FCZ nimmt den Kampf an – 2:0 Startsieg gegen Winterthur

Vor der Challenge League 10-er Liga Rekordkulisse von 13’700 Fans zeigt der FCZ von Beginn weg, dass er die Liga, den Kampf und die Platzverhältnisse annimmt. Das Schussverhältnis war am Ende mit 21:4 deutlich auf Seiten des Stadtclubs. Trotzdem war Winterthur nicht chancenlos. Die Mannen von Uli Forte sprachen denn auch nach der Partie in der Mixed Zone von verschiedenen Dingen, die noch verbessert werden müssen. Sinnbild für die erfreuliche Leistung zum Start war Adrian Winter. Der zweifache Torschütze aus den Vorbereitungspartien war an vielen Offensivaktionen beteiligt, lenkte nach 12 Minuten eher unfreiwillig, aber entscheidend, einen Abschluss von Rodriguez nach Schuler-Fehler ins Winterthurer Tor ab, und bereitete zudem in der 82.Minute das 2:0 von Sadiku mit einer Kurzflanke vor.

Erfreulich zudem der Besuch im Gästesektor bei diesem „kleinen Zürcher Derby“ – abgesehen von GC hat kaum ein Super League-Klub letzte Saison mehr Gästefans mobilisieren können. Mit insgesamt 4’830 Zuschauer im Schnitt an den fünf Spielorten wurde gleich am 1.Spieltag ein neuer Challenge League-Rekord aufgestellt. Aber nicht nur die Fanzahlen waren erfreulich – so zeigten Xamax und Servette zum Auftakt auf der Maladière ein flottes Spiel in relativ hohem Rhythmus, zudem zeigten Schaffhausen und Leader Wohlen, dass sie von Beginn weg voll parat für die neue Saison sind.

FC Zürich – FC Winterthur 2:0 (1:0)

Letzigrund – 13’704 Zuschauer – SR Sébastien Pache

Tore: 12. Winter (Rodriguez) 1:0, 82. Sadiku (Winter) 2:0

Zürich: Vanins; Brunner, Kecojevic, Nef, Voser; Winter, Sarr (87. Janjicic), Kukeli, Rodriguez; Buff (79. Marchesano), Sadiku (84. Cavusevic). 

Winterthur: Von Ballmoos; Di Gregorio, Russo, Katz, Schättin (58. Trachsel);  N. Sutter, Schuler (62. Sliskovic), Kamber; Dessarzin (86. Nsiala), Silvio, Radice.

 

Offensiv Zentrum – Cavusevic empfiehlt sich für Startformation

Gleich acht Spieler wurden in der Vorbereitung vorwiegend in der Spitze eingesetzt. Trainer Uli Forte agierte normalerweise mit einem Zweimann-Sturm auf einer Linie, wobei einer der beiden Angreifer als primäre Anspielstation zu dienen hatte (Buff, Marchesano, Pagliuca, Dominguez) und der zweite dann in die Tiefe geschickt werden sollte (Koné, Turkes, Cavusevic, Sadiku). Nicht zum Einsatz kamen die angeschlagenen Etoundi und Chiumiento, welche nach einer gewissen Weile auch nicht mehr mit der Mannschaft auf der Allmend Brunau trainierten (Chiumiento auf dem Platz und Etoundi als Zaungast waren zu Beginn der Vorbereitung noch dabei gewesen).

Buffs Qualitäten sind bekannt und mit Marchesano gibt es als Alternative einen zweiten exzellenten Passgeber, der insgesamt eine gute Vorbereitung absolviert hat. Kilian Pagliuca zeigte in seinem Teileinsatz in Schaffhausen auf dem rechten Flügel und den 90 Minuten gegen Stuttgart II im Sturm jeweils gute Ansätze. Gleichzeitig gehörte Pagliuca zusammen mit Aldin Turkes (der wegen der Ähnlichkeit seines Vornamens mit demjenigen von Albin Sadrijaj als einziger im Team von Trainer Forte mit Nachnamen gerufen wird)  zu denjenigen Spielern, welche ihre taktische Rolle nicht gleich von Beginn weg begriffen, und laufend von aussen korrigiert werden mussten.

