So viele Offensivaktionen wie selten – aber kein Ertrag / FCZ – FCW Analyse mit Randnotiz: Schon wieder Wolfensberger – kein Penalty nach Handspiel Diabys im Strafraum

FCW DRITTBESTE SUPER LEAGUE-MANNSCHAFT 2024 / KANTONSDERBY VORSCHAU (Züri Live)

Im fünften Spiel hintereinander mit den besseren Expected Goals-Werten als der Gegner kann der FC Zürich zum vierten Mal nicht gewinnen. Die Effizienz im Abschluss fehlt auch diesmal wieder – allerdings auch weil die Gäste aus der Eulachstadt mit ihren einsatzfreudigen Verteidigern sehr viele FCZ-Abschlüsse blocken können. So wurden bis zur 21. Minute die ersten sechs FCZ-Abschlüsse in Folge allesamt von einem der vier FCW-Abwehrspieler oder Basil Stillhart geblockt. Um die gefährlichen schnellen Winterthurer Gegenstösse zu verhindern, trägt der FC Zürich auch im Angriffsdrittel dem Ball Sorge und spielt kontrolliert, was bei den massierten Winterthurer Abwehrreihen dann aber kaum mal zu einer freien Schussbahn führt. In der 68. Minute hätte so ein Block mit dem den Körper verbreiternden Unterarm / Ellbogen Diabys im Strafraum allerdings zu einem Handspenalty für den FC Zürich führen müssen. Der Tages-Anzeiger meinte nach dem Spiel:

Oft versuchen es die Stadtzürcher durchs Zentrum, fast mit dem Kopf durch die Wand, und bleiben in den Winterthurer Abwehrreihen stecken.

Loris Brasser, Tages-Anzeiger

Dass der FCZ zu überdurchschnittlich vielen astreinen Flanken (elf, davon je fünf durch Boranijasevic und Dante) kam, deutet hingegen eher darauf hin, dass man es eben doch auch häufig über die Seiten versucht hat. SRF Live-Kommentator Sascha Ruefer gerierte sich voraussehbar wie gefühlt bei jedem von ihm kommentierten FCZ-Match als Miesepeter:

Eigentlich ist das ein ganz mieses Fussballspiel.

Sascha Ruefer, SRF

Dabei hatte der FC Zürich die zweitmeisten Offensivaktionen der Saison und überdurchschnittlich viele Abschlüsse (19). In den ersten zehn Minuten war vor allem der FCW mit Umschaltsituationen gefährlich. Dann kam der FC Zürich übers Gegenpressing besser in die Partie und spielte mehr und mehr seine aktuell grösste Offensivwaffe, die Standards von Okita, Dante und Co., aus. In den ersten sechs Minuten nach der Pause musste Winterthur-Keeper Keller gegen Mathew, Okita und Kryeziu drei Mal sein Können zeigen. Dann kam der FCW in der heissesten Phase der Partie innert drei Minuten zu ebenso vielen Topchancen. Winterthur-Rechtsverteidiger Silvan Sidler, den Dante und Okita bis zu diesem Zeitpunkt nicht in den Griff kriegten, war in allen drei Szenen der Ausgangspunkt. Ab der 55. Minute bis zum Ende der Partie kam dann aber nur noch der FCZ zu Torchancen und war somit nach der Umstellung auf ein 3-4-1-2 in der Schlussphase näher am nicht unverdienten gewesenen Siegtreffer dran.

Eigene Taktik und gegnerischer Kampfgeist: Okita und Marchesano kommen kaum in geeignete Abschlusspositionen

Der Respekt des FCZ gegenüber dem FC Winterthur drückte sich auch dadurch aus, dass man taktisch eine kreative Lösung austüftelte. Der laufstarke Nikola Boranijasevic trat auf der rechten Seite in einer Doppelrolle auf. Mit Ball agierte der Serbe im 4-3-3 als Rechter Flügel des Dreimannsturmes. Wie schon gegen Stade Lausanne-Ouchy dominierte der FC Zürich in diesem System das Mittelfeld und vermochte den Gegner an den Strafraum zurückzudrängen. Die besten FCZ Saisontorschützen Okita und Marchesano (Offensiv-Note: 1!) kamen aber kaum mal in ihre präferierten Abschlusspositionen. Griff hingegen der FC Winterthur an, dann liess sich Bpranijasevic weit zurückfallen und bildete mit den vier Verteidigern eine Fünferabwehr. Mit der verstärkten Breite der Abwehrkette wollte man das ausgeprägte Flügelspiel der Gäste besser neutralisieren.

Highlights – Keller und Brecher mit Riesenparaden

Personalien – Boranijasevic mit hybrider Rolle

  • Antonio Marchesano: Beginnt als Mittelstürmer, rückt mit der Afriyie-Einwechslung dann auf die 8-er Position zurück. Vor nicht allzu langer Zeit wäre in so einer Situation noch Afriyie auf die 8-er Position reingekommen.
  • Ifeanyi Mathew: In Basel noch erstmals in dieser Saison MVP, nun als Einziger mit einem ungenügenden Start in die Partie – insgesamt eine knapp genügende Note 5.
  • Mirlind Kryeziu: Erstmals MVP und Maximalnote 10 in dieser Saison, nachdem er in Basel bereits bester FCZ-Spieler der 1. Halbzeit gewesen war. Auf FCZ-Seite offensiv der spielbestimmende Mann mit einem Saisonrekord bei den Offensivpunkten. Kriegt lange Zeit in der 1. Halbzeit defensiv fast nichts zu tun.
  • Amadou Dante: Erstmals eine gute Partie im FCZ-Dress. Offensiv sogar mit Note 10.
  • Daniel Afriyie: Kommt neu als Mittelstürmer rein, nach der Systemumstellung der Schlussphase vom 4-3-3 auf ein 3-4-1-2 dann auf der 10-er Position.
  • Jonathan Okita: Hat wie häufig mit seinen Qualitäten mehrere gute Aktionen, gleichzeitig aber auch schlechte Ballmitnahmen bei Umschaltsituationen, stellt sich ungenügend zwischen Mann und Ball, passives Verhalten bei hohen Bällen, unterbindet gute Spielzüge der eigenen Mannschaft und verliert den Ball.
  • Nikola Boranijasevic: Zusammen mit Mathew am meisten Torchancenbeteiligungen in der 1. Halbzeit – trotz etwas Anlaufschwierigkeiten auf einer neuen Position rechts im Dreimannsturm in der Offensiven Phase. Ural 7 Romano nutzten die Laufstärke des Serben und setzten den Serben als Hybridspieler ein, der in der Defensiven Phase in der eigenen Platzhälfte die Viererabwehr zur Fünferkette verstärkte.
  • Yanick Brecher: Wie schon im Cup-Duell war Winterthur nur während einer kurzen Phase im dritten Spielviertel etwas torgefährlich. Brecher war daher in den ersten 50 Minuten defensiv beschäftigungslos und im letzten Spielviertel überhaupt nicht mehr am Spiel beteiligt. In seinen wenigen Aktionen agierte er souverän.
  • Cheick Condé: Wie gegen Stade Lausanne-Ouchy von Beginn weg stark am Aufbauspiel beteiligt und im ersten Spielviertel bester Mann beim FCZ.

Randnotiz – Schon wieder Wolfensberger: kein Penalty nach Handspiel Diabys im Strafraum

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