Elan schlägt Erfahrung / Analyse & Highlights FCZ – Ludogorets 1:0

Der FCZ fügt dank dem 1:0-Siegtreffer von Captain Victor Palsson in der Schlussphase der zweiten Europa League-Partie Ludogorets Razgrad nach sechs ungeschlagenen Partien deren erste Auswärtsniederlage in der Europa League-Gruppenphase zu – und baut gleichzeitig die eigene Ungeschlagenheits-Serie von mittlerweile neun Europacupheimspielen aus. Wiederum zeigte das Letzigrund-Team eine solidarische Leistung, auch wenn die Intensität nicht ganz an diejenige beim Auswärtsspiel in Zypern gegen Larnaka heranreichte und kein FCZ-ler eine herausragende Leistung zeigte. Dass es trotzdem zum 1:0-Heimsieg reichte, lag unter anderem auch am Gegner, dem vor allem in der Zweiten Halbzeit neben provozierten auch viele «unforced Errors» unterliefen.

Aus FCZ-Sicht gab es Parallelen zum Heimspiel (0:0) gegen Xamax vor vier Tagen, aber auch einige Unterschiede. Zu den Ähnlichkeiten gehörte, dass man in der Defensiven Phase fast nichts zuliess und dass der Gegner in der Innenverteidigung und auf der Torhüterposition Schwachpunkte hatte, die man (lange Zeit) nicht auszunutzen vermochte. Zu den Unterschieden gehörte vor allem die Anzahl der selbst herausgespielten Torchancen, die gegen Xamax im bisherigen Saisonvergleich sehr hoch und gegen Ludogorets sehr tief war. Somit konnte man mit der ominösen «Effizienz» im Abschluss nun wieder zufrieden sein, nachdem diese am Sonntag noch als Hauptursache für zwei verlorene Punkte hatte herhalten müssen.Eine Mannschaft ist so gut wie ihr schwächstes Glied. Und gegen Ludogorets war kein einziger der eingesetzten Spieler ungenügend – was selten vorkommt. Es war auf der anderen Seite auch keiner überragend. Die Wahl zum MVP geht im Vergleich mit Umaru Bangura knapp an Benjamin Kololli, der an praktisch allen gefährlichen Offensivaktionen beteiligt war. Für beide war es wohl die beste oder zumindest eine der besten Leistungen der bisherigen Saison, auch wenn der Abend sowohl für den Innenverteidiger wie auch den linken Aussenspieler nicht ohne Patzer verlief. Auch die eingewechselten Rodriguez und Ceesay waren wichtig, damit es am Ende noch zum Dreier reichte.Toni Domgjoni provozierte mit seinem Nachsetzen an der Mittellinie Innenverteidiger Cosmin Moti zu einem verunglückten Rückpass Richtung Torhüter Renan, aus welchem der entscheidende Corner von Kololli und Rodriguez resultierte. Der 33-jährige Moti (ausgesprochen: «Mozzi») steht sinnbildlich für die an diesem Abend gegen die jugendliche Frische und dem Willen der vielen Europacup-Newcomer im Team des FCZ sich nicht durchsetzende Routine der Gäste aus dem Balkan. Vor mehr als 10 Jahren sass er bereits im damals neuen Letzigrund an der EM 2008 im Rumänien-Dress gegen Frankreich (0:0) und Italien (1:1) auf der Ersatzbank und konnte seither unter anderem 90 Europacupspiele für Dinamo Bukarest und Ludogorets Razgrad bestreiten. Davon war am Donnerstagabend letztendlich nicht viel zu sehen.

FCZ – Ludogorets 1:0 (0:0)

Tor: 84. Palsson (Kololli) 1:0.

FCZ: Brecher; Nef, Bangura, Maxsø; Rüegg, Palsson, H. Kryeziu, Kololli; Domgjoni; Odey (81. Ceesay), Schönbächler (70. Rodriguez).

Ludogorets: Renan; Cicinho, Moti, Nedyalkov, Nathanael; Marcelinho (79. Mahiangu), Dyakov (70. Goralski), Campanharo; Lukoki, Brandao (70. Swierczok), Wanderson.