Auch Maxime Dominguez zeigte in seinem einzigen Teileinsatz Engagement, aber an Buff und Marchesano kam der Genfer auch in dieser Vorbereitung nicht vorbei, nicht zuletzt auch weil er nicht den Eindruck machte, in der Lage zu sein, in schwierigen Situationen den Karren aus dem Dreck ziehen zu können. In der Pole-Position steht neben Buff wohl der später dazugestossene Dzengis Cavusevic. Der Slowene zeigte vorne viel Initiative und Kampfgeist, und ist vom Spielertyp her grundsätzlich mit Franck Etoundi vergleichbar, auch wenn der Slowene in der Luft deutlich schwächer ist. Cavusevic kann eigentlich nur in eine Richtung köpfen – seitliche präzise Kopfballablagen à la Etoundi sind nicht sein Ding, und darum kommt er auch weniger als Anspielstation im Mittelfeld für hohe Bälle aus der Abwehr in Frage. Moussa Koné war der Matchwinner gegen Stuttgart II, und holte auch gegen Borussia Mönchengladbach den Penalty zum 2:1-Siegtreffer heraus. Diese Erfolgserlebnisse haben dem schnellen Senegalesen gut getan. Da Koné und Cavusevic völlig verschiedenartige Stürmertypen sind, muss die Mannschaft in ihrer Spielweise jeweils flexibel auf die Stärken der beiden eingehen.

Bei Armando Sadiku stellt sich die Frage nach seinem Nutzen für die Mannschaft nach dem Abstieg in die Challenge League noch verstärkt. Einerseits hat er auf Challenge League-Niveau bewiesen, dass er unter Umständen 20 Tore erzielen kann (Torschützenkönig mit Locarno und Lugano). Allerdings wird der FCZ noch viel stärker als die damaligen Equipen Sadikus das Spiel machen müssen – und Sadikus Stärke ist eindeutig als Finisher im Konterfussball zu suchen. Da auf engem Raum nur wenige seiner Zuspiele auch beim Mitspieler ankommen, wird er gegen tief stehende Gegner viele Ballverluste verursachen, die zu gefährlichen Kontern führen können.

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1607 marchesano in Schaffhausen

1607 cavusevic vs gladbach

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1607 marchesano vs jahn

1607 Kone vs Stuttgart

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Alexandre Alphonse: „Ich bin für immer ein Zürcher“

In der 54.Minute ist es so weit: Alexandre Alphonse ist wieder zurück in der Fussballschweiz. Der Franzose mit Wurzeln in Guadeloupe kommt auf der Neuenburger Maladière für Mirsad Hasanovic ins Spiel, und soll helfen, den bislang wirkungslosen Benjamin Besnard im Sturm zu unterstützen und einen 0:2-Rückstand aufzuholen. Die Klasse und der fussballerische Instinkt von Alphonse ist sofort wieder sichtbar, nicht zuletzt in der 84.Minute, als er einen Eckball per Kopf in die Füsse von Liassine Cadamuro ablenkt, welcher zum Anschlusstreffer einschiesst. Genauso sichtbar ist aber auch die noch fehlende Fitness nach nur zwei  Wochen Training. Nach der Partie gräbt Alphonse in einem Pulk von Welschen  Journalisten in der Mixed Zone sein über Jahre nicht mehr genutztes Hochdeutsch aus, und bezieht gegenüber Züri Live klar Position: „Der FCZ ist mein Herzensklub“ und „Ich bin für immer ein Zürcher“. Es wirkt ehrlich und direkt. Er erinnere sich noch an alle seine Tore mit dem FCZ, unter anderem natürlich auch den Siegestreffer kurz vor Schluss in La Chaux-de-Fonds gegen Xamax gegen Ende der ersten seiner drei Meistersaisons mit dem FCZ. Natürlich fokussiert sich Alphonse als Profi auf seine Leistung bei Servette, aber er freut sich sehr auf die Rückkehr in den Letzigrund: „Das wird ein ganz besonderes Spiel für mich“.

