Dzemaili dirigiert den FC Zürich in die Niederlage: Vaduz – FCZ 3:2 in der Züri Live-Analyse

Spiel, Gegner und Taktik

Im Gegensatz zu YB und Lugano passt der FCZ seine taktische Formation auch diesmal nicht an den FC Vaduz an, aber der Respekt gegenüber dem schnellen Umschaltspiel der Liechtensteiner ist trotzdem zu spüren. Die Zürcher stehen nur leicht höher als der Gegner, und sind lange Zeit darauf bedacht, möglichst keine gefährlichen Räume hinter der Abwehr entstehen zu lassen. Mit den sehr guten Seitenwechseln der Liechtensteiner hat speziell Adi Winter etwas Probleme. Trotzdem kontrolliert der FCZ die Partie ohne zu glänzen und liegt durchaus verdient in Führung – bis zur Penaltyszene in der 53. Minute, die zum 1:1-Ausgleich führt. Bis zu diesem Zeitpunkt gewinnt das Rizzo-Team (in der Ersten Halbzeit Wind-unterstützt) auch klar die Mehrheit der Zweikämpfe. Am Ende der Partie steht mit 4,4 ein neuer Saisontiefstwert bei der Züri Live-Durchschnittsnote der Mannschaft.

Entscheidende Szenen

53. Minute: Blerim Dzemailis fatale Anweisung beim Vaduzer Ausgleich

Bis zur 53. Minute hat der FCZ die Partie im Rheinpark im Griff, steht gut und führt mit 1:0. Die Vaduzer spielen den Ball im Aufbau zwischen den drei Innenverteidigern hin und her, ohne eine Schwachstelle im Zürcher Abwehrverbund zu entdecken. Bis Blerim Dzemaili auf die Idee kommt, die Flügelspieler Tosin und Schönbächler lautstark anzuweisen, höher zu stehen. Von Blue-TV Kommentator Michael Fritschi wird er sofort für dieses oberflächliche Zeichen von Leaderqualitäten gelobt. Die FCZ-Flügel rücken dann auch tatsächlich an die Mittellinie auf. Aber mit fatalen Folgen: Yannick Schmid entdeckt sofort die Gelegenheit und spielt einen Diagonalball nach links vorne, wo wegen des aufgerückten Tosin Adi Winter nun in Unterzahl ist. Lüchinger und Obexer spielen sich ohne Gegenwehr an die Grundlinie und in der Mitte begeht Omeragic in der Hektik das Foul zum 1:1-Penalty Milan Gajics. Dieser bringt Vaduz ins Spiel und den FCZ auf die Verliererstrasse. Die Anweisung Dzemailis war nicht nur kontraproduktiv, sondern es ist auch schwer, einen Sinn dahinter zu erkennen. Einfach nur aufrücken ohne den Gegner gezielt zu pressen, ist „Selbstmord“.

Winter gerät gegen Lüchinger und Obexer in Unterzahl. Der aufgrund der Dzemaili-Anweisung zu weit aufgerückte Tosin rennt wieder zurück, kommt aber zu spät.

64. Minute: Dzemaili lamentiert – Gegenspieler Joël Schmied erzielt den Vaduzer Führungstreffer

Bei einem Gajic-Freistoss klammern sich Joël Schmied und Blerim Dzemaili knapp ausserhalb des Strafraumes gegenseitig am Arm und fallen um, während gleichzeitig Nathan den Ball ein erstes Mal aus dem Strafraum heraus klärt. Dzemaili lamentiert am Boden sitzend lautstark in Richtung Schiedsrichter Fähndrich, welcher ausgezeichnete Sicht auf die Szene hatte und weiterlaufen liess. Hekuran Kryeziu und vor allem Becir Omeragic lassen sich vom lamentierenden Dzemaili ablenken, bremsen, schauen zurück, und kommen etwas spät auf ihre Positionen am Fünfmeterraum, als die zweite Flanke in den Strafraum kommt. Schmied und Dzemaili stehen auf, wobei Letzterer dem Vaduzer Verteidiger nur halbherzig folgt, so dass dieser in der Lücke zwischen den „Päärchen“ Hekuran Kryeziu / Manuel Sutter sowie Becir Omeragic / Yannick Schmid völlig frei zum 2:1 einköpfen kann.