 

Ceesays beherzter Auftritt beim vierten Sieg in Folge: Sion – FCZ 1:2 Analyse und Highlights

Im Tourbillon hatte der FCZ in der Meisterschaft seit April 2015 nicht mehr gewinnen können. Nun realisierte das Magnin-Team im vierten Wettbewerbsspiel in 12 Tagen, drei Wettbewerben und zwei Ländern den vierten Sieg in Folge. Die beiden Stadtberner Mannschaften YB und Breitenrain sind die einzigen, die bisher in dieser Saison mehr als ein Tor gegen den Stadtclub erzielen konnten. Der FCZ ist noch weit davon entfernt, ein Spitzenteam der Super League zu sein – dafür gibt es aktuell noch zu viele mannschaftliche und vor allem individuelle Schwachstellen. Aber die Serie zuletzt mit knappen, aber verdient erkämpften Siegen auswärts in der Europa League und in Sion, sowie im Letzigrund gegen Luzern, ist aussergewöhnlich. Etwas ähnliches hat der FC Zürich schon länger nicht mehr zustandegebracht.

Und am Donnerstagabend kontrollierte der FCZ in der 1. Halbzeit das Spiel wie selten in den letzten Jahren im Tourbillon. Speziell in dieser Phase zeigte Flügelspieler Salim Khelifi seine weiter aufsteigende Tendenz und die Mannschaft als Ganzes lag zur Pause verdient mit 1:0 in Front. Dass in der Zweiten Halbzeit die Walliser zu Hause aufdrehen würden, versteht sich fast von selbst. Der 1:1-Ausgleich durch den unberechenbaren jungen Brasilianer Itaitinga war in der Entstehung aus FCZ-Sicht «unnötig» – aber trotzdem verdient. Die Einwechslung von Assan Ceesay gab den Gästen aus der Limmatstadt dann nochmal einen Schub. Der Kurzauftritt des Gambiers war sensationell – mit seinen herzhaften Sprints an der Grenze des physisch Möglichen sorgte er für viel Entlastung und trug wesentlich dazu bei, dass anstatt der vom ein oder anderen Kommentator erwarteten Walliser Schlussoffensive der FCZ am Ende nochmal am Drücker war und durch Ceesay nach magistraler Vorarbeit von Rüegg, Marchesano und Kololli noch zum Siegtreffer kam.

Leider musste Ceesay nach einem weiteren beherzten Sprint aus der Abwehr heraus angeschlagen ausgewechselt werden. Ludo Magnin sagte danach im Interview auf «RTS», dass der Gambische Stürmer im kommenden Meisterschaftsspiel gegen Xamax eigentlich erstmals für die Startformation vorgesehen gewesen wäre. Davor hatte Ref Jaccottet richtigerweise nicht auf Penalty entschieden, als der viel Gefahr ausstrahlende Adryan im Zürcher Strafraum bei Kevin Rüegg auflief. Noch kein Tor hat der FCZ in dieser Saison in der Meisterschaft nach Eckbällen erzielt. Nef traf gegen Breitenrain im Cup, Maxsö oder davor Mirlind Kryeziu waren mit Kopfbällen in dieser Saison mehrmals nahe dran – in Sion gab es im Ganzen nur drei Corner – alle von Benjamin Kololli ausgeführt, genauso wie die drei Freistösse in Strafraumnähe.

Hekuran Kryeziu hat im Wallis wieder einen seiner schlechten Tage eingezogen. Der Mittelfeldspieler ermöglichte durch zu zögerliches Eingreifen, nonchalante Spielweise oder zu langsames Zurücklaufen mehrere gute Walliser Aktionen. In einem weiteren dieser unkonzentrierten Momente spielte er einen Ball im hohen Bogen 20 Meter rückwärts in den eigenen Strafraum, woraus ein Corner entstand – und auch am Gegentreffer Itaitingas war «Heki» zusammen mit Umaru Bangura im negativen Sinne mitbeteiligt. Er müsste in der Szene statt sich aus der Verantwortung zu nehmen entweder Itaitinga unter Druck setzen oder mit Kasami in den Strafraum mitgehen, so dass sich Bangura voll auf Itaitinga konzentrieren kann. Zwei ausgezeichnete Offensivszenen Kryezius mögen das Gesamtbild aufgrund der deutlich ungenügenden Defensivleistung nur leicht zu korrigieren.

