Lukas Zberg: „Ihr könnt Euch aufs neue Stadion freuen“
Lukas Zberg, Medienchef des SC Kriens, äussert sich im Pausengespräch mit Züri Live zur Mannschaft, ihre Motivation, das neu eröffnete Kleinfeld und das geplante Fussballstadion in Zürich:
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Lukas Zberg, Medienchef des SC Kriens, äussert sich im Pausengespräch mit Züri Live zur Mannschaft, ihre Motivation, das neu eröffnete Kleinfeld und das geplante Fussballstadion in Zürich:
Nach den guten Erfahrungen mit dem Einsatz von vielen jungen Spielern in Napoli wollte FCZ-Trainer Magnin mit vorwiegend erfahrenen Akteuren erstmals diese Saison nach einem Europa League-Spiel in der Meisterschaft gewinnen. Nachdem es dem FCZ in den ersten 10 Minuten fast etwas zu einfach gemacht wurde, ging dies schlussendlich schief, da seine Mannschaft, im speziellen Umaru Bangura, Salim Khelifi oder Assan Ceesay mit zunehmendem Spielverlauf immer mehr abbauten. Startelfdébutant Lavdim Zumberi war nach seinem guten Auftritt in Napoli eher durchschnittlich. Der eigentlich ausgeruhte, da nicht nach Napoli gereiste zwischen Licht und Schatten rapide schwankende Grégory Sertic machte gar zeitweise den Eindruck, als würde er die Super League und das Duell gegen Luzern überhaupt nicht ernst nehmen und irgendwie nicht als Wettbewerbsspiel betrachten. Seine ersten 30 Minuten in Bern waren noch vielversprechend gewesen, aber schon in jener Partie zeigte die Leistungskurve des Franzosen im Verlaufe der Begegnung nach unten. Ausgenommen von dieser Beurteilung sind seine Standards, die bisher immer gut ausgeführt wurden.
Ein Totalausfall gegen Luzern war Benjamin Kololli – seine Fehler und Unzulänglichkeiten rekordverdächtig. Alibipässe, Alibizweikämpfe und ganz allgemein Alibifussball ist wohl die treffende Beschreibung des Auftrittes des Waadtländers. Eines von Dutzenden Beispielen war die Szene vor dem 1:1-Ausgleich. Kololli hat auf der linken Seite den Ball, der sich freilaufende Ceesay wird von Ndenge zurückgerissen und fällt um. Schiedsrichter Klossner lässt das Spiel wegen Vorteils FCZ weiterlaufen. Ceesay steht auf und macht sich wieder auf den Weg Richtung angepeilte Anspielstation. Kololli mag aber nicht mehr auf den Gambier warten und spielt den Ball einfach schon mal frühzeitig dahin – somit ist dieser für Ceesay unerreichbar und geht für den FCZ verloren. Beim folgenden Luzerner Gegenangriff ist Kololli in Gedanken immer noch bei jener Offensivszene und gibt seinem Partner auf der linken Zürcher Seite, Kharabadze, viel zu wenig Unterstützung, so dass Luzern durchbricht und Maxsø am Ende gegen Vargas in letzter Not zum Eckball klären muss.
Und bei Cornern können sich die FCZ-Gegner zur Zeit jeweils ein einfaches Rezept zunutze machen: flankt man den Ball auf den Gegenspieler von Umaru Bangura, wird es immer brandgefährlich. Uma’s Woche der verlorenen Luftduelle geht weiter. So musste der FCZ in der Meisterschaft zum zweiten Mal hintereinander ein entscheidendes Gegentor auf einen Eckball zur Kenntnis nehmen. Dabei muss man festhalten, dass die jeweils sechs Zürcher Manndecker bei den Luzerner Eckbällen sehr fokussiert und zu jeder Zeit eng an ihren Gegenspielern dran waren. Dies war im Grundsatz auch bereits in den Spielen davor zu beobachten. Umaru Bangura ist ansonsten im Spiel im Gegensatz zu einem Andreas Maxsø selten nahe an Gegenspielern dran, lässt diesen viel Freiraum und verlässt sich auf seine Schnelligkeit, um im letzten Moment noch eingreifen zu können. Diese Mentalität konnte er in der Vergangenheit auch bei Eckbällen oft nicht abschütteln. Im Napoli-Heimspiel war er dann mit Gegenspieler Koulibaly richtiggehend überfordert. Zuletzt hingegen bewegte sich Bangura in Bern und gegen Luzern bei Standards wieder näher an den Gegenspielern, konnte die Tore von Fassnacht und Lucas Alves aber trotzdem nicht verhindern, weil er seine Gegenspieler beim Abschluss nicht genügend stören konnte.