78. Minute: Geleitschutz beim Game Winning Goal von Matteo Di Giusto

Blerim Dzemaili verliert zuerst bei der Auslösung des Vaduzer Konters das Luftduell mit Coulibaly im Mittelfeld und bietet danach dem Torschützen Matteo Di Giusto weitgehend “Geleitschutz“.

Der ehemalige FCZ-Junior Matteo Di Giusto auf dem Weg zu seinem ersten Super League-Tor interessiert aus der Ersten Reihe beobachtet von einer FCZ-Legende.

Personalien

Becir Omeragic (3) – Sein hohes Standing im Ranking der besten Fussballtalente der „Equipe“ scheint ihm nicht bekommen zu sein. Wird von Spiel zu Spiel nachlässiger.

Fidan Aliti (6) – Sein herrliches erstes Super League-Tor hätte es verdient gehabt, mehr als nur ein Anschlusstreffer zu sein. Insgesamt nicht mehr ganz so überzeugend wie in den letzten Partien.

Blerim Dzemaili (1) – Zum zweiten Mal hintereinander mit der Tiefstnote „1“. An allen drei Gegentoren wesentlich mitschuldig. Seine Anweisungen und Äusserungen auf dem Platz waren in Vaduz geradezu kontraproduktiv und führten dazu, dass sein Team die Ordnung und Konzentration verlor. Die durchaus auch diesmal wieder vorhandenen einzelnen guten Offensivaktionen vermochten Dzemailis negative Einflüsse aufs Zürcher Spiel mit zahlreichen Fehlpässen, Ballverlusten und negativer Körpersprache bei weitem nicht aufzuwiegen.

Assan Ceesay (3) – Gegen einen tief stehenden Gegner wie Vaduz Assan Ceesay in der Sturmspitze zu bringen, macht wenig Sinn. Der Gambier verliert so zu viele Bälle und kann seine Schnelligkeit nicht ausnutzen.

Blaz Kramer (1) – Wie schon im „Hinspiel“ gegen Vaduz mutiert Kramer aus Sicht des FCZ zum „Torverhinderer“. Damals hatte er mit einem Stürmerfoul gegen Yanick Schmid den 1:1-Ausgleich Adrian Winters kurz vor Schluss zunichte gemacht. Diesmal verhinderte er direkt nach seiner Einwechslung in der 73. Minute erneut den praktisch sicheren 2:2-Ausgleich durch Nathan nach einem Dzemaili-Freistoss, weil er in der Flugbahn von Nathans Kopfball stand. Der Ball wäre in die rechte Torecke geflogen und Vaduz-Keeper Büchel hätte wohl kaum noch eingreifen können. Und auch diesmal fiel der Slowene vor allem mit unnötigen Stürmerfouls auf. Beispielsweise verhinderte er so am Ende der Nachspielzeit nochmal einen letzten Spielzug des FCZ Richtung gegnerisches Tor. Positiv ist Kramers Entwicklung in den letzten Partien als Manndecker bei gegnerischen Eckbällen.

Fabian Rohner (10) – Dritter Top-Einsatz als Joker. Und da kein Spieler aus der Startformation richtig überzeugen konnte, wird er genau wie beim Heimspiel gegen Vaduz wieder MVP. Damals hatte er mit seinem Rush aus dem Mittelfeld das vermeintliche 2:2 von Adi Winter eingeleitet. Diesmal mit seiner Flanke den 2:3-Anschlusstreffer. Ausserdem verhinderte er in der Rückwärtsbewegung mehrmals die Vorentscheidung zum 2:4, speziell in der 89. Minute, als er mit seinem Einsatz gegen Rahimi an der Fünfmetergrenze den so gut wie sicheren Gegentreffer verhinderte.