Offensiv Aussen: Adrian Winter –  Tore schiessen geht immer

Trainer Uli Forte verlangt über weite Strecken des Spieles ein intensives Pressing. Aus dieser Perspektive ist der Abgang von Kevin Bua passend. Denn das Spiel ohne Ball war jeweils nicht eine Stärke des Genfers. In Bezug auf offensive Überraschungsmomente ist er aber ein Verlust. Neuverpflichtung Roberto Rodriguez hingegen, welcher in der Vorbereitung auf der vorderen Aussenposition am meisten eingesetzt worden ist, zeigte sich sichtlich bemüht, und konnte zudem immer wieder gute Eckbälle beisteuern.

Bei Marco Schönbächler gingen die Positivmeldungen gar noch darüber hinaus. Der von einer langwierigen Verletzung Genesene knüpfte in einzelnen Aktionen genau dort an, wo er vor anderthalb Jahren aufgehört hatte – als wäre er nie weggewesen. Diese Klasse ist selbst für Super League-Verhältnisse aussergewöhnlich. Allerdings wollte ihm das ersehnte Erfolgserlebnis in Form eines Tores nicht gelingen, was den ambitionierten Schönbi jeweils nicht kalt liess. Trainer Forte will ihn langsam wieder an sein altes Niveau heranführen, und wird den Flügelflitzer zu Beginn kaum 90 Minuten spielen lassen, und vielleicht auch die eine oder andere Pause gönnen.

Adrian Winter stiess später zur Mannschaft und musste zu Beginn konditionell und bezüglich Spritzigkeit sichtlich noch aufholen. Trotzdem erzielte er bei seinem ersten Einsatz gegen Jahn Regensburg ein Tor – und beim zweiten Spiel gegen Gladbach gleich noch ein zweites. Winter ist somit der einzige im Kader mit zwei Toren in der Vorbereitung. Der Vierte im Bunde ist der in der Offensive vielseitig einsetzbare Artjom Simonyan. Nach dem Abgang seiner Bezugspersonen Kerzhakov und Grgic tummelt er sich nun meist mit dem Letten Andris Vanins. Der spielerisch und im Abschluss starke Armenische Nationalspieler muss noch handlungsschneller werden und sich im Spiel ohne Ball verbessern.

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1607 Simonyan in Schaffhausen 1

1607 Schoenbi in Schaffhausen 1

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Mittelfeld Zentrum: Sarr wird immer wichtiger

Captain Gilles Yapi und EM-Fahrer Burim Kukeli kamen in der Vorbereitung kaum zum Einsatz. Kukeli hatte wie alle Teilnehmer der Kontinentalmeisterschaft noch Ferien nachzuholen. Beide Spieler leiden aber vor allem weiterhin, und werden dies wohl bis ans Ende ihrer Karriere tun, an den Spätfolgen der brutalen Fouls von Simon Grether und Sandro Wieser. In der Vorbereitung auf die neue Saison kamen daher im zentralen Mittelfeld in erster Linie drei Spieler zum Einsatz: Vasilije Janjicic, Anto Grgic und Sangoné Sarr.

Der 17-jährige Janjicic gehört sicherlich zu den grössten Talenten aus dem FCZ-Nachwuchs und ist in Mittelfeld und Angriff flexibel einsetzbar. Gleich das erste Tor der Vorbereitung gegen Austria Lustenau leitete er mit einer Vorlage auf Simonyan ein.  Wenn man nur auf die fussballerischen Qualitäten abstellt, könnte man Janjicic sofort als Stammspieler bringen. Entscheidend wird aber wie bei allen jungen Spielern mit einem rasanten Aufstieg sein, wie gut es «Vasi», der als Praktikant auf der FCZ-Geschäftsstelle arbeitet, mittelfristig schafft, den Boden nicht unter den Füssen zu verlieren. Da ist von Seiten des Trainferstaff Fingerspitzengefühl gefragt.

Anto Grgic gehörte in seinem Premierenjahr als Stammspieler im Profibereich zu den besten Zürchern – und ist nun bereits schon wieder weg Richtung Stuttgart. In den Vorbereitungspartien hat er viel Spielzeit erhalten, den Kopf aber von Anfang an ganz offensichtlich nicht mehr richtig bei der Sache. Die Niederlage gegen Altach beispielsweise leitete der 19-jährige mit einem unkonzentrierten Fehlpass im Mittelfeld ein. Bis zu jener Szene war der FCZ in jenem Spiel die bessere Mannschaft gewesen. Sangoné Sarr hingegen kommt immer besser in der Mannschaft an, und mausert sich zum Balleroberer Nr.1 – beispielhaft war dies in der Partie gegen Gladbach zu sehen.