Sion – FCZ 1:2 (0:1)

Tore: 38. Khelifi (Pa Modou) 0:1; 79. Itaitinga (Kasami)  1:1, 90.+1 Ceesay (Kololli) 1:2.

Sion: Fickentscher; Maceiras, Neitzke, Ndoye, Lenjani; Mveng (57. Adryan), Kouassi, Toma; Grgic (75. Itaitinga); Djitté, Daoudou (64. Kasami).

FCZ: Brecher; Rüegg, Bangura, Maxsø, Pa Modou; Palsson, H. Kryeziu; Khelifi, Domgjoni (83. Marchesano), Kololli; Odey (70. Ceesay, 90.+4 Nef).

Interviews und Geschichten des Europa League-Auftaktsieges nach Mitternacht in Nikosia

Da ist es wieder, das Cupgesicht des FC Zürich. Der Europacup-Auftakt ist mit dem 1:0-Auswärtssieg gegen AEK Larnaca rundum geglückt. Zum ersten Mal kann der FCZ in einer Europa League-Gruppenphase ein Auswärtsspiel gewinnen! Und AEK Larnaca mit seiner Wahnsinns-Europacupheimserie (sieben Spiele, 20:0 Tore!) kommt dank der solidarischen Leistung der Limmatstädter praktisch nie dazu, seine gefürchteten Bälle hinter die gegnerische Abwehr spielen zu können. Die Gesamtleistung des Magnin-Teams erinnerte an die starken Auftritte in den entscheidenden Spielen des nationalen Cupwettbewerbes. Das sah auch der Zürcher Trainer nach der Partie so: „Wir schaffen es, uns in grossen Momenten zu steigern. Der nächste Schritt ist nun, dass wir lernen müssen, im „Alltag“ solche Leistungen auf den Platz zu kriegen, Routine zu gewinnen.“

Hekuran Kryeziu zeigte sein bisher bestes Spiel im FCZ-Dress und Captain Victor Palsson präsentierte sich annähernd in Cupfinal-Form. Bei Stephen Odey sind von Spiel zu Spiel Fortschritte zu erkennen und Assan Ceesay feierte ein gelungenes Début, auch wenn Trainer Ludo Magnin im Interview mit Züri Live noch „viel Arbeit“ für diesen vor sich sieht. Arbeit, die im Falle von Odey langsam aber sicher Früchte trägt.

Ceesays Landsmann Pa Modou ist hingegen seit dem Lugano-Spiel kurz vor der Nati-Pause von einem Moment auf den anderen in ein Leistungsloch gefallen – die Gelb-Rote Karte nach Zeitspiel und Foul passt da ins Bild. Dem immer wieder angeschlagenen Umaru Bangura unterliefen zudem in der Starthalbstunde fast im Fünfminutentakt grobe Fehlzuspiele. Das wirkliche Sorgenkind ist aber Izer Aliu. Vom Fuss bis weit über das Rechte Knie dick einbandagiert, bewegt der 18-jährige sich nach dem Spiel als einziger Zürcher mit einer nachdenklich-bitteren Miene an Krücken Richtung Mannschaftsbus. Bei seinen Comebacks in Lugano und bei Breitenrain hatte er bereits wieder gute Ansätze gezeigt. Die Art der im Abschlusstraining in Nikosia zugezogenen Verletzung wird nach der Rückkehr in Schweiz (die Mannschaft fliegt um die Mittagszeit) genau analysiert werden, aber es könnte sich um eine Knieverletzung mit längerer Ausfalldauer handeln. Neben der Leistung des FCZ, der Larnaca als erstes europäisches Team diese Saison zähmen und zurückbinden konnte, war Benjamin Kolollis Jubel vor der Südkurve nach seinem von Antonio Marchesano herausgeholten Handspenalty das Thema des Abends. Der Waadtländer hatte Routinier Toño im Larnaca-Tor in die falsche Ecke geschickt, dann die erste Bande übersprungen, dann die zweite …und…oh Schock!….dahinter war ein tiefes Loch. Glücklicherweise konnte der Flügelspieler, der in der Schlussphase für Pa Modou weiter nach hinten rückte, von den Teamkollegen unverletzt wieder hochgezogen werden.

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