Dies hat unter anderem sicherlich auch mit seinen körperlichen Voraussetzungen zu tun. Seine für den FCZ in anderen Situationen sehr nützliche Antrittsschnelligkeit hat der 31-jährige vor allem auch, weil er so schlank ist. Dies wiederum ist dann in Luftduellen eher ein Nachteil. Wenn Alain Nef beziehungsweise Mirlind Kryeziu nicht dabei sind, ist Andreas Maxsø in solchen Situationen die einzige echte Zürcher «Bank» und übernimmt daher jeweils auch den kopfballstärksten Gegenspieler. Die Grössenunterschiede gegen Luzern waren schon deutlich: wenn zum Beispiel Rüegg Ndenge deckt und Winter Demhasaj übernimmt, liegen da jeweils gute 15cm dazwischen. Man kann natürlich nicht alles haben im Leben. Umso wichtiger ist vor diesem Hintergrund aber, dass man die Seiten möglichst gut dicht macht, um gegnerische Standards im hinteren Spielfelddrittel zu verhindern – und dafür braucht es unbedingt effektive Unterstützung aus dem Mittelfeld.
Der FCZ sollte ausserdem in der Lage sein, diese Nachteile in der Luft durch Vorteile am Boden in anderen Situationen mehr als zu kompensieren. Ausserdem ist Grösse in den Luftzweikämpfen nicht alles. Auf der einen Seite wird 1,88m-Mann Assan Ceesay wie früher beispielsweise auch Michi Frey bewusst am nahen Pfosten eingesetzt, weil er im Defensivzweikampf im eigenen Strafraum wohl eher nicht zu gebrauchen ist. Ein Kevin Rüegg auf der anderen Seite zeigt, wie man einen Gegenspieler auch im eigenen Strafraum in Luftduellen trotz Grössennachteilen so stören kann, dass dieser keinen gezielten Abschluss zustande bringt. Von einem Kharabadze, Hekuran Kryeziu oder Kololli hat man das Gefühl, dass sie eigentlich in der Lage sein müssten, dies auch noch besser zu lernen. Der 29-jährige Sertic hingegen wird das richtige Timing in der Luft in seiner Karriere wohl nicht mehr hinkriegen – bei Luftduellen im Mittelfeld vermag er immerhin den Gegenspieler zu stören. Und einen Salim Khelifi im eigenen Strafraum zu postieren macht wohl gar keinen Sinn.
Im Cup-Viertelfinal am Donnerstag gegen den SC Kriens sollte der FCZ in den klassischen Luftduellen aber so oder so bestehen können. Was nicht heisst, dass die Corner der Krienser ungefährlich sind. Sie versuchen es mit Ablenkern Richtung Fünfmeterraum oder anderswie unkonventionell ausgeführten Eckstössen. Die grösste Waffe der Innerschweizer ist aber das schnelle Umschaltspiel mit dem intuitiv spielintelligenten Nico Siegrist und schnellen, zielstrebigen Offensivakteuren wie Dzonlagic, Chihadeh, Sulejmani und neu zusätzlich Sukacev. Nicht zufällig hat Kriens auswärts gegen die Challenge League-Spitzenteams Servette und Lausanne Unentschieden geholt, sowie Aarau sogar geschlagen, und liegt in der Auswärtstabelle der Liga an vierter Position nur drei Punkte hinter dem auswärtsstärksten Team Servette. Der in dieser Winterpause nach Kriens verliehene Omer Dzonlagic hat im letztjährigen Viertelfinal im Letzigrund dem FCZ schon einmal zugesetzt, als er der Zürcher Abwehr enteilte, Brecher seinen Abschluss nur nach vorne abwehren konnte und Simone Rapp in der 77. Minute zur vermeintlich vorentscheidenden Thuner Zweitore-Führung zum 3:1 traf.
FCZ – Luzern 1:1 (1:0)
Tore: 8. Khelifi 1:0; 80. Lucas (Schneuwly) 1:1.
FCZ: Brecher; Rüegg (83. Odey), Bangura, Maxsø, Kharabadze; H. Kryeziu, Sertic (77. Domgjoni); Khelifi, Zumberi (61. Winter), Kololli; Ceesay.
