Autor: Lukas Stocker
Michael Ballack wollte nicht zum FCZ
Wer waren die anderen Kandidaten in der engeren Auswahl um die Trainerposition beim FCZ? Diese Frage steht aktuell sicherlich nicht im Zentrum des Interesses, ist aber am Rande durchaus interessant und aufschlussreich. Bei der Vorstellung von Sami Hyypiä als neuer Trainer des FCZ sagte Präsident Ancillo Canepa, dass es mehrere Kandidaten gegeben habe, und dass sich Sami Hyypiä aber sehr schnell als erste Wahl herauskristallisiert habe. Dies klingt im ersten Moment danach, als dass der Finne die Verantwortlichen beim FCZ viel mehr überzeugt hätte, als die anderen Kandidaten.
Vieles deutet aber darauf hin, dass dies nur die halbe Wahrheit ist. Es gab selbst bei den Kandidaten in der engeren Auswahl solche, die nicht zum FCZ kommen wollten, oder sogar noch gar nicht bereit für eine Trainerkarriere sind. Beim ominösen Kandidaten aus Deutschland handelt es sich wohl um Michael Ballack, der eine Trainerkarriere nicht ausschliesst, zur Zeit aber mit seiner Tätigkeit als TV-Experte, Markenbotschafter und in verschiedenen anderen Projekten ganz zufrieden ist. Aufgrund von relativ klaren Umschreibungen des Deutschen TV-Mannes Waldemar Hartmann im Bündner Tagblatt kommt eigentlich nur Ballack als Deutscher Trainerkandidat beim FCZ in Frage.
Was den „Österreicher“ unter den Kandidaten betrifft, deutet vieles auf Andreas Herzog hin, der sich allerdings als Hauptverantwortlicher der U23-Auswahl der USA für Rio 2016 qualifizieren will, und zum jetzigen Zeitpunkt wohl auch eher kein Interesse an einem Engagement bei einem Klub wie dem FCZ hat. Der „Tagi“ ist sich sicher, dass Fabio Cannavaro ein weiterer Kandidat war, obwohl Ancillo Canepa keinen Italiener zum engeren Kandidatenkreis zählte. Fehlt noch der „Schweizer“. Ausgerechnet der naheliegendste Kandidat ist am schwierigsten zu erraten, aber aufgrund des Profils, weiterer Aussagen Ancillo Canepas und dem Kreis der anderen Kandidaten tippt Züri Live auf Raphaël Wicky.
David Zibung bringt Luzern gegen stärkeren FCZ auf die Siegerstrasse
Zur Pause war beim FCZ die Hoffnung gross auf eine Wende zu positiven Resultaten: die Leistung war gut, vergleichbar mit dem Auswärtssieg in St.Gallen – es wurde gekämpft und gespielt, und Chancen erarbeitet – bei 10:5 Abschlüssen und 8:0 Eckbällen. Der sich zur Zeit in hervorragender Verfassung befindliche David Zibung machte aber die Zürcher Topchancen zunichte. Schon in der ersten Halbzeit deuteten zudem Dario Lezcano und Jakob Jantscher in den wenigen Luzerner Offensivszenen an, dass sie bei FCZ-Abwehrschnitzern sofort bereit sind, zuzuschlagen, was sie in der zweiten Halbzeit dann auch taten.
Zuerst erzielte Christian Schneuwly allerdings mit einem herrlichen Treffer aus spitzem Winkel die Zürcher Führung. Der Flügelspieler profitierte dabei von der kurzzeitigen Verwirrung in der Luzerner Defensive, weil der FCZ in der Pause von einem 4-4-2 auf ein risikovolles 3-4-3 umgestellt hatte. Nach der Führung kehrte dann der FCZ sofort wieder zu der stabileren Formation mit vier Verteidigern zurück.
Aber auch die beste Taktik hilft nichts, wenn sich individuelle Fehler einschleichen. Der im Vergleich mit Gegenüber Zibung unerfahrenere Zürcher Keeper Yanick Brecher agierte vor beiden Penaltyszenen zum 1:2 und 2:3 nicht gut, und am Ende konterten die Gäste den in Unterzahl spielenden FCZ dann noch aus. Zwischenzeitlich hatte Sadiku einen Freistoss von Anto Grgic in Unterzahl wohl noch leicht berührt, und zum 2:2 ins Netz gelenkt.
Die Highlights der Partie bei Züri Live:
FC Zürich – FC Luzern 2:5 (0:0)
Letzigrund – 7621 Zuschauer – SR Klossner
Tore: 50. Christian Schneuwly 1:0, 57. Jantscher 1:1, 73. Lezcano (Handspenalty) 1:2, 84. Sadiku 2:2, 86. Lezcano (Foulpenalty) 2:3, 89. Kryeziu 2:4, 94. Lezcano 2:5
Zürich: Brecher; Koch, Nef, Kukeli, Djimsiti; Christian Schneuwly (76. Simonyan), Cabral, Grgic, Bua; Buff (73. Gavranovic); Etoundi (81. Sadiku)
Luzern: Zibung; Thiesson, Affolter, Puljic, Lustenberger; Fandrich (66. Hyka), Freuler, Kryeziu, Jantscher (90. Schachten); Marco Schneuwly (87. Basha), Lezcano
FCZ mit Bua gegen Luzern
Schneuwly, Nef, Di Gregorio und Grgic zum Match gegen Luzern:
Beim FCZ bekommt Kevin Bua eine Chance von Beginn an für den gesperrten Amine Chermiti. Oliver Buff kann nach seiner kleineren Verletzung und dem Teileinsatz im Cup wieder von Beginn weg auflaufen. Das gleiche gilt auch für Franck Etoundi. Für Davide Chiumiento hat es noch nicht aufs Matchblatt gereicht.
