet mit seiner ersten Aktion den Ball im Mittelfeld gut und holt mit einem Solo den Einwurf heraus, der gleich zum 2:0 führt. Bei diesem Treffer legt er den Ball im Strafraum schnell und direkt für den mit ihm eingewechselten Marchesano auf.
  • Selmin Hodza: Bei diesem Kurzeinsatz lief so ziemlich alles schief, was schieflaufen kann. Rennt beim gegnerischen Eckball beim hektischen Versuch, seinen entwischten Gegenspieler Abels wieder einzuholen, Mitspieler Katic über den Haufen. Purer Slapstick. Es kommen noch weitere Fehler hinzu. Das Eigentor ist die Szene, wo man ihm noch den kleinsten Vorwurf machen kann – es ist zumindest in der Situation nicht einfach, gegen den anstürmenden Mabil den Ball übers Tor oder am Tor vorbei zu lenken.

Impression 283. Zürcher Derby

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Direktbegegnungen im Überblick (dbfcz)

Vor dem 283. Zürcher Derby ist der durch Konzerte ramponierte Letzigrund-Rasen das grösste Thema. Ein schlechter Untergrund erhöht die Wahrscheinlichkeit eines Unentschiedens. Standards und hohe Bälle werden unter diesen Bedingungen eine wichtige Waffe sein. Sowohl GC als auch der FCZ tendieren diese Saison dazu, wenig Ballbesitz zu haben und trotzdem in der Liga häufig in Führung zu gehen. Der FCZ hat zuletzt in Lausanne viel flach hinten heraus gespielt und speziell die ersten 60 Minuten viel hohes Pressing praktiziert. Er gewann aussergewöhnlich viele Bälle in der Mittelzone. Und mit Pressing können auf einem holprigen Letzigrund-Rasen beim Gegner speziell viele Ballverluste erzwungen werden. GC hat das jüngste Team der Liga, am wenigsten Ballbesitz und operiert viel mit hohen Bällen. Wie in der Saisonvorschau vermutet, hat GC ohne seine vier letztjährigen Topspieler Moreira, Schmid, Bolla und Kawabe und einem offensichtlich geringeren Budget bisher Probleme, gut in die Saison zu kommen.

Mit Ruhe und guter Positionierung gegen Corbeanu

Ein ganz spezielles Spiel wird es nicht nur für die aus dem GC-Nachwuchs stammenden Spieler wie Morandi, De Carvalho oder Kacuri, sondern auch für den australischen Flügel Awer Mabil. Der 28-jährige könnte im Derby erstmals von Beginn weg auflaufen und würde auf seinen Ex-Trainer Bo Henriksen treffen. Unter Henriksen hat Mabil beim FC Midtjylland vor zwei Jahren in der Champions League-Qualifikation gegen Celtic im Rückspiel mit einem Kopftor die Verlängerung erzwungen, wodurch die Dänen den schottischen Spitzenklub letztendlich ausschalten konnten. Gegen Ende jener Vorrunde setzte Henriksen Mabil aber immer weniger ein, so dass dieser im Winter in die Türkei ausgeliehen wurde.

Vorne baut GC-Coach Berner auf eine grossgewachsene Spitze (Babunski oder Fink) assistiert von einem spielerisch orientierten häufig etwas zurückhängenden Stürmer (Morandi oder Shabani). Im Zentrum gibt es zum Duo Abrashi / Ndenge kaum echte Alternativen. Tobers und Abels spielen in der Viererkette immer. Gegen Linksfuss Corbeanu dürfen die Defensivleute auf der linken FCZ-Seite sich nicht aus der Reserve locken lassen, sondern müssen ihn mit Ruhe und guter Positionierung konsequent stellen und ablaufen.

Die linke FCZ-Seite mit Höhen und Tiefen

Der FCZ wird weiterhin ohne Adrian Guerrero antreten. Ist für das Derby der ehemalige GC-Junior Fabio Daprelà wieder ready für die Startformation? Am Wochenende in Lausanne hatte der FCZ erstmals in dieser Saison in einem Ligaspiel deutlich mehr Ballbesitz und gewann auch mehr Zweikämpfe als der Gegner. Man hatte auf der einen Seite deutlich mehr Torchancen und spielte auf der anderen zum vierten Mal im siebten Ligaspiel „zu Null“. Speziell die linke FCZ-Seite muss sich aber im Vergleich zu den letzten Spielen steigern. Dazu beitragen kann wohl Armstrong Oko-Flex, der wohl diesmal etwas mehr als bloss die Nachspielzeit an Einsatzzeit erhalten wird. Allerdings baut Coach Henriksen auf dieser Seite stark auf den aktuellen Liga-Topskorer Jonathan Okita und nimmt ihn jeweils erst spät aus dem Spiel.

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