Telegramm

Vaduz – FC Zürich 3:2 (0:1)
Tore: 43. Marchesano (Ceesay) 0:1; 54. Gajic (Foulpenalty, G. Lüchinger) 1:1, 64. Schmied (Gasser) 2:1, 78. M. Di Giusto (M. Coulibaly) 3:1, 83. Aliti (Kramer) 3:2.
Vaduz – B. Büchel; Schmied, Y. Schmid, Simani; Dorn, Gasser (73. Prokopic), G. Obexer; Gajic, G. Lüchinger (88. Rahimi); Cicek (76. M. Di Giusto); M. Sutter (76. M. Coulibaly).
FCZ – Brecher; Winter (78. Rohner), Omeragic, Nathan, Aliti; H. Kryeziu, Dzemaili (78. Doumbia); Tosin (73. Kramer), Marchesano (78. Domgjoni), Schönbächler (58. Gnonto); Ceesay.

(Standbilder: Blue)

Maxsö debütiert, Lassana trifft, Schönbi auf gutem Weg / Vaduz – FCZ 2:1

Gemäss dbfcz.ch war es das 28. Spiel der Geschichte gegen den FC Vaduz und es resultierte am Ende die dritte Niederlage – alle drei in Testpartien. Für die Liechtensteiner fungierte das Duell als letzter Test vor dem Europacup-Heimspiel von nächster Woche zu Hause gegen Davide Marianis Levski Sofia. Die «Residenzler» setzen auf die neue Saison hin wieder deutlich stärker auf Spieler aus Liechtenstein und der Rheintalregion. Aus dem eigenen Nachwuchs wird der talentierte Ferhat Saglam hochgezogen, die Liechtensteiner Sandro Wieser, Aron Sele und Benjamin Büchel dazu geholt, dazu kommen Schweizer Spieler aus der Region wie neu Gabriel Lüchinger. Jodel Dossou und Christopher Drazan wurden aus dem 35 km entfernten Lustenau geholt. Schon letzte Saison dabei war der Sarganserländer Stürmer Boris Babic (20), der gegen den FCZ nicht nur wegen der Beteiligung an beiden Toren einen sehr guten Eindruck hinterliess und bei Bestätigung seiner Fortschritte in der anstehenden Challenge League-Saison eine gute Rolle spielen könnte.

Der Vergleich zwischen dem FCZ und dem Team von Trainer Roland Vrabec hätte eigentlich ursprünglich in Oberstaufen auf dem Platz ausgetragen werden sollen, auf welchem der FCZ sein traditionelles Sommertrainingslager absolviert – praktisch «auf der anderen Strassenseite» des von Karl-Heinz Riedle geführten Hotels Evviva. Der Deutsche Fussballbund hatte aber etwas dagegen – «Air Riedle» hin oder her. Zwei fremdländische Teams wollen auf Deutschem Grund und Boden ein Testspiel austragen? Und dann auch noch eines aus einem Land, welches an der WM weitergekommen ist, als Deutschland? Kommt nicht in Frage! Um so mehr, als dass es sich bei diesem Testkick ja wohlbekanntermassen um ein Hochrisikospiel handelt. Man hat nämlich recherchiert und herausgefunden, dass es bei der Begegnung Vaduz – FCZ in der Vergangenheit schon einmal zum Abbrennen einer Pyrofackel gekommen ist!