Luzern: Zibung; Schwegler, Lucas, Cirkovic (69. Ndenge), Sidler; Grether (65. Voca), Schulz; Vargas (85. Custodio), Schneuwly, Schürpf; Demhasaj.
Der FCZ steigt mit nur zwei gelernten Verteidigern und dem 17-jährigen Simon Sohm mutig in das Rückspiel in Napoli. Und das Konzept geht grundsätzlich auf, auch wenn es am Ende eine weitere Niederlage mit zwei Toren Unterschied setzt. Napoli hat zwar statistisch deutlich mehr Ballbesitz, dies aber vorwiegend in der eigenen Spielhälfte, wohin die Italiener von den häufig hoch pressenden Zürchern zurückgedrängt werden. Die zahlreich eingesetzten Teenager befruchten das Zürcher Spiel und sorgen für mehr Vertikalität, Spielfreude und Zug zum Tor – so auch die eingewechselten Lavdim Zumberi (Europacup-Début) und Bledian Krasniqi.
Über die rechte Seite fand Aussenverteidiger Adrian Winter immer wieder die richtigen Winkel sowohl im Lauf- wie im Passspiel und sorgte mit guten Flanken für Gefahr, Salim Khelifi seinerseits war viel unterwegs. Auf Links gab sich Benjamin Kololli auf seiner von der Nationalmannschaft her gewohnten Position als Linksverteidiger Mühe und agierte mit ein paar guten Ansätzen besser als auch schon. Unter dem Strich unterliefen ihm aber weiterhin zu viele Fehler, wie in der Szene, als er als deutlich hinterster Mann einen nonchalanten Pass nach vorne schlug und dadurch nicht nur für einen Ballverlust sorgte, sondern wegen seiner Positionierung beim schnellen Napoli-Gegenstoss auch gleich noch das Offside aufhob. Bei Marco Schönbächler waren ebenfalls klare Verbesserungen vor allem zu seinem Einsatz in Bern zu sehen, aber wie er selbst nach dem Spiel im Interview mit Züri Live einräumte, ist er bei weitem noch nicht an dem Leistungspunkt, wohin er wieder zurückwill – so bleibt der „Flügelflitzer“ in den Laufduellen weiterhin meist zweiter Sieger.
Eine seiner bisher besten Leistungen im FCZ-Dress zeigt hingegen Toni Domgjoni, welcher sich gegen den Gegner Napoli offenbar speziell gut mental einzustellen vermochte, war er doch nach dem Hinspiel nun auch in der Retourpartie des Europa League-Sechzehntelfinals der Züri Live-Most Valuable Player. Im Stadionrund sorgten ansonsten (neben dem während gut vier Stunden über dem Stadion kreisenden Helikopter) vor allem die mitgereisten «tantissimi» (O-Ton Sky Italia) Zürcher Fans für die Musik.
Napoli – FCZ 2:0 (1:0)
Tore: 43. Verdi (Ounas) 1:0; 75. Ounas (Mertens) 2:0.
Napoli: Meret; Hysaj, Chiriches (56. Luperto), Koulibaly, Ghoulam; Ounas (77. Milik), Diawara, Zielinski (66. Allan), Verdi; Milik, Insigne.
FCZ: Brecher; Winter, Bangura, M. Kryeziu, Kololli (82. Kharabadze); Khelifi, Sohm, Domgjoni, Schönbächler (65. Krasniqi); Odey (60. Zumberi), Ceesay.
In den letzten Spielzeiten gelang es dem FC Luzern kaum einmal, zwei Saisonhälften zu absolvieren, die von guter und identischer Qualität waren. Entweder spielte man im ersten Teil vorne mit und sackte danach bedrohlich ab – oder man war zum Jahreswechsel in Abstiegsgefahr, rollte das Feld von hinten auf und gehörte in der Rückrunde zu den besten Clubs der Liga.