Sehr gute Leistungen haben der 16-jährige Izer Aliu und der 17-jährige Kevin Rüegg (ursprünglich Aussenverteidiger) gezeigt. Beide agierten aussergewöhnlich ruhig und zielstrebig – von Jugendlichkeit war abgesehen vom Engagement und Enthusiasmus überhaupt nichts zu spüren. Speziell Standardspezialist Aliu könnte tatsächlich zu jenen Spielern gehören, welche den von Thomas Bickel angesprochenen direkteren Weg in die 1.Mannschaft beschreiten könnten, auch wenn er wohl vorläufig noch vorwiegend in der U21 spielen wird. Auf jeden Fall ist im Mittelfeldzentrum guter Nachwuchs vorhanden, was bedeutet, dass sich auch ein Toptalent wie Janjicic jeden Monat weiterentwickeln muss, um nicht von einem noch Jüngeren überholt zu werden.

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1607 Kevin Ruegg vs Galatasaray

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1607 Janjicic vs Austria Lustenau 1

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Groundhog Day in der Saalsporthalle

Die Challenge League-Saison beginnt für den FCZ in drei Tagen. Alles neu in einer neuen Liga? Nicht was die Medienkonferenz betrifft. Vollversammlung in der Saalsporthalle. Es ist Groundhog Day. Dieselben grimmigen Gesichter. Dieselben grimmigen Fragen. Einer will wissen, ob die Profis den Ernst der Lage begriffen hätten. Dieselbe Frage stellt er schon seit Jahren – in guten, wie in schlechten Zeiten. Aussagen von Forte und Bickel werden mit abschätzigen Lauten aus der hinteren Reihe kommentiert. Wie schon bei Fischer. Wie schon bei Meier. Wie schon bei Hyypiä. Man wähnt sich in einer pubertierenden Schulklasse. Hyypiä hat sich dies jeweils nicht gefallen lassen. Mehrmals hat sich der Finne während seiner Amtszeit über die Respektlosigkeit von Schweizer Fussball-Journalisten beklagt, und diese dann jeweils zum Vieraugengespräch zitiert. Die Medienkonferenzen waren in der Folge schlechter besucht, aber deutlich informativer. Einerseits entspricht die ehrliche und direkte Kommunikation der Mentalität des grossen Finnen, vor allem aber spielt die Gunst der Schweizer Journalisten für seine berufliche Zukunft keine Rolle. Für einheimische Trainer ist dies anders. Deutlich mehr als 100 von ihnen haben die UEFA Pro Lizenz.

Wirklich neue Informationen gab es wenig zu berichten. Der Dominguez-Transfer zu Lausanne ist definitiv, und es wird noch weitere Zu- und Abgänge geben. Mit Cabral «wird eine Lösung gesucht», so Bickel. Yapi und Kukeli sind weiterhin fraglich und Winter sowie Voser haben am Uhrencup einen Schlag kassiert. Der FCZ habe nicht nur ein Transferplus erwirtschaftet, sondern die Lohnsumme der Spieler ist gemäss Bickel zur Zeit auch tiefer, als im letzten Jahr. Aber mit Betonung auf «zur Zeit». Sie kann sich derjenigen des letzten Jahres wieder angleichen, wenn vor allem der zusätzliche Verteidiger, der noch gesucht wird, verpflichtet werden kann. Man wolle aber auf keinen Fall einen Schnellschuss machen, es müsse mittel- bis langfristig passen. Zudem müssen die Kandidaten auch die finanziellen Rahmenbedingungen akzeptieren – zwei gute interessierte Kandidaten seien aus diesem Grund leider ausgeschieden. Zum Thema fehlender Hauptsponsor zum Saisonstart meint Uli Forte: «Das hatten wir bei YB auch. Es ist nicht mehr so einfach wie früher, Sponsoren zu finden. Aber generell ist das nicht meine Baustelle.» Winterthur schätzt Forte als guten Auftaktgegner ein: „Silvio ist auf Challenge League-Niveau für 15 bis 20 Tore gut. Auch die Qualität von Spielern wie Radice oder Russo ist bekannt.“

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