So wurde die Partie also relativ kurzfristig in den Vaduzer Rheinpark verschoben – und Trainer Ludo Magnin entschied sich, einen Teil des Teams in der Beschaulichkeit des Allgäus zurückzulassen. Neben Torhüter Andris Vanins, der zu seinem ersten Testspieleinsatz des Sommers kam, durften daher die Feldspieler Palsson, Guenouche, Haile-Selassie und Dwamena ihre Ausdauer mit einem 90 Minuten-Einsatz testen. Neuverpflichtung Andreas Maxsö kam zu seinem ersten Einsatz im dunkelblauen FCZ-Auswärtsdress – das neue Heimdress blieb noch im Materialschrank. Der grossgewachsene Däne präsentierte sich so, wie man es erwarten konnte – er spielte den ein oder anderen guten Ball nach vorne, aber auch sein Schwachpunkt, Antritt und Beweglichkeit im Eins-gegen-eins, war gegen Vaduz ersichtlich. Auf der linken Seite durfte Hakim Guenouche erstmals von Beginn weg ran. Auch bei ihm keine Überraschungen – der Franzose bringt in der Offensive eine gerade für einen Linksverteidiger aussergewöhnlich gute Ballführung und Tempo mit Ball mit. Gleichzeitig war er im ein oder anderen Zweikampf unterlegen und sah beim 2:0 durch Ex FCZ-ler Milan Gajic trotz seinen 18 Jahren relativ «alt» aus, weil er es nicht mal im Ansatz schaffte, den Abschluss des gegnerischen Mittelfeldspielers von der Strafraumgrenze zu verhindern.

Wie schon gegen St. Gallen war die aufkommende Spielfreude und offensive Variabilität ein positives Feature im FCZ-Spiel. Zudem wollen sich die Jungen zeigen und aufdrängen, allen voran der in der 2. Halbzeit eingewechselte Bledian Krasniqi, welcher in der gegnerischen Hälfte mehrere Bälle eroberte und aktiv Lösungen suchte. Testspieler Lassana N’Diayé kam schon zur Pause rein, wirkte in der einen oder anderen Szene noch etwas zurückhaltend, bewies aber sein Potential und kam sogar bereits zu seinem ersten Treffer im FCZ-Dress aus kurzer Distanz. Lassana hatte zur Halbzeit Marco Schönbächler ersetzt, der analog Adi Winter im Cupfinal als laufstarkes Element eines Zweimannsturmes neben einem gelernten Stürmer, in diesem Fall Raphael Dwamena, antrat. Eine durchaus vielversprechende Variante auch für die Zukunft. Die Sprints und der Kampfgeist von «Schönbi» bereiteten Freude. Bei den Standards muss er noch etwas mehr üben. Nach der Einwechslung von Mittelfeldspieler Simon Sohm für Neuzuzug Maxsö übernahm der 17-jährige Neoprofi die Sechserposition im Mittelfeld und hinten wurde auf Viererabwehr umgestellt. Vorne agierte in der Folge Lassana N’Diayé als einzige Spitze im Zentrum, Dwamena kam über rechts und Maren Haile-Selassie über links. Auf dieser Position scheint sich der 19-jährige etwas wohler zu fühlen als im Zentrum und bereitete dementsprechend mit einer unwiderstehlichen Einzelleistung im Duell mit dem Vaduzer Testspieler Sadik Vitija (GC) den Zürcher Anschlusstreffer über die linke Seite vor in einer Schlussphase, in welcher der FCZ nochmal zuzulegen vermochte.

FC Vaduz – FC Zürich 2:1 (1:0)

Tore: 25. G. Lüchinger (Babic) 1:0; 52. Gajic (Babic) 2:0, 83. N’Diayé (Haile-Selassie) 2:1.

Vaduz: Hirzel; Nils Von Niederhäusern (46. Vitija), Wieser, Puljic, Göppel; Muntwiler (76. Sele); Dossou (76. Saglam), Gajic (58. Mathys), G. Lüchinger (58. M. Brunner), Coulibaly (58. Drazan); Babic (58. Tadic).

FCZ: Vanins; Maxsö (64. Sohm), Palsson, M. Kryeziu (46. Sauter); Rohner (46. Rüegg), Domgjoni (46. Aliu), Guenouche; Haile-Selassie, Rexhepi (64. Krasniqi); Schönbächler (46. N’Diayé), Dwamena.