In der aktuellen Spielzeit erlebte der FC Luzern diese Inkonstanz zuerst von Monat zu Monat, später von Woche zu Woche. Der Saisonstart daheim gegen Aufsteiger Neuchâtel Xamax misslang René Weiler und seiner Mannschaft bereits nach wenigen Minuten. Trotz einer Vielzahl von Tormöglichkeiten war der frühe Rückstand zu viel für das Team. Im zweiten Spiel in Thun nützte eine geschenkte und frühe Führung nichts. Sie war sogar eher die Ursache für einen uninspirierten, minimalistischen und mutlosen Auftritt im Berner Oberland, der mit der zweiten Niederlage endete. Nach sechs Spielen war der Schaden repariert, denn drei Siege änderten das Bild. Im Cup brauchte der FCL viel Glück, um in Genf gegen Servette FC die Verlängerung zu erreichen und später das Penaltyschiessen zu gewinnen. Optimistisch reisten die Innerschweizer nach Zürich in den Letzigrund, wo der Lieblingsgegner der letzten Jahre wartete, der FCZ. Doch der FC Luzern entwickelte sich im letzten Jahr zum Lieblingsgegner von Stephen Odey, welcher für den FCZ das einzige Tor des Spiels erzielte. Weitere zwei Meisterschaftsrunden und Niederlagen später verschlechterte sich die Bilanz der Luzerner in eine ernüchternde Richtung.
Nach einem Viertel der Saison stand der Club mit drei Siegen aus neun Spielen weit unten in der Tabelle. Hinzu kam auch noch das sang- und klanglose Ausscheiden in der Qualifikation zur Gruppenphase der Europa League gegen Olympiakos Piräus mit einem Gesamtresultat von 1:7. Trainer René Weiler kritisierte öffentlich die mangelnde Qualität des Kaders. Es zeigten sich erste Risse in der zuvor mit Euphorie präsentierten Verpflichtung des prominenten Cheftrainers, dessen Zuzug im dritten Anlauf geklappt hatte. Der unerwartete Coup im Stade de Suisse mit einem überzeugenden Auftritt gegen den souveränen Leader und Titelverteidiger BSC Young Boys übertünchte jedoch die aufkommenden Probleme beim FCL und sorgte nach dem 3:2-Auswärtssieg sogar für einen Überschwang. Die Ernüchterung folgte eine Woche später mit der nächsten Heimniederlage gegen den FC Thun. Darauf wechselten sich Freude (vorwiegend auswärts) und Ärger (meistens daheim) fast schon regelmässig ab, mit dem Tiefpunkt in der 13. Runde, einer 2:5-Niederlage gegen den FCZ, der die Luzerner mal für mal auskonterte. Die Vorrunde beendete der FCL mit zwei Siegen. Die Bilanz war durchzogen. Auffällig war, dass aus 18 Spielen nur einmal ein Unentschieden (1:1 gegen den FC Basel) resultierte. Eigenartig war auch, gegen wen der Club wieviele Punkte holte:
6 Punkte: Grasshopper-Club Zürich, FC Lugano, FC St. Gallen
3 Punkte: Neuchâtel Xamax, BSC Young Boys
0 Punkte: FC Sion, FC Thun, FC Zürich
1 Punkt: FC Basel
Allein diese Aufstellung verdeutlichte die Inkonstanz und verbildlichte etwas die latent kompromisslose Art des Cheftrainers.
Drei Spiele innerhalb von acht Tagen in der Rückrunde reichten, um diese Bilanz so auf den Kopf zu stellen, dass der FC Luzern vor einer Woche René Weiler beurlaubte und vor zwei Tagen Thomas Häberli als neuen Hauptverantwortlichen anstellten. Zuerst wurde das Startspiel daheim gegen den FC Sion wegen Unbespielbarkeit des Terrains in der heimischen Arena verschoben. So erfolgte der Auftakt ins neue Jahr bei Neuchâtel Xamax, das eine Woche zuvor in Bern überzeugt hatte und von den Tormöglichkeiten her das Potential zu einem Punktgewinn gehabt hätte. Den Luzernern war das zu wenig Warnung. Sie spielten sehr schlecht und verloren diskussionslos gegen den Aufsteiger und Tabellenletzten und beendeten das Spiel ohne Simon Grether, der in der Schlussphase innerhalb von sechs Minuten zwei gelbe Karten kassierte. „Diskussionslos“ bedeutete aber nur, den verdienten Sieg des Gegners nicht anzuzweifeln. Denn einen Tag nach dem Spiel publizierte die Luzerner Zeitung das, was sie bei der Präsentation von René Weiler ein halbes Jahr zuvor noch nicht hatte in Erfahrung bringen können, weil Sportchef Remo Meyer dazu noch keine Auskunft gegeben hatte: „René Weiler hat eine Ausstiegsklausel – will er den FCL im Sommer verlassen?“