Ersatzspieler: Favre, Kecojevic, Di Gregorio, Sarr, Simonyan, Gavranovic, Sadiku.
Bei Luzern gibt es im Vergleich zum Heimspiel gegen St.Gallen (0:1) keine Veränderungen in der Startaufstellung.
Für Hyypiä wäre FCZ letzte Chance
Laut „Blick“ soll der Finne Sami Hyypiä Favorit auf die Nachfolge von Urs Meier beim FC Zürich sein. Häufig, wenn auch bei weitem nicht immer, führen die Hinweise, die an der Dufourstrasse eintreffen, auf die richtige Fährte. Was man sicherlich schon jetzt sagen kann: die Personalie Hyypiä wäre für den FCZ, sollte sie denn zutreffend sein, ein Risiko. Die Erfolglosigkeit der bisherigen Trainerkarriere des Finnen ist beinahe so gross, wie seine Beliebtheit in der internationalen Fussball-Familie. Bei beiden Vereinen, wo er bisher als Cheftrainer gearbeitet hat, Bayer Leverkusen und Brighton & Hove Albion, hat man ihn mitten in der Saison mit salbungsvollen Worten in die Wüste geschickt. Man hat betont, wie hart Hyypiä arbeite und was für ein flotter Mensch er sei. Und dies sind im Fall von Hyypiä sicherlich nicht nur Floskeln. Nur reicht „hart arbeiten“ und „flotter Mensch sein“ bei weitem noch nicht aus, um ein erfolgreicher Profi-Trainer zu werden. Auch die langjährige Erfahrung als Spieler nicht.
Im Zuge der Professionalisierung des Fussballs sind gerade in den Topligen immer mehr Trainer am Ruder, die selber keine (bekannten) Fussballprofis waren, weil nur wenige ehemalige Fussballprofis in den entscheidenden Bereichen wie Analytik oder Menschenführung gut genug sind, um bei den heutigen Ansprüchen in einer obersten Liga auf Augenhöhe mit den besten Trainern mithalten zu können. Viele fangen heutzutage darum zurecht erstmal im Juniorenbereich oder bei einem ambitionierten Amateurteam an, denn auch den Trainerberuf muss man auf dem heutigen professionellen Niveau von der Pike auf lernen. Es ist möglich, wenn auch nicht sehr wahrscheinlich, dass Hyypiä bisher einfach nur Pech hatte. Bei Leverkusen lief es zuerst im Duo mit dem erfahrenen Jugendtrainer Sascha Lewandowski, der nicht nur die Lizenz hatte, sondern auch einen Grossteil der Verantwortung übernahm, zuerst ja ganz gut. Und als Lewandowski dann aufhörte, konnte Hyypiä noch ein halbes Jahr von diesen Grundlagen profitieren. Danach stürzte das Team nach der Winterpause 2014 aber richtiggehend ab – nur ein Sieg in zwölf Pflichtspielen – und das bei einem Klub, der in der Bundesliga sonst immer vorne mitspielt. Lewandowski musste im April für Hyypiä übernehmen und konnte dann die Saison erfolgreich noch retten. Seither ist Lewandowski bei praktisch jeder Trainersuche in der Bundesliga als aussichtsreicher Kandidat im Gespräch, an Hyypiä hat hingegen niemand Interesse.
Diese Situation ist natürlich nicht besser geworden, nachdem der Finne auf seiner zweiten Station als Cheftrainer das davor und danach ganz vorne um die Aufstiegsplätze spielende Brighton & Hove Albion in der Englischen Championship auf den 23. und zweitletzten Platz „geführt“ hatte. Hyypiä hatte bei zwei Teams, die in ihren jeweiligen Ligen zuvor zu den Topteams gehörten, nur einen Punkteschnitt von 1,63 (Leverkusen) und 1,08 (Brighton & Hove Albion) erreicht. Der von seinem Amt enthobene Urs Meier hatte hingegen beim FCZ in den letzten drei Jahrzehnten den zweitbesten Punkteschnitt nach Weltklassetrainer Lucien Favre. Das Trainerbusiness ist hart, auf eine Position in einer obersten Liga gibt es in der Regel Dutzende Kandidaten. Daher wäre eine Chance wie die beim FCZ für einen Mann wie Sami Hyypiä trotz seiner grossen Beliebtheit als ehemaliger Musterprofi wohl seine letzte.