Damit war bereits klar, worum es in den nächsten Tagen gehen könnte. Es folgte beinahe klassisch die Niederlage im nachgetragenen Heimspiel gegen den FC Sion. Diesmal dezimierte Ruben Vargas mit zwei gelben Karten innert 14 Minuten zu Beginn des Spiels seine Mannschaft. Trainer, Spieler und Medien suchten den Grund für die Niederlage bei Schiedsrichter Urs Schnyder. Die erste gelbe Karte sei ein Witz gewesen, ebenso der Penalty zum 1:2. Wenn man aber das Foul von Vargas zur gelbroten Karte in der 19. Minute sieht, könnte man zum Schluss kommen, hier eine Aktion zu sehen, für die auch die direkte rote Karte möglich gewesen wäre. Und hätte Torwart David Zibung vor dem 0:1 durch Sions Aussenverteidiger Bruno Morgado den Ball nach dem Schuss des gleichen Spielers mehr zur Seite als direkt wieder in dessen Füsse abgewehrt, wäre der FCL auch nicht bereits nach zwei Minuten im Rückstand geraten. Auffallend war auch noch, wie heftig Zibung reklamierte, Adryan habe beim Penaltyschuss den Anlauf unterbrochen. Dabei verzögerte der Torschütze den Ablauf lediglich zeitlupenartig. Zibung selber stand aber bereits zwei Meter vor der Torlinie, als der Schütze den Ball trat. Unkorrekt war das Verhalten des Torhüters und keinesfalls des Schützen. Auch wenn der Penalty wohl erfunden war, zeigte das Verhalten von Trainer und Spielern eher das dünne Nervenkostüm der Verantwortlichen und offenbarte ein Torhüterproblem.
Drei Tage und drei Gegentore später war dieses Problem auch für den Laien ganz offensichtlich geworden. Mirko Salvi war dabei gegen den FC Lugano überfordert, genau so wie der beste Stürmer der bisherigen Saison, Blessing Eleke, der nach einer Tätlichkeit mit der gelbroten Karte eher noch belohnt wurde. Ein grosses Problem war in den letzten beiden Spielen auch die mangelnde Verwertung der herausgespielten Grosschancen. Hier sündigten besonders die Leistungsträger der letzten Saison, was dazu führte, dass sich die Luzerner für ihren kämpferischen und spielerischen Aufwand selber schlecht belohnten. Der Totomat brachte somit René Weiler in diesem Moment zu Fall. Das allein kann es aber nicht gewesen sein. Vielmehr stimmte die Chemie zwischen Sportchef und Trainer nicht mehr, was sich teilweise auf die Mannschaft übertrug.
Thomas Häberli hat nun drei Tage Zeit gehabt, seine Mannschaft auf den FCZ einzustellen. Es ist anzunehmen, dass er sich zuerst einmal bei der Wahl des Torhüters genaue Gedanken macht. Dazu muss er auf den gefährlichsten Spieler verzichten, Blessing Eleke, der seine Sperre absitzt. Häberli will mit dem FCL gut verteidigen, schnell umschalten und offensiv spielen. Selten ist es für eine Mannschaft ein Vorteil gewesen, wenn der Gegner mit neuem Trainer und gestärkter Moral antritt. Das ist auch heute im Letzigrund für den FCZ so. Züri Live ist dabei und berichtet, ob der FCL weiterhin ein Lieblingsgegner von Stephen Odey bleibt.
YB geht gegen den FCZ diesmal nicht mit der gewohnten Physis ins Spiel und lässt den Gästen aus der Limmatstadt mehr Raum als üblich. Diese nutzen dies unter anderem mit Neuverpflichtung Grégory Sertic, der mit seiner Ruhe und präzisen Bällen in der ersten halben Stunde immer wieder für Entlastung sorgt. Danach baut der Franzose deutlich ab und verpasst mit wenig erbaulicher Körpersprache die Möglichkeit, den Konter zum 2:0 YB’s noch aufzuhalten oder zumindest zu bremsen. Gleichzeitig kommt YB immer mehr auf, und als der FCZ nach dem Wiederanpfiff ein paar Minuten lang viel zu zögerlich in die Zweikämpfe geht, kommt der YB-Express richtig ins Rollen. Zusammen mit der 1:3-Niederlage in St. Gallen zum Rückrundenauftakt resultiert somit nach 60 Minuten weitgehend fehlenden Dagegenhaltens am Ende mit 4,1 die tiefste Durchschnittsnote der Saison.
Wie im Nachhinein bekannt wurde, spielte Joel Untersee die gesamte Zweite Halbzeit mit gebrochenem Lendenwirbel – eine Fraktur, die er sich ganz offensichtlich vor der Pause zugezogen hatte, als er mit gespreizten Beinen in der Luft eine Berner Flanke zum Corner klärte, in diesem Moment von der «Dampfwalze» N’Samé umgemäht wurde, und auf den Rücken fiel. Trotzdem zeigte Untersee eine ordentliche bis gute Partie und war letztendlich gar der einzige Zürcher Seitenspieler mit einer positiven Züri Live-Bewertung. Obwohl bei YB Kevin Mbabu fehlte, war gerade die linke Zürcher Seite anfällig, auf welcher Marco Schönbächler den gegen einen solchen Gegner häufig noch etwas unbedarft agierenden Levan Kharabadze immer wieder im Stich liess. Der eingewechselte Débutant Lavdim Zumberi (19) spielte auf einer der beiden 8er-Positionen, fand da aber in den letzten 18 Minuten nicht mehr richtig ins Spiel, wie überhaupt die Einwechslungen zum zweiten Mal in dieser Rückrunde wenig fruchteten.
Wenige Tage nachdem Umaru Bangura gegen Napoli mit Koulibaly bei Eckbällen so viel Mühe gehabt hatte, und nur mit Glück in solchen Szenen um ein Gegentor herumgekommen war, liess der Zentrale Abwehrspieler seinen Gegenspieler Christian Fassnacht kurz nach der Pause auf einen Corner von Thorsten Schick das 1:0 köpfen. Nur mit Andreas Maxsø alleine wird es für den FCZ bei solchen Standards eng, wenn der Gegner mehr als einen wirklich guten Offensivmann in der oberen Etage hat, wie das bei YB selbst ohne Hoarau der Fall ist. Assan Ceesay kann am nahen Pfosten hilfreich sein, ist aber für die Manndeckung trotz seiner Grösse wohl nicht wirklich geeignet. Etwas unerklärlich mutet hingegen an, dass Umaru Bangura selbst bei hohen Bällen durch YB-Keeper Von Ballmoos zum Teil ebenfalls an Stelle von Maxsø ins Luftduell mit N’Samé ging.
In der Startformation des FCZ standen mit Yanick Brecher, Toni Domgjoni und Antonio Marchesano drei Akteure, welche vor einem halben Jahr bei der 0:4-Niederlage gleichenorts aufgelaufen waren (bei YB: sieben). Es scheint, als ob wenig personelle Veränderungen zu mehr Erfolg führen. Oder ist es umgekehrt? Erfolg führt zu wenig personellen Veränderungen? Letztendlich ist es wohl so richtig: ist man auf einem guten Weg, bergen zu grosse personelle Veränderungen die Gefahr, von diesem Weg abzukommen – zu wenige allerdings auch (fehlende Konkurrenz). Hat man hingegen gemessen an den eigenen Ansprüchen noch zu wenig Erfolg, tendiert man stärker dazu, alles in Frage zu stellen – unter anderem auch das Personal.
Leider werden die irregulären Treffer von YB im Wankdorf langsam zur Gewohnheit. Zum dritten Mal in den letzten vier Duellen profitierten die Berner bei einem wichtigen Tor gegen den FCZ von einem nicht gepfiffenen Foulspiel – nach Mbabu gegen Rüegg und Hoarau gegen Winter war es diesmal ein Foul Von Bergens am eigenen Strafraum gegen den sich in ausgezeichneter Passposition befindlichen Khelifi, was nicht nur eine gute Zürcher Ausgleichschance verhinderte, sondern gleich auch noch das 2:0 durch Nicolas Moumi Ngamaleu ermöglichte.
YB – FCZ 2:0 (0:0)
Tore: 48. Fassnacht (Schick) 1:0, 59. Moumi (N’Samé) 2:0.
YB: Von Ballmoos; Schick, Wüthrich, Von Bergen, Benito; Fassnacht (79. Gaudino), Sow, Lauper, Moumi (89. Mambimbi); Assalé (75. Garcia), N’Samé.
FCZ: Brecher; Untersee, Bangura, Maxsø, Kharabadze; Sertic, Domgjoni; Khelifi (72. Odey), Marchesano (75. Winter), Schönbächler (72. Zumberi); Ceesay.
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